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„Frei geworden ist der Strom,
Ist das Land am deutschen Rheine;
Doch der Stuhl von Felsgesteine Trauert noch im Aachner Dom.
Steht er wohl noch lange leer?
Will sich drauf kein Kaiser setzen,
Allen Völkern zum Ergötzen,
Der Bedrängten Schirm und Wehr?
Ach, die Sehnsucht wird so laut!
Wollt ihr keinen Kaiser küren?
Kommt kein Ritter heimzuführen,
Deutschland, die verlaßne Braut?"
Viel später erst hat sich des Dichters Wunsch herrlich cifüllt; damals wurde nur der Deutsche Bund geschaffen, eine lockere Vereinigung der beiden Großmächte Österreich und Preußen mit den vier Königreichen Bayern, Hannover, Sachsen, Württemberg und den 32 kleineren Staaten und Reichsstädten; gemeinsame Beschlüsse sollten auf dem Bundestage zu Frankfurt a. M. gefaßt werden.
Xxiii. Die wichtigsten Erfindungen des 19. Jahrhunderts.
1. Are Umgestaltung der Industrie, des Kandels und Werkehrs. Schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte man in England allerhand Maschinen erfunden, um in verschiedenen Zweigen der Industrie eine Ersparnis an Menschenkraft herbeizuführen. Namentlich die Verarbeitung der Wolle und Baumwolle wurde durch Spinnmaschinen, später auch durch Webemaschinen erleichtert, die Leistungsfähigkeit der Fabriken durch dieselben beträchtlich erhöht. Zu Anfang unseres Jahrhunderts wurde der Maschinenbau nach Deutschland verpflanzt und
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Aachner_Dom Deutschland Bayern Hannover Sachsen Württemberg Frankfurt_a._M. England Deutschland
Topographie von Schweden. §. 64.
333
die Haupterwerbsquelle; die Viehzucht wird in den norwegischen
Alpen während des sehr kurzen Sommers in ähnlicher Weise (Sen-
nenwirthschaft) betrieben, wie in den schweizerischen und deutschen Alpen;
der mit tausendfachen Gefahren verknüpfte Fischfang ist eine Lieblings-
beschäftigung sowohl des normannischen Küstenbewohners, als des noma-
dischen Lappen, und begründet zugleich, wie die Jagd auf Pelzthiere
und der Bergbau auf Kupfer und Eisen (zu beiden Seiten des Dal-
Elf), einen ansehnlichen Handel mit dem Auslande. Die Industrie
ist, mit Ausnahme des Hüttenwesens, noch so unbedeutend, daß sie nicht
einmal den Bedarf der spärlichen Bevölkerung befriedigt.
Die geistige Cultur ist trotz mancher Hindernisse, welche die
Zerstreuung der geringen Bevölkerung (mehr durch Tagereisen lange
Wälder, als durch Berge), der Mangel an Communicationsmitteln, die
Schwierigkeit, die nächsten physischen Bedürfnisse zu befriedigen, in
den Weg legte, zu einer erfreulichen Stufe gelangt. Eigenthümlich ist
die Einrichtung des Volksschulwesens auf dem Lande vermittelst wan-
dernder Schullehrer. Für höhere Bildung bestehen zahlreiche Mittel-
schulen, sowie die schwedischen Universitäten zu Upsala und Lund, die
norwegische zu Christiania.
Die Staatsverfassung ist zwar in dem beiden Reichen beschränkt
monarchisch, aber dennoch wesentlich verschieden. Denn Schweden ist eine
ständische Monarchie, der Reichstag zerfällt nach den vier Ständen;
Adel, Geistlichkeit, Bürger- und Bauernstand, in eben so viele Kammern;
dagegen kennt man in Norwegen keine ständische Gliederung der Be-
völkerung, der norwegische Reichstag (Storthing) besteht aus den vom
Volke gewählten Abgeordneten und hat weit ausgedehntere Befugnisse,
als der schwedische. Nur das gemeinsame Oberhaupt vereinigt beide
Reiche zu einem Ganzen.
