32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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C. Westeuropa. Ii. Großbritannien. 125
Dabei wandern jährlich c. lk Mill. Menschen aus, die nur z. Th. durch
Einwanderung ersetzt werden. Am stärksten die Auswanderung aus
Irland, das sich in bedrückter Lage befindet. Dort hat die Bevölkerung seit
40 Jahren um fast 3 Mill. abgenommen.
Der Abstammung nach die Mehrzahl Engländer, allmählich durch
Vermischung von Kelten, Romanen, Angelsachsen, Dänen und Normannen
entstanden. Reine Kelten jetzt kaum 3 Mill. stark: Kymren in Wales
(= Welschland, da die Kelten durch die einwandernden Sachsen als Wilsche
d. h. Fremde bezeichnet wurden), Gaelen oder Ersen in Hochschottland und
Irland '). Auch sonst das keltische Blut im gebirgigen Westen Englands stark
vertreten.
Ihrer gesammten Bildung nach sind die Engländer Germanen, doch
dem praktischen Leben energischer zugewandt als andere Germanen. Sie sind
meist groß und schlank (die Landleute aber großenteils untersetzt
gebaut wie die Niedersachsen); die meisten kräftig in Folge der derben Kost
und starker Bewegung^). Sie besitzen meist klaren und richtigen Verstand,
scharfe Beobachtungsgabe^), und weiches Gemüth, das sich iu der
Liebe zur Natur und zum Landleben, der edlen Gestaltung des
Familienlebens, der religiösen Gesinnung, die freilich oft nur auf
Aeußeres gerichtet ist, vor Allem in sprudelndem Humor*) zu erkennen
gibt; besonders achtnngswerth ihr C h a r a k t e r entwickelt: sie sind w i l l e il s st a r k,
halten zäh an Errungenem fest und bewahren daher auch geschichtlich Ge-
wordenes, Sitten und Einrichtungen, selbst in den Formen, treuer als andere
Völker'); sie verbinden Freiheits- und Unabhängigkeitssinn mit strengstem
Rechtssinn und Gehorsam gegen die Gesetze und achten daher oft
auch die Rechte andrer Völker in hohem Grades; meist sind sie ernst und
Zu § 241. i) Sie zerfallen nach diesen Ländern wieder in zwei Hauptzweige.
2) Lieblingsspeisen und -getränke: Beefsteak, Roastbeef, Hammelrippen, Plumpudding,
Porter und Ale; im Seeleben spielt der Grog, bei Kelten und Iren der Whiskey (Brannt-
wein) eine große Rolle. Wie diekost stehn auch die nationalen Spiele die mit viel
Bewegung verbunden sind, in Zusammenhang mit dem Klima, so das Boxen, dem
alten griechischen Faustkampf ähnlich — Boxer und Faustkämpfer ähnlich diätetisch vor-
gebildet — neuerdings in Folge der Maßnahmen der Regierung mehr und mehr ver-
schwindend, Rudern, namentlich Wettrudern, Wettrennen, Fuchsjagden und das
anstrengende Crick et spiel. Merkwürdig die Lust am Wetten bei allen Kampfspielen
(Hahnenkämpfe!».
3) Ihre Phantasie nur auf einzelnen Gebieten bedeutend. In den bildenden
Künsten und der Musik zeigen sie wenig schöpferisches Genie, während sie dieselben doch
sehr lieben. Ausgezeichnetes haben sie dagegen in der Architektur und fast allen Zweigen
der Poesie geleistet. Mangel an Erfindungsgabe zeigt sich bei ihnen wie bei andern
nordischen Völkern auch darin, daß so oft dieselben Namen wiederkehren. Aber die
Schiffe, der Gegenstand lebhafter Sorge, erhalten oft recht schöne Namen.
*) Dieser Humor, iu einer reichen Litteratur niedergelegt, wird durch die unfrei-
willige Komik der vielen englischen Sonderlinge begünstigt.
5) Es haben sich daher hier manche mittelalterliche und überhaupt geschichtlich
entstandene Formen erhalten, die sich oft in merkwürdiger Weise mit dem kräftigsten
Freiheitsgefühl vertragen und erst in neuester Zeit mehr verschwinden. Hier daher einst
in Walter T>cott ein Erzähler aufgetreten, der wie kaum ein anderer das Mittelalter
mit romantischem Schimmer umhüllt hat.
