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1. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 46

1903 - Berlin : Nicolai
46 15* Dr. Martin Luther. Luthers Jugend. Der ehrsame Bergmann Hans Luther war von Möhra in Thüringen nach Eisleben in der Grafschaft Mansfeld gezogen in der Hoffnung, dort reichlicheren Verdienst zu finden. 10.11.1483 Hier wurde ihm am 10. November 1483 ein Sohn geboren, der in der Taufe den Namen Martin erhielt. Als der Knabe kaum ein halbes Jahr alt war, verließen die Eltern Eisleben und zogen nach Mansfeld. Hans Luther mußte sein Brot durch schwere Arbeit verdienen, seine Frau half ihm treulich und hat oft das Holz aus dem Walde auf ihrem Rücken heimgetragen. In Mansfeld gelangten die Eltern jedoch nach und nach zu Wohlstand. Hans Luther erwarb ein eigenes Haus, wurde Besitzer zweier Schmelzöfen und zum Mitglieds des Stadtrates gewählt. Der kleine Martin wurde sehr streng erzogen. Seine Eltern straften ihn oft um einer Kleinigkeit willen hart, auch die Schulen waren damals rechte „Kerker und Höllen". Martin wurde frühzeitig nach der Schule geschickt. Da er schwächlich war, trug ihn der Vater oft auf den Armen dorthin. In der Schule lernte er fleißig und leicht und sollte daher ein gelehrter Mann werden. Der Vater schickte ihn später auf die höheren Schulen nach Magdeburg und Eisenach. Der arme Knabe mußte sich kümmerlich durchschlagen, in Eisenach durch Singen vor den Türen reicher Leute sein Brot erwerben. Eine fromme und wohlhabende Frau, namens Cotta, aber hatte ihn wegen seines andächtigen Singens liebgewonnen und nahm ihn auf in ihr Haus und an ihren Tisch. Noch nicht 18 Jahre alt, bezog Martin Luther die Universität Erfurt, um nach dem Wunsche seines Vaters Jura (Rechtswissenschaft) zu studieren. Hier sah er zum ersten Male eine ganze Bibel, bisher hatte er nur Bruchstücke daraus kennengelernt. Er schlug sie auf und fand die Geschichte von Eli und Samuel, und er wollte auch ein Samuel werden und sprechen: „Rede, Herr, dein Knecht höret." Er fing jeden Morgen seine Arbeit mit Gebet an, denn sein Sprüchlein war: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert." Aber der junge Student wurde von der Sorge gequält: Was muß ich tun, daß ich selig werde? Er erfüllte alles gewissenhaft, was die Kirche vorschrieb, um sündhafte Neigungen zu töten, erhielt aber den Frieden seiner Seele