Eintheilung und Topographie.
L Schweden besteht aus drei Theilen: Gothland, Swealand
und Norland, wovon die beiden ersten die angebaute und mäßig be-
völkerte südliche Hälfte des Landes ausmachen, der dritte die fast menschen-
leere nördliche Hälfte.
a. Gothland, der südliche und zugleich bevölkertste Theil, ent-
hält im W. die zweite Stadt Schwedens, Göteborg oder Gothen-
burg (32,000 E.) unweit des Kattegat und der Mündung des Göta-
Elf. Im S. (in Schonen), wo das Klima milder ist als im nördlichen
Deutschland und auf dem angeschwemmten Erdboden der Ackerbau allent-
halben verbreitet ist, sind die Städte am dichtesten zusammengedrängt:
Lund, Sitz des Erzbischofs und der zweiten Landesuniversität, die
Hafenstädte Carlskrona, Uftad (regelmäßige Uebersahrt nach Stral-
sund und Lübeck) und Malmö (am Sund, Kopenhagen gegenüber); im
O. Cal mar, dem die Insel Oeland vorgelagert ist. Auch gehört zu
Gothland die gleichnamige fruchtbare Insel, wo die ehemalige Hanse-
stadt Wisby einst der zweite (nach Lübeck) Handelsplatz des Nordens war.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Hafenstädte_Carlskrona
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Lund Christiania Schweden Norwegen Schwedens Göteborg Deutschland Lund Kopenhagen
330 Geographische Stellung der skandinavischen Halbinsel. §. 64.
C. Die russischen Besitzungen in Nordamerika sind nur
wegen der Jagd und Fischerei von einiger Bedeutung. Dock un-
terhält der Hauptort Neu-Archangel einen regen Handelsver-
kehr mit Honolulu.
E. Nord Westeuropa.
8. 64.
Schweden und Norwegen.
Geographische Stellung.
Skandinavien gehört der oceanischen Seile Europas an, und
die Skandinavier (Normannen) waren einst die unternehmendsten, ge-
fürchtetsten Seefahrer, welche aus kleinen Fahrzeugen alle Küsten des
westlichen Europas mit Plünderungen heimsuchten. England, die Nor-
mandie und Unteritalien eroberten und sich sogar von Grönland aus
nach Amerika wagten. Auch später bildete es noch ein wichtiges Glied
in der Kette hanseatischer Niederlassungen. Dagegen hat dieses Reich,
welches dem Ocean seine am wenigsten culturfäbige Seite zukehrt, in
neuerer Zeit weniger als irgend einer der oceanischen Staaten Europas
an dem Weltverkehr, an den Länderentdeckungen und an der Colonisa-
tion Theil genommen. Während die großen Glieder Südeuropas an
drei Seiten benachbarte Gegengestade, theils in andern Erdtheilen, theils
unter einander, haben, ragt Skandinavien mit zwei Seiten in das öde
Eismeer hinein.
Lage; horizontale Gliederung.
Die skandinavische Halbinsel macht die Ostsee durch die Ab-
sonderung von dem Ocean und der Nordsee zum Binnenmeere, und
hat daher, wie die iberische, eine oceauische und eine maritime Seite.
