Concil zu Kostnitz. Hussiten.
127
reich gefangen gehalten, und durch die deutschen Fürsten».C.t-
wieder frei, die Beschwerden derselben nicht beachtend, abgesctzt.
8) Ruprecht von der Pfalz vermag weder in Italiener),
noch in Deutschland Ruhe und Ordnung wieder herzustellcn,
und nachdem durch das wegen der Kirchenspaltung gehaltene
Co n eil der Cardin die zu Pisa sogar drei Päbste entstan-^09.
den, stirbt er plötzlich.
9) S ieg m und von Ungarn, nach dem Tode seines 1410.
Mitbewerbers Jobst von Mahren 1411 allgemein anerkannt,
bewirkt durch seinen redlichen Eifer für die Kirche das große
allgemeine Concil zu Kostnitz: Flucht des Pabstes1414.
Johann's Xxiii. mit Hilfe des Herzogs Friedrichs von
Oesterreich; daher dieser in der Rcichsacht und im Banne;
Verlust seiner Lander — Eidgenossen. Johann vorgeladen,
gefangen, abgesetzt. Gregor Xii. legt freiwillig sein Pouti-
sicat nieder; aber Benedict Xiii. in Spanien weigert sich
hartnäckig, wird nicht beachtet.
Johann H u ß eifert zu Prag gleich dem Engländer
Wiclef, gegen die Mißbräuche der Kirche — Ablaß; im
Banne, nach Kostuitz geladen, soll er widerrufen, wird, des
Geleitsbriefs von Siegmnnd ungeachtet, gefangen verbrannt; 1415.
eben so im folgenden Jahre sein Schüler Hieronymus von
Prag. Die Kirchenreform unterbleibt; Martin V. Pabst.
Concordate der einzelnen Nationen; Siegmund getäuscht, ver-
kauft die Mark Brandenburg an Friedrich Vi. von 1417.
Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg.
Erbitterung der Hussiten in Böhmen; ihr Prediger
Jakob von Mieß; Versammlungen auf dem Berge Tabor;
blutige Unruhen in Prag unter dem blinden Johann Ziska.1419.
Tod Wenzel's. Verwüstungen an Klöstern und Kirchen.
Siegmund nicht anerkannt. Reichszüge gegen die Hussiten;
Sieg derselben bei Teutschbrod. Verschiedene Parteien unter
ihnen (die beiden Prokope); ihre verwüstenden Züge nach
Schlesten, Mähren, Oesterreich, Baiern rc.
Allgemeines Concil zu Basel*); Vergleich mit den1431.
*) In demselben Jahre Hol wird Jeamie d’Arc, welche Orlean*
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Extrahierte Personennamen: Jobst_von_Mahren Johann's_Xxiii Friedrichs Johann Johann Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann Johann Engländer
Wiclef Schüler_Hieronymus_von
Prag Martin_V._Pabst Siegmund Friedrich_Vi Friedrich Burggraf_von_Nürnberg Jakob_von_Mieß Johann Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Friedrichs Oesterreich Spanien Prag Oesterreich Baiern
Zeit der Stürme. — § 53. Sturmjahre 1848/49.
155
b) Die Erhebung der Polen feiert Lenau in seinen „Polenliedern“ (s. o. § 49, Iii. Anm.) Vorbote der Revolution ist die erstehende politische Dichtung. Dichter: a) in Österreich: Anastasius Grün, Graf von Auersperg, (,,Spaziergänge eines Wiener Poeten“); b) in Preussen: Hoff mann von Fallersleben („Unpolitische Lieder“), Dingelstedt („Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters“) , Herwegh („Gedichte eines Lebendigen“, voll beissender Epigramme), Prutz („Politische Wochenstube“, eine aristophanische Komödie).
Dritter Zeitraum.
(Zweiter Zeitraum der Neuesten Geschichte.) Von der französischen Februarrevolution bis zur Begründung des Neuen deutschen Reiches.
