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1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 85

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 33. Die Entwicklung des griechischen Staaten- und Volkslebens. 85 verschiedenen Volksstämme, als eigentliche Herrscher waren. Wir finden im ganzen griechischen Altertum keine Spur von despotischer Machtvollkommenheit. Später erlosch die königliche Gewalt in den meisten Staaten und es traten Volksregierungen an deren Stelle. Da aber, wo die königliche Gewalt noch in den Händen Einzelner lag, machte sich bald der Einfluß der Vornehmen im Volke geltend, ohne welche der König nichts Wichtiges ausführen konnte. Die Herrschergewalt lag teilweise iu den Händen der Ratsoersammlung, W dem Könige beigegeben war. "Bald gab es in Mittel- und L-üdgriechenland vorwiegend Republiken, d. h. Gemeinwesen, an deren Regierung jeder freie Bürger An-teil hatte. 84) Keinen geringen Einfluß auf die freiheitliche Entwicklung Griechenlands hatten die Büuduisse, welche einzelne Städte mit den Nachbarstüdten eingingen. Zweck dieser Bündnisse war gegenseitige Hilfeleistung, insbesondere zum Schutze eines gemeinsamen Heiligtmns. Ein solches Bündnis von Bewohnern der Umgegend (Ainphiktyonen) nannte man eine Amphiktyonie. Die berühmteste Amphiktyonie war die von Delphi, welche von zwöls Völkerstämmen beschickt wnrde und vorzüglich deu Schutz des Tempels des Apollo zu Delphi zum Zwecke hatte.. Das National-bewußtseiu -der Griechen wurde insbesondere noch durch die gemeinsamen religiösen Feste und Spiele gestärkt, unter denen die olympischen, welche alle vier Jahre im heiligen Haine Olympia in der Landschaft Elis dem Zeus Olympios zu Ehren gefeiert wurden, die berühmtesten waren. 85) Eine äußerst günstige Einwirkung ans das Emporblühen des griechischen Handels und Seewesens übte der Umstand ans bafc die Griechen den Überfluß ihrer Bevölkerung nicht in ferne Lander zu senden brauchten, sondern die benachbarten Inseln und die Uferstaaten der Meere, welche Griechenland umgaben, bevölkern konnten. Diese Kolonien blieben in steter Verbindung mit der Heimat. Während die Kolonisten von ihrem Vaterland Kraft und Stärke, Sinn fur Freiheit und ein geordnetes bürgerliches Staatswesen mit fortnahmen, brachten sie von den Erzeugnissen ihres Kunst- und Gewerbefleißes dahin zurück, beförderten den Verkehr und mehrten den Wohlstand. Diese Kolonien erstreckten sich mcht nur bis nach Italien und Kleinasien, sondern bis an das Schwarze Meer, Afrika, Spanien und selbst nach Gallien. Dte berühmtesten Kolonien sind die an der kleinasiatischen Küste: Milet, Smyrna, Kolophon, Ephesus, Samos, Ehios k., welche vori moniern gegründet wurden, ferner die von den Doriern ac-grundeten Städte auf der Insel Rhodus.

