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Bald machte man noch die Erfahrung, da beim Sichtbar-werden gewisser Sterne am Firmaments Pflgen, Ackern und Sen reichlichere Frchte brachten. Man verlegte sich deshalb auf die Sternkunde. Leider fhrte diese zur ersten Abgtterei. Ter fromme Landmann betrachtete die schnen Sternlein als himmlische Schutzengel seiner Aecker. Er betete sie an und wei-bete ihnen aus Dankbarkeit Feste und Opfer. Und weil mit je lern anbrechenden Tage alle Gottheiten sich seiner Verehrung entzogen, und das Licht des Tages jeden Abend ihm entschwand; io bauete er Tempel und setzte Bilder der Himmelslichter zur Anbetung in denselben nieder. Bel oder Baal wurde als Sonnengott verehrt, Mylitta als Mondgttin. Auch die Planeten wurden theils als glckbringende, theils als Verderb-liehe Sterne verehrt. Und wie diese Himmelskrper von groem Einflsse sind auf das Leben der Natur, so schrieben sie ihnen auch einen groen Einflu zu auf das Leben der Men-schen. Priester beuteten aus dem Laufe und der Stellung der Sterne auch die knftigen Schicksale der Menschen, und so wurde Babylon zur Heimat nicht nur einer hchst ntzlichen Wissenschaft, der Astronomie oder Sternkunde, sondern auch ihrer Entar-tung, der Astrologie oder Sterndeutern. Die Priester wurden hier vorzugsweise mit dem Namen Chalder" bezeichnet.
Die Stadt Babylon oder Babel lag zu beiden Seiten des untern Euphrats. Sie war im Viereck gebauet und hatte neun Meilen im Umfange. Thurmhoch war die Mauer und so breit, da auf dieser sechs Wagen neben einander fahren konnten. Hundert eherne Thore waren in derselben. Ungeachtet ihrer Niesengre war die Stadt nicht dicht bewohnt. In ihren inner Rumen lagen groe Felder, Dattelhaine und Grten, die sich zwischen den Wohnungen ausbreiteten. Denn nur innerhalb der festen Städte konnte man damals Schutz finden vor den Ueberfllen der Nomaden. Auch die beiderseitigen Ufer dieses Flusses waren mit einer hohen.mauer eingefat und durch eine dreiig Fu breite Brcke verbunden, mit einem groen
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quemlichkeit und Vergngen getroffene Vorkehrungen aufzuhei-tern und so den Unternehmungsgeist immer mehr zu beleben.
26. Entstehung der Jahrmrkte.
Um eines groen Absatzes der Waaren sicher zu sein, merk-ten sich die Kaufleute die besonderen Zeiten, wann die Menschen in groen Haufen an einem und demselben Orte zusammen zu kommen pflegten. Solches geschah in der Regel an hohen seier-lichen Festen, an welchen weit und breit die andchtige Volks-menge nach der Stadt zu den Tempeln strmte, dort anzubeten und zu opfern. Woher dann der Hauptzug des Volkes seine Richtung nach den Tempeln nahm, da stand bis zum Eingange hin Bude an Bude, in unabsehbarer Reihe neben einander, mit den verschiedenartigsten und buntesten Waaren angefllt, da es eine Freude war, sie anzusehen. Sogar in den Vorhfen der Tempel standen oft die Kaufleuie aus. Wir lesen in den hl. Evangelien, da Christus einst aus dem Tempel des Salomo die Kufer und Verkufer vertrieben hat. Auch unsere gro-cn Mrkte oder Messen nahmen bei Kirchen und Klstern, wo das Volk zur Beiwohnung der heiligen Messe zahlreich sich versammelte, ihren Ursprung. Von einer solchen feierlichen Messe bekamen die damit verbundenen Mrkte selbst den Namen Kirch messen, oder Messen berhaupt. Auch der Name Send,, altdeutsch Synd, weiset hierauf hin. Dieser ist abzuleiten oon dem lateinischen Worte Synodus, d. i. Zusammenkunft. Es pflegte nmlich das eine ober das andere Mal im Jahre die Geistlichkeit eines Kreises sich in der Stadt zu oersammeln, um kirchliche Angelegenheiten zu berathen. Die hiermit oerbunde-nen Feste und Feierlichkeiten zogen oiele Fremde herber; und sogleich fand sich auch wieder der Kaufmann ein und stellte seine Waare oor der oorberwandernden Menge aus.
