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er aus den Gesichtszügen, dem zutreffenden Alter und den Er-
zählungen des Hiaen seine Enkel. Als diese das Vorgefallene
vernomnlen hatten, beschlossen sie, ihren Großvater zu rächen;
sie erschlugen den Amulius und setzten den Numitor wieder aus
den Thron. Aus - Dankbarkeit erlaubte ihnen derselbe, an der
Stelle, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt Zu gründen, und so
führten sie eine Colonie albanischer Hirten aus den palatinischen
Hügel und legten dort eine Stadt an. Da sich ein Streit darüber
erhob, wer von den beiden derselben den Namen geben sollte,
beschlossen sie, durch den Vögelflug darüber entscheiden zu lassen.
Denn die Alten glaubten, die Götter eröffneten den Menschen
ihren Willen und zukünftige Ereignisse theils durch die Stim-
men, theils durch den Flug der Vögel. Beide begaben sich auf
besondere Hügel; hier erschienen dem Remus Zuerst sechs Geier,
dem Romulus gleich daraus zwölf. Diese doppelte Zahl sah
Ulan, obschon Remus etwas früher das Augurium erhalten hatte,
als eine Bestätigung der Götter für den Romulus an, und da
er zugleich einen stärkeren Anhang unter den Hirten hatte, so
wurde ihm die Ehre der Benennung ertheilt und die Stadt er-
hielt den Namen Rom. Als Remus kurz darauf über die nie-
drigen Mauern der Stadt spottete und zum Hohn über diesel-
den sprang, entstand unter den Brüdern ein Streit, in welchem
Remus erschlagen wurde. Romulus eröffnete nun in der neuen
Stadt ein Asyl (Freistatt) für Verbannte und Landstreicher, um
die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren. Da es nun aber an
Frauen in der neuen Colonie fehlte, so sandte er zu den Nach-
barvölkern und ließ um Ehebündniffe anhalten. Als sich diese
aber mit Leuten solcher Art nicht darauf einlassen wollten, so
beschloß er, durch List und Gewalt sich das zu verschaffen, was
er durch Güte nicht erlangen konnte.
Er veranstaltete ein großes Schaugepränge, öffentliche Spiele,
und lud zu demselben die Nachbarn nebst Frauen und Kindern
ein. Während Alle ihre Aufmerksamkeit dem Schauspiele zu-
wendeten, brachen plötzlich römische Jünglinge hervor und raub-
ten die Töchter der geladenen Gäste. Darüber kam es zum
Kriege, namentlich mit den Sabinern, die unter Anführung ihres
Königs Tatius das Capitolium, die Burg Roms, durch List er-
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und durch mannigfaltige Kriege mit Nachbarvölkern, in denen
sie unentgeltlich Dienste leisten mußten, immer mehr in drückende
Schulden geriethen. Als ihr Zustand unerträglich wurde, ver-
ließen sie Rom und wanderten auf den „heiligen Berg" im
Sabinerlande aus. Große Bestürzung herrschte darüber unter
den Patriziern. Da gelang es einem volksbeliebten Mann Me-
nenius Agrippa, sie zur Rückkehr zu bewegen. Sie machten aber
für sich gewisse Rechte aus; namentlich erhielten sie eine Schutz-
obrigkeit, zwei Volkstribunen, welche für unverletzlich erklärt wur-
den, das Volk im Senate vertreten und die Plebejer persönlich
schützen sollten. Kein Senatsbeschluß war gültig, wenn diese
Tribunen Einsprache gegen denselben erhoben*hatten. Als nun
einst in Rom eine Hungersnoth ausgebrochen war und man zur
Linderung derselben Getreide aus Sizilien hatte herbeischaffen
lassen, berieth man sich im Senate darüber, zu welchem Preise
dasselbe dem Volke überlassen werden sollte. Da trat Casus
Marcius, der von der Eroberung der Stadt Corioli den Na-
men Coriolan erhalten hatte, auf und schlug vor, man solle das
