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1. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 80

1913 - [s.l.] : Hirt
80 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. 20. Bismarck. Es stehet in Gottes Hkinden, da es einem Regenten gerate; derselbe gibt ihm einen lblichen Kanzler." ^ugenit \Otto von Bismarck stammte aus altem mrkischen Adelsgeschlechte, aus dem schon viele den Hohenzollern in Treue gedient hatten. Er wurde geboren zu Schnhausen in der Altmark am 1. April 1815. Die ersten Jahre verlebte er auf dem Gute seiner Eltern, spter kam er in Pension nach Berlin, um hier das Gymnasium zu besuchen. Nach Be-endigung seiner Schulzeit wurde er in Gttingen ein lustiger Student. Er studierte die Rechtswissenschaften und ist nach dem Examen auch einige Zeit Referendar oder, wie es damals hie, Nuskultator gewesen. Weil er sich aber nach dem Lande zurcksehnte, so nahm er bald seinen Abschied und wurde Landwirt. Das Gut, worauf er wohnte, lag in Pommern und hie Kniephof. Weil es dort aber hufig sehr lustig zu-ging und deshalb viel getrunken wurde, nannten es die Nachbarn den Kneiphof" und ihn den tollen Bismarck". Nach dem Tode seines Vaters bernahm er das Stammgut der Familie, Schnhausen, und schrieb sich seitdem von Bismarck-Schn-Hausen". mit^Johanna Seilte Leute hatten ihren Herrn, der während einer bung als tiotamertt= Offizier seinem Burschen unter eigener groer Gefahr das Leben ge-rettet hatte, sehr gern. So war allgemeine Freude, als er sich mit Johanna von Puttkamer, die er auf der Hochzeit seines Freundes kennen gelernt hatte, verheiratete. Verschieden waren die beiden, wie im uern, so auch im Wesen. Er eine Reckengestalt, sie ein zartes Mdchen; er strmisch, ja aufbrausend, sie sanft und mild. Doch wo das Strenge mit dem Zarten, wo Starkes sich und Mildes paarten, da gibt es einen guten Klang". Seine Frau ist ihm das Liebste auf Erden gewesen bis zu jenem trben Novembertage 1894, als sie nach fast fnfzigjhriger Ehe ihm in die Ewigkeit voranging. Drei Kinder, zwei Shne und eine Tochter, erhhten ihnen das Glck der Ehe. In seinem Hanse hat Bismarck, wenn die Strme des Lebens ihn umbrausten, immer einen ruhigen Hafen des Friedens gefunden. Das dankt das deutsche Volk Johanna von Bismarck bis bers Grab hinaus. Bismarck als Bald erging der Ruf feines Knigs an ihn, der ihn aus dem in Frankfurt. Frieden des Landlebens zur Arbeit fr Preuens, fr Deutschlands Gre hinausrief. In den aufgeregten Tagen von 1848 und der Zeit darauf hatte sich Otto von Bismarck immer als ein tapferer Kmpfer fr des

2. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 106

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
106 "ach franzsischer Mode, sa auf seinem Zimmer in Schlafrock und Pantoffeln, las eifrig franzsische Schriftsteller und machte zu seinem Vergngen franzsische Gedichte, oder er blies die Flte, worin er es bis zur Meisterschaft gebracht hatte. Die religisen bungen im Schlosse langweilten ihn, die Unterhaltung im Tabakskollegium war ihm zu wenig geistreich, und an der Jagd, die sein Vater besonders liebte, fand er kein Vergngen. Friedrich schenkte gern Bedrftigen, und die eigenen Bedrfnisse erforderten ebenfalls viel Geld. Vater und Sohn stimmten also in manchen wesentlichen Punkten durchaus nicht berein, und da ferner der König den aufstrebenden Geist seines Sohnes verkannte, so geschah es, da zwischen beiden eine Spannung entstand, die immer grer wurde. Dazu kam noch, da sich der König oft vom Zorne hinreien lie, den Prinzen ffentlich mit harten Worten schalt und von seinem Zchtigungsrecht nicht selten in der empfindlichsten Weise Gebrauch machte. Fritz ist ein Quer-pfeifer und Poet," pflegte er wohl zu sagen, er macht sich nichts aus Soldaten und wird mir die ganze Arbeit verderben." Die Kluft zwischen Vater und Sohn erweiterte sich noch mehr, als die Mutter, die Knigin Sophie Dorothea, zwischen ihren Kindern und den Kindern ihres Bruders, des Knigs von England, eine Doppelheirat einzuleiten suchte. Beeinflut von dem sterreichischen Gesandten Seckendorf, dem eine Verbindung zwischen Preußen und England nicht genehm war, wollte der König von der geplanten Vermhlung nichts wissen, wnschte vielmehr die Verbindung seines Sohnes mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern. Der Fluchtversuch. Durch eine Flucht zu seinem Oheim, dem Könige von England, suchte sich der Prinz aus seiner harten Lage zu befreien. Zwei befreundete Offiziere, von Katte in Berlin und von Keith in Wesel, wurden mit ins Vertrauen ge-zogen. Schon war alles zur Flucht bereit, da scheiterte das Vor-haben. Der Leutnant von Keith entkam glcklich, Friedrich aber und von Katte wurden gefangen genommen und beide nach der Festung Kstrin geschickt: von Katte wurde zum Tode verurteilt und auf dem Gefngnisplatz von Kstrirt vor den Fenstern Friedrichs hingerichtet. Der König sah in dem Plane seines Sohnes eine Lieb-losigkeit gegen den Vater, eine Schdigung des Ansehens des Staates und vor allem eine soldatische Pflichtvergessenheit. Er stie deshalb den Kronprinzen ms

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 27

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Ulm, Trafalgar, Austerlitz. Knigin Luise. Ii Ii2i. Ter Korse machte seinen lteren Bruder Joseph zum König von Neapel, den jngeren, Ludwig, zum König von Holland. Die kleinen Fürsten Sdwestdeutschlands vereinigte er zu einem Rheinbunde; sie muten aus dem Reich austreten und fr die Kriege ihres Protektors" jeder ein Kontingent", eine bestimmte Anzahl Truppen stellen; zum ersten Male wieder seit Jahrhunderten winkte den Sddeutschen die Bahn des Kriegsruhmes. Das Deutsche Reich war aufgelst: Franz Ii. erlie die Erklrung, 1806 da Wir das reichsoberhauptliche Amt und Wrde durch die Vereinigung der konfderierten rheinischen Stnde als erloschen und Uns dadurch von allen bernommenen Pflichten gegen das Deutsche Reich losgezhlt be-trachten und die vonwegen desselben bis jetzt getragene Kaiserkrone und gefhrte kaiserliche Regierung, wie hiermit geschieht, niederlegen". Seit 1804 fhrte er bereits den Titel Kaiser von sterreich. 2. Knigin Luise. 1. Im Frhling 1793 rckten die Preußen heran, um die verlorene Festung Mainz zurckzuerobern. In Frankfurt am Main, das die Hessen den Franzosen wieder entrissen hatten, sahen der König und seine Shne die beiden jungen Prinzessinnen von Mecklenburg-Strelitz, die nach dem frhen Tode der Mutter in dem benachbarten Darmstadt von der Gromutter, der Prinzessin Georg, erzogen worden waren; der Vater erbte ein Jahr spter nach dem Hingang seines Bruders, den Fritz Reuter als Drchluchting" verewigt hat, den Strelitzer Thron. Die liebliche Luise gewann im Fluge das Herz des Kronprinzen; und an einem schnen Maitag erschien sie mit ihrer Schwester Friederike, die mit dem zweiten Knigssohn verlobt worden war, im Feldlager vor Mainz, die Altesse royale de mon cceur" zu besuchen: wie zwei himm-lische Erscheinungen traten die blonden Frstentchter auch vor die Augen Goethes, der seinen Herzog abermals in den Krieg begleitet hatte. Noch im nmlichen Jahr zog die Kronprinzenbraut in Berlin ein 1793 unter dem Iubelgru der Bevlkerung; an einer Ehrenpforte berreichten junge Mdchen Blumen und Gedichte, und Luise umarmte und kte die Sprecherin. Im Weien Saale des Knigsschlosses geschahen am Vor-abend des Weihnachtsfestes die beiden Trauungen; der mrkische Edel-knabe Achim von Arnim hat den Anblick der sptern Knigin nie ver-gessen, wie sie gesenkten Hauptes im Glanz ihrer Schnheit durch die gedrngten Sle schritt". Inmitten des genuschtigen Hofes baute sich nun das Kronprinzen-paar, unbeschadet der Lebens- und Tanzlust der jungen Frau, sein hus-

