1854 -
Rinteln
: Bösendahl
- Autor: Wiß, D.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Stadtschule, Evangelische Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Erdkunde. 97
14) China gegen Norden an die schon vor Christi Ge-
burt erbaute, 300 Meilen lange, Mauer grenzend, Gr.,
70,000 Q. M.; 230 Mill. Cw. Peking, größte Stadt der
Erde, 2 Mill. Ew., Canton, 80,000 Ew-, einzige Stadt,
wo die Europäer landen und handeln dürfen. Inseln: Ma-
cao, den Portugiesen unter Chinesischer Hoheit gehörig, und
die Liqucos-Inseln.
15) Korea, Gr., 7000 Q- M., nach ihrem Innern
unbekannte Halbinsel.
16) Japan, vier große und mehre kleine Inseln,
Gr., 12,000 Q. M., 25. Mill. Ew. Jeddo, Hauptstadt
deö weltlichen Fürsten auf der Insel Nipon, 1 Mill. Ew-,
Miako, Hauptstadt des geistlichen Oberhauptes.
C. 21 f t i c a.
Lg., zwischen dem Mittelmeere und dem südlichen Welt-
meere. Gr., 530,000 Q. M. Land. Das Innere unbekannt.
Sahara (große Wüste), der nördlichste Punct das Vorgebirge
Serrat, das östlichste Vorgebirge Guardafui, das südlichste
Vorgebirge der guten Hoffnung, das westlichste das grüne
Vorgebirge. Atlas-Gebirge im Norden, die Konggebirge und
die Mondsberge im Südosten, Quellen des Nil. Meere,
Mittelmeer, Straße von Gibraltar, Meerbusen von Guinea,
Canal von Mozambik, zwischen der Ostküste und Madagaö-
car. Flüsse, Nil ins Mittelmeer, Zambese in den Canal von
Mozambik, Niger in das Aethiopische Meer, Gambia und
Senegal ins Atlantische Meer. Ez., aus dem Mineralreich,
welches Spuren der meisten Metalle enthalt: besonders viel
Gold; sowie auch Salmiak, Salpeter, Natrum, Schwefel, Salz
in manchen Gegenden sehr häufig; aus dem Pflanzenreiche:
Reis, Durra, Bataten, Maniok, Aams, edle Südfrüchte,
Wein, Safran, Saflor, Olivenöl, Baumwolle, Kaffee. Zuk-
kerrohr, Indigo, Taback, Gummibaume, Ebenholz, Sandel-
holz, Palmen (Kokos-, Dattel-, Fächer-Palmen), Johannis-
brod, mancherlei Arzneigewächse (z. B. Manna, Tamarinden,
Aloe, Seneöblatter), Gewürze, besonders Pfeffer und Ing-
wer. Der riesenhafte Baobab oder Kalebassenbaum und
der Butterbaum finden sich nur in diesem Erdtheile. Aus
dem Thierreiche: Kameele, Büffel, Elephanten, Rhinocerosse,
Giraffen und Zebraö (welche beide Thierartcn Africa ei-
7
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Xii. Brasilien.
595
abhängig von Portugal zu machen. Der Anbau des Oels und Weins ward
den Colonisten verboten, und sie durften kein Salz an ihren Küsten gewin-
nen, damit sie diese unentbehrlichen Artikel ans dem Mutterlands zögen, wo
dieselben noch obenein für eine bedeutende Summe einer privilegirten Han-
delsgesellschaft verpachtet waren. Die einheimische Wolle und Baumwolle
durfte der Brasilianer nicht verarbeiten; Portugal übernahm es, das Land
mit Zeugeil zu versehen, die es doch nicht einmal selbst fabricirte, sondern
erst von den Engländern erhandeln mußte. Der brasilianische, sehr vorzüg-
liche Taback mußte roh nach Lissabon gebracht werden, von wo er verar-
beitet den Brasilianern zu hohem Preise wieder verkauft wurde. Kein Schiff-
bau wurde in dem waldreichen Lande geduldet, sowie keine Fabriken; selbst
der Walfischfang wurde nur auf königliche Rechnung betrieben. Alle Aem-
ter wurden nur mit europäischen Portugiesen besetzt, und die portugiesischen
Truppen, schlecht gekleidet und schlecht genährt, erlaubten sich jede Art von
Zügellosigkeit gegen die unglücklichen Brasilianer. In diesem Zustande,
worin sich mehr oder weniger nach einem ähnlichen Systeme auch die spa-
nischen Besitzungen in Amerika befanden, schmachtete Brasilien bis 1808, wo
der König von Portugal Joäo Vi. mit seiner Familie und vielen Tausend Por-
tugiesen, von den Franzosen vertrieben, nach Brasilien kam. Die Anwesen-
heit des Königs, welche bis 1821 dauerte, brachte mehrere nothwendige und
heilsame Veränderungen hervor; die Häfen wurden allen Nationen geöffnet,
wissenschaftliche Anstalten ins Leben gerufen, die Verwaltung verbessert, die
meisten Handelsbeschränkungen mußten von selbst wegfallen, da Portugal
