680
Der Krieg
am Rhein und
in Belgien.
Die Septem-
bertage.
riez hatte sich auf einer langen Hügelreihe zwischen St. Menehould
und Valmy vereinigt. Der Herzog begnügte sich mit einer Kano-
nade gegen den auf der Höhe bei Valmy stehenden Kellermann;
aber den Angriff wagte er nicht. Er knüpfte Unterhandlungen mit
Dumouriez an. Als er aber die Wiedereinsetzung Ludwigs Xvi. in
seine vollen Rechte verlangte, theilte ihm Dumouriez das auf die Ab-
setzung deß Königs und die Umwandlung Frankreichs in eine Republik
bezügliche Decret der Nationalversammlung mit. Ein rauhes Herbstwet-
ter stellte sich ein; der lehmige Boden der Champagne wurde zum tiefen
Morast; die naffe Kälte, verbunden mit dem Genuß unreifer Trauben,
die beim Mangel an Brot und trinkbarem Wasser oft mehrere Tage hin-
durch das einzige Nahrungsmittel waren, erzeugten die Ruhr, und Tau-
sende erkrankter Krieger lagen in unerträglichen Schmerzen auf dem
nassen, von den ekelhaftesten Auswürfen bedeckten Boden unter den glück-
licheren Todten. Der König konnte seinen Unmuth über die getäuschten
Erwartungen, der Herzog seine Besorgnisse nicht bergen. So erfolgte
am 1. Oktober der Rückmarsch der Armee. Schrecklich war daß Elend
der Menschen und Thiere, die Straße, die man zog, bezeichneten Trüm-
mer und Leichen. Erst im Luxemburgischen gönnten sich die Preußen
die erste Rast.
Am Mittelrhein hatte Custine das Hauptmagazin der Oestreicher
in Speie r weggenommen und die 2000 Mann der Besatzung zu Ge-
fangnen gemacht. Durch eine in Mainz vorhandene Revolutionßpartei
eingeladen, rückte Cüstine dann vor Mainz, und der Commandant ca-
vitulirte, obgleich die Franzosen nicht einmal Geschütz bei sich hatten.
Nach dem Einzuge der Franzosen wmde in Mainz ein Jakobinerklub
errichtet, ein aus trockenem Holze gezimmerter Freiheitsbaum feierlich
aufgestellt, die Feier republikanischer Feste veranstaltet und gegen die
Anhänger des Kurfürsten gewüthet, Auch Frankfurt wurde von den
Franzosen besetzt und von der neutralen Reichsstadt eine Brandschatzung
von anderthalb Millionen Thalern erpreßt. Frankfurt wurde jedoch am
2. December von den Preußen und Hessen wieder eingenommen. Von
der Süd arm ee unter Mon teßquiou wurden die sardinischen Land-,
schäften Savoyen und Nizza ohne Kriegserklärung besetzt. Dumou-
riez besiegte nach dem Abzüge der Preußen die Oestreicher bei dem
Dorfe Jemappes und besetzte Belgien.
In Paris hatte sich in den jüngsten Ereignissen die Schwäche der
Nationalversammlung kund gegeben; über sie herrschte jetzt der Ge-
meinderath von Paris, über diesen Robespierre, Danton und
Marat. Robespierre erschien vor der Nationalversammlung und for-
derte Rache für die am 10. August gefallenen Märtyrer aus dem Volke
und die Einsetzung eines aus Abgeordneten einer jeden Section von
Paris gebildeten Gerichts. Trotz des Widerspruchs der Girondisten wurde
ein Revolutionstribunal eingesetzt. Sobald dieses Blutgericht seine
Sitzung begann, ließ Manuel auf dem Earrouselplatze die Köpf-
Maschine aufrichten, die ein Jahr vorher von dem pariser Arzt Guil-
lotin erfunden war. Sie wurde nicht wie sonst wieder weggenommen,
sondern blieb stehen. Die Nachricht vom Vorrücken der Preußen, dann
von der Uebergabe Longwy's und Verduns weckte in der Bevölkerung
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Extrahierte Personennamen: Kellermann Ludwigs Ludwigs Dumouriez Danton August Manuel
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Belgien Frankreichs Mainz Mainz Mainz Frankfurt Frankfurt Hessen Nizza Belgien Paris Paris Paris
474
Neuere Geschichte, Vierte Periode.
