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Natur-Schilderungen.
Und von den Halmen blast kein Sylphe,
Ern Blüthenblättchen los;
Nur heil'ges Schweigen herrscht.
Hier rinnet ohne Laut die Quelle,
Und in des Wassers Spiegelhelle
Beschaun sich unbewegt
Die saftgen Sprossen gelber Weiden;
Sie müssen die Erquickung meiden,
Weil sich kein Lüftgen regt,
Das sie zum Bade zieht.
Und droben ziehn in stiller Feier
Die Sterne, wallt in blassem Schleier
Der Mond auf mattem Blau;
Dort auf den frisch gemähten Wiesen
Sey ich schon Nebel'sich ergießen ;
Schon perlt der Abenvthau
Auf dunkeln Moos und Gras.
Wie? waltet nichts als Ernst und Stille?
Begrüßt selbst die geschwätzge Grille
Heut nicht den Abendstern?
Sieh! dort seh ich die Haseln nicken —
Ein schlankes Neh mit scheuen Blickess
Naht leise nur von fern,
Und sieht mich fragend an
F. Kind.
20. Herbstlied.
Die Myrthe blüht, die saft'ge Pfirsich reifet,
Die Traube schwillt, die schwarze Maulbeer win
Das nackte Feld — vom kühlern West bestreifet,
Mit dem der Thau des Himmels sichtbar sinkt —
Liegt öd' und still. Zu lichgewordnen Zweigen
Beginnt der Herbst, der ernste! sich zu neigen.
Uno fast verstummt sind froher Sänger Lieder;
Der Kranich weilt in Nordens Len§ nicht mehr!
Er wählte längst dès Aethers Thore wieder,
dnu
c
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Natur- und Länderbeschreibung. 45
fesseln können, stände nicht hie und da die Facher-
Palme zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vor-
züge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein
ernährt am Ausflüsse des Orinoco die unbezwungne
Nation der Guaraunen. Hängematten, ausüben
Blattstielen dieser Palme gewebt, spannen sie künst-
lich von Stamm zu Stamm, um, wahrend in der
Regenzeit das Delta überschwemmt ist, nach Art der
Assen auf den Daumen zu leben. Diese schweben-
den Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt.
Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu
häuslichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht
auf dem Flusse vorüber fahrt, sieht die Flammen
hoch in der Luft. Die Guaraunen verdanken die
Erhaltung ihrer Unabhängigkeit dem lockeren Moor-
boden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ih-
rem Aufenthalt auf den Baumen, dieser hohen Frei-
statt, welche sie vor jedem Angriff sichert.
Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannich-
faltige Speise gewährt diese Palme. Ehe auf der
männlichen Panne die zarte Blüthenscheide aus-
bricht, enthält das Mark des Stammes ein sago-
artiges Mehl, welches in dünnen brotartigen Schei-
den gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Baumes
ist der süße berauschende Palmenwein der Guarau-
nen. Die frischschuppigten Früchte, welche röth-
lichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang
und fast alle Früchte dieses Himmelsstrichs, eine
verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach
völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes, oder früher
im mehlreichen Zustande genießt. So finden wir
auf der untersten Stufe menschlicher Geistesbildung
(gleich dem Infekt, das auf einzelne Blüthentheile
beschränkt ist) die Existenz eines Völkerstammes an
einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung
-es neuen Continents ist dir Ebene dem Menschen
bewohnbar geworden. Um das Verkehr zwischen
-er Küste und der Guayana zu erleichtern, sind selbst
hie und da Städte an den Steppenflüffen erbaut.
Fern von ihnen hat überall Viehzucht in dem uner-'
westlichen Raume begonnen. Tagereisen von ein-
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Natur - und Länderbeschreibung. -
er Lander, die reichlich und vielfach von der Natur
ausgesteuert sind, durchwandert ist, darf er feine
Erwartungen für schönere, erhabenere Naturfcenen
mit Grund befriediget zu sehen glauben. — Peru
ist das Land der schönsten, erhabensten, aber zugleich
majestätisch-schrecklichsten Natur. Auch konnte nur
allein eine solche Lage ein solches Land hervorbrin-
gen. — Eine Fläche, welche theilweise gegen zehn-
tausend Fuß über das Meer erhaben ist, von fast
noch einmal so hohen Gebirgen überlaufen, dabei
unter der lothrechten Sonne! — Wenn man aus
den Hafen Gujaguil und Manta nach Quito ge-
gen die Cordilleren hinaufsteigt, was für Abwech-
selung von Scenen, was für Contraste der gesamm-
ren Natur durchlauft der Blick! Nachdem man den
Sand der Ufer verlassen hat, wandelt man in kaum
durchdringlicher Waldung, und die Aequatorial-
Sonne treibt aus dem schlammigen Boden eine un-
übersehbare Pflanzenwelt üppig hervor. Die mei-
sten Pflanzen des Isthmus zeigen sich auch hier;
dann mehrere Arten Federn, der Baumwollenbaum,
das Eisen- und Ebenholz, der hohe zu Masten so
brauchbare Marienbaum mit der weißen Rinde,
mehrere treffliche Palmen breiten ihre Wurzeln fast
nur über die Oberfläche des Erdreichs hin, und
werden durch die Ranken vieler Schmarotzerpflan-
zen und mächtiger Lianen unter einander gleichsam
