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1. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 10

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
10 Ii. Die alte und die neue Kirche. und Luther stellte fr die kirchlichen Feiern eine feste Ordnung der Gebete, Verlesungen und Wechselgesnge zusammen. Auerdem dichtete er deutsche Kirchenlieder fr den Gemeindegesang. Die Bibelbersetzung fhrte er zu Ende: mit Hilfe schriftknndiger Freunde bertrug er auch das Alte Testament ins Deutsche. Von besonderer Wichtigkeit fr seine Anhnger war es, da er 1525 Katharina von Bora heiratete, die frher Nonne in einem schsischen Kloster gewesen war. Diese Ehe bedeutete fr die evangelischen Geistlichen eine Aufforderung, mit dem bisherigen Brauche der Ehe-losigkeit zu brechen und sich gleichfalls zu vermhlen. In Philipp Melanchthon fand Luther damals einen treuen Freund und eifrigen Helfer bei dem Werke der Reformation. Melanchthon stammte aus Bretten in Gaden und war wegen seiner grndlichen Kenntnis der griechischen Sprache schon in jungen Jahren Professor in Wittenberg geworden. Hier hatten die beiden Männer bald Freundschaft geschlossen, und die Evangelischen konnten mit diesem Bunde wohl zufrieden sein. Ihnen erschien Luther manchmal zu rasch dreinfahrend, zu khn und zu verwegen; da war denn nach ihrer Meinung der ruhige, vorsichtig berlegende Melanchthon eine treffliche Ergnzung zu dem Feuergeiste des Reformators. Luther wurde im Laufe der Jahre immer mehr der Helfer feiner Anhnger in allen mglichen Angelegenheiten. Mit Rat und Tat stand er ihnen zur Seite und half ihnen unermdlich, wenn es neue Gemeinden zu grnden oder Schulen und Kirchen zu bauen oder Prediger zu berufen galt. In allen Kreisen hatte er zahlreiche Freunde. Aus den Reihen der Meistersinger klang ihm das Lied Von der Witten-bergisch Nachtigall" entgegen, das der Nrnberger Schuhmacher Hans Sachs gedichtet hatte. Die Ritter waren ebenfalls vielfach der neuen Lehre zugetan. An ihrer Spitze standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Sickingen erbot sich, Luther bei einer Verfolgung auf seiner Ebernburg aufzunehmen. Hutten bekmpfte in leidenschaftlichen Streitschriften mancherlei kirchliche Mngel und half dadurch die neuen Ansichten ausbreiten. V 4. Die Reformationsreichstage: Speyer (1526 und 1529). Augsburg (1530). Kaiser Karl V. hatte sich durch das Wormser Edikt als entschiedener Gegner der neuen Lehre bekannt. Aber einstweilen kam er nicht dazu, die Bestimmungen von 1521 wirklich durchzufhren: feine auswrtigen Feinde, namentlich König Franz I. von

2. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 41

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
1 Herzog Alba. 41 Diese Manahmen machten viel bses Blut. Die Niederlnder haten das fremde Sldnerheer, das in ihrem Lande arg hauste, die Geist-liehen, derentwegen sie hohe Kirchensteuern zahlen muten, und die Regentin, die Philipps ungesetzliche Befehle ausfhrte. Beschwerden beim Könige halfen nichts. Als er aber noch schrfere Strafen der die Anhnger der neuen Lehre verhngte, entstand im ganzen Lande eine gefhrliche Grung. Die Fhrer der Niederlnder verfaten ein Schriftstck und verlangten darin schleunige Beseitigung der Mistnde, vor allem der Ketzerverfolgungen. Bei feierlichem Empfang trugen sie 1566 Margarete ihre Wnsche vor. Da flsterte ihr ein Ratgeber zu, sie solle sich doch nicht vor diesen Bettlern (gueux) frchten. Die Adeligen hrten das Spottwort und nannten sich von nun an Geusen". Ihr Geusenbund" erstrebte die Erhaltung der niederlndischen Freiheiten. Das weitere Verhalten der Regentin steigerte von Tag zu Tag die Aufregung im Lande. Bald erhob sich das Volk gegen die spanische Herrschaft; allerorten fanden Gottesdienste statt, deren Teilnehmer sich bewaffnet versammelten, um gegen spanische Angriffe geschtzt zu sein. In den Stdten kam es zu Bilderstrmen und Straenkmpfen, kurzum, im ganzen Lande loderte die Flamme des Brgerkrieges. X 2. Herzog Alba. Diese Ereignisse bestimmten Philipp zu rcksichtslosemeingreifen. Die Regeutin war nach seiner Meinung viel zu nachsichtig gewesen; an ihre Stelle trat als Vollstrecker der kniglichen Entschlsse der kriegsetprobte und dem Herrscher gleichgesinnte Herzog Alba. Der Spanier sollte die Fhrer des Volkes gefangen nehmen, die Reformation in den Niederlanden ausrotten und die Schtze des reichen Landes fr Spanien verwenden. Schon der Name Alba verbreitete unter den Niederlndern solchen Schrecken, da viele in die Fremde flchteten, darunter auch Wilhelm von Oranien. Der neue Statthalter, der 1567 mit zehntausend spanischen Sldnern in Brssel einrckte, lie bald nach seiner Ankunft Egmont und mehrere andre vornehme Niederlnder einkerkern. Egmont und der mit ihm zugleich gefangene Graf Hvorn wurden dann 1568 zu Brssel hingerichtet. Durch solches Vorgehen hoffte Alba vor allem die fremden Truppen einzuschchtern, die auf Orauiens Veranlassung den Niederlndern aus Deutschland zu Hilfe kommen sollten. Zahlreiche Urteile des von ihm eingesetzten Rates der Unruhen" folgten, aber sie bewirkten das Gegenteil von dem, was Philipp beabsichtigte. Nicht nur wurden die Niederlnder durch die Verfolgungen, wie kurz zuvor die Englnder, berzeugungstreue Anhnger der Reformation, sie setzten sich auch erst

3. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 45

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Die deutschen Kaiser und die kirchlichen Gegenstze. 45 Diese Beschlsse schafften nach zwei Seiten hin Klarheit. Die Katholiken erfuhren dadurch, was sie als Angehrige ihrer Kirche glauben, was sie verwerfen muten. Die Evangelischen erkannten, da nach diesem Urteil der ihre Anschauungen eine Verschmelzung beider Kirchen ausgeschlossen war. Zum Schutze der katholischen Lehren gegen alle nderungen wurde die Inquisition eingesetzt. Sie hielt Ketzergerichte der die-jenigen, welche andre Ansichten vertraten als die Kirche. Die Angeklagten konnten ihre Irrtmer abschwren und Bue tun, dann sollten sie milde behandelt werden. Weigerten sie sich aber, einen solchen Wider-ruf zu leisten, so wurde gewhnlich die Todesstrafe der sie verhngt und zumeist durch Feuer vollzogen. Durch dieses Verfahren gelang es der Inquisition, in den sndenropischen Lndern, namentlich in Spanien und Italien, die Anfnge der Reformation in kurzer Zeit vllig aus-Motten. \4. Die deutschen Kaiser und die kirchlichen Gegenstze. Nach< dem Augsburger Religionsfrieden war fr die Evangelischen in Deutsch-laud eine gnstige Zeit angebrochen. Kaiser Ferdinand I. (1556 bis 1564) bekannte sich zwar als ihr Gegner, aber er beschrnkte sich während seiner kurzen Regierungszeit darauf, dafr zu sorgen, da der von ihm vermittelte Friede aufrecht erkalten blieb. Seinem Nachfolger Maximilian Ii. (1564 bis 1576) sagte man nach, er sei in jungen Jahren dem bertritte zur evangelischen Lehre nahe gewesen und habe nur in Rcksicht auf seine Familie und auf die Kaiserwrde, die dann einem andern Prinzen zugefallen wre, von diesem Schritte abgesehen. Der Herrscher liefe den Evange-tischen freie Hand, als sie sich um den geistlichen Vorbehalt, den sie ja nicht anerkannt hatten, nicht mehr kmmerten, sondern bald dreizehn Bistmer und die beiden Erzbistmer Magdeburg und Bremen skularisierten. Aber auch in den sterreichischen Erblanden konnte sich damals die neue Lehre ausbreiten. Es kam eine Zeit, wo sogar zu Wien im Stephansdome evangelischer Gottesdienst gehalten wurde. Unter Rudolf Ii. (1576 bis 1612) setzte jedoch die Gegenrefo^-^ mation scharf ein. Der Herrscher selbst beschftigte sich lieber mit Astrologie als mit Reichsgeschften und gestattete die Ttigkeit des mchtig erstarkten Ordens der Jesuiten im Deutschen Reiche. Zielbewut und sicher singen diese mit ihrer Arbeit an und hatten bald in verschiedenen Gegenden Deutschlands gewa Mge^Erfolge zu ver-zeichnen. Im Bistum Wrzburg kehrten binnen Jahresfrist 62000 Evangelische zur katholischen Kirche zurck; viele ganz evangelische

4. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 105

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Die Erwerbung der preuischen Knigskrone. 105 obwohl die Brandenburger Truppen im Kriege groe Erfolge errungen hatten. Ihr Herr war eben blo Kurfürst; wenn er König gewesen wre, so htte man ganz andre Rcksicht genommen, denn es galt als Regel, da bei europischen Angelegenheiten nur Könige mitzusprechen hatten. Dazu kam noch, da andre Fürsten gerade zu jener Zeit in ihrem Range ganz gewaltig gestiegen waren. Wilhelm von Oranien, frher blo Erbstatthalter der Niederlande, stand jetzt als König von England viel hher als der Kurfürst von Brandenburg, und es hatte Friedrich sehr gekrnkt, da dieser bei einer Zusammen-fnft auf einem Sessel Platz nahm, während er sich mit einem gewhn-liehen Stuhle begngen mute. Der Kurfr st von Sachsen hatte nach seinem bertritt zur katholischen Kirche 1698 die polnische Krone gewonnen, und die Welsen in Hannover trugen feit 1692 den Kur* frstenhnt, während sie frher nur Herzge gewesen waren. Danckelmann widersetzte sich den Absichten seines Herrn. Das arme Land, so meinte er, knne die Kosten eines kniglichen Hofhaltes nicht aufbringen. Aber seine Gegner am Hofe wuten, da dem Kurfrsten sehr viel an der Verwirklichung dieses Lieblingsplanes lag. Sie erreichten es deshalb bei Friedrich, da der Minister gestrzt, ja sogar mit lebenslnglicher Festungshaft bestraft wurde. An seine Stelle trat einer von ihnen, Kolbe von Wartenberg. Kurfürst Friedrich wollte den Titel eines Knigs mit Preußen, nicht mit Brandenburg verknpfen. In Preußen gebot er souvern, während Brandenburg wenigstens dem Namen nach kaiserliches Sehen war; selbst der Schein, als sei die Krone ein Geschenk des Kaisers, sollte vermieden sein. Trotzdem mute natrlich Leopold I. veranlat werden, der Rangerhhung seine Zustimmung zu geben. In Wien hatte man eigentlich wenig Lust, auf den Wunsch des Brandenburgers einzugehen. Man fhlte nur zu deutlich, da die Rangerhhung fr ihn einen Machtzuwachs bedeute, und einen solchen mute man ja im sterreichischen Interesse verhindern. Als aber der Spanische Erbfolgekrieg vor der Tre stand, da gelang es Friedrich, den Widerstand zu brechen. Er verpflichtete sich, dem Kaiser fr die Dauer des Krieges gegen eine geringe Entschdigung 8000 Mann Hilss-truppeu zu stellen. Daraufhin gab Leopold ferne Zustimmung und unterzeichnete im Jahre 1700 den Kronvertrag." Gern tat er es nicht; denn im Grunde feines Herzens dachte er, was Prinz Eugen aussprach: da die Minister des Henkers wert feien, die der Majestt geraten htten, dem Kurfrsten die Knigskrone zu gewhren.

5. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 109

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Feste Begrndung des Einheitsstaates. 109 heit, und das mige Hofleben ward abgelst durch pflichttreue, harte Arbeit. Ttigsein, ja rastloses Ttigsein verlangte der Monarch von sich und von allen seinen Untertanen. Im Sommer begann sein Wirken fr das Wohl des Staates schon um vier, im Winter um sechs Uhr morgens. Zur Arbeit sind die Regenten geboren", pflegte er zu sagen. Eine wahrhaft strmische Tatkraft entfaltete Friedrich Wilhelm sein ganzes Leben hindurch. Was er anordnete, konnte ihm nie schnell genug ausgefhrt werden; cito, citissime", schnell, ganz schnell" schrieb er auf viele Erlasse. Was er will, das will er mit Vehemenz", uerte einmal ein fremder Gesandter von ihm. y 2. Feste Begrndung des Einheitsstaates. Friedrich Wilhelm war kein hochgebildeter Mann. Von den Wissenschaften hielt er nicht viel; sie hatten in seinen Augen nur dann Wert, wenn sie greifbaren Nutzen fr den Staat brachten. Aber seine riesige Arbeitskraft und sein groes praktisches Verstndnis waren fr das arme Land damals weit wichtiger als hohe Geistesbildung. Das Kleinste wie das Grte in seinem Staate wute er treffend einzuschtzen und in den richtigen Zusammenhang zu bringen, soda bald alle Rder der Staatsmaschine aufs beste ineinandergriffen. Bei seinem Regierungsantritt war das Knigreich immer noch ein lose zusammenhngendes Gefge von kleinen Staaten, wenn auch alle Untertanen seit 1701 als Preußen bezeichnet wurden. Jedes der Erb-lande hatte seine gesonderte Verwaltung und wachte ngstlich darber, da nur Einheimische als Beamte verwendet wurden. Da stellte sich der König denn die gewaltige Aufgabe, diese Gebiete zu einem ein-heitlichen Staatswesen zusammenzufgen. Sie konnte nur gelst werden, wenn er berall seinen Willen durchsetzte. Und das brachte er wirklich fertig. Friedrich Wilhelm war noch mehr Eisenkopf als sein Grovater, der Groe Kurfürst. Widerstand gegen seine Anordnungen schlug er rcksichtslos nieder. Mit der stndischen Libertt" war es ganz und gar vorbei. Ich stabiliere die Souvernitt wie einen rocher von Bronee", lautete sein Grundsatz. der sich erkannte er nur Gott an, zu dem er tglich in aufrichtiger Frmmigkeit und kindlicher Demut betete, neben sich in seinem Lande niemand: alle standen unter ihm und waren ihm unbedingten Gehorsam schuldig. Das ntigste und wichtigste Band war eine einheitliche Regierung. Noch gab es keine oberste Regierungsbehrde, in der alle Fden der Verwaltung zusammenliefen. Eine solche schuf der König wenigstens fr die Ordnung und Einsammlung der Steuern sowie fr die Ver-waltung der Domnen. Es war das Generaldirektorium des

6. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 114

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
114 Iv. Friedrich Wilhelm I. Gehorsam zu leisten. Keiner wute diese Ansicht des Knigs besser fr feine Zwecke auszuntzen als Kaiser Karl Vi. Ihm war wie seinen Vorfahren jede Strkung Preuens ein Greuel, und namentlich das Anwachsen der Kriegsmacht des jungen Knigreichs erregte seine Besorgnis. Wo dem Könige ein Erfolg winkte, da vertrat ihm der Kaiser den Weg. Und das war sehr leicht; denn der ehrliche Friedrich Wilhelm verabscheute die krummen Pfade der Diplomatie und zeigte sich in feiner Offenherzigkeit den geriebenen Unterhndlern des Wiener Hofes nicht gewachsen. Karls Vi. einziges Kind war eine Tochter, Maria Theresia. Ihr wollte der Kaiser die Erbfolge in den habsburgifchen Landen sichern; denn nicht wenige Fürsten zweifelten daran, ob ihr dort wirklich nach dem Tode des Vaters die Regierung gebhre. Auf feinen Befehl wurde eine Urknnde aufgefetzt, in der die Unteilbarkeit des habsburgifcheu Besitzes und die Rechte feiner Tochter auf alle diese Lnder ausgesprochen waren: die Pragmatische Sanktion, das heit tatschliche Anerkennung. Eine Reihe von Hfen erklrte sich damit einverstanden. Friedrich Wilhelm tat dies auch und hoffte, der Kaiser werde zum Dank fr diese Bereitwilligkeit nach dem Aussterben des pfalzneuburgifchen Geschlechts ihm als dem nchsten Erbberechtigten bei der Erwerbung des Herzogtums Berg behilflich fein. Als jedoch die Pragmatische Sanktion die Zustimmung der meisten Fürsten gefunden hatte und Karl die Hilfe des Knigs nicht mehr brauchte, sprach er das Land einer pflzischen Nebenlinie zu. Ingrimmig rief der König, auf seinen Sohn zeigend: Da steht einer, der mich rchen wird." 6. Der König als Landesvater. Preußen war damals immer noch ein Ackerbaustaat, ein Agrarstaat, wie zu Zeiten des Groen Kurfrsten. Deshalb mute die Hebung der Landwirtschaft eine der wichtigsten Aufgaben des Monarchen fein. Er selbst konnte als der grte Landwirt des Staates gelten: der die Domnen hatte er allein zu verfgen. Es war denn auch feine Hauptforge, ihren Ertrag zu erhhen, und durch sorgfltige Bewirtschaftung erzielte er schlielich aus ihnen das Doppelte der frheren Einknfte. Bei feinem Regierungsantritt gab es groe Landstrecken, tue noch feit den schlimmen Kriegszeiten wst lagen, dazu auch solche, die nachher durch die Pest entvlkert waren, vor allem Ostpreuen. Dahin sandte er zahlreiche Kolonisten aus Schwaben, Franken und Niedersachsen. 17 000 Salzburger, die wegen ihres Glaubens aus der Heimat vertrieben waren, kamen ihm gerade recht: er konnte sie alle in Ost. prenen unterbringen. berhaupt war ihm jede Einwanderung will-

7. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 115

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Der König als Landesvater. 115 kommen, wenn sie seinem Staate brauchbare Bewohner zufhrte; denn Menschen erschienen ihm, wie er wohl uerte, als der grte Reichtum eines Landes. Fr den Bauernstand hatte Friedrich Wilhelm allzeit ein warmes Herz. Dieser befand sich allerdings in einer sehr bedrngten Lage. Wir knnen uns heute nur freie Bauern auf eigenem Besitz vorstellen; die aber waren damals sehr selten. Bei weitem die meisten lebten in drckender Abhngigkeit von den adeligen Gutsherren. Man nennt dieses Verhltnis gewhnlich Erbuntertnigkeit. Der erbunter-tnige Bauer mute dem Adeligen mit seiner ganzen Familie und mit seinem Zugvieh Frondienste leisten. Die meisten hatten fast die ganze Woche fr den Herrn zu arbeiten und konnten oft ihre eigenen cker nicht richtig bestellen; denn Herrendienst ging immer dem Eigen-dienst vor. Dazu war der Erbuntertnige nicht blo fr seine Person, sondern mit seiner ganzen Familie an das Gut gebunden. Seine Kinder durften nicht ohne Erlaubnis des Herrn in fremde Dienste gehen, sich sogar nicht einmal ohne seine Zustimmung verheiraten. Dieses traurige Verhltnis vererbte sich. Die Behandlung der erbuntertnigen Bauern war vielfach beraus roh; da sie mit Peitschen- oder Stockhieben zur Arbeit angetrieben wurden, kam gar nicht selten vor. Am liebsten htte der König diese Zustnde von Grund auf gendert und alle Bauern zu freien Leuten gemacht. Die auf seinen Domnen wurden in der Tat frei und fast aller Lasten ledig. Aber auf den Gtern der Adeligen erreichte er nur wenig. Der sonst allmchtige Herrscher htte vielleicht mit Gewalt auch hier seinen Willen durchsetzen knnen, aber er durfte es mit den Gutsbesitzern nicht verderben, da er ihre Hilfe im Staat und im Heere brauchte. So begngte er sich damit, die Frondienste der Bauern auf drei Tage in der Woche zu beschrnken und bei schwerer Strafe jede krperliche Zchtigung der Erbuntertnigen zu verbieten. der die Gewerbettigkeit dachte Friedrich Wilhelm gerade so wie der Groe Kurfürst. Mglichst alles, was im Lande an Industrie-Produkten gebraucht wurde, sollte dort auch hergestellt werden. Besonders die Tuchindustrie erlebte durch seine Frsorge einen gewaltigen Aufschwung: die Untertanen durften nur Stoffe tragen, die im eigenen Lande gefertigt waren. Die vorbildliche Verwaltung der Domnen, die Hebung des Bauernstandes, des Handels und Gewerbes ermglichten es dem Könige bald, die Einknfte des Staates zu verdoppeln auf sieben Millionen Taler, ohne da die Steuern als drckend empfunden wurden. 8*

8. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 120

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
120 I. Jugend und Regierungsantritt Friedrichs Ii. erllich sei, und seitdem unterzog er sich seiner Aufgabe mit rhm-lichem Pflichteifer. Der Vater merkte mit Freuden die Umwandlung des Sohnes und vershnte sich mit ihm bei der Hochzeit der Prin-zessin Wilhelmine, der Lieblingsschwester Friedrichs. Freilich stellte er bald den Gehorsam des Thronfolgers noch auf eine schwere Probe. Friedrich Wilhelm wnschte, Friedrich mge die Prinzessin Elisabeth Christine von Brannschweig-Bevern heiraten. Sie war eine Nichte der Kaiserin, und die Ehe sollte dazu beitragen, die Huser Habsburg und Hohenzollern enger miteinander zu verbinden. Leiden-schaftlich lehnte sich Friedrich gegen eine erzwungene Heirat mit einer Frstentochter auf, die er gar nicht kannte. Aber er mute schlielich einsehen, da gegen den eisernen Willen seines Vaters kein Widerstand half. Deshalb fgte er sich, und die Hochzeit fand 1733 statt. Die Ehe wurde unglcklich. Die Kronprinzessin schtzte ihren Gatten sehr hoch, er jedoch brachte ihr nur Gleichgltigkeit entgegen. 2. Die Rheinsberger Zeit. Der Regierungsantritt. Die letzten Kronprinzenjahre weilte Friedrich mit seiner Gemahlin auf Schlo Rheinsberg. Er befehligte das Nenrnppiner Regiment und suchte es so recht nach dem Wunsche seines Vaters zu gestalten. Neben eifriger militrischer Arbeit beschftigten ihn aber auch unablssig die Gedanken an die Pflichten und Aufgaben feines zuknftigen H err scherberuf es, und er griff wohl zur Feder, um mit sich darber ins Klare zu kommen. Trotz diesen ernsten Beschftigungen fand der Kronprinz noch Zeit genug, sich seinen knstlerischen Neigungen zu widmen. Knstler, Gelehrte und Dichter waren Gste an seinem Hofe: mit den einen musizierte er, mit den andern fhrte er eingehende Gesprche der philosophische Fragen oder geno mit ihnen die Schnheiten der franzsischen Dichtkunst. Aus dieser schnsten Zeit seines Lebens" berief ihn der Tod des Vaters zur Regierung. Selten ist ein Herrfcher so wohl vorbereitet an das Staatsruder gelangt. Der junge König war in alle Einzelheiten des groen Ver-waltnngsbetriebes eingeweiht; dazu beseelte ihn ein hohes Pflichtgefhl. Er sprte in sich die Kraft, nicht blo das Wert des Vaters fortzufhren, fondern Preuens Macht und Ansehen noch gewaltig zu mehren. Seine Freunde hatten gehofft, er werde als König ein Zeit-alter herauffhren, in dem man nur den Knsten und Wissenschaften lebte. Sie sahen sich bitter enttuscht: fortan erfllten den neuen Herrscher nur die Gedanken der hohen Staatskunst.

9. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 143

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Friedrich und Joseph Ii. 143 Deshalb fanden auch solche Leute, die anderswo verdrngt waren, in Preußen Unterkunft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben und aus den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in der schleichen Provinz des evangelischen Preuenknigs geduldet. Nur muten sich seine Mitglieder unbedingt den Staatsgesetzen unter-ordnen und nach Friedrichs ausdrcklichem Befehl auf jeden Bekehruugs-versuch verzichten. Sonst lie der König die Grundlagen des Staates bestehen, wie er sie vorgefunden hatte. Sie waren ganz verschieden von den heutigen. Es ist uns jetzt in Fleisch und Blut bergegangen, da in Deutschland niemand durch die Geburt Vorrechte vor andern hat. Das war damals ganz anders. Da gehrte jeder durch seine Abstammung in eine Klasse von Menschen mit bestimmten Rechten, aus der er sehr schwer ausscheiden konnte. Die meisten Rechte hatte der Adel. Nur Adelige durften Rittergter besitzen, nur sie konnten in den meisten Regimentern Offiziere werden, ihnen blieben auch gewhnlich die hohen Beamtenstellen vorbehalten. Die adeligen Rittergutsbesitzer zahlten keine Steuern; doch hatten sie auf ihren Gtern ohne Entschdigung die Polizeigewalt und die niedere Gerichtsbarkeit auszuben. Dieser Stand also hob sich weit der die Masse der brigen Untertanen: der König regierte durch ihn den Staat. Nach ihm kamen die Brger der Städte. Sie waren frei und schieden sich in zwei Gruppen. Die eine bildeten die Studierten und die Kaufleute, die gewhnlich auch das Stadtregiment fhrten, aller-dings unter der Oberaufsicht des allmchtigen kniglichen Steuerrats; die andre bestand aus Handwerkern, fr die noch der Zunftzwang herrschte, der aber durch die Anlage von Fabriken nicht selten durchbrochen wurde. Deu Stdtern ging es ganz gut unter der Frsorge Friedrichs; freilich klagte der König oft der Mangel an Unternehmungsgeist in ihren Reihen. Die dritte Gruppe waren die gutsuntertnigen Bauern. Wohl suchte Friedrich auch ihre Lage zu bessern, aber selbst seine gewaltige Machtflle reichte nicht aus, hier alles nach seinem Willen zu gestalten; doch ging er gegen schwere bergriffe der Gutsherren mit schonungsloser Strenge vor. 4. Friedrich und Joseph Ii. In Ost er reich regierte bis 1780 Maria Theresia; ihr zur Seite stand als Deutscher Kaiser schon seit 1765 ihr Sohn Joseph Ii. Die Mutter hatte durch die zahlreichen Mierfolge ihres Lebens gelernt, jeden Plan ruhig zu berlegen und vor allem zu prfen, ob er auch wirklich durchfhrbar fei. Der jugend-

10. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 159

1915 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Wiederholungztaseln. 159 1772 Friedrich erhlt bei der ersten Teilung Polens das verwahrloste Westpreuen, wo er in kurzer Zeit Ordnung schafft. 1779 Friedrich verhindert die Besitznahme Bayerns durch Josef Ii. Nachher Frstenbund. 1776-1783 Der Nordamerikanische Freiheitskrieg: die Grndung der Vereinigten Staaten von Nordamerika. tviederholungstafeln. I. Griechische Geschichte. 1800 1100 Die mykenische Zeit, durch Schliemann bekannt geworden. v. Chr. Prchtig ausgeschmckte Palste, wie sie Homer beschreibt. Knigsgrber mit Schtzen, Goldmasken. um 1100 Der Einbruch der Dorer in Griechenland. Vernichtung der myke-nischen Kultur. Groe Verschiebungen: Botier, Jonier; die Bewohner des Peloponnes. Im Anschlu daran Kolonisation der Inseln des gischen Meeres und der Ksten Kleinasiens, nachher auch Siziliens und Sditaliens. Die Griechen als Schler der gypter, der Babylomer, Assyrer und Ph-nizier. 776 Beginn der griechischen Zeitrechnung, Zhlung nach Olympiaden. Sparta. Das dorische Herrenvolk in der Minderheit gegen Heloten und Periken. Nach der Lykurgischen Gesetzgebung darum festes Zusammenhalten und kriegerische Tchtigkeit ntig, auf die das ganze Staatswesen zugeschnitten ist. Könige, Ephoren, Rat der Alten. Athen. Sagenhafter Tod des Knigs Kodros. Anstelle des Knigs fortan Archonten. Drckende Herrschaft der Eupatriden. Abhilfe durch 594 Solon. Lastabschttelung, Verbot, Schuldner in die Sklaverei zu ver-kaufen. Anteil der brigen Brger an der Volksvertretung und an den Geschworenengerichten. 560510 Tyrannis des Peisistratos und seiner Shne. Erwerbung der Herrschaft durch Begnstigung des niederen Volkes. Aufschwung Athens: Wegbauten, Wasserleitung, Handel. Miwirtschaft der Shne, deshalb 510 ihr Sturz. Scherbengericht. 500 - 449 Freiheitskampf der Griechen gegen die Perser. Die Perser Herren der kteinasiatischen Griechenstdte. Der Jonische Aufstand. Untersttzung durch die Athener. Darius will Athen strafen und zugleich Herr des ganzen gischen Meeres werden. Zug des Mar-donios. Berg Athos. 490 Zug durchs gische Meer, Miltiades, Marathon. Miglckter athenischer Zug gegen Paros. Verurteilung des Miltiades. Athen wird groe Seemacht durch Themistokles. Aristeides ver-bannt.
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