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 32

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
32 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. König vernachlssigt und von denen uns doch nur allein Rettung kommen kann, um sich; ja, sie ist es, die das, was noch nicht zusammengestrzt ist, erhlt." Vom Schlachtfeld kam der Sieger nach Weimar; die Herzogin Luise rechtfertigte in langer Unterredung mit ihm mutig das Bndnis ihres Gemahls mit Preußen. Eine Frau, die nicht einmal vor unfern zweihundert Kanonen Angst hat," uerte er und lie dem Herzog sagen, er verdanke den Weiterbesitz seines Landes nur de: Achtung, die ihm seine Frau eingeflt habe. In derselben Nacht wurde Goethe durch die tapfere Geistesgegenwart seiner Gemahlin Christiane Vulpius den Mrderhnden franzsischer Plnderer entrissen. 5. Der Kaiser zog vierzehn Tage nach seinem Doppelsieg in Berlin eilt. Mit Ehrfurcht stand er in Potsdam am Sarge des Alten Fritz": Wenn der noch lebte," soll er gesagt haben, stnden wir nicht hier." Den Degen des groen Knigs schickte er nach Paris, ebenso das von Gottfried Schadow gegossene Viergespann der Viktoria auf dem Branden-burger Tor, das Friedrich Wilhelm Ii. erbaut hatte. Immer tiefer in den Osten flchtete die Knigsfamilie. Knigin Luise wurde von einem, heftigen Nervenfieber ergriffen und mute bald nach Weihnachten im grimmigsten Winter, noch krank, der die Kurische Nehrung flchten: da bernachtete sie in einer Htte, deren Fenster zerbrochen waren, so da es ihr aufs Bett schneite. Und doch wollte die fromme Frau lieber in Gottes Hand fallen als in die der bsen Menschen: und sie wurde gesund in Wind und Wetter. Schmachvoll wurden die Festungen, fast alle ohne Beschieung, durch die zum Teil steinalten Kommandanten ausgeliefert: in Stettin ergaben sich 5000 Mann an 800 franzsische Reiter; Magdeburg kapi-tulierte nach den ersten feindlichen Schssen mit 24000 Mann, 6500 Pferden und 577 Geschtzen; die Belagerungstruppen unter Marschall Ney waren weit schwcher: mehrere feindliche Korps htte die Festung vor ihren Mauern festhalten knnen. Preußen ist verschwunden," schrieb Napoleon an den Sultan. Nur drei Festungen bildeten eine trostreiche Ausnahme. Danzig bergab Feldmarschall Kalkreuth erst im Mai mit wohlverdienten Kriegsehren. Graudenz hielt sich bis zum Friedensschlu. Als ein Unterhndler (Parlamentr) andeutete, es gebe keinen König von Preußen mehr, antwortete der Kommandant, General Eourbiere, ein alter Neuenburger, auf deutsch: Gut, dann bin ich König von Graudenz." 6. Die alte Hansestadt Kolberg war in derselben schlimmen Verfassung wie die andern Festungen: die Wlle waren verfallen; die Besatzung zhlte kaum 1000 Mann und war schlecht gebt und schlecht gesinnt;

