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1. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1883 - Münster : Coppenrath
91 Dritte Unterabteilung. (Geschichte Deutschlands unter den frnkischen oder satischen Kaisern [1024-1125].) Aus dem frnkischen oder saliscken Hause sind vier Kaiser hervorgegangen: Kaiser Konrad Ii. 10241039; Kaiser Heinrich Iii. 1039 bis 1056; Kaiser Heinrich Iv. 10561106, Kaiser Heinrich V. 1106 bis 1125. Unter dieser Dynastie erhielt Deutschland die weiteste Ausdeh-nung seiner Grenzen, und zugleich gipfelte unter Heinrich Iii. die Bedeutung der Kaisergewalt, welche durch die Sprossen dieses Hauses auer-ordentlich. gesteigert wurde. Aber auf die hchste Hhe folgt auch schon der tiefe Fall, welcher unter Heinrich Iv. begann und unter seinem Nachfolger fortgesetzt wurde. 1. Kaiser Konrad Ii., der Salier (10241039v Nach dem Tode Heinrichs Ii. zogen der Sitte gem die deutschen Herzoge und Fürsten, geistliche und weltliche Herren, mit groem Ge-folge an den Rhein, den Hauptstrom des Reiches, in die blhende Ebene Zwischen Mainz und Ovvenheim. um hier eine neue Knigswahl vorzu-nehmen. Die Wahlhandlung leitete der Erzbischof von Mainz, als Kanz-ler des Reiches. Die Mehrheit der Stimmen neigte sich zu dem frnkischen Stamme, aus welchem zwei Fürsten, Honrad der ltere und der jn-an Tugend und Ansehen vor allen hervorragten. Zwischen ihnen schwankte die Wahl. Da nahm der ltere den jngeren bei Seite und sprach: Lat uns dahin sehen, da feine Zwietracht uns um die Ehre bringe. Ist dir die Krone zugedacht, so bin ich der erste, dir zu huldigen. Lieber, gelobe mir ein gleiches." Der Vetter versprach es ihm, und beide umarmten sich. Die Wahl fiel auf den lteren Konrad. Der neuerwhlte König besttigte das Vertrauen, welches man in ihn gesetzt hatte. Mit krftiger Hand fhrte er die Zgel der Regierung unk durchzog selbst zur besseren Handhabung des Rechtes und der Ordnung die einzelnen Provinzen. Er selbst sa zu Gericht, half den Unterdrck-ten zu ihrem Rechte und zchtigte die Friedensstrer. Bei der mangel-haften Einrichtung der Gerichte war nmlich in jenen Zeiten der kriegerische Sinn der deutschen Völker vielfach in rohe Rauf- und Fehdeluft ausgeartet. Wer der ein gutes Schwert und wehrhafte Genossen verfgte, suchte lieber eigenmchtig durch Wehr und Waffen, als durch einen