Sie erstreckt sich, wie die italische, in der Richtung von N. nach S.,
erhält, wie diese, ihre horizontale Gestaltung durch eine lange Me-
ridian-Gebirgskette und gliedert sich im S., ähnlich der italischen,
durch einen eindriugenden Meerbusen (welchen?) in zwei ungleiche
kleinere Halbinseln. Im N.-O. hat sie eine für die Cultur bedeu-
tungslose Verbindung mit dem Continente Europas. An Länge
(240 M.) übertrifft sie alle Halbinseln unseres Erdtheiles, die
Breite ist sehr ungleich (50—90 M.), dem Flächeninhalte (fast
14,000 (Um.) nach steht sie allen europäischen Ländern, mit Aus-
nahme Rußlands, voran. An Küstenentwickelung und Jnselbilduug
wird Norwegen und noch mehr Schweden von dem dritten skandi-
navischen Reiche, Dänemark, verhältnißmäßig weit übertroffen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Honolulu Nord_Westeuropa Norwegen Skandinavien Europas Europas England Unteritalien Amerika Europas Nordsee Europas Norwegen Dänemark
Aus der Geschichte der Serpentinindustrie. 173
Geschichtliches: Urkundlich Czabelitz genannt, ist eine altsorbische Ansiedelung. Vorgeschichte dunkel 1488 als Stadt bekannt. Erduldet 163-2 durch Holks und H)39 durch Banners Scharen viel Ungemach. 1774 großer Brand.
Aus der Geschichte der Serpentinsteiiiindustrie.
Daß der Serpentin bereits in vorgeschichtlicher Zeit hier gefunden und gebrochen wurde, läßt sich daraus entnehmen, daß viele Gräber der altheidnischen Vorzeit in Sachsen Gegenstände, besonders Streitäxte aus diesem Gesteine enthalten. Später sanken die Brüche in Vergessenheit, als Werkzeuge aus Metall in Aufnahme kamen. Sie liegen südöstlich von Zöblitz in der „Hartha", richtiger „Hard", d. h. Wald. Die obere Schicht in den Brüchen besteht aus dem Kammstein, die darunterliegende aus Horn- (auch Lametz-)stein, dann erst folgt die des brauchbaren Serpentinsteines. Der erste Wiederbenutzer der Brüche war der Bergmeister Christoph Jlligen, gestorben 1482. 1540 fand bereits eine ausgedehnte Fabrikation statt, welche Wärmsteine, Kugeln, Becher, Löffel lieferte und zwar bereits auf der Drehbank. Im
16. Jahrhundert benutzte man ihn weiterhin bei Bauten und zu Tisch-, Haus- und Küchengeräten. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts gewann die Industrie einen solchen Aufschwung, daß zwei Drittel der Bevölkerung sich damit beschäftigte. Unter Johann Georg Ii. (1656 bis 1680) fand mit diesen Waren ein lebhafter Handel nach Holland und England statt. Die große Nachfrage aber übte einen verderblichen Einfluß auf die Güte der Arbeit aus, fo daß die Waren geradezu in Verruf kamen. Als Ende des 17. Jahrhunderts der Gebrauch von Kaffee, Thee, Tabak, Schokolade immer häufiger wurde, trat zwar auch der Serpentin wieder in den Wettbetrieb mit neuverlangten Gebrauchsgefäßen ein, doch hielten sich die Preise niedrig. Durch größere Sorgfalt in der Bearbeitung aber gelangten sie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu erhöhtem Ansehn. So gingen 1710—1716 die Serpentinwaren nach Rußland, Schweden, die Niederlande, Frankreich, Italien und selbst nach Amerika. Im
17. und Anfang des 18. Jahrhunderts fertigte man auch medizinische Präparate aus Serpentin. Die Zunft zählte 40 Jnnnngsmeister und die Drechsler genossen bis 1836 Militärfreiheit. Bedeutend stieg der Bedarf an Serpentin auch nach dem 1739 erfolgten Bau der katholischen Hofkirche in Dresden, bei welcher viel derartiges Gestein zur Verwendung kam. Immer mehr stieg die Zahl der Jnnnngsmeister, so daß man 1751 schon deren 72 zählte. Damit war aber auch die Zeit der größten Blüte erreicht Den Rückgang führte zunächst der siebenjährige Krieg, dann die rasche Verbreitung des Wedgewoodporzellans von England aus herbei. In den Brüchen und Werkstätten wurde es immer stiller und 1861 stellten sämtliche Privatwerkstätten ihre Arbeit ein. Seit 1864 aber nahm eine Aktiengesellschaft den Betrieb wieder auf und brachte den Serpentin durch vorzügliche, künstlerische Leistungen wieder zu der Geltung, welche dem schönen Gesteine mit vollem Rechte gebührt.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Christoph_Jlligen Johann_Georg_Ii Johann