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 47

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Wilhelm v. Humboldt. Tod der Knigin Luise. Ii 6?7i. 47 zu beschwichtigen, entschlo sich der König nach langem Bedenken, in seine Hauptstadt zurckzukehren. 40. Um die Weihnachtszeit 1809 zog die Knigsfamilie unter Glocken-gelernte wieder in Berlin ein: der König zu Rotz, die schne Knigin weinend mit ihren jngeren Kindern im Wagen, den ihr die Stadt ge-schenkt hatte; dann in Reih und Glied bei ihren Regimentern die Prinzen, und ringsum dichte Scharen Jauchzender und Weinender. Knigin Luise war ihres Gatten treue Gehilfin gewesen, wie sie in seiner liebevollen Art immer noch den Brutigam zu sehen glaubte. Kurz vor dem Tilsiter Frieden schrieb sie ihrem Vater: Aus dem Wege des Rechtes leben, sterben und, wenn es sein mu, Brot und Salz essen, das ist unser fester Vorsatz." Den Aufgang des neuen Tages sollte sie nicht mehr sehen. Ihr letzter Erfolg war die Ernennung Hardenbergs zum Staatskanzler. Bei einem Besuch ihres Vaters starb sie auf dem Schlosse Hohen-Zieritz in den Armen 19. Juli ihres Gatten, nachdem sie von ihren Lieblingen Fritz und Wilhelm, die 1810 mit dem Vater an ihr Krankenbett geeilt waren, rhrenden Abschied ge-nommen. Sie ruht in dem Mausoleum des Charlottenburger Parkes. Ihr ehemaliger Schtzling Christian Rauch, Deutschlands grter Bildhauer, hat ihr Grabmal schaffen drfen. Der gleiche geheiligte Raum umschliet jetzt die Marmorsarkophage ihres Gatten und ihres Sohnes, des Kaisers Wilhelm, sowie in einer Urne das Herz Friedrich Wilhelms Iv. So ist das Gebude ein wrdiges Denkmal der edeln Frstin und Mutter, die auf der Flucht nach Memel die Worte aufgezeichnet hat: Wenngleich die Nachwelt meinen Namen nicht unter den berhmten Frauen nennen wird, so wird sie doch, wenn sie die Leiden dieser Zeit erfhrt, wissen, was ich durch sie gelitten habe, und sie wird sagen: sie duldete viel und harrte aus im Dulden. Dann wnsche ich nur, da sie zugleich sagen mge: Sie gab Kindern das Dasein, welche bes-serer Zeiten wrdig waren, sie herbeizufhren gestrebt und endlich errungen haben." 7. Der russische Feldzug 1812. 1. Napoleon stand auf dem Hhepunkt seiner Laufbahn; sein Hof und die Welt zitterten vor ihm. Er selbst war unablssig ttig fr die Befestigung seiner Macht, aber auch fr den Ruhm und die Wohlfahrt der groen Nation", mit Frsorge und mit Strenge, ja mit grausamer Hrte, wo er sie fr zweckmig hielt: er sei der grte Sklave unter den Menschen, uerte er gegen einen deutschen Fürsten; drei Tage und drei Nchte hat er einmal ununterbrochen gearbeitet. Er konnte schlafen.

