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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 20

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. Etzel. Sie preist Dietrich von Bern als eine echt deutsche Gestalt, stark und tapfer, versöhnlich und edel, treu und zuverlässig. Sie erzählt von Walter von Aquitanien, der mit seiner Braut Hildegunde aus dem Hunnenlande in die Heimat flieht, und von seinen Kämpfen am Wasgenstein. Sie berichtet von Gudruns Gefangenschaft in der Normannenburg am Meeresgestade und von ihrer Befreiung. Erhalten ist uns aus jener Zeit nur ein Bruchstück des Hildebrandsliedes, dessen Gegenstand ein Kamps zwischen Hildebrand und seinem unerkannten Sohne Hadubrand ist. Die politischen Zustände und die Kulturverhältnisse von Westeuropa waren durch die Völkerwanderung vollständig umgewandelt worden. Noch erinnerten freilich tausend Spuren an die vorangegangenen Jahrhunderte. Römische Römische Sitten und Unsitten, römisches Hausgerät, mancherlei römische 01kunstfertigkeit, auch römischer Luxus hatten vielfach Eingang gefunden. Die Sprache, in der die staatlichen Urkunden ausgefertigt, in der die Gesetze ausgeschrieben wurden, in der man Briefe schrieb und geschichtliche Werke versagte, deren sich die Kirche bediente, war die römische. Auch das Christentum, das wertvollste Gut, welches die Germanen in jenen Zeiten überkommen hatten, verdankte man den Römern. Aber das Christentum erschien bei den roheren Germanen in andrer Gestalt als bei den städtisch verfeinerten Römern; erst nach einer Zeit furchtbarer Verwilderung, in der selbst die Diener der Kirche oft ihre geistlichen Pflichten vergaßen, konnte es die Herzen der Germanen erfassen und ihnen- die Lehren der Demut und Selbstverleugnung näher bringen. Die Kultur war zurückgegangen; die Römerstädte verfielen, die einst vom Verkehr der Kaufleute belebten Straßen verödeten. Höhere Bildung fand man selten; selbst viele Bischöfe konnten nicht lesen. Die Kunst fand wenig Pflege; was man an kostbaren Waffen, Gewändern, Geräten brauchte, mußte man sich meist aus dem Auslande, aus dem oströmischen Reiche kommen lassen. Fräuiische § 20. Wirtschaft, Stände und Staat der Franken. Das Franken-8uftönbe- land hatte das Aussehen eines großen Bauernlandes. Der Ackerbau war neben der Viehzucht die wichtigste, fast die einzige Quelle des Erwerbs. Die Ackerflur war nun aufgeteilt, das Privateigentum an Grund und Boden eingeführt worden. Auch war man eifrig bemüht, den Urwald zu roden und auf Waldesboden neue Äcker anzulegen. Auf eigenem Hof saß, wenig-Diebauern, stens in weiten Gegenden Austrasiens, der fränkische Bauer. Er war ein wehrhafter Mann, der dem Könige und seinen Beamten zur Heeresfolge verpflichtet war und den die Feldzüge des Königs oft in weite Ferne führten; es war ferner ein freier Mann, der sich auch jetzt noch, wie vordem, zu