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 116

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
116 Das Altertum. weiter ausgebildet und ein wichtiger Teil der griechischen Geschichte im Munde des Volkes erhalten wnrde. Hesiod pflegte das Lehrgedicht. Aeschflus, Sophokles und Euripides unterhielten das Volk durch ihre Trauerspiele und Aristophanes durch seine Lustspiele in den Theatern. Auäkreou ergötzte die Gemüter durch seine Lieder, Tirtäus begeisterte durch seine kriegerischen Gesänge die Streiter zum Ruhme und zu Schlachten. Die olympischen und pythischen Sieger feierten Pindar und Simonides in ihren Hymnen. Herodot und Thnky-dides waren die vorzüglichsten Geschichtsschreiber des Volkes. Viele Männer waren bekannt durch ihr eifriges Streben nach Weisheit. Die Liebhaber der Weisheit (Philosophen), wie man sie nennt, beschäftigten sich damit, über den Urgrund alles dessen, was da ist, und dessen Ordnung und Bestand nachzudenken und das Ergebnis ihrer Forschungeu ihren Schülern mitzuteilen. Vor allen waren es die sieben Weisen, die mit hoher Achtung genannt wurden. Als Griechenland bereits schon am Sinken war, wurde Sokrates ein Opfer seiner Überzeugung. Die Schriften seines Jüngers Plato und dessen Schülers, des Aristoteles, hielt mau über 1000 Jahre für die Grundlage aller Wissenschaft. Doch auch die Naturwissenschaft, die Arzneikunde, die Mathematik, die Redekunst und andere Wissenschaften fanden ihren berühmten Vertreter. Namentlich haben Pythagoras, Archimödes und Euklid der Mathematik ihre wissenschaftliche Grundlage gegeben. 119) Dessenungeachtet hatte auch das griechische Altertum seine gewaltigen Schattenseiten, die ohne äußere Bedrängnis und ohne innere Zwistigkeiten den Verfall — wenn mich später — hätten herbeiführen müssen. Das Wohl des Staates stand höher als das Recht des einzelnen Bürgers, da doch der Staat nur dann bestehen kann, wenn die Rechte der einzelnen gewahrt werden. Wurden die Frauen auch nicht so tief erniedrigt, wie bei den asiatischen Völkern, so war ihr Einfluß und ihre Würde doch nicht geschätzt. Ebensowenig hatten die Kinder dem Vater gegenüber ein Recht. Auch eine Art von politischem Kastenwesen herrschte, da nicht alle Einwohner in den Staaten gleiche Rechte hatten, sondern das Maß sehr verschieden war. Der Handel war vielen Beschränkungen unterworfen und große Zölle hemmten den Verkehr. Die Gesetze waren nur wenigen bekannt und wurden deshalb nach Willkür ausgelegt. An die Stelle der Oligarchie trat vielfältig eine Pöbelherrschaft, die den Staat der besten Bürger beraubte. Die unsinnige Wut, Denkmale und Kunstwerke zu errichten, entzog dem Handel und Wandel ungeheure Summen,

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 394

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
394 Die mittlere Zeit. kam vom Hause Anjou an das Haus Aragouieu und blieb E.bei demselben, bis es an Spanien fiel. Sizilien dagegen, welches nach der Vertreibung der Franzosen sich Peter Iii. von Aragouieu unterworfen hatte, bildete unter dessen Nachkommen ein selbständiges Reich, bis es nach deren Aussterben 1409. wieder an Aragonien zurückfiel. Neben diesen beiden Reichen und dem Kirchenstaate waren die übrigen Herrschaften von keiner Bedeutung. Auch gab es eine Anzahl unabhängiger Städte, von denen Venedig, Genua, Mailaud und Florenz durch ihreu Reichtum und ihre Macht selbst mit Königreichen sich messen konnten. Es waren diese Städte anfangs Adels re publik eu. Aber zu Mailand erkaufte sich Galeazzo Visconti von dem 1393.stets geldbedürftigen Kaiser Wenzel die Herzogswürde. Nach dem Aussterben der Visconti kam dieselbe an das Haus Sforza. In Florenz dagegen verschafften die Mediceer dem volkstümlichen Elemente die Oberhand, indem sie für eine angemessene Vertretung der Bürger sorgten und ihnen Anteil an der Regierungsgewalt verschafften. 402) In Spanien waren es die Königreiche Kastilien und Aragonien, welche unter den übrigen Staaten besonders hervortraten. Durch die Vermählung Isabel las von Kastilien mit Ferdinand Y. von Aragonien wurden diese Reiche 14w. miteinander vereinigt. Unter diesen beiden Regenten wurde der Grund zu Spaniens Größe gelegt. Ferdinand hatte das Glück, große Männer zu finden, und wußte auch ihre Verdienste zu würdigen. Zu diesen Männern gehörte vor allem der Kardinal Ximen es (Ehimsnes), der seine eigenen Einkünfte hergab, um eine Expedition nach Afrika auszurüsten. Beim Tode Ferdinands, der vom Papste den Beinamen „der Katholische" erhalten, gehörten außer den beiden genannten Königreichen noch die Reiche von Navarra, Granada, Neapel und Sizilien zur spanischen Herrschaft, sowie die Balearen, die Südküste von Afrika (Dran) und die amerikanischen Kolonieen. Durch die Vertreibung der Mauren aus ganz Spanien erhielt zwar der Wohlstand einen starken Stoß, doch wäre durch die^Eroberung Amerikas der Verlust reichlich ersetzt worden, wenn Ferdinands Nachfolger die ungeheuren Hilfsquellen, die sich ihnen darboten, besser zu benützen und zu behaupten verstanden hätten. Insbesondere schadeten die spanischen Könige dem Lande durch die absolute Herrschaft, welche sie gegen vornehme und niedere Unterthanen einführten. Zur Sicherstellung dieses Absolutismus (der unbeschränkten Herrschergewalt) bedienten sie sich der von Ferdinand V. eingeführten Inquisition. Es war dies ein politisches In-