°) Die Engländer die ersten Colonisatoreu aller Zeiten, griechische Welt-
Wanderlust mit römischer Staatskunst verbindend, in kluger Weise meist die Eigen-
thümlichkeiten anderer Völker schonend, Freiheit und Selbständigkeit, ja fast überall
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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28 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
des Gebirges, der Horeb; am Fuße beider Berge das berühmte Kathari-
n enkloster.2)
2. Arabien. 50 000 Um. 5 Mill. E.
§ 79. Lagt. Arabien ein dnrch Syrien mit Asien verbundenes
Hochland, nach Lage und Natnr einen Uebergang von Asien nach Afrika bil-
dend („Klein Afrika"), im Centrum der alten Welt gelegen, in der Mitte
vom Wendekreis durchschnitten, wegen Wüsten und klippenreicher gefährlicher
Meere (§ 64 Anm. 1) schwer zugänglich.^)
Gliederung. Gestalt ein wenig gegliedertes Viereck, das sich einem
Trapez nähert, c. 300 M. lang, 150—250 M. breit. (Im S. des Per-
fischen Golfs zwei kleinere Halbinseln). Grenzen auf drei Seiten Meeres-
theile (!), im N. Syrien. Die Küste nicht hafenreich, am meisten noch im S.
Das Hochland durchschnittlich c. 1200 m hoch, im S. höher, mit Bergen
von 2400 m, im So. bis 3000 m Höhe. Das Innere überwiegend eine
wasserarme Fläche mit Wadis, trockenen Flnßthälern, die sich beim Regen
füllen;2) wo mehrere zusammentreffen entstehen größere Thalmulden. Im in-
nersten Theil — Nedschd —- fruchtbare Thäler zwischen hohen Bergketten,
rings von Wüsten umgeben. An den Rändern des Hochlands Randgebirge,
ziemlich steil abfallend, namentlich im W. zu einer meilenbreiten dürren Küsten-
ebene — Tehäma. In den terrassenförmigen Abfällen dieser Gebirge aus-
gezeichnet fruchtbare Thäler, durch vorzügliche Bewässerungsanstalten einst, z. Th.
noch jetzt ergiebiger gemacht, die schönsten aromatischen Pflanzen erzeugend.
Klima mannigfaltig, im S. der heißen, im N. der gemäßigten Zone
angehörig. Im S. regelmäßiger Sommerregen an den die Niederschläge herab-
lockenden Randgebirgen. Dagegen im Küstenstrich Tehäma und im Innern,
außer im gebirgigen Hochlande Nedschd, Dürres) Im Sommer oft glühende
Hitze, Tage lang bis 45°, unter Einwirkung des Samum, (§ 133) am Bo-
den bis 60°; Nächte kalt, in einzelnen Jahreszeiten bis zum Frost. Ein
blendend schöner klarer Sternenhimmel hat die Araber srüh zum Sterndienst
geleitet.
Pflanzen- und Thierwelt von afrikanischem Gepräge (Fig. 41
Vii und Viii). Zahlreiche Dattelpalmen und Feigenbäume; der Kaffee, aus
Afrika eingeführt, hat hier eine zweite Heimat gefunden und gedeiht nirgends
schöner. Nahrung schon vielfach in Dhnrra bestehend. Charakteristische Pro-
ducte auch Balsam, Gummi, Aloe, Myrrhen, Weihrauch, am schönsten im S.
2) Die Mauern dieses starken c. 1500 in hoch gelegenen Klosters, das alle Völker-
stürme unversehrt überdauert hat, von Kaiser Justinian erbaut. Die Reisenden müssen
in Körben aufgewunden werden, da die Pforte vermauert ist. Von hier hat einst der
Gelehrte Tischendorf den Lockex sina'iticus, die älteste griechische Bibelhandschrift mit-
gebracht.
Zu § 79. !) Es bewahrt daher uralte Völkerznstände auf und hat wenig fremde
Ansiedler herbeigelockt (auch die nahen Aegypter, ferner die Griechen und Römer wenig
durch Arabien angezogen), dagegen wiederholt seine Bölkerschwärme ausgesandt (Hyksos
nach Aegypten!) namentlich als Mohammedaner, um eine gewaltige Weltherrschast zu
gründen und den Völkern vom westlichen und südlichen Afrika bis nach China und
den Malaieninseln Religion, Sprache Sitte und Denkweise mitzutheilen.