1848—1871.
Erster Abschnitt.
Zeit der Stürme und erneuter Rückströmung.
Von der Pariser Februarrevolution
bis zur Thronbesteigung König Wilhelms I.
1848— 1861.
§ 53- Die Sturmjahre 1848/49.
I. Ursachen. Unzufriedenheit mit den bestehenden politischen Zuständen weit verbreitet. Neben den gemässigten Anhängern einer freien Verfassung auch viele politische Heiss-sporne! Dabei bildet sich aus katilinarischen Elementen eine Lj msturzpartei heraus. Ihre „Bataillone“ die „Arbeiter“. Zündstoff bei diesen infolge wirtschaftlicher Not.
[Entwertung der Handarbeit nach Errichtung zahlloser Fabriken mit Dampfbetrieb. Übermass der Warenerzeugung, Mangel an Absatz, bei geringem Bedarf an Menschenkräften Herabsetzung der Löhne und Arbeitsmangel. Dazu das Hunger jahr 1847! Unterwühlung der Arbeiter durch die Lehre vom Rechte aller auf Gütergemeinschaft (Kommunismus). Das Wort Proudhons „Eigentum ist Diebstahli“]
Ii. Die Pariser Februarrevolution. Ludwig Philipp, „der Bürgerkönig“, anfangs volksbeliebt, hat bei Beginn seiner Regierung mit Erhebungen zu thun, die teils Wiedereinsetzung der Bourbonen, teils Errichtung einer
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Extrahierte Personennamen: Lenau Graf_von_Auersperg Herwegh Prutz Wilhelms_I. Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
§ 111. Die Ottone. Heinrich Ii. der Heilige. 305
Anmerkungen..
1. Memleben, Dorf im preußischen Regierungsbezirk Merseburg. Basautello, h. Sqnillace, eine Stadt in Unteritalien.
2. Otto I. war nicht bloß ein kräftiger König, sondern auch ein frommer und gebildeter Mann, der vier Sprachen redete: deutsch, lateinisch , romanisch und slavisch. Besonders großmütig zeigte er sich gegen feilten Bruder Heinrich, der die königliche Würde beanspruchte. Zur Zeit, als Otto geboren wurde, war Heinrich nämlich noch nicht Kaiser, sondern nur Herzog. Heinrich der Sohn aber wurde nicht dem Herzog, sondern dem Kaiser geboren (912). Viermal zettelte Heinrich Verschwörungen gegeu den Kaiser an und viermal verzieh ihm Otto und gab ihm seine Länder wieder. Aber wie seine Großmnt, konnte er auch feine Kraft zeigen und schonte dann niemanden, wie er denn selbst die Ritter des Frankenherzogs, die seine Botmäßigkeit nicht anerkennen wollten, Hunde tragen ließ, was damals der größte Schimpf bei den Deutschen war.
3. Otto I. ließ sich mit großer Pracht zu Aachen krönen, während die deutschen Könige bisher sich mit der Salbung begnügt hatten. Bei dieser Krönung erscheinen zum erstenmale die Erzämter, da Giselbert von Lothringen das Amt eines Kämmerers, Eberhard von Franken das Amt des Truchseß (Trug 's Eß), Hermann von Schwaben das Amt des Mundschenken und Arnulf von Bayern das Amt des Marschalks verwaltete. Auch zum Könige der Lombarden ließ sich Otto in Pavia krönen. Er nahm zuerst den Titel: „Geheiligte Majestät" an. Von ihm wurden die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen, Oldenburg, Zeiz, Merseburg gestiftet und, um diesen Bistümern einen Mittelpunkt zu geben, das Erzbistum Magdeburg gegründet.
