r ~ ~ ~ ,—
68 §. 71. Der erste Bürgerkrieg.
Während des jugurthinischen Kriegs waren an der Nordgrenze des
römischen Reichs die Vorboten des großen Völkerstromes erschienen, wel-
cher später Noms Macht niederwerfen sollte. Es waren dies die (Kim-
bern und Teutonen, germanische Völkerstämme. Sie hatten im Jahr
113 ihre Heimath an der Ostsee verlassen und auf ihren Zügen durch Hel-
v Cbrwetien und Gallien fünf römische Heere nach einander geschlagen und
größtentheils vernichtet. Da kein Patrizier mehr die Feldherrnstelle
gegen sie annehmen wollte, mußte der Senat den ihm verhaßten Ma-
rius fünfmal nach einander zum Consul machen.
Marius wußte sich ein neues Heer zu schaffen und schlug im Jahr
102 zuerst die T e u t o n e n und A m b r o n e n bei A q u a e S ex t i a e (an der
Rhone), die Cimbern auf der rau di scheu Ebene bei Vercellae
(101) so völlig, daß man ihn den „dritten Gründer der Stadt"
nannte.
'
Zum sechstenmal zum Consul gewählt, setzte er mit seinem frechen Ge-
nossen, dem Tribun Saturninus, verschiedene gemeinschädliche Verord-
nungen durch. Dies führte in Verbindung mit den Ausschweifungen seiner
Anhänger einen blutigen Kampf herbei, in welchem Saturninus mit seinem
ganzen Anhang erschlagen wurde.
2. Der erste Bürgerkrieg.
§.71. Ehe der alte Haß zwischen Sylla, dem Haupte der Aristokraten,
und Marius, dem Führer des Volkes, ausbrach, hatten die Römer den
Bundesgenofsenkrieg auszukämpfen, in welchem die Bewohner Italiens
88—90 um das volle römische Bürgerrecht stritten und es wirklich zuletzt
errangen, nur mit einer gewissen Beschränkung des Stimmrechts.
Unterdeß hatte sich der pontische König Mithridütes Vi. der Große,
ein Mann von Geist und Kraft, aber Barbar von Character, gegen
die Römer erhoben. Daher wurde Sylla wegen seines Ansehens und
Ruhms, den er sich im Bnndesgenossenkrieg erworben, zum Oberbe-
fehlshaber gegen Mithridates ernannt; Marius aber wußte es dahin
zu bringen, daß der Oberbefehl dem Sylla abgenommen und ihm selbst
übertragen wurde. Weil er nun gegen Sylla's Anhänger mit Morden
und Plündern wüthete, verursachte er dadurch den ersten Bürger-
krieg; denn Sylla zog jetzt mit seinem ihm ergebenen Heere
88 von Nola aus gegen Rom, erstürmte es und ließ den Marius ächten.
Darauf brach Sylla gegen Mithridütes auf und griff denselben
zuerst in Griechenland an, das sich mit ihm verbündet hatte. Bei dieser
Gelegenheit wurde Athen, das sich hartnäckig widersetzte, von Sylla
erstürmt und geplündert.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Sylla Marius Marius Sylla Marius Marius Sylla 88_von_Nola Marius Marius Sylla Sylla
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Gallien Italiens Rom Griechenland Athen
78
§. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos.
Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen
Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter,
die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden.
Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum.
Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg.
Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu
sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch.
Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und
erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für
wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen,
welche er nie mehr ablegte.
Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die
Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an-
dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan-
delbarer Treue anhiengen.
Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil-
deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb-
lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf
ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen,
den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be-
sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per-
son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver-
loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!"
setzt der Römer Tacitus hinzu.
In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr-
sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst-
gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder
Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl.
Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung
altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst
gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt
hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide
aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von
Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher
kein Uebel mehr ist.
Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller
Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle
an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v.
Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines
Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe.
Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als
Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren
Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch
recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus
durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber
sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum
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§. 80. Die Kaiser aus dem augusteisch-livischen Hause. 79
, Gehorsam zwingen, und sie nöthigen wollte, durch römische Advocaten
vor römischen Richtern ihr Recht zu suchen, da erhoben sich die dar-
über empörten Deutschen: der Hernskerfürst Arnim vernichtete 9
in der teutobnrger Schlacht das ganze römische Heer und befreiten.chr
für immer Deutschland von der Gefahr, seine Sitte und Sprache durch
die Unterwerfung unter römischer Herrschaft zu verlieren. Furchtbarer
Schrecken ergriff den Kaiser Augustus und die Römer bei dieser Nach-
richt: denn er glaubte, die Deutschen würden nun nach Gallien und
Italien stürmen; aber sie blieben ruhig in ihrem Lande, zufrieden, daß
sie das römische Joch abgeschüttelt hatten.
3. Die Kaiser aus dem augusteisch-livischen (julisch-claudischen) Hause.
§.80. Nachdem Kaiser Augustus zu Nola, 76 Jahre alt, im Jahre 14
gestorben war, bestieg sein Stiefsohn Tiberius den Thron.
Anfangs regierte derselbe, hauptsächlich aus Eifersucht und Furcht vor
seinem tapsern, edlen und allgemein beliebten Adoptivsohn Cäsar Germa-
nicus mit vieler Mäßigung. Dieser Germanicus machte als Oberbefehls-
haber am Rhein in den Jahren 14—17 n. Chr. neue Versuche, Deutschland
zu unterjochen, ohne bleibenden Erfolg. Er wurde von dem eifersüchtigen
Kaiser abberufen und starb in Asien (19 n. Chr.) an Gift. Von da an be-
schränkten sich die Römer auf die Vertheidigung der Rhein- und Donaugrenze.
Nach dem Tode des Germanicus zeigte sich Tiberius in seiner wahren
Gestalt, als ein argwöhnischer, grausamer Despot, der mit Hilfe seines Prä-
torianerpräfekten Sejanus die Kaisergewalt zur vollen Tyrannei ausbil-
dete. Besonders durch die Vereinigung sämmtlicher Prätorianercohorten in
Einem Lager bei Rom schuf er sich das Werkzeug zu jeder Gewaltthat.
Nach 23jähriger Regierung wurde er, 78 Jahre alt, vom Prätoria-
nerpräfekteu Macro mit Polstern erstickt.
Tiber's Nachfolger Cajus Caligula (37 — 41), der jüngste Sohn
des Germanicus, brachte durch seine tolle Verschwendung und seine
schändliche Lasterhaftigkeit und Grausamkeit Rom in entsetzliches Elend,
bis er 41 n. Chr. ermordet wurde. Sein Nachfolger, Cajus Claudius
(41 — 54), ein Bruder des Germanicus, ein gelehrter aber sehr schwa-
cher Mann, überließ die Regierung seinen Günstlingen und Weibern.
Die letzteren, M es sali na und Agrippina, zeichneten sich durch un-
erhört schamloses Leben aus; die zweite vergiftete den Kaiser, als er
ihren Sohn aus erster Ehe nicht zum Nachfolger annehmen wollte und
wußte diesen mit Hilfe der Prätorianer auf den Thron zu erheben.
Es war dies der von dem Philosophen Seneca erzogene ddero
(54- 68), welcher anfangs ganz gute Hoffnungen erweckte, aber nach-
her ein Ungeheuer wurde, bei dem man nicht weiß, ob seine Heuchelei
und Eitelkeit, oder seine Lustgier und Grausamkeit größer war.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Tiberius Cäsar_Germa- Cäsar Germanicus Germanicus Tiberius Cajus_Caligula Germanicus Cajus_Claudius
( Germanicus Agrippina
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Gallien Italien Rhein Deutschland Asien Rhein- Rom Rom
§. 85. Die Zeit der Miliiärherrschast von Commodus bis Konstantin. 83
Zeit die Bischöfe der Städte Rom, A n t i o ch i a, Alexandria, Ephesus
Korinth, und unter oiesen besonders der von Rvm in den Vordergrund.