Nicht onbers war es in den ltesten Zeiten. Die oielen und prachtoollen Feste der heibnischeit Götter gaben zu solchen Zusammenknften hufige Veranlassung. Dahin zogen dann
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Weben sie im Sche der Erde verborgen. Erst im Jahre 1711 fand man ganz zufllig, als man nmlich in dem jetzigen Flecken Portici, zwei Meilen von Neapel, einen Brunnen graben wollte, drei Statuen, die man jetzt im Museum Dresden zeigt. Das fernere Nachgraben unterblieb jedoch bls zum Jahre 1788; da fand man die ersten Spuren von Pompeji wieder. Zunchst stie man auf das Theater, und je we^ ter man nachgrub, um so mehr Spuren fand man von einer ehemaligen Stadt. Jetzt sind bereits ganze Straen ausgegra' den, so da man ziemlich frei in ihnen umhergehen kann. $ie Huser und das Hausgerth haben sich ziemlich gut erhalten und geben uns ein anschauliches Bild von den huslichen Lichtungen der Vorwelt. Da steht man noch Sthle, Tische, Flaschen, Lampen, Messer, Ninge, Schssel und viele andere Sachen umherliegen. Die Wnde der Stuben sind grten theils mit Bildern von Gttern und mit Darstellungen von Begebenheiten aus der alten Heidenzeit geziert. Und diese Malerei der Wnde ist noch so frisch, als wenn der Maler eben erst davongegangen wre, lieber den Hausthren stehen noch hier und da Inschriften. Im Pflaster der Straen sieh man noch Spuren der Wagengeleise, und vor den Husern Bnke, auf welchen Freunde und Nachbaren des Abends sich zu versammeln pflegten. In den Buden am Theater lagen noch Ewaaren, als: Nsse, Weintrauben, Oliven und eine groe Pastete, die aber sogleich zusammenfiel, als man sie eben anrhrte. Man fand sehr viele Mnzen, Gemlde, auch einen groen Schatz von Handschriften; aber die Versuche, diese zuwickeln und zu lesen, sind seither, bis auf wenige, so gut al fruchtlos geblieben. Auch die Gebeine der Unglcklichen, ^e hier lebendig verschlungen wurden, lagen noch da als Zeugen jener Schreckenstage. Bis jetzt hat man gegen zweihunder gefunden; denn das Unglck war gerade eingebrochen, als da Volk im Theater sa. Am Eingange des Thores sah tnan noch die Leiche der Schildwache mit ihrer Waffe in der Han ' Zwei Skelette waren mit Ketten zusammen geschlossen, also
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Christenheit verehrt, und ihm der rhmliche Name Martell oder Hammer gegeben, weil er bei Tours wie mit dem Hammer Gottes auf die Barbaren zermalmend losgeschlagen hatte.