sich in Feindes Händen befand, uiw 1815 ward Brasilien zu einem König-
reiche erhoben. Die seit 1810 in allen spanisch-amerikanischen Ländern aus-
gebrochene Revolution konnte indessen nicht ganz ohne Einstuß auf die Stüm
mung der Gemüther in Brasilien bleiben. Als 1820 aud; in Portugal
eine Revolution ausbrach und die versammelten Cortes dem Könige die neue
Constitution zur Sanction vorlegten, nahm er sie zwar an, verließ aber 1821
Brasilien mit einem Gefolge von mehr als 4000 Menschen und kehrte nach
Lissabon zurück. Seinen ältesten Sohn, den Prinzen Dom Pedro, ließ er
als Regenten, unter sehr schwierigen Verhältnissen, zurück. Es zeigte sich
bald, daß die Cortes in Portugal keine andere Absicht hatten, als Brasilien
wieder in die ehemalige Abhängigkeit zurückzuführen; sie wollten den Prinzen
zurückrufen. Hiergegen lehnte sich die öffentliche Stimme in Brasilien
mächtig auf, besonders die Einwohner von S. Paolo gaben nicht undeutlich
zu erkennen, daß sie, wenn der Prinz sie verließe, sich für unabhängig er-
klären würden. Unter diesen Umständen beschloß der Prinz zu bleiben, ivas
mit allgemeiner Freude ausgenommen wurde, und die Stadt Fernambuco
nöthigte sogar die in ihr befindlichen portugiesischen Truppen, sich einzu-
Am 1. Januar 1822 erregten die portugiesischen Truppen in
Rio Janeiro einen Aufstand, welcher zur Absicht hatte, den Prinzen zu
zwingen, sich den Cortes zu unterwerfen; allein sie wurden durch die bra
schiffen.
silianischen Milizen genöthigt, die Stadt zu verlassen, und am 16. Februar
nach Europa geschafft. Nur Bahia hatte uoch eine portugiesische Besatzung.
Einem Portugiesischen Geschwader, welches sich vor Rio Janeiro zeigte, wurde
das Landen verwehrt. Immer lauter sprach sich der Unwille der Brasilianer
gegen die Portugiesen und ihre Liebe zum Prinz-Regenten aus, besonders
38*
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Xii. Brasilien.
607
sie bilden das große Tiefland des Maranhao, lvovon Amazonas den west-
lichen Theil ausmacht. Beide zusammen begreifen den brasilianischen An-
theil des ehemaligen Guyana und haben etwa 53,100 Om-, aber höchstens
420,000 Freie, 30,000 Sclaven und 100,000 Indios bravos, deren Zahl
jedoch immer mehr abnimmt. Außer den Hauptstädten giebt es hier nur
einige von den Jesuiten gegründete Missionsdörfer von bekehrten Indianern;
die unermeßlichen Ebenen sind größtentheils von Urwäldern bedeckt
und werden von gänzlich unabhängigen Indianern durchzogen. Tief
im Innern, am Rio Negro, liegen: die ehemalige Hauptstadt Barcellos,
mit nur noch 20 Häusern, und die jetzige Barra do Rio Negro, jetzt
Maná os genannt, mit 6000 Einw., nahe bei der Mündung dieses Flusses
in den Maranhao. Die wichtigste Stadt aber ist: Pará oder vielmehr
Cidade de Nossa Senhora de Belem, unter 1' 3' s. Br., 14 M.
von der hier an 2 M. breiten Mündung des Rio Para, eine neue und
schön gebaute Stadt mit bedeutendem Handel und früher 35,000 Einw.
Die Stadt wächst jetzt außerordentlich schnell und ist mit Gas beleuchtet.
Haupthandelsartikel in Para sind: Gummi elasticum, Cacao, Sassaparille,
kostbare Hölzer, Droguen, Urucu und Brasil- oder Para Nüsse (Bertholletia)
rc. An der Mündung des Tocantins liegt Villa Vio osa oder Carnet á, ein
Hafenplatz mit 10,000 Einw.; an der Mündung des Tapajos der wichtige
Flußhafen Santarem. Bei Obydos wird trefflicher Cacao gebaut.
Maranhao, mit Piauh y, südöstlich von den Mündungen des Ma-
ranhao, zusammen etwa 8630 Om. groß, mit 750,000 Einw. Auf einer
Insel in einem schönen Meerbusen, worin mehrere Flüsse münden, unter
2*/,0 s. Br., liegt die befestigte Hauptstadt von Maranhao, S. Luis
do Maranhao, mit einem guten Hafen und 30,000 Einw., darunter viele
Engländer und Nord-Amerikaner, welche sich in der neueren Zeit durch
Handel bereichert haben. — Auf den Vergebenen von Piauhy liegt an einem
rechten Nebenfluß des Parnahyba die frühere Hauptstadt Oe iras, mit
6000 Einw., die jetzige The resina liegt am rechten Ufer des Parnahyba;
viel wichtiger aber ist der Hafen Parnahyba, mit 15,000 Einw.
