§ 127. Die Mönchsorden. 343
sich nach einer furchtbaren Niederlage, welche die Litauer ihnen beibrachten, mit dem Orden der Deutschen Ritter (1237).
§ 127.
Die Mönchsorden.
353) Wie es auf der einen Seite Tausende antrieb, in fernen Landen für das wahre Kreuz Christi zu kämpfen und zu sterben, so fühlten sich andererseits viele gedrungen, den Kampf mit den eigenen Leidenschaften und Begierden zu bestehen und das Kreuz des Herrn sinnbildlich auf sich zu nehmen. Sie zogen sich in die Einsamkeit zurück, um einzeln oder im Verein mit andern dem Herrn in gottseligen Übungen zu dienen und durch Abtötung und Gebet ihre Seele zu retten. Schon die Drangsale der Völkerwanderung hatten viele in die Einöde getrieben, und als der hl. Martin von Tours, der das Klosterlebeu im nördlichen Gallien beförderte, gestorben war, begleiteten ihn schon 2000 Mönche znm Grabe. Der Patriarch des Mönchtums im Abeud-laude war der hl. Benedikt von Nursia, der auf Monte Cassino im Neapolitanischen ein Kloster gründete, dem er vierzehn Jahre als Abt vorstand. Die Regel, welche er gab, war 529-mit tiefer Kenntnis der menschlichen Natur abgefaßt und ver- 54j" einigte Ernst und Milde, Strenge und Nachsicht in bewunderungswürdiger Weise. Der Beuediktiuerorden verbreitete sich bald über ganz Europa. Neben ihm entstanden mannigfache geistliche Vereine, welche die Regel des hl. Benedikt zu Grunde legten.
Die Frömmigkeit und der Ernst der Religiösen, das bewunderungswürdige Beispiel in Sitte und Lebensweise zog mächtig an und bevölkerte die gottgeweihten Stätten mit zahlreichen Bewohnern.
Die Mönche waren die Wohlthäter der Menschheit. Sie waren Lehrer, Seelsorger und Vorbild zugleich. Sie kultivierten öde Ländereien, pflegten Kirnst ltud Wissenschaft, unterrichteten die Erwachsenen durch die Predigt, die Jugend aber in den Schulen. Insbesondere ließen sie sich auch eine würdige Feier des Gottesdienstes angelegen sein. So waren sie die Träger aller Bildung und Gesittung.
354) Aus dem Benediktinerorden gingen später die zwei großen Kongregationen (Versammlungen) der Elunieteenser und der Cistercienser hervor, deren Häuser sich enge aneinander anschlossen, um mit desto besserm Erfolge die klösterliche Zucht aufrechterhalten zu können. Neben ihnen entstanden aber auch Orden, die sich ganz besonders durch eine strenge Lebensweise auszeichneten,- wie die Kartäuser, denen nicht nur der Genuß des
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Extrahierte Personennamen: Martin_von_Tours Benedikt_von_Nursia Ernst Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Christi Gallien Monte_Cassino Europa
§ 61. Die Zeit zwischen dem ersten und zweiten pnnischen Kriege. 166
schwören müssen. Um .diesem Eidschwur nachzukommen, entschloß sich Haunibal, den Krieg gegen die Römer selbst herbeizuführen.
Er zog deshalb gegen Sagn nt und eroberte es, konnte sich aber des Besitzes nicht erfreuen, denn die Sagunter zündeten die Stadt an und verbrannten sich mit ihren Weibern, Kindern und Schätzen in ihren eigenen Häusern. Die Römer ließen alsbald durch Qu intus Fabius Maximus die Auslieferung Hanni-bals verlangen, und als der Senat in Karthago diese ver- ^ weigerte, wurde der Krieg erklärt. bl Gl,r'
Anmerkungen.
1. Telamon, h. Telcmione, im früheren Toskana am Tyrrhenischen Meere; Gades, H. Cadix; Neu-K ar t h a g o, H. Carthagena; S a-g und lag am Mittelländischen Meere, in der Gegend, wo Valencia lieqt also noch herwärts des Ebro, heute Murviedro.