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Kammstein Holland England Schweden Niederlande Frankreich Italien Amerika Dresden England
Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. ggz
des in Folge der früheren Kriegsjahre entstandenen, zu einer furcht-
baren Landplage angewachsenen Näuberwesens wirksam zeigte. Die
Ordnung ließ ihn auch Mittel gewinnen, Nom durch große Bauten zum
Nutzen und zum Schmucke zu heben und es zu einem Bilde der nach so
vielen Stürmen verjüngten Kirche zu machen. Unter ihm wurde der
von Leo X. begonnene Bau der Peterskirche vollendet durch Aussetzung
der riesenhaften Kuppel, von welcher das die Welt überwindende Kreuz
leuchtet. Die Thätigkeit, welche die Päpste der zweiten Hälfte des
sechzehnten Jahrhunderts entwickelten, machte sich aber auch nach den
entferntesten Grenzen des kirchlichen Gebietes hin fühlbar, und dieses
Gebiet erweiterte sich fortwährend durch Anpsianzung des Christenthums
in den neu entdeckten Ländern jenseits der östlichen und der westlichen
Meere. Während Italien an den Regenten der Kirche zugleich Muster
weltlicher Fürsten hatte, wurde das Land, das nicht mehr der Schauplatz
einheimischer Fehden, nicht mehr der Tummelplatz ausländischer Kriegs-
heere war, von einer geistigen Thätigkeit durchdrungen, die der bildenden
Kunst eine schöne Nachblüthe, der redenden Kunst eine neue frische Blüthe
schuf. Die Dichtung nährte sich an der Erinnerung der Zeit, da der
Kern der Jugend Italiens durch die Schule des spanischen Kriegs-
dienstes gegangen war, und an den Aussichten, welche das erfrischte
Leben der Kirche und der erneuerte Kampf gegen die Ungläubigen eröff-
nete. Es war bedeutsam, daß an dem Hofe zu Ferrara, wo im An-
fänge des Jahrhunderts Ariosto (1474—1533) durch kunstreiche Er-
findung und Verschlingung der Erzählung, durch anmuthige Darstellung
und kecken Scherz entzückt hatte, Tasso (1544—1595) das ernste auf
einer großen That des christlichen Heldenthums beruhende Lied von
Jerusalems Befreiung sang. Der Kirchenstaat gewann auch die Festig-
keit eines abgerundeten Staates durch das Aufhören der Lehensherr-
schaften, die sich in demselben gebildet und die Zeiten der Verwirrung
zur Erringung unabhängiger Stellung benutzt hatten. Clemens Viii.
(1592—1605), durch drei Vorgänger von kurzer Regierungszeit von
Sirtus getrennt, zog das Herzogthum Ferrara ein, das dieser Art von
Herrschaften angehörte. Als Alphons Ii., der Gönner Tasso's, im Jahre
1596 kinderlos starb, war der Uebergang der Negierung an eine andere
von Alphons' Il Großvater Alphons I., dem Gönner Ariosto's, abstam-
mende Linie bestimmt. Doch hatte nur der Kaiser für die als Neichs-
lehen geltenden Fürstenthümer Modena und Reggio seine Zustimmung
gegeben. Da sich Niemand fand, der das Haus Este in dem Bemühen,
auch Ferrara zu behaupten, unterstützt hätte, da Heinrich Iv., der durch
Gewinnung des Papstes den Anfang zur Wiederherstellung des franzö-
sischen Einflusses in Italien machen wollte, sich für Clemens erklärte,
blieb das Herzogthum Ferrara dem Kirchenstaate einverleibt, ein Loos,
Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 43
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Leo_X Leo Clemens_Viii Alphons_Ii Alphons_I. Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Clemens
254 England und der Norden bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
Königsgewalt beschränkende Macht zu gewinnen. Alle Aemter wurden
an Normannen vergeben, und damit das Land sich schneller im Sinne
der Sieger umgestalte, wurde die französische Sprache derselben in den
Schulen gelehrt, wodurch die Sprache der Angelsachsen sich zu der spä-
teren germanisch-romanischen englischen Sprache umzubilden begann.
