§ 25. Untergang der Hohenstaufen. 43
Spur schritt weiter der edle, großangelegte Manfred, sein Bruder.
Nun aber rief Papst Clemens Iv. einen französischen Prinzen,
Karl von Anjou, zu Hilfe. Gegen ihn verlor Manfred 1266 bei 1266 Benevent Schlacht und Leben. Karl aber nahm die hohenstanfischen Lande Unteritaliens in Besitz und unterwarf sie einer hartherzigen, grausamen Behandlung. Da wandten sich die Unterdrückten an den jugendlichen Sohn Konrads Iv., Konradino, der am Hofe seines Oheims in Bayern lebte.
Ohne die Bitten seiner Mutter zu achten, die Italien als das Verhängnis des Staufengeschlechtes fürchtete, beschloß er, zur Rückerwerbung seines väterlichen Erbes auszuziehen. Hoher Hoffnungen voll zog er mit seinem Freunde Friedrich von Baden nach Italien.
Aber ein trauriges Geschick wartete ihrer. Beitagliaeozzo von Karl von Anjou geschlagen, gerieten sie in dessen Gefangenschaft.
Karl sah Ruhe vor Kouradiu nur in dessen Tode. Er ließ ein Gericht zusammentreten und ihn vor demselben auf Hochverrat verklagen. Nur einer der Richter Robert von Bari, wagte es, der Wahrheit zum Trotz das Schuldig über die Jünglinge auszusprechen, und auf Grund dieser einen Stimme verhängte Karl den Tod.
Im Jahre 1268 wurden Konradin und Friedrich ans dem Markte 1268 von Neapel durch Henkershand getötet, traurige Opfer römisch-srau-zösischer Tücke und Gewaltthätigkeit. So endete die Hauptlinie des Hohenstaufengeschlechtes, das, reich an Gaben des Geistes und des Gemütes, unser Vaterland hätte groß machen können, wenn es dem unseligen Zuge nach Italien Widerstand geleistet hätte!
Anmerkung. König Enzio (vergl. § 24) starb 1272 in der Gefangenschaft inbologna. Friedrichsii.tochter Margareta, die unglückliche, mißhandelte Gemahlin Albrechts des Unartigen von Meißen-Thüringen, starb, nach heimlicher Flucht von der Wartburg und schmerzlichem Abschied von ihren Kindern (Friedrich mit der gebissenen Wange) 1270 in Frankfurt a./M. Eine letzte Tochter, Katharina, starb 1279 als Nonne eines französischen Klosters; an ihrem Grabmal liest man noch jetzt die Worte: „Kronen und alle Pracht dieser Welt habe ich nichts geachtet." —
Repetition: Iv. Periode: Zeitalter der Hohenstaufen und der Kreuzzüge (1125—1250).
§ 21. Lothar von Sachsen (1125—1137). Ausbruch des langen und verhängnisvollen Streites zwischen dem welfischen und dem hohen* staufischen Hause. — Verleihung der Nordmark an Albrecht den Bären von Ass anten: Grundlegung des brandenbnrgischen Staates.
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Extrahierte Personennamen: Manfred Clemens_Iv Karl_von_Anjou Karl Manfred Karl Karl Konrads_Iv. Konrads_Iv. Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von_Anjou Karl Karl Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Margareta Albrechts Albrechts Friedrich Friedrich Katharina Lothar_von_Sachsen Albrecht Albrecht
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Philipp Otto Welf Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Hartmann Heinrich_Vi Heinrich Philipp Otto Welf Deutschtonb Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Italien Mailanb Kleinasien Siebeneichen Deutschland
44 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
§ 22. Konrad Iii. (1138— 1152), der erste Hohenstaufe. Sein Kampf gegen die Welfen; sein Kreuzzug.
Friedrich I., Barbarossa (1152—1190). Sein Grundsatz: Der Kaiser ist die Quelle alles Rechtes. Kampf gegen die lombardischen Städte; Zerstörung von Mailand. Endlicher Sieg der Städte bei Legnano 1176, ermöglicht durch die Felonie Heinrichs des Löwen, des welfischen Herzogs von Sachsen und Bayern. Zu dem Kampf mit den Städten hatte sich noch der mit dem Papste gesellt. Mit beiden Gegnern findet sich Friedrich sehr günstig ab in den Friedensschlüssen zu Venedig und Konstanz. — Strafgericht an Heinrich dem Löwen 1181: Ächtung des Herzogs und Zersplitterung seiner Lehen (Bayern an Otto von Wittelsbach). — 1184 großes Fest ans dem Reichstage zu Mainz. — 1189 Kreuzzug Friedrichs, sein Tod im Saleph 1190.