vier Monate cingeschlossenen Hauptstadt hatte am 23. Jan. Favre
Unterhandlungen mit Graf Bismarck angeknüpft. Diese führen zur
Kapitulation von Paris durch die
1871. Uebereinkunft von Versailles.
28. Jan. 1) Uehergabo sänuntlicher Forts mit dem Kriegsmaterial
an die deutschen Truppen, Entwaffnung der Ringmauer;
2) alle französischen Soldaten in Paris gelten als Kriegsgefangene
und werden entwaffnet, mit Ausnahme von 12,000 Mann, welche mit
der Nationalgardc die Ordnung aufrecht erhalten, für die Verprovian-
tirung sorgen die französischen Behörden; 3) die Stadt Paris zahlt
200 Millionen Franken Kriegskontribution; 4) Waffenstillstand (mit
Ausnahme der Départements Doubs, Jura und Côte d'or) auf drei
Wochen behufs Ermöglichung freier Wahlen zur Nationalversamm-
lung, die in Bordeaux zusammentreten und zwischen Krieg und
Frieden entscheiden soll.
Gambettas Widerstand gegen diese Uebereinkunft wird bald ge-
brochen, er gibt seine Entlassung (G. Fcbr.). Wahlen in ganz Frank-
reich (8. Febr.) Die Nationalversammlung konstituirt sich in Bor-
deaux (12. Febr.). Der Waffenstillstand bis zum 24. Febr., später
bis zum 3. März verlängert. Thiers, zum Chef der französischen
Exekutivgewalt gewählt, führt die Unterhandlungen mit Graf Bis-
marck. Das Ergebnis derselben sind die
26. Febr. Friedenspräliminarien zu Versailles:
1) Frankreich tritt an das deutsche Reich ab : den Eisass
aufser Beifort (und Gebiet) und Deutsch-Lothringen mit Meta und
Diedenhofen (Thionville), zusammen 2g0 Q Meilen mit l1/* Millionen ^
Einwohnern ; 2) Frankreich zahlt in 3 Jahren 5 Milliarden Franken
Kriegsentschädigung, welche durch eine (nach den Abzahlungen
geregelte) Besetzung französischen Gebiets garantirt wird.
I. März, ln Folge eines Zusatzartikels Einzug von 30,000 Mann
deutscher Truppen in Paris und momentane Besetzung
eines kleinen Theils der Hauptstadt, welche die Deutschen schon den
3. März wieder verlassen. Die Friedenspräliminarien werden be-
stätigt und im Einzelnen näher bestimmt (Gebietsaustausch eines
französischen Bezirks bei Beifort gegen einen .andern deutsche«
m Lothringen) in dein definitiven
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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359
Venedig, Istrien und Dalmatien für Oesterreich, doch wurde
der Fluß Etsch als Grenze Oesterreichs im venezianischen Fest-
lande bestimmt. Der Rhein sollte die Grenze zwischen Deutsch-
land und Frankreich bilden; und ersteres verlor dadurch 1200
Quadratmeilen mit fast vier Millionen Menschen. Eine Neichs-
dcputation sollte die am Rhein verletzten Fürsten entschädigen,
was endlich nach französisch-russischer Vorschrift meist durch
weltlich gemachte geistliche Gebiete (Säkularisation) und durch
42 Reichsstädte geschah. Der Reichsdeputationshaupt-
schluß, durch welchen die neue Ordnung der Dinge in Deutsch-
land festgesetzt wurde, kam am 25. Februar 1803 zu Stande.
Preußen erhielt, außer mehreren Reichsstädten und Abteien,
die Bisthümer Paderborn, Hildesheim und Münster als Ent-
schädigung.