4. So anhänglich auch Otto I. an die Kirche war, so hat er doch — wenn auch gegen feinen Willen — Veranlassung zu späteren Streitigkeiten zwischen Kirche und Kaiser gegeben. In Rom wühlten nämlich seit den ältesten Zeiten immer politische Parteien, namentlich waren die römischen Adeligen unter sich beständig uneins und wollten ihren Einfluß auf die Besetzung des päpstlichen Stuhles geltend machen. Während die Päpste auf der Seite der Kaiser standen, waren die Römer selbst — wie alle Italiener — voll Ingrimm gegen die Deutschen, deren Oberhoheit sie nur gezwungen anerkannten. So oft daher die Kaiser Italien den Rücken gewendet, fing die den Deutschen feindlich gesinnte Partei wieder ihre Umtriebe an, daß es nie Ruhe gab, einzelne Päpste sogar in Lebensgefahr kamen und mißhandelt wurden. Das Schlimmste jedoch, was über die Kirche kam, war, daß römische Adelsfamilien soweit gingen, schlechte und lasterhafte junge Verwandte mit Waffengewalt auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, um das Besitztum der Kirche an sich ziehen zu können. Ein solcher schlechter Papst war Johann Xii., den sein Vater, der römische Fürst Alberich als Papst einsetzte und mit Gewalt auf dem Heiligen Stuhle hielt. Damit nun so schändliche Greuel, welche schon mehrmals vorgekommen waren, nicht wieder vorkamen, ließ 011oi. die Römer schwören, keinen Papst ohne seine oder seines Sohnes Otto Ii. Zustimmung vom römischen Stuhle Besitz nehmen zu lassen. Begreiflich konnten die Römer nur für sich, ihre jeweilige Person, schwören; der Eid bezog sich ja nur auf die Gegenwart, so lange nämlich Otto I. und Otto Ii. regierten, und durch diesen Eid konnte den Kirchen-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Basautello Otto_I. Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Verschwörungen Heinrich Otto Otto_I. Eberhard_von_Franken Hermann_von_Schwaben Arnulf_von_Bayern Otto Otto_I. Johann_Xii Johann Alberich Otto Otto_I. Otto
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seligkeiten geraubt und die Gebäude niedergebrannt wurden. Oft genug nahm man den Wehrlosen auch das Leben oder wenigstens die Freiheit und entließ sie dann nur gegen Zahlung eines Lösegeldes.
Die schlimmsten unter diesen Raubrittern waren die Brüder Dietrich und Hans von Quitzow. Ihre Stammburg Quitzhöfle lag in der Prieg-nitz, durch Erbschaft und Eroberungen hatten sie aber noch viele andere Burgen und feste Häuser sich erworben. Im Bunde mit den Herzögen von Pommern wagten sie selbst dem Landesherrn zu trotzen; denn als dieser im Jahre 1404 den Grafen Günther von Schwarzburg zum Statthalter in der Mark eingesetzt hatte, nahmen sie diesem bei Tangermünde, als er über die Elbe gehen wollte, mit offner Gewalt sein Gepäck weg, fingen seine Diener und ritten hohnlachend davon.
Um sich vor den schlimmen Folgen dieser That zu schützen, verbanden sie sich mit den Städten Berlin und Kölln an der Spree. Mit diesen vereint zogen sie vor die Stadt Straußberg, wo eine Besatzung des Herzogs Suantibor von Stettin lag, und eroberten die Stadt, trotzdem sie heldenmütig verteidigt wurde. Die Einwohner wurden ihrer Habe beraubt und hilflos ins Elend verstoßen. Nachdem dann auch noch das feste Schloß Bötzow an der Havel eingenommen worden war, wurde der Sieg in Berlin mit großer Festlichkeit gefeiert; Dietrich und Hans von Quitzow wurden von der ganzen Bürgerschaft verherrlicht. Natürlich mußten die Städte ihren in solcher Art geehrten Freunden außer den Schmausereien auch reiche Geldgeschenke machen.