Die Gemeinde oder Kirche als solche war nur Ein c und hieß im Gegen-
satz zu den sich absondcrnden Seelen die a ll g em e in e (calholica). Denn
es traten schon damals verschiedene Jrrlchrcr auf, welche entweder das Chri-
stenthum mit heidnischer Philosophie vermischten (die G n o st i k e v), oder in
unechter Ascetik das Heil suchten. Sie wurden aber durch die Kraft des in
der Kirche noch waltenden Gottesgeistcs überwunden.
8. Die Zeit der Militärherrschaft von Commodus bis Konstantin.
§.85. Mit Commodus beginnt mit den Jahren 180—305
eine Reihe meist schlechter, wenn auch kriegerischer Kaiser. Commodns"'^,r.
selbst überließ die Regierung seinen Prätorianerpräfecten und trat als
Herkules bei Thierhetzen und Stierkämpfen auf. Seine Grausamkeit
schonte auch seine Umgebung nicht. Um daher ihrer eigenen Hinrich-
tung zuvorzukommen, ließen ihn seine Bertranten durch seinen Fecht- und
Ringmeister erwürgen. Nach dein würdigen Pertinax, der bald er-
mordet wurde, und nach dem Didius Julianus, der den Thron
von den Prätorianern erkaufte, folgte der schlaue Septimins Se-
verus (107 — 211), der verschiedene glückliche Feldzüge im Orient
unternahm. Er starb im Krieg gegen die Scoten zu Eboracum (Pork)
in Britannien. Fast noch schlimmer als alle vorhergehenden waren
Caracalla (211—217) und Heliogabal (216 — 222). Erst der
treffliche Alexander Severus (222 — 235) schaffte wieder Ord-
nung und sicherte die Ostgränze dadurch, daß er das parthische Reich
stürzte. Er wurde aber ermordet.
Nach der nur kurzen Regierung mehrerer Kaiser erlangte der kräf-
tige, aber gegen das Christenthum mit Haß erfüllte D ec ins (240
— 251) den Thron. Unter ihm versuchten die Germanen, welche
zu jener Zeit in vier großen Völkerbündniffen, den Allemannen,
Franken, Sachsen und Gothen anstraten, einen allgemeinen Sturm
auf das Römerreich, welchem der Kaiser trotz seiner Tapferkeit erlag.
Hierauf trat bis 270 eine furchtbare Zerrüttung des Reiches ein. Erst
Aurelian (270 —275) wurde der „Wiederhersteller des Reichs" durch
die Wiederunterwerfung der abgefallenen Westtheile, durch die Zurück-
treibung der Germanen über die Donau und die Besiegung der Königin
Zenobia von Palmyras Er wurde aber, so wie auch sein tüchtiger
Nachfolger Probns (276—282), ermordet.
Divcletian endlich (284 — 305) machte sich zum unumschränkten
Herrscher, leitete aber die künftige Theilung des Reichs dadurch ein, daß
er zwei Mitregenten annahm. Zuletzt legte er zum Erstaunen Aller die
Regierung nieder und starb zu Salona in Dalmatien. Unter ihm brach
6 *
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Konstantin Didius_Julianus Alexander_Severus Alexander Zenobia_von_Palmyras Divcletian
84 §. 86. Alleinherrschaft Constantin's. §. 87. Constantin's Nachfolger.
die letzte Christenverfolgung aus. Nach seinem Tod entstand eine acht-
zehnjährige Verwirrung, während welcher sechs, dann vier Imperatoren
neben einander herrschten und sich untereinander bekriegten bis endlich
312constantin durch die Schlacht am rothen Stein bei Nom sich
ii.chr.die Herrschaft über den Westtheil, und eilf Jahre nachher durch seine
Siege bei Adrianopel und Chalcedou die Alleinherrschaft über
das ganze Reich erkämpfte (323).