Getreide dem Volke zu dem alten Preise abgeben, wenn es auf
seine Rechte, namentlich auf das Tribunat, verzichte. Darüber
entstand eine allgemeine Entrüstung unter den Plebejern und
die Tribunen forderten den Coriolan vor ihr Gericht. Als er
aber am anberaumten Tage nicht erschien, wurde er abwesend
verurtheilt; er ging nun, dem Vaterlande zürnend und drohend,
in die Verbannung zu der Volskern, den heftigsten Feinden der
Römer. Diese nahmen ihn freudig aus, und es gelang ihm, sie
zu einem Kriege gegen Rom zu reizen. 'Hierzu benutzte er Spiele,
die gerade damals in Rom gefeiert wurden. Zu denselben wa-
ren auch Volsker erschienen; diese wurden aber durch einen Se-
natsbeschluß aus der Stadt gewiesen. Da beschlossen die Vols-
ker den Krieg, und Coriolan wurde zum Anführer gewählt. Er
rückte gegen Rom und schlug sein Lager eine Meile von der
Stadt auf. Er ließ namentlich die Grundstücke der Patrizier
verschonen, dagegen die der Plebejer plündern. Da forderten
letztere laut, man solle eine Gesandtschaft an ihn abschicken, um
wegen des Friedens zu unterhandeln. Die Gesandten wurden
rauh abgewiesen, und als sie zum zweiten Male kamen, garnicht
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amten traten außer Wirksamkeit (451 v. Chr.) Nach Ablauf
des Jahres hatten sie Zehn Tafeln fertig und legten sie dem
Volke zur Bestätigung vor; Zugleich erklärten sie aber, es fehlten
Zum völligen Abschlüsse des Rechtes noch zwei Tafeln. Man
erwählte also auch noch für das folgende Jahr Zehn Männer,
unter ihnen den Appius Claudius, einen Patrizier von stolzem,
hochfahrenden Sinn. Sobald dieser sein Amt angetreten hatte,
zeigte er seine wahre Gesinnung. Auf seine Veranlassung führ-
ten sie die Neuerung ein, daß jeder von ihnen von Zwölf Likto-
ren mit den Ruthenbündeln begleitet öffentlich erschien, während
die früheren Deeemvirn es so gehalten hatten, daß nur einer
dieses königliche Abzeichen hatte und dasselbe in der Runde bei
ihnen herumging. Sie schienen Miene zu machen, die übertra-
gene Gewalt zu behalten und für das nächste Jahr keine Beam-
ten wählen zu lassen; denn obschon die beiden rückständigen Ta-
feln bereits fertig waren, so beriefen sie doch das Volk nicht Zu
den Wahlen, schalteten im Gegentheil ganz nach Belieben und
verfolgten diejenigen, die ihnen im Wege standen. So behielten
sie denn wirklich auch für das folgende Jahr ohne Genehmigung
ihre Stelle bei und Niemand wagte es, ihnen entgegenzutreten.
Endlich stürzten sie Zwei Unthaten, die aus ihrer Mitte verübt
wurden. Einmal ließen sie einen alten verdienten Krieger, der
ihnen verdächtig war, durch Meuchelmord aus dem Wege räu-
men, und dann wagte es Appius Claudius, auf eine bürgerliche
Jungfrau, Virginia mit Namen, einen Angriff Zu machen. In
dem heftigen Verlangen, sie in seine Gewalt zu bekommen und
sie ihrem Vater und Bräutigam zu entreißen, gab er vor, sie sei
die Selavin eines seiner Clienten (Schutzbefohlenen) und demsel-
den in früher Jugend entführt worden. Da der von ihm ge-
dungene Client dieses vor Gericht beschwor, so sprach Appius sie
ihm in der Eigenschaft als oberster Richter zu. Das Mädchen
sollte abgeführt werden, da nahm sie der Vater bei Seite unter
dem Vorwände, er wollte von seiner Tochter Abschied nehmen
und erstach sie mit einem Messer, das in der Nähe auf einer
Fleischerbank lag. Dann rief er auf das Haupt des Appius
den Fluch herab und bahnte sich durch die aufgeregte Menge
den Weg Zum Thore.