Der Übermut der Quitzows stieg dadurch immer höher. Als Herzog Jobst von Mähren wieder einmal selbst in der Mark war und den Herzog Johann von Mecklenburg unter sichrem Geleit nach Berlin kommen ließ, überfielen diesen die beiden Brüder bei Liebenwalde und schleppten ihn gefangen nach ihrem Schloß Plaue, und Jobst von Mähren war so ehrlos, daß er, statt sie dafür zu züchtigen, die hierbei gemachte Beute mit ihnen teilte. Herzog Johann versuchte nun mit Hilfe eines Bäckers aus seiner Gefangenschaft zu entfliehen. Schon war er über das Eis der Havel gegangen, als Hans von Quitzow die Flucht entdeckte. Eiligst ließ dieser seine Knechte zu Pferde steigen und jagte mit Spürhunden dem Flüchtlinge nach, den er dann, vor Frost halb erstarrt, in den Kerker zurückbrachte. Erst als Hans von Quitzow bei einem neuen Naubzuge selbst in die Hände der Mecklenburger gefallen war, erhielt um den Preis seiner Loslassung auch Herzog Johann die Freiheit wieder, nachdem er vierzehn Monate gefangen gewesen war.
Doch auch die Freundschaft mit Berlin und Kölln nahm ein Ende. Die Quitzows gerieten mit dem Rate dieser Städte wegen gewisser Geldforderungen in Streit und überfielen plötzlich, ohne Fehde angesagt zu haben, die Herden von Berlin und Kölln, welche vor den Thoren der Städte weideten. Als diese Kunde nach der Stadt kam, geriet man hier in gerechten
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Extrahierte Personennamen: Hans_von_Quitzow Günther_von_Schwarzburg Günther Hans_von_Quitzow Jobst_von_Mähren Johann_von_Mecklenburg Johann Schloß_Plaue Jobst_von_Mähren Johann Johann Hans_von_Quitzow Hans_von_Quitzow Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Straußberg Stettin Berlin Berlin Liebenwalde Berlin Berlin
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auf dem neuen Markte angesammelt hatte, strömte eine Menge flüchtiger Menschen durch das Spandauer Thor herein, die sich vor den Feinden nach Berlin retteten. Mitleid mit den armen Leuten ergriff das leickt erregbare Volk. Aber schnell wandelte sich dasselbe in Zorn gegen die welche die Feinde in das Land gerufen hatten. Besonders richtete sich
der Haß gegen den Bischos von Lebus; und als nun die Nachricht sich
verbreitete, der Probst Nikolaus von Bernau, ein Freund des Bischofs sei in der Stadt und zwar ganz in der Nähe, nämlich in der Wohnung des Probstes von Berlin, da wandte sich das Volk dorthin, sprengte die Thür und drang in das Zimmer ein. Vergeblich waren alle Ermahnungen und Warnungen besonnener Männer. Nikolaus ward ergriffen, herausgezerrt und an die Marienkirche geschleppt. Nun war kein Halten mehr, das Volk schlug in blinder Wut auf ihn ein und tötete ihn mit Knütteln und Steinwürfen. ^ Daran hatte man noch nicht genug. Man schleifte Den Leichnam auf den Markt, schleppte Holz zusammen, türmte einen Scheiterhaufen auf und verbrannte den getöteten Probst unter lauten Verwünschungen. Nach anderen Berichten soll er sogar lebendig verbrannt worden sein.
Jetzt kehrte den Leuten die Besinnung zurück, und Neue und Furcht
hielt alle in banger Erwartung. Die Strafe blieb auch nicht lange aus.
3)er Bruder des Erschlagenen, ein Geistlicher in Eberswalde, bat den Papst um Bestrafung der ruchlosen Frevler. Vergeblich erbot sich der Rat von Berlin, den Bruder des Erschlagenen mit Geld zu versöhnen. Zunächst belegte der Papst die Stadt Berlin aufs neue mit dem Interdikt, das neun ^ahre lang mit aller Strenge durchgeführt wurde. Dann wurde von der Stadt verlangt, daß sie eine schwere Abgabe an den Papst nach 9ioni zahlte und einen Altar in der Marienkirche errichtete, an dem ein eigens dazu angestellter Priester für die Seele des Erschlagenen beten sollte. Zum ewigen Andenken an die Blutthat aber wurde ein steinernes Kreuz an dem Orte aufgestellt, wo diese geschehen war, und eine beständig brennende Lampe darüber gehängt.
