158 Die Entwickelung Frankreichs, Englands und Italiens im Mittelalter. 5 89.
Zersplitte-- H 89. Italien. Nach dem Ausgange der Hohenstaufen (vgl. 65 stahens. und 74) bildeten sich in Italien zahlreiche kleinere und grere Staats-wesen. In Oberitalien kam der Westen der Lombardei in den Besitz der Herzge von Savoyen und Piemout, während im stlichen Teile die Herzge von Mailand herrschten; die ehemalige Mark Verona und Friaul brachte Venedig an sich. In Mittelitalien stellten die Ppste den während ihres babylonischen Exils" durch innere Wirren (Cola dt Rienzi) schwer zerrtteten Kirchenstaat wieder her. Die nrdliche Hlfte von Tos-kernet gehrte der Stadt Florenz, die sdliche Siena. Die ligurische Kste beherrschte Genua, und den Sden der Halbinsel bildeten die beiden Knigreiche Neapel und Sizilien.
Die Verfassungen dieser Gebiete waren sehr verschieden. Whrend Mailand-in Savoyen eine alte Dynastie herrschte, brachte in Mailand die Kon-dottierensamilie der Visconti (vgl. 82) und nach ihrem Aussterben die Venedig.der Sforza die Herzogswrde an sich. Venedig war eine streng durch-gebildete Aristokratie. Zu den Regierenden, den Nobili, gehrte nur, wer in das Goldene Buch" eingetragen war; aus ihnen wurde der Groe Rat gebildet. Die Regierungsgewalt lag in den Hnden des Kleinen Rates, während der auf Lebenszeit gewhlte Doge nur Pflichten der Reprsentation hatte. Diese Aristokratie hat das groe Reich Venedig im Adriatischen und Mittelmeer begrndet und das Festland erobert*); sie hat die Stadt zum Mittelpunkte des Welthandels gemacht und sich als Vorkmpferin der Christenheit gegen die Trken ein hohes Verdienst erworben. Mit dem Verluste Moreas begann der Niedergang ihrer Macht (1500).
Genua. Genna hat lange mit Venedig gewetteifert; es berwand Pisa, er-oberte Korsika und Sardinien und geno nach der Wiederherstellung des griechischen Reiches in Konstantinopel und am Schwarzen Meer groe Handelsvorrechte, trat aber allmhlich hinter Venedig zurck. Der Fall von Konstantinopel brachte neue Verluste, und andauernde innere Kmpfe zwischen Aristokratie und Demokratie erschtterten seine uere Machtstellung.
Florenz. Florenz endlich war noch zu Anfang des 12.Jahrhunderts ein unbedeutender Ort, gelangte dann aber, nach berwltigung der Nachbar-gemeinde Fiesole (Fsul), durch glckliche Kriege und Industrie rasch zu Macht und Wohlstand, so da bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts florentinische Wechselhuser die Geschfte aller Nationen Europas besorgten. Zugleich wurde die Stadt der geistige und knstlerische Mittelpunkt der Halb-iusel, die Heimat der Renaissance (vgl. 90), ihre Mundart (durch Dante) die Schriftsprache des gebildeten Italien. Den knstlerischen Bedrfnissen des Volkes gab der Rat (die Signoria) Ausdruck durch den Beschlu, den schnsten Dom der Christenheit zu beuten, ein Beschlu, der im Laufe
*) Vgl. 59 und 66. Die Witwe des letzten selbstndigen Knigs von Cypern, die Venezianerin Katharina Cornaro, ntigten ihre Landsleute 1489, ihrer Vaterstadt die Insel abzutreten.
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36
4) Die campanische Tiefebene (12 M. lang, 8 M. breit) bietet einen
ganz andern Anblick. Ein prächtiger Himmel, duftende Fluren,
zahlreiche Bäche bieten den fleißigen Arbeitern auf dem Felde reich-
lichen Lohn. Mit vollem Rechte nennen die Italiener diese Tief-
ebene „campagna felice“.
5) Die apulische Kiistenebene steht hinter der campanischen weit zu-
rück. Sie hat sandige, mit Salzlachen bedeckte Strecken; doch
weht auf ihr nicht jene verdorbene, pesthauchende Luft, welche
die Bewohner aus der Campagna di Roma vertrieben hat. Aus
der apulischen Küstenebene steigt auf dem sogenannten Spornleder
Italiens der M o n t e G a r g a n o zu einer Höhe von 3000' empor.