§23. Heinrich Vi. (1190—1197) kämpft vergebens für dieerblichmachung der Kaiserkrone. Nach seinem Tode zwei Gegenkönige: von welsischer Seite Otto Iv. (1198—1215), von hohenstanfischer: Philipp von Schwaben (1198—1208). Heftiger Bürgerkrieg. Papst Innocenz Iii. sucht den entscheidenden Einfluß zu gewinnen. Nach Philipps Ermordung wendet sich der Papst von Otto ab, der allen Einfluß verliert gegenüber dem jungen Friedrich Ii. — Walther von der Vogelweide und seine Gedichte.
§ 24. Friedrich Ii. (1215—1250). Herrscher von modernen Anschauungen geleitet. — Unter ihm Deutschland vernachlässigt; sein vorzngs-weiser Aufenthalt Italien (Palermo). Kreuzzug (1228) und Zerwürfnis mit dem Papste, der ihn in den Bann thut und in sein Gebiet einfällt, dann aber zum Frieden zu S. Germauo gezwungen wird. — Ordnung der sizilischen Lande: Beseitigung des Lehnswesens, Einführung ständiger Verwaltungsbeamten. Glänzender Hof zu Palermo. — In Deutschland Empörung seines Sohnes Heinrich; Gefangennahme desselben. Großer Reichstag zu Mainz 1235 (Braunschweig - Lüneburg an den Welsen Otto das Kind), Anwachsen der fürstlichen Macht in Deutschland. — Friedrichs Kriege gegen die lombardischen Städte und den Papst füllen die übrige Zeit seiner Regierung. Sein Tod 1250.
§ 25. Die Hohenstaufen gehen unter in dem Kampfe um ihr süditalisches Erbreich, das der Papst an den französischen Prinzen Karl von Anjou gegeben hatte. Manfred geschlagen in der Schlacht bei Benevent; Konradino wird nach dem Verlust der Schlacht bei Tagliacozzo in Neapel hingerichtet (Robert von Bari).
Pie Kreuzzüge und ihre Kokgen.
§ 26. Übersicht der Kreuzzüge.
Nachdem wir die Geschichte der Kaiser bis zum Untergange
der Hohenstaufen im Zusammenhange erzählt, wenden wir uns jetzt
zur Betrachtung der Kreuzzüge, d. h. der Versuche, welche die
abendländische Christenheit unternahm, um das heilige Grab den Händen der Mohammedaner zu entreißen.
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Otto Friedrichs Heinrich_Vi Heinrich Otto Philipp_von_Schwaben Philipp Innocenz_Iii Innocenz Philipps Philipps Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Germauo Heinrich Heinrich Otto Friedrichs Friedrichs Karl_von_Anjou Karl Manfred Robert_von_Bari
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Legnano Sachsen Bayern Venedig Konstanz Wittelsbach Mainz Friedrichs Deutschland Italien Palermo Palermo Deutschland Mainz Deutschland Neapel
147
Friedrich I. zum größten Staufer? — Deute die Kyffhäusersage! — „Die Weiber
von Weinsberg" von Chamisso. „Hie Welf" von Strachwitz. „Heinrich der
Löwe" von Mosen. Uhlands „Schwäbische Kunde". Rückerts „Kaiser Barbarossa".
„Friedrich Rotbart" von Geibel. — Lessings „Nathan der Weise".
47. Der Staufer Friedrich Ii. (1215—1250).
1. Sein Vater Heinrich Yi. rächt Beleidigungen. Heinrich Vi.
war Barbarossas Sohn und folgte diesem auf dem Kaiserthrone. Er
war ein kluger, entschlossener und tapferer
Mann, aber harten Herzens. Als Gatte
der Konstantia beanspruchte er nach dem
Tode des letzten Normannenkönigs Unter-
italien, aber erst durch den zweiten Römer-
zug setzte er sich in den Besitz dieses Erbes
und strafte die besiegten Gegner grausam.