Pernambuco, mit Ceará, Rio Grande do Norte, Pa-
ra hyba (Paraybal, und Alagóas, zusammen 6625 sim., mit
mehr als 2y2 Millionen Einw. Diese Provinzen, mit die reichsten
von Brasilien, erzeugen vorzüglich Pferde und Rindvieh, Zucker, Reis, Taback,
Baumwolle, fast die beste, die es giebt, und das nach einer Provinz be-
nannte Pernambuc- oder Brasilienholz. Die Bewohner von Pernambuco
waren von jeher ein unruhiges Volk, das durch die große Zahl von Sclaven
auf niederer Stufe der Gesittung gehalten worden.— In Ceará liegt die
Haupffladt gleichen Namens, jetzt aber Fortaleza genannt, mit einem
Hasen und über 12,000 Einw., und Aracati, mit vielleicht 25,000 Einw.
— In Rio grande: die Hauptstadt Natal, mit einem Hasen und 18,000
Einw. — In Parahyba: die Hauptstadt gleichen Namens, mit einem
festen Hasen und 15,000 Einw. — In Alagoas: Porto Calvo, mit
6000 Einw., Schiffswerften und Holzhandel; Alagoas, früher die Haupt-
stadt, mit 14,000 Einw.. treibt lebhaften Handel, Haupffladt der Provinz
ist jetzt Maceio, Hafenstadt mit 4000 Einw. — Die Hauptstadt von Per-
nambuco und eine der größten Städte des Reichs ist Pernambuco, unter
1869 -
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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- Konfession (WdK): offen für alle
610
E. Amerika.
über 3000 Deutsche, ca. 20,000 Franzosen, sehr zahlreiche Portugiesen,
Fremde aller Nationen und Sclaven. Es giebt hier viele Juweliere und
Diamantschleifer; ferner Zucker-, Baumwollen- und Segeltuchfabriken und
große Siedereien von Walfischthran. Rio Janeiro bildet den Hauptstapel-
platz für Süd-Amerika lind einen Ruhepunkt für viele Seefahrer; es laufen
hier jährlich etwa zwischen 800 und 900 Schiffe aus. Es ist der Mittel-
punkt des Handels, welcher besonders von englischen, deutschen und franzö-
sischen Kaufleuten betrieben wird. — Für die Sicherheit der Stadt und des
Hafens ist überflüssig gesorgt. Zwei Forts, Sta. Cruz und Praia ver-
melha (—lia), letzteres am Fuß eines steilen Granitkegels, des sogenannten
Zuckerhuts, bestreichen den Eingang der Bai; die eine der Stadt gegen-
über liegende Insel Ulla das Cobras (Schlangeninsel) ist stark befestigt und
sonst sind noch an mehreren Punkten Batterien angelegt. Die Fluth, welche
hier eine Höhe von 13 bis 15' erreicht, bedeckt nicht selten manche niedrige
Gegenden dicht bei der Stadt, doch ist Rio ein gesunder Ort. Die Sterb-
lichkeit in den Jahren 1859 bis 1865 wird auf 1,^ Proc. berechnet; da die
brasilische Statistik noch in der Kindheit liegt, ist es sehr schwer, den Werth
der Zahlen zu beurtheilen. — Die Umgegend ist überaus reizend, angebaut und
mit vielen Landhäusern bedeckt. Rahe bei der Stadt liegt das kaiserliche Lustschloß
Boa Vista. Eine Stunde südsüdwestlich von der alten Stadt, jetzt aber
zählen. Da hier viele
Das Klima
schon beinahe die letzten Häuser der Vorstädte berührend, liegt das kaiser
liche Lustschloß S. Christovao, mit einer Schweizerei und Gestüt, und
in der nämlichen Richtung, aber 5 Meilen von Rio, ein anderes Lustschloß
Santa Cruz, in einer noch ganz wilden Gegend. Im Norden von Rio
liegt auf dem Orgelgebirge das Municipium P e t r o p o l i s, mit 9000 Einw.,
von denen etwa 3000 Deutsche sind. Die Stadt Petropolis, welche fast
auf der ganzen Strecke von der Bai von Rio bis zur Ortslage durch
Eisenbahn verbunden ist, soll etwa 2000 Einw
Deutsche angesiedelt wurden, pflegte man Petropolis auch als eine Colonie
zu bezeichnen, doch gebührt ihr diese Bezeichnung im Vergleich mit den
deutschen Eolonien im gleiche durchaus nicht. Der Ort ist Sommeraufem-
halt des Hofes und der höheren Classen der Gesellschaft. Es erscheint hier
eine deutsche Zeitung, die „Germania".
