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dem Drusus etti Leichtes, die Usipeter zu unter-
jochen, und das Land der Sigamdrer und Che-
rusker zu durchziehen. Er wurde sogar über die
Weser gegangen sein, wenn ihn nicht der Man-
gel an Unterhalt, die Nähe des Winters und
ein Unheil- ' erkundender Bienenschwarm zur Rück-
kehr bestimmt hären. Auf seinem Rückzug war
er mehrmals in Gefahr sammt seinem Heer um,
zukommeu; nur den Fehlern der ihn verfolgen-
den Feinde, die seines Untergangs allzu sicher
waren, verdankte er seine Rettung. Im Jahre
darauf (10. v. C. ) zog Drusus gegen die Chat-
ten, die sich, mit Verlasiung des ihnen von den
Römern angewiesenen Gebietes, mit den Sigam-
berern verbunden hatten. Dann kehrten er und
Tiberius mit dem Äugustuö, der sich aus Vor-
sorge unfern in dem lngdunensischen Gallien ge-
halten hatte, nach Rom zurück. Wahrscheinlich
in diesem Jahre, das ihn sonst nur wenig be-
schäftigte, begann Drusus den berühmten Pfa ls
graben, eine riesenhafte Schutzwehr der römi-
schen Herrschaft gegen dieteutschen, an dem die
Kaiser der nächstfolgenden Jahrhunderte fort-
baueten. Noch jetzt entdeckt man die Spuren
und Reste desselben in der Gegend des heutigen
Neuwied längs dem Rhein hinauf bis nach
Lahnstein. Von da zieht er sich quer durch das
Herzogthum Nassau nach dem Altklug, dessen
Haupt noch heute die Trümmer einer ansehnli-
chen Verschanzung bekränzen; dann nach dem
Schloß Reifenberg, wo sich ebenfalls die Reste
einer römischen Warte finden, nach der bekann-
ten Saalburg, eine Stunde von Hombu g, und
über Butzbach an den Kinzig, unweit Wächters-
bach. Daunen zieht er sich nach dem Maln, wo
ihn bei dem jetzigen Obernburg eine starke Schanze
deckte, weiter nach dem Kloster Amordach, wen,
5 *
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Drusus Tiberius Drusus Schloß_Reifenberg Hombu
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Rom Rhein Lahnstein Saalburg Butzbach Obernburg
312 Abschn. 2. Das germanische Europa. Kap. 3. Preußische Monarchie.
namentlich im Regierungs-Bezirke Münster, in den nordwest-
lichen Theilen des Regierungs-Bezirks Minden (nicht im Pa-
derbornschen), im Siegenschcn, im westlichen Sauerlande rc.,
wie in den stachelt nördlichen und den bergigen östlichen Ge-
genden des Regierungs-Bezirks Düsseldorf, den nordöstlichen
des Regierungs-Bezirks Köln und den nordwestlichen von
Aachen. — Hier, wo (wie in den benachbarten lippeschen,
bentheimschen, lingenschen, oldcnburgischen, friesischen, braban-
tifchen und limbnrgifchen Gegenden) geschlossene Dörfer ganz
oder doch fast ganz fehlen, und die ländlichen Gemeinden,
„Kirchspiele" oder „Bauerfchaften" ans einer unüberschauli-
chen Menge von ifolirten „Höfen", „Kolonaten" oder „Meie-
reien" bestehen, erbaut noch heute der neue Ansiedler feinen Hof,
nach der Väter Weise, in Mitten der ans der Haide, dem
Moor oder dem Walde erkiefeten und — zum Schutz gegen jeg-
liche Beschädigung, durch beheckte Erdwälle (Wallhecken) oder
auch nur durch breite Gräben — aus der Gemeinheit geson-
derten Felder oder „Kampe" (Kämpen), besorgter um Bequem-
lichkeit und Selbstständigkeit, als um den Schutz und die An-
nehmlichkeit geselliger Nachbarschaft. — Diese Ansiedlungs-
weise, welche jene Gegenden belebter und bewohnter erscheinen