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Extrahierte Personennamen: Claudius Appius_Claudius Appius
59
lus und ein großer Theil des Senats; auch religiöse Gründe
wirkten auf das Volk, die Stätte nicht zu verlassen, wo die Tem-
pel ihrer heimathlichen Götter gestanden, wo ihre Väter gewohnt
hatten, an die sich so viele Erinnerungen knüpften. Ein gering-
fügiger Umstand gab den Ausschlag. Als der Senat gerade
sich über die Sache berieth, Zog ein Hauptmann mit der Wache
über das Forum, und rief mit lauter Stimme: „Halt, Fahnen-
träger; hier bleiben wir am besten!" Das sah man als eine
günstige Vorbedeutung an und der Aufbau der Stadt wurde
beschlossen und sogleich in Angriff genommen. Camillus verrich-
tete noch manche Heldenthaten; als sich kurz nachher feindselige
Nachbarn gegen Rom erhoben, führte er abermals mit der Dic-
tatur bekleidet das Heer zum Siege. Er starb in hohem Alter
im Jahre 365 an einer Pest, die damals in Rom wüthete, und
die Trauer um ihn war allgemein. Er war fünfmal Dictator
gewesen, hatte viermal triumphirt und den Staat durch schwere
Stürme und Drangsale Zu neuer Macht und Stärke geführt.
§ 9. Pyrrhns, König von Epirus. (280 v. Chr. G.)
Allmählich dehnten die Römer in fortwährenden Kriegen ihre
Herrschaft über Mittel- und Unteritalien aus, während im In-
nern die Plebejer immer größere Rechte sich von den Patriziern
ertrotzten und im Jahre 366 es auch durchsetzten, daß einer der
beiden Consuln aus ihrer Mitte gewählt werden solle. Die voll-
ständige Unterwerfung des unteren Italiens erfolgte durch den
Krieg mit der Stadt Tarent. Mit den Bewohnern derselben
standen die Römer bisher in freundlichem Verkehr. Da geschah
es im Jahre 282 v. Chr., daß eine kleine römische Flotte in
den Hafen der Stadt einlief; das sahen die Tarentiner alseinen
Eingriff in ihre Rechte und Verletzung geschlossener Verträge
an. Es war gerade ein Fest in der Stadt und das Volk im
Theater versammelt, als die Nachricht davon dort ankam. Ju-
belnd stürzt man zum Strande, fällt über die Römer her und
bemächtigt sich der Hälfte der Schiffe; die andern entkamen.
Als die Römer deßwegen eine Gesandtschaft nach Tarent schick-
ten, wurde dieselbe verhöhnt und auf gemeine Weise beleidigt.
Da wurde der Krieg beschlossen und ein römisches Heer näherte
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Epirus Unteritalien Italiens Tarent Tarent
90
schienen sie ihnen auch den Ruhm in Kunst und Wissenschaft
streitig zu machen.*) Nach Rom zurückgekehrt, wußte er sich durch
Freigebigkeit und freundliches Wesen die Liebe des Volkes Zu
erwerben und durchlief dann die gewöhnliche Reihenfolge der
römischen Staatsämter. Zuerst wurde er Quästor, d. h. derje-
nige Beamte, der die Staatsgelder zu verwalten hatte, und er-
hielt als solcher das westliche Spanien als Provinz; hier soll
er in Gades (Cadix) beim Anblick der Bildsäule Alexanders des
Großen schmerzlich ausgerufen haben: „Der hatte in meinem
Alter schon die Welt erobert, und ich habe noch nichts gethan."