Schon im ersten Monat nach dem Luneviller Frieden, am
24. März 1801, wurde der russische Kaiser Paul, der schon
sichtbar sich auf die Seite Bonaparte's neigte, ermordet, und
sein ältester Sohn, Alerander, auf den blutigen Thron
erhoben. — Kurz zuvor wäre auch Bonaparte beinahe das
Opfer einer Verschwörung geworden. Einige Unzufriedene
hatten eine Maschine, bestehend aus einer Pulvertoune, die
auf einen Karren befestigt und mit Kugeln rundum geladen
war, am Abende des 24. Dezember 1800 in einer Straße,
durch welche Bonaparte nach der Oper zu fahren pflegte, auf-
gestellt, um ihn in die Luft zu sprengen. Bonaparte kam an,
aber sein halbbetrunkener Kutscher jagte mit ungewöhnlicher
Schnelligkeit; und als die Explosion dieser sogenannten Höl-
lenmaschine erfolgte, war Bonaparte bereits außer Ge-
fahr. Acht Theilnehmer dieser Verschwörung wurden hingerich-
tet, und eine große Anzahl Verdächtiger aus Paris verwiesen.
Rückkehr der Fcan;osen aus Aegypten. — Kehren wir jetzt
nach Aegypten zurück, wo, wie wir früher hörten, Kleber
(ein Straßburger), den Oberbefehl führte. Dieser ausgezeich-
nete Feldherr hielt den Ruhm der französischen Waffen aufrecht
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Extrahierte Personennamen: Paul Bonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Istrien Dalmatien Oesterreich Oesterreichs Deutsch- Frankreich Rhein Deutsch- Hildesheim Paris
439
Viertes Kapitel.
Der Nationalconveat «1. Sept. 179s bis S7. Oet. 17äs.
Fränkische -kcpudlik Ss Sept. Skückzug aus der Champagne; Tchlacht von Zemap-
pes 6. Nov. Custine in Mainz.
Diese Versammlung bestund aus 749 Mitgliedern, welche gleich in den
ersten Sitzungen das Königthum als abgeschafft und Frankreich zur Republik
erklärten; dieses Jahr (1792) sollte das erste einer neuen Zeitrechnung und
dieser Tag (22. Sept.) der erste des Jahres sein. So begann der National-
convent sein Werk.
Das Glück begünstigte auch die neue Republik ganz unerwartet und
Europa staunte viel mehr über den Rückzug des Herzogs von Braunschweig,
als über den Schlag des Nationalconvents. Der Herzog war nach der Eroberung
von Verdun in der Champagne vorgedrungen, ohne auf ernstlichen Wider-
stande zu stoßen. Erst bei Mcnehonld stellte sich ihm Dumouricz mit 17,000
Mann entgegen. Zn schwach um einem ernsten Angriff der Preußen zu wider-
stehen , nahm er seine Zuflucht zur List; er überredete seinen Gegner, daß es
bester sei zu zuwarten, indem nächstens eine Gegenrevolution ausbrechen werde.
Während der Herzog v. Braunschweig zögerte, verstärkte sich Dumouriez bis auf
70,000 Mann, und imch einer heftigen Kanonade bei Valmy zog sich der
Herzog von Braunschweig zurück, ohne eine Hauptschlacht zu wagen. Der
Feind verfolgte ihn nicht; aber unaufhörliche Regengüsse machten die Wege
grundlos, und sie und Entbehrungen aller Art erzeugten verderbliche Krank-
heiten; besonders raffte die Ruhr viele Tausende weg. Elend, einem geschla-
genen Heere gleich, kamen die Preußen am Rheine an. Die Franzosen be-
nutzten ihren Vortheil trefflich; mit einem eilig zusammengerafften, kaum
nothdürftig bewaffneten Heere, nahm Eustine Worms und Speier, ja sogar
Mainz, Deutschlands Bollwerk. Der Ehurfürst war entflohen, in Mainz
selbst schwärmten die meisten Einwohner nach französischer Freiheit und Gleich-
heit, und so ging die Stadt ohne Schuß an die Franzosen über. Bald darauf
nahm Custine auch Frankfurt und ließ sich 2 Millionen Thaler zahlen; doch
vertrieben ihn die Preußen wieder über den Rhein und blockirten Mainz.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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302
Reichsstädten und Abteien, die Bisthümer Paderborn, Hildesheim
und Münster (das letzte nicht ganz) als Entschädigung.