Die zu Italien gehörigen Inseln sind gebirgig, einige vulkanisch. Der
Aetna auf Sicilien (10,170') und der Schlammvulkan Maccaluba bei Gir-
genti (850'), die Vulkane der Inseln Stramboli und Volkano sind Belege hierfür.
Das italienische Klima ist größtentheils dem der heißen Zone ähnlich;
nur in Oberitalien wechseln, wie in der gemäßigten Zone, die vier Jahres-
zeiten mit einander ab. An den Küsten und besonders in den südlichen
Ländern ist Schnee und Frost eine Seltenheit. Der Himmel ist im Som-
mer fast immer heiter, und Seewinde mäßigen die große Hitze. Bei diesem
milden Klima gedeihen demnach der Oelbaum, Orangen und Citronen, vor-
zügliche, feurige Weine, die Aloe, Baumwolle, Manna, Zuckerrohr, Mais
und Getreide. Die Insel Sicilien, welche inan wegen ihrer Fruchtbarkeit
die Kornkammer Roms nannte, hat ihren alten Ruhm bewahrt, obwohl der
Anbau vernachlässigt wird. Der Schwefel kommt auf der Insel Sicilien so
massenhaft vor, daß man jährlich 1 */2 Millionen Centner liefert. Der Wein,
welcher ans Sicilien gebaut wird, gehört zu den vorzüglichsten Sorten. Mine-
ralien liefert die Halbinsel nicht viel. Weltberühmt ist jedoch der carrarische
Marmor, welcher bei der Stadt Carrara im Herzogthum Modena gebrochen
wird. An Mineralquellen ist kein Mangel, wohl aber an edlen und un-
edlen Metallen. Die Insel Elba hat ihren alten Ruf bezüglich der ergiebi-
gen Eisengruben erhalten; noch jetzt gewinnt man daselbst jährlich 130 bis
140,000 Centner Eisen. Alle unsere Hausthiere finden sich auch in Ita-
lien; in sumpfigen Gegenden trifft man ganze Heerden von Büffeln. Die
Schafzucht ist besonders am Fuße der Alpen im Schwünge, woselbst auch
noch Bären, Wölfe und anderes Wild erlegt werden. Eine vorzügliche
Sorgfalt wird der Seidenraupe und dem Maulbeerbaume gewidmet. Von
lästigen Thieren sind die Taranteln, Skorpione, Vipern und das Heer von
Ungeziefer in den Häusern zu nennen. Das Meer liefert vorzügliche Fische
und gute Allstem.
3. Die Dodenbeschassenheit der griechischen Halbinsel.
Auch auf der dritten großen Halbinsel Süd-Europas ist das Bergland
entschieden vorherrschend, indem daselbst das Tiefland nur 1700 O.-M.
einnimmt. Das Tiefland zerfällt in folgende Abtheilungen:
1) die thracische Tiefebene an der Maritza (Hebrus);
2) die kleine macedonische von Seres am Karasu (Strymon);
3) die thessalische am Salambria (Peneus);
4) die albanische Kiistenebene am adriatischen Meere;
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150
3) Das Ejalat Bosnien mit -er Herzegowina: Bosna Serai 70,000
Einw. Stapelplatz des macedonisch-albanisch-bosnischen Handels.
Travnik und Zwornik (15,000 E.) Mostar ist Hauptstadt des
Fürstenthums Saba, dessen Fürst 1440 von Friedrich Iii. den
Herzogstitel erhielt.
4) Das Ejalat Dschefair umfaßt den Küstenstrich an den Dardanellen
und mehrere Inseln des ägäischen Meeres, welche wir eigentlich
schon zu Asien zählen müssen. Gallipoli auf der gleichnamigen
Halbinsel, 80,000 E. Die 4 Dardanellen-Schlösser mit 900
Kanonen, die neuen nach dem ägäischen, die alten nach dem Marmor-
Meere gelegen, wehren jedem Kriegsschiffe den Durchpaß. Die
Inseln Thasos, Samothrake, Jmbros, Lemnos oder Stalimenc, Tc-
nedos, Skio oder Chios, Samos, Pathmos (Verbannungsort des
Apostels Johannes), Rhodus und Cypern. Rhodus, ein wald-
reiches schönes Eiland, hat nicht mehr seine frühere Bedeutung.