Dann wurde er in Rom Aedil; als solcher hatte er die Aufsicht
über die öffentlichen Gebäude, über die Sicherheit und Reinlich-
keit der Straßen, die öffentlichen Spiele und die Markt- und
Sittenpolizei; durch prächtige Spiele, die er veranstaltete, gewann
er sich die Gewogenheit des Volkes in hohem Grade, stürzte sich
aber.zugleich in bedeutende Schulden. Im Jghre 63 v. Chr.
wurde er sogar durch Volkswahl Oberpriester (Pontifex Maxi-
mus), obschon die Optimalen ihm heftig entgegenwirkten, und
er auch noch nicht das für diese Würde erforderliche Alter hatte;
denn dieselbe wurde nur denjenigen ertheilt, die bereits die höch-
sten Aemter bekleidet hatten. Im Jahre 62 war er Prätor,
d. h. Oberrichter oder der mit Ausübung der Rechtspflege be-
traute Beamte, und nach Ablauf der Prütur erhielt er das west-
liche Spanien zur Verwaltung. Hier brachte er theils durch
glücklich geführte Kriege, theils durch geschickte Benutzung seiner
amtlichen Gewalt in der reichen Provinz so viel Geld zusammen,
daß er seine Schulden bezahlen konnte. Im folgenden Jahre
kehrte er nach Rom zurück, wo damals Pompejus auf der Höhe
seiner Macht stand; diesem fehlte es indeß nicht an Gegnern
und Neidern, unter denen der reiche Crassus, Lucullus, der vor
ihm gegen Mithridates gekämpft hatte, und der eifrige Republi-
kaner Cato zu nennen sind.
Cäsar, der sich um das Consulat bewerben wollte, sah ein,
daß er dazu eines mächtigen Beistandes bedurfte, näherte sich
zuerst dem Pompejus, brachte dann eine Versöhnung zwischen
3 Andere erzählen dies vom Cicero.
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Rom Spanien Rom Rom Lucullus
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würdigen Gerichtshof, in sein früheres Ansehen wieder ein und
übergab ihm die Aufsicht über die Sitten der Bürger, wie die
Untersuchung der schweren Verbrechen. Die neun Archonten be-
hielt er bei; er gab der Volksversammlung bedeutende Rechte;
sie entschied durch Abstimmen über die wichtigsten Staatsangele-
genheiten, über Krieg und Frieden, über Abschließung von Bünd-
nissen, über neue Gesetze oder Abschaffung früherer und hatte
das Recht, die Beamten zu wählen. Neben derselben stand der
Rath der Vierhundert, der die Gesetze vorher berieth, ehe sie der
Volksversammlung vorgelegt wurden. Außerdem theilte er das
Volk nach dem Grundbesitze und den Vermögensverhältnissen in
vier Klassen, um danach die Leistungen für den Staat, nament-
lich den Kriegsdienst zu bestimmen. Die Mitglieder der vierten
und ärmsten Klaffe durften in der Volksversammlung mitstimmen,
konnten aber keine Staatsämter bekleiden und dienten im Kriege
nur als Leichtbewaffnete oder auf der Flotte. Als diese seine
Maßregeln, so weise sie auch waren und den Verhältnissen ent-
sprachen, dennoch nicht Alle befriedigten, begab Solon sich auf
Reisen, nachdem er die Bürger hatte schwören lassen, seine Ge-
setzgebung zehn Jahre zu halten. Auf diesen Reisen kam er auch
zum Crösus, dem reichen Könige von Lydien in Kleinasien, der
sich für den glücklichsten der Menschen hielt. Solon warnte ihn,
dem Glücke zu trauen und legte ihm seine Ansicht vom wahren
Glücke dar, indem er ihm vom Tellus erzählte, einem athenischen
Bürger, der im blühenden Kreis von Kindern und Enkeln bei
ausreichendem Einkommen gelebt habe und den schönen Tod für
das Vaterland im Kampfe mit einem Nachbarvolke gestorben sei.
Als sich Crösus darüber verwunderte und fragte, wer denn nach
diesem der glücklichste sei, nannte er ihm zwei Jünglinge aus
Argos, Cleobis und Biton. die sich durch Körperstürke auszeich-
neten und einst bei Gelegenheit eines Festes, bei welchem ihre
Mutter als Priesterin das Opfer darbringen mußte, dieselbe selbst
zum Tempel fuhren, weil die Stunde des Opfers da war und
die Zugthiere ausblieben. Da habe die Mutter, sagte er, die
Göttin angefleht, ihren Söhnen das Veste zu geben, was den
Menschen zu Theil werden könne; hierauf seien sie nach einge-
nommenem Opfermahl eingeschlafen und nimmermehr erwacht.