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 335

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 125. Politische und gesellschaftliche Zustände im Mittelalter. 335 um Konradin annehmen, allein Manfred hinterging denselben und ;og die Herrschaft an sich im Namen Konradins, wie er vorgab. Anfänglich erklärte er dein Papste, daß er sich ihm unterwerfe, nrn denselben sicher zu machen. Unvermutet überfiel er aber die päpstlichen Truppen und schlug dieselben. Statt das Interesse Konradins zu wahren, liest er sich selbst in Palermo krönen und bekriegte den Papst, so daß dieser sich nach Hilfe umsehen mustte. Da er weder ans Deutschland noch ans England Hilfe bekam, wandte er sich an Frankreich. Daß Karl von Anjou als ein solcher Wüterich sich zeigen werde, konnte Innocenz Iv. nicht ahnen. Er machte übrigens dem neuen Könige wegen seines arglistigen und grausamen Betragens nicht nur herbe Vorwürfe, sondern Klemeus Iv. verwandte sich auch dringend für Konradin und forderte den König Ludwig Ix. von Frankreich, Karls Bruder, ebenfalls dazu auf. 2. Ezzeliuo da Romano (Herr von der Burg Romano), Markgraf von Treviso, war das furchtbarste Haupt der Ghibellinen. Er wütete mit einer solchen Grausamkeit gegen die Gegner der Hohenstaufen, daß er den Beinamen „Menschenschlächter" erhielt, während er sich selbst „Geißel Gottes" nannte. Enzio „trat alles Heilige nieder, s o daß Italien mit Bl nt und Schrecken erfüllt wurde". — Friedrich, der treue Begleiter und Uuglücks-gefährte Konradins, war der ©ohn des Markgrafen Hermann von Baden und der Gertrnde von Österreich, so daß er bald Friedrich von Baden, bald Friedrich von Österreich genannt wird. Mit beiden wurden noch zwölf adelige Deutsche hingerichtet, und Karl von Anjon weidete sich von dem Fenster einer benachbarten Burg aus au dem Schauspiel. Der Gerichtshof, vor den Konradin und seine Gefährten gestellt wurde«, sprach übrigens die Angeklagten mit allen Stimmen bis auf eine frei. Kart verwarf aber diesen Richterspruch und ließ durch deu einen Richter Robert vou Bari den Gefangenen das Todesurteil verkünden und vollstrecken. 3. Die Sizilianer hatten sich gegen die Franzosen verschworen und Peter von Aragonien hatte unter dem Vorwande, gegen die Sarazenen zu ziehen, Schiffe und Mannschaft ausgerüstet. Am zweiten Ostertage (30. März 1282), während das Volk von Palermo im Freien vor den Thoren lustwandelte und auf das Vesperlänten wartete, erlaubte sich ein Franzose, Drouct, gegen eine ehrbare Frau ein ungeziemendes Benehmen. Der Mann sprang herbei und stach bett Franzosen nieder. Damit war das Signal zur allgemeinen Ermordung der Franzosen aus der ganzen Insel gegeben. In Catania kamen 8000, in Messina 3000 Franzosen mit dem Vizekönig um das Leben. Man schonte selbst die Frauen nicht, welche französische Männer geehclicht hatten. 8 125. politische und gesellschaftliche Zustände im Mittetalter. Lehenswesen. Rittertum. Städte. 346) Die Grundlage der mittelalterlichen Staatseinrichtnngen bildete das Lehenswesen, welches sich aus der Zeit herschreibt, in der die karolingischen Könige römische Provinzen und andere