2. Geschichte des Mittelalters - S. 92

1883 - Münster : Coppenrath
92 Richterspruch seine Streitigkeiten mit anderen zum Ausgleich zu bringen. Derjenige, welcher die meisten und krftigsten Fuste auf seiner Seite sah, hatte bei solchen Fehden das beste Recht. Man nannte es daher das Raustreckt. weil eine gute Faust statt alles Rechtes galt. Um diesen fortwhrenden, berall herrschenden Fehden der Groen eine Grenze zu setzen, hatten bereits die burgundiickenbisckfe den Gottes-frieden oder die Gottestreue (Treuga dep verkndet. Nach diesem mute bei Strafe des Kirchenbannes und der Landesverweisung jede Woche von Mittwoch Abend bis Montag Morgen, zur Feier der durch das Leiden und die Auferstehung Christi geheiligten Tage, die Fehde ruhen. Dieser Gottesfriede brachte, wenn auch mehr fr die ersten Zei-ten, eine heilsame Unterbrechung der Fehden hervor, die nicht selten zu vershnenden Unterhandlungen fhrte. Auch in Deutschland gewann spter diese wohlthtige, von der Kirche ausgegangene Einrichtung Auf-nhme und Geltung. Unter Kaiser Konrad Ii. ist das Ansehen der deutschen Krone und -^Jde< Reiches auerordentlich gefrdert worden. Smtliche Herzogtmer, bis auf Sachsen und Lothringen, zog Konrad ein, so da er fast im gan-zen Reiche als unumschrnkter Herrscher dastand. Aber auch nach auen machte er seine Macht geltend. Mit starker Hand zwang er die Groen Italiens zur Botmigkeit, lie sich in Mailand die eiserne Krone, in Rom die Kaiserkrone aufsetzen. Im Osten Deutschlands ntigte er den Anbotmigen Wlm.knig. nicht allein zum Frieden, sondern dieser mute sogar den Knigstitel niederlegen und Polen aus Konrads Hand als Lehen entgegennehmen. Am wichtigsten aber unter Konrads Regierung war die Erwerbung des Knigreiches Burgund, welches Land die jetzige westliche Schweiz und nont heutigen Frankreich die reichen Landstriche an dem linken Ufer / der unteren Rhone umfate. Der letzte König dieses Reiches. Rudolf Iii.. ein Oheim Kaiser Heinrichs Ii., hatte schon diesem die Erbfolge zuge-sagt. Da aber der Oheim den Neffen berlebt hatte, so erneuerte Kon-rad Ii. mit dem burgundischen Könige jenen Vertrag und so nahm er nach dem Tode Rudolfs (1032). freilich nicht ohne Anwendung von Waffengewalt^ das fchpne Land in Besitz. Seitdem besaen die Herr-scher des deutschen Volkes fr geraume Zeit drei Hauptlnder und Kro-nen: die Krone Deutschlands, dessen Kanzler der Erzbischof von Mainz;

3. Geschichte des Mittelalters - S. 190

1883 - Münster : Coppenrath
190 artig ist die Handelsthtigkeit gewesen, welche der Hansabund entwickelt hat. Er verfgte der ganze Flotten, welche aus England, Schweden und Norwegen, aus den Niederlanden und Dnemark, ja aus den ent-legensten Strecken des russischen Reiches durch ihre Zwischenhndler in den Stapelpltzen alle erdenklichen Waren einnahmen und umgekehrt deutsche Produkte und Gegenstnde deutschen Fleies ins Ausland ver-handelten. So lag Jahrhunderte hindurch der ganze Warenvertrieb all der erwhnten Lnder in den Hnden der norddeutschen Städte, welche zu erstaunlicher Macht emporstiegeil. Das Ansehen der Hansa wuchs zu solcher Gre, da sie es selbst mit mchtigen Knigen aufnehmen konnte. Der schwedische König Magnus verlor durch sie seine Krone. Im Jahre ^ 1421 rsteten die Hanseaten eine Flotte von zweihundert acht und vier-zig Schiffen mit zwlftausend Streitern gegen Kopenhagen aus. Die Blte der Hansa hat ungefhr dreihundert Jahre gewhrt, dann verfiel sie nach und nach, weil fr ffentliche Sicherheit und Ordnung krftiger von den Fürsten gesorgt wurde, und die fremden Staaten ihren eigenen Einwohnern die Vorteile des Handels zuzuwenden suchten. Es trat eine Stadt nach der andern aus dem Bunde, endlich blieben nur Hamburg, Lbeck und Bremen, die noch im Jahre 1630 ihren Bund erneuerten und bis heute den Namen Hansestdte führen. Andere Vereine. Nicht lange nach Errichtung der! deutschen Hansa entstanden noch andere solche Stdtevereine, hnlich dem lombar-bischen Bunde in Italien. Auch ihr Zweck war Schutz der Freiheit, der Selbstndigkeit und des Handels. So errichteten im Jahre 1254 sieben-^.^ig Städte im sdlichen Deutschland den rheinischen Bund. Nachher '^entstand der schwbische Stdtebund, der gleichfalls sehr mchtig war. Vort dem Glnze der deutschen Stbte in bamaliger Zeit zeugt auch ihre groe Bevlkerung. Im vierzehnten Jahrhundert stellte Aachen 19 826 waffenfhige Männer, Straburg 20 000, und der Rat zu Lbeck bewaffnete bei einem Aufstande der Brgerschaft allein 5000 Kaufleute. Die Stadt Nrnberg war damals so reich und schn, da dort ein mittelmiger Brger besser wohnte, al5~1n Schottland ein König; die Stadt Danzig so mchtig, da ihr Brgermeister selbst dem König Christoph von Dnemark den Krieg erklrte, das gewerbthtige Augsburg so blhend, da es fr die reichste Stadt der ganzen Welt galt. In Brgge herrschte ein solcher Aufwand, da die Knigin von

