Je mehr sich das Barbarenland der Kultur erschloß, desto mehr empfand man, daß die Herstellung der Schwerter, der Halsspangen, Gewandnadeln, der Arm- und Fingerringe eine handwerksmäßige Ausbildung erforderte. So kam es, daß das Schmiedehandwerk zu einer selbständigen Gewerbetätigkeit, zum Handwerk wurde. Der Schmied war vielleicht der erste, jedenfalls aber der wichtigste Handwerker des deutschen Altertums.
Wie hoch der Germane die Schmiedekunst wertete, geht aus manchen Sagen und Rechtsgebräuchen hervor. Die Schmiede standen in hohem Ansehen; so heißt es von dem Vandalenkönig Eeiserich, daß er einstmals einen kunstreichen Schmied mit dem Grafenrange beehrte. Die Schmiederei galt als eine edle Kunst, als ehrende Beschäftigung nicht nur der Freigeborenen, sondern sogar des Edelings und der Fürsten. Die deutsche Heldensage erzählt, daß Wieland der Schmied ein Königssohn war, und Iung-Siegfried schmiedete selbst sein Schwert.
Wie die Ausgrabungen von Tongeschirren zeigen, ist in den an das Römerreich angrenzenden Gebieten unter römischem Einfluß die Töpferei in größerem Umfange betrieben worden. Ebenso scheint bei den Friesen die Weberei schon vor der karolingischen Zeit handwerksmäßig betrieben worden zu sein. Für die Arbeitsteilung in verschiedene Handwerke war aber vor allem die Ausbildung der Erundherrschaft entscheidend, die sich in der fränkischen Zeit allmählich vollzog.
2. Die Förderung des Handwerks durch die Grund-herrschaften und Klöster.
Die siegreichen deutschen Könige fanden in den eroberten Gebieten herrenloses und öde liegendes Land vor, das größtenteils in den Besitz der Krone überging. Mit diesem Grund und Boden belohnte der König seine Getreuen für geleistete Dienste. So entwickelte sich aus diesem Eefolgs- und Dienstadel ein Stand von Großgrundbesitzern, der an Macht und Wohlhabenheit über den Stand der Gemeinfreien weit emporragte. Gleichzeitig schuf der fromme Eifer der Könige, der Edelinge und reicheren Volksgenossen neben diesen weltlichen Fronhöfen eine große Menge geistlicher Erundherrschaften, durch welche die Kirchen und Klöster einen ungeheuren Landbesitz ansammelten.
Auf diesen großen Gutshöfen machte sich bald eine gewisse Arbeitsteilung nötig. Man lernte einsehen, daß es nützlich sei, den verschiedenen Arbeitern diejenigen Arbeiten zuzuweisen, für die sie besonders geschickt waren. Ein Knecht z. B. zeigte besonderes Geschick und besondere Neigung für Schmiedearbeit. Man entband ihn deshalb von manchen landwirtschaftlichen Diensten, die ihm obgelegen hatten,
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Das Frauenideal jener Zeit war die Nonne. Wenn auch das eheliche Leben nicht als sündhaft galt, so stellte die Ehelosigkeit doch eine höhere Stufe des christlichen Wandels dar. Nicht hoch genug wissen Kirchenlehrer und Prediger den Segen und den himmlischen Lohn zu rühmen, den die Ehelosigkeit bringt. Das der Ehe entsagende Weib wird eine Braut des himmlischen Bräutigams, und die Geschichtsschreiber jener Tage wissen von mancher Frau und Jungfrau zu berichten, die sich schwärmerischer Askese hingab, die in enger, vermauerter Klause mit schwerer Eisenkette um den Leib, in härenem Gewände jahrzehntelang betete, fastete, sich marterte, um in die Schar der Himmelsbräute eingereiht zu werden.