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 631

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 227. Österreich. 631 eines Bundesstaates in sich enthalte, nämlich ein erbliches Oberhaupt in der Persou des Regenten des mächtigsten deutschen Staates, ein Staatenhaus und ein Volks hau s. Bon dem Orte, wo die Mäuuer dieser Richtung ihre Erklärung abgegeben hatten, erhielten sie den Namen Gothaer. § 227. Österreich. (1815—1849.) 626) Österreich hatte durch die kluge Politik Metternichs unter den europäischen Staaten den ersten Platz errungen und hielt sich deshalb vorzüglich berufen, die konservativen Interessen in Europa zu wahren. Zu diesem Zwecke veranstaltete es die Fürstenkongresse in Aachen (1818), Troppan (1820), Laibach, 1821. Verona, und die Konferenzen deutscher Minister in Karls 1822. bad (1819) und in Wien. Allein das Bestreben Metter-i8i9. nichs, die Ruhe aufrechtzuerhalten, artete in ein unwürdiges Bevormundungssystem aus, und aus Furcht vor gefährlichen Steuerungen wurde die Entwicklung der geistigen und materiellen Kräfte Deutschlands zurückgehalten. Die väterliche und wohlwollende Regierung Franz' I. und seines Sohnes Ferdi-E-nand I. machte zwar das alte System erträglich, und man war ms-zur Ruhe umsomehr geneigt, als Österreich nach so vielen Jahren 1848-der Anstrengung und der Opfer der Ruhe auch wirklich bedurfte. So übte das Jahr 1830 ans die innern Angelegenheiten keinen Eo. Einfluß aus, aber die Verbreitung des Koustitutionalismus in den übrigen deutscheu Staaten Europas weckte die Sehnsucht nach ähnlichen politischen Einrichtungen um so eher, als die Selbständigkeit der einzelnen Kronländer trotz der Beibehaltung der alten Landesverfassungen vielfach nur eine scheinbare war. Es bedurfte deshalb nur eines Anstoßes von außen, um auch in Österreich Unruhen hervorzurufen. 627) Diesen Anstoß gab die Entthronung Louis Philipps, des Königs der Franzosen. Der Sturz dieses Fürsten, dessen Stellung man für die gesichertste hielt, und die darauf erfolgte Proklarniernng der Republik regte überall die Hoffnung an, dieselben oder doch annähernde Erfolge erreichen zu können. So brachte denn der März 1848 auch in Wien, wo nicht nur die März Bürger, sondern vorzugsweise auch die Studenten sich an der politischen Bewegung beteiligten, Sturmpetitionen, Abdankung des Ministeriums Metternich's und die üblichen „Errungenschaften" , denen bald eine neue Verfassung folgte. Damit kehrte 25. aber die Ruhe nicht zurück, fremde Emissäre schürten vielmehr im

