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1. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 43

1903 - Berlin : Nicolai
43 Papst als ihr Oberhaupt an und hatte Glaubenssätze (Dogmen) aufgestellt, die teils aus der Bibel, teils aus der Tradition geschöpft waren. So nannte man die Kunde, die durch Überlieferung, d. H. durch Erzählung von Mund zu Munde, über den Heiland und die Apostel, ihr Leben und ihre Lehre sich durch die Jahrhunderte fortgepflanzt hatte. Es galt als Pflicht des Christen, jene Glaubenssätze blind anzunehmen. Wer einen Zweifel an dem einen oder dem andern laut werden ließ, galt als Ketzer, wurde durch den Bannfluch aus der Kirche ausgestoßen und der weltlichen Obrigkeit übergeben. Seine Strafe war gewöhnlich der Tod auf dem Scheiterhaufen. Trotz dieser grausamen Strafe hörten die Ketzereien nicht auf. In Südfrankreich wurden ganze Provinzen davon ergriffen, aber die Ketzer wurden dort mit Feuer und Schwert ausgerottet. Unzufriedenheit mit der Kirche. Es waren Lehren der Kirche, besonders solche, die sich aus der Bibel nicht herleiten ließen, die große Unzufriedenheit mit der Kirche erzeugten; dazu kamen Mißbräuche, die sich eingeschlichen hatten. Die vornehme Geistlichkeit tat es den weltlichen Fürsten gleich an Aufwand und üppigem Leben; die niedere Geistlichkeit zeigte sich oft als unwissend und lasterhaft und vernachlässigte den Gottesdienst. Dieser wurde von vielen Priestern ohne Andacht abgehalten. Ein Professor an der englischen Universität Oxford, namens Wiclef, hatte mehrere Lehrsätze der katholischen Kirche als falsche bezeichnet. Seine Lehren gelangten auch nach Deutschland. In Prag wurden sie von dem Geistlichen und Professor Johannes Hnß angenommen und verbreitet. Die Vorreformation. König Sigismund, der Sohn Karls Iv., hatte eine Kirchenversammlung nach Kostnitz einberufen, um die Einheit der Kirche herzustellen. Es gab nämlich drei Päpste zu gleicher Zeit; jeder hielt sich für den rechtmäßigen und bannte den andern. Dadurch entstand eine allgemeine Verwirrung in der Christenheit. Das Konzil sollte aber auch, so hoffte man, die Mißbräuche in der Kirche abstellen, eine Reformation an Haupt und Gliedern vornehmen. Nicht allein aus Deutschland, auch aus England, Frankreich, Italien, Spanien und noch ferneren Ländern waren Fürsten, Bischöfe, Gelehrte, Gesandte und Ritter mit großem Gefolge nach Kostnitz gekommen, zusammen an 30 000 Menschen, um, wie sie meinten, die Schäden der Kirche

2. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 80

1903 - Berlin : Nicolai
80 gingen später sogar gegen Europa vor und bemächtigten sich der Balkanhalbinsel. Ja, sie eroberten Konstantinopel, das nun die 1453 Hauptstadt des türkischen Reiches in Europa wurde. Die berühmte Sophienkirche verwandelten sie in ein mnhammedanisches Bethaus (Moschee). Die Christen hatten Mühe, die Eroberer von weiterem Vordringen in den Westen Europas abzuhalten. Folgen der Kreuzzügc. Die Kreuzzüge befreiten zwar das heilige Land nicht dauernd von der Herrschaft der Türken; dennoch hatten sie wichtige Folgen. Die Europäer lernten den Westen Asiens genauer kennen- und bereicherten dadurch ihre Kenntnisse von der Erde. Kaufleute, besonders italienische, benutzten diese Kenntnisse der asiatischen Länder und ihrer Erzeugnisse, um einen lebhaften Handel nach Asien zu treiben. Venedig gebot über eine mächtige Kriegs- und Handelsflotte, so daß man die Stadt „Königin der Meere" nannte. Auch deutsche Kaufleute benutzten die neuen Handelsstraßen, um neue Absatzgebiete für die Erzeugnisse ihres Landes aufzusuchen. Das hob den Gewerbefleiß. Man betrieb das Handwerk lebhafter und erzeugte Waren in Masse (Industrie). Handwerker und Arbeiter fanden mehr Beschäftigung und reichlicheren Lohn. Der erweiterte und lebhaftere Handelsverkehr beförderte die Bildung. Man verbesserte daher die Schulen und legte neue an. Der Wohlstand des Volkes hob sich, und damit erwachte die Liebe zur Wissenschaft und Kunst. Besonders die Baukunst konnte sich in der Auf-führung prächtigerer Bauten betätigen; auch die Dichtkunst gewann einen neuen Stoff, sie pries die Heldentaten der Kämpfer in Liedern. Unfreie wurden frei, wenn sie aus dem heiligen Kriege heimgekehrt waren. Auch die Ritter wurden durch die Kreuzzüge veredelt; denn ihr Geist war auf edle Ziele hingelenkt worden. Besonders wurde die Macht des Papsttums und der Kirche befördert; war es dem Papste doch gelungen, alle Völker für ein großes Ziel zu vereinen. Die Kirche gewann besonders durch Schenkungen frommer Leute auch an weltlichem Besitz. 2. Das Rittertum. Im Mittelalter waren die Menschen nach den Ständen streng voneinander geschieden. Durch die Priesterweihe war der Geistliche weit über die Menge der Laien erhoben, die er auch an

3. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 69

1903 - Berlin : Nicolai
69 über die Schweden, der den Abfall Sachsens zur Folge hatte. Auch die Schweden errangen unter tüchtigen Generalen noch manchen Sieg. Aber es handelte sich gar nicht mehr um den Glauben, den Ferdinands Ii. Sohn, Ferdinand Iii., gern freigegeben hätte, sondern um den Widerstand gegen die Ausländer, die deutsche Länder an sich reißen wollten. Die Schweden trachteten nach Pommern und andern deutschen Gebieten; die Franzosen, die auch mit einem Heere in den Krieg eingegriffen hatten, waren lüstern nach deutschen Ländern am Rheine. Der Krieg wurde nun auch bort den Schweden mit unmenschlicher Grausamkeit geführt. (Der schwedische Trank.) Der Westfälische Friede. Münster und Osnabrück.) Endlich ig-is wurde der langersehnte Friede zu Münster und Osnabrück abgeschlossen. Er gab den Protestanten Freiheit des Glaubens, und zwar zunächst nur den Lutheranern und erst auf Drängen Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten bort Brandenburg, auch den Reformierten. Das war seine segensreiche Frucht. Aber deutsches Land ging an das Ausland berloren. Die Franzosen erhielten das Elsaß mit Ausnahme Straßburgs, die Schweden Vorpommern und die schöne Insel Rügen. Brandenburg gebührte ganz Pommern nach alten Verträgen; aber es bekam nur Hinterpommern mit dem früheren Bistum Cammin. Da auch Stettin den Schweden anheimfiel, so konnten diese den Schiffen die Einfahrt in die Oder sperren und so den brandenbnrgischen Seehandel lähmen. Zur Entschädigung für Vorpommern erhielt Friedrich Wilhelm das ehemalige Erzbistum Magdeburg nebst Halle und die früheren Bistümer Halberstadt und Minden. Das Restitutionsedikt wurde durch die Bestimmung beseitigt, daß für den Besitz der Kirchengüter der Besitzstand born 1. Januar 1624 entscheidend sein sollte. — Der lange Krieg hatte die Macht des Kaisers bollends bernichtet, der Friede gab den Fürsten bolle Hoheitsrechte (Souberänität). Deutschland zersplitterte in eine große Anzahl einzelner Staaten, in denen der Kaiser so gut wie gar nichts zu sagen hatte. So kam es, daß Deutschland dem Auslande gegenüber böllig machtlos war. Das deutsche Volk aber atmete auf, als der lange berderbliche Krieg endlich beendet war. Es dankte Gott mit dem Dichter Rinkart: „Nun danket alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen!"

4. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 88

1903 - Berlin : Nicolai
Kirchenfesten und an den Tagen des Schutzheiligen strömte das Volk von nah und fern herbei; in feierlichem Umzuge bewegte es sich nach der Kirche oder den geweihten Orten. An die kirchliche Feier schloß sich gewöhnlich ein heiteres, geselliges Treiben. Die bischöflichen Kirchen hießen Dome. (Brandenburg.) Die Klöster?) Auch die Klöster entstanden meist in Städten, oder es setzten sich Städte an die Klöster an. Sie bildeten eine abgeschlossene Welt für sich. Mauern umschlossen einen weiten Raum, in dem die Klosterkirche, die Wirtschaftsgebäude und das Wohnhaus standen. In diesem befanden sich die engen Wohn-räume (Zellen) der Mönche oder der Nonnen. Die Klostergeistlichen gehörten einem bestimmten Orden an, den Benediktinern, Zisterziensern, den Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner und anderen. In Berlin gab es beide Orden, die sich den Lebensunterhalt erbettelten, nämlich die Franziskaner in der Klosterstraße und die Dominikaner in der Brüderstraße. Nach der Farbe des Gewandes der Mönche wurden ihre Niederlassungen auch graues und schwarzes Kloster genannt. Die Bewohner der Städte. Das Handwerk. Die Bewohner der Städte hießen Bürger. Sie trieben Ackerbau, vorwiegend aber Handwerk, Handel und Gewerbe. Unter ihnen hatten die das meiste Ansehen, denen großer Grundbesitz eigen war, und die Großhandel trieben. Sie bildeten den Stadtadel (Patrizier). Aus ihnen allein durfte in älteren Zeiten der Rat gewählt werden. Die Meister, die dasselbe Handwerk trieben, bildeten einen Verein mit bestimmten Gesetzen und Ordnungen. Mau nannte solche Vereinigungen Zünfte oder Gilden. An ihrer Spitze standen Zunftmeister. Der Handwerker, der nicht in eine Zunft aufgenommen war, durfte in der Stadt und ihrer Umgebung das Haudwerk nicht betreiben (Zunftzwang). Nur an den Markttagen wurden Waren von auswärts zum Verkauf zugelassen. Die Zünfte setzten die Preise der Waren fest, hielten aber auch auf gute Arbeit und vernichteten pfuscherhafte Ware. Später erhielten die zunftmäßigen Handwerker in vielen Städten auch das Recht, in den Rat gewählt zu werden. Als Lehrlinge wurdeu nur die jungen Leute aufgenommen, die von deutscher *) Vergleiche: „Im Klosterhofe" „Kulturgeschichtliche Bilder von Ad. Lehmann".

5. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 58

1903 - Berlin : Nicolai
58 Stände suchten in ihren Gebieten die Einheit des Glaubens zu erhalten. So kam es in Deutschland zu keinem rechten Frieden. Man fürchtete, daß der Religionskrieg wieder ausbrechen würde. Es entstand ein Bund der Evangelischen, die Union, und ein solcher der Katholiken, die Liga. Die Jesuiten. Dazu war ein neuer katholischer Orden entstanden, der es sich zur Hauptaufgabe machte, die Ketzerei auszurotten. Dieser Orden war von dem Spanier Ignaz von Loyola gestiftet. Er zeichnete sich anfangs durch Werke der Barmherzigkeit aus. Ein Nachfolger des Stifters aber stellte ihm die Aufgabe, die Einheit des Glaubens herzustellen. Die Mitglieder des Ordens schwören, ihren Vorgesetzten blind zu gehorchen, ihre Befehle auszuführen, ohne sie zu prüfen. Der Orden nannte sich „Gesellschaft Jesu". Er verbreitete sich schnell über die ganze christliche Welt und trieb auch eifrig Mission unter den Heiden. Die Jesuiten schlossen sich nicht in Klöster ein, sondern gingen vielmehr predigend und lehrend unter das Volk, gründeten auch Schulen, um die Kinder für den katholischen Glauben zu gewinnen. Mitglieder des Ordens traten auch in den Dienst des Staates, wurden gern Beichtväter der Fürsten, um sie zum Eifer für den katholischen Glauben anzuspornen. i6i8-i648 16. Der Dreißigjährige Krieg. Veranlassung. Auf Ferdinand I., Karls V. Bruder, war in Österreich und Böhmen Maximilian Ii. gefolgt. Beide trugen auch die deutsche Krone. Maximilian war den Evangelischen freundlich gesinnt, ja, er wäre vielleicht selbst evangelisch geworden, wenn seine Verwandten ihm nicht gedroht hätten, ihn zu entthronen, wenn er dem katholischen Glauben abtrünnig würde. Er mußte seine beiden Söhne Rudolf und Matthias nach Spanien schicken, wo sie von den Jesuiten erzogen wurden. Sie folgten ihm nacheinander auf dem Throne. Rudolf gab den Böhmen den Majestätsbrief, wonach den Untertanen weltlicher Herren gestattet war, evangelische Kirchen zu bauen. Als nun auch Untertanen von Klöstern von dieser Freiheit Gebrauch machten, ließ Matthias es zu, daß die eine Kirche geschlossen, die andere niedergerissen wurde. Die Evangelischen beschwerten sich beim Kaiser, wurden aber mit harten Worten abgewiesen. Nun