Trotz der hohen Wertschätzung der Ehelosigkeit war in jener Zeit die Kirche bemüht, die Eheschließung mit kirchlichen Formen zu umkleiden und in eine kirchliche Handlung umzuwandeln. In früherer Zeit vollzog die Verlobung und die Trauung der Vormund der Braut. Er konnte seine Schutzbefohlene auch gegen ihren eignen Willen verloben. Später aber setzte sich die Nechtsanschauung durch, daß lediglich die Willenseinigung der Brautleute zur Verlobung notwendig war. An die Stelle des Muntschatzes, den früher der Bräutigam dem Muntwalt aushändigte, trat das Symbol des Ringes. Ein Ringwechsel fand nicht statt, sondern der Bräutigam gab den Ring an die Braut und vollzog damit die Verlobung: „Ist der Finger beringt, ist die Jungfrau bedingt." An die Stelle des eigentlichen Vormunds konnte bei der Trauung ein von den Brautleuten gewählter, ein „gekorener Vogt" treten. Die Kirche beanspruchte die Befugnisse des „gekorenen Vogts" für den Geistlichen und machte dadurch die Trauung zu einer kirchlichen Handlung. Sie brachte die Trauung in Verbindung mit dem Gottesdienst und richtete gegen die durch einen Laien vollzogene Trauung die Strafe des Kirchenbannes. Die Kirche gab der Ehe den Charakter einer von Gott gestifteten heiligen Ordnung und sicherte sich dadurch sowohl für die Eheschließung als auch für die Ehescheidung eine maßgebende Stimme.
4. Rittertum und Frauendienst.
Seit dem 11. Jahrhundert ging in den gesellschaftlichen Zuständen des Abendlandes und namentlich auch in dem Verhältnis zwischen Mann und Weib eine große Veränderung vor sich. Eine Frucht der Kreuzzüge war das Rittertum, und zur Aufgabe des Ritters zählte der F r au e n d i e n st. Der Ritter mußte, wenn er den Ritterschlag erhielt und' zum freien Ritter ernannt wurde, geloben, die Ehre der Frauen weder durch Wort noch Tat zu schmälern, die Frauen selbst zu ehren und Witwen und Waisen zu schützen. Wenn auch recht-
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mythischen Frankenknig Siegfried von Dietrich von Bern, Etzel. Gunther und Hildebrand berichten, haben sich jahrhunderte-lang im deutschen Volke lebendig erhalten; sie bilden dm Stoff fr spter entstandene Heldengesnge, unter denen das Nibelungenlied
das bedeutendste ist.
Die letzten Reste des westrmischen Reiches das ostrmische war in seinem Besitzstande ebenfalls von allen Seiten bedroht gingen durch die Vlkerwanderung zu grnde. Der Erbe der rmischen Provinzen, aber auch der rmischen Kultur, wurde das krftige und hochbegabte Volk der Germanen, das in den kommenden Zeiten das fhrende Volk fein follte.
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fengenb das Land überfiel und die Leute aus ihren Wohnsitzen verdrängte. Dadurch entftanb eine große Bewegung unter den
europäischen Völkern und ein Rücken von einem Wohnsitze mm
andern Das war die Völkerwanberung, welche fast zweihuubert Jahre gebauert und dem großen römischen Weltreiche ein Ende bereitet bat Damals zogen^ Sachsen und Angeln nach England und gaben dem 7-aude seinen »etzigen Rameu. Die Langobarden gingen nach Rord-Itallen In das Gebiet, das noch jetzt nach ihnen Lombardei beifit. und die Burguuden über den Rhein nach Frankreich. Aus der
Vermischung der römischen und germanischen Völker haben sich dann d>c romanischen Völker gebildet, die jetzt als Italiener, Spanier, Portugiesen, Franzosen und Belgier den Süden und Westen Europas bewohnen. Die mehr unter sich gebliebenen Germanen: die Schweizer, deutschen, pftreicher, Hollänber, Dänen, Schweden, Norweger und Englanber bewohnen als germanische Völker die Mitte und den Norb-westen Europas, und die in der Völkerwanberung emgebrmtqenen Slaven haben vornehmlich den Osten unsers Erbteils inne. Viel
Unheil haben die fremben Völker über unser Vaterlanb gebracht. Dte Stabte und alle Kultur der Römer vernichteten sie tvteber: aber auch Segen, der noch heute währt, war in ihrem Gefolge: benn der Roggen, unsere wichtigste Körnerfrucht, wächst erst seit jener rr ^ Albern, und das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit
aller Volker deutschen Stammes ist erst durch die gemeinsame Not nt größerer Stärke erwacht. 3
3. Unter den Kriegern und Anführern der wanbernben Völker waren manche tapfere Helben. Von ihren Thaten gingen noch nach Jahrhunberten zahlreiche Geschichten und Lieber von Munb zu Munb. E)0 entstanben bte Helbensagen, bte uns von Siegsrieb, dem Helben aus Nieberlartb, vom Bnrgitnbenkönig Günther und seinen Mannen, vom Hnnitenkönig Etzel, vom gewaltigen Dietrich von Bern und noch vielen andern erzählen.
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