läßt, als sie wirklich sind, wird daher durch die bezüglichen
Verhältnißzahlen der vorstehenden Tafeln nur sehr unvollkom-
men bezeichnet, um so unvollkommener, als sie nur den Ge-
sammt-Typus ganzer Provinzen ausdrücken, weshalb einer-
seits die oft aus Hunderten von selbstständigen Ansiedelungen
bestehenden Bauerfchaften, andrerseits aber auch die geschlosse-
rten Dorfschaften als Einheiten betrachtet werdet! mußten. —
Wertn endlich
5. die Rhein-Provinz alle übrigen hinsichtlich der rela-
tiven Zahl, wie in der Kleinheit der Lairdgemeinden übertrifft,
so finden doch in beiden Beziehungen innerhalb der Provinz
so wesentliche Verschiedenheiten statt, daß sie auch denr flüch-
tigsten Reisenderr nicht entgehen können. Denn werrn ma,r in
den (unter 4.) bezeichneten Gegenden der Provinz einerseits noch
die zerstreute Ansiedelungsweise der westphälischen rc. Nachbar-
lande wiederfiitdet, so stößt man dagegen, weitn man in das
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Minden Aachen Rhein-Provinz
249
und 1,700,000(5. (1:4660), Deutsche, die größtentheils plattdeutsch reden
und zur größeren Hälfte Katholiken sind. In einem großen Theile der
Provinz giebt es keine Dörfer, sondern nur einzeln liegende Höfe, die zu
Banerschaften vereinigt sind, deren mehrere zusammen ein Kirchspiel bilden.
Hier findet man noch in Wohnung, Gebräuchen und Lebensart die meisten
Spuren von den altdeutschen Sitten. Aus den ärmeren Gegenden wandern
jährlich Tausende nach Holland, um dort durch Heumachen, Mähen, Torf-
graben ihr Brot den Sommer über zu verdienen. Der Ackerbau hat sich
in neuerer Zeit sehr vervollkommnet. Der Bauer genießt am liebsten das
äußerst kräftige und wohlschmeckende Schwarzbrot, Pumpernickel genannt,
das sogar weit und breit versendet wird. Die Gegend von Bielefeld und
Warendorf liefert viel Leinwand und feines Garn. In andern Gegenden
lebt der Landmann mehr von der Vieh-, besonders Schweinezucht. Der
südl. Theil der Provinz ist der Distrikt der Fabriken, hauptsächlich in
Metallwaaren.
a. Reg.-Bez. Münster, der nördl. Theil, mit der Hauptstadt der Provinz,
Münster, 25,000 E. Diese hat eine Universität (mit katholisch-theologischer und
philosophischer Facultät) und viele Merkwürdigkeiten, z. B. den schönen Dom, das
Rathhaus mit dem Saale, in welchem am 24. Oktober 1648 der westfälische Friede
geschlossen wurde, und die Lambertuskirche, an deren hohem Thnrme noch die drei
eisernen Käfige zu sehen sind, in welchem 1535 die Leichname der Hingerichteten An-
führer der Wiedertäufer, welche in Münster ihr Unwesen getrieben, Johann Bockholds
von Lehden, Knipperdollings und Krechtings, aufgehangen wurden. Warendorf.
d. Reg.-Bez. Minden, der nordöstl. Theil. Die Festung Minden,
17,000 E., mit lebhaftem Handel und Schifffahrt auf der Weser. Die Gegeud ist
schön und reich au Steinkohlen. Sieg über die Franzosen 1759. Im S. die Graf-
Hast Ravensberg, die 1666 als ein Theil der jülisch-clevischen Erbschaft an Preußen
fiel. Darin Herford, mit Baumwollenspinnerei, Weberei und Garnhandel, und Bie-
lefeld, 19,000 E., der Mittelpunkt der westfälischen Leinenindustrie. Noch weiter südlich
Gütersloh, Handel mit westfälischem Schinken und Pumpernickel. Hier in der Um-
gegend bedeutende Feingarnspinnerei; vom feinsten Garne wiegen 800 Meter 8i/z Gramme.