2. Wechselnde Ginigung und Th eilung der Reichs-
gewalt von Constantin bis Theodosius.
1. Die Alleinherrschaft Constantin's und Sieg des Christenthnms.
§. 86. Hun war auch für die Christen das Ende ihrer Leiden gekom-
men; denn Constantin erhob das Christenthum zur herr-
schenden Religion, gewährte zwar anfangs dem Heidenthum noch
Duldung, verbot aber später dasselbe ganz. Trotz der Unlauterkeit seines
Characters schützte er die Kirche auf jede Weise, wenn man auch sagen
muß, daß die Verbindung derselben mit dem Staat ihr nicht blos Vor-
theile, sondern auch entschiedene Nachtheile brachte. Um einen das ganze
Reich erschütternden Kirchenstreit zu schlichten, veranlaßte er
325 das e rst e ökumenische Concilium, d.h. die erste allgemeine Kirchen-
versammlung zu Nicäa, auf welcher der Arianismus oder die falsche
Lehre des Presbyters Artus, welcher behauptete, Christus sei bloß ein
Geschöpf, hauptsächlich durch die siegreiche Glaubenstrene des Athana-
sius verworfen wurde. Constantin's Hauptthätigkeit aber war auf
Einführung einer neuen Hof- und Staatsverfassung gerichtet,
welche die Durchführung der völligen Selbstherrlichkeit zum Zweck und
einen vorherrschend morgenländischen Character hatte. Er verlegte seine
Residenz nach Byzanz, welches später nach ihm den Namen Co nstan-
t i n o p e l erhielt. Nachdem er für das Wohl und die Sicherheit des
Reiches nach Kräften gesorgt hatte, ließ er sich in seinem 65. Jahre
taufen und starb 337 n. Chr.
2. Die Nachfolger Constantin's bis Theodosius.
§.87. Aach langen Kämpfen zwischen seinen Söhnen vereinigte Con-
sta ntius (353) wieder das ganze Reich, hatte aber alle Hände voll
zu thun, um die im Osten und Westen eindriugenden Barbaren ab-
zuhalten , was ihm in Gallien gegen die dort eindringenden Alemannen
und Franken nur mit Hülfe seines tapfern Vetters Julianus gelang.
Die christliche Kirche, in deren Inneres er herrschsüchtig ein-
griff, verweltlichte unter ihm immer mehr; Glanz und Pracht, äußere
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Theodosius Constantin Artus Christus Theodosius
86 §. 89. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung.
Der betrübende Anblick des in die Kirche immer mehr eindringenden
Verderbens führte viele fromme Gemüther schon damals dem Mönch-
thum oder Klosterleben zu.
Das Einsiedler- und Klosterleben verdankt seine Entstehung dem Anto-
nius, dem Sohne angesehener und reicher Eltern in Aegypten, der sich in
eine Einöde zurückzog., nachdem er sein Vermögen unter die Armen vertheilt
hatte. Viele folgten dem Beispiel dieses als Heiligen verehrten Mannes und
widmeten sich aus seinen Antrieb dem Gebet und der Handarbeit, so daß sich
bei seinem Tode (656) gegen 3000 Einsiedler in den Einöden Aegyptens
befanden. Die berühmteste Vereinigung solcher Einsiedler war die, welche
Pachomius auf der Nilinsel bei Thebals stiftete. Man nannte eine solche
Vereinigung Cönobium oder Monasterium; Pachomius selbst hatte
den Titel Abbas (Vater, Abt). Die Glieder einer solchen Vereinigung
waren nach gewissen Ordnungen eingestellt, und trieben ihre Geschäfte und
Andachtsübungen nach bestimmten Regeln. Dies war der Anfang des Klo-
sterlcbens oder des Mönchthums, das zuerst nur im Morgenland sich ver-
breitete, im nüchterneren Abendland aber erst später auskam und dort we-
sentliche Verbesserungen erhielt, so daß die Klöster jener Zeit wohltbätige
Pflegestätten für die leidende Menschheit wurden; doch verband sich mit
ihnen auch bald eine gewisse Werkheiligkeit, die dem geistlichen Leben
nachthcilig wurde.
4. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung.
§.89. Der Kaiser Theodosins theilte vor seinem Tode das Reich
393 förmlich unter seine beiden unmündigen Söhne, und von da an wurde
n.cl'rhie Trennung des östlichen und westlichen Theils eine bleibende. Das
oströmische Reich mit der Hauptstadt Constantinopel wurde von Ar
cadrus, das weströmische mit dem Regierungssitz Ravenna von
Honorius und seinem Reichsverweser Stilicho, einem Vandalen, be-
herrscht. Dieser hielt die germanischen Völker mit starker Hand noch
von der Gränze zurück; aber nach seinem Sturz und Tod überflutheten
die Westgothen unter ihrem König A l a r i ch Italien, erstürmten und
plünderten die Stadt Rom im Jahre 410. Nach Alarichs gewaltsamem
Tod zogen sie unter seinem Nachfolger Athaulf nach Gallien und
von dort nach Spanien, wo sie das westgt'thische Neich gründeten,
419das nachher von der Garonne bis Lusitanien reichte und Tolosa
(Toulouse) zur Hauptstadt bekam.
Zuvor schon hatten sich andere germanische Stämme, Sueven, Ala-
nen, Vandalen, nach Spanien gewendet und dort sich niedergelassen.
Die Vandalen wurden von dem Statthalter Bonifacius in Afrika gegen
die Kaiserin Placidia zu Hilfe gerufen, zogen unter ihrem König Gei-
ser ich in wilden Schaaren nach Afrika hinüber, setzten sich im Lande
429 fest und gründeten das vnndalische Neich.
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Extrahierte Personennamen: Theodosins Honorius Honorius Stilicho Alarichs Bonifacius Placidia
Extrahierte Ortsnamen: Morgenland Constantinopel Ravenna Italien Rom Gallien Spanien Toulouse Spanien Afrika Afrika
87
§. 90.. Stiftung germanischer Reiche im Westen.
Eine andere Schaar germanischer Völker, Angeln und Sachsen,
zogen unter Hengist und Horst dem brittischen Könige Vortigern gegen
die Picten zu Hilfe und legten den Grund zu den nachmaligen sieben
angelsächsischen Königreichen.
Unterdessen hatte Attila die in Südrußland nomadisch lebenden Hnn-
nenstämme alle unter sein Scepter vereinigt und das große Hunnenreich
gegründet. Er schlug die Heere des oströmischen Kaisers Theodo-444
sius Ii., wendete sich dann nach Westen und drang in Gallien ein?
Dort aber wurde die „Gottesgeißel" von den Weströmern und Westgothen 451
in der Hunnenschlacht auf den catalauni sch en Feldern
(bei Chalons an der Marne) gänzlich geschlagen, so daß er nach Panno-
nien zurückgieng. Nach einem neuen Einfall in Italien, der durch die
Flucht der Veneter die Gründung der nachmaligen Republik Venedig
herbeiführte, starb Attila plötzlich und sein Reich zerfiel.
Ii. Das Mittelalter.
I. Untergang des weströmischen Reichs und Sieg
des Germanenthums.
Dtttmar's hiftor. Atlas. Taf. Viii. vergl. mit Vii.
1. Stiftung germanischer Reiche im Westen.
§. 90. Nachdem Rom und Italien noch mehrere Jahre unter den Plün-
derungszügen verschiedener Barbarenvölker gelitten hatte, stieß endlich
Odoaker, der Anführer der deutschen Soldtruppen im Jahr 476
den jungen Kaiser Romulus Momyllus (Augustulus) vom Thron.