Während cs im Alterthume viele berühmte Städte besaß, be-
schränkt sich jetzt die Einwohnerzahl auf 32,000. Die Hauptstadt
Rhodus ist ein befestigter Kriegshafen. (Koloß von Rhodus. Die
Johanniter auf Rhodus). Cypern (300 Q.-M., 120,000 Einw.)
zählte im Alterthum 8 Königreiche. Die Insel besitzt schöne frucht-
bare Ebenen, hat aber durch Fällen der Wälder sehr an Pro-
duktionskrast verloren. Der Wein gedeiht vortrefflich. Krapp und
Coloquinten werden zur Ausfuhr gebaut; der Oelbaum wird ver-
nachlässigt , ungeachtet er vortrefflich gedeiht. Die Hauptstadt ist
Nikosia (20,000 E.).
5) Das Ejalat Kandis (Kirid) umfaßt die gleichnamige Insel (156
Q.-M., 210,000 Einw.). Die gebirgige Insel hat viel durch
Erdbeben gelitten; von 120 Städten stehen nur noch wenige.
Rindvieh- und Schafzucht, Steinböcke, Seide, Wachs, Honig, Süd-
früchte, Baumwolle, Marmor und Alabaster bilden ihren vorzüg-
lichsten Reichthum. Candia und Canea.
8 71.
Die Vasattenländer der europäischen Türkei.
Serbien, die Moldau und Walachei stehen unter eigenen Fürsten, welche
als Vasallen der Pforte einen bestimmten Tribut alljährlich an dieselbe ent-
richten. Die Fürsten der Moldau und Walachei führen den Titel Hospe-
dare; sie werden von den Bojaren (Adel) gewählt und vom Sultan be-
stätigt. Seil 1859 stehen die Moldau und Walachei oder Rumänien unter
einem gemeinsamen Fürsten. Der 1866 vom Volke erwählte Fürst Karl
ist dem preußischen Königshause nahe verwandt; er hat größere Selbständig-
keit vom Sultan erlangt als seine Vorgänger.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Apostels Johannes) Rhodus Krapp Candia Canea Karl Karl
180
einander? 19. Welche Orte in demselben haben historische Berühmtheit er-
langt? 20. Wie liegt Theben von Athen? 21. Welches Dorf liegt an
der Stelle des alten Delphi? 22. Was für Denkmäler erinnern dort noch
an das berühmte Orakel? 23. Welche 5 Nomarchien liegen im Pelo-
ponnes? 24. Welche bildet das Herz dieser Halbinsel? 25. Wie liegen
die vier andern von dieser? 26. Welche Inseln gehören zur Nomarchie
Attika, welche zu Argolis und Korinth? 27. Wo brach der griechische
Freiheitskamps zuerst aus? 28. In welchem Seehafen ward er ausge-
kämpft? 29. Welche 2 Städte Griechenlands liegen auf einer Insel, welche
durch eine Brücke mit dem Festlande verbunden ist? Wo wohnen die Nach-
kommen der alten Spartaner, und wie heißen sie? 31. Welches sind die
zu Griechenland gehörigen Inseln? 32. Welche ist die größte? 33. Welche
ist die wichtigste? 34. Wie bestimmt man die Lage der Insel Euboea?
35. Welche 2 Cykladen haben mit Hydra gleiche geographische Breite?
36. Welche Insel haben wir bereits kennen gelernt, auf welcher sich
die gleiche Erscheinung wie auf Mykonos zeigt? 37. Welche Landschaften
gehören zur europäischen Türkei? 38. Wie unterscheiden sich die unmittel-
baren Provinzen der Türkei von den Vasallenländern? 39. In welche 5
Ejalate zerfallen erstere? 40. Welche Landschaften umfaßt das erste Eja-
lat? 41. Welche das zweite? 42. Welches sind die wichtigsten Orte in
Thracien? 43. Wie liegen diese von einander? 44. Welche in Macedonien
und Thessalien? 45. Welches sind die wichtigsten türkischen Donaufestungen
von W. nach O.? 46. Zu welchem Ejalate gehören alle? 47. Was ist
von Belgrad insbesondere zu bemerken? 48. Welche Orte von Bosnien kennst
du? 49. Was bedeutet der Name Herzegowina? 50. Wie heißt die
Hauptstadt derselben? 51. An welche Staaten grenzt Bosnien? 52. Welche
Inseln helfen das Ejalat Dschesair bilden? 53. Was versteht man unter
den alten, den neuen und den kleinen Dardanellen? 54. Was ist von der
Insel Creta zu merken? 55. Welche Landschaften der europäischen Türkei
liegen am Meere? 56. Welche an der Donau? 57. Welche türkische
Festung liegt in der Nähe des schwarzen Meeres? 58. Was für eine Ver-
fassung hat das türkische Reich? 59. Wie heißen die Mitglieder des Staats-
rathes? 60. Wer sind die Ulemas? 61. Welches sind die Gruudzüge
des türkischen Charakters? 62. Wie steht es in der.türkei mit der Bil-
dung? 63. Welche Leistungen gewahrt man in der Agricultur? 64. Welche
Zweige der Viehzucht werden besonders sorgfältig gepflegt? 65. Welche
Handelsartikel der Türkei begehrt das Ausland? 66. In welchem Ver-
hältniß stehen die Christen zu den Muselmännern in Bezug auf die Zahl?