Paderborn, mit einem im Innern großartigen Dome. In der Nähe, ohne daß
man den Ort mit Bestimmtheit anzugeben vermag, ist das Schlachtfeld, auf welchem
Hermann die Legionen desbarus vernichtete. In Corvei bei Höxter, a. d. Weser,
war bis 1803 eine der ältesten und berühmtesten Abteien im Reiche.
c. R eg.-Bez. Arnsberg, der südl. Theil. In der Grafschaft Mark, auch ein
Stück der jülifch-clevifchen Erbschaft, deren nördl. Theil fruchtbares Kornland ist, liegen
die gewerbsamen Städte Lippstadt, mit wichtigem Getreidehandel, Hamm. am Kren-
zuugspunkte aller Lippestraßen und Eisenbahnen, mit großen Leinwandbleichen und
Soest (spr. sohst), einst ein mächtiges Glied der Hansa; hat alte, Prächtige Kirchen.
Der Fabrikort Bochum hat viele Steiukohlengrnben in der Umgegend. Im indnstriel-
len Sauerlande, wo es viele Thäler giebt, in welchen sich meilenlang Eisen- und
Stahlhämmer, Schleif- und Polirmühlen u. a. an einander reihen, Iserlohn,
Schwelm und Hagen mit großartigem Fabrikwesen in Eisen, Stahl, Messing, Pa-
Pier :c, Kleiner ist Arnsberg, a. d. Ruhr. Dortmund hat große Steinkohlen-
bergwerke, 38,000 E. In der Nähe war einst der Hauptstuhl des Vehmgerichtes.
Siegen ist bedeutend durch seine Eisengruben, Eisen- und Stahlwaarenfabriken.
11. Rheinprovinz.
Grenzen. Die Rheinprovinz wird im N. von den Niederlanden
und Westfalen, im O. von dieser Provinz, von Hessen und Darmstadt,
im S. von Pfalzbaiern und Elfaß-Lothringen und im W. von Luxem-
bürg, Belgien und den Niederlanden begrenzt.
Boden. Der nördl. Theil der Provinz dacht sich allmählich ab
und bildet ein weites Flachland. Der ganze südl. Theil derselben da-
gegen ist gebirgig. Auf der linken Rheinseite erhebt sich der Hunsrück,
ein waldiger Bergrücken zwischen der Nahe und der Mosel, die Eisel,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Bockholds
von_Lehden Johann Hermann Hagen
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Leipzig ein bedeutender Platz, da es in nächster Nähe des sächsischen Industriebezirkes und inmitten eines sehr fruchtbaren Getreide- und Zuckerrübengebietes liegt. Als natürlicher Mittelpunkt der Straßen ist es seit langer Zeit der Hauptmeßplatz von Deutschland, und trotz der Umwandlung unserer Handelsverhältnisse, wonach im allgemeinen das Beziehen der Märkte mit Verkaufsgegenständen nicht mehr üblich ist, hat Leipzig doch seine großen Messen beibehalten. Es ist Sitz einer großen Universität, des Reichsgerichtes und Mittelpunkt des deutschen Buchhandels.
3. Die Westfälische Bucht.
Die Westfälische Bucht ist ein Senkungsfeld zwischen dem Teutoburger Walde und dem Haarstrang, dem nördlichsten Zuge des Rheinischen Schiefergebirges. Sie ist mit Ablagerungen der Kreidezeit erfüllt, über die sich die Schuttmassen des Diluviums gelagert haben. Sie wird vom Oberlaufe der Ems und der Lippe durchzogen und ist fast durchweg sehr fruchtbar; namentlich die Soester Börde und das Land am Hellweg (Höhenweg), der nördlich der Lippe verläuft, sind gut angebaut.