Mit Heinrich dem Löwen, dem grau ge-
wordenen „Empörer", söhnte er sich endlich
um diese Zeit aus. An dem englischen
König Richard Löwenherz rächte er die
Schmach von Akkon. Derselbe litt auf
seiner Heimfahrt von Palästina im Adria-
tischen Meere Schiffbruch, wurde auf seiner
Wanderung durch Österreich von seinem
F-mde, dem Herzog Leopold, ergriffen und «Ne«"««-"
in Dürrenstein an der Donau eingekerkert.
Heinrich Vi.
Kaiser Heinrich ließ sich den Gefangenen ausliefern und verwahrte ihn
auf der Burg Trifels in der Pfalz, bis das englische Volk ein un-
geheures Lösegeld bezahlt hatte. Heinrich starb im 32. Lebensjahre
infolge einer Erkältung in Messina.
2. Friedrich Ii. beugt sich unter den gewaltigen Papst Jnno-
cenz Iii. Friedrich Ii. war beim Tode seines Vaters noch ein Kind.
Um die Krone stritten lange der Staufer Philipp von Schwaben
und der Welfe Otto von Braunschweig. Als der Sieg auf des
ersteren Seite neigte, wurde er in Bamberg ermordet. Seine zarte
Gemahlin Irene, eine griechische Kaisertochter, starb infolge des Schreckens
kurze Zeit nach ihm. Sie war durch Anmut und feine Sitte aus-
gezeichnet. Ihr berühmter Zeitgenosse Walther von der Vogelweide
nannte sie eine „Rose ohne Dorn, eine Taube sonder Galle". Otto
verscherzte selbst sein Ansehen durch Trotz und Geiz und wurde ohne
Mühe von Friedrich Ii. verdrängt. Diesen hob und trug die Liebe
des Volkes und das Ansehen seines Vormundes, des Papstes Innocenz lll.
Unter diesem Papste (um 1200) erreichte das Papsttum den
höchsten Gipfel der Macht. Alle Fürsten Europas fügten sich
dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den
König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land
von ihm zu Lehen zu nehmen. Den König Philipp August von
Frankreich nötigte er durch Bann und Interdikt, d. h. die Untersagung
10*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Weinsberg"_von_Chamisso Strachwitz Rückerts Geibel Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Yi Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Barbarossas Barbarossas Heinrich_dem_Löwen Heinrich König_Richard_Löwenherz Palästina Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Irene Otto Friedrich_Ii Friedrich Innocenz Innocenz König_Johann_von_England Johann Philipp_August_von
Frankreich Philipp August
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
146
und Lieder der Minnesänger bildete
dieses Fest den Glanzpunkt des Mittel-
alters und lebte noch lange in Sagen
und Liedern fort. Zwei Söhne des
Kaisers wurden zu Rittern geschlagen
(Fest der „Schwertleite"), und Friedrich
selbst zeigte sich bei den Kampfspielen
kräftig und gewandt wie ein Jüngling.
Auf einer sechsten friedlichen Fahrt
nach Italien wurden ihm überall in
dem beruhigten Lande die größten Ehren
erwiesen. Er vermählte in Mailand mit
\\o. Siegel Friedrichs I. W. seltenem Glanze seinen Sohn Heinrich
mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien.
10. Wie er auf einem Kreuzzuge den Tod fand. Aus dem
Morgenlande kam die Kunde, daß der edle Sultan Sa lad in von
Ägypten die Christen besiegt und Jerusalem eingenommen habe. Da
stellte sich der greise Held Friedrich an die Spitze eines auserlesenen
Kreuzheeres, zog durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich
und rückte siegreich in Kleinasien vor. Bei dem Übergange über den
Fluß Saleph sprengte, wie berichtet wird, der Kaiser, um schneller hinüber-
zukommen, mit dem Rosse in die Flut, wurde aber vom Schlagfluß
getroffen, von den Wellen ergriffen und als Leiche von den Seinen ans
1190 Ufer gebracht. Wahrscheinlicher aber ist, daß er beim Baden umkam.
Die Trauer des Heeres war unbeschreiblich. Klagen erfüllten bei Tage das
Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Der Leichnam
wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den
Tod des herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlich-
keit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhäuser, und
das Volk wartete sehnlich auf seine Wiederkehr und des Reiches
Erneuerung.