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 708

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
708 Unsre Zeit. Gnade schenken, seine erhabene Aufgabe im Geiste Jesu Christi zu erfüllen. 2 Leo Xiii. ist geboren am 2. März 1810 aus einer pa-1810. tncischen Familie zu Carpiueto bei Anagni. Er machte seine Studien im römischen Kolleg, trat in die geistliche Akademie ein lind wurde später als Delegat nach Benevent gesandt, wo er« sich in der Verwaltung große Verdienste erwarb. In gleicher Eigenschaft wurde er nach Spoleto und Perugia gesaudt. 1843.1843 wurde er zum Erzbischof oou Damiette konsekriert und als apostolischer Nuntius nach Brüssel gesandt. Nach drei 1846. Jahren zurückberufen, machte ihn Gregor Xvi. 1846 znm Erz-1853.bisch of von Perugia und Pins Ix. 1853 zum Kardinal. 706) Blickt man auf die kirchliche und politische Lage, wie sie sich gegenwärtig darstellt, so findet man allerdings keine abgeschlossenen und fertigen Zustände. Aber es ist ein Ringen und Streben, aus dem Unvollendeten herauszutreten, die Einzelheit aufzugeben und sich gegenseitig aneinander anzuschließen. Die kleinen Kreise sehen sich ohnmächtig und trachten danach, in größere Kreise aufgenommen zu werden, die großen Kreise dagegen fühlen das Bedürfnis, sich immer fester zu gliedern, um das Auseinanderfallen zu verhindern. Daß es im Kampfe der Parteien oft ungerecht hergeht, ist zu beklagen, kann aber im Großen und Ganzen keinen Ansschlag geben. Die Ideen siegen über die Waffengewalt und über die Leidenschaften der Parteien. Darum werden auch die vou der Kirche vertretenen Ideen des ewigen Rechtes und der Gerechtigkeit siegen, wenn sie anch jetzt von vielen auf Leben und Tod bekämpft werden. Wohl wäre der Blick in die Zukunft eiu trostloser, wenn wir nur das Streben einzelner betrachten würden; das Ange aber, das gewöhnt ist, in der Weltgeschichte das Walten der göttlichen Vorsehung zu erblicken, schant hoffnungsvoll auf eine zukünftige Zeit. Wie verwirrt es im Einzelnen auch aussieht, die Grundsätze der Freiheit und der Humanität haben im Lanfe der Jahrhunderte nur gewonnen. Es wirkt der göttliche Geist fort und fort in der Geschichte, und darnm verzagen wir anch ferner nicht, sondern wir getrosten uns des Herrn. Deus providebit: Der Herr wird es wohl machen!

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 337

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 125. Politische und gesellschaftliche Zustände im Mittelalter. 337 und Jahrmärkte, gerne in die Städte, weil sie da mehr Bequemlichkeit des Lebens fanden. Dies wirkte sehr günstig auf Kunst und Gewerbe. In deu Städteu selbst schlossen die verschiedenen Handwerksgenossen sich enger aneinander an, um sich mit der Ausübung ihrer Befugnisse zu schützen, wodurch das Zunftwesen entstand. Die Zünfte (Gilden) waren zugleich die militärischen Abteilungen, iu welche die Bürgerschaft zerfiel, und ihre Vorsteher deren Hauptleute. Um in die Zunft als Meister ausgenommen zu werden, mußte man ebenfalls einen bestimmten Lehrgang durchmachen, Lehrbursche und Geselle werdeu. Aber nicht nur die Bürger einigten sich (Innungen) zur Wahrung gemeinsamer Interessen, sondern die eine Stadt vereinigte sich auch zu Schutz und Trutz mit anbetn Städten und es entstanden die Stüdte-Bündnisse, welche die Sicherheit des Verkehrs und die Aufrechterhaltung des Landfriedens zum Zwecke hatten. Mächtige Städtebündnisse waren das rheinische und das fränkische, das berühmteste aber die Hansa, welche die norddeutschen totädte miteinander verband. Die Städte geboten über große kriegerische Hilfsmittel und man bewarb sich deshalb um ihre Bundesgenossenschaft. In den Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst standen die Städte in der Negel ans der Seite der Kaiser, da sie den kaiserlichen Privilegien ihren Wohlstand verdankten. Anmerkungen. 1. Vasall ist keltischen Ursprunges, von gwas = junger Mann, Diener (valet). Lehen — geliehenes @iit, im Gegensatz von Alod. Page —Kind, vom griechischen Pa'is. Knappe — Knabe. Turnier (vom proven^alischen toumoyer) — mit dem Rosse sich wenden, also Wassenspiel zu Pferde. 2. Von den Söhnen der Ritter widmeten sich viele dem geistlichen Standedamit das Familiengnt nicht geschmälert würde. Die Söhne aber, die Ritter werden sollten, mußten sich vierzehn Jahre lang ans diese Ehre vorbereiten. Mit sieben Jahren wurden die Knaben ans dem väterlichen Schlosse hinweggenommen und in der Regel einem höheren Adeligen übergeben, dem sie sieben Jahre lang als Edelknaben dienten, während welcher Zeit sie den Hofdienst und die Waffenkünste, auch manchmal etwas Lesen und Schreiben erlernten. Im vierzehnten Jahre wurden sie vor dem Altare mit dem Wehrgehänge umgürtet und wehrfähig. Damit traten sie in den Stand der Knappen, welche deu Ritter zum Kampfe begleiteten. Hatte sich der Knappe in den Wafsen-übungen geschickt und im Felde tapfer bewiesen, so erhielt er zum Lohn dafür im einund^wanzigsten Jahre den Ritterschlag. Dem Ritterschläge ging eine nächtliche „Waffenwache" an geheiligter Stätte voraus. Dnrch Fasten und Beten und den Empfang der Sakramente bereitete sich der junge Ritter vor. Dann empfing er aus den Händen der Edel-sranen die Rittersporen, den Panzer und die Ritterhandschuhe. Er kniete nieder und erhielt von einem der Ritter drei Schläge mit dem entblößten