2. Der^erste illyrische Krieg dauerte von 230—228 v. Chr. und hatte zur Folge, daß Demetrius von Pharos, der Statthalter von Ja0ict)ici (j?orfu), welcher diese Alltel Quslieseite, von den Mömern sie wie-der .als Eigentum und zugleich die Statthalterschaft über Jllyrien erhielt, topater ober trieb er Seeräubern und wollte von Rom sich uuabhäuaiq machen. Der römische Konsul Amilius nahm ihm deshalb die ^nsel Pharos, wo er residierte, und alle feine Besitzungen weg und nötigte ihn, nach Makedonien zu fliehen (219 v. Chr.). Illyrieu ward Provinz.^ Die Griechen gestatteten fortan aus Dankbarkeit den Römern den Zutritt zu den Olympischen und zu den Jsthmischen Spielen
3. Den Galliern kamen die Gäsäten unter dem Könige Viri-d.omar zu Hilfe. Dieser bot dem Konsul M. Claudius Marcellus einen Zweikampf an, der angenommen und in welchem der Gallier besiegt wurde. Dies wirkte entmutigend auf die Gallier. Die Gäsaten gogen frd) zurück. Die Römer gingen das erste Mal über den Po, nahmen Je ed to (aitum und andere gallische Städte ein, und legten an der Grenze von Mittelitalien die Kolonien Placentia (Piacenza), Mit-n ua_ (Modena) und 6 r emo na an und führten die Flaminische Straße, welche von Rom bis Ariminnm (Rimini) sich rog, von da an unter dem Namen Amilische Straße bis nach Placeutia fort.
4. Spamen war zur Zeit Hannibals im Innern von Kelten, an der Küste von Renern bewohnt; nach letzteren nannten die Auswärtigen das ßand Serien Seit der Vermischung beider Völker nannte man tue Einwohner Keltiberer. Die Hauptflüsse sind der Jberus (Ebro) der Sduerus (Duero), Tajus (Tajo), Auas (Guadiana) und Bätis (Guadalquivir). Der Ebro fließt in das Mittelländische, die anderen Flusse tu das Atlantische Meer. Außer den bereits genannten Stadien Gades, Hispalis, Neu-Karthago sind noch zu bemerken: Bar-etno (Sarceuono), Toledum (Toledo), Tarraco (Tarragoua), Portus Eale (Oporto), Numantia, das in Trümmern liegt, und
?!? den vielen einzelnen Völkerschaften sind hervorzuheben: die Gallier im Nordwesten; die Vasconen (Basken), die !1 ^utierttn Norden und die Susi tan er im Westen.
Das Land hatte mcht nur Überfluß an Produkten aus dem Pflanzen-reiche, sondern auch an Metallen. Gold und Silber fand man nicht Rolfus, Weltgeschichte. 3. Auff. o
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§ 93. Die christliche Kirche. 255
welche am Don wohnten. In heißem Kampfe unterlagen die Alanen, vereinigten sich aber mit den Hunnen und beide warfen sich nun gemeinsam aus die Goten. Die Ostgoten wanderten aus; die Westgoten dagegen unter den Häuptlingen Alawif und Fritiger baten den Kaiser Valeus um die Erlaubnis, in der Bulgarei sich niederlassen zu dürfen. Valens bewilligte es, aber unter sehr harten Bedingungen. Sie sollten nicht nur ihre Waffen abgeben und einen Teil ihrer Kinder in die kleinasiatischen Städte als Geiseln senden, sondern auch ihre Lebensmittel teuer bezahlen. Es sollen über eine Million Menschen, worunter 200 000 streitbare Männer, gewesen sein. Die römischen Beamten gaben ihnen um vieles Geld schlechte Nahrungsmittel, so daß sie ihre Sklaven und Kinder verkaufen mußten, um nicht Hungers zu sterben. So zogen denn die Goten es vor, eher in offenem Kampfe zu sterben, als elend umzukommen. In der Schlacht von Adrianopel wurden mit dem Kaiser Valens alle römischen Generale bis auf drei getötet, und zwei Drittelte des Heeres kamen um.
5. Zu Theffalonich wurde der Statthalter ermordet. Theodosius ließ im Zorne unter dem Vorwande öffentlicher Spiele die Einwohner in das Amphitheater locken und 7000 niederhauen ohne Unterschied, die Unschuldigen mit den Schuldigen. Als er bald darauf in Mailand die Kirche besuchen wollte, trat ihm Ambrosius entgegen und wehrte es ihm, weil seine Hände mit Blut befleckt feien. Theodosius erkannte sein Unrecht, nahm die auferlegte Buße an und gab ein Gesetz, daß Todesurteile erst dreißig Tage nach dem Ausspruche vollstreckt werden sollten.