11. Wie der Kreuzzug traurig auslief. Der Kreuzzug endete
erfolglos, obgleich Philipp August von Frankreich und Richard
Löwenherz von England noch zu den Deutschen stießen. Bei der
Eroberung Akkons wurden die Deutschen von Richard Löwenherz
bitter gekränkt, indem letzterer ihnen ihren Beuteanteil verweigerte und
die Fahne Leopolds von Österreich herabreißen und durch den Kot der
Gassen schleifen ließ.
Deutsche und Franzosen zogen heim; die Engländer aber waren zu
schwach, um dem mächtigen Saladin Jerusalem zu entreißen. Durch
einen Vertrag erhielten die Christen einen Küstenstrich und die Erlaubnis
zum Besuche der heiligen Örter. Richard Löwenherz aber kehrte um
im Angesichte Jerusalems mit den Worten: „Wer des Heilandes Grab
nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!" Lange dauerte es,
ehe Richard nach mancherlei Wechselfällen seine Heimat wiedersah.
Fragen: Welches war das Verhältnis von Kaiser- und Papsttum in dieser
Zeit? — Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Legnano? — Was macht
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs_I. Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Richard
Löwenherz_von_England Richard_Löwenherz Leopolds Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Neapel Sicilien Jerusalem Deutschland Ungarn Kleinasien Deutschland Jerusalem Jerusalems Legnano
150
gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen
Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland
wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten
waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker-
bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes
sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden,
und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren
Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich
erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich
in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen
gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge
der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes
Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-
reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen
am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz.
Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl
von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit,
und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers.
2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern
am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads
Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm-
lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das
Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten
ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den
Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth
von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen-
schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr-
liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach
den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich
über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten
und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte
ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht
mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von
Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer
vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte
Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl
Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin
vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg
er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das
Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt,
Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge-
schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so
herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert
traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
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Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Unteritalien Frankreich Italien Bayern Manesseschen_Samm- Italien Hohen- Italien
103
5. Die Flle von Friedrichs Glck und Macht zeigte sich auf dem glnzenden Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teilnahmen. Um die Gste zu beherrbergen, hatte man auf der Rhein-Ebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kmpfe, prunkvollen Schmuck, reiche und frhliche Gastmhler, allerlei Lustbarkeiten und Lieder der Minnesnger bildete dieses Fest den Glanz-punft des Mittelalters und lebte noch lange in Sagen und Liedern fort. Zwei Shne des Kaisers wurden zu Rittern geschlagen (Fest der Schwert-leite"), und Friedrich selbst zeigte sich bei den Kampfspielen krftig und gewandt wie ein Jngling. Auf einer 6. Fahrt nach Italien wurden ihm berall in dem beruhigten Lande die grten Ehren erwiesen. Er vermhlte in Mailand mit seltenem Glnze seinen Sohn Heinrich mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien (1186).
(). Friedrichs Kreuzzug und Tod (1190). Ans dem Morgenlande kam die Kunde, da der edle Sultan Saladin von gypten he Christen besiegt und Jerusalem eingenommen Htte. Da stellte sich der greise Held Friedrich an die Spitze eines auserlesenen Kreuzheeres, zog durch Deutsch-land, Ungarn und das griechische Reich, rckte siegreich in Kleinasien vor und erstrmte das feste Jkvnium. Bei dem bergange der den Seleph ging dem Kaiser der Zug der die Brcke zu langsam. Er sprengte mit dem Rosse in die Flut, wurde aber von einem Schlagflu getroffen, von den Wellen ergriffen und als Leiche von den Seinen ans Ufer gebracht. Die Trauer des Pilgerheeres war unbeschreiblich. Klagen erfllten bei Tage das Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Er wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den Tod des Herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlichkeit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhnser, und das Volk wartete sehnlich aus feine Wiederkehr und des Reiches Erneuerung.