Nach dem Tode des Gegenkaisers Julius Nepos machte er sich zum
Herrn von Italien, welches er als deutscher Heerkönig und römischer
Patricins mit Verstand und Mäßigung beherrschte.
Um dieselbe Zeit unterwarf Chlodwig, König eines fränkischen
Stammes in Belgien, nach Besiegung des letzten fränkisch-gallischen
Statthalters mit List und Gewalt die übrigen fränkischen Stämme seinem
Scepter, und gründete so das fränkische Reich, 486
das er durch seine Siege über die Allemannen bei Zülpich (496),
über die Burgunder bei Dijon (501)^ und über die Westgothen bei
Vougle (507) bedeutend erweiterte.
Chlodwig, zuvor noch Heide, gelobte im Gedänge der Schlacht bei
Zülpich Christ zu werden und ließ sich nach dem Siege mit 3000 Franken
taufen, ohne sich jedoch durch das Christenthum innerlich umwandeln zu las-
sen , denn er war nach wie vor ein Mensch voll Hinterlist und Grausamkeit,
der zwei seiner Verwandten mit eigener Hand tödtete, die andern aber um-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Horst Vortigern Attila Attila Romulus_Momyllus Julius_Nepos Chlodwig Chlodwig
Extrahierte Ortsnamen: Westen Sachsen Südrußland Gallien Italien Westen Rom Italien Italien Belgien Dijon
88
§. 91. Lehensverfassung, Literatur und Kirche.
bringen ließ, um sich die Alleinherrschaft in allen fränkischen Landen zu ver-
schaffen.
Während der Stiftung des Frankenreichs war der hochbegabte O st-
gothenkönig Thevdorich mit seinem ganzen Volk ans Ungarn auft
gebrochen und nach Italien gezogen, hatte dort Odoakers Herrschaft
490vernichtet und das ostgothische Reich gegründet, in welchem er wäh-
rend seiner 33jährigen Regierung bemüht war, Ruhe, Ordnung und
Wohlstand zu fördern.
Das Reich Theodor ich s des Großen umfaßte außer Italien und Si-
cilien noch den größten Theil der Länder zwischen den Alpen und der Donau,
sowie Istrien und Dalmatien, und wurde von ihm mit großer Weisheit und
Mäßigung regiert. Theodorich bildete sein Heer nur aus Gothen und hielt
es beständig in Lagern; Handel und Gewerbe überließ er den Römern. Er
war ein Regent, den alle Fürsten seines Zeitalters mit Hochachtung betrachte-
ten und auf dessen weisen Rath sie gerne hörten. Nur am Ende seines Le-
bens, als der Religionshaß der Römer gegen ihn, den Arianer, erwachte,
ließ er sich von der Bahn der Besonnenheit abbringen, und verurtheilte
zwei edle gebildete Römer, Boethins und Symmachus, unschuldig
zum Tode.
2. Lehensverfassung, Literatur und Kirche.
§.91. Dn den von den Germanen eroberten Ländern bildete sich in
dieser Zeit die Lehensverfassung und Rechtspflege aus.
Der König behielt nämlich einen Theil des eroberten Landes für sich, einen
Theil ließ er den seitherigen Bewohnern und einen Theil vertheilte er unter
sein Gefolge als Eigenthum (Allod). Dafür hatte jeder Allodbesitzer auch
fernerhin die Pflicht, in den Heerbann mitzuziehen. Um nun aber die somit
unabhängiger gewordenen Gefolgsglieder wieder mehr an sich zu fesseln, gab
der König an Einzelne nach Verdienst oder Gunst Theile seiner königlichen
Güter zu lebenslänglichem Genuß. Ein solches Gut hieß L e h n s g u t oder F e o d,
(Feudum) und die damit Belehnten, welche dem Herrn stets zu treuem Dienste
gewärtig sein mußten, nannte man Leudes (Vasallen, Dienstmannen). Ver-
säumte einer derselben seine Pflicht, so zog der Lehnsherr sein Gut wieder zurück.