8 93.
Die christliche Kirche.
259) Seit die Kirche der Freiheit und des Schutzes sich erfreute, konnte sich die kirchliche Amtsgewalt auf ihreu verschiedenen Rangstufen (Hierarchie) ordnungsgemäß entwickeln. Wir finden deshalb in dieser Zeit schon Erzbischöfe, Primaten und Patriarchen, welche an die Spitze des Episkopates in den einzelnen Ländern traten und ein hervorragendes Ansehen genossen. Ganz besonders konnte das Papsttum die ihm von Christus zugewiesene Aufgabe immer umfassender erfüllen und wurdeu die Nachfolger des Petrus allgemein als die von Gott eingesetzten Vorsteher anerkannt. Ihnen allein blieb der Name Papst, weil man in ihnen den gemeinsamen Vater der Christenheit verehrte. Auch die Kirchenzucht wurde nach bestimmten Satzungen gegen Ungehorsame angewendet. Die Streitigkeiten in Glanbenssachen wurden ans ökumenischen d. i. allgemeinen Konzilien, die Diszipliuarsacheu in der Regel auf Provinzialsynoden untersucht und entschieden.
260) Aber auch das praktische Christentum brachte neue Lebeusverhältnisse hervor. Seit der Decianischen Verfolgung flüchteten sich viele Christen in die Einsamkeit (Eremns), um fern
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§ 95. Unabhängige Staaten infolge der Völkerwanderung. 261
Geistesgaben und seltenen Regenteneigenschaften, aber auf seinen Raubzügen ein grausamer Würger, der sich selbst zur Godegisel (Geißel Gottes) berufen glaubte. So lange er Krieg gegen Ost-Rom führte, war er stets siegreich. Als er aber seine Waffen auch gegen Gallien und Deutschland kehrte, verbanden sich die deutscheu Stämme mit den Römern . und Theodor ich, der König der Westgoten, trat ebenfalls auf ihre Seite. Als die ungeheuren Heere bei Chalous an der Marne einander gegenüberstanden, da zweifelte Attila selbst ant Siege und begann die Schlacht erst nachmittags drei Uhr, damit die Nacht den Kampf bald beendige. Es sollen auf beiden Seiten 160—300 000 Menschen gefallen fein. Attila mußte sich zurückziehen, seine Macht war gebrochen. Das nächste Jahr brach er in Italien ein und erschreckt flohen die Völker vor ihm her. Rom zitterte. Da trat ihm Papst Leo I. an der Spitze einer römischen Gesandtschaft entgegen und bewog ihn zur Umkehr, indem er ihn auf die Strafgerichte Gottes hinwies. Als Attila später gefragt wurde, warum er dem Papste so große Ehrfurcht bewiesen und alles gethan habe, was er verlangte, antwortete der Hunne, hinter dem Bischöfe sei noch ein anderer Mann in priesterlichem Gewände, von schöner, ehrwürdiger Gestalt und glänzendem Haare gestanden und habe mit gezücktem Schwert ihm mit dem Tode gedroht. Die Zusammenkunft fand statt bei P es chier a. Bald nach seiner Umkehr erreichte Attila der Tod (453). Die Hunnen, die keinem ihrer Häuptlinge das Vertrauen schenkten, das Attila genossen, trennten sich in verschiedene Horden und wurden in die Länder hinter dem Schwarzen Meere zurückgedrängt.
4. Reihenfolge der oströmischen Kaiser. Arkadins 395 bis 408. — Theodosins Ii. 408—450. — Marciau 450—457. — S e o I., ein Thrakier, 457—472. — Leo Ii., ein Enkel Leos I. und von ihm zum Mitregenten angenommen, 473—474. —Zeno 474—491. Er war der Vater des ihm vorhergehenden Leo Ii. und Gemahl der Ariadne, der Tochter Leos I. Er soll von seiner eigenen Gattin in ein Grabgewölbe gesperrt und so lebendig begraben worden sein. Ariadne reichte hierauf ihre Hand einem alten und rechtschaffenen Minister, dem Anastasius, der aber zu schwach war, weshalb das Reich völlig zerrüttet wurde (491—518).
8 95.
Unabhängige Staaten infolge der Völkerwanderung.