Hier siedeln Westfalen von niedersächsischem Stamme. Sie haben die Sitten und die Bauweise der Vorfahren treu bewahrt und wohnen vielfach noch vereinzelt auf ihren Höfen, an deren Saum der Eichbaum sich emporreckt. Das westfälische und niedersächsische Bauernhaus vereinigt ebenso wie das Gebirgs-haus die Räume für Menschen und Tiere sowie cjie Vorratsspeicher unter einem Dache. Die Einfahrt zu dem großen hochgiebeligen Hause ist an der Längsseite; durch einen Quergang, die sogenannte Diele, werden die Wirtschaftsräume von den Wohnräumen geschieden. In den Eichenwäldern fanden früher die Schweine ihre Mast und westfälische Schinken waren schon zur römischen Kaiserzeit als Delikatesse bekannt und beliebt. Wie der Westfale inmitten seiner Felder abgeschlossen wohnt, so ist er auch zurückhaltend in seinem ganzen Wesen. Bis in die Neuzeit hinein haben sich verschiedene Gebräuche auf ,,der roten Erde“ erhalten; besonders tagte das Fehmgericht auf freiem Felde unter dem Lindenbaum bis ins 17. Jahrhundert.
Industrie ist diesem Lande des Ackerbaues noch ganz fremd, soweit es sich nicht um die Herstellung des regelmäßigen Bedarfs handelt. Obwohl es an unser größtes Industriegebiet grenzt, erkennt man doch eine scharfe Scheide zwischen den rührigen Ortschaften an der Ruhr und den kleinen Städten, Dörfern und Bauerschaften an der Lippe und Ems.
Im innersten Winkel liegen Lippstadt und Paderborn. In der Nähe der Lippe hat das Städtchen Soest (sprich: Sost) sich sein altertümliches Aussehen bewahrt, während Hamm an der Lippe, in der alten Grafschaft Mark, bereits ein Vorort der Eisenindustrie geworden ist. Die Hauptstadt des ganzen Gebietes und der Provinz Westfalen ist Münster, abseits von jedem Flusse, mitten in der Bucht gelegen, aber an der alten Straße, die durch die Ebene von Cöln nach Hamburg führt und jetzt außerdem an dem Dortmund-Emskanal. Es hat viele alte Bauten und ist eine Universitätstadt.
4. Die Cölner Bucht.
Auch die Cölner oder Niederrheinische Bucht verdankt ihre Entstehung einem Einbrüche, der sich keilförmig in das Schiefergebirge erstreckte und nach
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Leipzig Hellweg_(Höhenweg Lippstadt Paderborn Westfalen Hamburg Niederrheinische
— 142 —
6. Die Abgaben in Geld und Naturalien, welche nach der ehemaligen Verfassung für Schutz und Schirm zu entrichten waren.
7. Die Beiträge zur Justiz- und Polizeiverwaltung; namentlich auch Fauthaber, Gardegelder, Schultheißenamtsgeld, Vogtgeld, Reißigvogtgeld, Blutvogtgeld, Vogthühner und anderes Geflügel, das urkundlich für amtliche Fertigungen gegeben wurde; desgleichen Schreibgeld, Neujahrsgeld und alle periodischen Geschenke an Justiz- und Polizeibeamte.
8. Die für ehemalige Zollfreiheiten bedungenen Abgaben, namentlich das Bruckgarben- und Käsegeld im Hauensteinischen.
9. Die von den ehemaligen Dinggerichten herrührenden Abgaben, namentlich der Stock- und Wieshafer.
10. Die Abgaben, welche auf Hof- und Burgrechten beruhen.
11. Die Abgaben, deren Ursprung und Natur nicht auszumitteln ist, namentlich das Ubergeleitgeld und Ge-wers, die Speirer und Zürcher Steuern.
12. Das Kaushabergeld im Main- und Tauberkreise, und der Brunnenzins in der ehemaligen Vogtei Hausen
Art. 2. Es werden serner aufgehoben:
Die Beeten in Geld und Naturalien, wie auch die Mai-Martini- Katharina- und ähnliche nur in dem Namen oder der Entrichtungszeit von diesen verschiedene, ihrer Natur nach ganz gleiche Steuern.