Schon im dritten Monate nach dem Luneviller Frieden, am
24. Marz 1801, wurde der russische Kaiser Paul, der schon
sichtbar sich auf die Seite Bonaparte's neigte, ermordet, und
sein ältester Sohn, Alexander, auf den blutigen Thron erho-
den. — Kurz zuvor wäre auch Bonaparte beinahe das Opfer
einer Verschwörung geworden. Einige Unzufriedene hatten eine
Maschine, bestehend aus einer Pulvertonne, die aus einem Karren
befestigt und mit Kugeln rundum geladen war, am Abende des
24. Decembers 1800 in einer Straße, durch welche Bonaparte
nach der Oper zu fahren pflegte, ausgestellt, um ihn in die Luft
zu sprengen. Bonaparte kam an, aber sein halbtrunkener Kutscher
jagte mit ungewöhnlicher Schnelligkeit; und als die Explosion die-
ser sogenannten Höllenmaschine erfolgte, war Bonaparte
bereits außer Gefahr. Acht Thellnehmer dieser Verschwörung
wurden hingerichtet und eine große Anzahl Verdächtiger aus Pa-
ris verwiesen.
Kehren wir jetzt nach Ägypten zurück, tvo, wie wir oben
hörten, Kleber *) den Oberbefehl führte. Dieser that alles Mög-
liche, das eroberte Land zu behaupten. Er erfocht sogar zwei
höchst glanzende Siege über die an Zahl weit überlegenen Feinde.
Aber am 14. Juni, an demselben Tage, wo Bonaparte den
glanzenden Sieg bei Marengo erfocht und der tapfere Desaix siel,
endete auch Kleber durch Meuchelmord. Wahrend er, bloß von
seinem Architekten begleitet, auf der Terasse seines Hauses auf-
und abging, nahet sich ihm wie ein Bittender ein junger Ägyp-
tier, mit Namen Solimán, übergibt ihm eine Schrift, ersticht
ihn während des Lesens und entflieht. Nicht lange blieb der
Mörder unentdeckt. Schon am Abende des Tages ward er ein-
gezogen und am vierten Tage schrecklich hingerichtet. Ihm wurde
ein spitzer Pfahl der Länge nach langsam durch den Leib getrieben,
*) In der ehemaligen fürstlichen Militarschule zu Münster legte
dieser den ersten Grund zu seiner großen Laufbahn
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Extrahierte Personennamen: Paul Alexander Alexander Bonaparte Marengo Desaix
— 271
Unter Anführung des als Feldherren hochberühmten Herzoges
Ferdinand von Braunschweig rückte ein preußisches Heer, dem der
König und seine zwei ältesten Söhne persönlich folgten, nebst
20,000 Ausgewanderten und 6000 Hessen durch das Erzstift
Trier in Lothringen ein, nachdem vorher schon die Feindseligkeiten
an den Grenzen der östreichischen Niederlande zwischen den Fran-
zosen und Östreichern begonnen hatten. Die Verbündeten erober-
ten die Festungen Longwy und Verdün und drangen siegend in
die Champagne ein. Ganz' Paris gerieth in Bewegung und war
mehre Tage hindurch der Schauplatz gräßlicher Mordscenen. Am
25. Juli, noch vor dem Aufbruche des verbündeten Heeres von
Coblenz, hatte der Herzog von Braunschweig.ein Manifest (Er-
klärung) an die französische Nation erlassen, ein unseliges Mach-
werk des Übermuthes und der Verblendung: „Alle Franzosen,
welche die geheiligten Rechte ihres Königes nicht sogleich aner-
kennen würden, besonders aber Paris, sollten die schwersten
Strafen erleiden. Es solle dieser Stadt der Empörung
ergehen, wie einst Jerusalem, kein Stein solle auf dem andern
bleiben, die Stolze vom Angesichte der Erde vertilgt werden!"