Auch entstanden damals schon die ersten schriftlichen Aufzeichnungen für
die Rechtspflege bei verschiedenen germanischen Völkern, z. B. bei den Fran-
ken, Allemannen, Bayern re. Aus jedes Vergehen war Geldbuße gesetzt, nur
auf Feigheit und Landesverrath der Tod. Konnte kein Beweis geführt wer-
den , so wurde auf einen Eid, bei schwereren Fällen auf ein Gottesurtheil
oder Ordal (Zweikampf, Wasser- und Feuerprobe re.) erkannt.
In Beziehung auf das Ch riftenthum erhielt im Abendlande das
allgemeine (katholische) Bekenntniß die Oberhand, feit die Franken das-
selbe angenommen hatten. Der Arianismus aber fand mit allen Völkern,
welche ihm bleibend anhiengen, den Untergang.
Unter den Schriftstellern auf kirchlichem Gebiet ist aus jener Zeit derkirchen-
vatera ugustinus (354—430), Bischof von Hippo in Afrika, zu nennen.
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§t 92. Das oströmische Reich.
3. Das oströmische Reich und seine Kämpfe im Westen.
§.92. In dem oströmischen Reiche regierten von Theodosius an
meist schwache Kaiser, welche dasselbe kaum gegen die andringenden
Grenzvölker zu schützen vermocbten, und unter welchen in dem Reiche selbst
durch beständige theologische Streitigkeiten, an denen sie Antheil nah-
men, die größte Verwirrung einriß.
Erst der strenge und verständige Justins, schuf wieder mehr Ord-
nung, und unter der Glanzregiernng Juftènian s l (527 — 565) kam
das Reich nochmals zu bedeutendem Aufschwung. Er verbesserte das
Rechtswesen durch eine Sammlung der Gesetze (Codex Justinianeus),
schuf Ruhe im Innern durch die Vernichtung der Parteien des Cirrus,
legte an der Donau viele Festungen an zur Abwehr der nördlichen Völker
und trieb durch seinen Feldherrn Bielisar auch den neupersischen König
Kosrul., genannt Nushirvan, in seine Gränzen zurück. Ebenderselbe Be-
li s a r zog alsdann auf Jnstinian's Befehl mit einem Heere nach Afrika,
schlug den Vandalenkönig Ge lim er, machte seinem Reich ein Ende 534
und unterwarf dasselbe wieder dem griechischen Kaiserthnm. Zu dem-
selben Zwecke wurde der ruhmgekrönte Feldherr nach Italien gesandt,
wo im ostgothischen Reiche große Unordnung eingerissen war. Belisar
eroberte den größten Theil von Italien mit Rom und Ravenna, wurde
aber deßungeachtet vom Kaiser abberufen und gegen die Perser gesandt.
Darauf entrissen die Gothen unter Totilas den Byzantinern wieder
fast ganz Italien, bis Belisar abermals nach Italien abgeschickt wurde
und Rom wieder einnahm. Weil er aber ohne Unterstützung gelassen
wurde, bat er selber um seine Entlassung.
Sein Nachfolger Narses, der mit deutschen Miethtruppen über
Jllyrien nach Italien zog, schlug die Gothen bei Tagenä in Etru-
rien , wo Totilas den Heldentod fand, nahm dann Rom ein und rückte 555
nach Unteritalien. Dort errang er den Sieg bei Nocèra über den
letzten Gothenkönig Tejas und führte so den Untergang des ost-
gothischen Reichs herbei. Italien wurde ein byzantinisches Exar-
chat, welches Narses 14 Jahre lang verwaltete. Weil er abgesetzt
wurde, soll er aus Rache die Longobarden, die damals in Panno-
nien saßen, herbeigerufen haben. Sie kamen unter ihrem König A lb oi n, 568
der Italien bis zur Tiber eroberte und das longo bardische Reich
in Oberitalien mit der Hauptstadt Pavia gründete. Als Alboin von
seiner Gemahlin Rosaniunde aus Rache ermordet wurde, trat
große Verwirrung ein, bis (584) der neugewählte König A ut h aris
wieder Ordnung schuf. Die Longobarden aber traten unter der Ne-
gierung seiner Gemahlin Theodelinde, der Tochter des Herzogs
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Afrika Italien Italien Rom Ravenna Italien Italien Rom Italien Etru- Rom Unteritalien Nocèra Italien Italien Oberitalien Pavia
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§. 97. Karl der Große.