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 644

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
644 Unsre Zeit. zu vertreiben. Ibrahim wurde von den Bergvölkern im Libanon unterstützt und bekam Syrien und Palästina in die Hand. Der Sultan sandte zwei^Heere gegen ihn, die aber geschlagen 1832. wurden, so daß er ihm Syrien lassen mußte. Doch damit nicht zufrieden, verlangte Mehemed Ali die erbliche Herrschaft über Ägypten, Syrien und Kreta, und obwohl die europäischen Großmächte, selbst Nußland, der Pforte beistanden und eine englischtürkische Flotte Alexandria blockierte, brachte er es doch dahin, daß ihm die erbliche Statthalterschaft gegen Entrichtung eines 1841.Tributs über Ägypten und Nubien zuerkannt wurde. Seitdem wird Ägypten von Vizekönigen ans der Familie Mehemed Ali's regiert, die ihre Befugnisse stets zu erweitern suchen. 642) Die innere Lage der Türkei wird ebenfalls täglich trost-1792. (oser. Seit 1792 bildeten sich unter den höhern Staatsbeamten zwei Parteien, die russische, die das Heil im Festhalten am starren Moslemismns sucht, und die französische, welche die Ideen des modernen Staates in die Türkei hineinzutragen unternommen hat. Die fortwährenden Angriffe Rußlands verschaffter: der französischen Partei die Oberhand. Sie setzte gleich nach der Thronbesteigung Abdul Medschids deu Hattischerif 1839.von Gülhaue durch, in welchem Rechtsgleichheit, Glaubensfreiheit und eiu neues Steuersystem versprochen wurde. Aber dieses Edikt brachte gerade die gegenteilige Wirkung hervor, da die Alttürken über die Christen erbittert wurden und sie nur noch ärger drückten, während der Sultan sie nicht schützen konnte. Doch wurde dieser Hattischerif durch ein Tansimat (Regelung) weiter brn?' ausgeführt, so daß am guten Willen des Sultans nicht zu zwei-Ä feln war. Allein die Bedrückungen der Christen dauerten fort und namentlich fielen in den kurdischen Bergen, in Syrien, am 1860. Libanon schreckliche Metzeleien vor. Auch die Griechen in Thes-1866. salonien, in Epirus und auf Kandia standen wieder auf, wurden aber auf türkische Weise beruhigt. Anmerkungen. 1. England fürchtet,, namentlich, es möchte Rußland zum Nachbarin Indien bekommen. Österreich aber hat das größte Interesse, daß die Donaufürstentümer nicht in russische Hände fallen, damit die Schiffahrt auf der Donau nicht gesperrt werden kann. 2. Paßwan Oglu wurde 1798 in Widdin von Hussein Pascha belagert und schlug dreißig Stürme ab. Die Belagerung wurde endlich aufgegeben; die Pforte mußte sich mit ihm vergleichen und ihn als Pascha von drei Roßschweifen anerkennen. Ali Tepelen dagegen mußte in Jauiua sich an die Türken ergeben (1822), die ihm Schonung des Lebens zusicherten, aber ihr Versprechen so wenig hielten, als Ali selbst