Einer so drohenden Sprache bedurfte es gerade, um alle Fran-
zosen, selbst die königlich Gesinnten, auf das äußerste zu er-
bittern. Jünglinge und Greise strömten zu den Fahnen des
tief beleidigten Vaterlandes. Bei St. Menehould hemmte Du-
mouriez die siegreichen Fortschritte der Preußen und nöthigte
sie zu einem höchst unglücklichen Rückzuge. Mangel, Seuchen,
übele Witterung, Elend und Noth aller Art verfolgten die er-
schöpften und entmuthigten Kriegesscharen auf den durch Regen-
ströme unwegsamen Straßen. Alles genommene Land sammt den
eroberten Festen wurde geräumt. Schon am 23. Oct. verkündete
der Kanonendonner langst der ganzen Grenze, „daß das Land der
Freiheit — so lautete der französische Bericht — von den Des-
potenknechten gereinigt sei!" Der französische General Custine
drang gegen den Mittelrhein vor, eilte über Speyer und Worms
nach Mainz und bekam diese wichtige Feste, die Beherrscherin
zweier Ströme und den Schlüssel von Deutschland, durch bloße
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Lothringen Niederlande Fran- Longwy Paris Coblenz Braunschweig Paris Jerusalem Du- Speyer Worms Mainz Deutschland
§ 9. Der Krieg gegen Österreich u. Preußen. — § 10. Der Nationalkonvent. 105
Preußen und Österreich*), dessen Zweck jedoch im ausdrücklichen Gegensatz zu den fanatischen Wünschen der Emigranten nur die Sicherung der königlichen Familie war.
An die Spitze der verbündeten Truppen wurde der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, ein Neffe des Siegers von Minden, gestellt. Durch ein unvorsichtiges Manifest, dem ein Emigrant mit unvernünftigen Drohungen die letzte Form gegeben hatte, erbitterte er das französische Volk. Im bedächtigen Vormarsch eroberte er Verdun (w. v. Metz), ohne vom Volke, wie die Emigranten verheißen, als Befreier aufgenommen zu werden. Schon jetzt überzeugte er den König davon, daß mit dem durch Krankheiten stark verminderten Heere, dessen Verproviantierung immer schwieriger wurde, der Marsch auf Paris nicht gewagt werden könne. Bei Valmy (w. v. St. Menehonld, zwischen Marne und Aisne) traten ihm die vereinigten Corps der Generäle Dnmouriez, der an die Stelle Lafayettes gesetzt war, Kellermann und Beuruouville entgegen. Es kam zu einem Gefecht und zu einer Kanonade, die keine Entscheidung herbeiführte. Dann räumte das preußische Heer die Champagne. Dagegen drangen die Franzosen unter Custine in die Pfalz ein, eroberten mit leichter Mühe Speier und Worms, und alles, was im Kurfürstentum Mainz und Trier und in den kleinen Staaten links vom Rhein durch die revolutionäre Propaganda zu verlieren fürchtete, stürzte sich in feiger Flucht nach dem rechten Rheinufer. Mainz ergab sich ohne den Versuch einer Verteidigung. Frankfurt a/M. ließ sich brandschatzen, aber am 2. Dezember 1792 wurde durch die anrückenden Preußen die französische Besatzung verjagt. Savoyen, das ohne Schwertstreich von den Piemontesen preisgegeben war, wurde von den Franzosen im September besetzt und im Dezember der Republik einverleibt; bald daraus auch die Grafschaft Nizza. Du-mouriez' Sieg bei Jemappes (w. v. Mons in Süd-Belgien) brachte ganz Belgien in ihre Gewalt. Überall wurde nach der Losung „Krieg den Palästen — Friede den Hütten!" die Feudalherrschaft beseitigt, aber als „Pfand für die Erstattung der Kriegskosten" alles Staatsgut mit Beschlag belegt, die Truppen wurden auf Kosten des „befreiten" Landes verpflegt, und das gemünzte Geld durch Assignaten ersetzt. Dem ganzen monarchischen Europa wurde der Umsturz angekündigt.
§ 10. Der Uationalkorioeiit. 21. Sept. 1792 bis 1795.
1. Hinrichtung des Königs. Am Tage seines Zusammentritts erklärte der Konvent unter Abschaffung des Königtums Frankreich zur
*) Hier herrschte seit dem Tode Leopolds H. sein Sohn Franz Ii.
Manifest des Herzogs von Braunschweig.
Kanonade von Valmy 20. Sept. 1792.
Custine erobert die Pfalz. Flucht der Feudalherren.
Savoyen und Nizza einverleibt 1792/93.