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 58

1893 - Berlin : Nicolai
58 Da geschah es, daß Papst Leo X., um den Ausbau der Peterskirche zu Rom zu vollenden, einen großen Ablaß ausschrieb. Auf Veranlassung des Erzbischofs Albrecht von Mainz, eines Bruders des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg, zogen auch in Deutschland Mönche umher, um den Ablaß zu predigen und denselben für Geld zu erteilen. Manche derselben erregten durch die Art, wie sie die Ablaßzettel gleich einer Ware anpriesen, das Mißfallen vieler katholischer Christen. Als nun der Dominikaner Johannes Tetzel in der Nähe von Wittenberg den Ablaß predigte und eine große Menge Volkes ihm zuströmte, in dem Wahne, so auf leichte Weise ihrer Sünden los zu werden, da fühlte sich der Mönch Dr. Martin Luther, damals Professor an der Universität zu Wittenberg, durch sein Gewissen getrieben, gegen den Mißbrauch einer heiligen Sache öffentlich aufzutreten. Vergeblich hatte er sich bei den Vorgesetzten Tetzels beschwert. Martin Luther, geboren am 10. November 1483 zu Eisleben, eines armen Schieferhauers Sohn, war von seinem Vater sehr streng erzogen und zum eifrigen Lernen angehalten worden. Vorbereitet auf den Schulen zu Mansfeld, Magdeburg und Eisenach, wo Frau Cotta sich des armen Knaben annahm, begab er sich nach Erfurt, um dort nach dem Willen des Vaters die Rechte zu studieren. Aber er fühlte bald, daß die Rechtswissenschaft seiner Seele nicht den Frieden gab, den sie suchte, denn er wurde unausgesetzt von der Sorge beunruhigt, wie er zur Seligkeit gelangen könnte. Daher beschloß er, sich ganz der Gottesgelehrsamkeit (Theologie) zuzuwenden und der Welt zu entsagen. Man erzählt, daß er den Entschluß ausgeführt habe, nachdem ein Freund au feiner Seite vom Blitz erschlagen worden sei. Gegen den Willen seines Vaters trat er in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Hier studierte er eifrig die Bibel und die Schriften der Kirchenväter, unterzog sich den niedrigsten Diensten, welche das Kloster verlangte, fastete und kasteiete sich, um Frieden für feine Seele zu gewinnen. Allein er fand ihn nicht; das Gefühl, daß er ein Sünder sei und daß er auf diese Weise der Sünden nicht ledig werde, beängstigte ihn so, daß er krank und elend wurde. Da kam ihm durch die tröstende Zusprache eines Vorgesetzten, des Ordensvorstehers Staupitz, eine andere Überzeugung, nämlich die, daß der Mensch überhaupt nicht durch die Werke selig werde,

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 156

1893 - Berlin : Nicolai
888. 156 Throne der Erde bescheiden und demütig vor Gott. Sich mit seiner ganzen Kraft in den Dienst des Vaterlandes stellend, war er pflichttreu bis in den Tod. „Ich habe nicht Zeit, müde zu sein", äußerte er kurz vorher, als seine Kraft zusammensank. Die Geschichte stellt ihn unter die größten Herrscher aller Zeiten. Im Mausoleum zu Charlottenburg, wo Vater und Mutter und das Herz des Bruders ruhen, ist auch Kaiser Wilhelm beigesetzt. Kaiser Friedrich (Hi. als König von Preußen). Eine schwere Sorge hatte das Herz Wilhelms und aller Deutschen gedrückt. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der siegreiche, leutselige Held, der Liebling des Volkes, sein Stolz und seine Hoffnung, lag im fernen Italien an einer tückischen und, wie man fürchten mußte, unheilbaren Krankheit darnieder. Als die Trauerkunde von dem Tode des geliebten Vaters ihn erreichte, raffte er sich auf von dem Schmerzenslager, um, gehorsam der Pflicht, in das Vaterland zu eilen. Als Friedrich Iii. bestieg er den verwaisten Thron. In dem Königsschlosse zu Charlottenburg schlug er vorläufig seine Residenz auf und siedelte dann nach seinem „Friedrichs-kron" bei Potsdam über. Aber vergeblich war die Kunst der Ärzte, vergeblich die treue Pflege seiner erlauchten Gemahlin, der Kaiserin Viktoria, vergeblich die Gebete des Volkes für sein teures Leben. Tiefer und tiefer fraß sich der Tod in dieses Leben ein, immer deutlicher die Spuren feiner verwüstenden Arbeit zeigend. Ohne zu zucken, blickte ihm der königliche Held in das Antlitz; „Lerne leiden, ohne zu klagen!" sprach er zu dem Sohne. Die hohen Aufgaben seines Herrscherberufes erfüllten seine Seele, bis der Tod ihn am 15. Juni 1888, also nach einer Regierung von 99 Tagen, von seinen Leiden befreite. Die Liebe der Seinen wie diejenige des ganzen Volkes durfte ihn in seinen Schmerzen trösten. Dasselbe drängte sich täglich vor dem eisernen Gitter des Charlottenburger Schlosses in der Hoffnung, eine tröstliche Nachricht aus demselben zu vernehmen, oder gar die Heldengestalt des Kaisers an dem Fenster zu erblicken; es begrüßte ihn jubelnd, so öfter sich außerhalb des Schlosses zeigte, es begleitete ihn mit heißen Wünschen, als er die Spree und Havel abwärts — dem Grabe entgegenfuhr. In der Friedenskirche zu Potsdam ist Kaiser Friedrich beigesetzt. Die Ereignisse des Jahres 1888, so schmerzlich sie waren, zeugten aufs Neue von der Liebe, welche das Volk zu fernem Herrscherhaus

