Erzählungen. 19
Seit deut ist mir der Hund so lieb,
Mit seiner Treue schönem Trieb,
Stets fr-eut mich seine Treue
Auf's neue,
l6. Sneü.
Begleitet von zwei treuen Hunden
Ging Snell, ein Fleischer, über Land»
Schon waren ihm nach wenig Stunden
Die Thürme seiner Stadt verschwunden, -
Als in dem Wald, durch den sein Weg sich wand,
Ein Mann mit Knotenstvck, - im Blicke
. Mehr tiefen Gram, als Hcrzenstücke,
Bescheiden flehend vor ihm stand.
„Freund! Nür ein Kleines einem Armen!
,,Gott näher bringt dich das Erbürtnen!"
Snell wendet sich, und zieht hervor
Ein Silberstück, als über's Ohr
Der Unhold ihn mit einem Schlag
Zu Boden stürzt. Der Fleischer lag
'Betäubt, und auf dem Punkt, beraubt zu seyn.
Die Hunde stürzen drauf gleich auf den Mörder rin,
Zerfleischen schrecklich ihn, und zerren
Ihn endlich bis zum nahen Sumpf.
Dann fliegen sie zurück zu ihrem Herten,
Der, noch an allen Sinnen stumpf
Am Boden lag, beriechen und belecken,
Um ihn in's Lebenau erwecken,
Ihm freundlich Händ^ und Angesicht. —
Snell wachet auf sieht seinen Mörder nicht;
Doch findet er sein Geld, und seine Hunde ,
Fühlt keine Beule, keine Wunde,
Und wandert seines Weges fort.
Doch plötzlich dringt aus nahem Ort
Ein kläglich Wimmern ihm zu Ohren.
Er geht^ dem Läute nach, und sieht
Den Räuber blutend und verrohren,^
Wenn niemand rettet. — Hochentglüht
Von Menschlichkeit und Tugend, springet
B 2 Er
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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66
Erzählungen.
5g. Harras.
Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht
Die Welt dem Morgen entgegen,
Noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht,
Da begann sichs im Lhale zu regen.
Und es klingt herauf mit Stimmengewirr^
Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr,
Und rief aus dem Wald zum Gefechte
Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte.
Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Troß,
Wie Brausen des Sturms und Gewitter,
Und voran auf feurig schnaubendem Roß,
Der Harras, der muthige Ritter.
Sie jagen, als gält es dem Kampf um die Welt,
Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld
Den Gegner noch heut zu erreichen,
Und die feindliche Burg zu ersteigen.
So stürmen sie fort in des Waldes Nacht
Durch den fröhlich aufglühenden Morgen,
Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht,
Es lauert nicht länger verborgen.
Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt
Der Feind mit doppelt stärkrer Gewalt,
Das Hüfthorn ruft furchtbar zum Streite
Und die Schwerdter entfliegen der Scheide.
Wie der Wald donnernd wieder erklingt
Won ihren gewaltigen Streichen!
Die Schwerdter klingen, der Helmbusch winkt.
Und die schnaubenden Rosse steigen.
Aus tausend Wunden strömt schon das Blut,
Sie achtens nicht in des Kampfes Gluth,
Und keiner will sich ergeben,
Denn Freiheit gilts oder Leben.
Doch dem Häuflein des Ritters wankt endlich die
Kraft,
Der Uebermacht muß es erliegen,
Das
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308
Poetische Lesestücke.
Da drückt ans Herz, mit nassem Blick,
Der Ritter den Befreier.
Du Guter, Lieber, Treuer,
Du führst mich aus dem Grab zurück!
Dich loh'n die treuste Pflege,
Bis ich zur Ruh mich lege.
In Oswalds Kirche zeigt ein Schild
Des Ritters Grab; er stellte
Ein Denkmal auf, gesellte
Zum eignen seines Retters Bild,
Daß er den Fido ehre,
Und Treu die Menschen lehre.