S. Paulo, mit 7340 nidi. und über 900,000 Einw.
dieser Provinz, welche großentheils schon außerhalb der Wendekreise liegt,
ist überaus unmuthig und gesund. Das Land mit seinen schönen Wiesen
und Ebenen eignet sich vorzüglich für die Viehzucht, und das Vieh läuft
auf den Campos in großen Heerden wild umher; bedeutend ist auch die
Zucht von Blauleseln. Kaffee, Zucker und Baumwolle gedeihen in geeig-
neter Lage sehr gut; der Kaffee dieser Provinz gilt als der beste brasilische
und ist bekannt unter dem Namen San tos-Kaffee. Sonst gedeihen auch
Weizen, Reis und Maniok. Der Mats- oder Paraguay-Thee wird hier
und weiter südlich schon überall getrunken. Die Jesuiten haben die ersten
Ausiedlungen in riesen Gegenden gegründet. Die Paulisten (so nennt man
die Einwohner) zeichnen sich vor allen Brasilianern durch Kühnheit, Thätig-
keit und Unternehmungsgeist aus; in früheren Zeiten fürchtete man sie als
Räuber. Ihnen verdankt man die Entdeckuug der meisten Bergwerke in
den inneren Provinzen, wohin sie schon früh mit Verachtung aller Be-
1869 -
Braunschweig
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
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- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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572
E. Amerika.
geben oder zerstört worden zu sein. Das außerordentlich feuchte Klima,
die undurchdringlichen Wälder und die vielen darin Hansenden Jnsecten würden
auch jeden Anbau sehr beschwerlich machen.
Die alte Hauptstadt des peruanischen Reiches, Cuzco, liegt auf einem
Plateau in der Sierra, an einem der Nebenflüsse des Apnrimac; sie ist
fast ebenso groß als Lima, zählt aber nur 25,000 Einw., hat noch eine
Universität und mehrere Ueberbleibsel der alten Zeit, eine von den Peru-
anern aus unregelmäßigen, aber sehr großen Steinen erbaute Veste, einige
Mauern des alten prachtvollen und reichen Sonnentempels, welche jetzt ein
Dominicanerkloster einschließen, sowie die Wohnung der Sonnenjnngfrauen
jetzt ein Nonnenkloster ist. Von den Indianern wird sie noch jetzt als eine
heilige Stadt angesehen. Die schönsten Gebäude sind die Hanptkirche und das
St. Augustinerkloster. Die Einwohner zeigen viel Betriebsamkeit, verfertigen
mancherlei Schnitzwerk in Holz und Elfenbein und verstehen gut Zeuge zu
malen und zu sticken. Bon Cuzco führte nach Quito die 700 St. lange
Incas- oder große Heerstraße, meist aus Quadersteinen gebaut, welche
den altrömischen an die Seite gestellt werden darf. -- Außerdem enthält
die Sierra noch mehrere bedeutende Städte, als Guama nga (Iluninunza),
an der Straße von Lima nach Cuzco, welche bedeutenden Handel treiben;
das Klima ist ziemlich kalt. Bei dem Orte Ayacucho ward 1824 die
letzte Macht der Spanier vernichtet und Peru befreit. Guanca Velica
(Iluanca V.), 15 M. von Guamanga, in einein Spalt der Anden erbaut,
ist durch seine Quecksilbergruben berühmt, welche aber l2.000' über dem
Meere liegen.
An der Küste liegen; Arequipa (—kipa), 16 M. vom
Meere, in einer schönen, aber den Erdbeben allsgesetzten Gegend, in der
Nähe des berühmten gleichnamigen Vnlcans; sie ist schön gebaut und zählt
etwa 20,000 betriebsame Einw. Arica, im südlichsten Theile des Landes,
hat einen zienilich guten Hafen, aber eine nngesunde Luft und nur noch
wenige Hundert Einwohner. Die Gegend ist fruchtbar an Oel lind Wein;
auch hat sie bedeutende Silber« und Kupfergrnben. Ein Erdbeben im
September 1833 hat den kleinen Ort bis auf wenige Hütten zerstört.
Aus dem kleinen Hafenort Iqnique wird viel Guano (Vogeldünger), der
sich in der ganzen Gegend in großer Masse findet, ausgeführt. Besonders
reich an.guano sind die Chincha-Inseln, aus welchen das Klima fast stets
regenlos und warm ist. Die Füllung desselben in Säcke auf und an den
bis gegen 200' hoheil Bergen eine wegen des Dunstes der Harnsäure
und des Stickstoffgehaltes sehr schmutzige und unangenehme Arbeit — wird
durch freie Arbeiter von Perll, Chile u. s. w., chinesischen Emigranten
( Kulis) und Sträflingen aus verschiedenen Theilen der Republik besorgt.
Es ist aber auch vorgekominen und inag noch zliweilen vorkommen, daß
man zu dem schlechten Geschäft förmlich Menschen von den Südseeinselu
raubt und sie hier wie Sclaven behandelt. Der Werth der Guanolager
in Peru wurde im I. 1862 von den Herren Bucker und Blum auf ca.