Art. 7 Die Standes- und Grundherrn und die übrigen Bezugsberechtigten erhalten dafür . . . eine Entschädigung aus der Staatskasse ....
Ausgenommen sind die ausgehobenen Beiträge und Leistungen zur Justiz- und Polizeiverwaltung, wofür keine Entschädigung geleistet wird.
Gegeben zu Carlsruhe in Unserem Großherzoglichen Staatsministerium, den 14. May 1825.
Frhr. von Berstett. Ludwig.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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155
teten Knigshfe. Ihre Ertrge bildeten neben den Natural-leistnngen der Unterthanen, sowie den Tributen der unter-worfenen Völker und der Kriegsbeute die besten Ein-nahmen des Knigs. Es gab keinen Unterschied zwischen den Einknften des Knigs und denen des Staates, und dieser bestritt von ihnen nicht nur die Bedrfnisse der Hos-Haltung, sondern auch die des ganzen Reichs. Gleich groß in der Sorge sr das Kleinste wie das Grte, erhob Karl die Knigshfe zu Musterwirtschaften fr das ganze Reich und verpflichtete ihre Verwalter, ihm allemal zu Weihnachten genaue Rechnung abzulegen.
5. An die Pfalzen schlo sich eine Art kaufmnnischen Verkehrs; denn hier wurden die vom Hose nicht verbrauchten berschsse der Naturallieferungen in Geld umgesetzt. Sonst hatte sich von der Rmerzeit her besonders an Rhein und Donau immer noch ein gewisser Handelsverkehr erhalten; der Bau des Main- und Donaukanals zwischen Rednitz und Altmhl war bestimmt, das Rhein- und Donaugebiet zu verbinden. Auch eine hlzerne Brcke lie Karl bei Mainz der den Rhein bauen.
4. Karts Kof und Sorge fr Kirche und Wik-
dung. 1. Mittelpunkt des Reiches war der Hof, der mit dem König von Pfalz zu Pfalz wanderte. Spter hielt sich Karl am liebsten in Aachen auf. Hier entstand an Stelle der alten Pfalz eine groartige Gruppe von Ge-buden, vor allem ein mchtiger Saalbau aus zwei Ge-schssen als Wohnhaus des Knigs und fr die Versamm-lungen der Groen*, mit einer Burgkapelle und von einer Reihe von Hfen, Hallen und Nebengebuden umgeben, fr die Hunderte und zeitweise Tausende, die zum Hofhalt ge-hrten, und in der Nhe die stattliche Palastkapelle (jetzt
* Auf seinen Fundamenten steht heute das Rathaus von Aachen.
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TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl
340 Zweites Buch. Europa.
Westfalen gehört sonach zum Rhein-, Ems- und Wesergebiet.
Der Boden sehr ungleich. In der Ebene vielfach nur Moore und
dürftige Weiden; ähnlich steht es in den höheren Theilen der Gebirge. Frucht-
bare Gegenden namentlich an den Flußniederungen und dem Hellwege (§ 304, 3)
gelegen (Soester Börde!). 1k Unland, 1j± Wälder. Wenig Weizen gebaut;
ein eigenartiges Roggenbrod, der Pumpernickel, Hauptbrod. Auch die
Viehzucht nicht stark, anßer in Schweinen (Westfälische Schinken!) Diese
Nahrungszweige leiden darunter, daß die Bauern Neuerungen und Verbesse-
ruugeu wenig zugethan sind.2) Der Bergbau liefert reiche Ausbeute, na-
mentlich an Steinkohlen und Eisen. Auch Salinen und Mineralquellen finden sich.