4. Geschichte des Mittelalters - S. 204

1883 - Münster : Coppenrath
Vierte Periode der Geschichte des Mittelalters (von Rudolf von Habsburg (1373) bis zum Ende des Mittelalters). Anhalt: Erste Unterabteilung. Die deutschen Könige und Kaiser aus verschiedenen Kuseru, von 1273 is 1347. Zweite Unterabteilung. Die deutschen Könige und Kaiser aus dem Kause <Lufemburg-Whmen, von 1347 is 1437. Dritte Unterabteilung. Die Heschichte der habsburgischen Kaiser: Ul-brecht Ii., Iriedrich Iii. und Maximilian I. Vierte Unterabteilung. Das auerdeutsche Europa während der letzten Jahrhunderte des Mittelalters. Fnfte Unterabteilung. Kulturilder aus den letzten Jahrhunderten des Wittelalters. Krste Unterabteilung. (Die deutschen Könige und Kaiser aus verschiedenen Husern, von 12731347.) Nach Beendigung des groen Interregnums, das so viel Leid der Deutschland brachte, traten bis zum Ende des Mittelalters in diesem Reiche noch manche groe Männer auf, und sind noch viele wichtige Er-eignisse geschehen, allein der alte Glanz des Kaiserstaates war dahin, er kehrte nicht wieder. Viele Grnde haben dazu beigetragen, in derselben Zeit, in welcher das uere Ansehen des Papsttumes verringert wurde, auch dem Kaisertums seine Bedeutung zu schmlern uno die Macht der Krone auf immer engere Grenzen zurckzufhren. Die Kurfrsten whl-ten am liebsten den König aus einem weniger einflureichen Hanse, denn unter solchen Kronentrgern hofften sie am leichtesten ihre eigenen Vorrechte vergrern zu knnen. Auch lieen die Whler sich in den s. g. Wahlkapitulationen allerlei Zugestndnisse machen, wodurch die Kronrechte immer mehr zerbrckelten. Die Erblichkeit der Krone endlich wurde fast grundstzlich verhindert. Bei solcher Sachlage lieen die Neu-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 207