50 Milk. Pfd. St. oder 500 Mill. Fl. österr. Währ. berechnet. *)
*) Statistisch-commercielle Ergebnisse einer Reise um die Erde, unternommen
am Bord der österreichischen Fregatte Novara in den I. 1857—59 von Dr. K. v.
Scherzer.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
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- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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590
E. Amerika.
endliche, sehr
Westgrenze kann: 650' sich
hebende, mit Urwäldern größtentheils bedeckte Fläche, welche
zeit auf weiten Strecken von den austretenden Strömen unter
setzt wird und woselbst fast ausschließlich freie Indianer wohnen
Wasser
Flüssen, welche
Verbinduugs
straßen bilden, spärlich angesiedelt haben. An der ganzen Küste entlang
sind außer den größeren Städten nur ganz kleine Ortschaften, Aldeas oder
Dörfer, und meist nur einzelne Ansiedelungen, Fazendas, zu finden. In
Süd-Brasilien zieht sich in nur geringer Entfernung der Meeresküste
durch die Provinzen Parana, St. Catharina und Rio Grande do
Sul eine Kette deutscher Niederlassungen oder Colouien. Auch nordwärts
von Rio de Janeiro bis Philadelfia in Minas Geraes finden
sich deutsche
Zeit hat m,
Straßen
In neuester
Das Klima eines
Provinz verschieden, obwohl
großen
pößteu Theils innerhalb der hei
Zone die Unterschiede bedeutend mildert. Fast überall unterscheidet man nur zwei
Jahreszeiten, die trockne und die nasse, deren Eintrittszeiten wie überall nach
der Breite verschieden sind. Am herrlichsten erscheint das äquatoriale
Klima im Tieflande des Maranon. Im Allgemeinen ist die Küste heiß
durch den Passat
hier
(zu Rio Janeiro, schon an der Grenze der heißen Zone, noch 50 bis
Zoll, größtentheils in den wärmeren Monaten); doch ist sie eben, außer
Sumpfgegenden, nicht ungesund und besonders frei
Geißel des gelben Fiebers. Die sogenannte Südküste
h
furchtbaren
angenehmer, so daß der Europäer vorzüglich in
Provinz S. Paulo sein vaterländisches Klima wiederfindet; dasselbe
gilt von den meisten inneren Gegenden, soweit sie
daß
hier, wo die Wälder
lichter, auch der Regen seltener ist und
oft mehrere Jahre hinter einander eine verderbliche Dürre herrscht
Verlust der Heerden und Ernten zur Folge hat; dies gilt auch namentlich
von der Provinz Ceara.
Brasilien könnte aus seinem höchst mannigfaltigen und im Allgemeinen
fruchtbaren, hin und wieder sogar außerordentlich fruchtbaren Boden alle
Produkte
hervorbrin
gen und eine sehr große Bevölkerung reichlich ernähren; bis jetzt aber ist
nur noch unendlich wenig zum Anbau dieses trefflichen Landes geschehen,
denn es reicht selbst nicht einmal der in den milden Provinzen des Südens
erzeugte Weizen für den Brotbedarf der Städte und höheren Classen im
Lande aus. Zucker, Kaffee, Taback, Baumwolle, etwas Reis, Cacao und
Ausfuhr
herrlich
Reichthum
noch wenig benutzt, und von den vielen trefflichen Holzarten ist das Bra-
silienholz fast das einzige, welches einen Handelsgegenstand abgiebt. Die-
ses eine schöne rothe Farbe gebende Holz von Caesalpiinen-Arten war das
erste, was die Aufmerksamkeit der Entdecker auf sich zog, und da sie es nach
seiner Farbe braza (Gluth) nannten, so erhielt das ganze Land davon sei-
nen Namen. An Arzneipflanzen werden ausgeführt: Ipecacuanha, Jalape,
1869 -
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82
B. Asien.
ige Meilen vom Meere, mit 8000 Einw.; es ist die Haupt-
Kaffees aus dem Innern, wo vorzüglich die Türken und
Perser ihren Kaffee einkaufen.
Kaffee ausgeführt
fischerei
Hodeida und Loheia, ebenfalls in
schlechten Häfen, aus welchen jedoch ebenfalls viel
Auf der Inselgruppe F
Perlen
— Aden, an der Südküste von Jemen, mit gutem
Hafen, einst vor den Entdeckungen der Portugiesen die blühendste Handelsstadt
steht
Trülmnerhausen
es 1839 von den Engländern gekauft und als eine wichtige Station, be
sonders für die Dampfschifffahrt, zwischen Indien und Aegypten stark be
festigt worden ist. Die Gesammtbevölternng dieser englischen Colonie be
trägt bereits
000 Seelen. In der Straße
M a nd
Felseninsel P
I
□$?., 1857 von den Briten in
Festungswerken versehen, mit
Hafen
Telegraphenstation; ein wichtiger Punkt zur Beherrschung des Rothen
Meeres.
b) Im Innern des Landes.
schönste und volkreichste
Om
des Imam.