Die Industrie schon in alter Zeit thätig in Geweben, auch durch ein-
gewanderte Niederländer gefördert, durch die mineralischen Schätze neuerdings
namentlich zu vielseitiger Bearbeitung der Metalle angeregt. Dagegen im N.
viel Armut. (Daher dort Hollandsgänger!). Die Bewohner sast überall Nie-
verdeutsche, nur im südlichen Theil Oberdeutsches.
Die Provinz enthält mehrere sehr alte Bestandtheile^).
1. Regierungsbezirk Münster (im Nw.)
Münster (36000 E.) an der Aa, einem Nebenflusse der Ems und am
Münsterschen Canal in der Mitte des Münfterlandes, sehr alte Stadt 5), z. Th.
noch altertümlich, Handel in Getreide, Pumpernickel und Schinken treibend. 1533
—35 hier die Erhebung der Wiedertäufer. 1648 im Rathhaussaale der Westfälische
Friede unterzeichnet. Von 1771—1818 war es Universität, jetzt Akademie
mit theologischer und philosophischer Facultät^).
2. Regierungsbezirk Minden (im No.).
Minden (17 000 E.) an der Weser unterhalb der porta Westfalica
(Scharte § 302) mit schönem Dom, einst Hansestadt. Schlacht 1759.
An der Bahn von Minden nach Cöln liegen der Reihe nach:
Bad Oeynhausen (Soolbad und Saline), Herford (12 000 E.),
einst ausgezeichnet durch zahlreiche Klöster, Bielefeld (27 000 E.) am Viele-
felder Paß, Hauptsitz des Leinwandhandels der Provinz, einst Hansestadt, dann
durch eingewanderte Niederländer gehoben, so daß die Leinwand ganz so wie
2) Die An sied elungs weise sehr altertümlich (Oberhof von Jmmermcmn!). Jeder
Hofbauer wohnt in einem von Obst- und Laubbäumen umgebenen, für sich liegenden
Hof. Das Wohnhaus von niedersächsischer Art. (§ 339 Anm. 5) hat Hofraum und Garten
neben sich. Auf ersterem auch einige Kotten, Wohnungen der zum Hof gehörigen
Handwerker und Leute. Mehrere solche Höfe bilden eine S a mmt gerne ind e (Dorf),
mehrere Dörfer ein Kirchspiel.
3) Die Westfalen einst der westlichste Stamm der Sachsen, der einzige der drei
alten südalbingischen Sachsenstämme, dessen Name sich erhalten hat. Sie hängen fast
noch zäher am Alten, als andere Niedersachsen (wie einst an der Vehme), sind
auch größtentheils Katholiken, streng religiös, von hervorragendem Rechtssiun, fester
Willenskraft, tiefem Gemüth, gute Wirthe, doch mit der Zeit nicht immer^fortschreitend,
z. Dh. zu Starrheit und Schwerfälligkeit neigend.
*) 1614 erhielt Kurfürst Sigismund Mark und Ravensberg. 1648 kam
Minden an Brandenburg - Preußen, 1702 Liugen, 1707 Tecklenburg, 1803
Münster und Paderborn u. a. 1815 Herzogthum Westfalen; erst dann die
Provinz im jetzigen Umfange gebildet.
6) Das Bisthum, gleich dem von Minden und Paderborn hier schon von Karl
d. Gr. errichtet.
6) Im W. unfern der Grenze: Stadtlohn (Schlacht 1623).
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Hofbauer Sigismund_Mark Karl
d Karl
. 2. Die Nomcrherrschaft.
3
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hatte das linke Rheinufer erobert, und sich die dortwohnenden deutschen Stmme unterworfen. Diese, von Ehren und fernen Abenteuern gelockt, traten in rmische Kriegsdienste. Csar begnstigte die Deutschen, rumte ihnen den ersten Platz ein und erfchte mit ihnen die glnzendsten Siege der Ponipejus. Die Shne von deutschen Edlen wurdeu als Geiseln nach Rom geschleppt, dort erzogen und auf jede Art verfhrt.