7. Ausbaust des Kreuzzuges. Der Kreuzzug endete erfolglos, obgleich Philipp August von Frankreich und Richard Lwenherz von England noch zu den Deutschen stieen. Bei der Eroberung Akkons wurden die Deutschen von Richard Lwenherz bitter gekrnkt, indem letzterer ihnen, wie erzhlt wird, ihren Beuteantetl verweigerte und die Fahne Leopolds von sterreich herabreien und durch den Kot der Gasse schleifen lie.
Deutsche und Franzosen zogen Heim; die Englnder aber waren zu schwach, um dem mchtigen Saladin Jerusalem zu entreien. Durch einen Vertrag erhielten die Christen einen Kstenstrich und die Erlaubnis zum Besuche der heiligen rter. Richard Lwenherz aber kehrte um im Angesichte Jerusalems mit den Worten: Wer des Heilandes Grad nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!"
Fragen: Welches war das Verhltnis von Kaiser- und Papsttum in dieser Zeit? Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Leguane? Was macht
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrichs Saladin Friedrich Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Richard_Lwenherz_von_England Richard_Lwenherz Leopolds Richard_Lwenherz
104
Friedrich I. zum grten Hohenstaufen? Deute die Kyffhusersage! Die Weiber von Weinsberg" von Chamisso. Hie Welf" von Strachwih. Heinrich der Lwe" von Moseu. Uhlauds Schwbische Kunde!" Rckerts Kaiser Barbarossa!" Friedrich Rotbart" von Geibel. Lessings Nathan der Weise!"
43. Der Hohenstause Friedrich Ii. (12151250).
1. Sein Vater Heinrich Vi. (11901197) war Barbarossas Sohn und folgte diesem auf dem Kaiserthrone. Er war ein kluger, beredter und tapferer Mann, aber harten Herzens. Durch seine Gattin Konstantia wurde er der Besitzer Unteritaliens, aber nur durch grausame Hinrichtungen setzte er sich in den Besitz dieses Erbes. Am 2. Weihnachtstage 1194, dem Geburtstage seines Sohnes Friedrich, hallte Palermo wieder von den Klagen und Todesseufzern sicilischer Groen, die er blenden, spieen, hngen, vergraben und verbrennen lie. Den englischen König Richard Lwen herz, der aus seiner Heimfahrt aus Palstina im Adriatischen Meere Schiffbruch gelitten und auf ferner Wanderung durch sterreich von seinem Feinde, dem Herzog Leopold, ergriffen und in Dttrrenstein an der Donau eingekerkert worden war, lie er sich ausliefern und auf der Burg Trifels in der Pfalz verwahren, bis dessen Vol^ ein ungeheures Lsegeld bezahlt hatte. Heinrich starb im 32. Jahre an den Folgen eines kalten Trunkes mit Reue der feine Snden (1197).
2. Philipp von Schwaben und Otto Iv. von Braunschweig. Die kaiserlich Gesinnten whlten Heinrichs Bruder Philipp, die-Ppst-lichen den Sohn Heinrichs des Lwen, Otto Iv. Das Schwert mute entscheiden. Lange schwankte das Waffenglck hin und her; endlich neigte es sich auf die Seite des Staufen; sogar der Papst wollte ihn anerkennen. Da wurde Philipp aus Rache von dem wilden Pfalzgrafen 011ovon W i 11 e l s b a ch auf der Altenburg bei Bamberg (beim Schachspiel mit dem Bischof) ermordet (1208). Des Kaifers zarte Gattin Irene, eine griechische Kaisertochter, wurde vom Entsetzen gettet, der Mrder aber in die Acht gethan und bei Regensburg erschlagen. Otto Iv. ward nun allgemein anerkannt. Da er aber dem Papste Junocenz Iii. gegenber selbstndig austrat, that ihn dieser in den Battn und stellte seinen Mndel Friedrich Ii., Heinrichs Vi. Sohn, als Gegenkaiser auf (1212). Mit Jubel wurde Friedrich in Deutschland empfangen und in Aachen gekrnt (1215). Nach einer schmachvollen Niederlage in Frankreich verlor Otto alles Ansehen und starb verachtet auf der Harzburg.