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 99

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Krieg um die Einheit der Union. Iv 2ba3i. 99 3. Wenige Tage nachher wurde Lincoln im Theater zu Washington von einem Sdlnder erschossen. Vor kurzem hatten ihn die dankbaren Mitbrger fast einstimmig zu zweiten Male zum Prsidenten gewhlt. Der Krieg war furchtbar blutig gewesen. der eine halbe Million, nach anderer Schtzung eine Million Menschenleben hatte er verschlungen. Aber er hat auch groe Fortschritte gezeitigt: Eisenbahn und Telegraph wurden in den Dienst der Kriegfhrung gestellt, die Panzerschiffe kamen in Gebrauch. Insbesondere erfuhr die Pflege der Kranken und Ver-mundeten Verbesserungen: man entfernte sie mglichst vom Kriegschauplatz und verteilte sie der das Land; so war der Ausbreitung ansteckender Krankheiten vorgebeugt, und die Krankenpfleger aller Landesteile und aller Stnde, zumal die Frauen, konnten den rzten ihren Beistand leisten. Die Unteilbarkeit der Union stand ebenso fest wie die Abolition. An Lincolns Todestag berschtteten Negerkinder, die ihren Eltern zurckgegeben waren, den alten Garrison mit Blumen. Schon 1870 erhielten die Neger das Brgerrecht; sie werden aber heute noch als Fremde behandelt und vom Umgang der Weien ferngehalten. Die Sudstaaten haben sich allmhlich mit der neuen Lage vershnt. Die ehemaligen Pflanzer wandten sich neben der Baumwoll- und Tabak-Erzeugung dem Krner- und Bergbau zu; die Einwanderung strmte auch der den Potomac. In Nord-Alabama fand sich ein Reichtum an Kohle und Eisen, der dem Segen von Pennsyl-vanien wenig nachsteht. In diesem ehemaligen Sklavengebiet ist die taube und blinde Helen Keller durch die wunderbare Erziehungskunst Mary Sullivans zur lebensfreudigen Denkerin geworden. 4. Nach einem Vierteljahrhundert hat auch Brasilien die Sklaverei ab-geschafft. Heute gibt es kein gesittetes Volk mehr, das den Sklavenhandel treibt oder auch nur duldet. 3. König Wilhelm I. und seine Paladine". 1. König Friedrich Wilhelm Iv. lebte fast so schlicht wie ein vornehmer Privatmann; mit seiner Gemahlin fhlte er sich im Umgang mit Gelehrten und Knstlern behaglich wie einst Friedrich der Groe, in dessen Sanssouci er gern verweilte. Als König Mar von Bayern den Geschichtsforscher Leopold Ranke nach Mnchen berufen wollte, schrieb ihm sein kniglicher Schwager in Sorgen um den ihm drohenden Verlust: Die Sache schwebt in der Luft wie eine Orchis mit unentfalteter Blte. Ich wei durchaus nicht, ob die Blume Deine oder meine Farbe tragen wird." Aber seine Regierung war nach seinem eigenen Urteil Friede ohne Freude". 7*