1883 - Münster : Coppenrath
207 eine glckliche war. Auf seinem ersten Reichstage zu Nrnberg erklrte er nach dem Rate der Fürsten alles seit dem Tode Friedrichs Ii. wh-rend der Wirren des unglckseligen Interregnums auf Kosten des Nei-ches Geschehene fr nichtig und forderte die Gter und Lehen zurck, welche seitdem in Besitz genommen waren. Diese Maregel war Haupt-schlich gegen Ottokar Ii., den bermchtigen König von Bhmen und Mhren, gerichtet, der während des Interregnums sich auch in den Be-sitz der sterreichischen Lnder gesetzt hatte. Die Mark sterreich war schon seit ?M_an das babenber-gis ch e Geschlecht gekommen, welches nach Erhebung der Markgrafschaft zum Herzogtume auch Steiermark durch Ankauf von dem kinderlosen, mit ihm verschwgerten Herzoge gewann. Nach dem Erlschen der Ba-benberge?*) mit Friedrich dem Streitbaren im Jahre 1246 erhob sich der Gerreichische Erbfolgekrieg. In diesem kam Ottokar in Be-sitz von sterreich, entri dann durch einen groen Sieg der die Un-garn das von diesen besetzte Steiermark und gewann auch endlich Krn-then und taill als Erbe des ihm verwandten kinderlosen Herzoges die-ser Lnder, so da sich seine Macht damals vom adriatischen Meere bis ans Riesengebirge erstreckte. Er war der mchtigste und gefeiertste Fürst seiner Zeit. Es heit sogar, man habe ihm ehedem selbst die deutsche Reichskrone angeboten, er htte sie aber abgelehnt wegen der an seine Wahl geknpften Bedingungen. Stolz auf seine Macht, wollte er die Wahl Rudolfs nicht anerkennen. Rudolf erlie wiederholt an ihn die Aufforderung, vor ihm zu erscheinen, einerseits, um seine rechtmigen Lehen, Bhmen und Mhren, von ihm zu empfangen, andererseits aber, um die brigen Lnder als erledigte Reichslehen herauszugeben. Allein er erschien nicht und trotzte allen Befehlen des deutschen Kniges. Da wurde der ihn die Reichsacht ausgesprochen. Rudolf zog das Schwert * Reihenfolge der Babenberger. Leopold I., der Erlauchte. Heinrich I., der Starke. Adalbert I., der Siegreiche. Ernst I., der Tapfere. Leopold Ii., der Schne. Leopold Iii., der Heilige. Leopold Iv., der Freigebige. Markgrafen seit 976: Herzoge seit 1156: Heinrich Ii., Jafomirgott. Leopold V., der Tugendhafte. Friedrich I., der Katholische. Leopold Vi., der Glorreiche. Friedrich Ii., der Streitbare.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1883 - Münster : Coppenrath
212 Wrdigsten zu setzen. Da wurde er von neuem und zwar einstimmig als der Wrdigste zu Frankfurt erwhlt und feierlich zu Aachen gekrnt. Eifrig bemht um die Wiederherstellung der kniglichen Rechte in Deutsch-land, war er auch auf die Vergrerung der Macht seines Hauses be-dacht, allein seine Bemhungen, Holland, Thringen und Bhmen zu gewinnen, schlugen smtlich fehl. Sonst zeigte er sich berall als einen krftigen, doch in einzelnen Fllen auch als sehr strengen Fürsten, der jeden Aufstand in seinen Erblndern wie im deutschen Reiche nieder-schlug. Gegen das Ende seiner Regierung setzt man die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft und bringt damit die Grndung der engeren Vereinigung der drei Reichsgemeinden Uri, Schwyz und Unterwalden, wie auch die sagenhafte Erzhlung von dem Vogte Hermann Geler und dessen Ermordung durch den Schtzen Wilhelm Tell in Verbindung. Die Schweizer Eidgenossenschaft. Seit den ltesten Zeiten waren die Schweizer, wie gewhnlich die Bergvlker, von Mut und Freiheitssinn beseelt. Die reine gesunde Luft, das frische Quellwasser und die einfache Kost strken ihren Krper. Die vielen Gefahren, welche sie berall zwischen schroffen Abgrnden und reienden Gewssern umgeben, machen sie unerschrocken und khn. Dazu hat die Natur selbst ihr ganzes Land zu einer groen Gebirgs-festung eingerichtet. In dem Felsenringe bewahrte das schlichte und krftige Volk seine Freiheit, wenngleich unter heftigen Strmen, bis auf den heutigen Tag. Mehre Herren hatten in diesem Lande, das ehemals ein Teil des burgundischen Reiches war, Besitzungen, unter andern die Grafen von Habsburg. Diese bten als Landgrafen des Aargaues der die sge-nannten Waldsttte Schwyz, Uri und Unterwalden die Gerichts-barkeit und schickten zur Wahrnehmung, derselben ihre Vgte dahin. Aber die freien Männer der drei Kantone wollten den Vgten nicht zu Recht stehen, und beim Tode des Kniges Rudolf vereinigten sie sich, keinen Richter anzunehmen, der nicht freier Bauer und aus ihrer Mitte gewhlt sei. Sogar die Zinspflichtigen traten willkrlich aus ihrem Abhngigkeisperhltnis und erklrten sich zu freien Landgemeinden. Rudolfs Nachfolger, Adolf, dem eine Schwchung der Habsburgischen Macht willkommen war,' besttigte ihre Unabhngigkeit. Albrecht aber unterwarf die ihm zustndigen zinspflichtigen Bauern der Kantone wie-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 222