2) So im N. der lange, sich bogenförmig zum Euphrat ziehende Wadi E' Rum em.
») Daher im Nw., die große Wüste Nefud, im So. die noch größere Wüste
D ehna.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Syrien Niederschläge Küstenstrich_Tehäma Afrika Dhnrra Lockex Afrika China
110 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
Bewohner sind in der Sahel im W. räuberische Maurenstämme, im O.
Tusreg, wohl die schönsten Menschen Afrikas. Ohne ihre Erlaubnis kann
keine Karawane passieren"). In der Sahara die Teda oder Tibbu
(§ 119). Diese Bewohner leben hauptsächlich von Karawanen Handel,
dnrch den Goldstaub, Elfenbein, Straußenfedern, Wachs, Salz, Gummi und
Saffian ausgeführt werden. Daneben etwas Vieh-, namentlich Kameel-
zucht. An einigen Orten auch Industrie (Filigran-, Elfenbein- und Leder-
arbeiten).
D. Mittelafrika.
1. Allgemeines.
§ 134. Im W. dieses Gebiets, das zwischen dem ägyptischen
Gebiet und dem Atlantischen Ocean südlich der Sahara liegt, erhebt
sich ein bis c. 3300 m hohes Gebirgsland, dessen höchste Gipfel
mindestens eine Zeit lang im Jahre mit Schnee bedeckt sind. Am höchsten
ist es zwischen 4°—10° O. L. und 10"—14° N. Br. Von da nach W.
und N. stufenförmiger Abfall; im S. schließt sich an diese Hochburg ein nach
O. streichender Zug Kong (- Gebirge), im O. des Niger nur 600 m
hoch; dann folgt im O. allmählich eine Senkung, in welcher der Tfad See liegt.
Am westlichen Meer liegt Senegambien, im S. die Küste Guinea^ im
O. Sudan.
Senegambien nach seinen beiden Hauptflüssen Senegal (280 M.)
und Gambia (160 M.) genannt, zu denen im S. der Rio grande (-
großer Fluß, nach seiner breiten Mündung genannt) tritt. Der Senegal
entspringt in den höchsten Theilen des Hochlandes und fließt im Bogen nach
N., Nw. und W., die beiden andern Ströme entspringen nicht fern vonihm
und fließen im Ganzen westlich. Alle 3 Flüsse haben starke Katarakte im
Oberlanf, geringes Gefälle in der Ebene des Unterlaufs, sind nicht tief,
treten zeitweise über und stellen dann eine fortlaufende Wasserverbindung unter
sich her. An den Mündungen Deltas. Der Senegal Grenze gegen die
Sahara, deren Flugsand oft in ihn hineinweht, ihn zu Aenderungen im Lauf
und Jnselbildungen zwingend. Das Küstenland eine bis 50 M. breite
Steppenebene, in der Regenzeit mannshohe Gräser tragend, im Sommer ver-
dorrend; nur an den Flußläufen Wälder.
Bei C. Sierra Leone (- Löwengebirge, so nach dem donnernden Tosen
seiner brandenden Wogen genannt) beginnt das Küstenland Guinea, c.
400 M. nach O. hinziehend, einförmigx); eine c. 10 bis 15 M. breite
Ebene liegt unmittelbar am Meer; hie und da finden sich Haffbildungen und
Sandbänke, welche die Schifffahrt hindern.
Hauptstrom in Hochsndan (im O. von Senegambien) der Niger (650
M. lang). Er entspringt c. 40 M. von der Küste Guinea (am Nordrande
des Kong?) und fließt im Ganzen schneckenförmig, im Oberlauf (im Land
der Mandingo) Dschöliba (= großer Flnß) genannt; im Mittellauf
") Unter ihnen der Sultan von Ugades, einer Stadt, die jetzt nur 7000 Einw.
hat (früher 50 000 E.) und Industrie treibt, besonders einflußreich.
Zu § 134. x) Nur bei C. Sierra Leone und C. Palmas (Palmencap) treten
Vorberge des Kong an's Meer. Zu beiden Seiten des Nigerdeltas die Busen von Benin
und Biafra.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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112 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
Juni bis October, vielfach noch viel länger dauernd. Dann furchtbare Tropen-
gewitter, die auch den Muthigsten mit Schauer erfüllen. Sehr ungesundes
Klima in den feuchtheißen mit Mangrovewaldungen bedeckten Küstenniederungen,
in denen die Luft mit zahlreichen Miasmen verwesender Thiere und Pflanzen
erfüllt ist; an einzelnen Stellen werden wenig Leute über 40 Jahre alt, und
von den Europäern stirbt fast die Hälfte binnen Jahresfrist.
