im westfälischen Frieden ausdrücklich bestimmt war, dass die Reichsstädte in den abgetretenen Landschaften im Verbände des deutschen Reiches bleiben sollten, so wurde doch das wichtige Strassburg, die Grenzwehr Deutschlands und eine alte Ruhmesstätte deutscher Kunst und deutscher Bildung, durch Bestechung des Stadtrathes und Mitwirkung des französisch gesinnten Bischofs Franz Egon von Fürstenberg mitten im Frieden durch einen Handstreich genommen. Um nun von Seiten des Kaisers bei diesen Vergrösserungsplänen ungestört zu sein, verwickelte er diesen in einen Krieg mit den Ungarn und Türken.
2. Die Türkenkriege und das Ende der Reunionen. Der Sultan Mahmud Iv., welcher Siebenbürgen in eine türkische Provinz zu verwandeln wünschte, hatte schon 1663, als die Siebenbürgen sich gegen seinen Willen einen einheimischen Fürsten wählten, welcher sich im Anschluss an Oesterreich zu behaupten suchte, einen Krieg gegen den Kaiser begonnen. In diesem ersten Türkenkriege (1663—1664) gewann zwar der kaiserliche Feldherr Montecuculi, von Reichstruppen und einem französischen Heere unterstützt, durch seinen Sieg bei St. Gotthard glänzende Erfolge, aber in dein Frieden (zu Vasvar 1664) genehmigte der Kaiser doch die Einsetzung eines vom Sultan empfohlenen Fürsten in Siebenbürgen. — In Ungarn entstand über diesen ungünstigen Frieden eine Missstimmung. Mehrere ungarische Magnaten benutzten die allgemeine Unzufriedenheit, um den Plan des Kaisers, die ungarische Krone erblich zu machen, zu durchkreuzen und traten sogar mit Ludwig Xiv. in Verbindung. Der Kaiser entdeckte zwar diese verräthe-rische Verbindung und strafte die Uebelthäter; aber die Strenge, womit er in Ungarn schaltete, veranlasste jetzt auch die dortigen Protestanten eine vollständige Glaubensfreiheit zu verlangen und sich mit dem unzufriedenen Adel zu verbinden. Die Aufständischen erhoben sich unter dem Grafen Emmerich Töcköly, welcher sich mit Hülfe Frankreichs zum Herrn von Ungarn machte, und ' das Land vom Sultan zu Lehen nahm. Auf diese Weise in die deutschen Verhältnisse verwickelt und von Ludwig Xiv. angetrieben liess der Sultan ein Heer von 200,000 Mann unter seinem Gross-
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seinen Standort und stellte sich an der schwächeren Nordseite am Stephansthor auf. Sieben Stunden hatten die Christen am folgenden Tage vergeblich mit der grössten Anstrengung gekämpft und dachten schon an den Rückzug, als sie, wie berichtet wird, auf dem Ölberge einen Ritter von übermenschlicher Grösse und in schimmernder Silberrüstung erblickten. Dieser Anblick belebte den gesunkenen Mut, sie versuchten einen neuen Angriff, und aus Gottfrieds Belagerungsturme drang man über eine Fallbrücke auf die feindliche Mauer. Gottfried selbst war einer der ersten, welche die Mauer bestiegen. Jetzt wurde von innen das Thor gesprengt und dem eindringenden Heere der Weg gebahnt. Die in der Stadt wohnenden Christen, welche auffallender Weise aus Angst vor dem Christenheere in einer Kirche Kyrie eleison sangen, wurden durch eine Wache geschützt, dagegen die Sarazenen überall ohne Erbarmen niedergemacht, selbst Weiber und Kinder wurden nicht verschont. In der auf der Stelle des alten Salomonischen Tempels erbauten grossen Moschee, in die sich viele Mohammedaner geflüchtet hatten, wütete das Schwert der Christen so, dass das Blut in Strömen die Stufen des Tempels hinunterfloss; ja die Juden wurden sogar in ihrer Synagoge verbrannt. Dann drang man in die Häuser, plünderte, mordete ohne Unterschied und verübte Greuel, welche nur in der Erbitterung der Kreuzfahrer gegen die Ungläubigen und in der ganzen Sitte und Anschauung der Zeit eine Erklärung, wenn auch keine volle Entschuldigung finden. Nachdem die Sieger ihre Kriegswut im Blute der Ungläubigen gekühlt hatten, begaben sie sich in die Auferstehungskirche, stimmten Loblieder an und bekannten öffentlich ihre Sünden. So nahe berührten sich Grausamkeit und aufrichtige Frömmigkeit.