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 6

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. stand vom Thron gestürzt und floh zu den Römern, die ihm in Italien eine sumtntus Freistatt gewährten. Dann fand Arminius den Tod. Erst 37 Jahre alt, wurde er verräterisch von seinen eigenen Geschlechtsgenossen ermordet; man warf ihm vor, er habe nach der Königskrone gestrebt. Aber im Liede lebte sein Name fort. Er hat deutsches Wesen vor der Vernichtung durch die römische Kultur gerettet; seiner befreienden Tat ist es zu verdanken, wenn in den späteren Jahrtausenden das deutsche Volkstum frei und eigenartig sich entfalten konnte. Nachdem das neue deutsche Reich gegründet worden ist, hat man ihm auf der Grotenburg bei Detmold ein hochragendes Denkmal gesetzt. Seitdem blieben Rhein und Donau im wesentlichen die Grenze des Römerreichs. Nur das südwestliche Deutschland besetzten die Römer und Greäehr schützten es durch eine Grenzwehr, die etwa von der Mündung der Lahn renz e i. ^ ^ Rhein bis in die Gegend von Regensburg lief und aus Wall und. Graben, Warttürmen und Kastellen bestand. Eins dieser Kastelle ist die Saalburg bei Homburg, die heute wieder ausgebaut worden ist. Die Germanen. Germanische § 6. Wirtschaft und Staat der Germanen. Deutschland war damals Wirtschaft. ^ großes, teilweise sumpfiges Waldgebiet. Es war reich an Wild und konnte große Viehherden ernähren; aber nur selten traf man auf bestellte Äcker. Denn die Germanen trieben wenig Ackerbau. Noch war die Ackerflur, ebenso wie Wald und Weide, Eigentum der Gemeinde und wurde immer nur für ein Jahr an die einzelnen verteilt; man kannte noch kein Privateigentum am Grund und Boden. Viehzucht war immer noch die wichtigste Nahrungsquelle der Germanen und Herden ihr liebster Besitz. Was man an Geräten, Waffen und Kleibnng brauchte, fertigte man meist selbst an. Ein Handwerk gab es noch nicht, etwa mit Ausnahme des von der Sage gefeierten Handwerks der Schmiede. Nur selten kaufte man Gegenstände von Händlern, so z. B. Salz. Metalle und Waffen. Erst als römische Kaufleute ins Land kamen, lernte man das Geld kennen; bis dahin tauschte man einen Gegenstand gegen den andern aus, d. H. der Handel hatte die Form des Tauschhandels. Man wohnte in Blockhäusern, die der einzelne sich selbst errichtete. Die Dörfer pflegten sich weit auszudehnen, da sich ein jeder da anbaute, wo es ihm gefiel. Städte kannten die Germanen nicht; ihr Freiheitsgefühl empörte sich gegen das enge Zusammenleben hinter Stadtmauern. Völler- Die Germanen bildeten keinen einheitlichen Staat, sondern zerfielen schäften.in ^ Völkerschaften, die bald friedlich, bald feindlich nebeneinander standen. Unter ihnen sind die Friesen an der Nordsee, die Chatten im

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 69

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im dreizehnten Jahrhundert. 69 zwischen Volk und Adel in den Städten des alten Griechenlands und mit den Ständekämpfen im alten Rom zu vergleichen sind. In diesen Kämpfen floß viel Blut, und sie endeten meist damit, daß einige Zunftmeister in den Rat aufgenommen wurden. So erhielt die Stadtverfassung vielfach einen demokratischen Charakter. Das vierzehnte Jahrhundert ist die Blütezeit des deutschen Städtewesens. Damals standen diese Republiken mächtig da, um so mächtiger, weil sie sich zu Städtebunden zusammenschlossen. Ein rheinischer ©todte* Städtebund hatte schon zur Zeit des Interregnums bestanden; von der Hanse und dem schwäbischen Bunde soll noch die Rede sein. Schließlich ist es allerdings nicht allen Städten gelungen, die selbständige Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten festzuhalten. Viele von ihnen wurden von den Fürsten unterworfen und zu Landstädten gemacht; ^dstädte immerhin gab es auch ferner eine große Zahl von freien Reichs- Reichsstädte, städten. die nur dem Kaiser, keinem Landesherrn untertan waren; drei von ihnen haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten, die Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck. Wersen wir noch einen Blick auf das Äußere der Stadt. Die Städtisches Städte des Mittelalters waren bei weitem kleiner als die der Neuzeit; nur wenige gab es, deren Einwohnerzahl beträchtlich mehr als 10000 Einwohner zählte, so z.b. Straßburg, Köln, Basel, Nürnberg, Erfurt. Aber dem, der sich von außen der Stadt näherte, bot sie einen stattlichen Anblick; weithin waren ihre Kirchtürme sichtbar; kräftige Mauern umschlossen sie, aus denen Mauertürme hervorsprangen, und die der Stadtgraben umgab. Durch die wohlgeschützten, oft doppelten Tore gelangte man in die Straßen. Diese waren oft krumm und eng, denn die Bürger wohnten dicht zusammengedrängt. Sie waren auch nur teilweise und oft schlecht gepflastert, dazu meist wenig reinlich; denn auch in der Stadt trieben die Leute vielfach Acker- und Viehwirtschaft, und mit der Sauberkeit war es noch schlecht bestellt. Das enge Zusammenwohnen und die mangelnbe Reinlichkeit waren auch der Grunb, weshalb in Pestzeiten der Opfer so viele waren. Die Häuser, deren viele ihren eigenen Namen hatten, wurden noch lange aus Holz gebaut und zum großen Teil mit Stroh gedeckt, und daher waren Feuersbrünste sehr gefährlich; erst allmählich gewöhnte man sich die vornehmeren Privathäuser aus Stein zu errichten. Sie waren schmal und tief gebaut, mit dem Giebel nach der Straße, wie man das in alten Städten Niederdeutschlands noch vielfach sehen kann. Am Marktplatz erhob sich das Rathaus, wo der Rat seine Sitzungen abhielt, oft ein stolzer Bau mit hohen Giebeln, schon geschmückten Erkern und ragendem Turm; unter dem Rathaus befanb sich der Ratskeller.