in nähere Verbindung setzte, legte er den Grund zur späteren kirchlichen
und politischen Einheit Deutschlands.
2. Karl der Große.
8-97. Uach Pipins Tod (768) regierten seine beiden Söhne Karl und
Karlmann, und als der letztere starb, wurde Karl der Große
All ein Herr der Franken, ein gewaltiger Geist, besonnen und
ernst, fest und durchgreifend, dabei mild und fromm, umsichtig und tapfer.
Dreißig Jahre lang hatte dieser eifrige Beförderer des Christen-
thums mit den Sachsen, welche beständige Einfälle ins Frankenland
machten und dem Heidenthum noch mit aller Macht anhiengen, einen
eigentlichen Religionskrieg zu führen. Erst im Jahr 803 kam es zu einem
bleibenden Frieden, worauf sie nach dem Vorgang ihres Herzogs Wit-
tekind sich allgemein zur Annahme des Christenthums bequemten.
Während dieses Kriegs besiegte Karl auch den Lombardenkönig De-
siderius und setzte sich die Krone desselben auf. Auch die Araber
in Spanien mußten (778) sein gewaltiges Schwert fühlen und ihm
das Land bis zum Ebro abtreten, das den Namen spanische Mark
erhielt. Ebenso schlug er das Herzogthum Bayern zu seinem Reich,
unterwarf die Slaven an der Elbe, züchtigte die räuberischen Norman-
nen und vereinigte das Land der Avaren zwischen der Donau und Theiß
als Ostmark (Oesterreich) mit dem fränkischen Reiche.
So gebot nun der große Karl vom Ebro bis zur Raab und Elbe
von der Eider bis zum Ofanto (in Unteritalien).
In allen Ländern schaffte er die Herzoge ab und setzte Grafen ein,
deren Verwaltung jährlich durch königliche Sendboten untersucht wurde.
Sämmtliche großen Vasallen versammelten sich jedes Jahr zum Reichstag
(zuerst Märzfeld dann Maifeld, genannt), auf welchem alle öffentlichen
weltlichen und geistlichen Angelegenheiten verhandelt wurden.
Mit besonderer Sorgfalt nahm er sich der Kirche an, stiftete Bisthü-
mer und Schulen zur Bildung und Hebung des geistlichen Standes und
zog aus allen Ländern gelehrte und fromme Männer an seinen Hof, unter
welchen Alcuin, sein Freund und Rathgeber, Eginhardt, sein Lebens-
beschreiber, Peter von Pisa, Paul Warnefried und Angil-
bert besonders hervortreten. Auch die Ausbildung der deutschen Sprache
lag ihm sehr am Herzen, weshalb er spät noch schreiben lernte: er gab den
Winden und Monaten deutsche Namen und ließ die alten Sagenlieder sam-
meln. — Eben so unermüdet nahm er sich der äußeren Wohlfahrt seines
Reiches an und suchte z. B. durch Musterwirthschaften auf seinen könig-
lichen Mayerhofen den Landbau zu heben.
Weil nun Karl der Große über den größten Theil des ehemaligen
weströmischen Reiches gebot, so krönte ihn der Papst Leo I». zu Rom
in der Peterskirche zum römischen Kaiser am Weihnachtsfest d. J-800
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Karl_und
Karlmann Karl Karlmann Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Rathgeber Peter_von_Pisa Paul_Warnefried Karl_der_Große Karl Leo_I» Leo