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 100

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
100 Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches. Wohl durfte er die Hohenzollerischen Lande aus der Hand ihrer Fürsten bernehmen und gemeinsam mit ihnen die Stammburg seines Hauses neu aufbauen; von Oldenburg erwarb er den Jadebusen, an dessen Kste bald einer der besten Hfen fr die preuische Flotte erstehen sollte: Wilhelmshaven. Aber seine groen Plne mute er alle scheitern sehen, weil dem unglcklichen Mann die Kraft der Entschlieung und der Tat abging, wie einst seinem Vater, und weil seine Ideale in der Vergangenheit lagen: ein Schriftsteller hat ihn den Romantiker auf dem Thron genannt. 2. Um so fester stand sein Bruder und Nachfolger Wilhelm I. auf dem Boden der Wirklichkeit. Er sah die Welt mit ungetrbten Augen an, wie seine Mutter, und verstand das Fhlen und Streben seiner Zeit. Kurz nachdem in Amerika der Staatenbund der Union nach seiner ernsten Krisis einen Aufschwung zu nie dagewesener Herrlichkeit genommen hatte, gelang ihm in seinem Alter die Aufrichtung des deutschen E in-heitsstaats im Herzen Europas. Die berzeugung, da die Kriegsverfassung des Deutschen Bundes und seiner auerpreuischen Glieder nichts tauge, brachte er mit auf den Thron. Die Bundesstaaten besaen zwar die allgemeine Wehrpflicht, aber mit zahlreichen Ausnahmen und dem Rechte der (Stellvertretung: nur die Shne der Armen wurden Soldat; die Reichsstdte Frankfurt a. M. und Bremen begngten sich gar mit Mietsoldaten. König Wilhelm er-blickte seine Lebensaufgabe darin, wenigstens sein Preußen, den einzigen wehrhaften Staat im Bunde, stark zu machen durch seine Kriegsmacht. 3. Von Kind auf gehrte Kraft und Neigung des am 22. Mrz 1797 geborenen Prinzen vor allem dem Heer. Wie schmuck stand der sieben-jhrige Willi am Krankenbett seiner Mutter in Knigsberg als Husar in Kalpak und Dolman, die er unter dem Weihnachtsbaum fand! An feinem zehnten Geburtstag ward er Fhnrich in der Garde zu Fu. Unser Sohn Wilhelm," schrieb die Knigin Luise ein Jahr vor ihrem Tod an ihren Vater, wird, wenn mich nicht alles trgt, wie sein Vater, ein-fach, bieder und verstndig. Auch in seinem uern hat er die meiste hnlichkeit mit ihm; nur wird er, glaube ich, nicht so schon." Im Kugelregen auf franzsischer Erde verdiente er sich das Eiserne Kreuz erster Klasse; soldatisch einfach schlief er auf eisernem Feldbett bis ins hchste Alter. Seinem Blick entging keine Unordnung; unermdlich aber sorgte er auch fr das Wohlbefinden der Truppen, fr die Ehre ihres Standes. Seine Jugendliebe zu der schnen, rotblonden Elise von Radziwill, der Nichte Prinz Louis Ferdinands, hatte er auf des Vaters Verlangen nach schweren Seelenkmpfen aufgegeben, weil die Shne aus der Verbindung

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 28

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
28 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. liches Glck auf, besonders in der Stille von Potsdam und Sanssouci, das sie gern ihr Ohnesorge" nannte; am liebsten weilte sie auf dem hbsch gelegenen Gute Paretz an der Havel, das der Kronprinz kaufte: hier spielte man Topfschlagen und Blinde Kuh, und die gndige Frau von Paretz" fehlte nicht leicht beim Erntefest, wo sie mit den Landleuten tanzte und auch ihr Gatte, der sonst so scheu und zurckhaltend war, die Lustbarkeit teilte. Auch als Friedrich Wilhelm Iii. den Thron bestieg, bildete die schlichte Huslichkeit das Glck seines Lebens. Er bezog nicht das Schlo Andreas Schlters, sondern wohnte auch fernerhin im Kronprinzenpalais, wie spter sein Sohn Wilhelm. Die zahlreichen Kinder, die Luise ihm gebar, wurden in Rousseaus Geist natrlich und einfach erzogen, wie denn Luise auch auf Pestalozzis bahnbrechende Gedanken aufmerksam wurde. Nicht ohne Mibilligung berichtete der sterreichische Gesandte, wie der König in Potsdam mit dem Kronprinzen, die Knigin mit einer Prinzessin auf dem Arm durch die Brger schritt, die kein Wachtposten vom Schlosse fern-hielt; in den Grten von Charlottenburg und Potsdam und besonders auf den Wiesen von Paretz tummelten sich die Knigskinder in heller Jugendlust; sie besuchten mit den Eltern wie andere Berliner Kinder den Weihnachtsmarkt; ja sie pflanzten selber Gemse an: die Mutter dankt in einem Briefchen ihrem lieben Fritz, ihrem Wilhelm, ihrem Charlottchen (der knftigen Kaiserin von Rußland) fr Mohrrben, Erbsen, Kerbel, Petersilie, Bohnen, Kohl und Salat", die sie aus ihrem Garten den Eltern geschickt: ,Das sind recht fleiige Kinder/ hat Papa gesagt, ,ich will alles auf ihre Gesundheit essen' . . . Ja, liebe Kinderchen, wir haben uns recht dazu gefreut und es allen Menschen gezeigt und herbeigerufen, da sie Euern Flei bewundern sollten." Ein andermal sandte die Knigin der kleinen Charlotte einen Taler, damit Du heute das Vergngen haben kannst, einem Armen zu helfen und dafr zu sorgen, da ein Familienvater mit Frau und Kind vielleicht einmal eine gute Suppe essen und sich sttigen kann". Ihrem Gatten war Luise eine treue Helferin und Pflegerin: noch lange nach ihrem Tode hat er aufgezeichnet: er habe ihr bisweilen gesagt, da ich manchmal gern krank wrde, um mich von ihr pflegen zu lassen, da sie alsdann gar zu gut gegen mich wre". 2. Der König war voll guten Willens. Bei seinem Regierungsantritt hob er das Tabaksmonopol auf, gab die Domnenbauern frei, schritt persnlich gegen Verschleppungen in der Rechtspflege ein, berief Scharnhorst nach Berlin: wie er berhaupt manche der spteren Reformen Steins und seiner Mitarbeiter bereits erwog. Allein ihm fehlte der Entschlu und die Kraft der Ausfhrung: ..konservieren, apaisieren, kalmieren," mit