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 12

1893 - Berlin : Nicolai
12 haben, um in Abgeschiedenheit von der Welt ein gottseliges Leben zu führen. Sie leisten das Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams gegen ihre Oberen (Abt, Propst) und die Gesetze (Regeln) ihres Ordens. Sie tragen ein gleichförmiges Gewand, die Nonnen verhüllen das Gesicht mit dem Schleier. Zwischen Andachtsübungen und Arbeit teilen sie ihre Zeit. In jenen Zeiten erwarben die Mönche sich ein großes Verdienst um die Bildung des Volkes; sie beförderten den Feld- und Gartenbau, schrieben Bücher ab und gründeten neben den Klöstern die ersten Schulen. Bonisacius bewirkte, daß die Geistlichen in Deutschland den römischen Papst als ihren Oberherrn anerkannten; er wurde deshalb znm ersten Bischöfe der Deutschen ernannt^ Allein er hatte keine Ruhe in seinem Bischofssitze; frommer Eiferlrieb ihn wieder zu den Heiden. Als er aber in dem Lande der Friesen unweit der Nordsee sein Zelt aufgeschlagen hatte, um auch ihnen das Evangelium zu predigen, wurde er von einer Schar der Heiden überfallen. Seine Gefährten wollten sich zur Wehr setzen, er aber ries ihnen zu: „Seid stark im Herrn, stark im Geiste, lasset euch nicht schrecken von denen, die den Leib töten, setzt eure Hoff-754. nnng auf Gott!" Das Evangelienbuch vor sich haltend, fiel er unter den Streichen der Heiden. Pipin hatte solche Macht im Frankenreich gewonnen, daß ihm nur noch der königliche Name sehlte. Die fränkischen Großen schickten eine Gesandtschaft an den Papst und ließen ihn fragen, ob nicht derjenige auch den Namen eines Königs verdiene, der die Gewalt eines solchen habe. Der Papst Zacharias antwortete, wohl gezieme sich für Pipin auch der königliche Name. Da wurde der letzte Merowinger entsetzt und in ein Kloster geschickt. Pipin aber ward König der Franken. Als nun die Langobarden den Papst in Italien bedrängten, zog er diesem zu Hülse und schenkte ihm die Landschaften, welche er jenen entrissen hatte. Nach seinem Tode teilten seine Söhne Karl und Karlmaun das Reich. Als letzterer bald darauf starb und nur unmündige Söhne hinterließ, wurde Karl alleiniger Herrscher des Frankenreiches. Er hat sich durch seine Thaten den Beinamen „der Große" erworben. t Karls Kriege mit den Sachsen, Kongodarden und Arabern. Karl verfolgte sein ganzes Leben hindurch rastlos ein Ziel. Er wollte -alle deutschen Stämme unter seinem Scepter vereinen, die noch Heid-

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 42

1893 - Berlin : Nicolai
42 lebhafter und in größerem Maßstabe (Industrie). Infolgedessen wurde der Bürgerstand wohlhabender und gebildeter; in den Städten erwachte die Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Schulen wurden angelegt. Viele Bauern, welche in den Stand der Unfreiheit herabgesunken waren, gewannen die Freiheit; denn wer aus dem heiligen Kriege heimgekehrt war, durfte ferner nicht mehr als ein Unfreier betrachtet werden. Die Kirche. Die Macht der römisch-katholischen Kirche aber, in deren Namen und Auftrage diese gewaltigen Züge unternommen wurden, stieg durch die Kreuzzüge zu ihrem höchsten Gipfel. Die Menschen wurden mit religiösem Sinn erfüllt. Der Papst, welcher nun allgemein als der Stellvertreter Christi auf Erden verehrt wurde, einigte in seiner Person die ganze abendländische Christenheit und gebot unbeschränkt in allen geistlichen Dingen, gewann aber auch einen bedeutenden Einfluß auf die weltlichen. In den großen Städten erstanden prachtvolle Kirchen, an denen oft ein halbes Jahrhundert gebaut wurde. Über zwei oder vier Reihen von Pfeilern erhoben sich mächtige Gewölbe. Anfangs wölbte man die Bogen rund (romanischer), später spitzte man dieselben oben zu (gotischer Baustil). Ebenso gewölbte Eingangspforten (Portale) führen in den mächtigen Raum, kunstvoll bemalte Fenster lassen das Licht nur matt hineinfallen; schöne Schnitzereien, Bilder des Heilandes und der Heiligen, goldene und silberne Gefäße schmücken das Innere der Kirchen; hochragende Türme bezeichnen sie auch äußerlich als Gotteshäuser. An der östlichen Schmalseite befindet sich der Hochaltar, an dem die Priester in prachtvollen Gewändern die Messe lesen; Orgelton und Chorgesang erhöhen die Andacht. An den großen Kirchenfesten, an den Tagen der Heiligen, strömt das Volk von Nah und Fern herbei, in feierlichen Umzügen bewegt es sich nach der Kirche oder andern geweihten Orten. Wer den Vorschriften der Kirche nicht nachgekommen ist, muß sich auf ihr Geheiß Bußübungen unterziehen; verharrt er im Ungehorsam, so wird er aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgestoßen. Ganze Städte, ja Länder traf oft diese Strafe (Interdikt). Es gab eine große Anzahl von Klöstern. Neben dem Orden der Benedektiner waren zahlreiche andere entstanden; so der Cister-zienser (Lehnin, Chorin), später der Franziskaner- und Dominikanerorden; die letzteren lebten vom Betteln.