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48_
§ ä. Tarquinius Superbus, Ende der Königs-
Herrschaft (510).
Auch unter den folgenden Königen wurden Bewohner der
Nachbarstädte, mit denen die Römer im Kriege gewesen waren,
nach Rom geführt und dort angesiedelt; so mußten unter dem
Nachfolger des Tüllus Ancus Mareius die Bürger von vier
überwundenen latinischen Städten nach Rom wandern. Dort
lebten sie Zwar im Zustande der persönlichen Freiheit, erhielten
aber nicht das vollständige Bürgerrecht und hießen Plebejer, im
Gegensatz zu den alten Bürgern, die sich Patrizier nannten.
Unter demselben König kam auch ein gewisser Lucumo aus Tar-
quinii in Etrurien nach Rom, nahm dort den Namen Lucius
Tarquinius Priscus an und gelangte zu so großem Ansehn, daß
er sogar beim Tode des Ancus zum Vormunde von dessen Söh-
nen ernannt wurde. Aus geschickte Weise wußte er nach dern
Ableben desselben das Volk zu bearbeiten, so daß es ihn zum
König erwählte. Ein Enkel oder Sohn von ihm (denn das ist
unentschieden) Lucius Tarquinius mit den: Beinamen Superbus,
d. h. der Stolze oder Tyrannische, war der letzte König der Rö-
mer, deren es im Ganzen sieben giebt. Sein Vorgänger hieß
Servius Tullius, der sich um den Staat dadurch verdient machte,
daß er demselben eine Verfassung gab, die sich im Wesentlichen
durch die ganze folgende Zeit erhalten hat, indem er behufs der
Besteuerung und des Kriegsdienstes das Volk in fünf Elassen
nach dem Vermögen eintheilte, die wieder in Unterabtheilungen,
Centurien genannt, zerfielen, um danach die Abstimmungen bei
den Beamtenwahlen und den Gesetzesvorschlägen zu ordnen.
Dieser Servius Tullius hatte zwei Tochter von sehr ver-
schiedenem Charakter; die eine war hochfahrenden, stolzen Sinnes
und trachtete nach Glanz und Herrschaft, die andere stiller und
häuslicher Gemüthsart. Letztere vermählte er mit Lucius Tar-
quinius, der in seinem Wesen der älteren Tullia ähnlich war
und wie sie nach Ruhm strebte; diese aber mit dem Bruder
desselben, dem Aruns Tarquinius, der eher für die sanftere Toch-
ter gepaßt hätte. Er hoffte durch diese Verbindung ungleichar-
tiger Gemüther den Ungestüm des einen Theils zu mildern.
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28
trat, nämlich Perikles. Er stützte sich namentlich auf die große
Masse, während Cimon mehr ein Freund der Vornehmen und Be-
sitzenden gewesen war. Er hatte ein würdevolles Aeußere, das
sehr an den früheren Tyrannen Pisistratus erinnerte; er stammte
aus einem vornehmen Geschlechte und hatte eine Bildung genossen,
wie kein Staatsmann vor ihm, er pflegte Umgang mit den ersten
Weltweisen, Dichtern und Künstlern jener Zeit, unter denen sich
namentlich der Philosoph Auaxagoras und der Bildhauer Phidias
auszeichneten. Seitdem er anfing, sich mit Staatsangelegenheiten
zu beschäftigen, befleißigte er sich eines mäßigen und von Vergnü-
gungen zurückgezogenen Lebens. Um dem Volke die Macht in die
Hände zu spielen, schwächte er das Ansehn und den Einfluß des
Areopags, dem die Entscheidung über viele wichtige Angelegenhei-
ten entzogen wurden; er führte ferner für die Richter, für die
Theilnahme an der Volksversammlung und für den Kriegsdienst
einen Sold eirr, damit so viele Bürger als möglich daran Antheil
nehmen könnten, während früher solche Leistungen umsonst über-
nommen werden mußten. Auch sollten die Armen für die Zulas-
sung zu den öffentlichen Spielen das Geld aus der Staatskasse
erhalten.