Die Lampe ist längst erloschen, aber das Kreuz steht noch immer zur Erinnerung an jene schreckliche Zeit.
17. Der falsche Waldemar.
Nach R. Schillmann. Bilder ans der Geschichte der märkischen Heimat. Unter dem Markgrafen Ludwig aus dem bayerischen Hause hatte die Mark nur trübe Tage. Zu Kri^g, Brand und hohen Steuern kam noch der Bannfluch des Papstes, der schwer auf dem unglücklichen Lande lastete. Wie sehnte sich da das Volk nach der glücklichen Zeit unter der ruhmreichen Negierung des Markgrafen Waldemar zurück!
Seltsamerweise schien sich diese Sehnsucht erfüllen zu wollen, denn
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus_von_Bernau Nikolaus Nikolaus Waldemar Schillmann Ludwig Ludwig Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Lebus Berlin Marienkirche Eberswalde Berlin Berlin Marienkirche
Vierter Abschnitt.
Vom Tode Friedrichs Vii. von Dänemark bis zum
Frankfurter Frieden.
1863—1871.
Den Hauptinhalt dieses jüngsten Abschnitts der europäi-
schen Geschichte bildet die Wiederaufrichtimg eines deutschen
Reichs, — die Lösung der „deutschen .Frage" mit Blut und Eisen.
Sie vollzieht sich wesentlich in drei grossen kriegerischen Ac-
tionen, — dem 2ten (3ten) schleswig-holsteinischen Krieg (1864),
dem deutsch-österreichisch-italienischen Krieg (1866), dem deutsch-
französischen Krieg (1870—71). Aber diese Lösung würde
unmöglich, sie würde nur eine äusserliche gewesen sein, wenn
sie nicht durch die scheinbar so unfruchtbare, in Wahrheit
sehr ernste und tiefgreifende Arbeit seit 1815, an welcher sich
alle Parteien in regem Tummeln aller Lebenskräfte der Nation
betheiligt haben, vorbereitet gewesen wäre: darin aber darf
eine besondere Fügung der Vorsehung erkannt werden, dass
der letzte Krieg von 1870 eine volle Sühnung des vorausge-
gangenen Krieges Deutscher gegen Deutsche brachte. Diese
Zeit erhält durch das was gleichzeitig in Nordamerika und
was in Italien geschah — dort der Kampf um Abschaffung
oder Beibehaltung der Sclaverei, hier Erneuerung des Kampfs
zwischen dem nationalen Staat und den Herrschaftsansprüchen
des Universalstaats der römischen Kirche — einen überaus
grossartigen Charakter.
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103
Rom; aber der Versuch Garibaldi’s, mit einem neuen Frei-
schaareneinfall gegen „den Priester in Rom“ die römische
Frage zu lösen, brachte sie alsbald wieder zurück. Die
Garibaldianer, bis in die nächste Nähe von Rom vorgedrungen,
auf dem Rückzug angegriffen, werden durch die Wunder der
Chassepotgewehre einer eben eintreffenden französischen Division
bei Mentana vollständig geschlagen (Nov. 1867).
Den Gefahren, mit welchen die Revolution und das „subal-
pine Königreich“ die päpstliche Macht bedroht, setzt die Curie
ihre geistlichen Waffen entgegen. Der Papst erneuert die alten
Ansprüche des römischen Stuhls, indem er auf dem vati-
canischen Concil, nach den Eingebungen des Jesuitenordens,
als Dogma erklären lässt, dass der römische Papst unfehlbar
sei, wenn er ex cathedra, in seiner Eigenschaft als oberster
Lehrer der Christenheit, festsetze, was in Dingen des Glaubens
und der Sitten zu halten und zu verwerfen sei; unfehlbar ex
sese non ex consensu ecclesiae.