67. Welche 4 Hauptklassen sind in der Bevölkerung der europäischen Türkei
zu unterscheiden? 68. Wie wird es mit den: Steuereinzug in den Pro-
vinzen gehalten? 69. Welches sind die europäischen Vasallenländer des
ttirkischen Kaisers? 70. Welcher Staat übt einen größeren Einfluß auf
dieselben aus, als die Pforte? 71. Welches sind die Grenzen von Serbien?
72. Wie heißen seine Bewohner, und wodurch zeichnen sie sich von ihren
Stammesverwandten aus? 73. Welches sind die wichtigsten Wohnorte da-
selbst? 74. Welche 2 Städte liegen der Donau am nächsten? 75. Was
versteht man unter den Donaufürstenthümern? 76. Welche Sprache
reden die Bewohner derselben? 77. Welcher russischen Landschaft liegt die
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13
a. der Meerbusen von Valencia;
b. der Meerbusen von Lyon;
c. der Meerbusen von Genua oder das ligurische Küstenmeer;
ä. das tyrrhenische (toskanische) Meer mit dem Busen von Gaöta,
Neapel und Salerno, sowie dem Kanal von Piombino, den
Straßen von Bonisacio und Messina;
e. das ionische Meer mit dem Busen von Taranto, Patras imb
Lepanto und der Straße von Otranto;
f. das adriatische Meer mit dem Busen von Venedig, Triest und
Fiume;
g. das ägäische Meer oder das griechische Inselmeer (Archipelagus)
mit den Busen von Nauplia, Aegina, dem Euripus oder dem
Kanal von Euboea, dem Golf von Salonichi, Contessa, Smyrna re.;
h. die Straße der Dardanellen oder der Hellespont;
i. das Marmara-Meer oder die Propontis;
k. die Straße von Constantinopel oder der Bosporus;
l. das schwarze Meer oder der Pontus (Euxinus) mit der Straße
von Kassa oder Feodosia und dem asow'schen Meer;
in. das levantische Meer mit der Bai von Skanderum;
n. das Syrtenmeer mit dem Busen von Sydra;
- 9) der Meerbusen von Guinea mit dem Golf von Benin und Biafra;
10) das Cap-Meer mit der Tafelbai.
Ii. Auf der westlichen Halbkugel:
1) die Hudsons-Bai mit der gleichen Straße und der James-Bai;
2) der St. Lorenzo-Bnsen;
3) die Fundy-Bai zwischen Neu-Braunschweig und Neu-Schottland;
4) die Chesapeak-Bai (61° W. L. 38" N. B.);
5) der Canal von Florida zwischen Cuba und Florida;
6) der Golf von Mexiko mit der Apalachen-Bai und der Bai von
Vera-Cruz, wozu noch die Campeche-Bai und die Straße von Au-
katan gehört;
7) das karaibische oder Antillen-Meer mit der Honduras-Bai, dem Golf
von Guatemala, Darien und Maracaybo;
8) die Magelhaens-Straße (70 M. lang, 1 — 12 M. breit).
8 29.
Iv. Der große oder stille Ocean
hat im N., S. und O. die nämlichen Grenzen, wie der atlanüsche Ocean,
d. h. die beiden Polarkreise und den Meridian von Amerikas Südspitze; im
Westen wird er durch den Meridian von Formosa (138°) vom indischen
Ocean getrennt. Ten Namen „stiller Ocean" erhielt er wegen des günsti-
gen Windes, welchen Ferdinand Magelhaen während seiner Fahrt auf dem-
selben erlebte. Noch jetzt soll er sich durch seine Sicherheit für die Schiffer
vortheilhaft auszeichnen, was eine Folge seiner ruhigen Strömungen und
regelmäßigen Winde ist. Seine größere Hälfte liegt auf der westlichen
Halbkugel und ist durch ihre auffallend geringe Gliederung ausgezeichnet.
Durch die Cooks- oder Behrings-Straße hängt er mit dem nördlichen Eis-
meer zusammen. Seine Theile sind:
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37
5) die wallachische Tiefebene zu beiden Seiten der Donau.