4. Deutsche Geschichte - S. 66

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
66 Die deutsche Kaiserzett 919 — 1260. fortwährend zu. Die Gebiete der großen Vasallen wurden immer mehr zu wirklichen Staaten; Fehden und Kriege zwischen den Reichsständen wurden immer häufiger, und es fehlte der Richter, der schlichtend und strafend hätte Tchen" einschreiten können. Auch die äußere Macht des Reiches nahm ab. Mo in jener Zeit das deutsche Schwert gegen äußere Feinde sich kraftvoll erwies, war es selten der König, der es führte. Die deutsche Hanse, der Bund niederdeutscher Städte, machte dem deutschen Namen auch jetzt noch Ehre und erwarb sich gerade in jenen Tagen des Versalls der Königsmacht gewaltiges Ansehen; der deutsche Ritterorden leistete Großes für das deutsche Wesen; aber als die Städte und der Orden in Not kamen und von Fremden bedrängt wurden, kamen ihnen Kaiser und Reich nicht zu Hilfe. Oberund Mittelitalien ferner, die seit Otto dem Großen für der Hoheit des deutschen Königs untertan gegolten hatten, gingen Deutschland verloren. Ja, auch deutsche Lande lösten sich vom Reiche los: die Schweiz z. B. wurde ein selbständiges Land. So brachte denn die Zeit seit dem Interregnum eine zunehmende Auslösung des deutschen Reiches. § 69. Volkswirtschaft. Ackerbau, Gewerbe und Handel. Während aber das deutsche Staatswesen seinem Verfall entgegenging, erblühte die aasrtedeutsche Volkswirtschaft und wuchs der deutsche Wohlstand. Die Landwirtschaft zunächst hatte große Fortschritte gemacht. Deutschland, vor 4—500 Jahren mit Ausnahme der Rheinlande größtenteils ein Waldland, war jetzt ein Land blühender Fluren, das mit zahllosen Dörfern besetzt war. Die Rheinebene von Basel bis Mainz war immer noch der am besten angebaute Teil, der „Garten Germaniens"; aber auch in Sachsen und anderen Gebieten des Reiches war der Urwald gelichtet, auf den Rodungen waren Ansiedlungen entstanden, und die Bauern waren, wenn auch zumeist unfrei und ihren Herren zur Zinszahlung verpflichtet, vielfach wohlhabende Leute. Kolontsation. Ja, weit über die Elbe hinaus, die so lange die Grenze des deutschen Landes gebildet hatte, wohnten deutsche Bauern, welche die Waldbäume gefällt und den Boden urbar gemacht hatten. Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen und Teile Böhmens waren durch deutsche Ritter, Mönche, Bürger und nicht am wenigsten durch deutsche Bauern dem Deutschtum gewonnen worden; selbst in dem fernen Siebenbürgen entstanden deutsche Ansiedlungen, vewerbe. Neben der Landwirtschaft erblühte das Gewerbe. Hinter den Mauern der Städte war das Handwerk emporgeblüht, das, in viele Zweige sich verteilend, die mannigfachsten Bedürfnisse befriedigte. Die