Die Pflanzenwelt üppig entwickelt; nur im N. noch Wüsten oder
Steppen. Charakteristisch namentlich: Baobab (§ 52, 2), Wollbaum,
eben so dick wie jener, c. 30 m hoch, so daß man aus seinem Stamm Kähne
schnitzt, die an 100 Menschen fassen können; die Oelpalme bestreut mit
ihren Früchten den Boden c. x/2 m hoch; die Gummiakazie liefert
Gummi, der vom Senegal in Menge ausgeführt wird, der Butterbaum
Butter, die besser und dauerhafter als die thierische sein soll; auf Tama-
rinden zieht man die Seidenraupe. (Vgl. sonst § 118, 3.)
Die Thierw elt im Ganzen die in § 118, 3 beschriebene.
Die Bevölkerung bildeten ursprünglich fast durchweg Neger. Zu er-
wähnen sind:
Die Dscholos, im S. des untern Senegal, schwarz wie Ebenholz, die
schönsten Neger, aber von den andern z. Th. abweichend.
Die Mandingo, deren Heimat Manding zwischen Senegal und Dscho-
liba liegt, die intelligentesten und betriebsamsten Neger, die deshalb auch als
Handwerker, Künstler, Priester und sonst weit herumkommen und auch im
südlichen Senegambien und oberen Niger wohnen.
Die Fulah oder Fulbe (- die Gelben), von räthselhaster Abstam-
mung, olivengelb, wahrscheinlich aus Vermischung mit Berbern entstanden, von
N. her eingewandert, in Senegambien angesiedelt, später als Fellatah nach
O. vorgedrungen in die Reiche der Haussah deren Herrschaft sie an sich
gerissen haben, ein muthiges, kräftiges und ehrliebendes Volk, Vorkämpfer des
Mohammedanismus.
Im O. verschiedene Negerstämme. Im S. von Dar For die Niam-
niam mit beträchtlicher Cultur, doch Menschenfresser; ähnlich im So. die
Monbuttu; noch südlicher das Zwergvolk der Akka (tz 119 Aum. 4).
An den Küsten europäische Niederlassungen, doch spärlich, da das Klima
zu mörderisch und der Gewinn oft nicht groß ist.
Ackerbau nur spärlich betrieben, weil die Natur zu viel freiwillig
spendet und bei Pflanzungen nur geringer Nachhilfe bedarf. Die Sorge für
den Ackerbau den hier sehr geplagten Frauen überlassen. Eifriger pflegt man
Viehzucht.
Die Industrie durch gute Arbeiten in Gold, Silber, Eisen, Thon-
waaren, Geweben, Holz- und Lederwaaren vertreten. Der Handel führt
aus der Wüste namentlich Salz, aus Europa Culturwaaren, namentlich Zeuge,
Stahlwaaren und Schießbedarf ein, Elfenbein, Straußenfedern, Wachs, Indigo,
Gummi, Palmöl, Baumwollenstoffe, Gewürze, Kaffee und Zucker aus, doch
lebt der Sudan im Ganzen noch sehr abgeschlossen und wird, obgleich er an
Reichthum mit Indien wetteifern kann, für den Handel noch wenig ausgebeutet.
etwa 6mal so viel Regen wie in Berlin, freilich nur halb so viel wie an der Küste
Malabsr.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Senegal Senegal Senegal Niger Senegambien Akka Europa Indien Berlin
122 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
von Mosambiqne gelegen, wo dieser am reißendsten ist, Sitz des General-
gouverueurs, durch Citadelle geschützt. In der letzten Zeit einige Colonien
mehr gefördert (Goldstaub nud Elfenbein ausgeführt)^).
Im N. der portugiesischen Besitzungen das Reich Sansibar, bis fast
zum Dschuba reichend, zur Zeit eiu kräftiges Reich, dessen Herrscher sogar
1875 Europa besuchte. Hauptort Sansibar (80000 E.), von Land-
häusern umgeben, auf einer 30 ^W. großen Jufel, an Ausfuhr (Zucker,
Baumwolle, Cocosnüsse, Gewürze, Zimmet, Elfenbein, Wachs, Gummi,
Straußenfedern u. a.) z. Th. mit Indien wetteifernd, lebhafteste Handels-
stadt und gesundester Ort an der ganzen Ostküste. Die Bewohner großen-
theils Araber, da das Reich noch vor kurzem dem Herrscher vou Maskat
gehörte (§79 Anm. 13)4), z. Th. auch Inder.