Nachdem die Eroberungssucht der Araber abgekhlt war, fachten sie sich in ihren neuen Wohnsitzen einzurichten. Wie einst die Mazedonier, so legten auch sie berall feste Pltze an, die den Mittelpunkt ihrer Macht bilden sollten. Der Chalif Ali Mansur erbaute 760 Bagdad am Tigris und whlte diese Stadt zu seiner Residenz. Er ermunterte sein Volk zum Handel und zur Pflege der Knste und Wissenschaften. Um diese Zeit entstand auch Kahlro in Aegypten und wurde die Haupthandel-stadt. Gegen diese neue Stadt sank Alexandria immer mehr, wie einst Tyrus gegen Alexandria. Der Handel mit Indien bekam durch die Araber neues Leben; unter ihnen blhete auch der Ackerbau und ward sogar wissenschaftlich betrieben. Die Chalifen berhaupt wurden Beschtzer der Knste und Wissen-schatten. Sie fingen an, Schulen zu stiften und lieen eine Menne griechischer Schriften in das Arabische bersetzen. Es wurden gelehrte Anstalten gegrndet, wissenschaftliche Vereine geschlossen und gelehrte Reisen begnstigt. Besonders blhete Spanien auf. Volkreiche Städte schmckten das Land. Gewerbe, Ackerbau und Viehzucht fanden Pflege, Bergwerke wurden angelegt ; reiche Drfer, blhende Meierhfe, prunkende Palste zeugten von dem Wohlstande des Landes. Zu Cordoa wurde bald ein eigenes Chalifat gegrndet. Diese Stadt soll 212,000 Gebude, darunter 600 Moscheen und mehre weitlufige Herr-fcherrume gehabt haben. Die in diesem Lande errichteten Schulen, namentlich die zu Cordoa, waren so berhmt, da selbst Christen aus anderen Lndern dahin zogen und es nicht ver-schrnheten, bei Unglubigen in die Schule zu gehen. Noch haben wir viele arabische Wrter, z. B. Almanach, Aleove, Sopha Divan, Magazin, Admiral, Nadir, Zenith, Algebra, und selbst unsere Ziffern sind arabischen Ursprungs. Vorzglich legten sich die Araber auf Median, Mathematik und Astrologie (Stern-
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Ritter und Damen unternahmen die Prfung. Auch die Rosse, Streitkolben, Schwerter und Rstungen wurden zuvor in Augen-schein genommen und untersucht.
In Deutschland wurden die Turniere gewhnlich auf dem Markte oder auf einem anderen freien Platze in der Stadt gehalten , in Frankreich aber vor den Thoren auf freiem Felde. Der Platz dazu war mit doppelten Schranken umgeben. Rings-umher erhoben sich die Sitze der Zuschauer. Besonders pracht-voll waren die Sitze fr die Fürsten, fr die Edelfrauen und andere angesehene Personen.
An dem festgesetzten Tage fllten sich frh alle Pltze mit Zuschauern, die an Pracht und Aufwand einander zu berstralen suchten. Die damaligen Geschichtschreiber erzählen recht ergtzlich von dem groen Pompe bei diesen Aufzgen, von dem heftig schnen Schmucke der Frauen, von den herrlichen Schau-bhnen und Zelten. Das Schmettern der Trompeten und das Wirbeln der Pauken verkndigte die Ankunft der Ritter. Auf schnaubenden Rossen, in stralender Silberrstung, mit wehenden Helmbschen ritten sie in stattlichem Zuge paarweis in die Schranken. Hier hielten sie. Nun war Alles Erwartung, Alles Ungeduld. Ein Herold kndigte das Lanzenstechen an und rief mit lauter Stimme diejenigen bei Namen auf, welche sich zuerst gegen einander versuchen sollten. Zuweilen erschien auch wohl ein Ritter mit geschlossenem Visir, der unbekannt bleiben wollte bis zu Ende des Festes. Ein solcher wurde ausgerufen nach seinem Wappenschilde, z. B. Lwenritter, Drachenritter. Doch mute er zuvor den Kampsrichtern unter dem Siegel der Ver-schwiegenheit seinen Namen angegeben haben, damit kein unrit-terlicher Mann sich zudrnge. Trompeten gaben das Zeichen zum Angriffe. Und auf ihren Schall tummelten die beiden Gegner ihre Rosse und sprengten mit eingelegter Lanze in vollem Galopp gegen einander los. Die Spitze stand der des Pier* des linkem Ohr hinaus, das Ende des Schaftes hielten sie fest unter dem Arme. Wer gut traf und selbst fest im Bgel war,
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braucht wurden. Ueberhaupt hatte der König für alles Fran-
zösische eine entschiedene Vorliebe, die größtentheils von seiner
ersten Erziehung herrührte, welche ganz französisch war. In
seinen Jugendjahren stand die deutsche Sprache und Literatur
gegen die ausgebildetere französische noch zurück und schwang
sich erst nach dem siebenjährigen Kriege zu einer bewunderungs-
würdigen Höhe empor. Da aber konnte der erste Jugendein-
druck nicht mehr vertilgt werden, und seine früh gefaßte Vor-
liebe für alles Französische blieb bis an seinen Tod. Franzosen
waren seine liebsten Gesellschafter, und unter ihnen behauptete
Voltaire den ersten Rang. Er berief diesen Gelehrten nach
Potsdam, erzeigte ihm fürstliche Ehre und lebte mit ihm auf
seinem Lustschlosse Sanssouci ein ganzes Jahr hindurch in
Wissenschaftlicher Beschäftigung. Sanssouci war gleichsam ein
Tempel der Musen. Dort verweilte der König am liebsten,
wenn er von den ernsten Sorgen der Regierung ausruhete.