Dumouriez erobert Belgien 1792.
Frankreich Republik 21. Sept. 1792
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TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Wilhelm_Ferdinand_von_Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand Kellermann Leopolds_H. Leopolds Franz_Ii Franz Dumouriez
Extrahierte Ortsnamen: Minden Verdun Paris Worms Kurfürstentum_Mainz Trier Rhein Mainz Frankfurt Süd-Belgien Belgien Europa Frankreich Braunschweig Nizza Belgien Frankreich_Republik
— 301 —
ten, nebst 20,000 Ausgewanderten und 6000 Hessen durch das Erzstift Trier in Lothringen ein, nachdem vorher schon die Feindseligkeiten an den Grenzen der österreichischen Niederlande zwischen den Franzosen und Österreichern begonnen hatten. Die Verbündeten eroberten die Festungen Longwy und Verdun und drangen siegend in die Champagne ein. Ganz Paris gerieth in Bewegung und war mehre Tage hindurch der Schauplatz gräßlicher Mordscenen. Am 25. Juli, »och vor dem Ausbruche des verbündeten Heeres von Coblenz, hatte der Herzog von Arannschweig ein drohendes Manifest (Bekanntmachung) an die französische Nation erlassen: „Alle Franzosen, welche die geheiligten Rechte ihres Königes nicht sogleich anerkennen würden, besonders aber Paris, sollten die schwersten Strafen erleiden. Es solle dieser Stadt der Empörung ergehen, Wie einst Jerusalenr, kein Stein solle auf dem andern bleiben, die Stolze vom Angesichte der Erde vertilgt werden." Einer so drohenden Sprache bedurfte es gerade, uni alle Franzosen, selbst die königlich Gesinnten, auf das Aeußerste zu erbittern. Jünglinge und Greise strömten zu den Fahnen des tief beleidigten Vaterlandes. Bei St. Menehould hemmte Dumou-r i e z die siegreichen Fortschritte der Preußen und nöthigte sie itt einem höchst unglücklichen Rückzüge. Mangel, Seuchen, iibele Witterung, Elend und Noth aller Art verfolgten die erschöpften und entmuthigteu Kriegesscharen auf den durch Gegenströme unwegsamen Straßen. Alles gewonnene Land fommt den eroberten Festen wurden geräumt. Schon am Oktober verkündigte der Kanonendonner längs der ganzen ^enze: „daß das Land der Freiheit," so lautete der französische Bericht, „von den Despotenknechten gereinigt sei!" Der fran-'^sischk General Custiue drang gegen den Mittelrhein vor, ^ilte über Speyer und Worms nach Mainz und bekam diese wichtige Feste, die Beherrscherin zweier Ströme und den Schlüssel Jwu Deutschland, durch bloße Drohungen in seine Gewalt. 5>a,ln wandte er sich nach dem reichen Frankfurt, trieb große randschatzuugen ein, wurde aber hier von den Hessen und
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Extrahierte Ortsnamen: Hessen Lothringen Longwy Verdun Paris Coblenz Paris Speyer Worms Mainz Frankfurt Hessen
— 335 - -
Formio wurde bestätigt. Zufolge dessen blieben zwar Venedig, Istrien und Dalmatien für Oesterreich, doch würde der Fluß Etsch als Grenze Oesterreichs im venetianischen Festlande bestimmt. Der Rhein sollte die Grenze zwischen Dentschlanb und Frankreich bilden; und ersteres verlor dadurch 1200 Quadratmeilen mit fast vier Millionen Menschen. Eine Neichsdepntation sollte die am Rhein verletzten Fürsten entschädigen, und endlich nach französisch-russischer Vorschrift meist durch weltlich gemachte geistliche Gebiete (Säcularisation) und durch 42 Reichstäbte geschah. Der R eich sdeputations Haupt sch luß, durch welchen die nette Orbnnng der Dinge in Deutschland festgesetzt würde, kam am 25. Februar 1803 zu Staube. Preußen erhielt, außer mehren Reichstäbten itnb Abteien, die Bisthümer Paberborn, Hildesheim und Münster als Entschädigung.