Das Bergland der griechischen Halbinsel betrachten wir am besten nach
den Landschaften, in welchen es auftritt.
1) Die Berglandschasten von Dalmatien, Montenegro, Albanien und
Epirus bestehen aus zahlreichen Kettengebirgen, welche wasserarme
Hochflächen tragen. Die östlich von diesen Landschaften streichenden
dinarischen Alpen, das Argentaro-Gebirge und der Pindus oder
Bora Dagh bilden die Wasserscheide zwischen den Stromsystemen
des adriatischen, des ägäischen und schwarzen Meeres.
2) Die Berglandschaften von Kroatien, Bosnien und Serbien stehen durch
die dinarischen Alpen mit den julischen Alpen in Verbindung und
werden von meist dicht bewaldeten Bergketten durchzogen.
3) Die Berglandschaft von Bulgarien, südlich an der untern Donau, wird
von den nördlichen Ausläufern des Balkans erfüllt und durch diesen
von Thracien geschieden. Obwohl dieses ^Scheidegebirge höchstens
3600' erreicht, so bietet es doch nur H wenig Uebergänge dar.
Seine südöstlichen Ausläufer reichen bis zur Straße von Constan-
tinopel und begrenzen mit ihrem Westabhange die Ostseite der thra-
cischen Tiefebene.
4) Die Berglandschaften von Thracien, Makedonien und Thessalien.
<1. Thracien liegt im Süden des Balkan-Gebirges und wird theil-
weise von dessen Verzweigungen erftillt. Im Westen wird es
durch das wilde Rhodope-Gebirge (6500'), welches die Türken
Despoto Dagh nennen, von Macedonien geschieden,
d. Macedonien im Westen des Rhodope-Gebirges ist ganz mit
Bergen erfüllt, welche theilweise als Verästungen der umlagern-
den Ketten betrachtet werden müssen. Im Norden liegt der
Orbelus (4000'); er scheidet es von Serbien; im Westen ist
der Pindus oder Bora Dagh, im Osten das Rhodope-Gebirge
und im Süden an der Grenze von Thessalien das Vojuzza-
Gebirge. Ein tiefes, mit Seen erfülltes Thal löst vom eigent-
lichen macedonischen Berglande die Halbinsel Chalcidike ab, welche
in drei Landzungen ausgeht; auf der östlichen befindet sich der
wichtige Athos oder Monte Santo,
c. Thessalien liegt südlich des Vojuzza-Gebirges, im Osten des
Pindus, im Norden des rauhen Othrys und im Westen des
Ossa und Pelion. Wie ein Bergwall umlagert das thessalische
Hochland die herrliche Tiefebene des Peneus, das Thal Tempe
der Alten.
5) Die Berglandschaft Hellas oder Livadien wird von den Fortsetzungen
des Pindus erfüllt, und ist als ein aus vielen, nicht zusammen-
hängenden Berghaufen bestehendes Hochland zu betrachten. Unter
diesen sind besonders hervorzuheben der Oeta mit dem Thermopylen-
Passe, der Parnassus, der Helikon, der Cythaeron und Laurion.
6) Das Bergland von Morea oder der Peloponnes ist ein 2000' hohes
Plateau, welches durch die 184' hohe Landenge (Isthmus) von
Korinth mit Hellas verbunden ist. Das arkadische Hirtenland bildet
die Mitte der Hochebene, welche allenthalben von Randgebirgen
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229
der Erde, blühend und stark bevölkert. Es ist im Innern holz- und wasser-
arm; wo Bewässerung vorhanden ist, zeigt sich eine üppige, südliche Vege-
tation. Kleinasien ist die Heimath der Kirschen und Mandeln; an Getreide,
Obst, Seide, Baumwolle, Opium, Tabak ist es noch jetzt sehr reich. Das
weidereiche Plateau von Angora ist eine sehr gesegnete Landschaft und da-
durch merkwürdig, daß Katzen, Hunde, Kaninchen und Ziegen statt der ge-
wöhnlichen Bedeckung weiches, seidenartiges Haar tragen, aus dem das
berühmte Kameelgarn gesponnen und bereitet wird.