Der Versuch Cfars, stlich vom Rhein festen Fu zu fassen, war nicht gelungen. Augustus schickte Drusus und Tiberius mit Heeren, um dieses Land zu erobern. Bald nach Christi Geburt wurde Varus Statthalter in Deutschland. Die deutschen Stmme, voran die Cherusker unter der Anfhrung ihres tapfern Herzogs Hermann (Arminius), erhoben sich gegen die rmische Tyrannei und schlugen ihre Feinde in der blutigen Schlacht im Teutob urger Wald (9 nach Chr. G). Bald darauf lste sich der Sueven-bund im mittleren und sdlichen Deutschland auf und der grtetheil zog unter dem Anfhrer Marbod , einem schlauen, unehrlichen Mann, der von der Gnade der Rmer lebte, nach Bhmen. So war Sddeutschland beinahe ganz leer und wurde nun im Jahr 14 von den Rmern erobert und als Provinz Rhtien zum rmischen Reich geschlagen. Bald nach der Eroberung wurde theils zum Schutze, theils zur Erleichterung des Transports eine zusammenhngende Kette von rmischen Festungen erbaut und zwischen Rhein und Donau, von Pfrring an der Donau bis Miltenberg am Main, eine groe Mauer, noch jetzt Teu-felsmauer, Heidenmauer oder Pfahlgraben genannt, hergestellt. Diese Mauer war eigentlich eine Strae, die sich aber nicht durch die Thler, sondern der die Berge hinzog. In Wrttemberg gieng sie der Lorch nach Welzheim, Murrhardt, Mainhardt, Dehlingen. Vorspringende Punkte, Psse u. s. w. wurden mit groer Umsicht ausgewhlt, um dort Kastelle anzulegen. Spuren von solchen finden wir noch in Cannstatt, Marbach, Rottweil, Kngen. Das durch den Wegzug mehrerer Stmme leergewordene Land wurde allmhlig sichern Leuten zur Bebauung berlassen, rmischen Ansiedlern und keltischen Nachbarn. Der Grund und Boden, der durch den Krieg rmisches Staatsgut geworden war, wurde verpachtet oder verkauft gegeu den Zehnten vom Getreide, das Fnftel vom Obst und eine Abgabe an Vieh. Dieses so vertheilte Land hie agvi decu-msftes, d. h. Zehntland, die Kolonisten hieen decumani Zehntleute. Diese alle standen unter einem rmischen Prokonsul, dem die ganze Verwaltung des Landes bertragen war, und der, wenn kein Krieg zu führen war, deutsche Flchtlinge, Abenteurer, Mivergngte aller Art unter den rmischen Fahnen sammelte, um sie nachher gegen ihr eigenes Vaterland kmpfen zu lassen 1). Der Hauptort des rmischen Zehntlandes war die Kolonie Sumlocenne, wo heute Rottenburg am Neckar steht. An vielen Orten in Schwaben fand und findet man heute noch deutliche Spuren von rmischen Wohnhusern (Mhlhausen, Her-renberg), einem Mosaikboden (Rottweil), von Badeanstalten (Badenweiler, Cann-statt, Niedernau). Auer jener Teufelsmauer wurden noch mehrere Straen angelegt, von Pforzheim nach Straburg und in's untere Neckarthal, der die Solitude nach Cannstatt, der die Alb bei Lonfee u. f. w.
1) Deutsche Soldaten finden sich schon im 1. Jahrhundert in den rmischen Heeren. Nach der Volkssage soll Pilatus beim Tode Christi deutsche Kriegsknechte gebraucht haben, aus Westfalen, womit man die Westfalen zu necken pflegte.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Drusus Tiberius Varus Hermann Marbod
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rhein Christi Deutschland Deutschland Rhein Donau Donau Miltenberg Main Wrttemberg Lorch Welzheim Murrhardt Mainhardt Cannstatt Marbach Rottweil Schwaben Mhlhausen Her-renberg Rottweil Badenweiler Niedernau Pforzheim Straburg Cannstatt Lonfee Westfalen Westfalen