Uster h
27. Walter vom Thurm und sein Lüwe^
Waller vom Thurm in mancher Schlacht
Ruhmvoll durch Muth und Sieg,
Zog mit.des Christenheeres Macht
Ins heilge Land zum Krieg.
Das Grab, worin der Heiland schlief.
Auch ihn zur frommen Kreuzfahrt rief.
Einst irrt' er da durchs Feld allein,
In sich versenkt, umher.
Ihn zogö zum dunkeln Wald hinein,
Hinein, fernab vom Heer.
Horcht, was mit Staunen und mit Graun
Des Ritters Augen hier erschaun.
In wildem Streit ein Löwe rang,
Mit dumpfen, brüllendem Laut,
Auf eine Schlange riesenlang
Die grimmigen Klaun er haut.
Sie bäumt sich hoch im heißen Kampss
Und spriet zischentz gift'gen Dampf.
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Poetische Lesestücke.
Die Gaffe ist gemacht,
Das Thor ist aufgeschlossen.
Fort über seinen Leib,
Ihr treuen Eidgenossen!
Und vorwärts rasch hinein
Geht's mit dtn guten Klingen'i
Und Hellebarden Stoß,
Daß Schild und Helme springen,
Daß schmetternd ohne Rast,
Wie blitzend Ungewitter
Es in die Panzer fährt,
Und niederschlägt die Ritter.
Bis auch der Herzog fallt,
Bedeckt mit seinen Mannen,
Und blutig von dem Berg
Die Bäche niederrannen.
So ward auf Sempachs Feld
Der stolze Feind bezwungen,
Durch Arnolds Heldenfall
Der schöne Sieg errungen.
Und wer einst kämpfen will
Erfüllt von edlem Haffe,
Der breche, so wie er,
In freiem Tod die Gasse. , -
7. Cornelius Scipio.
Feuer, das die Herzen schmelzt,
Pfeil, der durch den Panzer dringet,
Riese, der mit Allgewalt
Jede Mcnschenbrust bezwinget:
Gift, das in den Adern wühlt,
Blitz, der seinen Raub verzehret,
Eluth, die nicht im Meer erlischt,
Durst, dem keine Stillung wehret:
Sie«
271
¿5. < i
^ \ . >
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2§3 Siebenter Abschnitt.
L. Der Tod Herzogs Karle des Kühnen, in
der Schlacht bei Nancy.
Den Herzog, von einem Schlag ln der Schlacht
noch betäubt, trug der Strom der Flucht gegen
St. Jean, sein Hauptquartier. Drei Büchsenschüsse
von der Stadt Nancy ist unter einer kleinen Höhe
ein fruchtbarer, damals sumpfiger Grund , welchen
der Bach Laxon durchschnitt; Vireley, Name der
Gegend. Als Karl über den Graben setzen wollte,
fehlte dem Pferde und ihm die Kraft. Er stürzte,
das Eis brach, er kämpfte empor. Hierüber fand
ihn der Feind, ohne ihn zu erkennen; verwundete
ihn durch den Sitz, durch die Hüfte- schlug das
Pferd, welches (endlich, auf) ihn fallen ließ und
floh. Viel Burgundischer Adel nahm hier den Tod;
niemand war bei ihm in der letzten Noth. Er rief
den tauben Castlan von S. Diez, der ihn verwun-
det, um Rettung, welches dieser übel verstanden;
er hieb ihn mit der Hallbarde durch den Kopf. Fal-
len sah' ihn der Edelknaben einer, Johann Vattist
Colonna, ein Runter. Als der Krieg sich entfernt,
wurde Karl von Unbekannten unerkannt ausgezogen.