Die wichtigsten Orte sind Skutari am Bosporus (100,000 Ei, Con-
stantinopel gegenüber, dessen Kirchhof hier ist und als dessen Vorstadt es
betrachtet wird. Zwischen Skutari und Brussa liegt ein armseliger Schutt-
haufen, die Trünuner von Nicaea, wo 325 die erste Kirchenversammlung
abgehalten wurde. Zur Zeit der Kreuzzüge war es noch eine bedeutende
Festung. Brussa, 80,000 E., am Fuße des asiatischeu Olymp, hatte 365
Moscheen, ehe es 1855 fast ganz zerstört wurde. In seiner Nähe liegen
die reichhaltigen Meerschaumgruben. Smyrna, 150,000 E., besitzt einen
herrlichen Hafen, und ist der blühendste Handelsplatz der Levante, wo sehr
viele Franken (Europäer) wohnen. Leider wird Smyrna oft von der Pest
heimgesucht. Die ganze Westküste ist reich an Triimmern denkwürdiger Orte
früherer Zeit; (Troja, Pergamus, Magnesia, Sardes, Ephesus, Millet),
Bergama, Magnisa und Sart existiren noch. An der Südküste liegt die
Handelsstadt Tarsus, 30,000 Einw., der Geburtsort des Apostels Paulus.
Unweit Selefke ertrank Friedrich Barbarossa im Kalykadnus oder Saleph.
An der Nordküste sind Sinope, das als Geburtsort des Diogenes und vor-
trefflicher Hafenplatz berühmt ist, und Trabisond (40,000 E.) zu merken.
Im Innern sind Kutahia (80,000 E.), Angora (25,000 E.) und Tokat
die bedeutendsten Orte.
Anmerkung.. Die türkische Staatsgeographie zählt die Inseln Lesbos, Chios,
Cypern und die Sporaden noch zu dem 5. Ejalat der europäischen Besitzungen.
Deshalb wurden dieselben auch oben bereits durchgenommen und hier weiter
nicht erwähnt. Nachträglich wollen wir nur noch bemerken, daß im Marmor-
meere oder Propontis 9 Inseln liegen, „die Prinzen-Jnselchen", welche von
Griechen bewohnt sind, und von denen die größere, „Marmar-Adassl oder Mar-
morinsel" diesem Meerestheile den Namen verleiht,
2. Armenien.
Von Land und Leuten Armeniens war schon oben S. 186 und S. 227
die Rede. Die bedeutendsten Wohnplätze sind Erzerum (140,000 E.) auf
einer hohen, fruchtbaren Ebene, und Wan (40,000 E.) am gleichnamigen
See. Viele Ruinen und alte Inschriften erinnern an die entschwundene Vor-
zeit. Erzerum ist Mittelpunkt des Handels zwischen Persien und der Türkei
und hat selbst bedeutende Industrie.
3. Mesopotamien
oder Dschesirah (Insel) mit Babylonien, Chaldäa und Assyrien (Kurdistan)
umfaßt das Land des Euphrat und Tigris (8 78, V) Im Gebirgsland
liegt Diarbekr am Tigris, 20,000 E., eine schön gebaute Stadt mit vielen
Saffianfabriken. Stromabwärts folgt Mossul (50,000 E.) mit berühmten
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Extrahierte Personennamen: Kirchhof Brussa Apostels Paulus Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
50
4) Die Küstenflüsse von Westitalien treten zahlreich auf; wir merken
hier nur den Grenzfluß Var (Nizza), den Arno (Florenz und
Pisa), die Tiber (Rom) mit dem An io oder Teverone, den
G a r i g l i a n o und V o l t o r n o (Capua); den B u s e n t o (Grab
Alarichs 411).
5) Die Küstenflüsse der italienischen Ostküste sind unbedeutend, Ofanto
und Peskara die größten davon. (Rubiko.)
6) Der Po entströmt dem Mont Viso in den Westalpen, und fließt in
östlicher Richtung zu beiden Seiten des 45° in einem Delta dem
adriatischen Meere zu. An seinen Ufern liegen Turin, Piacenza,
Cremona, Ferrara. Ihm fließen von den nördlich sich hinziehenden
Centralalpen wasserreiche Flüsse zu:
1. die Dora Balten vom
Montblanc (Jvrea);
2. die Sesia vom Monte Ro-
sa (Bercelli);
3. der Tessin vom St. Gott-
hard durchfließt den Lago
Maggiore;
4. die Adda in der Nähe des
Ortles, durchströmt den Co-
mersee;
5. der Oglio von den Ortler
Alpen bildet den Iseosee;
6. der Mincio ebendaher, fällt !
in den Lago di Garda und
dann in den Po.
7) Die Etsch entsteht aus kleinen Seen und Bächen in den Tyroler
Alpen, drängt sich zwischen gewaltigen Bergreihen bis in die Ebene
des Po, mit dem sie durch eine Gabelspaltung in Verbindung
steht, und fällt ins adriatische Meer in einem Delta. Trient und
Verona sind die bedeutendsten Städte an ihren Ufern.