265) Infolge der großen Bewegung, welche durch den Übergang der Hunnen über die Wolga stattfand, waren die Vandalen, ein germanischer Stamm, nach Spanien gezogen. Als S-ß-iii4aliu§z der römische Statthalter in Afrika, seine Stellung am Hofe Valentinians Iii. zu Navenna durch Atztius gefährdet sah,' rief er "die Vaudalen zu Hilfe. Ihr König Genserich kam mit 80 000 Mann über die Meerenge von Gibraltar, doch nicht als Freund und Helfer, sondern als Feind und Eroberer. Bonifacius wollte sich nun mit dem römischen Hofe versöhnen und forderte die Vandalen anf, das Land zu verlassen. Aber diese siegten in zwei Schlachten und nötigten den Bonifacius,
429.
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Extrahierte Personennamen: Endoxia Leo Leo Apostel Theodorich_I. Theodor Chlodwig Toledo Roderich Kent Kent Egbert Rhadagais
Extrahierte Ortsnamen: Rom Karthago Gallien Spanien Englands Wesiengländ Mercia Baltischen_Meere Italien Frankreich
396 Die mittlere Zeit.
Lorenzo bet Mebici raurbe der Stammvater der spätern Großherzoge von Toskana. Die Mebiceer waren Männer von Geschmack, Bilbung und Gelehrsamkeit und thätige Besörberer der Künste und der Wissenschaften, so daß Florenz zur Zeit der Mebiceer das zweite Athen genannt würde.
4. Nach dem Einfalle der Mauren blieb den Westgoten nur Asturien, Leon, Biscaya und Galizien übrig. Aber Bald machten Navarra und Aragon sich von der Herrschaft der Mauren unabhängig, und nach bent Einbringen der Franken in Spanien (s. Nr. 299) staub Katalonien unter Fürsten aus dem Stamme Karls b. Gr. Der Islam erstreckte sich bagegen über Estremabura, Anba-lnsien, Kastilien, die Königreiche Murcia, Granaba, Valen-zia und Portugal. Den Namen Portugal erhielt das alte Lusi-t ante ix entraeber von der Stadt Oporto (portus Gallorum) ober vom Seehafen Cale (portus Cale). Gebräuchlich raurbe der Narrte erst zur Zeit Ferbinanbs I., welcher den größten Teil des Laubes sich unterwarf. Die Portugiesen waren frühe eine seefahrenbe Nation. Sie errangen auch über die Mauren den ersten Seesieg. Um 1212 vereinigten sich bte Könige von Kastilien, Aragonien und Navarra und erfochten bei Totosa einen Sieg, infolge bessen den Mauren nur noch das Gebiet von Grattaba und Alicante blieb, und zwar bies nur unter kasti-lischer Oberhoheit. Viel zttr Bekämpfung der Ungläubigen hatten die bret geistlichen Rttterorben von Alcantara, Calatrava und San Jago bi Compostella beigetragen. Aus Granaba vertrieb sie Gon-salvo be Corbova (1492), der Felbherr Ferbinanbs V.
5. In Spanien hatten viele Juben und Mauren sich taufen lassen, blieben aber innerlich bent alten Glauben treu und vermischten benselben mit christlichen Gebräuchen. Dabei waren sie von einem unbezwingbaren Haß gegen bte Christen beseelt und erregten gefährliche Aufstäube. Auch beschimpften bte Jubaisten das Christentum. Zur Aufspürung und Bestrafung dieser Aufwiegler raurbe nun ein Jnquisitionstribunal eingesetzt , bessen Präsibent der Dominikaner Torquemaba roar. Ihm jtanben zwei Ratsversammlungen zur Seite: ein Rat von Theologen und ein Rat von Juristen. In allen geistlichen Fragen brauchte der Großinquisitor nur die Meinung der Theologen einzuholen, in allen Bürgerlichen und Rechtsfragen bagegen war berselbe an die Stimmenmehrheit der Juristen geburtbett. Allein eine wichtigere Aufgabe der Inquisition war die, das königliche Ansehen und bte königlichen Vorrechte zu schützen, welche der spanische Abel und bte Prälaten in biesein Umfange nicht gelten lassen wollten und sich auf ihre Rechte beriefen. Die Päpste selbst gaben sich große Mühe, die Statuten der Inquisition zu ntilbern, und setzten es zuletzt bnrch, daß man von der Inquisition an sie appellieren bürste. Die Zahl der Opfer, welche ihr anheimfielen, ist von den Feinben der Kirche übertrieben worben. Das Gerichtsverfahren war überbtes rttüber als das, welches zur selben Zeit bei den weltlichen Gerichten in Deutschlaub angewendet würde. Die sogenannten Autos ba fe (jpanblungeit des Glaubens) bestauben aber nicht in Brennen und Morben, fonbern teils in der Freierklärung der fälschlich An-geschulbigten, teils in der Versöhnung der Reuigen und Bußfertigen, und es gab manches Auto ba fe, „Bei welchem nichts brannte, als bte Kerze, welche der Büßer zum Zeichen des roiebemufgegangenett Glau-Beuslichtes in der Hand trug".