verkettet» Verschiedene derselben bot die Natur dem
Menschen zu wichtigen Vortheilen dar. So die be-
rühmte Hypecacuanha, sd die Vanille u. a. — wr-
ter diesen dichten Schatten sprossen die mannichfal-
trgen Pilze, Moose und Rohrarten hervor. Einige
der letztem, z. B. das Bambusrohr, erreichen oft
eine Höhe von 20 bis 50 Fuß; es dient dann zum
Hausbau der Bewohner. — Eben so schwelgerisch
und mannichfaltig ist auch die thierische Schöpfung. -
— Hier häufet der Jaguar, der Ozelot, dieiaqua-
rette, der Puma und andere furchtbare Thierarten
der neuen Welt. — Heerden von Affen und Papa-
geien betäuben das Ohr durch ihr Schreien und
Plaudern. Die Toücane mit den. monströsen zum
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zu lebendigen Thieren und Blumen umgewandelt. Von innen
scheinen große Palmen, zu Sänlcnbüscheln vereint, ihre Zweige
und Blätter in den Kreuzgewölben auszubreiten. Draußen steht
der Wald mit den heiligen Wächtern in Nischen und Krystallhöh-
len umher. Alle Formen der Thier- und Pflanzenwelt erschei-
nen hier zum Lobe des Schöpfers neu vereint. Riesenartige,
gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmückt mit Darstellun-
gen aus der heil. Geschichte in Glasmalerei, in reinen, theils
-glühenden, theils gedämpften Farben, geben ein vertrauliches,
gemüthliches Helldunkel und verbreiten über den ganzen inneren
Raum eine saufte Beleuchtung. — So ging die bildende Kunst
in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus
und schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihrer höchsten
Vollendung.*)
Unter den bewunderungswürdigen Werken dieser Baukunst
nimmt der Dom zu Köln die erste Stelle ein. Erwarb an-
gelegt im Jahre 1248 unter dem Erzbischöfe Konrad von Hoch-
stetten. Er ist noch unvollendet, keiner seiner Thürme ausge-
bauet, und doch ragt er über alle Gebäude der Welt hervor
*) „Der gothische Dom", ein Gedicht von M. v. Diepenbrok,
bietet hiezu ein anziehendes Bild:
„Ein Wald von Säulen, schlank wie deutsche Eichen,
Strebt himmelan; es wölben sich die Kronen
Zu hohen Hallen; Pflanzen aller Zonen
Umranken rings den Bau, den Wunderrcichen.
Die fromme Thierwelt zieht hinein, zum Zeichen,
Sie diene gern den Heil'gen, die rings thronen.
Indeß, hinausgebannet, die Dämonen
Als Ungethüm' in hartem Dienste keuchen.
Wo sich der dunkle Säulenhain dem Lichte
Erschließet, schaut in glüh'ndem Farbenglanze
Entzückt das Auge himmlische Gesichte.
Sagt: ist's ein Zaubergarten dieses Ganze?
Das Paradies ist's; ward's durch Schuld zu nichte.
So weiß die Andacht, wie sie neu cö pflanze."
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Hoch- Konrad
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gen. Diese bildeten damals zur Ausfhrung so bedeutender und kunst-reicher Bauten unter dem Namen Baubrder" mit ihren Gesellen eine besondere Zunft, hatten in allen bedeutenden Stdten, zumal in Stra-brg, Wien und Kln, ihre Htten" oder Bausitze mit besonderen ppst-lichen und kaiserlichen Privilegien, mit eigenen Anordnungen und eigener Gerichtsbarkeit, und verbreiteten ihre kunstreiche Gewerbthtigkeit auch der andere Lnder. Der deutsche Eichen- und Buchenwald mit seinen schlank emporstrebenden, unten und oben in einem unendlichen Reich-thume ausgebreiteten Zweigen und Stmmen war vielleicht Vorbild und Muster zu ihren Bauten. Wie frher das deutsche Volk in seinen Wldern seine Gottheiten verehrte, so sollte es jetzt in seinen Ssulenhainen den geoffenbarten Gott anbeten. Die Steine selbst sind zu lebendigen Thieren und Blumen umgewandelt. Von Innen scheinen groe Palmen, zu Sulenbscheln vereint, ihre Zweige und Bltter in den Kreuzgewl-ben auszubreiten. Drauen steht der Wald mit den heiligen Wchtern in Nischen und Krystallhhlen umher. Alle Formen der Thier- und Pflanzenwelt erscheinen hier zum Lobe des Schpfers neu vereint. Zu-dem ward die Glasmalerei mit ihren frischen, dauerhaften Farben er-funden, um durch die Fenster der Kirchen nicht blo sinnliches, sondern auch geistiges Licht erftralen zu lassen. Riesenartige, gleichfalls spitzbogig gestaltete Fenster, geschmckt mit Darstellungen aus der heil. Geschichte in Glasmalerei, in reinen, theils glhenden, theils gedmpften Farben, geben ein vertrauliches, gemthliches Helldunkel und verbreiten der den ganzen inneren Raum eine sanfte Beleuchtung. So ging die bil-dende Kunst in allen ihren Zweigen von der Kirche als ihrer Mutter aus und schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihrer hchsten Vollendung.*)
*) Der gothische Dom", ein Gedicht von M. von Diepenbrock, bietet hierzu ein anziehendes Bild:
Ein Wald von Sulen, schlank wie deutsche Eichen,
Strebt himmelan; es wlben sich die Kronen Zu hohen Hallen; Pflanzen aller Zonen Umranken rings den Bau, den wunderreichen.
Die fromme Thierwelt zieht hinein, zum Zeichen,
Sie diene gern den Heil'gen, die rings thronen,
Jnde, hinausgebannet, die Dmonen Als Ungethm' in hartem Dienste keuchen.
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