8) Die Küstenflüsse, welche sich in den nördlichsten Theil des adriatischen
Meeres ergießen, entspringen auf den karnischen und julischen Al-
pen, sichren viel Gerölle mit sich und bilden durch Ablagerung
desselben Lagunen. Die bekanntesten sind die Brenta, die P i a v e,
der Tagliamento und Isonza.
9) Der Drino an der Westseite der griechischen Halbinsel entfließt theil-
weise dem Ochridasee, und ist eben auch nur ein Küstenfluß, wie
die meisten auf dieser Halbinsel: die Vojutza, der Achelous
(Aspropotamo), der Alp Heus (Rusta), der spartanische Eu-
ro t a s (Basiliko Potamo), der P e n e u s (Salambria), der A x i u s
(Vardar), der Strymon (Karasu) und der H e b r u s (Maritza). Ihre
Kenntniß ist zum Verständniß der grichischen Geschichte nothwendig.
G. In das schwarze Meer:
1) Die Donau entsteht aus der Vereinigung zweier Quellbäche, der
Brege und Brigach, mit welchen sich dann noch der berühmte Ab-
1. der Tarnaros
2. die Trebia l
kommen vom
Nordabhange
des Apennin.
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TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
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Extrahierte Personennamen: Arno Isonza Basiliko_Potamo
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konos (Ruhepunkt der Zugvögel, Wachtelfang), Paros (Marmor),
Naxos, Syra :c. Syra mit der Hauptstadt Hermopolis, 19,000
Einw., der ersten Handelsstadt von Griechenland.
3) Die ionischen Inseln, 47 Q.-M. und 233,000 E., gehören seit
1864 zu Griechenland. Die bedeutendsten derselben sind Cepha-
lonia (Kephalonia), Korfu, mit der Stadt Korfu, 25,000 Einw.,
Santa Maura, (Leukas), Zante, (Zakytho), mit der Stadt Zante,
20,000 E., Cerigo. Korinthen, Wein und Olivenöl bilden die
Handelsprodukte der Inseln. Zante gilt als die fruchtbarste der-
selben. Jthaka war die Heimath des Königs Odysseus.
3. Die europäische Türkei,
deren unmittelbare Länder 6,500 Q.-M. und 15,600,000 Einwohner*) enthalten,
bildet einen Theil des osmanischen Reiches, dessen Gesammlbesitzungen in
Afrika, Asien und Europa aus 86,288 Q.-M. mit 37 (2 Mill. Einwohner
angeschlagen werden.
Das türkische Kaiserthum ist eine absolute Erbmonarchie. Das Staats-
oberhaupt ist der Sultan oder Padischah, d. i. Großherr. Seine Macht ist
nur durch den Koran, das Buch des Propheten Mohammed, eingeschränkt.
Er gilt bei allen Sunniten**) als Chalis.
Der Divan, d. i. das Staatsministerium, und die Ulemas oder die
Rechtskundigen stehen dem Oberhaupte rathend zur Seite. Der Divan be-
steht aus dem Großvezier und den Ministern des Innern, des Aeußern,
der Finanzen und der Marine; er verhandelt alle Angelegenheiten, welche
dem Sultan zur Beschlußnahme vorgelegt werden sollen. Der Großvezier
ist Stellvertreter des Sultans in allen Civil- und Militärangelegenheiten;
der Minister des Innern wird Kiaja Beg, der des Aeußern gewöhnlich Reis
Essendi, der Finanzminister Defterdar, der Marineminister Kapudan Pascha
genannt. Der Großmufti ist zugleich Oberster der Ulemas, der höhern
Geistlichen und Rechtsgelehrten. Der Mufti oder Scheik ül Islam ist der
Ausleger des Korans in Bezug auf religiöse und polizeiliche Vorschriften.
Unter den Ulemas stehen die 3 Kadeleskier oder die drei obersten Richter
in Europa, Asien und Afrika, die Muftis, Kadis oder Richter und die
Imams oder Koranerklärer und Seelsorger. Zur Geistlichkeit gehören noch
*) Davon waren 1860 Griechisch-Katholisch und Armenier 10,240,000,
Römische Katholiken................ 640,000,
Muhamedaner...................... 4,550,000,
Juden ............................. 70,000.