Dieses Dogma wird am 13. Juli 1870 angenommen, am
18. verkündigt, der Anfang unabsehbarer Wirren. Gleich-
zeitig Ausbruch des deutsch-französischen Krieges.
3. Deutschland.
Wie für Oesterreich die Möglichkeit einer Verständigung
unter den hadernden Nationalitäten, so war für Deutschland
durch den Krieg und die Beseitigung des Dualismus Oester-
reich - Preussen die Möglichkeit einer wirksamen einheitlichen
politischen Verfassung endlich gegeben. Die Folgen des voll-
ständigen und raschen Sieges Preussens sind:
1.) Die Beseitigung des Verfassungs- und Militärconflikts
in Preussen selbst. Die Neuwahlen für das (aufgelöste) Ab-
geordnetenhaus am Tage von Königgrätz hatten die konser-
vative Partei sehr verstärkt. Der Sieg und die grossen Ziele
deutscher Politik, welche jetzt hervortraten, führten der Re-
gierung alle gemässigten Elemente der liberalen Partei zu.
Der siegreiche König kündigt in seiner Thronrede an, dass
seine Regierung bei der Kammer Indemnität für die Ausgaben
der budgetlosen Zeit nach suchen werde, stellt so mit grossem
staatsmännischem Sinn den inneren Frieden her und lenkt damit
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Deutschland Oesterreich Deutschland Preussen
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übrig. Aber auch rach dem Friedensschlüsse hörten die Leiden der bäuerlichen und kleinstädtischen Bevölkerung nicht auf. Oft mußte der Landmann ohne Zugvieh selbst den Acker bestellen, um nur notdürftig den Hunger stillen zu können. Dazu kamen pestartige Krankheiten, die durch die mangelhafte Beerdigung der Leichen verschlimmert wurden, Unsicherheit auf den Straßen und namentlich in den Wäldern, in denen vom Kriege her allerhand räuberisches Gesindel zurückgeblieben war. Auch der Aberglaube hatte durch die Not des Krieges und das Soldatenleben überhand genommen. Man suchte verborgene Schätze mit der „Wünschelrute", goß „Freikugeln" und kannte allerhand Mittel, um sich „kugelfest" zu machen. Krankheiten der Menschen und des Viehes und anderes Ungemach gab man den Zauberkünsten der „Hexen" schuld, die man in Stadt und Land bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit Gefängnis, Folter und Scheiterhaufen verfolgte. — Etwas besser als die Dörfer und kleinen Städte hatten die größeren Städte, welche durch Wall, Mauer und zahlreiche Verteidiger geschützt gewesen waren, die Leiden des Krieges überdauert. Aber auch diese waren durch Hunger und Pest teilweise verödet, durch Kriegskontributionen verarmt. Berlin z. B. hatte nach dem Kriege noch 6000 Einwohner gegen 20,000 zu Anfang desselben. Die Neubauten der Bürgerhäuser, öffentlichen Gebäude und Kirchen, ehedem glänzend und kunstvoll, wurden ärmlich und schmucklos. Nur das Notdürftigste wurde daran gewendet. Die frohen und ehrbaren Volksfeste der Reformationszeit waren verschwunden. Und als dann in den Städten der Wohlstand anfing sich langsam wieder zu heben, da wurde zunächst nicht das deutsche Wesen erneuert, sondern französische Sitte überwucherte selbst im Bürgerstande die alte deutsche Zucht. Sn der Kleidung wurden alle Lächerlichkeiten der ewig
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die weichen Daunen der niederdeutschen Gnse, die saftigen Schinken und Wrste aus den Walddrfern der Brukterer und Marsen, deutschen Spargel, Mohrrben und riesige Rettiche, Leckerbissen, die selbst an der kaiserlichen Tafel in Rom geschtzt wurden. Die Ostseekste lieferte den wert-vollen Bernstein, und das germanische Goldhaar war ein von den rmischen Schnen vielbegehrter Schmuck. Von Rom empfingen dagegen die Germanen Gold- und Silber-schmuck, prchtige Waffen und feinere Kleidung; auch an den feurigen Weinen Italiens begann man neben dem alt-heimischen Met und Bier auf den germanischen Edelhfen Geschmack zu finden.