1883 - Münster : Coppenrath
222 man die babylonische Gefangenschaft zu nennen pflegt, ihren Sitz sogar in Frankreich selbst, und zwar seit 1309 in der Stadt Avignon. Der Aufforderung des Papstes, einen neuen König zu whlen, kamen die Kurfrsten, denen der feindliche Einflu des franzsischen Hofes nicht entging, nicht nach, Ludwig selbst aber zog im Jahre 1327 mit einem Heere nach Italien, lie sich in Mailand die lombardische und in Rom die kaiserliche Krone durch den Adel aufsetzen. Ja, der neue Kaiser er-klrte nun seinerseits den Papst Johann Xxii. fr abgesetzt und betrieb die Wahl eines Gegenpapstes. So spitzte sich der Kampf zwischen den beiden Trgern der hchsten Gewalten immer mehr zu, und auch unter dem Nachfolger Johanns, unter Benedikt Xii., zerschlugen sich die Frie-densverhandlungen in Folge des boshaften Einflusses des franzsischen Kniges Philipps Vi., der den Papst in unwrdiger Weise zum Ver-derben Deutschlands an einer Vershnung hinderte. Der Kurverein zu Reuse (1338). Als die deutschen Fürsten zu der berzeugung gekommen waren, da die Aussprche des Papstes der die Angelegenheiten ihres Kaisers und der ihre eigenen Wahl-rechte durch die feindselige Einwirkung des Nachbarkniges veranlat wrden, und da diesem alles an der Fortdauer des unheilvollen Haders liege, nur um Deutschland zu schwchen, entschlossen sie sich zu einem bedeutungsvollen Schritte. Smtliche Kurfrsten, mit Ausnahme des Kniges von Bhmen, welcher zu Frankreich hielt, kamen im Jahre 1338 auf dem s. g. Knigsstuhle bei Rense unweit Coblenz zusammen und erklrten hier gegenber den Ansprchen des Papstes, da derjenige Fürst, welcher durch die Mehrheit der Kurfrsten zum Reichsoberhaupte gewhlt wrde, hierdurch das volle Recht auf den Knigsthron habe und da es dazu einer Besttigung durch den Papst nicht bedrfe! Auf einer allgemeinen Reichsversammlung, die bald nachher zu Frankfurt abgehalten wurde, ging man noch weiter und sprach dem von der Mehr-heit der Kurfrsten Gewhlten das Recht zu, sogar den Kaisertitel zu führen. So ist, vornehmlich in Folge der Abhngigkeit von Frank-reich, in die das Papsttum durch die s. g. babylonische Gefangenschaft ge-riet, das alte Band, welches Jahrhunderte hindurch die deutschen Könige und Kaiser mit dem Papsttume verknpfte, zerrissen worden. Fr den Kaiser Ludwig standen nach diesen Beschlssen der deutschen Groen die Angelegenheiten sehr gnstig. Allein statt weiser Benutzung dieser gnstigen Stimmung zog sich Ludwig durch unmige Vergre-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 225