3. Friedrich Ii. und Jnnoeenz Iii Unter Innocenz Iii. hatte das Papsttum den hchsten Gipfel der Macht erreicht. Alle Fürsten Europas beugteil sich dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land vom ppstlichen Stuhle zu Lehen zu nehmen. berall gab sein Machtspruch uls der des obersten Richters den Ausschlag. Er machte die Inquisition, ein geistliches Gericht, das die Ketzer auf-sprte, durch Folterqualen zum Gestndnis brachte und durch Feuer und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Chamisso Heinrich_der_Lwe"_von_Moseu Heinrich Uhlauds_Schwbische Rckerts Barbarossa Barbarossa Friedrich_Rotbart"_von_Geibel Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Barbarossas Barbarossas Konstantia Friedrich Friedrich Leopold Leopold Heinrich Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Heinrichs_Bruder_Philipp Heinrichs Philipp Heinrichs Heinrichs Otto Philipp Philipp Irene Otto Friedrich_Ii Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Otto Friedrich_Ii Friedrich Innocenz_Iii Innocenz König_Johann_von_England Johann
Extrahierte Ortsnamen: Lessings Palermo Palstina Dttrrenstein Donau Braunschweig Staufen Altenburg Bamberg Regensburg Deutschland Aachen Frankreich Harzburg Europas
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Als er seinem Herrn Kunde davon gab, da ergrimmte Friedrich heftig, lie seine sieben Kronen bringen und rief: Noch sind sie mein, und ohne blutigen Kamps soll sie mir kein Papst und kein Konzil entreien!" In furchtbarer Weise tobte nun der Kampf der Welsen und Ghibelliueu in Deutschland und Italien. Tief schmerzte den Kaiser das Unglck seines Lieblings Enzio. Derselbe wurde an der Fossalta geschlagen und von den Bolognesen in lebenslngliche Haft genommen (1249). Beinahe wre er einmal in einem groen Weinfasse aus der Gefangenschaft befreit worden, aber eine Locke seines schnen Haares, die aus dem Spundloche hing, verriet ihn. Seine Haft wurde uach diesem Fluchtversuche noch mehr verschrft. Ein anderer Schlag war der Verrat seines Freundes, des klugen und gewandten Kanzlers Peter von Vinea. Der Unglck-. liche Mann zerstie sich, von Gewissensqual gefoltert, im Gefngnis das Haupt. In Schlesien fielen die Mongolen unter Batu Chan ein, nachdem sie unter dessen Grovater Dschingis Chan ganz Vorderasien und Rußland erobert hatte. Sie verbreiteten berall Verderben tmd Entsetzen. Bei Liegnitz auf der Wahlstatt opferte sich Herzog Heinrich der Fromme mit seinem Heere (1241). Obwohl er dem 6mal strkeren Feinde erlag, so wagten die asiatischen Horden doch nicht weiter vorzn-dringen, sondern gingen nach Asien zurck.
Gebeugt aber ungebrochen trotzte Friedrich allen seinen Feinden. Wohl htte er noch eine gnstige Wendung des Kampfes erzwungen, htte ihn nicht der Tod hinweggerafft. Er starb 1250 an einer ruhrartigen Krankheit in den Armen seines Sohnes Manfred. Sein Sohn Kon-rad Iv., der in Deutschland tapfer gegen die Widersacher seines Vaters gekmpft hatte, folgte ihm auf dem Throne, starb aber schon 1254.
Fragen: Bergleichnng Friedrichs I. und Iii Welche Umstnde brachten unter Innozenz Iii. das Papsttum zur hchsten Machtentfaltung? Was machte den Kampf der Wolfen und Ghibellinen so heftig unter Friedrich Ii.? Die Sage von Richard Lwenherz und dem Snger Blondel! Blondels Lied" von Seidl. Der Waise" von Walther v. d. Vogelweide. König Euzios Tod" von W. Zimmermann. Nomadenzng" von Lingg.
44. Der letzte Hohenstaufe.
1. Das Interregnum oder Zwischenreich (1.2541273) ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, in der kein Nichter in deutschen Landen war und Gewalt berall vor Recht ging. Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen gnzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften sich in ewigen Fehden, und nur der Strkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die wie Pilze auf allen Anhhen an den Landstraen ans der Erde wuchsen, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbgel, sobald der Knecht ans dem Wartturm das Zeichen gab, da Reisende oder Warenzge nahten, um die Schwachen zu vergewaltigen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Liegnitz Asien Deutschland Friedrichs Wolfen Blondels