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 646

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
646 Unsre Zeit. eine so freisinnige Verfassung auf so friedlichem Wege dnrch-1789. geführt wurde. Nach dieser Verfassung von 1789 bildeten die 13 Provinzen, welche sich einander angeschlossen hatten, einen Bundesstaat unter einem Bundespräsidenten, dem ein Kongreß beigegeben ist, der ans einem Senate und einem Repräsentantenhause besteht. Der erste Präsident, Washington, hatte einen schweren Stand, denn er hatte nicht nur die Verwaltung und die Rechtspflege zu regeln, sondern auch für die Mittel zu sorgen, wodurch die Staatsschuld abgetragen werden sollte, und ein Staatseinkommen herzustellen. Allein der erste Präsident sowohl, als seine Nachfolger erleichterten sich ihren Stand durch die Aufrechthaltung einer strengen Neutralität in den Konflikten der europäischen Mächte. Diese Neutralität wurde Staatsgrundsatz. Dagegen stellte James Monroe (Monro), 1824. der fünfte Präsident, den Grundsatz auf, daß nicht nur keine europäische Macht sich in amerikanische Angelegenheiten mischen dürfe, sondern daß auch keine befugt sei, in Amerika neue Kolonien zu gründen ober die, welche sie bereits besitze, zu ertvei-1803. tern (Monroe-Doktrin). Durch den Ankauf von Louisiana wurde der Flüchenraum der Union beinahe verdoppelt. 644) Ungeachtet der Neutralität wurden die Vereinigten Staaten doch in die Streitigkeiten zwischen Frankreich und 1807. England verwickelt, und ihr Handel litt so sehr, daß sie 1807 die eigenen Häfen freiwillig sperrten, um das Eigentum der amerikanischen Bürger vor der Kaperet zu sichern. So hart dieser Schritt war, so hatte er bei den praktischen Amerikanern doch eine gute Folge, nämlich die Steigerung der einheimischen Industrie. Mit England kamen die Vereinigten Staaten wegen Aus-1812- dehnung des Territoriums zu Land sowohl, als zur See in Krieg. 1814' Die Engländer hatten sogar die Bundeshauptstadt Washington De- wieder in Besitz bekommen, aber im Frieden zu Gent gab Eng-3i8u.1 land alle Eroberungen wieder heraus, und die Amerikaner verpflichteten sich nur, den afrikanischen Negerhandel aufzugeben und zu dessen Unterdrückung mitzuwirken. Handelsverträge zwischen England und den Vereinigten Staaten verschafften dem Verkehr bald wieder eine entsprechende Ausdehnung. 1832. 645) Seit 1832 kam die Frage über die Fortdauer der Skla- verei, welche in den südlichen Provinzen bestand, in Anregung. In den Nordstaaten fanden die Menschenrechte eher ihre Anerkennung , während die Südstaaten, deren weitläufige Zucker-, Kassee-, Reis-, Baumwollen- und Tabakpflanzungen von Negern bebaut wurden, das Sklavenhalteit als unentbehrlich ansahen. Die 1848.Frage wurde wichtiger, als Kansas (1856) und Kalifornien

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 32

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
32 Das Altertum. Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen. 2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften. 3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten. 4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen. 5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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