1883 - Münster : Coppenrath
225 gehrten, jene wollten das Stabt-Regiment behalten, diese es fr sich gewinnen. Im Reiche aber standen die Fürsten, die Ritterschaft und die Städte fast aller Orten feindlich gegenber. Jeder wollte mehr Macht besitzen, jeder trdchtete daher die Stellung des anderen zu untergraben; so haderten bald Fürsten mit den nachbarlichen Stdten, bald die Ritter mit den Groen, welche sie unter ihre Botmigkeit zu bringen suchten. Vornehmlich in Schwaben, wo Eberhard der Greiner" oder der Rauschebart" sich eine unabhngige Frstenmacht zu grnden wnschte, tob-ten endlose Fehden dieser Art. Karl Iv. schien sich um diese zerrtteten Zustnde des deutschen Landes, wie auch um die Wahrung seiner Hoheitsrechte daselbst wenig zu kmmern. Er sorgte fast nur fr die Vergrerung seines Hauses, und hierin war er sehr glcklich. Er erwarb Brandenburg, die Lausitz, ganz Schlesien und einen Teil der Oberpfalz. Besonders begnstigte er sein Erbland Bhmen, so da man spter mit Recht von ihm sagte, er sei ein Kater Bhmens, aber ein Stiefvater Deutschlands gewesen. Karl nahm zu Prag seine Residenz und schmckte sie mit den herrlichsten Gebuden und Anlagen. Prag sollte der leuchtende Mittelpunkt nicht nur von Bhmen, sondern vom ganzen deutschen Reiche werden. Hier errichtete er auch zur Bildung seiner Bhmen im Jahre 4348 nach dem Muster der Universitten von Paris und Bologna die erste deutsche Universitt, welche schon bald nach ihrer Stiftung siebentausend Studierende zhlte. Fr das wissenschaftliche Streben des deutschen Volkes ist diese Schpfung von groer Wichtigkeit gewesen, nicht allein weil seitdem stets Tausende unserer Nation in Prag den Studien oblagen, sondern noch mehr, weil die Grndung dieser ersten deutschen Universitt sehr bald den Ansto dazu gab, eine ganze Reihe anderer auf heimischem Boden zu errichten. So entstanden deutsche Universitten: zu Wien (1365), Heidelberg (1386), Kln (1388), Erfurt (1392) und zu Wrzburg (1402). Die goldene 33uiie (1356). Das Wichtigste, was Deutsch-land Karl Iv. zu verdanken hat, ist jenes berhmte Reichsgrundgesetz, die goldene Bulle. Durch diese wurde im Jahre 1356 das ausschlieliche Wahlrecht des deutschen Kniges sieben Kurfrsten *), drei *) Von dem altdeutschen Worte fren", d. i. whlen. Welters Weltgesch. Ii. 30. Aull. 15

9. Geschichte des Mittelalters - S. 227

1883 - Münster : Coppenrath
227 selbst dieses kaum zugesprochen werden. Die stellvertretende Verwaltung im Knigreiche Burgund, das ja zum Reichskrper gehrte, bertrug Karl an den Kronprinzen von Frankreich und gab so dem Nachbarknige ein deutsches Reichsland tatschlich in die Gewalt. In Italien that Karl ebenso nichts Durchgreifendes, um die Hoheitsrechte seiner Vor-gnger zu sichern, darum war auch die Kaiserkrone, welche er auf dem ersten seiner beiden Rmerzge erhielt, fr ihn fast nur eine glnzende Zierrat. In einem Punkte aber ist Karls Aufenthalt in Italien nicht ohne allgemeinen Nutzen geblieben. In Folge der Abwesenheit der Ppste, welche noch immer in Frankreich in der s. g. babylonischen Ge-fangenschaft weilten, waren die Zustnde Italiens und besonders des Kirchenstaates in die rgste Verwirrung geraten. Von dieser traurigen Sachlage hatte sich nun Karl selbst berzeugt und aus diesen und an-deren, staatlichen sowie kirchlichen Grnden, war Karl Iv. von der Notwendigkeit der Rckkehr des Papstes so berzeugt, da er selbst eine Reise nach Avignon nicht scheuete, um persnlich auf den Papst einzu-wirken. Zum Teile auf diesen Antrieb des Kaisers, mehr freilich noch auf den wiederholten der h. Katharina von Siena, lie sich Papst Gregor Xi. trotz der Abhaltungen des Kniges von Frankreich bestim-inen, Avignon zu verlassen und im Januar des Jahres 1371 in Rom seinen Einzug zu halten. So endete, nicht ohne das Verdienst Karls Iv., die siebenzigjhrige Abwesenheit der Ppste aus Rom, die zugleich meistens eine Zeit unwrdiger Abhngigkeit des Papsttnmes von den gleich-zeitigen Knigen Frankreichs gewesen ist. Sowie Kaiser Karl Iv. bei seinen Lebzeiten vornehmlich auf die Ver-mehrung seiner Hausmacht bedacht gewesen war. wollte er auch nach seinem Tode jedem seiner nchsten Angehrigen ein stattliches Erbe hin-terlassen. Deshalb teilte er seinen Hausbesitz in der Weise, da von sei-nen Shnen: Wenzel Bhmen, Sigismund die Mark Brandenburg und Johann die Wederlausitz, uebst Mm und anderen schleichen Landesteilen erhielt. Seinem Bruder Wenzel berwies er die Stamm-Grafschaft Luxemburg und seinen Neffen, Jodokus (Jobst) und Pro-k o p, Mhren. Durch reiche Geldgeschenke an die Kurfrsten und durch Verpfndung von Reichsstdten erwirkte Karl Iv. es endlich noch, da bei seinen Lebzeiten sein ltester Sohn Wenzel zum Nachfolger im Reiche gewhlt wurde. 15*