5. Deutsche Geschichte - S. 6

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 Deutsche Geschichte bts zur Gründung des nationalen Staats 919. stand vom Thron gestürzt und floh zu den Römern, die ihm in Italien eine Ll. Freistatt gewährten. Dann fand Arm in ins den Tod. Erst 37 Jahre alt, wurde er verräterisch von seinen eigenen Geschlechtsgenossen ermordet; man warf ihm vor, er habe nach der Königskrone gestrebt. Aber im Liede lebte sein Name fort. Er hat deutsches Wesen vor der Vernichtung durch die römische Kultur gerettet; seiner befreienden Tat ist es zu verdanken, wenn in den späteren Jahrtausenden das deutsche Volkstum frei und eigenartig sich entfalten konnte. Nachdem das neue deutsche Reich gegründet worden ist, hat man ihm auf der Grotenburg bei Detmold ein hochragendes Denkmal gesetzt. Seitdem blieben Rhein und Donau im wesentlichen die Grenze des Römerreichs. Nur das südwestliche Deutschland besetzten die Römer und Gre^wehr fetzten es durch eine Grenzwehr, die etwa von der Mündung der Lahn in den Rhein bis in die Gegend von Regensburg lief und aus Wall und Graben, Warttürmen und Kastellen bestand. Eins dieser Kastelle ist die Saalburg bei Homburg, die heute wieder ausgebaut worden ist. Die Germanen. Germanische § 6. Wirtschaft ltttb Staat der Germanen. Deutschland war damals Wirtschaft. no^ e{n großes, teilweise sumpfiges Waldgebiet. Es war reich an Wild und konnte große Viehherden ernähren; aber nur selten traf man auf bestellte Acker. Denn die Germanen trieben wenig Ackerbau. Noch war die Ackerflur, ebenso wie Wald und Weide, Eigentum der Gemeinde und wurde immer nur für ein Jahr an die einzelnen verteilt; man kannte noch kein Privateigentum an Grund und'boden. Viehzucht war immer noch die wichtigste Nahrungsquelle der Germanen und Herden ihr liebster Besitz. Was man an Geräten, Waffen und Kleidung brauchte, fertigte man meist selbst an. Ein Handwerk gab es noch nicht, etwa mit Ausnahme des von der Sage gefeierten Handwerks der Schmiede. Nur selten kaufte man Gegenstände von Händlern, so z. B. Salz, Metalle und Waffen. Erst als römische Kaufleute ins Land kamen, lernte man das Geld kennen; bis dahin tauschte man einen Gegenstand gegen den andern aus, d. h. der Handel hatte die Form des Tauschhandels. Man wohnte in Blockhäusern, die der einzelne sich selbst errichtete. Die Dörfer pflegten sich weit auszudehnen, da sich ein jeder da anbaute, wo es ihm gefiel. Städte kannten die Germanen nicht; ihr Freiheitsgefühl empörte sich gegen das enge Zusammenleben hinter Stadtmauern, schäften Germanen bildeten keinen einheitlichen Staat, sondern zerfielen in viele Völkerschaften, die bald friedlich, bald feindlich nebeneinander standen. Unter ihnen find die Friesen an der Nordsee, die Chatten im