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 101

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
König Wilhelm I. Iv 3i4, 101 mit der polnischen Frstentochter nicht thronberechtigt gewesen wren. Nach einer Reihe von Jahren vermhlte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, Karl Augusts Enkelin, die unter den ugen Goethes und Charlotte v. Schillers aufgewachsen war. Er weilte am liebsten im huslichen Kreise auf seinem Schlosse Babelsberg. Jedes Jahr rstete er mit eigener Hand den Weihnachtstisch, auch fr die Dienerschaft. Stets rcksichtsvoll, breitete er zu Gastein im Bade, schon in hheren Jahren stehend, an einem Regentage mit eignen Hnden Teppiche der den Fu-boden, damit seine Schritte den unter ihm wohnenden kranken Badegast nicht strten. Der grte seiner Diener sagte von ihm: Er hat nie in seinem Leben jemand unrecht getan, nie das Gefhl eines andern verletzt, nie sich einer Hrte schuldig gemacht." Nie wankte seine Zuversicht auf die Zukunft Deutschlands. Im glubigen Vertrauen auf Gott," sagt H. von Sybel, schritt er durch das Leben, niemals zagend, niemals prahlend," ein frommer, recht-schaffener Mann, aller Heuchelei feind, duldsam gegen fremde Meinung, unbeugsam festhaltend an seiner eigenen berzeugung wie an den Mnnern, denen er nach reiflicher Erwgung sein Vertrauen zugewendet. Ha kannte er so wenig wie Furcht. Alles vergeben und nichts vergessen" war sein Grundsatz. Sein Leben war Arbeit: Arbeit in allen Verwaltungszweigen, Arbeit fr das Glck der andern. Noch auf dem Sterbebett traf er eifrig Anord-nungen, und als ihn seine Tochter, die jetzt verwitwete Groherzogin Luise von Baden, mahnte, sich nicht zu ermden, entgegnete der Greis: Ich habe keine Zeit, mde zu sein." 4. Als Preuens Pflicht erschien ihm die Obhut der die Schwachen und Bedrngten. Die Welt mu wissen," sprach er, da Preußen berall das Recht zu schtzen bereit ist." Der Ehre des ganzen deutschen Volkes wollte er ein treuer Wchter sein: Es ist Preuens Bestimmung nicht, dem Genu der erworbenen Gter zu leben. In der Anspannung seiner geistigen und sittlichen Kraft, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit seiner religisen Gesin-nung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Str-kung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag es seinen Rang unter den Staaten Europas zu behaupten. Ich halte fest an den Traditionen meines Hauses, wenn ich den vaterlndischen Geist meines Volkes zu heben und zu strken mir vorsetze . . . Meine Pflichten fr Preußen fallen mit meinen Pflichten fr Deutschland zusammen." Mit diesen Grundstzen unternahm er es, Preußen die leitende Stel-lung in Deutschland zu erringen durch eine Heeresreform, deren Ziel es war, die preuische Wehrkraft zu verjngen und zu strken.