Hier hatte er immer einen Kreis französischer Gelehrten um sich.
Von den deutschen Gelehrten dagegen hatte er eine sehr ge-
ringschätzende Meinung und kümmerte sich wenig um sie. Er
las nur französische Bücher und schrieb auch größtentheils nur
in französischer Sprache; in der deutschen konnte er sich nicht
einmal richtig ausdrücken. Seine vielen schriftstellerischen Werke
zeugen zugleich von der außerordentlichen Thätigkeit und dem
großartigen Sinne dieses Königes, der gleich nach dem Waffen-
geräusche auf seiner stillen Studirstube bei den Wissenschaften
wieder Erholung suchte. Je größer aber die Achtung war,
welche seine Unterthanen gegen ihn hegten, um so mehr schmerzte
es sie auch, daß ihr großer König sich so enge an die aber-
witzigen Fremdlinge schloß, deren Urtheil gewiß nicht geeignet
war, ihn gegen die deutschen Gelehrten gerechter zu machen.
Am wenigsten erfreuete sich das Kirchen- und Schulwesen der
Aufmerksamkeit des Königes. Dagegen blieb dem Kricgeswesen,
auf welchem Preußens Macht vorzugsweise beruhete, ihm stets
eine angelegentliche Sorge. Daher auch die Errichtung der
Ritterakademien und Kadettenhäuser zur Bildung des jungen
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lung, sie ward aber bald erklärt, und die herrschende Stille
durch heftiges Beifallklatschen und wiederholtes: „Hoch lebe
die Königin! Hoch lebe der General!" unterbrochen.
Schon um 1 Uhr nach Mittag setzte sich der Zug in Be-
wegung. Aber welch' ein Zug! Voran wurden die blutigen
Köpfe der gemetzelten Leibgarden als Siegestrophäen auf ho-
hen Stangen getragen; die noch übrig gebliebenen Garden
schleppte der Pöbel gleich Gefangenen in seiner Mitte. Dann
folgte der Wagen, in welchem der König, die Königin, ihre
beiden Kinder und des Königes Schwester Elisabeth saßen,
und zu beiden Seiten wogte eine ungeheuere, lärmende Volks-
menge. Einige grinzten nach dem Wagen hin und stießen
Verwünschungen und Drohungen gegen die königliche Familie
aus; andere heulten Triumphgesänge; noch andere schrien:
„Da bringen wir euch den Bäckermeister sammt Frau und
Lehrjungen!" — als ob die Rückkehr der unglücklichen macht-
beraubten Familie die Brodtheuerung in Paris heben würde!
Hinter dem Wagen wurden mehrere Kanonen geführt; Wei-
der saßen auf den Lafetten und trugen Brod und Fleisch auf
Bajonneten und Piken. Berauschte Männer und Weiber rit-
ten durch einander, der ganze Weg war von den Einwohnern
der benachbarten Dörfer besetzt und so voll Menschen, daß
die königlichen Wagen oft halten mußten. Erst nach sechs
Stunden der Schmach und Angst langte der unglückliche
Ludwig vor der Barriere (Schlagbaum) von Paris an, wo
ihn der Maire (Bürgermeister) empfing und den schönen Tag
pries, welcher den König von Frankreich der Hauptstadt wie-
dergebe. Der König erwiederte: er sei mit Vergnügen ge-
kommen und die Königin: sie trete mit Vertrauen in die
gute Stadt. Nach diesen gegenseitigen Förmlichkeiten wurde
dem gedemüthigten Fürsten erlaubt, sich nach dem Palaste
der Tuilerien zu begeben, in welchem kaum die nöthig-
sten Anstalten zur Aufnahme der königlichen Familie getrof-
fen waren.