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 24

1893 - Berlin : Nicolai
24 königlichen Macht unterworfen; sie waren beständig bereit, bei günstiger Gelegenheit sich derselben zu entziehen. Solche Gelegenheiten fanden sich auch deshalb oft, weil Ottos Nachfolger, seinem Beispiele folgend, nach Italien zogen, um sich zu römischen Kaisern krönen zu lassen. Dadurch verwickelten sie sich in beständige Kämpfe und waren gehindert, Deutschland ihre stete Sorge zuzuwenden. So herrschte hier oft Fehde und Unordnung, während sie in Italien kämpften. Otto Ii. zog nach Italien, um den Griechen und Saracenen Unteritalien zu entreißen, auf welches er als Gemahl der Theophania ein Recht zu haben glaubte. Siegreich drang er bis zur Südfpitze Italiens vor; da wurde er plötzlich von zahlreichen Feinden überfallen und besiegt. Fast das ganze deutsche Heer ward aufgerieben. Er selbst rettete sein Leben nur dadurch, daß er in das Meer sprang und zu einem Schiffe schwamm. Während so der Kaiser im fernen Italien kämpfte, erhoben sich die Wenden zu einem furchtbaren Aufstande. Sie überfielen plötzlich Havelberg, brannten es nieder und plünderten dann Brandenburg, zerstörten die Kirchen und töteten oder verjagten die Geistlichen. Seitdem herrschte über hundert fünfzig Jahre das heidnische Wendentnm zwischen Elbe und Oder, obgleich die folgenden deutschen Könige vielfach versuchten, ihre Gewalt hier wieder herzustellen. So hörten die Kriege fast nie auf; schreckliche Leiden brachten sie über die Menschen. Denn sie wurden damals mit großer Grausamkeit geführt. Während heute nur der Soldat gegen den Soldaten kämpft, galten damals alle Angehörige des feindlichen Landes als Feinde. Man vernichtete ihr Eigentum, man führte sie in die Knechtschaft; man tötete oder verstümmelte die Männer und schonte nicht der Greise, Weiber und Kinder. Wehe dem Lande, über welches ein erbitterter Feind kam! Otto Iii. war ein dreijähriges Kind, als sein Vater starb; für ihn regierten anfänglich feine Mutter Theophania und seine Großmutter Adelheid; als er dann selbst zur Regierung kam, zeigte es sich, daß er nicht die Kraft und den festen Willen feiner Vorfahren besaß. — 7. Könige aus dem fränkischen Hause. Als mit Heinrich Ii. das sächsische Königshaus ausgeftorben war, versammelten sich die Wahlfürsten (die Herzöge, Grafen, die Erzbischöfe