Als an den Thoren von Metz, Rene' von dem Feind
abließ, fragte er nach ihm; den ganzen folgenden
Tag wurde er vergeblich gesucht, bis Campobasso
durch Colonna die Gegend erfuhr. Eben suchte ein
Weib, Karls Wäscherin, wo einer der Leichnams
erwa noch den Ring anhabe: sie wandte auch seinen
Körper; „Gott! der Fürst!" rief sie mit großem
Geschrei. Großentheils eingefroren, mit geronne-
nem Blut überdeckt, im Gesicht angeschwollen, war
er wenigen kenntlich; bis, nachdem er mit Wein
und warmem Wasser gewaschen worden, die Gefan-
genen, Anton der große Bastard, Olivier de kr
Marche, der Portugiesische Arzt Lobo und seine
Kammerdiener gebracht wurden. „Er ij?s!" rie-
fen sie, und weinten laut; man erkannte die Narbe
der Schlacht von Monrlhery, die Eigenheiten sei-
nes Körpers, überaus lange Nagel, die Spur seiner
Fistel. Auch Feinde ergriff Rührung mit Grauen. —
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Nancy Jean Nancy Karl Karl Diez Johann_Vattist
Colonna Johann Karl_von_Unbekannten Karl Metz Rene Colonna Karls Anton Olivier_de_kr
Marche Lobo
c-
177
das Klaggeschrei der verwundeten, von den Dächern herabgeftürzten,
halb verbrannten und zerquetschten Greise, Kinder und Frauen, welche
sich in den Häusern verborgen hatten. Noch schrecklicher war das
Schicksal der Unglücklichen, welche von den Arbeitern, die den Schutt
wegräumten, um einen Weg für die heranrückenden Truppen zu bahnen,
mit eisernen Hacken hin und her gezogen und lebendig begraben wurden,
so daß noch die Beine oder der Kopf aus dem Schutt hervorragten,
worüber dann die Reiterei schonungslos hinwegsprengte und Alles zer-
trat. Die Hitze des Kampfes, die Aussicht auf den nahen Sieg, der
Eifer des ganzen Heeres, das Geschrei der Herolde, das Schmettern
der Trompeten, das Rufen der hin- und herrennenden Obersten und
Hauptleute mit der ablösenden Mannschaft, hatte in dieser Blutarbeit
alles menschliche Gefühl erstickt; nicht Schonung, sondern Vertilgung
war die allgemeine Losung. So dauerte der schreckliche Kampf sechs
Tage und sechs Nächte, in welchen Scipio ohne Rast und Schlaf
auf dem Platze blieb, bis er abgemattet niedersank und von der Höhe
herab den Schauplatz der gräßlichsten Zerstörung überblickte.
Endlich erschienen am siebenten Tage Abgeordnete aus der Byrsa
und baten um freien Abzug für die, welche dieselbe verlassen wollten.
Scipio gewährte ihnen diese Bitte, nur nahm er die Ueberläufer von
dieser Begünstigung aus. So zogen an 60,000 Männer und Frauen
durch eine Mauerlücke, die man ihnen öffnete, heraus und erhielten
eine Wache. Hasdrubal, der jede Aufforderung zur Uebergabe abwies,
rettete sich und seine Familie mit etwa neunhundert Ucberläufern in den
festen Tempel des Aesculapius, der auf dem höchsten Felsengipfel lag,
wohin man auf sechzig Stufen hinaufstieg. Noch vertheidigte sich
diese kleine Schaar aus Verzweiflung eine Zeit lang. Als aber Hunger
und Schlaflosigkeit ihre Kräfte verzehrt hatte, rannten sie in den Tempel
und auf dessen Dach, während Hasdrubal als Schutzflehender, mit
Oetzweigen in der Hand, heimlich zum Scipio floh. Dieser zeigte den
treulosen Ueberläufer der verlassenen Schaar, welche nun unter schreck-
lichen Verwünschungen den Tempel in Flammen steckte und sich mit
demselben verbrannte. Hasdrubals edle Gattin aber trat mst ihren
beiden Knaben auf die Zinne des brennenden Tempels und schrie zum
Scipio hinüber: »Ueber dich, o Römer, keine Rache der Götter, du
stehst ja in Feindesland im Felde. Aber diesen Hasdrubal, der zum Ver-
räther geworden ist am Vaterlande, an dessen Heiligthümern, an mir
und seinen Kindern, mögen die Rachegötter Karthago's heimsuchen
und du, zunächst den Rachegöttern!" Hierauf rief sie zum Hasdrubal:
»»O du frevelhafter, treuloser, feigster unter den Männern! für mich
12
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208
Tätigkeit gewöhnte und zu dem bevorstehenden Kampfe vorberckteke,
während die cimbrischen Schaaren nach den Pyrenäen zogen und ohne
Erfolg gegen celtiberische Stämme kämpften. Nach ihrer Rückkehr
theilten sich die Deutschen: die Teutonen und Ambronen wählten den
Weg durch das südliche Gallien nach Italien, die Cimbrer zogen durch
Tyrol und wollten mit den Tigurinern vereinigt über die Alpen Vor-
dringen.
