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1. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 135

1877 - Stuttgart : Heitz
135 Die heilige Negiswind von Laufen (von Justinus Kerner, Arzt in Weinsberg im Würtembergischen, starb 1662). Herr Ritter Ernst, der war ergrimmt zu einer bösen Stund'; Er schlug die falsche Dienerin mit seinen Fäusten wund, Er schlug die falsche Dienerin, er stieß sie mit dem Fuß: „Herr Ritter Ernst! und wißt fürwahr, daß euch dieß reuen muß!" Es war die falsche Dienerin, die eilte durch den Saal, Sie eilte durch den weiten Hof, hinab in's grüne Thal. Da saß Herrn Ernft's sein Töchterlein, ein Fräulein fromm und zart. Es spielt mit bunten Blümelein nach and'rer Kinder Art. Da pflückt die falsche Dienerin drei Röslein auf dem Plan, Zu locken dieses stille Kind zum wilden Strom hinan. „Komm, liebes Kind! komm, süßes Kind! da blühen Röslein rund!" Sie faßt es an dem gold'nen Haar, sie schleudert's in den Grund. Eine Weil' das Kind die Tiefe barg, eine Weil' es oben schwamm; Auflacht die falsche Dienerin; doch bald ihr Reue kam, Sie flieht von dem unsel'gen Strom, flieht über Berg und Thal, Sie irrt so viele hundert Jahr, kann ruh'n kein einzig Mal. Es sah Herr Ernst von hoher Burg, sah in den grünen Grund; Sie brachten todt sein süßes Kind; auf Rosen man es fund; Es blüht wie eine Rose roth, wie eine Lilie weiß. Er legt's in einen gold'nen Sarg, bestattet es mit Fleiß. Manch' Mutter kniet' mit ihrem Kind auf Regiswindens Gruft; Doch wenn Herr Ernst, der Vater, kam, entstieg ihr Rosendust. Seitdem erscheint zur Todesnacht gar manchem frommen Kind, Bekränzt mit duftigen Röslein roth, die heil'ge Regiswind. Auch liegt seitdem manch frommes Kind, das Nachts erlitt den Tod, Am Morgen in der Wieg' umkränzt mit jungen Röslein roth. Der Substitut des heiligen Georg (von Langbein in Berlin, gest. 1835). In einer dunkeln Dorfkapelle, Dem heiligen Georg geweiht, Stand er in Lebensgröß' auf einer hohen Stelle Zum Trost des Volks seit langer Zeit. Der Priester sorgte stets auf's Beste Für des verehrten Schutzherrn Ruhm, Und reinigt' einst zu seinem Feste Mit eigner Hand das Heiligthum. Um dieses gute Werk zu krönen, Wollt' er ihn selbst, den Herrn Patron, verschönen,

2. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 179

1877 - Stuttgart : Heitz
179 Qualen überliefern, als wenn ich noch jung und rathlos wäre, wie damals. Küster, Ihr könnt nicht so ruchlos sein, mir meinen armen Schelm und Schächer verrathen zu wollen." „Gebt Euch zusrieden," sagte der Küster gerührt, „ich verspreche Euch, nichts zu sagen. Es war ja auch möglich, daß ich ihn nicht sah, daß ich ihn nicht erkannte; ich habe mich auch wohl geirrt, und der Leidende ist ein ganz anderer. Es ist finster bei Euch, meine Augen sind nicht die besten." „Recht!" rief die Alte, „wir wollen uns beide recht tüchtig etwas vor- lügen, um nur gute, milde Christen zu bleiben, um uns durch die Wahrheit nicht zu Henkersknechten zu machen. Ihr seid besser, Herr Wundrich, als ich geglaubt habe. Haltet Euch wacker, und ich werde Euch immer danken." Jetzt nahm der Küster von der Alten, die mehr beruhigt schien, Abschied. Die Alte begleitete ihn, und als sie auf den Gang kamen, lief die Ziege vom Hofe zu ihnen, und drängte sich schmeichelnd an Gertrud. Diese machte die Hausthüre auf, um den Besuch zu entlassen; aber obgleich die Alte ihre Ziege bei den Hörnern festhielt, so sprang diese doch vor dem Küster vorbei und auf die Straße hinaus. Die alte Frau lief ihrer Ziege nach, rief und lockte, nannte sie mit den zärtlichsten Namen, und der Küster half, so gut er konnte. Das Haus ward verschlossen, aber die Ziege war schon in die nächste Gasse gerathen, und die Alte winkte dem Geistlichen, ihr zu folgen und den Flüchtling einsangen zu helfen. Der Küster wurde immer verlegener. Er wollte der Alten, die ihm als eine fromme, fast heilige Frau erschien, nicht einen Dienst versagen, und doch fürchtete er, in dieser Treibjagd lächerlich zu erscheinen, da sich schon einige junge Buben aus den Häusern versammelten, um der Alten und ihrer Ziege nachzulaufen. Seine Gutmüthigkeit siegte dennoch über seine Aengst- lichkeit, und er rannte in die andere Gasse, um die Ziege der schreienden Alten entgegen zu scheuchen. Die kluge Ziege aber, als wenn sie diesen Kriegsplan begriffe, rannte wieder in eine andere Nebengasse, um diese Ab- sicht zu vereiteln. Da ein Halloh in diesem abgelegenen Viertel der Stadt ertönte, sammelten sich immer mehr der müßigen Jungen, die theils der Alten, theils der Ziege nachliefen. Am schlimmsten aber wurde es, als eine ganze Schule aus einem finstern Hause brach und den Tumult zur Reise brachte. Einige der größern Jungen kannten die alte Getrud und schrieen: Hexe! Hexe! Andere riefen: Ihr Kobold, die Ziege ist ihr weggelaufen! Halloh! Halloh! Andere riefen dazwischen: Der Beschwörer, der Hexenmann ist auch gekommen! Auf sie drein! auf die Sünder! — Der Küster wollte sich in Autorität setzen und rief: „Still, ungezogene Bengel! Ich bin der Küster von der Kathedrale! Die fromme Gertrud ist eine stille, wohlthätige, heilige Frau! Ich werde Euch, boshaftes Gesindel, der Strafe überliefern!" Das Getümmel aber war schon so laut geworden, daß seine Ermah- nung wie sein zürnendes Wort erfolglos verhallte. Einer von den Buben warf mit Obst nach der alten Frau; der Apfel flog tönend an ihren Rücken, und ein allgemeines Gelächter jubelte. Hieraus griffen einige zu Steinen, und Wundrich wie Gertrud wurden von größeren und kleineren getroffen. 12 *

3. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 329

1877 - Stuttgart : Heitz
329 ihn dann einladet, wenigstens eben so viel wiedergeben muß. Die ganze Nacht wird getanzt und getrunken. Um Mitternacht beginnt der Kronen- oder Kranzesraub unter lustigem Streit der verheiratheten Frauen mit den Mädchen. Am Morgen gehen meistens alle berauscht auseinander; viele schlafen den Rausch auch im Hochzeithause aus. Die Kindtaufen, Biedentöp genannt, haben nichts Abweichendes von den Gebräuchen des übrigen katholischen Westfalens. Den Namen, den die Kinder in der Taufe bekommen, führen sie auch im bürgerlichen Leben, und setzen auch wohl des Vaters Tausnamen dazu. Die Familiennamen haften auf den Häusern; wer kein Haus hat, führt seinen Taufnamen mit dem des Vaters. Bekommt er ein Haus, so setzt er den Namen des Hauses dazu, und verändert er das Haus, so verändert er auch den Namen. Diese in ganz Niederwestfalen gewöhnliche Sitte kommt daher, daß die Häuser unter einem bestimmten Namen in die Bücher der Edelleute oder Klöster, denen sie als Eigenbehörige gehören, eingeschrieben sind. Die Einwohner nähren sich von Ackerbau, Vieh-, Schaf- und Bienen- zucht, Torsgräberei und Schifffahrt. Die Männer fahren ihre Motte mit einem gewöhnlich rothen Segel von Utende nach Leer und Emden, wagen sich damit auch in die Nordsee, bis Holland und England. Die Frauen, fast alle Sklavinnen ihrer Männer, verrichten alle häuslichen Geschäfte; sie pflügen, säen, ernten, führen den Haushalt, und sorgen für die Pflege und Bequemlichkeit der Männer; sie bauen den Flachs und verarbeiten ihn, und sind mit einem Worte die Quelle der Wohlhabenheit. Arme findet man nicht; für die wenigen Hilfsbedürftigen sorgen die Gemeinen. —
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