**) Die Anhänger des Islam zerfallen nämlich hauptsächlich in zwei Sekten:
1) in die Sunniten oder solche, welche neben dem Koran auch die Sunna oder die
Tradition und andere Bekenntnißschriften des Islam als oberste Quelle der Reli-
gionserkenntniß annehmen; 2) in die Schiiten, welche nur den Koran als Religions-
und Gesetzbuch anerkennen.
10'
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Syra Syra Santa_Maura Jthaka Mohammed Defterdar Kapudan_Pascha
Extrahierte Ortsnamen: Paros Hermopolis Griechenland Griechenland Korfu Korfu Cerigo Afrika Asien Europa Kiaja_Beg Europa Asien Afrika
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Zutrauen als ein griechischer. Die Türken beobachten einen gewissen Ernst;
viel Lachen, Reden und Bewegen dünkt ihnen nicht anständig; sie leben
mäßig und bringen einen großen Theil des Tages auf ihren Divans mit
unterschlagenen Beinen sitzend, lange Pfeifen rauchend und Kaffee trinkend zu.
Im Hause herrscht gewöhnlich große Einfachheit.
Die Bodenkultur ist in der ganzen europäischen Türkei sehr vernachlässigt,
das Klima aber so mild und die Fruchtbarkeit so bedeutend, daß das Bedürfniß
des Landes vollständig befriedigt wird. Mais oder türkisches Korn, Weizen
und Gerste werden am meisten gebaut; in Macedonien findet sich eine nicht
unbedeutende Baumwollenkultur in der Ebene von Seres. Wichtiger und an-
gesehener ist die Viehzucht; besondere Sorgfalt verwendet man auf Schaf-,
Ziegen-* **)), Schweine-, Pferde- und Bienenzucht. Dagegen ist die türkische
Industrie unbedeutend. Einige Handelsartikel werden übrigens auch gern
aus der Türkei bezogen, z. B. Lederwaaren, Säbel, Teppiche, Meerschaum-
pfeisenköpfe, Tabak, Rosenöl und Opium. Besondere Erwähnung verdienen
die Türkisch-Rothfärbereien. Tie bedeutendsten Seehandelsplätze der euro-
päischen Türkei sind Constantinopel, Salonichi, Gallipoli und Varna.
Wir betrachten die wichtigsten Orte in den unmittelbaren Besitzungen
der Pforte nach der türkischen Staatseintheilung:
1) Das E)atat Rum-Jli umfaßt die Landschaften Thracien, Bulgarien,
Macedonien, Thessalien und Albanien. Hauptstadt ist Constanti-
uopel (Stambul oder Istambul, das Byzanz der Alten); es zählt
mit seinen 16 Vorstädten 1 Mill. E.; unter diesen sind die wich-
tigsten Pera, wo die europäischen Gesandten wohnen, Galata, der
Aufenthalt der Kaufleute, St. Demetri, das Griechen-Viertel, und
Skutari auf asiatischer Seite. Adrianopel hat 150,000 Einw.,
Philippopel 100,000 Einw., Sophia, 50,000 Einw., Saloniki
oder Thessalonich 70,000 E., Seres am Strymon 30,000 E.
Das türkische Torf Filibe (Brutus und Cassius, ch 42 v. Chr.).
Auf der Halbinsel Chalcidike ist der monte santo (4200') mit
22 Kirchen, 20 Klöstern und 480 Kapellen. — Larissa am Pe-
neus, 22,000 E., heißt jetzt Jenischehr. Trikala, 12,000 Einw.
Farsa oder Pharsalus (Cäsar besiegte den Pompejus 48). —
Janina am gleichnamigen See, 5000 E. Arta, Suli und Chi-
mara; die Sulioten und Chimarioten nahmen am griechischen Kampfe
Theil. Skutari am gleichnamigen See, 20,000 E. Durazzo, das
alte Dyrrhachium oder Epidamnus.
2) Das Ejslat Silistria umfaßt fast ganz Bulgarien; Varna, Festung
am schwarzen Meer, 15,000 E. Schnmla, Balkanfestung, schon
3 Mal von den Russen vergeblich belagert. Silistria, Rustschuk,
Sistowa, Nikopoli, Widdin und Belgrad*) (30,000 E.) sind be-
deutende Festungen.
*) Die angorische Ziege, welche in der Gegend von Angora in Kleinasien ihre
tzeimath ^at, trügt bekanntlich ein seidenartiges Haar, das gesponnen wird; ihre
Zucht breitet sich auch in Europa aus.
**) Die Festung Belgrad kommandirt ein türkischer Pascha und hält sie mit
türkischen Soldaten besetzt; die Stadt selbst gehört zum Fürstenthum Serbien.
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