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ihm eine neue Welt. Das Gewühl der Kaufleute, der Schiffer,
der Soldaten; die Schleusen, die Dämme, die Maschinen, die
Sch ffe, Alles erfüllte den jungen Czar mit freudigem Erstau-
nen. Um weniger erkannt zu werden, trug er die Kleidung
eines holländischen Schiffzimmcrmannes und war vom frühen
Morgen bis zum späten Abend beschäftigt, mit allen Merk-
würdigkeiten der Stadt sich bekannt zu machen.
Von Amsterdam setzte er nach dem nahe gelegenen Dorfe
Saardam über, dem Sitze des holländischen Schiffbaues. Hier
erschien er als gemeiner Russe in vaterländischer Tracht und
ließ sich unter dem Namen Peter Michaelow in die Liste der
Werkleute eintragcn. Er bewohnte sieben Wochen lang ein
einfaches Häuschen, bereitete sich selbst sein Lager und seine
Speise, führte den Briefwechsel mit seinen Ministern und ar-
beitete zugleich mit seinem Zimmermannsbeile an Mast und
Kiel. Noch jetzt zeigt man zu Saardam die Hütte, welche er
bewohnte. Seine Mitgesellen nannten ihn nicht anders als
Peter Baas, d. i. Meister Peter. Auch die Werkstatt -der
Schmiede, Tauschläger und Segclmacher besuchte er fleißig und
erkundigte sich nach Allem. Hierauf begab er sich nach Amster-
dam zurück und ließ ein Kriegsschiff von sechzig Kanonen unter
seiner Aufsicht bauen, das er, mit Seeleuten, Offizieren, Bau-
leuten und Künstlern versehen, nach Archangel schickte.
Im Jahre 1698 schiffte er sich nach England ein. Zu
London that sich wieder eine neue Welt vor ihm auf. Nichts
entging seiner Aufmerksamkeit; Alles ließ er sich erklären und
schickte dann einzelne Modelle in seine Heimath, sogar von
einem Sarge. Vorzüglich erregte das englische Seewesen seine
Aufmerksamkeit. Der König Wilhelm veranstaltete ihm zum
Vergnügen ein kleines Sectreffen. Ein so furchtbar schönes
Schauspiel hatte er noch nie gesehen. „Wahrlich," rief er ver-
wundert aus, „wäre ich nicht zum Czar von Rußland geboren,
so möchte ich englischer Admiral sein!" Ueber fünfhundert Eng-
länder nahm er in seine Dienste. Nach einem dreimonatlichen
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Extrahierte Personennamen: Peter_Michaelow Peter_Baas Peter Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Dorfe
Saardam Kiel England London
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Ostsecländcr, Liefland, Esthland, Ingermannland und einen
Theil von Karelien, wogegen es Finnland zurückgab. Am
Tage des großen Fricdensfestcs wurde Peter als Kaiser al-
ler Reußen (Russen),feierlich ausgerufen, und ihm der Bei-
name des Großen gegeben. Die übrigen Mächte hatten sich
bereits früher durch besondere Verträge mit Schweden ausge-
föhnt. Preußen bekam Vorpommern nebst Stettin und den
Inseln Usedom und Wellin; Hannover Bremen und Ver-
den, und Dänemark blieb im Besitze des eingenommenen
Schleswig.