Im N. schließen sich hieran die Länder der Galla und Somali an.
d. Das Innere.
§ 142. Das Innere noch ethnographisch und politisch sehr wenig be-
kannt. Große Reiche, vou denen wieder kleinere abhängen, wechseln mit
Gegenden, namentlich gebirgigen, in denen die Häuptlinge oft nur über wenige
Dörfer gebieten, ja fast jedes Dorf selbständig ist. Das größte Reich ist
wohl das Negerreich Malua im Gebiet des mittleren Congo und oberen
Sambesi, östlich von Angola, wohl 10000 ^M. überschreitend, eine große
Lehnsmonarchie mit dem Mnata (Häuptling) Janvo an der Spitze, dem
viele andere lehnsabhängige Mnata ihren Tribut in Elfenbein, Sklaven, Fellen
u. a. darbringen. Stirbt einer der Häuptlinge, so wird, wie überhaupt in
Ceutralafrika, eine Anzahl Menschen geschlachtet, die im Jenseits seine Sklaven
sein sollen. Als Hauptstadt vou einigen Käbebe (Mussumba) bezeichnet,
das 3 Cjm. einnehmen und 50000 Einw. zählen soll.
F. Die Inseln.
§ 143. Die Inseln in der Nähe Afrikas sind mit geringen Aus-
nahmen nicht Continentalinseln Afrikas sondern entweder kleine vulkanische
Inseln oder (Madagascar n. a.) zu einer andern geographischen Gruppe ge-
hörig; wenige sind niedrige Koralleninseln.
a. Inseln im nordatlantischen Oc'ean.
1. Die Azoren* (= Habichtsinseln) mit noch thätigen Vulkanen, bis
über 2300 m hoch, Europa etwas näher gelegen als Afrika, daher von den
portugiesischen Besitzern jenem zugerechnet, doch deu Charakter der beiden fol-
genden Gruppeu theileud, gut bevölkert, mit reicher Vegetation.
3) Im Innern merkwürdige Ruinen, namentlich bei Simbaoe (20° S. Br.
49° O. Br.) aus colosfalen ohne Mörtel zusammengefügten Steinen, von zweifelhaftem
Ursprung. Früher hierher starker Berkehr der Inder und Perser, die auch im Innern
Besitzungen gehabt haben dürften, und mit den Eingebornen menschlicher verfuhren als
die Europäer. Die Inder noch jetzt mit der nördlicheren Küste in regem Handel, in die
sie einige ihrer Gewächse eingeführt haben.
4) Der Sklavenhandel hier noch vor kurzem bedeutend; jährlich 15—20 000 Sklaven
ausgeführt. Erst durch Androhung eines Bombardements der Hauptstadt der Sultan
gezwungen, dem Sklavenhandel zu entsagen.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Mnata
Extrahierte Ortsnamen: Sansibar Europa Sansibar Indien Galla Negerreich_Malua Angola Ceutralafrika Afrikas Afrikas Europa Afrika
und der Unterwerfung Italiens.