6. Deutsche Geschichte - S. 132

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
132 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648. stehung der norddeutschen Großmacht vor, die einst den Kern bilden sollte für ein neuerstehendes deutsches Reich. Jssht. § 141. Das wirtschaftliche und soziale Leben. Der deutschen Volkswirtschaft hatte der Krieg die schwersten Wunden geschlagen. Die deutschen Länder waren verwüstet; viele Dörfer und Flecken waren niedergebrannt und zu Wüstungen geworden; durch den Krieg, durch Seuchen und Hungersnot war die Bevölkerung im Durchschnitt auf die Hälfte, in manchen Gegenden noch mehr zurückgegangen; der Viehstand war in weiten Landschaften fast ganz vernichtet. Auch in den Städten sah es vielfach schlimm aus; viele Häuser waren zerfallen, die Mauern halb zerstört, die Bewohner verarmt. Wie reich war Deutschland im sechzehnten Jahrhundert gewesen! Wie blühte die Landwirtschaft, das Handwerk, der Handel! Damals hatte die Wohlhabenheit vielfach ein üppiges Leben hervorgerufen, wogegen die Behörden vergeblich durch Kleiderordnungen und andere Luxusgesetze eingeschritten waren. Jetzt hatten sich die Erwerbsverhältnisse völlig verändert. Die Bauern konnten sich nur mühsam aus dem Elend und aus der sittlichen Verwilderung, in die sie der Krieg gestürzt hatte, emporarbeiten. Die deutschen Handwerker, die einst so behäbig gehaust hatten, waren arme, gedrückte, mutlose Leute geworden; einst waren die Erzeugnisse des deutschen Gewerbes ins Ausland gegangen, jetzt wurden englische, holländische und französische Waren in Menge eingeführt. Der deutsche Handel lag danieder, denn die Mündungen der großen Ströme waren in den Händen ver Fremden, die dort hohe Zölle erhoben. Am Welthandel nahm Deutschland keinen Anteil; während sich Holland, Frankreich und England zu Handelsund Kolonialvölkern ersten Ranges entwickelten, mußte Deutschland, dessen Handelsschiffe zur Zeit der Hanse die nördlichen Meere beherrscht hatten, mühsam um die ersten Anfänge des Wohlstandes ringen. Die Auch die sozialen Verhältnisse machten in jenen Zeiten eine Verhalt-Wandlung durch. Am schlechtesten ging es dem Stande der Bauern, die fast allenthalben unter dem Drucke der Gutsherren standen, ihnen untertänig und zu Frondiensten verpflichtet und nicht einmal selbständige Besitzer ihrer Höfe waren. Aber auch das Bürgertum besaß nicht mehr die Bedeutung und das stolze Selbstgefühl früherer Zeiten; ein demütiges und unterwürfiges, zugleich aber geziertes und förmliches Wesen nahm überhand, und von nationalem Sinn und Selbstbewußtsein war an vielen Orten keine Spur mehr vorhanden. Auch der Adel stand nicht mehr so selbständig und trotzig da, wie vorzeiten; er hatte sich der Macht der Fürsten beugen müssen und bildete sich eben damals vielfach zu einem Hofadel oder, wie in Branden-