Tí
Residenz
enthält eine Citadelle, mehrere Paläste und viele prächtige
Moscheen. Obgleich am Fuße eines dürren Berges und gegen 4000" hoch
Ueberflu
trefflichem
der Regenzeit flie
hat sie doch
Das Wasser erhält die Stadt theils aus
ßenden Bache, theils durch Wasserleitungen aus den benachbarten Berge
Etwa 5 Tagereisen östlich davon liegt, jetzt in einer endlosen Wüstenei, das
Dorf Mareb, Mariaba, oder das alte 8aba, mit merkwürdigen Ruinen
berühmten
Sabäer Könige, und reich
himharitischen
Inschriften
3. Die Landschaft Hadrainaut,
östlich von Jemen und von Einigen noch dazu gerechnet, umfaßt die nur
längs des Meeres etwas bekannte, einförmige und von Gebirgszügen be
gleitete Südküste Arabiens,
und vorzüglich Myrrhen, E
Mekka hervorbringen. Der
Meeres ist Maka 11a, mit etwa 5000
Gummi, Häuten, Sclaven rc., zu nen
Der Abhang der Hochebene soll fruchtbar sein
imini, Kaffee und den sogenannten Balsam von
Haupthandelsplatz an der Küste des Arabischen
Einw. Der Ort treibt Handel mit
4. Die Landschaft Oman,
oder der südöstliche Theil der arabischen Kiiste. Dieser unterscheidet sich
von den übrigen Küsten dadurch, daß hier die Berge bis an das Meer
reichen und kein Tehama bilden, daher auch mehrere kleine Flüsse hier das
Meer erreichen. Das ganze Land, dessen Grenzen nach 9t, und W. uns
1869 -
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- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
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Vi. Ostindien. 3. Die Inseln.
183
verheerende Orkane nicht selten; den Europäern ist die Luft nicht sonderlich
zuträglich, besonders bei der trägen Lebensweise, die sie führen. Nächst
Java haben diese Inseln die größte Fülle und Mannigfaltigkeit ostindischer
Producte, allein der Anbau ist gänzlich vernachlässigt; selbst das Gold, das
sich in Menge findet, wird nur äußerst nachlässig aufgesucht. Reis, das
gewöhnlichste Nahrungsmittel der Einwohner, Zucker, Indigo, Baumwolle,
Hans, Kaffee, Taback, Alles von der vorzüglichsten Güte, könnte zu einer
reichen Ausfuhr Veranlassung geben. Die Einwohner, deren Zahl sich
etwa auf 6 Millionen beläuft, bestehen aus zwei verschiedenen Völker-
schaften. Die ursprünglichen, jetzt in die Gebirge und Wälder zurück-
gedrängten Bewohner waren Papuas, hier Anlas genannt, welche nur von
Jagd und Fischfang leben und zum Theil nicht einmal Hütten haben, son-
dern auf Bäumen hausen. Weit zahlreicher und schon vor der Ankunft
der Spanier im Besitz des Landes und bürgerlicher Einrichtungen sind die
Tagaler oder Bissayer, malayischen Ursprungs, wovon sich viele jetzt
zum Christenthum bekennen. Die Spanier mit allen Mischlingen betragen
höchstens 4000 Seelen ; an Chinesen aber sind wohl 60—70,000 vorhan-
den. Ein Generalcapitain, der gewöhnlich auf 6 Jahre ernannt wird,
regiert im Namen des Königs von Spanien; an der Spitze der einzelnen
Provinzen stehen Alcalden. Die Geistlichkeit, besonders die Mönche sind
außerordentlich reich und üben den größten Einfluß auf das Volk aus; der
Cultus wird mit der größten Pracht vollzogen. Unter spanischer Herrschaft
stehen über 2x/2 Millionen; aber im Ganzen sind diese Colonien ein un-
sicheres Besitzthum und Aufstände keine Seltenheit. Die unabhängigen
Bewohner der Inseln sind noch Heiden und stehen unter eingeborenen Fürsten.
Die Hauptinsel Manila oder Luzon, auch Neu--Castilien, mit
2000 Ihm. Oberfläche, ist die größte und nördlichste von allen und der
Hauptsitz der spanischen Macht, die sich über die ganze West, Nord- und
Südküste ausbreitet. Im Innern hausen Papuas und an der Ostküste
sind unabhängige Malaien-Staaten. Die spanischen Besitzungen haben nur
über 1% Millionen Einwohner und sind in 15 Provinzen getheilt.