Um den Besitz der eroberten Stadt zu sichern, wurde Gottfried von Bouillon zum Könige von Jerusalem gewählt; aber er nannte sich in frommer Demut nur Beschützer des heil. Grabes, weil er da nicht die Königskrone tragen wollte, wo der Heiland die Dornenkrone getragen hatte. Seine letzte Heldenthat war der Sieg bei Ascalon (August 1099), den er mit 20,000 Mann über ein weit überlegenes Heer des fatimidischen Kalifen von Ägypten gewann. Nachdem er durch diesen Sieg die Besitznahme Jerusalems gesichert, erlag er noch in demselben Jahre den Folgen des Klimas und übermässiger Anstrengung. Auf seinen Wunsch wurde sein Bruder Balduin zu seinem Nachfolger ernannt, welcher zuerst den Titel König von Jerusalem annahm.
Das Königreich Jerusalem umfasste: 1. Das eigentliche Kronland Jerusalem, die südliche Hälfte des ehemaligen Palästina. 2. Die von Gottfrieds Bruder Balduin gegründete Grafschaft Edessa. 3. Das von Bohemund gestiftete Fürstentum Antiochien. 4. Das von Tancred gegründete Fürstentum Tiberias. 5. Die Grafschaft Tripolis. Ausserdem gehörten dazu noch viele mittelbare Lehen. — Das Königtum war erblich, nur beim Aussterben
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Lüneburg als ein auch in weiblicher Linie erbliches Herzogtum an Otto d. Kind verlieh, den langjährigen Streit zwischen den Staufern und Welfen. Zugleich erneuerte er hier die früheren Landfriedensbestimmungen, bestätigte die Landeshoheit der Fürsten, welche er als die Hauptstütze seiner deutschen Herrschaft ansah, und suchte durch gesetzliche Bestimmungen dem Freiheitsstreben der Städte, welches ihm nach seinen in der Lombardei gemachten Erfahrungen gefährlich schien, vorzubauen. — Der fehdelustige Herzog Friedrich der Streitbare von Österreich wurde in die Acht erklärt (1236), welche aber später wieder aufgehoben wurde. Der Kaiser stand damals auf der Höhe seines Glücks; er vereinigte 7 Kronen auf seinem Haupte, die Kaiserkrone, die deutsche, die lombardische, die sicilische, die Krone von Burgund, von Arelat und von Jerusalem.
5. Der Streit mit den Lombarden und dem Papste, 1236—50.
a) Bis zum Tode Gregors Ix., 1236—41. Darauf begab sich der Kaiser nach Italien, wo der ihm ergebene Markgraf* von Treviso, Ezzelino da Romano, ihm ein Heer zuführte. Da die Mailänder die geforderte Huldigung und die Zurückgabe der Regalien verweigerten, so überfiel er sie bei Cortenuo vo am Oglio (bei Cremona) und vernichtete ihr Heer vollständig (1237). Die Folge dieses Sieges war, dass sich fast alle lombardischen Städte ergaben. Der Sieger verlangte jetzt von den Mailändern unbedingte Unterwerfung und wies jeden Vermittlungsversuch des Papstes zurück. Daher rüstete sich Mailand zum Kampfe auf Leben und Tod. Als dem Kaiser die Eroberung des umlagerten Brescia misslang und sein unehelicher Sohn Enzio (Heinz) sich mit der Erbin von Sardinien vermählte und sich König von Sardinien nannte, obschon die Päpste schon seit langer Zeit Ansprüche auf diese Insel erhoben, so trat auch Gregor Ix. offen auf die Seite der Lombarden. Er erneuerte den Bann über den Kaiser, und es entstand wieder, wie ehedem unter Heinrich Iv., ein heftiger in Schriften und Gegenschriften geführter Meinungskampf. Das Ziel des Kampfes trat immer deutlicher hervor; die gegenkaiserliche oder welfische Partei strebte dahin, jeden fremdherrlichen Einfluss in Italien auszuschließen, die Ghibellinen wollten die weltliche Herrschaft des Papstes brechen. Vergebens forderte
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Löwenherz von England, worin er ihm die Normandie, Maine, Touraine und Poitou entriss, und sicherte diesen Besitz durch einen Sieg bei Bouvines über den Herzog von Brabant und den Kaiser Otto Iv., die Verbündeten der Engländer, 1214 (s. 8. 166). Als die englischen Barone erzürnt, dass der König Johann ohne Land den ihm abgerungenen Freiheitsbrief der Magna Charta widerrief, dem französischen Thronerben Ludwig, dessen Gemahlin eine Enkelin Heinrichs Ii. war, den englischen Thron anboten, nahm dieser London ein und liess sich huldigen, musste aber, als die englische Nation nach Johanns Tode Heinrich Iii. erhob, England wieder verlassen. Mit besonderer Sorgfalt suchte er die Städte, besonders Paris, zu heben, richtete eine städtische Miliz (Sergens d’armes) ein und schuf den Pairshof, ein aus 6 Bischöfen und den 6 höchsten Kronvasallen zusammengesetztes Gericht über die Grossen (Judicium parium), welches zugleich als engerer Rat des Königs und als oberster Gerichtshof galt. Seine Teilnahme am 3. Kreuzzuge s. S. 160.