10. Geschichte des Mittelalters - S. 228

1883 - Münster : Coppenrath
228 2. König Wenzel (1378-1400). - König Ruprecht von der Pfalz (1400-1410). Wenzel, Karls ltester Sohn und Nachfolger, zeigte sich anfangs thtig fr den Frieden in der Kirche und im Reiche. Spter aber kmmerte er sich wenig um die Angelegenheiten in Deutschland; er verfiel vielmehr einem unthtigen und^rohen Leben und zeigte bisweilen solche Ausbrche von Grausamkeit, da man an seinem gesunden Verstnde gezweifelt hat. Dem Waidwerk war er leidenschaftlich ergeben, stets war er von groen Jagdhunden umgeben, die selbst das Schlafgemach mit ihm teilten, und von denen nach dunklem Volksgercht sogar seine erste Gemahlin Johanna zerrissen sein soll. Wehe seiner Umgebung, wenn Jhzorn oder Trunkenheit ihn bermannten! Von Wenzels Unthaten ist die berchtigtste die Hinrichtung des h. Johannes von Pomuk (Nepomuk), den der König foltern und dann in der Moldau ertrnken lie. Unter der Herrschaft dieses Fürsten zerfiel die Macht Deutschlands immer mehr. Vorzglich zwei Ereignisse sind es, welche aus seiner Regierungszeit un-sere Beachtung verdienen; zunchst der groe Stdtekrieg in Schwaben und am Oberrhein, dann der erneuerte Kampf sterreichs mit den Schweizern. a. Der Stdtekrieg. Zum Schutze ihres Handels hatten zahlreiche Städte, sowohl am Oberrhein als auch in Franken und Schwaben, Bndnisse geschlossen, durch welche sie sich gegen die Feindschaft gefhrlicher Reichsfrsten und Ritter sicher stellen wollten. Ammein waren die Vororte Worms und Mainz, in Sddeutschland das reiche Ulm. Zwischen diesen vereinigten Stdten und ihren frstlichen Gegnern kam es zu manchem blutigen Strau; der furchtbarste Zusammensto der Feinde erfolgte aber im s. g. groen Stdtekriege in Sddeutschland. Schon unter Karls Iv. Regierung hatte derselbe seinen Anfang genommen. Graf Eberhard von Wrttemberg mit seinem tapferen Sohne Ulrich und vielen Fhnlein schwbischer Ritter bestand manchen wilden Kampf mit den Heldenscharen der freiheitsliebenden Brger von Ulm, von Augsburg und anderen schwbischen Stdten. Die Schlacht beimutlingen im Jahre Jjgz war wohl die blutigste. Furchtbar lichteten die brgerlichen Zunft- und Kampfgenossen mit Schwert und Pike die ritterlichen Heerhaufen des Grafen Ulrich, dem sie eine schwere Niederlage beibrachten.
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