7. Deutsche Geschichte - S. 66

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
66 Die deutsche Kaiserzett 919-1260. fortwhrend zu. Die Gebiete der groen Vasallen wurden immer mehr zu wirklichen Staaten; Fehden und Kriege zwischen den Reichsstnden wurden immer hufiger, und es fehlte der Richter, der schlichtend und strasend htte Verfall der einschreiten knnen. Auch die u e r e M a ch t.des Reiches nahm ab. Wo Machtenllch jener Zeit das- deutsche Schwert gegen uere Feinde sich kraftvoll erwies, war es selten der König, der es fhrte. Die deutsche Hanse, der Bund niederdeutscher Städte, machte dem deutschen Namen auch jetzt noch Ehre und erwarb sich gerade in jenen Tagen des Verfalls der Knigsmacht gewaltiges Ansehen; der deutsche Ritterorden leistete Groes fr das deutsche Wesen; aber als die Städte und der Orden in Not kamen und von Fremden bedrngt wurden, kamen ihnen Kaiser und Reich nicht zu Hilfe. Ober-und Mittelitalien ferner, die seit Otto dem Groen fr der Hoheit des deutschen Knigs Untertan gegolten hatten, gingen Deutschland ver-loren. Ja, auch deutsche Lande lsten sich vom Reiche los: die Schweiz z. B. wurde ein selbstndiges Land. So brachte denn die Zeit seit dem Interregnum eine zunehmende Auflsung des deutschen Reiches. 69. Volkswirtschaft. Ackerbau, Gewerbe und Handel. Whrend aber das deutsche Staatswesen seinem Versall entgegenging, erblhte die wtrt- deutsche Volkswirtschaft und wuchs der deutsche Wohlstand. Die Land-Wirtschaft zunchst hatte groe Fortschritte gemacht. Deutschland, vor 4_500 Jahren mit Ausnahme der Rheinlande grtenteils ein Waldland, war jetzt ein Land blhender Fluren, das mit zahllosen Drfern besetzt war. Die Rheinebene von Basel bis Mainz war immer noch der am besten an-gebaute Teil, der Garten Germaniens"; aber auch in Sachsen und anderen Gebieten des Reiches war der Urwald gelichtet, auf den Rodungen waren Ansiedlungen entstanden, und die Bauern waren, wenn auch zumeist unfrei und ihren Herren zur Zinszahlung verpflichtet, vielfach wohlhabende Leute. Kolonisation. Ja, weit der die Elbe hinaus, die so lange die Grenze des deutschen Landes gebildet hatte, wohnten deutsche Bauern, welche die Waldbume gefllt und den Boden urbar gemacht hatten. Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen und Teile Bhmens waren durch deutsche Ritter, Mnche, Brger und nicht am wenigsten durch deutsche Bauern dem Deutschtum gewonnen worden; selbst in dem fernen Siebenbrgen entstanden deutsche Ansiedlungen. Gewerbe. Neben der Landwirtschaft erblhte das Gewerbe. Hmter den Mauern der Städte war das Handwerk emporgeblht, das, in viele Zweige sich verteilend, die mannigfachsten Bedrfnisse befriedigte. Die

8. Deutsche Geschichte - S. 268

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
268 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. tagsarbeit wrbe verboten ober boch stark befchrnkt j die Arbeitgeber wrben verpflichtet, Maregeln zu treffen, um die Gesunbheit der Arbeiter zu sichern und sie vor Gefahren zu schtzen. Das Ende Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs. 265. Kaiser Wilhelms I. Ausgang. Noch siebzehn Friebensjchre $ucrnad^ der Beenbigung des franzsischen Krieges war es Deutschland beschieben, Kanzler, unter der Herrschast des greisen Monarchen zu stehen, der seine Heere im Kriege gefhrt hatte. Er war ein gtiger, milber, gerechter Fürst, in dem sich Hoheit und Ernst, schlichte Seelengre, herzliches Gottvertrauen und unbebingte Pflichttreue zu einer wunberbaren Harmonie vereinigten. Ihm Zur Seite ftanb der groe Staatsmann, beffen Abfchiebsgesuch der Kaiser 1877 mit dem Worte niemals" beantwortet hatte; der, wie er mit unvergleichlicher biplomatischer Meisterschaft Deutschland nach auen schtzte und groß machte, fo des Reiches Wohlfahrt im Inneren mit genialem Blick und unerschtterlicher Tatkraft frberte. "Se* Mehrmals in biesen siebzehn Jahren hat das beutfche Volk mit feinen Fürsten zusammen in ftenbigem Stolze nationale Feste begangen. Im Jahre 1875 wrbe in Anwesenheit des Kaisers das Denkmal enthllt, das aus einem Berge bei Detmolb im Teutoburger Walbe bemarminius, dem Befreier Germaniens, gesetzt worben war. Im Jahre 1879, ein Jahr nach den auf den Kaiser gemachten Morbversnchen, beging die Nation die Feier bergolbenenhochzeit seines Kaiserpaares. Im Jahre 1880 wrbe in Gegenwart des Kaiserpaares und fast aller deutschen Fürsten die Vollenbung des Klner Doms in dem glnzenben Dombaufest: gefeiert. Drei Jahre spter wrbe das Stanbbilb der Germania aus dem Rieb er-walb feierlich eingeweiht. Wieber waren zahlreiche beutfche Fürsten an-tvefenb; ein nichtswrdiger anarchistischer Morbanschlag wrbe durch einen glcklichen Zufall verhinbert. Am 1. April 1885 feierte Deutschland, vornehmlich die beutfche Jngenb, den siebzigsten Geburtstag des grten deutschen Staatsmanns, des Fürsten Bismarck. Am 22. Mrz 1887 enblich burfte die begeisterte, bankbare Nation den neunzigsten Geburtstag ihres Kaisers festlich begehen. Kronprinzen? . ^beffen war der den Herrscher schweres Leib hereingebrochen. Sein ritterlicher Sohn, unser Fritz", wie er im Felbe bei den Soldaten geheien hatte, wrbe von einem Halslejben befallen, das sich allmhlich als unheilbar herausstellte. In San R e m o an der Riviera suchte er Linberung, aber ohne Erfolg; im Februar 1888 mute, um den Erstickungstob zu verhinbern, der Luftrhrenschnitt gemacht werben. In bemsetben Monat traf den Kaiser