Die Bundesgenossen der Athener hatten eine gemeinsame Kasse,
aus der die Kosten für die Perserkriege bestritten wurden. Diese
Kasse wurde bisher auf der Insel Delos verwahrt und stand un-
ter der Aufsicht eines athenischen Staatsmannes, (zuerst des ge-
rechten Aristides) seit jener Zeit, wo durch des Pausanias Schuld
die Leitung der griechischen Angelegenheit (Hegemonie) von Sparta
an Athen übergegangen war. Dieses Geld ließ Perikles fftzt nach
Athen bringen und verwandte cs zum Theil dazu, die Stadt zu
verschönern und jene prächtigen Bauwerke aufzuführen, deren Ueber-
reste noch jetzt so sehr unsere Bewunderurg erregen. Solche
waren die Vorhallen oder Propyläen, das Thor zur Burg (Akro-
polis), der große Tempel der Minerva, Parthenon genannt, mit
der 36 Fuß hohen Bildsäule der Göttin aus Elfenbein und Gold,
das Odeum, ein rundes Gebäude für musikalische und poelische
Vorträge. Ein solcher Aufwand von Kosten mußte den Bundes-
nossen sehr mißfallen, da dies Alles zum großen Theil von ihrem
Gelde bestritten wurde. Als einige derselben abfielen, wurden sie
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09
scheu flohen Alle davon, und drei Sclaven holten den blutigen
Leichnam fort.
§ 18 Marcus Tullius Cicero.
Ein Mann, der vielfach in die Begebenheiten jener Zeit ein-
griff, war Marcus Tullius Cicero. Er war zu Arpinum, der
Heimath des Marius, im Jahre 106 v. Chr. aus ritterlicher
Familie geboren. Der Stand der Ritter, der in früheren Zei-
ten seinem Namen entsprach, umfaßte damals den höheren Bür-
gerstand oder alle solche Leute, die ein gewisses Vermögen, nach
unserm Gelde etwa 20,000 Thlr., nachweisen konnten. Cicero
erhielt nebst seinem jüngeren Bruder Quintus von seinem Vater
eine sorgfältige Erziehung und zeichnete sich schon früh durch
eine außerordentliche Gewandtheit der Rede aus. Nach zurück-
gelegtem sechszehnten Lebensjahre erhielt er die männliche Toga
und wurde dann einem berühmten Rechtsgelehrten zur Unterwei-
sung übergeben. Unter seinen Lehrern ist besonders der schon
früher angeführte Molo zu nennen, der einen außerordentlichen
Einfluß auf ihn übte. Im fünfuudzwanzigsten Lebensjahre trat
er als Sachwalter zuerst aus und erntete großen Beifall. Da
er indeß in Folge körperlicher und geistiger Anstrengungen zu
kränkeln begann, so beschloß er, für eine Zeit zu ruhen und sich
durch Reisen nach Afrika und Griechenland zu erholen. Auf die-
sen Gleisen kam er auch nach Rhodus und verweilte dort einige
Zeit beim Molo, den er schon früher in Rom gehört hatte.
Heimgekehrt bewarb er sich nach zurückgelegtem dreißigsten
Jahre um die Quästur und verwaltete dieselbe in Sizilien, wo
er sich durch Freundlichkeit und Gewissenhaftigkeit bald die Her-
zen der Bewohner gewann. Als er daher fünf Jahre später
zum Aedilen erwählt war, übertrugen ihm die Sizilier im Ver-
trauen auf seine Rechtlichkeit die Anklage gegen einen gewissen
Verres, der als Statthalter die Provinz auf eine unverantwort-
liche Weise ausgesogen hatte. Durch seine unverdrossene Thätig-
keit brachte er bald die bündigsten Beweise gegen denselben zu-
sammen und veranlaßte ihn dadurch, vor der richterlichen Ent-
scheidung Rom zu verlassen und in die Verbannung zu gehen.
Drei Jahre später wurde er Prätor und erwarb sich als solcher
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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