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Extrahierte Personennamen: Lorenzo Biscaya Karls Alcantara Calatrava
Extrahierte Ortsnamen: Toskana Asturien Galizien Navarra Aragon Spanien Katalonien Karls Kastilien Granaba Portugal Kastilien Aragonien Navarra Grattaba Alicante Spanien Deutschlaub
88
Die Israeliten.
zu erhalten und das Leben den dreifachen Weg der Reinigung und
Buße, der Uebnng im Glauben, der Einigung mit Gott zu führen.
Die Bundeslade bewahrte die Gesetzes-Tafeln und diente mit dem über
ihr errichteten Bundeszelt, dem einzigen Ort des Opfers, als Sinnbild für
den gegenwärtigen, die Befolgung seines Willens überwachenden alleinigen
Gott. Der als Stand abgesonderte Stamm der Leviten war zur Verrich-
tung der heiligen Dienste bestimmt und erhielt aus der Familie Aarons die
Priester, an deren Spitze Aaron selbst zuerst die Würde eines Hoheprie-
sters bekleidete. Die Weihe des siebenten Tages erinnerte an das Schö-
pfungswerk Gottes und ließ keine andere Selbftthätigkeit zu, als die Be-
schäftigung mit Gott. Zeugniß von der Oberhoheit Gottes über allen
Besttz gab das Aufhören der Feldarbeit im siebenten oder Sabbatjahre
und in dem Jahre nach sieben Sabbatjahren; das letztere, das Jubeljahr ge-
nannt, brachte verkaufte Grundstücke an die früheren Besitzer zurück und
gallallen zu Knechten gewordenen Israeliten die Freiheit wieder, wodurch
es lehrte, die selbstsüchtige Begier des Erwerbens dem Gehorsam gegen
Gott zum Opfer bringen. Die drei Hauptfeste des Jahres, das Passah-
fest, das Wochenfeft oder Fest des fünfzigsten Tages nach dem Passah,
Pfingsten, das Laubhüttenfest, bewahrten nicht bloß das Andenken an den
Auszug aus Aegypten, an die Offenbarung am Sinai und an das Zel-
tenleben der Wüste, sondern versinnbildeten auch die Erlösung von der
Knechtschaft der Sünde, die Einweihung in die Lehre Gottes und das Ge-
nießen der Früchte der Offenbarung, bezeichneten also den Weg, welchen
der Einzelne, wie den, welchen die Menschheit zu gehen hatte. Die Be-
zeichnung dieser Stufenfolge kehrte wieder in den drei Abtheilungen des
Bundeszeltes, dem Vorhofe, dem äußeren Heiligthume und dem Allerhei-
ligsten, ja in den drei Theilen der hohepriesterlichen Kleidung, dein weißen
Untergewande, dem blauen Obergewande, dem Epbod nebst Brustschild und
Diadem. In seiner Gesammtheit aber trug das Gesetz, ungeachtet seiner
Erhabenheit über alle von den heidnischen Völkern geschaffenen Verfassun-
gen und alle bei ihnen vorfindlichen religiösen Lehren, auch ein Zeugniß
in sich von einer bloß zeitlichen Bestimmung. Es ist also nicht bloß durch
seine Vorbilder, sondern auch durch seine Unzulänglichkeit Hindeutung auf
eine höhere Offenbarung der Zukunft. Wie die Belehrungen über Gott
und überirdische Dinge nicht vollendet waren, trug auch das den Willen ord-
nende Gesetz Spuren an sich, daß es mit Rücksicht auf die sittliche Schwäche
des Geschlechtes gegeben und daher nur für eine gewisse Zeit bestimmt sei
und sowohl durch höher gesteigerte sittliche Forderungen als durch aus-
schließliche Beziehung der Vorschriften auf die höchsten Beweggründe
ergänzt werden müsse. Wenn bei der Blödigkeit seines Geistes dem
Volke, ungeachtet so vieler Anstalten zur Vereinigung mit Gott, die Lehre
pon der Unsterblichkeit nicht dargelegt ist, wenn bei der Härte seines
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170
Dritte Periode, von 1150—1300.