Schon im ersten Monat nach dem Cutternder Frieden, am 24. März 1801, würde der russische Kaiser Paul, der schon sichtbar auf die Seite Napoleou's sich neigte, ermorbet, und fein ältester Sohn, Alexander, auf beit blutigen Thron erhoben. — Knrz zuvor wäre auch Bonaparte beinahe das Opfer einet; Verschwörung geworben. Einige Uitjufriebeite hatten eine Maschine, bestchenb ans einer Pulvertonne, die auf einem Karren befestigt und mit Kugeln rundum geladen war, am Abenoe des 24. Dezembers 1800 in einer Straße, durch welche Bonaparte nach der Oper zu fahren pflegte, aufgestellt, um ihn in die Luft zu sprengen. Bonaparte kam an, aber sein halbbetrunkener Kutscher jagte mit ungewöhnlicher Schnelligkeit; und als die Explosion dieser sogenannten Höllenmaschine erfolgte, war Aonaparte bereits außer Gefahr. Acht Theilttehmer dieser Verschwörung wurden hingerichtet, und eilte große Anzahl Verdächtiger ans Paris verwiesen.
Rückkehr der Franzosen aus Aegypten. — Kehren wir jetzt nach Aegypten zurück, wo, wie wir früher hörten, Kleber (ein Straßbnrger) den Oberbefehl führte. Dieser ans ge» zeichnete Feldherr hielt den Ruhm der französischen Waffen auf»
i
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Extrahierte Personennamen: Paul Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Istrien Dalmatien Oesterreich Oesterreichs Frankreich Rhein Deutschland Hildesheim Paris
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die Suspension des Knigs und lie ihn in den Tempel" bringen. In das neue girondistische Ministerium aber trat der wilde Jakobiner Georg Danton als Justizminister. Um durch 2. Schrecken jeden Widerstand im Innern niederzuschlagen, lie ^ dieser alle Verdchtigen" in Paris verhaften und veranstaltete Sept. dann in den Gefngnissen vom 26. September die entsetzlichen Septembermorde, veranlagte dadurch aber auch den Bruch zwischen den Girondisten und den Jakobinern.
4. Auch das monarchische Europa wich nach kurzem Anlauf vor der Revolution zurck. Ein Corps von 45 000 Mann, verstrkt durch die Emigranten, sollte unter dem Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig den Hauptsto von Koblenz aus durch Lothringen und die Champagne gegen Paris shren und sich dazu an der Maas mit zwei sterreichischen Corps, die von Belgien und vom Oberrhein her kamen, ver-einigen. Doch der Widerwille des Herzogs gegen den ganzen Krieg, den auch König Friedrich Wilhelms Il Eifer nicht zu berwinden vermochte, und das Mitrauen zwischen den Ver-bndeten, die Schwche der Streitkrfte und schlechtes Wetter verlangsamten den Vormarsch und gaben Dumouriez Zeit, nach dem Verluste von Verduu die Psse der Argonnen zu besetzen. Die Sept. Kanonade von Valmy am 20. September endete infolge der Unschlssigkeit des Herzogs mit dem Rckzge der Verbndeten nach Lothringen. Whrenddem brach in ihrem Rcken ein franzsisches Corps unter Custine in die Rheinlande ein und nahm selbst Mainz (21. Oktober), dann auch Frankfurt, da die geistlichen Frstentmer wehrlos waren, die Sympathien der Gebildeten (Georg Forster) berall zu den Franzosen neigten; Dumouriez aber gewann durch den Sieg bei Jemappes am 5. November den grten Teil Belgiens, ein anderes Corps Savohen und Nizza. Der Aufruf aller Völker zur Freiheit vom 19. November trug die Revolution auch der die Grenzen, doch brachten die Plnderungen der Konventskommissare bald Ernchterung.
3. Die Republik unter dem Konvent und ihre Kriege.
17921795.
a) Die Entwicklung der Schreckensherrschaft.
1. Der Konvent, ans allgemeinen und direkten Wahlen Sept. hervorgegangen, erklrte in seiner ersten Sitzung am 21. September 1792 1792 Frankreich zur einigen und unteilbaren Republik".
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Extrahierte Personennamen: Georg_Danton Karl_Ferdinand_von_Braunschweig Karl Ferdinand Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Georg_Forster Dumouriez
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