Marius stand in einem verschanzten Lager, als die Cimbrer ihn
zu einer Schlacht reizten, der er vorsichtig auswich, um in den Sol-
daten die Furcht vor den nordischen Barbaren zu schwächen und ihren
Muth zu.stärken, als sie einen Angriff der Feinde auf das Lager ab-
schlugen. Als nun sein Heer zu einer Hauptschlacht gegen die vor-
überziehenden Germanen geführt zu werden verlangte, gebot ejt zu
warten, bis seine Orakel es bestimmen würden. Er führte nämlich
eine syrische Seherin, Namens Martha, bei sich, nach deren Gebot
er opferte. Gewöhnlich erschien sie dabei in purpurnem Gewände, eine
mit Bändern und Kränzen geschmückte Lanze haltend, und erregte durch
das Ungewöhnliche ihres Aufzugs auch bei den Soldaten Bewunderung.
Diese wurde noch vermehrt durch zwei Geier, welche gewöhulich vor
glücklichen Unternehmungen sich dem Heere des Marius zeigten und
an den ehernen Halsbändern kenntlich waren, welche die Soldaten
ihnen angelegt hatten. Daher war ihre Erscheinung auch jetzt eine
glückliche Vorbedeutung.
(Siehe die Abbildung N= 51.)
Sechs Tage dauerte der Vorbeimarsch der Cimbrer, welche höhnisch
den Römern, die vom Lagerwalle zusahen, zuriefen, ob sie etwas an
ihre Frauen zu bestellen hätten, denn sie, die Cimbrer, würden bald
bei ibnen seyn. Jetzt erst zog Marius, zum vierten Male Consul im
I. 102, ihnen nach und erreichte sie bei Aqnä Sertiä. Da sein
Lagerplatz ohne Wasser war und die Soldaten über Durst klagten,
zeigte er ihnen einen Fluß, der in der Nähe des feindlichen Lagers
strömte, mit den Worten: »Dort kauft man für Blnt einen Trunk.»
Während aber die Soldaten das Lager befestigten, eilten einige Troß-
knechte bewaffnet zum Wasserholen dahin. So entspann sich anfangs
ein Gefecht, das bald in einen allgemeinen mörderischen Kampf über-
ging, der erst am zweiten Tage mit der gänzlichen Vernichtung der
Teutonen endigte. Weder ihr furchtbarer Schlachtruf, noch die Ver-
bindung ihrer Schlachtreihen durch Ketten, noch der Verzweiflungs-
kampf der teutonischen Frauen an der Wagenburg vermochte etwas
gegen das mit Begeisterung geführte Schwert der Römer und ihre
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Namens_Martha Marius Marius Marius Marius
28
sammelte Romulus auf dem palatinischen Hügel seine Genossen zu einer
Opferfeier, wo ihm bei der Vogelschau Adler zu Gesicht kamen; dann
zog er, wie es der heilige Gebrauch der Etrusker verlangte, mit einem
Pfluge, den ein Stier und eine Kuh von weißer Farbe zogen, eine
Furche um den Hügel in einem Viereck, um so den Umkreis der
Mauer oder das Pomörium zu bestimmen. Wo ein Thor stehen sollte,
wurde der Pstug über das Land getragen (a portando aratro porta).