Hauptstadt Manila, unter 14»/;" n. Br., an der Mündung des Flusses
Die
Passig und an der schönen Bai, die ihren Namen fiihrt, besteht aus der
eigentlichen Stadt auf dem linken Ufer, worin nur Europäer und Mestizen
wohnen dürfen, und aus acht großen Vorstädten auf dem rechten Ufer des
Flusses. Die Stadt selbst hat breite Straßen und steinerne Häuser, eine
Universität, viele schöne Kirchen, Klöster und öffentliche Gebäude, ist gut
gepflastert und sogar des Nachts erleuchtet. Die Stadt mit den Vorstädten
hat ca. 165,000 Einw. Außer der Stadt ist noch eine Citadelle vorhan-
den. In der Vorstadt Bidondo liegen die großen königlichen Cigarren-
fabriken, welche 10,000 Mädchen beschäftigen. Der Handel ist bedeutend;
die Hauptgegenstände der Ausfuhr sind Indigo, Zucker, Hanf, Kaffee, Reis,
Cigarren, Häute und Holz; er könnte aber unendlich stärker sein, wenn die
Spanier betriebsamer wären, und hat in neuerer Zeit schon durch Auf-
hebung des Monopols einer spanischen Handelsgesellschaft einen erheblichen
Aufschwung erhalten. Es herrscht hier viel äußerer Prunk und Schein
des Reichthums; aber das gesellige Leben ist überaus einförmig und steif.
Der eigentliche Hafen der Stadt ist Cavite auf einer Landspitze in der
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
388
D. Afrika.
Santa Cruz de las Palmas, mit 6000 Einw. Nelson verlor 1797 hier
bei dem vergeblichen Versuche, sie zu erobern, durch einen Schuß einen Arm.
Die Insel Perro, richtiger Hierro (Ombrios oder Pluvialia), die süd-
westlichste von allen, ist nur klein, ohne Quellwasser, wenig fruchtbar und
schwach bevölkert. Der nach ihr benannte erste Meridian wird eigentlich
nicht durch die Insel selbst, sondern 23' östlicher gezogen.
4. Die Inseln des Grünen Vorgebirges oder Capverdi-
sche Inseln. Sie liegen zwischen 5 und
7'/,"
w. Lg. und vom 14'/z
bis 17 y40 n. Br. und gehören den Portugiesen. Im Ganzen sind diese
14, zusammen an 771/2 □$?. umfassenden Inseln vulcanischen Ursprungs,
felsig, unfruchtbar, wasserarm und ungesund; besonders leiden sie oft an
einer 2—3jährigen Dürre, wo sich dann Hungersnoth und Krankheiten ein-
stellen, wie dies (1833) der Fall gewesen ist, wo einige dieser Inseln '/z,
andere gar die Hälfte ihrer Bewohner verloren haben sollen. Getreide
wird hier nicht gebaut, wohl aber Reis und Mais, wenn es nicht an
Regen fehlt; außerdem ist kein Mangel an trefflichen Orangen, Bananen,
Kokosnüssen; Indigo und Baumwolle gedeihen sehr gut. Ein Hanptproduct
ist das Salz, welches aus dem Meere gewonnen wird und wovon die eine
Insel den Namen Sal hat. Es sind ihrer 18 - 20, wenn man auch die
kleinsten mitrechnet, und doch haben sie zusammen nur 84,000 Einw., ein
Gemisch von Portugiesen und Schwarzen. Portugal pflegt seine Verbrecher
hierher zu senden. Die Hauptinsel 8. Jago (St. Jakob), deren ehemalige
gleichnamige Hauptstadt fast ganz verlassen ist, hat 30 s^M. mit 22,000
Einw. und liefert viel Baumwolle und Pomeranzen. Der Gouverneur der
Inseln wohnte bisher in Villa de Praya, 1200 Einw., welches zwar nur
aus einigen Reihen Häusern und einem verfallenen Fort besteht, aber einen
guten Hafen hat; der Bischof wohnt zu Ribeira grande. Das Wasser
auf der ganzen Insel ist schlecht und selbst das Meer zu Zeiten mit See-
gras bedeckt, welches von Jnsecten wimmelt. Die übrigen: 8. Nicolo, 22
s^M. groß und 4400' hoch; Sta. Lucia; 8. Vincente, reich an Schild-
kröten, wohin der Sitz des Gouverneurs seit 1838 verlegt worden; 8. An-
tonio, mit dem 8928 Par. Fuß hohen Bulcan Pie de Logo und dem
6480' hohen Zuckerhut, hat ein gesundes Klima und 14,000 Einw.; Sal;
ßuena Vista; Mayo, welches besonders viel Salz bereitet: 8. Pilippe
oder Puego, deren thätiger Vnlcanpik sich 8500' über den Meeresspiegel
erhebt und noch 1847 Feuer ausgeworfen hat; 8. Juan oder Brava, von
Negern bewohnt, sind nur unbedeutend.