377
Die Begebenheiten, wie sie überliefert sind, knüpfen sich an die Perso-
nen van Nomulus und sechs auf ihn folgenden Königen, deren Negie-
rungszeiten den fraglichen Zeitraum ausfüllen. Was von den einzelnen
Königen berichtet ist, zeigt sich zum Theil als mythisch, zum Theil als
in sich widersprechend oder doch unwahrscheinlich, abgesehen davon, daß
auch über dieselben Thatsachen zuweilen unvereinbare Angaben vorhan-
den sind. Schon die Gesammtdauer der den Königen zugeschriebenen
Negierungszeiten ist im Vergleich mit den Negierungszeiten anderer
Negentenreihen so überraschend lang, daß es zweifelhaft wird, ob die
genannten Könige in der Wirklichkeit die einzigen gewesen sind und
folglich auch, ob jedes Ereigniß der Negierung desjenigen angehört, mit
dessen Namen die Ueberlieferung es verknüpft. Erst die Zeit der beiden
letzten hat ein bestimmteres Licht und unter ihnen zeigt sich das Ge-
meinwesen im Innern durch Einrichtungen befestigt und nach Außen
mächtig. Die Könige sind Romulus (753—717), Numa Pompilius
(715—673), Tullus Hostilius (673—641), Ancus Martius (641—616),
Tarquinius Priscus (616 — 578), Servius Tullius (578—534), Tar-
quinius Superbus oder der Hoffärtige (534—510). Romulus soll bei
einem Feste auf wunderbare Weise der Erde entrückt worden sein und,
wie er als ein Sohn des Kriegsgottes Mars und der verstoßenen al-
banischen Königstochter Rhea Sylvia galt, genoß er nach seinem Tode
unter dem Namen Quirinus göttliche Verehrung. Nach einem Jahre,
in welchem kein König regierte, ward durch Wahl zum Nachfolger der
sabinische Numa Pompilius berufen. So stellt sich das römische König-
thum als ein nicht auf Erbfolge, soudern auf Wahl beruhendes dar und
der Wechsel der Königswürde zwischen dem latinischen und sabinischen
Stamm deutet auf ein Abkommen ähnlich dem, welches früher dem
Romulus einen sabinischen Mitkönig gegeben hatte. Die Thätigkeit des
neuen Königs ist nach Innen gerichtet und gilt der Einrichtung des
Neligionswesens. In der Regelung der Götterverehrung muß das
Hauptmittel zur Vereinigung der drei verschiedenen Volksstämme gelegen
haben und Numa's Thätigkeit hat ohne Zweifel dieselbe so geordnet,
daß jeder der drei Stämme das, was ihm eigenthümlich war, in den
gemeinschaftlich angenommenen Gegenständen und Arten der Verehrung
wiederfand. Dieß war um so bedeutender, als bei den heidnischen Völ-
kern die religiösen Verrichtungen nicht allein alle öffentlichen Handlungen
begleiteten, sondern denselben erst ihre Gültigkeit verliehen. Mit der
Verehrung gewisser Gottheiten war auch die Pflege der Beschäftigungen,
als deren Beschützer man sie dachte, verbunden und, wenn auf Numa
Anordnungen zur Sicherung des Landbaues zurückgeführt werden, so
rührt dieß her von dem Einflüsse, den das ackerbauende Volk der Sa-
biner, zugleich durch Strenge, Mäßigung und Stärke ausgezeichnet, auf
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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378 Die Römer während der Ausbildung ihrer Staatsverfassung
die Römer ausgeübt hat. Dem sabinischen Könige folgte in Tullns
Hoftilius wieder ein latinischer, durch stürmische kriegerische Thätigkeit
das Gegenbild seines Vorgängers. Seine bedeutsamste Thal ist die De-
müthigung des albanischen Staates und die Zerstörung der Stadt Alba-
longa. Dieses Ereigniß steigerte die Macht Roms, indem es einen ge-
fährlichen Nebenbuhler wegräumte und zu einer Ansiedelung albanischer
Bürger auf dem cölischen Hügel, der nach anderer Nachricht Sitz einer
etruskischen Niederlassung gewesen sein soll, führte. Bei dem nächsten
Regierungswechsel kömmt noch einmal der Grundsatz der Gleichberechti-
gung zwischen Latinern und Sabinern zur Geltung, indem in Ancus
Martius ein Enkel Numa's folgt. Unter ihm ist Nom auf Kosten des
latinischen Staatenbundes im Wachsen geblieben. Einzelne Glieder
desselben wurden besiegt und ihr Gebiet zu dem römischen geschla-
gen. Diese Verbindung brachte einen Theil der besiegten Bevölkerung
als Ansiedler nach Rom, wo der aventinische Hügel ihr Wohnort
wurde. Für die frei gebliebenen Latiner bereitete sich wahrscheinlich
jetzt das Verhältniß der Jsopolitie mit Rom vor. Auf derselben Bahn
ging der nächste König, Tarquinius Priscus, fort, mit dessen Erhebung
das Gesetz eines Wechsels zwischen Königen latinischer und sabinischer
Herkunft verlassen wird und der in den Sagen als Etrusker erscheint.