5. Mehr als die Kriege bedrohten diese friedlichen Beziehungen zu den Rmern die Freiheit der Germanen. Und Roms Weltmacht war gegen Ende des 1. Jahrhunderts (unter dem Kaiser Trajan) noch einmal in raschem An-wachsen begriffen. Von dem atlantischen Meere bis an den Enphrat, von den britischen Inseln und den germa-nischen Gestaden der Nordsee bis zu den Wasserfllen des Nils waren alle Lnder und Völker dem rmischen Kaiser unterthan. Jedoch strker als die Lockungen des rmischen Lebensgenusses, strker selbst als der Reiz und der Glanz rmischen Waffendienstes war doch die Freiheitsliebe der Germanen und die Widerstandskraft ihrer einfachen Sitten, die sie im wesentlichen ebenso wie ihre Sprache, ihre Rechte,
ihre Religion bewahrten.
Iii. Die Vlkerwanderung.
1. Die Woroten der Vlkerwanderung. 1. Etwa seit dem Jahre 200 n. Chr. sank das rmische Kaisertum 200 allmhlich von seiner Hhe herab. Whrend aber iran,^T' Innern des Rmerreichs die Ordnung sich lste, die Legionen Kaiser erhoben und strzten, bildeten sich unter den West-
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am Mittelrhein lief. Den Fremden war der Eintritt in das rmische Gebiet nur an gewissen Pltzen, ohne Waffen und unter militrischer Begleitung gestattet, von jeder Ein-suhr wurde ein Zoll erhoben. Ein Netz von Militrstraen berspannte das ganze Gebiet und verband es mit den andern Provinzen des rmischen Reichs.
2. Innerhalb dieses Gebietes siedelten sich im Anschlu an die befestigten Lagerpltze der Truppen oder an ltere Ortschaften oder in neu entstehenden Stdten mitten unter rmischen Veteranen italische Kolonisten oder auch Ein-geborene an, die bald rmische Sprache und rmisches Wesen annahmen. Lngs des ganzen Rheines wie ostwrts im Neckargebiet bis an die Rauhe Alb blhte ein neues stdti-sches Leben mit Handel und Gewerbe, Unterricht und Knsten nach italischem Vorbild empor. Solche Rmerstdte waren z. B.kln (Colonia Agrippinensis), Coblenz (Confluentes), Mainz (Mogontiacum), Straburg am Rheine, Trier an der Mosel, Wiesbaden im Taunus, Baden-Baden im Schwarzwald, Augsburg am Lech, Regensburg und Passau an der Donau.
3. Bald vernderte sich in diesen Gebieten das ganze Aussehen des Landes. Der Lauf der Flsse wurde geregelt, groe Waldstrecken gerodet, Smpfe ausgetrocknet und mit Straen durchzogen. Edlere Obstbume und Getreidearten, feinere Gartenfrchte und Blumen wurden aus Gallien und Italien eingefhrt und angepflanzt; Weinreben zogen die sonnigen Hgel hinauf, wie im Mosel- so jetzt auch im Neckarthale, und nach rmischer Weise erbaute Villen be-krnzten die Hhen.
4. Auf den trefflichen rmischen Heerstraen kamen griechische, rmische und gallische Kaufleute ins Land und drangen auf noch wenig gebahnten Handelswegen bis zur Nord- und Ostsee vor. Im Innern Germaniens handelten sie Pferde und Rinder, feines Pelzwerk und Felle, aber auch
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