Die Insel Ascension oder Himmelfahrtsinsel, unter 4°
ö. Lg. und 8" s. Br. Sie ist nichts als ein ausgebrannter Bulcan, dessen
höchste Spitze, der Grüne Berg, Green Mountain, 2700', von etwa 4
M. Umfang, bisher fast ohne Vegetation, hat aber einen guten Hafen.
Ehemals portugiesisch, ist sie 1816 von den Engländern besetzt worden, vor-
züglich um das 90 M. davon entfernte St. Helena besser zu bewachen.
Bei dieser Gelegenheit versuchten die Engländer den Anbau der Insel,
welcher über alle Erwartung gelungen ist. Man hat Brunnen gegraben,
Quellen entdeckt und das Wasser in solchem Ueberfluß nach dem Hafen ge-
leitet, daß man die hier anlegenden Schiffe damit versehen kann. Die
Zahl derselben beläuft sich in jedem Jahre aus viele Hunderte. Das
9.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
46
A. Europa.
'»tabi durchschneiden, mit vielen schönen Brücken versehen und kleineren
Fahrzeugen zugänglich sind; der eigentliche Hafen aber liegt nebst den
Schiffswerften unterhalb der Stadl, und eine lange, an schroffe Felsen sich
lehnende Gasse oder Vorstadt führt dahin. Die Stadt hat ein nieder-
ländisches Aussehen; sie ist, nachdem sie oftmals von großen Feuersbrünsten
gelitten, jetzt größtentheils massiv wieder aufgebaut, mit schönen breiten
Straßen; doch haben die Vorstädte noch meist hölzerne Häuser. Ursprüng-
lich war sie auf der vorliegenden Insel Hisingen angelegt Worten; nach-
dem sie aber 1611 von den Dünen verbrannt, ward sie unter Gustav 11.
Adolph an der jetzigen Stelle wieder auserbaut. Gothenburg ist nächst
Stockholm die bedeutendste Handelsstadt Schwedens, ja sie verdankt dem
Handel ihren Ursprung und ist erst im Anfange des 17. Jahrh, unter
Karl Ix. entstanden. Der Canal von Trollhättan, 8 Ast von hier, er-
leichtert sehr die Verbindung mit dem Innern des Landes; Eisen, Holz,
Theer, Pech und Fische, vorzüglich Heringe, machen die Hauptgegenstände
der Ausfuhr; Salz, Getreide, Wein, Zucker und Taback der Einfuhr aus.
Gothenbnrgs Schiffe gehen nach Ost- und Westindien. Seit vielen Jahren
klagt man indeß sehr über die Abnahme der Heringsfischerei an der be-
nachbarten Küste. — Gothenburg hat einen Bischof, eine Gesellschaft der
Wissenschaften, ein Gymnasium, ein vorzügliches Badehaus und mehrere
Wohlthätigkeitsanstalten. Eisenbahn zwischen Gothenburg und Stockholm.
Ilelsingborg, ein unbedeutender Ort mit 6832 Einw.*), der ge-
wöhnliche Uebersahrtsort nach Seeland. Dabei liegt in einem angenehmen
Thäte mit schönen Umgebungen der Gesundbrunnen von Kamlösa; und
2 Ast nördlich, bei Högauäs, befinden sich die einzigen Steinkohlengruben
Schwedens. — Landskrona, am Sunde, ist eine neu angelegte, stark
befestigte Stadt mit einem guten Hasen und 6918 Emw. Südlich da-
von liegt die kleine Insel llveen im Sunde, auf der man noch die
Trümmer des Schlosses Uranienborg sieht, welches Tycho de Brahe hier
zum Behufe seiner astronomischen Beobachtungen erbaute. — Viel bedeu-
tender ist Malmö, mit 21,890 Einw., eine der ältesten und wohlhabendsten
Städte Schonens, in der fruchtbarsten Gegend des Reiches, daher auch der
Getreidehandel hier sehr bedeutend. Sie gleicht in der Bauart ganz einer
deutschen Stadt; besonders ist der große, mit Bäumen und guten Gebäuden
umgebene Marktplatz sehr schön. Die alten Wälle und das alte Schloß
weltlich von der Stadt sind sehr verfallen. Der Hafen ist ganz unbedeu-
tend und kaum mehr als eine offene Rhede. Gustav Iv. Adolph, unzu-
frieden mit dem Aufenthaltee in Stockholm, wollte Malmö zur Residenz
machen; viele neue Anlagen und unvollendet gebliebene Gebäude zeigen die
Spuren dieses Versuchs.
Lnnd, mit 9820 Einw., % Ast von der Ostsee, in einer baumlosen,
aber fruchtbaren Gegend. Die Stadt ist unbedeutend. Die hiesige lini
versität ward 1668 gestiftet und besitzt zwei schöne Gebäude, worin die
Bibliothek mit 80,000 Bänden, eine Sternwarte und einen botanischen
Garten. Die Zahl der Studenten beträgt etwa 500. Die älteren
Professoren sind hier besser besoldet als in Upsala. Lund war in älteren
*) Die Angabe der Einwohnerzahl ist vom Ende d. I. 1865.