Eine Erzählung, daß er aus dem Geschlechte der korinthischen Bacchia-
den stamme, daß sein Vater Demaratus vor dem Tyrannen Cypselus
nach der etrurischen Stadt Tarquinii geflohen, daß er selbst, mit der
weissagenden Etruskerin Tanaquil vermählt, nach Rom gezogen, von
dem Könige Ancus für dessen Söhne zum Vormund bestellt worden sei,
aber die Wahl auf sich zu lenken gewußt habe, das ist ebenso spätere Erfin-
dung der die italische Bildung aus ihrer eigenen Heimath herleitenden
Griechen, als eine andere Sage, die in den Zeiten vor Romulus einen
Evander aus Arkadien zu den Latinern kommen und ihnen die Buch-
stabenschrift bringen läßt. Soviel leuchtet aus den ihn betreffenden
Sagen hervor, daß zu seiner Zeit Rom schon die Hauptstadt eines in
der Gegend mächtigen Staates war und daß sich auf das römische Leben
etruskische Formen übertrugen. Königliche Pracht und Auszeichnung,
wie sie den an der Spitze der einzelnen etrurischen Staaten stehenden
Fürsten oder Lucumonen eigen war, wurde in Rom üblich. Auch wer-
den ihm Bauten, wie sie bei den Etruskern Vorkommen, zugeschrieben.
Das Hauptwerk seiner Thätigkeit in Zeiten des Friedens sind die großen
Cloaken, Gewölbe, durch welche das zwischen den bewohnten Hügeln
hereintretende Wasser des Stromes überdeckt und, indem man es zugleich
durch eine Ufermauer von dem Strom trennte, die damit in weiterer
Entfernung zusammenhängenden Sümpfe beseitigt wurden. Auch die
große Rennbahn, der Circus, der in dem Thale zwischen dem Palatin
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Demaratus Könige_Ancus
Extrahierte Ortsnamen: Tullns
Hoftilius Alba- Roms Ancus
Martius Rom Rom Rom Rom
und der Unterwerfung Italiens-
379
und Aventin lag, .rührt von ihm her. Er soll sein Ende durch einen
von den Söhnen des Ancus veranstalteten Mord gefunden haben, der
indeß seinen Zweck in sofern verfehlt habe, als durch Tauaquils Be-
mühungen die Nachfolge auf den im Hause des Königs erzogenen und
früh schon durch Wunderzeichen zu künftiger Größe bestimmten Servius
Tullius, der auch des Königs Schwiegersohn gewesen, geleitet worden sei.
4. Servius Tullius ist der Gesetzgeber oder Ordner des ältesten
römischen Staates. Es hatte sich im Laufe der Zeit an den Kern des
ursprünglichen Staates so Vieles angesetzt, daß endlich, wenn das Ganze
eine gegliederte und verbundene Masse werden sollte, die regelnde Hand
anzulegen war. Zn dem von außen Hinzugekommeuen mußte das Be-
wußtsein der fremden Herkunft dem Bewußtsein, mit dem römischen
Staate zusammenzugehören, weichen und es mußte durch feste Einrich-
tungen der Nahmen geschaffen werden, in den sich bei fernerem An-
wachsen das neu Hinzutretende einstigen konnte. Bisher hatten den
eigentlichen Staat nicht sämmtliche Bewohner seines Gebietes, welche
nach Abzug der Sklaven übrig blieben, gebildet. Gegründet war der
Staat durch Geschlechter aus drei verschiedenen Völkern, welche in ihrer
Heimath einem bevorrechteten Stande angehört hatten. Sie bildeten
die eigentliche Vollbürgerschaft Noms und theilten sich nach den Völkern,
von denen sie herstammten, in drei Klassen oder Tribus, von denen die
der Ramnes den Latinern, die der Tities den Sabinern, die der Luceres
den Etruskern entsprach. Zhre Unterabtheilungen waren dreißig Curien,
zehn auf jede Tribus. Nach diesen Curien in den Curiatcomitien ver-
sammelt und zur Erleichterung der Geschäfte wieder in zehn Decurien
getheilt, übten die Vollbürger, oder, wie sie im Gegensatz zu der übri-
gen Bevölkerung hießen, die Patricier, die Geschlechter, das Negierungs-
recht aus. Eine Eintheilung der Vollbürger, welche unabhängig von
den Versammlungen bestand, war die in Gentes, von denen es schwer
zu sagen ist, wie weit sie der Decurieneintheilung entsprachen. Die
Angehörigen einer Gens oder die Gentilen bildeten eine kleine, durch