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 57

1893 - Berlin : Nicolai
57 Schriften der alten Griechen mit und lehrten die Abendländer dieselben lesen und verstehen. Auch in Deutschland, wie in andern Ländern, entstanden Universitäten, auf welchen die Wissenschaften eifrig gelehrt und gelernt wurden. Dadurch wurden neue Gedanken verbreitet: die Menschen sehnten sich aus den Zuständen, in welchen sie lebten, heraus. So wurde eine neue Zeit langsam vorbereitet; herbeigeführt aber wurde sie durch die große Reformation, welche einen Teil der Christenheit von der römisch-katholischen Kirche losriß. Iii. Die Weuzeit (1500 bis jetzt). 13. Martin Luther (1483—1546). t Die Kirche. Mit der Verbrennung des Huß war der Streit in der Kirche nicht beendigt, das Verlangen nach der Verbesserung derselben nicht gestillt. Es nahm vielmehr die Unzufriedenheit mit verschiedenen Einrichtungen derselben immer mehr zu; die Klagen über Mißbrauche wurden immer lauter. Die Fürsten beschwerten sich, daß die geistlichen Gerichte auch in weltliche Dinge eingriffen und daß die Päpste ihre Unterthanen mit Abgaben beschwerten und so große Geldsummen nach Rom zögen. Besonders groß aber war die Unzufriedenheit über die Geistlichkeit; die höhere kümmere sich mehr um weltliche Dinge, als um kirchliche; die niedere sei meist unwissend, zum Teil in Lasterhaftigkeit versunken. Der Gottesdienst werde vielfach ohne Andacht und in einer Sprache abgehalten, welche der Gemeinde unverständlich sei; die Predigt dagegen vielfach vernachlässigt, die heilige Schrift den Laien vorenthalten. Manche Satzungen und Lehren der Kirche feien in der Bibel gar nicht begründet, wie die Verehrung der Heiligen, das Fegefeuer, die Stellvertretung Jesu durch den Papst. Besonders aufgebracht aber war man über die Art, wie man Sündenstrafen erließ. Ohne entschieden Reue, Buße und Besserung zu verlangen, erteilten viele Priester den Ablaß für Geld. Diese Unzufriedenheit zeigte sich besonders in den wohlhabenden und gebildeten Ständen.