Schönheit und Liebreiz.
Herzgeliebte Herrin mein,
Gott leih' dir heut' und ewig Heil!
Könnt' ich höhern Preis dir leih'n,
Dir würd' auch dieses Lob zu teil;
Doch was kann ich sagen mehr,
Als daß dir niemand holder ist denn ich? Das macht
mein Leid so schwer.
Viele schelten mich, daß ich
Nicht höher wende meinen Sang:
Die verkennen sicherlich,
Was Liebreiz ist, ihr Leben lang;
Nein, sie kannten Liebreiz nie:
Die nach dem Gut und nach der Schöne minnen, weh,
wie minnen die?
Oft ist Haß in schöner Brust,
D'rum jagt nach Schönheit nur der Thor;
Liebreiz gibt dem Herzen Lust,
D'rum geht der Schönheit Liebreiz vor.
Liebreiz giebt auch schönen Leib:
Das kann die Schönheit nimmermehr: nie macht sie
liebenswert ein Weib.
Ich vertrage und vertrug
Und will noch Widerspruch vertragen.
Du bist schön und hast genug:
Was will denn solcher Tadel sagen?
Mag er doch: ich bin dir hold
Und nahm' dein gläsern Fingerlein für aller Königinnen
Gold.
Hast du Treu' und Stätigkeit,
So bin ich aller Sorg' erwehrt,
Daß mir jemals Herzeleid
Um deinetwillen widerfährt;
Hast du aber diese nicht,
So müssest dn mir nimmer werden: weh mir dann, mein
Herz zerbricht. (Simrock.)
Gemeinsame Minne.
Magst du mich nicht leiden, | Das muß ich beklagen,
Davon weiß ich nichts: ich minne dich. ! Denn ich kann nicht tragen
Eines sollst du meiden: Solchen bittern Herzensschaden:
Mir vorbei zu schau'n und über mich. ! Trage mit, ich bin zu schwer beladen.
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172
Dritte Periode, von 1150—1300.
Wie das Glück doch schalten kann!
Armut gab es mir zu immer frohem Mut:
Aber einem reichen Mann
Gab es Unmut: sagt, was nützt dem nun sein Gut?
Schade, daß ihm nicht der Einfall kam,
Mich zu begaben zu dem frohen Mute
Mit des Reichen Gute:
Es paßte meine Not doch mehr zu seinem Gram. (Simrock.)
Im Anschlüsse an diese heiteren Lieder mögen jene ernsteren, aber
nicht durch politische Beziehungen gefärbten Gesänge späterer Jahre ihre
Stelle finden, soweit sie sich nicht gut in den Nahmen der folgenden
mehr historischen Anordnung einfügen lassen:
Wert iiuuintichcr Schönheit.
Die Schönheit rühme der, der eine Frau besinget,
Männern steht es übel, weil es weich und spöttisch klinget.
Kühn und mild und daß er auch beständig sei,
Das ist genug: dies dritte steht gar schön bei jenen zwei.
Wenn ihr's nicht verschmähet, so will ich euch lehren,
Wie man loben soll und nicht entehren:
Ihr müßt in die Leute seh'n, so schaut ihr, wie's bestellt;
Nicht nach der Wangen Schminke sei der Schluß gefällt.
Gar weis' ist oft, den man für thöricht hält:
Wohl thät' es not, die Weisen auch erst um und um zu kehren.
(Simrock.)
Maß im Trinke».
1.
Ich trinke gerne, wo man mir mit Maßen schenket,
Und des Übermaßes niemand nur gedenket,
Weil das den Mann an Leib und Gut und an den Ehren kränket.
Es schadet auch der Seele, hör' ich Weise sagen:
Das möge seinem Gaste gern erlassen jeder Wirt:
Läßt er sich geben, bis sein rechtes Maß ihm wird,
So mag er Glück und Seligkeit und Ehre d'ran erjagen.