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 60

1893 - Berlin : Nicolai
zustehen. Er geriet auch bald mit Eck selbst in Streit und gestand auf die Fragen desselben ein, daß er mehreres, was Huß gelehrt hatte, billige und daß er den Papst nicht für unfehlbar halte, da es feststehe, daß sowohl Päpste, wie Kirchenversammlungen geirrt hätten. „Dann seid Ihr wie ein Heide und Zöllner", rief ihm Eck zu, eilte darauf nach Rom und erlangte vom Papste eine Bannbulle, in welcher eine Anzahl der Sätze Luthers als ketzerisch verdammt waren und dieser selbst mit dem Banne bedroht wurde, wenn er nicht widerriefe. Allein das kühne Auftreten des Mönches hatte ihm besonders in den Städten so zahlreiche Anhänger gewonnen, daß die Bannbulle an vielen Orten abgerissen wurde. Dadurch ermutigt, that Luther den entscheidenden Schritt: er zog mit seinen Freunden vor das Elsterthor und verbrannte die Bannbulle, wodurch er sich feierlichst von der päpstlichen Kirche lossagte. 14. Karl der Fünfte (1519—1556). f Der Derchstag ?u Worms. Nach dem Tode Maximilians warben die beiden mächtigsten ausländischen Könige um die deutsche Krone, Franz von Frankreich und Karl von Spanien. Karl, ein Enkel Maximilians und der Maria von Burgund, hatte von diesen die habsbnrgisch-östreichischen Länder und die Niederlande geerbt, von seiner Mutter aber Spanien, Neapel, Sicilien und die neu erworbenen amerikanischen Gebiete, so daß er von sich rühmen konnte, in seinem Reiche gehe die Sonne niemals unter. Auf den Rat Friedrichs des Weisen wurde er zum Beherrscher Deutschlands gewählt; 1521 hielt er zu Worms seinen ersten Reichstag, auf welchem neben weltlichen Angelegenheiten auch die kirchlichen geordnet werden sollten. Daher wurde auch Luther zu demselben eingeladen, um vor Kaiser und Reich sich zu verantworten. Mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe versehen, begab er sich nach Worms. Auf dem Wege dorthin, wie in Worms selbst, drängte sich das Volk, um den Mann zu sehen, der es gewagt hatte, die Bannbulle des Papstes zu verbrennen. Als er die Treppe zu dem Saale emporstieg, sagte der tapfere Feldhauptmaun Georg von Fruudsberg zu ihm: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang. Bist du aber deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort, er wird dich nicht verlassen." Es war eine glänzende Versammlung, in die Luther

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 98

1893 - Berlin : Nicolai
98 Kanzel Andersglaubende nicht anzugreifen. Da verließ der fromme Liederdichter Paul Gerhardt lieber das Land, ehe er eine solche Verpflichtung unterschrieb, weil er meinte, der Kurfürst habe kein Recht, dieselbe von ihm zu verlangen. Durch die Begünstigung, welche Dorothea, die der Kurfürst nach dem Tode der frommen Luise Henriette von Oranten (Oranienburg, Waisenhaus) geheiratet hatte, ihren Kindern zu teil werden ließ, entstand zwischen ihr und dem Kronprinzen Friedrich ein unfreundliches Verhältnis, aus welchem auch dem Vater viele Verdrießlichkeiten erwuchsen. Dazu wurde er in seinen späteren Lebensjahren von körperlichen Leiden schwer heimgesucht. Als er sein Ende nahen fühlte, nahm er von feinen Räten, sowie von seiner Familie feierlich 1688. Abschied und beschloß sein thatenreiches Leben, nachdem er leise gesprochen hatte: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt." — Während seiner 48 jährigen Regierung hat er rastlos für des Landes Wohlfahrt gearbeitet und durch die Kraft feines Geistes und die Stärke feines Willens das kleine Brandenburg zur ersten deutschen Macht erhoben. — Das deutsche Jletdj* Es war ein Glück, daß einer der deutschen Staaten so mächtig wurde, daß er in der Folge das deutsche Reich schützen konnte. Denn dieses war so ohnmächtig geworden, daß es den Übergriffen der mächtigen Nachbarländer fast gar keinen Widerstand leisten konnte. Das deutsche Volk war durch das Elend des dreißigjährigen Bürgerkrieges von feiner einstigen Höhe tief herabgefunken; im Gefühle feiner Ohnmacht schämte es sich feines Namens. Blind ahmte es alles nach, was vom Auslande, besonders von Frankreich kam. Die Vornehmen bedienten sich gern der französischen Sprache; französische Leichtfertigkeit und Mode verdrängten die deutsche Biederkeit und Einfachheit. Die Fürsten verbündeten sich nach Belieben mit dem Auslande und führten Krieg gegen einander. Die Kaiser widmeten sich ganz der Regierung ihrer umfangreichen Erblaude (Östreich—böhmen—ungarn). Da erlebte denn Deutschland die höchste Schmach: mitten im Frieden riß Ludwig Xiv. Gebiete vom Reiche los. So nahm er 1681 das wichtige Straßburg in Besitz. Vergebens riefen die deutschgesinnten Bürger den Kaiser und das Reich um Hülfe an; niemand gewährte ihnen Schutz, und so mußten sie sich in ihr Schicksal fügen.

7. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 34

1903 - Berlin : Nicolai
34 August Hermann Francke. In Halle lehrte auch August Hermann Francke. Dieser edle Mann wurde von der innigsten Menschenliebe beseelt. Von tiefem Mitgefühle für Notleidende ergriffen, nahm er sich besonders armer Kinder an und errichtete eine Armenschule, um sie zu unterrichten und zu erziehen. Aber er wünschte ihnen auch Wohnung und Kost zu geben. Daher beschloß er, ein Waisenhaus zu gründen. Da es ihm an eigenen Mitteln fehlte, wandte er sich bittend an die Wohlhabenden. Sein Vertrauen zu Gott und auf die Mildtätigkeit der Menschen trog ihn nicht. Die Mittel flössen ihm so reichlich zu, daß er ein großes Waisenhaus errichten konnte, in dem seither viele Tausende armer Kinder ernährt, erzogen und unterrichtet worden sind. Bald entstanden durch seine Tätigkeit mehrere große Schulen, die noch heute segensreich fortwirken. Thomasius. Es war damals Sitte, daß die Vorlesungen auf den Hochschulen nur in lateinischer Sprache gehalten wurden. Der Profeffor Thomasius in Halle sprach es aber laut aus, daß diese Sprache als Lehr- und Verkehrssprache ganz ungeeignet sei und nur das Lernen erschwere. Am „Schwarzen Brett" der Universität verkündete er offen und frei, daß er künftig in der deutschen Sprache lesen werde, und zum Entsetzen der übrigen Professoren hielt er die erste Vorlesung in deutscher Sprache. Besonders verdient aber machte Thomasius sich dadurch, daß er die greulichen Hexenprozesse bekämpfte. 2. Das Königreich Preußen. Friedrichs Streben nach der Königskrone. Friedrich strebte mit großem Eifer danach, die Königskrone zu erwerben. Möglich wurde das dadurch, daß er als souveräner Herzog in Preußen dort keinen Herrn über sich hatte, während er als Kurfürst von Brand enbnrgdentsch er Reichsfürft war und unter dem Kaiser stand. Andere Fürsten, die weit geringere Macht besaßen, waren Könige geworden, so der Prinz Wilhelm von Oranien in England, der Kurfürst August von Sachsen in Polen; auch der Kurfürst von Hannover hatte Aussicht auf eine Krone. Das reizte den ehrgeizigen Friedrich, sein Herzogtum Preußen in ein Königreich zu verwandeln. Der Kaiser wollte ihm kein Hindernis bereiten.

8. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 79

1903 - Berlin : Nicolai
79 die der Knabe für sein Leben gern aß. Friedrichs des Großen Zuneigung erwarb sich der junge Prinz durch seine Offenherzigkeit. Einst forderte der König ihn im Garten von Sanssouci auf, eine französische Fabel in das Deutsche zu übersetzen. Er löste die Aufgabe zur Zufriedenheit Friedrichs. Als dieser ihn aber lobte, bekannte er offenherzig: „Ich habe diese Fabel erst kürzlich bei meinem Lehrer übersetzt." Da streichelte der alte König den jungen Prinzen und sagte: „So ist's recht, lieber Fritz, immer ehrlich und aufrichtig. Wolle nimmer scheinen, was du nicht bist, sondern sei stets mehr, als du scheinst." Der Lauf des Krieges führte den Prinzen zuerst mit seiner künftigen Gemahlin, der Prinzessin Luise von Mecklenbnrg-Strelitz, und zwar in Frankfurt a. M. zusammen. Friedrich Wilhelm war damals 20 Jahre, Luise 17. Der erste Augenblick entschied für seine Wahl. „Die ist's und keine andere," soll der Prinz geäußert haben. Friedrich Wilhelm und Luise. Im Alter von 27 Jahren bestieg Friedrich Wilhelm Iii. den Thron. Von bürgerlicher Einfachheit, bieder und fromm, gab er mit seiner schönen, anmutigen Gemahlin Luise seinem Volke das Beispiel eines musterhaften Familienlebens. Aus seinem Gute Paretz bei Potsdam verlebte er die ersten Jahre seiner Ehe in ländlicher Abgeschiedenheit unter den Landleuten und teilte ihre Leiden und Freuden gleich einem sorgsamen Gutsbesitzer. Man nannte ihn den Schulzen und seine Gemahlin die gnädige Frau von Paretz. Das häusliche Glück, das er schuf und erntete, blieb sein ganzes Leben hindurch die Freude seiner Untertanen. Friedfertig, wie er war, wünschte er seinem Volke den Frieden zu erhalten, denn auch der glücklichste Krieg, meinte er, schlage dem Volke tiefe Wunden. Auch fehlte ihm der Ehrgeiz, neue Gebiete zu erwerben; sein einziges Streben ging dahin, die alten zu erhalten und das Glück seiner Untertanen zu fördern. Aber es sollte die Zeit kommen, die ihn zwang, das Schwert zu ziehen. Napoleon Bonaparte. Aus der französischen Revolution war ein Mann hervorgegangen, der durch gewaltige Kriegstaten die alten Ordnungen Europas tief erschütterte. Napoleon Bonaparte, eines Rechtsanwalts Sohn zu Ajaccio auf der Insel Korsika, die schon damals zu Frankreich gehörte, geboren, wurde auf der Kriegsschule zu Briemte und auf der höheren Militärschule zu

9. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 50

1903 - Berlin : Nicolai
50 Würde. Schon im zehnten Jahre mußte der Knabe an militärischen Übungen mancher Art teilnehmen und selbst wie ein gemeiner Soldat vor dem Schlosse Wache stehen. Um ihn zur Sparsamkeit zu erziehen, bewilligte ihm der Vater nur ein kleines Taschengeld. Uber seine Ausgaben aber mußte er sorgfältig Buch führen. Damit der Prinz einst ein frommer Christ werde, ließ ihm sein Vater einen strengen Religionsunterricht erteilen. Das alles befriedigte jedoch den Prinzen durchaus nicht. Er las gern die Werke berühmter französischer Schriftsteller, besuchte das Theater oder unterhielt sich in heiterer Gesellschaft. Besonders liebte er die Musik und blies gern, unterrichtet von Quanz, die Flöte. Darüber vernachlässigte er die militärischen Übungen, ja, er bekam sogar eine Abneigung gegen das Exerzieren. Das aber ärgerte den Vater sehr. Oft genug seufzte er: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben!" — Als der Kronprinz heranwuchs, hatte der König oft gerechte Ursache zur Klage. Bei einem Besuche in Dresden kam jener in leichtsinnige Gesellschaft, machte Schulden und geriet aus gefährliche Abwege. In Berlin suchte er das leichtfertige Leben fortzusetzen. Dem Könige aber blieb nichts verborgen. Oft schalt er den Kronprinzen in Gegenwart der Dienerschaft oder schlug ihn gar mit dem Stock. Sein Zorn kannte mitunter keine Grenzen. Einmal verhöhnte er den achtzehnjährigen Kronprinzen mit den Worten: „Wenn mein Vater mich so behandelt hätte, ich hätte mich totgeschossen; aber du hast kein Ehrgefühl!" Dazu kam noch, daß er den Kronprinzen wider bessert Willen verheiraten wollte. Fluchtversuch. Eine derartige Behandlung konnte Friedrich auf die Dauer nicht ertragen. Als er im Sommer des Jahres 1730 seinen Vater auf einer Reise durch Süddeutschland begleiten mußte, beschloß er, über Frankreich zu seinem Oheim, dem Könige von England, zu entfliehen. Dorthin sollten sich auch zwei Freunde Friedrichs, der Leutnant von Katte aus Berlin und der Leutnant von Keith aus Wesel, begeben. Durch einen Brief wurde die Sache jedoch entdeckt, und der erzürnte König befahl, den Sohn sofort auf die Festung Wesel zu bringen. Einige Tage darauf ließ er ihn vor sich führen und fragte ihn, warum er habe desertieren wollen. Friedrich antwortete entschlossen: „Weil Sie mich nicht wie Ihren Sohn, sondern wie einen niederträchtigen

10. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 93

1903 - Berlin : Nicolai
93 Fremden. Werdet Männer, Helden, würdig des Namens von Enkeln des großen Friedrichs." In einer bitterkalten Januarnacht floh die königliche Familie nach Memel. Die Königin lag gerade am Typhus krank, aber sie ließ sich in den Wagen tragen, indem sie erklärte: „Ich will lieber in die Hand Gottes, als in die dieses Menschen fallen." Während der Friedensunterhandlungen in Tilsit trat sie vor Napoleon, um bessere Friedensbedingungen zu erreichen, wurde aber von ihm hochmütig abgewiesen. Die Ursache des Unglücks sah sie darin, daß die Menschen aufgehört hätten, gut zu sein, denn nur durch die Guten, meinte sie, könne das Gute kommen. Das Vertrauen zu Gott hielt sie aufrecht, in ihm erzog sie ihre Kinder. In treuer Hingabe stand sie dem Gemahl zur Seite und ermunterte ihn eifrig in seinen Plänen zur Befreiung des Vaterlandes. Sie blieb den Armen eine Helferin, die Mutter des Volkes. Im Winter 1809 kehrte die königliche Familie nach Berlin zurück, wo ihr die Liebe der Bevölkerung einen feierlichen Empfang bereitete. Aber die Königin erholte sich von ihrer Krankheit nicht mehr. Ernstlicher wurde diese, als sie im Sommer 1810 in ihrer mecklenburgischen Heimat die Ihrigen besuchte. Ein Herzleiden trat hinzu. Auf dem Schlosse Hohenzieritz schloß die edle Königin ihre Augen für immer. Die Todesnachricht rief die tiefste Trauer 1810 hervor. Die Leiche wurde im Mausoleum (Grabkapelle) in Charlottenburg beigesetzt. Luise ist dem preußischen Volke unvergeßlich geblieben. Mau nannte sie den Schutzengel (Genius) des Vaterlandes. (Zahlreiche Erinnerungen an die Königin Luise befinden sich im Hohenzollern-Museum.) Die Freiheitskriege. Das Jahr 1813. Vor dem Waffenstillstände. Preußen begann den Krieg mit froher Zuversicht. Auch Napoleon hatte nicht geruht. Durch ganz Frankreich und alle ihm untertänigen Länder hatte er gerüstet. Auch die Völker des Rheinbundes mußten ihm wieder in den blutigen Kampf gegen ihre deutschen Brüder folgen. Wohl errangen die Verbündeten beim Beginn des Feldzuges einige Vorteile; als aber Napoleon selbst erschienen war, stritten sie trotz der glänzenden Tapferkeit bei Großgörschen (Lützen) unglücklich. Zwar waren sie nicht vom Schlachtfelde
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