9. Deutsche Geschichte - S. 6

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 Deutsche :schichte bis zur Grndung des nationalen Staats 919. stand vom Thron gestrzt und floh zu den Rmern, die ihm in Italien eine Annwtus Freistatt gewhrten. Dann fand Arminius den Tod. Erst 37 Jahre alt, wurde er verrterisch von seinen eigenen Geschlechtsgenossen ermordet; man wars ihm vor, er habe nach der Knigskrone gestrebt. Aber im Liede lebte sein Name fort. Er hat deutsches Wesen vor der Vernichtung durch die rmische Kultur gerettet; seiner befreienden Tat ist es zu verdanken, wenn in den spteren Jahrtausenden das deutsche Volkstum frei und eigenartig sich entfalten konnte. Nachdem das neue deutsche Reich gegrndet worden ist, hat man ihm auf der Grotenburg bei Detmold ein hochragendes Denkmal gesetzt. Seitdem blieben Rhein und Donau im wesentlichen die Grenze des Rmerreichs. Nur das sdwestliche Deutschland besetzten die Rmer und Grenzwehr e durch eilte Grenzwehr, die etwa von der Mndung der Lahn in den Rhein bis in die Gegend von Regensburg lief und aus Wall und Graben, Warttrmen und Kastellen bestand. Eins dieser Kastelle ist die S a a l b u r g bei Homburg, die heute wieder ausgebaut worden ist. Die Germanen. Germanische 6. Wirtschast und Staat der Germanen. Deutschland war damals Wirtschaft. e{n groes, teilweise sumpfiges Waldgebiet. Es war reich an Wild und konnte groe Viehherden ernhren; aber nur selten traf man auf bestellte cker. Denn die Germanen trieben wenig Ackerbau. Noch war die Ackerflur, ebenso wie Wald und Weide, Eigentum der Gemeinde und wurde immer nur fr ein Jahr an die einzelnen verteilt; man kannte noch kein Privateigentum an Grund und Boden. Viehzucht war immer noch die wichtigste Nahrungsquelle der Germanen und Herden ihr liebster Besitz. Was trtan.art Gerten, Waffen und Kleidung brauchte, fertigte man meist felbst an. Ein Handwerk gab es noch nicht, etwa mit Ausnahme des von der Sage gefeierten Handwerks der Schmiede. Nur selten kaufte man Gegen-stnde von Hndlern, so z. B. Salz, Metalle und Waffen. Erst als rmische Kaufleute ins Land kamen, lernte man das Geld kennen; bis dahin tauschte man einen Gegenstand gegen den andern aus, d. h. der Handel hatte die Form des Tauschhandels. Man wohnte in Blockhusern, die der einzelne sich selbst errichtete. Die Drfer pflegten sich weit auszudehnen, da sich ein jeder da anbaute, wo es ihm gefiel. Städte kannten die Ger-manen nicht; ihr Freiheitsgefhl emprte sich gegen das enge Zusammen-leben hinter Stadtmauern. Völker- Die Germanen bildeten keinen einheitlichen Staat, sondern zerfielen in viele Vlkerschaften, die bald friedlich, bald feindlich nebeneinander standen. Unter ihnen sind die F r i e s e n an der Nordsee, die Chatten im