8. Ludwig Viii., 1223—26, führte Krieg gegen den Grafen Raimund Vii. von Toulouse; s. S. 168.
9. Ludwig Ix. der Heilige, 1226—70. Seine staatskluge Mutter Bianca, welche anfangs die vormundschaftliche Regierung führte, beendigte die Albigenserkriege, nachdem Raimund Vii. von Toulouse die eine Hälfte seines Landes an die Krone abgetreten und die andere Hälfte seiner Tochter zugesagt hatte, welche einen Bruder des Königs heiratete. Die Streitigkeiten mit England entschied Ludwig, indem er dem englischen Könige Heinrich Iii. den Hauptteil von Guyenne abtrat und dieser als Herzog von Guyenne Pair von Frankreich wurde; dagegen musste Heinrich auf die Normandie und Bretagne, auf Anjou, Maine und Touraine verzichten. Im Innern sorgte er für gute Handhabung der Rechtspflege durch bessere Gesetze (Etablissements de St. Louis), in denen er den Zweikampf als Beweismittel ausschloss, den Instanzengang regelte und die Appellationen an das königliche Gericht erweiterte. Die öffentliche Sicherheit beförderte er durch Beschränkung des Fehdewesens, die Wissenschaften durch Stiftung der theologischen Schule zu Paris (Sorbonne). Seine beiden Kreuzzüge:
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Extrahierte Ortsnamen: England Maine Brabant London England Paris Toulouse Toulouse England Frankreich Bretagne Maine Paris
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Nicäa, welches nach sechswöchentlicher Einschliessung genommen und vertragsmässig dem Kaiser Alexius überlassen wurde. *) Statt nun den Marsch in die fruchtbaren Küstenlandschaften fortzusetzen, wie es ehedem Alexander gethan hatte, zog man mitten durch die wasserarme Hochebene Kleinasiens, weil man sich um jeden Preis mit den christlichen Armeniern verbinden wollte. Als auf diesem Zuge das Kreuzheer vom Emir von Ikonium, Kilidsch Arslan, angegriffen wurde, gewann es einen glänzenden Sieg bei Doryläum in Phrygien. Aber bald zeigte sich der Übelstand, dass man keinen einheitlichen Kriegsplan entworfen und keinen Überfeldherrn des Gesamtheeres ernannt hatte. So kam es denn, dass mehrere Führer selbstsüchtige Zwecke verfolgten. Das Hauptheer nahm seinen Marsch an der Nordseite des Taurus durch die heifsen Ebenen Phrygiens bis nach Armenien, während Balduin und Tancred sich nach Cilicien wandten und Tarsus und andere Städte eroberten. Von da zog Balduin nach Edessa, wo die Armenier ihm als ihrem Fürsten huldigten. Unterdes war das Hauptheer vor den Mauern Antiochiens angekommen. Die Belagerung dieser festen Stadt bot grosse Schwierigkeiten. Das Heer hatte durch Regengüsse und Krankheiten viel zu leiden, und selbst die Mutigsten verzagten. Manche suchten sich durch die Flucht zu retten, unter ihnen auch Peter der Einsiedler, welcher aber unter allgemeinem Gespött ins Lager zurückgebracht wurde. Schon hatte der türkische Sultan von Bagdad (Barkiarok) seinen Emir Kerboga mit einem Heere zum Entsätze der Stadt abgeschickt, als Bohemund von Tarent im Kriegsrate erklärte, er stehe mit einem der Befehlshaber in geheimem Einverständnisse und werde sie durch Verrat erobern, wenn man sie ihm zum Eigentum überlassen wolle. Lange zauderte man, diesem schnöden und eigensüchtigen Anerbieten Folge zu geben, aber endlich siegte die Not. Durch den Verrat eines türkischen Renegaten unterstützt erstieg Bohemund mit den Seinen einen Turm, und bald war die Stadt in den Händen der Kreuzfahrer (im Juli 1098). Aber schon drei Tage darauf erschien Kerboga, schloss die Stadt aufs engste ein und warf immer neue Truppen in die Citadelle, welche noch im Besitze der Türken war. Die Not der
!) 8. Spruner-Menke, Atlas Nr. 84 u. 85.
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