(Siehe die Abbildung ix- ).)
Hierauf opferte Romulus beide Rinder und andere Opferthiere den
Göttern. Dieser Tag der Gründung Roms soll der 21. April gewesen
seyn, an welchem die Landleute das Fest der Hirtengöttin Pales
feierten und über angezündete Strohhanfen springend sich reinigten.
Daß aber dieser Tag als der Geburtstag des ewigen Roms nur an-
genommen worden ist, laßt sich bei dieser durch Dichtung und Sage
ausgebildeten Geschichte nicht bezweifeln. Auch die zwölf Geier sind
nur eine bildliche Bezeichnung, entstanden aus einer etruskischen Weis-
sagung, daß Rom überhaupt zwölf Sacula bestehen, sechs davon aber
blühen werde, wie es auch wirklich eingetroffen ist, denn das weströ-
mische Reich hat nicht viel langer als zwölf Jahrhunderte gedauert.
Auch war der Ort, wo das alte Rom (Roma quadraia) im
Viereck nach der Form der römischen Feldlager sich erhob, schon lange
vor Romulus angebaut und bewohnt. Denn hier hatten die S ikuler
und Pelasger eine Ansiedelung, Palantium genannt; in der
Nahe lagen Remuria, Vati ca und einige andere Flecken, deren
Namen zweifelhaft sind, vielleicht Ouirium, woher der Name Qui-
rites, Quirinales und Quirinus entstanden ist, von Sabinern bewohnt,
und ein von Etruskern bewohnter Ort, dessen Einwohner Luceres
hießen. Dazu kamen noch die von Romulus geführten Ansiedler. Die
Bevölkerung der neuen Stadt vermehrte sich bald durch eine Freistätte,
Asylum. Da aber die Nachbarn mit diesen zusammengelaufenen Leu-
ten keine Eheverbindungen eingehen wollten, so beschlossen die jungen
Römer Gewalt zu gebrauchen. Romulus lud einst die benachbarten
Latiner und Sabiner zu einem Ritterspiele ein, das er unter dem Na-
men Consuallen dem ritterlichen oder berathenden Neptun (equestris,
Consus) anstellte, denn der Gott des Meeres war zugleich Schöpfer
des Pferdes, weil aus Libyen, der heutigen Barbarei, wo Poseidon
vorzüglich verehrt wurde, über das Meer die ersten Pferde nach den
Küstenländern des mittelländischen Meeres durch die Phonicier gebracht
wurden. Als nun dem Kampfspicle, wozu sich viele Nachbarn mit
ihren Frauen und Töchtern eingefunden hatten, die Versammlung ohne
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nicht verbergen knnen. Die Entdeckung des Betruges verursachte eine Verschwrung von sieben der vornehmsten Perser, die keinen Meder der sich wollten regieren lassen. Diese Ver-schwrung kostete dem falschen Smerdis das Leben.
Die sieben Verschworenen, deren einer Darius, der Sohn des Hystaspes, war, berlieen die Wahl eines Knigs dem Willen der Götter. Es wurde ausgemacht, man wolle an einem bestimmten Tage der aufgehenden Sonne (die von den Persern gttlich verehrt wrbe) entgegenreiten, und wessen Pferb bei dem gemeinschaftlichen Ritte zuerst wiehern wrbe, der solle König sein. Der Stallmeister des Darins bewirkte durch eine List, da das Ro seines Herrn zuerst wieherte. Zugleich blitzte und donnerte es, was als eine gnstige Vorbedeutung galt; und augenblicklich sprangen die Begleiter von den Pferden und warfen sich vor Darius, als ihrem Herrscher, nieder.