10. Deutsche Geschichte - S. 64

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Die deutsche Kaiserzeit 919 1250. Burgkapelle an. Auf den brigen Seiten war der Burghof von der starken Burgmauer oder von Wirtschaftsrumen umgeben; in einer Ecke befand sich der oft von der Burglinde beschattete Ziehbrunnen, der in vielen Fllen von groer Tiefe mar. Ritterliches Auf der Burg hauste die ritterliche Familie. Sie lebte von 2ebeil bcm, was die Gutshfe einbrachten, und von den Zinsen, welche die unter-tnigen Bauern zu leisten hatten und meist nicht in Geld, sondern in Getreide, Vieh, Wolle ablieferten. Zur Winterszeit war das Leben oft recht de und eintnig, nur unterbrochen durch einen Jagdzug oder den Besuch eines fahrenden Sngers. Desto frhlicher begrte man das Kommen des Frhlings. Dann zog man hinaus zur Pirschjagd oder zur Falkenbeize, man bte reiche Gastlichkeit oder versammelte sich zu den groen ritterlichen Waffen-festen Da bewiesen die Ritter auf abgestecktem Kampfplatz vor edlen Frauen ihre Kunst in der Fhrung der Waffen; entweder kmpften sie Mann gegen Mann mit stumpfen oder scharfen Waffen, oder sie ritten m Massenkampf, dem eigentlichen Turnier, gegeneinander. Die Zeit der Hohenstaufen war die Bltezeit des Rittertums. Ritter-liche Tugenden wurden damals am meisten gepriesen; ritterliches Wesen anzunehmen trachtete der reich gewordene Bauernsohn, zum Ritterstande gezhlt zu werden war der Wunsch der groen Geschlechter in den Stdten, und auch mancher Bischof und Erzbischof war in allem ritterlichen Tun und Ritterliche Treiben wohl bewandert. Auch im g e i st i g e n Leben hatten nicht mehr die ^"""'Geistlichen, wie bisher, fondern die Ritter die Fhrung; damals entstanden die groen ritterlichen Heldengedichte, das Nibelungenlied und das Lied von Gudrun, das Lied von Parzival, das Wolfram von Efchenbach gedichtet hat, und viele andere. Unter den ritterlichen Minne-sngern steht Walther von der Vogelweide an erster Stelle. Verfall bcs Allmhlich verfiel das Rittertum. Die Erwerbsarbeit ver-"^achtete diesen Stand; so kam es, da so manches ritterliche Geschlecht ver-armte. In ihrer Gier nach Besitz und Wohlleben, in ihrer Eifersucht auf Vie verhaten Brger wurden nicht wenige Ritter zu Wegelagerern und Straenrubern, die den Wagenzgen auflauerten, die Fuhrleute nieder-schlugen, die Waren plnderten, ansehnliche Gefangene in den Burgturm warfen und nur gegen hohes Lsegeld freigaben. Bei solchem wsten und rechtlosen Treiben kam ihnen der echte und rechte Ritterstnn abhanden; Roheit trat an Stelle der Zucht, wildes Benehmen an Stelle der hfischen Sitte. Die ritterliche Dichtkunst vollends konnte nicht mehr gedeihen. Aber auch fr das Kriegswesen verlor im Laufe des vierzehnten und fnfzehnten Jahrhunderts das Rittertum allmhlich an Bedeutung. Um
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