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 153

1893 - Berlin : Nicolai
153 geschütz der Deutschen eingetroffen war, begann dasselbe, die Forts zu beschießen. Kräftig erwiderten diese das Feuer. Die Stadt war reichlich mit Lebensmitteln versehen, und die Bevölkerung, immer auf Entsatz hoffend, ertrug mutig, alle Drangsale der Belagerung. Als aber auch in der Folge die Ausfälle vergeblich waren, als auf eine Hülfe nicht mehr zu hoffen war, als das Feuer aus den deutschen Geschützen der Stadt selbst Schaden zufügte, und als endlich der Mangel so sühlbar wurde, daß man an die Drangsale einer Hungersnot denken mußte, fügte die französische Regierung sich in das Unvermeidliche. Sie übergab die sämtlichen Forts und die Waffen der Armee von Paris an die Deutschen und erhielt dafür einen Waffenstillstand aus 21 Tage. Paris durfte von neuem mit Lebensmitteln versehen werden. Endlich führten auch die Unterhandlungen wegen des Friedens zum Ziele. Dieselben waren deshalb so lange fruchtlos gewesen, weil Frankreich durchaus in keine Landabtretung willigen wollte, Graf Bismarck aber auf der Herausgabe des Elsaß und Deutsch-Lothringens bestand. Nachdem Thiers zum Präsidenten der französischen Republik erwählt worden war, wurden zu Versailles die Grundlinien (Präliminarien) des Friedens festgestellt, worauf derselbe endlich am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a. M. zu lo.sroaj stände kam. Frankreich trat an Deutschland das Elsaß mit der alten 1871 freien Reichsstadt Straßburg und Deutsch-Lothringen mit der Festung Metz ab, welche wie jene einst eine Perle deutscher Städte gewesen war. Außerdem bezahlte es 5 Milliarden Francs Kriegskosten. Das deutsche Kaiserreich. Für Deutschland hatte dieser Krieg aber noch einen weit höheren Gewinn. Nicht nur, daß Dank der Fürsorge und der Aufopferung unseres greisen Königs, der alle Strapazen des Feldzuges ertragen und sein Leben mehr als einmal in Gefahr gesetzt hatte, Dank dem Eifer der Fürsten und freien Städte Deutschlands, der Tüchtigkeit seiner Feldherren und seines großen Staatsmannes, der heldenmütigen Ausdauer unserer Krieger, ein siegreicher Krieg geführt und ein ehrenvoller Friede errungen war: nach langer Entfremdung hatten die Deutschen aller Stämme vom Anfange bis zum Ende des Krieges iu treuer Waffenbrüderschaft neben einander gestritten. So hatte sich das lange Zeit vergeblich ersehnte Band der Einheit um alle Gaue unseres weiten Vaterlandes geschlungen. Daher konnte es nicht fehlen, daß sich die Einigung

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 66

1893 - Berlin : Nicolai
66 im übrigen sollten sie die katholischen Lehren wieder annehmen. So groß war die Furcht vor dem Kaiser, daß keiner der mächtigeren protestantischen Fürsten es wagte, sich dem Interim zu widersetzen. Nur in den Städten regte sich Widerstand. Magdeburg trotzte dem kaiserlichen Befehle und blieb der lutherischen Lehre treu. Daher wurde es in die Reichsacht erklärt und Moritz beauftragt, diese zu vollstrecken. Aber vergeblich belagerte er die feste Stadt; die Bürger wiesen mutig alle Angriffe zurück. Da änderte Moritz selbst seine Gesinnung. Er zürnte dem Kaiser, daß er trotz seiner Bitten den Landgrafen, seinen Schwiegervater, nicht frei gab: er fürchtete, Karl würde seine Übermacht dazu verwenden, die Macht der Reichsfürsten wieder zu unterdrücken; endlich ertrug er die Verachtung schwer, mit welcher seine Glaubensgenossen auf ihn, wie auf eineu Verräter, blickten. Schlau verbarg er seine Pläne, verband sich im Geheimen mit andern protestantischen Fürsten, ja sogar mit den Franzosen, welchen er für ihre Hülfe die lothringischen Bistümer Metz, Tonl und Verdun zu überlassen versprach. Nachdem er hinreichend gerüstet war, brach er plötzlich gegen Tirol auf und überfiel den Kaiser so unvermutet, daß dieser mit Mühe und Not durch die Flucht über die Alpen der Gefangenschaft entging. — Karl sah nun ein, daß es ihm unmöglich sei, seine Pläne durchzuführen. Er übertrug seinem Bruder Ferdinand die Unterhandlungen mit den Protestanten, f Der passaner Uertrag und der Religronsfriede pt 1552 Augsburg. Dieser gestand zuerst im Vertrage zu Passau und dann 1555. im Augsburger Religionsfrieden den Ständen augsburgifcher Konfession freie Religionsübung zu. Moritz fiel in emer Schlacht gegen einen feiner früheren Bundesgenossen. Der Kriser Karl ward der Händel dieser Welt müde, er beschloß daher, sich von denselben zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp die Niederlande, Spanien, Neapel und Sizilien sowie die spanischen Länder der neuen Welt, 1556. seinem Bruder Ferdinand aber Östreich abgetreten hatte, begab er sich in die Nähe des spanischen Klosters San Just, wo er zwei Jahre später starb. So war den Protestanten freie Religionsübung gewährt. Metz, Toul und Verdun blieben in den Händen der Franzosen.
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193 17
194 19
195 9
196 15
197 17
198 27
199 27