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1. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 82

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
- 82 — Aachen. Nach dem Tode seines Vaters, Pipin's des Kurzen, wurde er 768 zum König der Franken gekrönt. Das Haupt- ziel seine 46jährigen, segensreichen Regierung war: über alle Völker germanischer Abkunft zu herrschen und Cul- tur unter ihnen zu verbreiten. Wie von Geist, so war er von Gestalt groß und stark, er maß über sechs Fuß, sein Scheitel war rund, seine Augen groß und lebhaft. Ruhe, Hei- terkeit und männliche Festigkeit sprach aus seiner ganzen Haltung; sein stets gesunder Körper war durch alle mögliche abhärtende Uebungen ausgebildet. Er war ein vollkommener Kriegsmann und jagte durch seinen bloßen Anblick den Feinden Schrecken ein. Bei der Belagerung des Longobardenkönigs Desiderius in Pavia sagte dieser, als er Karln vom Walle herab gewahrte, zu einem seiner Begleiter: „Laßt uns hinab steigen und in die Erde uns verbergen vor dem zornigen Antlitz eines so gewaltigen Fein- des." Die rauhen Normannen flohen vor ihm, als er sich zu ihrer Züchtigung aufgemacht hatte. Am Gestade der Nordsee aber ihren Schiffen nachblickend, stand er in tiefem Schweigen versunken, eine Thräne entrollte dem Auge des Helden, und er sagte endlich: „Wenn diese schon, während ich lebe, Solches wagen, was wird mein Volk von ihnen erdulden müssen, wenn ich todt bin?" Karl lebte in Nahrung und Kleidung höchst einfach, ver- stand griechisch und war beredt in deutscher und lateinischer Sprache. Er ließ die alten deutschen Heldenlieder sammeln, deutsch predigen und übte sich selbst fleißig im Schreiben. Seine Kinder erzog er sorgsam und streng, und war ein gütiger und lie- bevoller Vater. In seiner Umgebung befand sich eine Gesellschaft von Gelehrten; unter ihnen Alkuin, Paul Warnefried und Eginhard. An seinem Hofe hatte er eine Schule errichtet, welche er selbst oft beaufsichtigte. Bei dieser Gelegenheit lobte er einst die fleißigen Schüler, die faulen aber tadelte er mit den Worten: „Bei Gott, euer Adel und eure hübschen Gesichter gelten Nichts bei mir. Von mir habt ihr Nichts zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut macht." Karl bekümmerte sich selbst um die alltäglichen Vorfälle im Hauswesen, begünstigte die Handwerker und ließ die Bäcker nach einer von ihm festgesetzten Brodtare backen. Gern bcschäfl tigtc er sich mit Bauten (die Brücken zu Mainz und Nimwegen. Dom und Bäder zu Aachen, Einrichtung von Märkten und Straßen, Anlegung von Städten). Er ließ Sümpfe austrock-

2. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 113

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
113 §. 64. Fortschritte in der Cultur. Feine Weberarbeiten. Die Grafen Fugger. Walkmüh- len. Wasser- und Windmühlen. Wasser-, Sand-, Räder-, Gewicht-, Thurm- und Taschen-Uhren. Peter Hele zu Nürn- berg und die Nürnberger Eierlein. Jetzt: Repetir-, Spiel-, Cylin- der-Uhren. — Musiknoten. Violine. Orgeln. Brillen. Fern- gläser. Steinpflaster. Schornsteine. Der Automat Albert's des Großen. Lurus in der Kleidertracht. Hofnarren. Geld- münzen. Goldgulden. Joachimsthaler. Thaler. Jetzige Geldsorten? Das Papiergeld, eine Erfindung der Chinesen, wurde im vierzehnten Jahrhundert in Europa bekannt. Buch- binder. Kupferstecherkunst. Oelmalerei. Von dem Holländer Wilhelm Beukelzoon, welcher zuerst Heringe eingesalzen hat, rührt die Erfindung des Einpökelns. Die Wissenschaften blühten durch die Einrichtung von Hoch- schulen oder Universitäten auf. Bologna. Nach dem Muster der Universität zu Paris wurden in Deutschland die Universitä- ten zu Prag, Wien, Leipzig, Heidelberg, Cöln, Er- furt gestiftet. Collegia. Professoren. Studenten. Durch die großen Länderentdeckungen kam eine Menge bis dahin ungekannter Gegenstände nach Europa: Indigo, Co- chenille, Färbestoffc. Chinarinde. Kakaobohnen—cho- k 0 lade. Lange vorher, ehe die Spanier nach Amerika gekommen waren, bereiteten die Mexikaner die „Chokolatte" aus geröstetem und zerstoße- nem Kakao, welchen sie mit Wasser verdünnten und mit Maismehl und Ge- würzen, besonders mit Zimmt und Vanille vermengten. Mais. Spä- ter auch Kaffee, Thee, Taback und Zucker. Bergbau-, Ackerbau-, Pflanzer- und Handlungs-Colonien der Europäer in den von ihnen entdeckten Ländern. Folgen der aus Amerika nach Europa gebrachten Reichthümcr an Gold, Silber und Edel- steinen. Unter die Uebel, welche wir aus Amerika erhalten ha- den, gehört die pestartige Krankheit des gelben Fiebers. Kapp, Leitfaden. 8

3. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 130

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 130 — testantische Prinz.heinrich von Bourbon. Dieser und der Admiral Coligny waren die Häupter der Hugenotten. Heinrich trat zum Schein zum katholischen Glauben über, stellte sich dann aber wieder an die Spitze seiner vorigen Glaubensgenossen und wurde als rechtmäßiger Thronerbe nach dem Tode Heinrich's Iii. König von Frankreich. Nach gänzlicher Besiegung seiner Feinde ging er, um den Bürgerkriegen ein Ende zu machen und seinem Lande das Glück des Friedens zu sichern, öffentlich zum katho- lischen Bekenntniß über. Er erließ indessen 1598 das Edict von Nantes, wodurch er den Protestanten Sicherheit im Staat und freie Ausübung ihrer Religion versprach. Bei seinem Heldenmuth und seiner Standhaftigkeit zeigte er stets eine sanfte, menschenfreundliche Gesinnung und ein Herz, welchem Rachsucht fremd war. Wenn man an seine Großtha- ten und an seine väterliche Liebe zu seinen Unterthanen denkt, so vergißt man gcrü seine Fehler. Der jetzige Franzose erinnert sich noch oft an seine Worte: „Ich will, daß jeder Bauer alle Sonntage ein Huhn in seinem Topfe habe." Als er einst in Paris ausfuhr, wurden ihm, da sein Wagen in einer engen Straße dmch ein Hinderniß aufgehalten wurde, von einem Meuchelmörder, Franz Ravaillac, mit einem langen zweischnei- digen Messer zwei Stöße in's Herz versetzt. So starb 1610 Heinrich Iv., „der beste König von Frankreich." Sein Mini- ster Sully. Ludwig Xiv., von 1643—1715, der Sohnludwig'sxiii., war der Enkel Heinrich's Iv. Ihm hatte die Natur alle Ga- den verliehen, welche den Herrscher auszeichncn, eine hohe, edle Gestalt, königlichen Anstand, eine einnehmende Stimme, ein ausgezeichnetes Gedächtniß. Er besaß stete Gesundheit, ritterliche Kraft und Entschlossenheit. Der Glanz seines Hofes übertraf Alles, was man in jener Zeit in Europa sehen konnte. Die ersten Gelehrten und Künstler, die weisesten Minister (Mazarin, Colbert) und Feldherren (Conds, Türenne) umgaben ihn. So glänzend aber seine Negierung auch war, so erregte er doch ~ durch seine Selbstsucht, seine Verschwendung und durch die kost- spieligen, räuberischen Kriege die Unzufriedenheit der Unter- thanen in so hohem Grade, daß sie über seinen Tod 1715 eben nicht trauerten. Kriege mit Spanien, Holland, dem deutschen Kaiser und mit Branden- burg. Aufhebung des Edicts von Nantes 1683. „Mein Groß- vater liebte die Hugenotten und fürchtete sie nicht; mein Vater liebte sie nicht, aber er fürchtete sic; ich liebe sie weder, noch fürchte ich sie." Gegen 100,000 Protestanten wanderten aus; davon 20,000 thätige

4. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 135

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 135 — Schmeicheleien groß geworden, ist er doch bescheiden; erzogen in der Pracht, hat er doch einfache Sitten angenommen; entflammt von Ruhmbegierde, opfert er doch seinen Ehrgeiz der Pflicht auf." Joseph wollte die Aufklärung und das Glück seiner Un- terthanen. Er begünstigte Künste und Wissenschaften, verfolgte die Protestanten nicht, ließ bloß die Klöster fortbestehen, in wel- chen Scbulen waren, und trat dem Aberglauben entgegen, wo er nur konnte. Seine guten Absichten wurden häufig verkannt. Joseph hatte sich Friedrich d. Gr. zum Muster genommen, mit dem er persönlich befreundet war. Aus dem Kriege gegen die Türken kehrte er krank zurück; auch sein Geist war niedergebeugt, da ihm keiner von seinen großen Planen gelungen war. Er starb an der Lungensucht 1790. Ihm folgte sein Bruder Leo- pold Ii. 1790—1792, dessen Sohn Franz Ii. von 1792— 1806 beutfdt)er Kaiser, und von 1806—1835 Kaiser von Oesterreich war. Ihm folgte sein Sohn als Ferdinand I. Als derselbe im Jahre 1848 dem Thron entsagte, übernahm sein Bruderssohn Franz Joseph die Regierung. Preußen. 8. 75. I. Die Kurfürsten von Brandenburg. Friedrich Wilhelm der Große. 1640—1688. Die Kurmark Brandenburg war aus der von Heinrich I. gestifteten Markgrafschast Nordsachsen oder Nord mark ent- standen. Albrecht der Bär und seine Nachfolger unterwar- fen die Landstriche um die Havel und Spree bis jenseits der Oder dem deutschen Reiche, so daß das Land aus folgenden Theilen bestand: 1) Die Alt mark (so hieß nunmehr die Nordmark) an dem linken Elb- ufer mit der Hauptstadt Stendal. 2) Die Mittel mark, um die Havel und Spree, mit der Hauptstadt Brandenburg, später Berlin. < 3) Die Neumark, auf dem rechten User der Oder mit der Hauptstadt K üstrin (an der Mündung der Warthe in die Oder). 4) Die Priegnitz, nordwestlich von der Mittelmark und nordöstlich von der Altmark am reckten User der Elbe, mit der Hauptstadt Perleberg? 8) Die Uckermark, in deren Mitte die südlich von der Insel Usedom in das pommcrsche Haff gießende Ucker entspringt, mit der Hauptstadt Prenzlow. Aus dem Geschlechte der Hohenzollern haben bis jetzt 17 Regenten über die brandenburgifch-preußischen Lande geherrscht.

5. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 27

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 27 — fabriken, Sarepta, mitten zwischen Beiden gelegen, durch sei nen Weinbau. Die einzelnen Städte Phöniciens wurden von Königen be^ herrscht. Die merkwürdigsten Könige von Tyrus sind Hiram, ein Freund Salomo's, und Pygmalion, der Bruder der Dido. Vor diesem flüchtete Dido, weil er ihren Gemahl Si- chäus aus Begierde nach seinen Schätzen ermordet hatte. Die Phönicier führten oft die fremden Schiffe irre, und schreckten sie durch fabelhafte Erzählungen von Gefahren und Ungeheuern, damit ihre Handelswege ein Geheimniß blieben. Auf ihrem so ausgebreiteten Karawanenhandel holten sie aus Armenien Eisen, Stahl, Pferde und Sklaven, aus Arabien Specereien, Gold, Elfenbein, Gewürze und feine Schafwolle, wovon Vieles von Indien aus dahin geführt worden war. Was sie auf diesen Handelswegen zu Land eingehandelt hatten, verkauften sie ncbft den Produkten ihres eigenen Landes im Scehandel. Diese Produkte waren vorzüglich Glas (ein Un- gefähr führt auf feine Erfindung) und Purpur (Saft aus einer Secmuschel— hochroth, violett, auch von anderer Farbe); außerdem verfertigten sie feine Gewebe, Stickereien und allerlei Arbeiten aus Metall, Elfenbein und Bernstein. Tausch reichte nicht immer aus, bisweilen war er nicht möglich — Mün- zen, Geld. Zahlen. Rechenkunst. Die Phönicier sind auch Erfinder der Buchstaben. Schreibmaterialien: Steine, Metall, Holz, Baumrinde, Wachstafeln, Elfenbein, Blätter, Thicrhäute (Pergament), Papierstaude. Geschnittenes Rohr mit schwarzer Farbe, spitziger Griffel. Die Religion bestand in Vielgötterei mit Bilderdienst und Menschenopfern. Der lyrische Hercules war als Handelsgott der allgemeinste, ein ewiges Feuer brannte ihm zu Ehren in seinem Tempel zu Tyrus; ein anderer war Baal, abgebildet als Mann und Weib mit Kuhhörnern. Die Baalspriester ritzten sich bei den Opfertauzen mit den Opfermessern die Haut blutig. Kriegs- heere hatten die Phönicier nicht, sie machten auch keinen gemeinsamen Staat aus, nur die einzelnen Städte standen im Bünduiß untereinander. Durch Arabien gingen die Hauptstraßen des phöniklschen Karawanenhandelö. Bloß einzelne oasenartige Stellen der Küsten dieses sandigen, bäum- und wasserarmen Hochlandes sind tauglich zum Anbau. Die Mitte, Nedsch genannt, hatzwischen nackten Felszügen fruchtbare Thäler. Südöstlich liegen Steppen und unwirthbare Wüsten, südwestlich das Bergland Neuren. Zum rochen Meere fällt Arabien in steilen Terrassen ab, nach Norden verflacht es sich in die syrische Wüste. Nur sehr wenig Bäche. Arabien ist fast viermal größer als Deutschland. No- madenstämme unter Stammfürsten — Beduinen. Anhänglich- keit zwischen dem Araber und seinem Pferde.

6. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 36

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 36 — Werfen mit dem Diskus, einer schweren Metallscheibe. Jeder Kampfer mußte sich zehn Monate zu diesen öffentlichen Wett- kämpfen vorbereitet haben. Derjenige wurde glücklich gepriesen, welchem vor so zahlreicher Versammlung, zu der auch eine große Menge Griechen aus fremden Ländern sich cinfand, von den Kampfrichtern der Kampfpreis, ein einfacher Kranz von Ocl- zweigen, zugcsprochen wurde. Glücklich pries sich die Stadt, deren Bürger er war, feierlich war sein Einzug daselbst, Gesänge der edelsten Dichter verherrlichten seinen Namen. (Die Söhne des Diagoras.) Aber auch Künstler, Gelehrte und Dichter wetteiferten (Herodot). Aller Streit war während des Festes bcigelegt, Verträge wurden geschlossen, durch gegenseitige Mit- theilungcn wurden Bildung und Kenntnisse verbreitet und erhöht, innige Freundschaften wurden geknüpft; Tapferkeit, Ehrgefühl, Wohlanständigkeit wurden achtungswerth. Olympiaden von 777 v. Ehr. an. Die pythischen Spiele bei Delphi, dem Apollo zu Ehren, zum Anden- ken an seinen Sieg über den Drachen Python; die nein ei sch en bei Ne mea in Argolis, dem Zeus zu Ehren; die ist hm ischen aus dem Isthmus von Korinth, dem Poseidon zu Ehren. Vergleich dieser Feste mit den römischen Volksfesten und mit den Turnieren im Mittelalter den Wettrennen der Engländer, den Kunstausstellungen, den Schützenfesten. Aehnliche Vcreinigungspunkte, wie die Spiele, waren die Orakel und der Amphi ktyonen-Bund, d. b. die Bundesversammlung der griechischen Staaten zu Thermopylä und später zu Delphi. 8. 20. Sparta. Lykurg. Der südöstliche Theil des Peloponnes hieß Lakonika, durch welches sich bis zum Vorgebirge Tänarum, dem heutigen Ma- tapan, das steile Taygetusgcbirge zieht, dessen schneegekrönte Gipfel sich zu Abhängen herabsenken, welche einst mit Wcin- und Platanenpflanzungen bedeckt waren. Im Innern barg der Taygetus treffliches Eisen. Der Euro tas strömt durch eine reiche und fruchtbare Ebene, und bespülte die Hauptstadt Sparta oder Lakedämon. Lykurg, der Sohn eines Königs, gab 888 v. Ehr. den Spartanern Gesetze. In Sparta regierten immer zwei Könige. Lykurg entging dem Verdachte, als strebe er unrechtmäßig nach der Königswürde, dadurch, daß er das Land verließ, und weite Reisen unternahm. So lernte er die Einrichtungen, Sitten und Gesetze fremder Völker kennen, vorzüglich die Gesetze des Mi- nos auf Kreta. Der Wunsch, seinem Vaterlande durch seine Erfahrungen nützlich zu werden, führte ihn nach zehn Jahren

7. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 37

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
- 37 — dahin zurück. Vom Orakel zu Delphi waren seine Gesetze für die besten erklärt worden; Sparta, Hattees ausgesagt, werde der blühendste Staat der Erde sein, so lange es die Gesetze Lykurg's nicht verletze. Nach diesen Gesetzen wurden Ephoren und eine Rathsver- sammlung, in welcher Keiner unter 60 Jahr alt sein durfte, eingesetzt/ das Land wurde in neun und dreißig tausend gleiche Theile getheilt und eben so vielen Bürgern zum Besitz angewie- sen. Die Tapferkeit der Bürger sollte die Mauer der Stadt sein, und Sparta keine von Steinen haben. Die Erziehung war daher so beschaffen, daß jeder Bürger ein tüchtiger Krieger werden mußte. Mäßigkeit in Nahrung und Einfachheit in Kleidung, Abhär- tungen jeglicher Art, öffentliche Leibesübungen für Jünglinge und Mädchen, und die strengste Zucht machten die Körper zum Kriege tauglich. Die Gesundheit der Eltern ging über auf die Kinder, welche nackt auf harten Nohrbetten schliefen, wozu sie das Rohr mit bloßen Händen ohne Messer an dem schilfrei- chen Ufer des Eurotas sammeln mußten. Man lehrte sie Hitze und Kälte, Hunger und Durst, körperliche Schmerzen gleichmä- ßig ertragen. Dazu taugten keine schwächlichen und verwachse- nen Kinder; diese wurden sogleich nach ihrer Geburt ausgesetzt. Der Staat übernahm die Erziehung der Kinder von ihrem sie- benten Jahre an. Gemeinschaftliche Mahlzeiten; die schwarze Suppe. Höchste Ehrerbietung der Jugend gegen das Al- ter. Gewöhnung an bestimmte, kurze Antworten. Bündige Reden, kein leeres Geschwätz. — Zum Häuserbau war Nichts als Art und Säge erlaubt, Gold und Silber durfte Niemand besitzen, die Münzen waren von Eisen. Den Acker bestellten die Sklaven (Heloten). Bloß dem freien Bürger gebührten die Waffen. Sieg oder Tod war das Losungswort in der Schlacht, der Feige war für im- mer ehrlos. Die Opfer waren von geringem Werth, damit auch der Arme sie bringen könnte. Von den Göttern sollte sich der Spartaner nichts Anderes erbitten, als daß sie ihm verleihen möchten, rechtschaffen zu sein und seine Pflichten zu erfüllen. Künste und Wissenschaften übte man nicht. Die Gesetze Lykurg's waren nicht geschrieben, sondern in Sprüchen abge- faßt, so daß Jeder sie auswendig lernen konnte.. Die Häupter der Spartaner schwuren dem Lykurg, seine Gesetze zu halten bis zu seiner Wiederkehr; er ging außer Landes, kehrte nie wieder und man sagt, daß er sich zu Tode gehungert habe.

8. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 38

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 38 - Die Kriege, durch welche die Spartaner ihr westliches Nachbarland, Messenien, unterjochten, heißen die messcnisehen. Die messenischen Helden Aristodemns und Aristomencs. Der athenische Sänger Tyrtäus. §. 21. Athen. Solon. Die Landzunge Attika, durch den saronischen Meerbusen von Argolis getrennt, endigt sich in das Vorgebirge Suni um. Unter den Bergen Attika's ist der Hymettus berühmt durch seinen vorzüglichen Honig, der Pcntelikuö durch seinen wei, ßen Marmor, aus welchem fast alle Prachtgebäude des Lan- des aufgeführt waren, und das ehemals an Silber reiche Laurium. Die klare, milde Luft Attika's, der heitere Himmel und, wo der Fleiß des Menschen nicht fehlte, die Fruchtbarkeit, beglückten seine Bewohner. Fast in der Mitte des Landes an den Bächen Kcphisslls und Jlissus, beinahe zwei Stunden vom Meer und der Hafenstadt Piräeus, der Insel Salamis gegenüber lag die Hauptstadt Athenä, so genannt von ihrer Schutzgöttin. Die Burg Kekropia war von Kekrops auf einem 150 Fuß hohen Felsen gebaut und hieß später Akropolis. Nach Kodrus waren zu Athen die Archonten die höchsten obrigkeitlichen Personen. Zu dieser Würde gelangte 594v. Ehr. Solon, von der Insel Salamis gebürtig, ein Abkömmling des Kodrus, einer der sieben Weisen Griechenlands. Mit Ge- fahr seines Lebens beredete er die Athener zur Wiedereroberung von Salamis. Der glückliche Erfolg dieses Unternehmens, seine sanften, einnehmenden Sitten und viele Kenntnisse erwarben ihm das Vertrauen seiner Mitbürger. Sie machten ihn zum Archon und trugen ihm auf, neue Gesetze zu verfassen. Durch seine geordnete Gesetzgebung hat er sich das größte Verdienst um sein Vaterland erworben. Die Gesetze, welche der ganze Staat zu halten gelobte, waren öffentlich aufgestellt. Nach ihnen durf- ten Verschwender und unsittliche Menschen nicht vor den vom Senat zusammenberufenen Volksversammlungen reden, und er- hielten kein Amt; wer einen Andern bestach oder sich bestechen ließ, wurde mit zehnfachem Ersätze der Geldsumme, mit Ehrlo- sigkeit, selbst mit dem Tode bestraft. Die Stunden des öffent- lichen Jugendunterrichts im Gymnasium waren genau be- stimmt; wer seine Kinder nicht in's Gymnasium schicken konnte, mußte sie den Ackerbau oder ein Handwerk lernen lassen; die Kinder derer, welche im Treffen gefallen waren, ließ der Staat erziehen. Vergleich der Gymnasien der Griechen mit unseren Bildungsanstalten. Gymnastik.

9. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 48

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 48 — größter Ruhe unterhalten hatte, von der irdischen Hülle geschie- den, 399 v. Chr. Sokrates ist 70 Jahr alt geworden. Seine Frau Xanthippe. Diogenes übertrieb die Enthaltsamkeit, welche Sokrates gelehrt hatte. Er hatte Nichts als einen zerlumpten Mantel und einen Stock. Einen hölzernen Becher hatte er weggcworfen, als er einen Knaben Wasser aus der hohlen Hand trinken sah; ein Faß war nicht selten seine Schlafstätte. Diogenes und Alexander. Der berühmteste Schüler des Sokrates war Platon, welcher die Lehren des Meisters am richtigsten auffaßte. In seinen Werken, welche an Erhabenheit der Gedanken und an Fülle und Schönheit des Ausdrucks unübertrefflich scheinen, hat er die Früchte eines achtjährigen Umgangs mit Sokrates für die Nachwelt niedergelegt. Unter den Schülern Platon's ist Aristo- teles, der Lehrer Alerander's, der ausgezeichnetste. Der griechische Handel wurde durch Gastfreundschaft, Fest- vereine und Gründung von Colonien sehr befördert. Die erste Handelsstadt war Athen. Die Griechen holten von den Küsten des schwarzen Meeres und von Sicilien Getreide, aus Thracien und Macedonien Bau- und Nutzholz, aus Afrika El- fenbein, aus Phrygien und dem Scythenlande Sklaven, aus Aegypten Byssus und Papier. Dagegen verhandelten sie Wein, Oel, Pferde, Honig, Wachs, Metallarbeiten und wollene Zeuge. Die attischen Münzen galten im Handel als die vorzüglichsten wegen ihres gewichtigen Gehalts. Falschmünzerei wurde mit dem Tode bestraft. Das Talent und die Mine wurden nicht als Gcldsortcn geprägt, sondern dienten nur als Nennwerth. Das attische Talent betrug etwa 1373 Thaler unscrn Geldes. Ein Talent hatte scchszig Minen, eine Mine hundert Drachmen. Der Obolus und der Chalkuö waren von Kupfer. Goldene Münzen wurden selten geprägt. Für trockene Sachen war das größte Maß der Medimnus, wel- chem ungefähr 13 berliner Metzen gleichkommen, für flüssige Dinge war der M et re t es das größte Maß, etwa 33 berliner Quart. Die Raum- und Längenmaße entlehnt der Mensch von den Thci- len seines Körpers. Daher sind eie Finger, die Breite der Hand, die Spanne, der Fuß, der Arm, die Länge des Körpers der früheste Maß- stab. Entfernungsmessungen geschehe» nach der Lebensweise der ver- schiedenen Völker; daher die Weite des Stcinwurfs, des Speerwurfs, so weit Maulthiere den Pflug ziehen, so weit die Stimme eines Rufen- den reicht. Das olympische Stadium kommt einem Vierzigstel einer deutschen Meile gleich; die Para sänge der Perser betrug drei Viertel einer Meile. Die Wohnungen der Griechen waren einfach und klein xtnb bestanden nur aus zwei Stockwerken; im untern wohnten

10. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 52

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
- 52 — 2) Numa Pompilius 39 I., Einrichtung des Gottes- dienstes, Camena Egeria. 3) Tullus Hostilius 32 I., Alba Longa zerstört, die Horatier und Curiatier. 4) Ancus Martius 23 I., Plebejer, Patricier. Anlegung der Hafenstadt Ostia. 5) L. Tarquinius Priscus 38 I., Anlegung der Clo- aken, des Forums und des Circus Marimus. 6) Servius Tullius 44 I., Einteilung der Bürger in Classen nach dem Vermögen. 7) L. Tarquinius Superbus 25 I., Erbauung des kapitolinischen Tempels des Jupiter. Auf Sitte und strenge Kriegszucht hielten die Römer das Meiste. Tapferkeit galt als die erste Tugend. Den Ackerbau trieben auch die Vornehmen. Der Vater hatte Gewalt über Leben und Tod seiner Kinder, und konnte sie als Sklaven ver- kaufen. Es war erlaubt, einen nächtlichen Dieb umzubringen; falsche Zeugen sollten von einem Felsen hinabgestürzt werden, einen Vatermord — welches Verbrechen man in Griechenland und Persien nicht für möglich hielt — bestrafte man, indem der Thäter, in einen Sack gehüllt, in das Wasser geworfen wurde. Die Todten in der Stadt zu begraben, war verboten. Eine wollene Weste, die T uni ca, und darüber ein Stück Zeug als Mantel, die Toga, die im Kriege mit einem bequemem Sol- datenrock, dem Sagum, vertauscht wurde, waren die ganze Kleidung. In warmen Landern wird nicht so oft und so viel gegessen, wie in kalten; daher nur eine Hauptmahlzeit, Nach- mittags gegen 5 Uhr. Nur wenig Speisen: zerstampftes Korn als Brei oder Klöße zubereitct, Bohnen, Feigen, Honig, Oel. Die ältesten Römer wohnten, wie die Aegypter, Perser und Griechen, in unansehnlichen Häusern, verwendeten aber desto mehr Arbeit und Kosten aus öffentliche Gebäude, an welchen jeder Bürger sich erfreuen konnte. Solche Leute konnten die Tyrannei der letzten königlichen Familie nicht ertragen. Des Königs Sohn mißhandelte eine tugendhafte römische Frau, die Lucretia; sie wollte die Schande nicht überleben und ermordete sich selbst. Ihre Verwandten stell- ten ihren Leichnam öffentlich auf dein Markt aus und beschwo- ren das Volk zur Rache. Brutus war durch Verstellung den Verfolgungen des Königs glücklich entgangen. Jetzt trat er nebst dem Collatinus, dem Gemahl der Lucretia, an die Spitze des empörten Volks, ließ dem König die Stadtthore verschließen,
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