Die frhere lange Abwesenheit des Cambyses und die Regierung des falschen Smerdis hatten vielen Unordnungen im Reiche freien Lauf gelassen. Zuerst suchte Darius biefe abzustellen. Dann theilte er das ganze Reich in zwanzig Satra-pien ober Statthalterschaften und bestimmte fr jebe die erforderlichen Abgaben. Bald aber rief ihn eine groe Emp-rung in Babylon, welche das Perserjoch abzuwerfen ge-dachte, zu den Waffen. Darius selbst zog an der Spitze seines Heeres dahin und belagerte die Stadt; aber die Brger spot-teten hinter ihren festen Mauern jedes Angriffes. Als nun der König einst mimuthig in seinem Zelte sa und sein Vor-haben schon aufzugeben gedachte, trat pltzlich sein Feldherr Zopyrus herein. Nase und Ohren waren ihm abgeschnitten, das Haar ihm wie einem Sklaven abgeschoren. Erschrocken sprang der König auf und rief: Wc: ist der Verwegene, der so an meinem treuesten Diener gehandelt hat?" Ich selbst!" war die heitere Antwort, und zwar bir zu Liebe; beim so hoffe ich die Stadt zu erobern. So wie bu mich hier siehst, gehe ich nach Babylon und gebe vor, biefe grausame Verstm-
8*
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius
i
131
und banb den Leichnam an seinen Wagen. Dann peitschte er die wilben Pferbe an und jagte mit ihm der Stock und Stein nach dem Lager, zum bittersten Schmerze des alten Vaters und aller brigen Trojaner, die oben auf der Mauer stauben und dem schrecklichen Schauspiele zusahen. Vor seinem Lager lie er den Leichnam mit Blut und Staub bebeckt unter freiem Himmel den Hunden und Vgeln zur Speise liegen. Seinen Freunb Patroklus begrub er dann auf das Feierlichste und ehrte sein Anbeuten durch glnzenbe Wajfenspiele, die er an seinem Grabe anstellte. Er war untrstlich um ihn und konnte des Nachts vor Gram nicht schlafen. Eines Nachts sprang er wie ein Rasenber von seinem Lager auf, spannte die Pferbe an und schleifte Hektor's Leichnam noch breimal um seines Freunbes Grabhgel.
Unterbessen sa Primus zu Hause und weinte. Der alte Mann hatte roeber Ruhe noch Rast, so lange fein herrlicher Sohn ohne ehrliches Begrbni auf offenem Felde lag. Er wagte das Aeuerste. Er lie einen Wagen anspannen, lud kostbare Geschenke auf denselben und fuhr mit anbrechender Nacht ungesehen zum Gezelte des Achilles. Dieser sa noch bei Tische, das Haupt auf den Arm gesttzt, und schlug trbfinnig und finster die Augen gegen den Hereintretenben auf. Das sah der Gleis und erschrak. Vor Angst warf er sich ihm zu Fen und kte ihm die Hand und weinte. Ach," seufzte er, fr sein Leben kann ich nicht mehr flehen, gib mir nur den Tobten zurck. Siehe, zu Haufe jammern Weib, Mutter und Geschwister, und ich, sein Vater, liege hier zu deinen Fen. Denke, wenn dein alter Vater so vor einem jngeren Manne lge! Und ich, ach, ich ksse die Hand, die so viele meiner Kinder erschlagen hat!"
Durch solche Worte und Thrnen wrbe Achilles tief gerhrt. Er hob den alten Mann liebevoll auf und trstete ihn. Sogleich lie er den Leichnam sauber waschen und in ein schnes Gewanb wickeln. Dann lub er selbst ihn auf den Wagen und gelobte, elf Tage lang allen Kampf einzustellen, bamit während
9*
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