So erhielt dasselbe Land, in welchem die Angelsachsen das von den
Römern angepsianzte Leben vernichtet hatten, unter dem Einflüsse der
in Frankreich romanisirten Nordländer ein theilweise romanisches Ge-
präge in Verfassung und Sprache. Die Kirche schien Anfangs aus
der großen Veränderung Vortheil ziehen zu sollen. Denn Wilhelm,
der auch in ihrem Bereiche die Eingeborenen durch Normannen zu
ersetzen suchte, ließ es gerne geschehen, daß angelsächsische Geistliche ihrer
Aemter unwürdig befunden und von ihren Stellen entfernt wurden.
Dadurch erneuerte sich der zum Theil unkirchlich und unwissend gewor-
dene Klerus des Landes aus dem damals überlegenen normannischen.
So erhielt den Stuhl von Canterbnrp der fromme und gelehrte Lan-
frank aus Pavia, bisheriger Abt des normannischen Klosters Bec.
Doch im Gefolge des Lehenswesens stellte sich bald, zumal auch die
Bischöfe zur Heeresfolge verpflichtet wurden, die königliche Investitur
und mit ihr die Simonie ein. Die Verhältnisse wurden noch schlimmer
unter Wilhelms Nachfolger. Bei seinem Tode im Jahre 1087 gab er
seinem älteren Sohne Robert die Normandie, und dem zweiten, Wil-
helm, England. Wilhelm Ii. (1087 — 1100), der Rothe genannt,
übertraf überhaupt an Willkühr seinen Vater und hatte namentlich für
die Güter der Kirche keine Schonung, wie für das Gedeihen der Kirche
keine Sorge. Daher kam er, gleich Heinrich Iv. und Philipp I., in
feindlichen Gegensatz zu Papst Urban Ii. Die Kirche Englands aber
fand ihren Gregor au Lanfranks Nachfolger, Anselmus von Canterbury,
der unter Wilhelms Nachfolger den Investiturstreit für England durch-
kämpfte. Die Völkerwanderung des Nordens von Europa war zu Ende,
und eine festere Ordnung war wenigstens in sofern eingetreten, als
die Reiche England, Dänemark, Norwegen und Schweden, jedes für
sich, nun seinen besondern Bestand hatte. Zwei Versuche des Dänen-
königs Sven Estrithson, die durch Wilhelm den Eroberer in England
erregte Unzufriedenheit zu abermaliger Eroberung des Landes zu be-
nutzen, blieben ohne Erfolg. Der Geist der Unruhe, der die nordische
Welt so vielfach bewegt hatte, dauerte aber im Innern der drei übrigen
Reiche fort, da der Mangel an einer festen Erbfolgeordnung immer
neue Kämpfe um die Herrschaft herbeiführte. Zwar blieb dieselbe in
Dänemark in Svens, in Norwegen in Haralds, in Schweden, nachdem
das alte auf Nagnar Lodbrok zurückgeführte Königsgeschlecht ausgestorben
war, in Stenkils (1057 — 1066) Familie, aber unter den Gliedern
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TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelms Wilhelms Robert Wilhelm Heinrich_Iv Heinrich Philipp_I. Philipp_I. Urban Gregor Anselmus_von_Canterbury Wilhelms Wilhelms Sven_Estrithson Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Pavia England Englands England Europa England Norwegen Schweden England Dänemark Norwegen Schweden