Es ward das Maß den Leuten darum aufgelegt,
Daß man es grade mess' und trage: das erwägt,
Und hab' er Dank, der's grade mißt und der es grade trägt.
2.
Er hat nicht wohl getrunken, der sich übertrinket:
Wie ziemt das biederm Mann, daß ihm die Zunge hinket
Von Wein? Wer also trinket, Sünd' und Schande zu sich winket.
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zu Ende des fünfzehnten und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Zgg
Gunsten seines Sohnes Ferdinand Ii. im Jahre 1495 die Regierung
nieder; auch dieser konnte sich nicht halten und Karl zog in die Haupt-
stadt ein. Das Gelingen weckte allenthalben Besorgniß vor den Fran-
zosen. Ludwig Moro hatte die Verwirklichung der Absichten Ludwigs
von Orleans zu fürchten; den Venetianern konnte es nur Bedenken
erregen, die französische Macht an die Stelle der mailändischen treten
zu sehen; den Papst schreckte der Gedanke an verdiente Strafe laster-
haften Lebenswandels, zu deren Vollziehung eine so bedeutende neue
Macht in Italien das Werkzeug werden konnte; der König Marimi-
lian hatte die gänzliche Mißachtung des Reiches zu beklagen; der spa-
nische Ferdinand mußte sich erinnern, daß die vertriebene Herrscher-
familie eine Nebenlinie seines Hauses sei und daß, die französischen
Ansprüche sich leicht auf das ihm gehörige Sicilicn ausdehnen konnten.
So brachte Alexander, ein Meister staatskünstlerischer Rechnung, noch im
Jahre 1495 ein Bündniß zwischen den fünf betheiligten Staaten gegen
die Franzosen zu Stande. Die Franzosen wurden im Süden durch
Mißhandlungen, Erpressungen und Ausschweifungen schnell verhaßt, und
Karl fand es gerathen, mit Zurücklassung eines Statthalters nach Frank-
reich zu eilen. Am Flusse Taro mußte er sich durch ein Heer der Mai-
länder und Venetianer durchschlagen, und in Asti schloß er einen Frieden
mit Ludwig Moro. Darauf vergaß er, der schon einem Sprößlinge der
Paläologen, dem Neffen des letzten oströmischen Kaisers, sein Erbrecht
auf das Kaiserthum abgekauft, sich in Italien aber durch Ausschweifungen
aufgerieben hatte, in Frankreich über Vergnügungen die beabsichtigte
Wiederholung des Unternehmens, und noch im Jahre 1496 war im
Süden unter Mitwirkung spanischer Truppen die aragonische Herrschaft
hergestellt, die nun statt des inzwischen gestorbenen Ferdinand sein Oheim
Friedrich führte. Italien wäre beruhigt gewesen, hätte nicht Pisa, das
durch Peters Vertrag mit Karl von der siorentinischen Herrschaft frei
geworden, mit Florenz gekämpft. Diesen Krieg zu beendigen kam Maxi-
milian mit geringer Macht über die Alpen, doch er kehrte, nachdem er
Florenz durch Eroberung Livorno's von der See getrennt, unzufrieden
mit der mangelhaften Unterstützung der Venetianer bald wieder heim,
ohne Pisa gegen Florenz sicher gestellt zu haben. In Florenz endete,
nicht lange nachdem in Frankreich Karl gestorben war, auch derjenige,
der ihn als Retter verkündet hatte. War schon durch den Ausgang der
französischen Unternehmung Savonarola's Ansehn erschüttert, so regte
sich in Florenz auch eine Partei gegen ihn, die das Joch einer strengen
Zucht fürchtete. Die Angriffe, die er in seinen Predigten gegen Papst
Alexander wegen seines ärgerlichen Lebens richtete, zogen ihm eine Vor-
ladung nach Rom zu, und da er, die Person und das Amt nicht unter-
scheidend, den Gehorsam verweigerte, traf ihn die Ausschließung aus der
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Karl Karl Ludwig_Moro Ludwig Ludwigs Ferdinand Alexander Alexander Karl Karl Ludwig_Moro Ludwig Ferdinand Friedrich Friedrich Peters Karl Karl Karl Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frank- Asti Italien Frankreich Italien Florenz Frankreich Florenz Rom