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 155

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
155 das deutsche Land darstellen: so der Schlesier Adolf Menzel und der Schwarzwlder Hanns Thoma (Abb.9; vgl. Abb. 15 u. 16). Auch die weiblichen Lehranstalten haben unter Kaiser Wilhelm einen neuen Lehrplan erhalten, der neben der Hheren Mdchenschule (Lyzeum") das Mdchengymnasium und die Frauenschule als staatliche Einrichtungen einbrgert und die Ausbildung der Lehrerinnen im Oberlyzeum" er-weitert und vertieft. Der Frsorge des Kaiserpaares verdankt namentlich Berlin eine An-zahl neuer Kirchen, darunter die Kaiser-Wilhelm-Gedchtniskirche, und den Ausbau des Schintelschen Doms. Zur Einweihung der evangelischen Kirche in Jerusalem reiste das Kaiserpaar nach Palstina, und dort schenkte der Kaiser auch den Katholiken den Bauplatz zu einer Kirche, die jetzt gleichfalls vollendet ist. Wie in diesen Werken weitherziger Religiositt steht unsere Kaiserin berall ihrem Gemahl als treue und kundige Helferin zur Seite. Allent-halben besucht sie mit ihrer aufblhenden Tochter Krankenhuser und Schulen, dort mit liebevollem Trost erfreuend, hier mit leutseliger Er-munterung die Arbeit frdernd. 4. Dasselbe tiefe Wohlwollen, wie der Schule und Kirche, brachte der Kaiser gleich im Anfang seiner Regierung der sozialen Frage entgegen; gerade das Feuer, mit dem er seine Wnsche fr den Vierten Stand geltend machte, entfremdete ihn dem Fürsten Bismarck, der ein vorsichtigeres Verfahren wnschte. Im Frhjahr 1890 trat der groe Kanzler in den Ruhestand; auf seiner Besitzung Friedrichsruh, die ihm einst Kaiser Wilhelm I. geschenkt, verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens, von seinen Landsleuten dankbar verehrt bis zu seinem Tode, der am 31. Juli 1898 eintrat: ein treuer Diener seines Herrn Wilhelm I. so nennt er sich in seiner selbstverfaten Grabschrift. Wenn der deutsche Unternehmer die empfindlichen Lasten, die ihm die Arbeitergesetzgebung auferlegte, auch nur zum Teil auf den Preis seiner Waren schlug, muten sie teurer werden, als die Erzeug-nisse der andern Lnder, die keine Versicherung haben. Darum regte der Kaiser eine Verstndigung mit England, Frankreich, Belgien und der Schweiz an, um eine gleichartige Arbeiterversicherung in den Industrie-staaten anzubahnen; aber erst in der jngsten Zeit hat Frankreich die Alters-, England die Alters- und Krankenversicherung eingefhrt. In einem an den Handelsminister gerichteten Erla verlangte der junge Monarch eine Verbesserung der Gewerbeordnung: es sei, sagte er, eine der Aufgaben der Staatsgewalt, die Zeit, die Dauer und die Art der Arbeit zu regeln, da die Erhaltung der Gesundheit, die Gebote der Sittlichkeit, die wirtschaftlichen Bedrfnisse der Arbeiter und ihr An-
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