gemeinsame Formen der Gottesverehrung zusammengehaltene Gemeinde,
und für sie waren gemeinschaftlicher Name, Abstammung von Vorfah-
ren, die immer frei gewesen waren, unterscheidende Merkmale, wobei
sie auch nicht einem das staatsbürgerliche Bestehen schmälernden Ver-
fahren unterlegen haben durften. Bildeten so die Gentes Kreise von
Familien', die einander am nächsten standen, bildeten sie eine Art von
erweiterter Familie, so ist es zweifelhaft, ob eine gemeinschaftliche Ab-
stammung zur Gentilität gehört habe und ob nicht die Annahme eines
gemeinschaftlichen Stammvaters nur der sinnbildliche Ausdruck einer
durch die Religion geheiligten Verbindung, die sich mehr nach planmäßi-
ger Berechnung als durch Herkunft gebildet hatte, gewesen sei. Aus
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Servius
Tullius Servius_Tullius
386 Die Römer während der Ausbildung ihrer Staatsverfassung
nach der Zahl der Tribus und Curien, dreißig waren, zu einem Mani-
pel verbunden wurden. Die Verabredung gleicher Beutetheilung knüpfte
das Band noch fester und führte zu Eroberungen, welche die Grenze
des Staates längs der Seeküste bis gegen die volskische Stadt Amur,
später Terracina genanut, vorschoben. Indem er so das Heer durch
Aussicht auf eiuträgliches Kriegsleben an sich fesselte, in demselben
auch einen beträchtlichen nicht römischen Bestandtheil hatte, fehlte es
seiner Herrschaft so wenig an Stütze, daß er zu Nom widerstrebende
Mitglieder des Senats an Freiheit und Leben strafen, schwere Kopf-
steuern eintreiben und durch besoldete Leibwächter Gehorsam erzwingen
konnte. Als ein Mittel zur Befestigung neu erworbener Besitzungen und
zur Ableitung von Mißvergnügten diente ihm die Gründung der Pflanz-
städte Signia im latinischen und Circeji im volskischen Gebiete. Sie
waren die Vorläufer von Colonieen, durch welche Nom die latinische
Sprache über Italien verbreitete und die unterworfenen Völker allmä-
lig zu Römern umzubilden anfing. Förderlich war ihm bei seinen
Zwecken auch der Gleichmuth, in welchen er die große Masse durch
Belebung von Handel und Gewerbe und durch Ausführung großer Ar-
beiten versetzte. Er unterhielt Handelsverbindungen mit Etruskern,
süditalischen Griechen und Carthagern. Die Bedeutsamkeit des dama-
ligen römischen Staates leuchtet aus dem im ersten Jahre nach Tar-
quinius' Negierungszcit mit Carthago geschlossenen Vertrage hervor,
welchem die in der Zeit des Tarquinius gestalteten Verhältnisse zu
Grunde liegen müssen. In deinselben erhalten die Carthager gegen das
Versprechen, in dem latinischen Gebiete, das in der weiteren Bedeu-
tung des Namens gemeint ist, keine Eroberungen zu machen, oder wenn
sie deren machen, sie den Römern ohne Ersatz zu übergeben, und das
zweite Versprechen, nach dem ihnen gehörigen Theile Siciliens die
Römer unbeschränkt handeln zu lassen, die Zusicherung, daß die Römer
keine Schiffe ostwärts über das hermäische Vorgebirge hinaussenden,
also dem Handel inr östlichen Becken des Mittelmeeres fern bleiben
sollen. Mit diesem Vertrage wurde zugleich den Etruskern, falls sie,
die im Besitze der Gegenden am Liris waren, sich an der latinischen
Küste ausbreiten wollten, ein Damm entgegengesetzt und es ergibt sich
daraus, wie die Carthager in Handelseifersucht mit Hülfe der Römer
die Etrusker zu beschränken geneigt waren. In Rom wurde außerdem,
daß die Cloaken ihre Vollendung, der Circus Verschönerung erhielt,
der kapitolinische Hügel aus dem Ertrage der bei der Eroberung der
volskischen Stadt Suessa Pometia gemachten Beute mit Tempeln ge-
schmückt, wodurch hier der religiöse Mittelpunkt des Staates geschaffen
wurde. Da sich das römische Religionswesen auf den von Numa ge-
schaffenen Grundlagen hauptsächlich nach dem Muster der aus Himmels-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Tar- Liris Rom Suessa_Pometia