49. Peter des Großen letzte Lebensjahre.
Während dessen, im Jahre 1716, hatte Peter eine zweite
Reise in's Ausland gemacht, um sich mit den einzelnen Staa-
ten näher zu befreunden. Seine zweite Gemahlin, Katha-
rina, — die erste hatte er verstoßen — begleitete ihn bis Hol-
land. Hier besuchte er mit ihr sein altes Saardam wieder
und führte sie in die Hütte, welche er einst als Peter Baas
bewohnt hatte. Erst im folgenden Jahre verließ er sein Lieb-
lingsland und reifete nach Frankreich. Zu Paris wurde er
auf das zuvorkommendste empfangen; alle Merkwürdigkeiten
der Stadt wurden dem wißbegierigen Fremden gezeigt. Auch
besuchte er Richelieu's Grabmal. Er betrachtete es mit Rüh-
rung, umarmte die Bildsäule und sprach: „Großer Mann,
die Hälfte meiner Staaten hätte ich dir gegeben, uin die an-
dere Hälfte vou dir regieren zu lernen!" Eines Tages kam
der kleine, erst siebenjährige König Ludwig Xv. zu ihm. Mit
zwangloser Gcmüthlichkeit nahm Peter ihn auf den Arm, küßte
ihn und sagte: „Ich wünsche, Sire, daß Sie wohl aufwachscn
und löblich regieren mögen; vielleicht werden wir uns mit der
Zeit einander brauchen können." Sechs Wochen hielt er sich
zu Paris auf; dann begab er sich wieder nach Amsterdam zu
seiner dort zurückgebliebenen Gemahlin. Vier Wochen blieb er
noch dort, dann eilte er über Berlin in sein Reich zurück, wo
ein höchst peinliches Geschäft seiner wartete. Er hatte von
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Extrahierte Personennamen: Peter Peter Peter_Baas Ludwig_Xv. Peter
Extrahierte Ortsnamen: Esthland Karelien Finnland Schweden Stettin Hannover_Bremen Schleswig Frankreich Amsterdam Berlin
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zu den Fahnen des tief beleidigten Vaterlandes. Bei St.
Menehould hemmte Dumouriez die siegreichen Fortschritte
der Preußen und nöthigte sie zu einem höchst unglücklichen
Rückzüge. Mangel, Seuchen, übele Witterung, Elend und
Roth aller Art verfolgten die erschöpften und entmuthigten
Kriegesscharen auf den durch Regenströme unwegsamen Stra-
ßen. Alles genommene Land sammt den eroberten Festen
wurden geräumt. Schon am 23. Oktober verkündete der
Kanonendonner längs der ganzen Grenze: „daß das Land der
Freiheit," so lautete der französische Bericht, „von den Des-
potenknechten gereinigt sei!" Der französische General Custine
drang gegen den Mittelrhein vor, eilte über Speier und Worms
nach Mainz und bekam diese wichtige Feste, die Beherrscherin
zweier Ströme und den Schlüssel von Deutschland, durch bloße
Drohungen in seine Gewalt. Dann wandte er sich nach dem
reichen Frankfurt, trieb große Brandschatzungen ein, wurde
aber hier von den Hessen und Preußen überfallen und über
den Rhein zurückgeworfen. Am 6. November verloren die
Oesterreicher die große Schlacht bei dem Flecken Jemappes,
unweit Mons, gegen Dumouriez, und der Sieger überschwemmte
mit seinen Scharen das ganze österreichisch-belgische Land.
Ein anderes französisches Heer nahm dem Könige von Sar-
dinien Savoyen und Nizza weg, weil er sich den Verbündeten
angeschloffen hatte. Ueberall, wohin die Franzosen kamen,
errichteten sie unter Sang und Tanz sogenannte Freiheits-
bäume, nahmen aber den Besiegten selbst die Freiheit und
drängten ihnen ihre neuen Einrichtungen auf.
69. Anklage des Königes.
Durch diese Siege noch tollkühner gemacht und gleichsam
jenem drohenden Manifeste zum Trotze beschloß der National-
convent, der aus den wüthendsten Jakobinern bestand, Lud-
*) Ein schönes Denkmal von grauem Granit vor dem Fricdberger
Thore enthält die Nämcn der dort ruhmvoll Gefallenen.
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