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1. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 67

1913 - [s.l.] : Hirt
18. Doktor Martin Luther. 67 gute Fortschritte; mit achtzehn Jahren kam er auf die Hochschule (Uni-versitt) in Erfurt. : Luthers Vater, der durch unermdlichen Flei allmhlich aus drftigen Verhltnissen zu einem gewissen Wohlstande sich emporgearbeitet Universitt, hatte, war ehrgeizig; er wnschte, Martin solle Rechtsgelehrter werden, nm die hchsten Wrden erlangen zu knnen. Und so studierte er die Rechtswissenschaften. Aber Gott hatte ihn zu etwas anderem bestimmt. Hatte Luther schon die Bibel, die er in Erfurt genauer kennen lernte, ernster gestimmt, so erschtterte ihn der pltzliche Tod eines lieben Freundes aufs tiefste. Wie wrdest du vor deinem Gott bestehen, wenn er dich jetzt vor sich fordern wollte?" fragte er sich. Und immer strker wurde in ihm die Angst um sein Seelenheil. Endlich glaubte er den einzigen Weg gefunden zu haben, Gottes Gnade zu erlangen: er trat in das Kloster der Augustiner und wurde Mnch. Der Vater zrnte ihm darber sehr, sah er doch damit seine liebsten Hoffnungen vernichtet. Dazu kam, da die Mnche damals beim Volke in geringem Ansehen standen, wgil ans vielen Klstern die alte strenge Zucht verschwunden tool//' Aber der junge Mnch selbst hatte sich sehr getuscht, wenn er hier s^&[8 innere Sammlung und Seelenfrieden zu finden gemeint hatte. Zunchst wurde er zu den niedrigsten Diensten (wie Ausfegen) herangezogen, ob-wohl er auf der Universitt schon fr einen tchtigen Gelehrten gegolten hatte. Auch mute er mit dem Sack auf dem Rcken fr das Kloster betteln gehen. So verlangte es die Zucht dieses Klosters, der sich jeder, auch der Vornehme und Gelehrte, fgen mute. Traurig stimmte es ihn, als er sah, da er auch als Mnch keine Fortschritte in der Heiligung mache, da er die Regungen des Zornes, Hasses, Neides, der Ungeduld noch nicht bemustern gelernt habe. Er fiel zuweilen in eine so tiefe Ohnmacht, da er nur durch die Klnge der Musik, die er sehr liebte, ins Leben wieder zurckgerufen werden konnte Er wrde an der inneren Seelenqnal auch krperlich zugrunde gegangen sein, wenn ihn nicht ein teilnehmender Ordensbrnder auf das trstliche Wort des Apostels Paulus hingewiesen htte*): Der Mensch wird gerecht nicht durch des Gesetzes Werke, sondern allein durch den Glauben", und da wir im dritten Artikel bekennen: Ich glaube an eine Vergebung der Snden." Das war Balsam fr die wunde Seele. An der Spitze des Augustinerordens stand ein frommer Oberer, Staupitz mit Namen. Dieser wurde auf den eigengearteten Mnch, der es mit seiner Besserung so ernst nahm, aufmerksam. Bald erkannte er, da er ihn aus dem einsamen Grbeln herausreien msse. Nnn war *) Rmer 3, 28.

2. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 72

1913 - [s.l.] : Hirt
72 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. bete ja getrost, und sage es Deinen Spielkameraden auch, da sie auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hiermit sei dem allmchtigen Gott befohlen und gre Muhme Leuen und gib ihr einen Ku von meinetwegen. Ann^589. Dein lieber Vater Martinus Luther.? Jingti!b Dieser Mam^ der so gtig und mild mit seinem Kinde redete, war unerbittlich gegen alle, die ihm die Wahrheit des Evangeliums zu verdunkeln schienen. In Zrich war Ulrich Zwiugli gegen den Abla aufgetreten und hatte viel Anhnger gefunden. Man hoffte, Luther werde sich mit ihm verstndigen. In der Auffassung der Einsetzungsworte beim Abendmahl hatte Zwingli eine andere Ansicht. Mit den Worten: Ihr habt einen anderen Geist als wir!" hat Luther, da er auch hier nicht gegen seine berzeugung handeln konnte, die angebotene Friedenshand zurck-gewiesen. So spalteten sich die Evangelischen und es bildete sich in der Schweiz und lngs des Rheins die reformierte" Kirche. Nach Zwinglis Tode setzte Calvin dessen Werk fort. Nach ihm wurden die Reformierten auch Calvinisten genannt. Heimgang. Diese Spaltung kam den Feinden der Reformation zustatten. Kaiser Karl V. traf Anstalten, Lutheraner wie Calvinisten auszurotten. Da meinten viele, man msse das bedrohte Evangelium mit den Waffen ver-teidigen. Doch Luther predigte den ihm befreundeten Fürsten, man drfe sich wohl gegen den Kaiser verteidigen, wenn er den Glauben bedrohe, ihn aber nicht angreifen. Am Ende seines Lebens sah er den Krieg herannahen und flehte zu Gott, ihn dieses Unheil nicht mehr erleben zu lassen. Sein Wunsch erfllte sich. Mit dem Friedenswerk beschftigt, die Grafen von Mansfeld untereinander zu vershnen, starb er (18. Februar 1546) im festen Glauben an seinen Erlser, den er zeitlebens gesucht hatte. In Wittenberg in der Schlokirche liegt er begraben. 19. Wallenstein und Gustav Adolf. Waenstems Albrecht von Wallenstein stammte ans dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern, die evangelisch waren, starben frhzeitig. Von seiner Jugend an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich durch kecke Streiche den Beinamen der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten in die Schule, diese machten ihn katholisch. Dann ging der junge Edelmann ans die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht, er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er es, wie er wollte, in der Welt zu etwas bringen. y.//A Xx- ____ ' nx... Li. ' L !r Vx/1 "', l'. ( V > r\-V Q^fvivw C-Ul , * U"

3. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 66

1913 - [s.l.] : Hirt
66 H. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. nicht nach des Entdeckers Namen wurde die Neue Welt" benannt, sondern nach dem Vorschlage eines deutschen Gelehrten nach dem Florentiner Amerigo Vespucci, der in seiner Beschreibung behauptete, zuerst das Fest-laud betreten zu haben, und der von dem Lande Karten gezeichnet hatte. >citc?enent- ^U(i) noch Kolumbus fanden sich khne Männer, die sein Werk fort-bedungen, setzten. So zog 1519 Ferdinand Cortez gegen Mexiko und eroberte dieses silberreiche Land, während 1531 Franz Pizarro das. Goldland Peru fr Spanien gewann. 152022 umsegelte Magelhaes zum erstenmal die ganze Erde. Er selbst fand dabei zwar seinen Tod, aber einige seiner Begleiter kehrten lebend von der groen Fahrt zurck.^)' Der Einflu, den diese Entdeckungen ausbten, war ein unerme-licher. Die Staaten Europas, die am Atlantischen Ozean lagen, kamen zu groer Bedeutung; aus Amerika strmten besonders nach Spanien groe Mengen von Gold und Silber, dafr verlieen aber viele Spanier ihr Heimatland, um jenseits des Wassers ihr Glck zu suchen. Die Handelsstdte des Mittelmeeres, besonders Venedig, verloren aber viel von ihrer alten Bedeutung. 18. Doktor Martin Luther (10. November 1483 bis 18. Februar 1546). 132 in armer Bergmann in Eisleben, Luther, hatte einen Sohn Martin; diesen erzog er nach der Sitte der Zeit streng und hart; er prgte ihm aber zugleich Gottesfurcht und Wahrheitsliebe tief ein. Auch die Mutter, so warm sie ihn liebte, zchtigte ihn, weil er eine Nu genommen hatte, einmal bis aufs Blut. Aber die Eltern darbten, um die Kinder vorwrts zu bringen, und arbeiteten schwer und rastlos; das ver-go ihnen der Sohn zeitlebens nicht. Martin war so begabt, da der Vater hoffte, er werde es einmal weit bringen. Deshalb wurde er in die Schulen nach Magdeburg und Eisenach geschickt, wenn es auch nicht leicht war, die dazu ntigen Mittel aufzubringen. Unter den grten Entbehrungen mute er sich dort selbst den Lebensunterhalt erwerben; gutherzige Leute untersttzten ihn. Er zog mit anderen armen Knaben, fromme Lieder singend und dafr um ein Almosen bittend, in der Stadt umher. Einmal war er in Eisenach schon vor mehreren Tren abgewiesen worden; da bemerkte eine Frau Cotta, wie andchtig und mit einer wie hbschen Stimme gerade Luther sang, und wie herzlich er betete. Sie nahm ihn an ihren Tisch, gewann ihn sehr lieb und gab ihm manche gute Lehre. In der Schule machte er 1

4. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 68

1913 - [s.l.] : Hirt
68 Ii. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. damals (1502) eine neue Universitt in Wittenberg, der Hanptstadt des Knrfrstentnms Sachsen, gegrndet worden, und Stanpitz war dortselbst Stfofs Professor. Hierhin berief er, ganz gegen dessen Willen, Luther. Der Attenberg. Mnch glaubte diesem Sehramte nicht gewachsen zu sein. Aber Staupitz kannte ihn besser; er wnte, wie grndlich sich sein Schtzling mit einem Buche, das in jener Zeit wenig gekannt und wenig gelesen wurde, mit der Bibel, beschftigt hatte. Im Verkehr mit der Jugend lebte Luther wieder auf; er wurde ein tchtiger Lehrer. Zugleich wirkte er als Prediger an der Schlokirche zu Wittenberg, j iwie der Mnch es mit der eigenen Besserung recht ernst genommen hatte, so war es ihm als Seelsorger eine heilige Pflicht, vor Snde und leichtfertigem Wesen zu warnen. Das trieb ihn in einen schweren Kampf hinein,.- ' eftsa6* ^ In der Nhe Wittenbergs verkaufte ein Dominikanermnch Tetzel Ablazettel und behauptete dabei, was die Kirche aber nicht gelehrt hatte, die Vergebung der Snden knne durch Geld erlangt werden. Freilich handelte Tetzel nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern war vom Erzbischof von Mainz, dem hchsten Geistlichen in Deutschland, und vom Papste mit dem Verkauf der Ablazettel beauftragt. Ein Teil des Geldes sollte zum Bau der prachtvollen Peterskirche in Rom dienen. Luther fhlte sich in seinem Gewissen gedrungen, seine Beichtkinder darber zu belehren, was nach der Kirchenlehre der Abla zu bedeuten habe. Zugleich zeigte er aus der Bibel, da nicht der Ablazettel, sondern auf-richtige Reue und Bue zur Vergebung der Snden notwendig seien. Dieses war der Inhalt der 95 kurzen Stze (Thesen), die er am 31. Oktober 1517 an die Tr der Schlokirche zu Wittenberg anschlug. So schnell wurden diese in Deutschland und darber hinaus bekannt, als ob die Engel selbst Botenlufer gewesen wren*). Dieses war der Anfang der Reformation. Die Kirchenfrsten waren aber erzrnt der den khnen Mnch, der Lehren aufstellte, die nach ihrer Meinung falsch waren. Da aber Luther seine Lehren nicht wider-rufen wollte, wurde er von dem Papste in den Bann getan,., Hrnunqrbcr Luther hatte immer gehofft, wenn der Papst nur erfhre, wie schlecht Bannbulle, viele von den Geistlichen lebten, dann wrde er sie bestrafen, und hatte ihm deshalb ein Buch zugeschickt, worin er von allen Mistnden der Kirche erzhlte. Als er aber gebannt wurde, verbrannte er unter der Zustimmung vieler Studenten die Bannbulle des Papstes. Am liebsten htten ihn dafr die Anhnger des Papstes selbst verbrannt. Aber sein *) Die Verbreitung konnte so schnell erfolgen, weil um das Jahr 1450 von Johann Gutenberg aus Mainz die Buchdruckerkunst erfunden worden war.

5. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 69

1913 - [s.l.] : Hirt
18. Doktor Martin Luther. 69 Landesfrst, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, schtzte den mutigen Bekenner seiner berzeugung. Doch der (1519) zum Deutschen Kaiser gewhlte König Karl von Spanien stellte sich auf die Seite des Papstes und berief Luther nach Worms zu einem Verhr vor Kaiser und Reich. - Alle Freunde rieten von der Reise ab; aber Luther, der seines cur9 gndigen Gottes gewi geworden war, erklrte, er werde nach Worms gehen, wenn so viele Teufel dariu wren wie Ziegel auf den Dchern. Mit den Worten: Gott wird mit mir sein!" schritt er durch das Stadttor von Worms. Wo er sich blicken lie, drngte sich die Menge, um deu grten Mann Deutschlands zu sehen. Frohen Mutes trat er vor die glnzende Versammlung der Fürsten, die unter des Kaisers Vorsitz seiner harrten. Aber da berkam ihn pltzliche Befangenheit. Die natrliche Ehrfurcht, die der Bauernsohn und einfache Mnch vor den Groen dieser Erde empfand, machte ihn verwirrt. So antwortete er nur mit leiser Stimme, als er gefragt wurde, ob er seine Lehren widerrufen wolle. Er bat um 24 Stunden Bedenkzeit. Im Gebet fand er seine Zuversicht wieder, und am folgenden Tage wies er trotz aller drohenden Gefahren standhaft die Zumutung zurck, aus Menschenfurcht seine berzeugung zu verleugnen. Nicht glaube ich", sagte er, dem Papst und den Konzilien, die oftmals geirrt haben; nur durch die Zeugnisse der Schrift oder durch helle Grnde kann ich berwunden werden. Widerrufen kann ich nichts und will ich nichts, dieweil wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefhrlich ist. Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Die Antwort des Kaisers und der katholischen Fürsten war die Reichsacht, d. h. jedermann durfte ihn ungestraft tten. Um ihn zu schtzen, lie ihn Friedrich der Weise heimlich auf der f"xart? Rckreise berfallen und verkleidet auf die Wartburg (bei Eisenach) '6nr0: bringen. Als Junker Jrg hat er hier gelebt, ans dem Mnch war uerlich ein Ritter gewo-den. Auf der Wartburg hat Luther die Bibel ins Deutsche berse^< Aber lange war seines Bleibens in der Ver-borgenheit nicht. Erhrte, da angebliche Anhnger groe Verwirrung in Wittenberg anrichteten, sogar die Kirchen der Bilder beraubten; sofort gab er, obgleich Friedrich der Weise ihn warnte, seinen schtzenden Zufluchtsort auf und kehrte nach Wittenberg zurck, vertrauend auf Gott, der ihn besser schtzen knne als sein Kurfürst. Durch die Gewalt seiner Predigt stillte er, den Aufruhr, dessen die weltliche Obrigkeit nicht hatte Herr werden knnen. I Er hatte einen vertrauten Freund, Philipp Melanchthon; doch dieser Melanchthon. war leicht zu nachgiebig. Beide ergnzten sich daher vortrefflich. Wenn Luther sich einmal von seinem strmischen Wesen fortreien lie, wirkte Melanchthon migend auf ihn ein. Er war ein stiller Gelehrter, der

6. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 70

1913 - [s.l.] : Hirt
70 It. Lebensbilder aus der Deutschen Geschichte. sich von vornherein zu der krftigen Natur Luthers hingezogen gefhlt und sich ihr untergeordnet hatte. Luther erkannte seinerseits den Wert Melanchthons neidlos an. Tressend verglich er sich selbst mit dem groben Waldarbeiter, der Kltze und Baumstmpfe ausroden mu, um das Land zuzurichten fr den Anbau, und den Freund mit einem Grtner, der die Pflnzlein fein suberlich begiet und mit Lust hegt und pflegt. Ohne diese Vereinigung von Kraft und Lindigkeit wrde die Kirchenverbesserung nicht zustande gekommen fetxzz<y' Fortgang Es galt nicht nur Nmruche abzuschaffen, sondern auch eine neue Reformation. Kirche aufzurichten; es mute die eingerifsene Unwissenheit der Geistlichen beseitigt werden. Da aber Luther den Lehren der Bibel gem auch den schlichten, einfachen Leuten, besonders den Hausvtern, eine kurze An-leitung der die christlichen Lehren geben wollte, schrieb er seinen Katechis-mus. Besonderen Wert legte er auf die Unterweisung der Jugend; er befrwortete allenthalben die Einrichtung von Schulen, und Melanchthon war auch hierbei sein treuester Gehilfe. Ihr Glaubensbekenntnis legten die Evangelischen auf dem Reichstage zu Augsburg (1530) ab. Luther selbst durfte hier, da er noch in des Reiches Acht und der Kirche Bann war, nicht erscheinen. Ungefhr in dieser Zeit hat er das Lied gedichtet: Ein' feste Burg ist unser Gott." Der Sohn Friedrichs des Weisen von Sachsen, Johann, verdiente sich durch sein treues, wpferes Festhalten am Evangelium den Ehrennamen der Bestndiges--^ Nach Luthers Vorbild hatte viele Mnche und Nonnen die Klster verlassen. Nun entschlo er sich auch zu heiraten, was den katholischen Geistlichen und natrlich auch den Mnchen verboten war. Familien- Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne, nahm er zum Weibe. Aus vater. dem ehelofen Mnch wurde ein deutscher Hausvater. Und eine gute Pfarrersfrau war fein lieber Herr Kthe", wie er sie scherzend gern nannte. Leicht hatte sie es nicht, fr des Hauses Notdurft zu sorgen; denn der Doktor Martin schenkte Bittenden mehr, als er selbst entbehren konnte. Gastfreundlichkeit und Mildttigkeit sind schon die Kennzeichen dieses ersten evangelischen Pfarrhauses. Traulich war das Verhltnis zu seinen Kindern. An seinen ltesten Sohn Hans schrieb er, als dieser vier Jahre alt war, folgenden Brief: $Sisnan uni) F^ede in Christo, mein liebes Shnichen. Ich sehe gern, da Du wohl lernest und fleiig betest. Tu also, mein Shnichen, und fahre fort; wenn ich heimkomme, will ich Dir einen schnen Jahrmarkt mitbringen. Ich wei einen hbschen lustigen Garten, da gehen viele Kinder innen, haben goldene Ncklein au und lesen schne pfel unter den Bumen und Birnen, Kirschen und Pflaumen, singen, springen und

7. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 12

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
12 Nicht so glcklich mar sein Zug nach Algier. Ein Sturm, der mehrere Tage anhielt, vernichtete die kaiserliche Flotte, und durch einen Ausfall der Trken kam das Heer in eine bedrngte Lage. Mit Mhe und unter mancherlei Gefahren kehrte Karl un-verrichteter Sache nach Spanien zurck (1541). Die durch die vielen Kriege bedingte Abwesenheit des Kaisers vom Reiche mar der inzwischen zur Tatsache gewordenen Kirchentrennung sehr frderlich. 3, Die Reformation als religise Bewegung. Lukher und die Veranlassung zur Kirchentrennung. Vor Luther hatte es neben den Versuchen einer ueren Reform der Kirche auch schon gegen die Lehre der Kirche gerichtete Bewegungen gegeben (Wiklif, Hus u. a.) Doch waren diese noch alle berwunden worden. Seitdem waren aber die Mistnde und tiie allgemeine Unzufriedenheit nicht verringert. Bei vielen, die der Kirche und dem von ihr verkndeten Glauben schon gleichgiltig oder gar feindlich gegenberstanden, bedurfte es nur eines krftigen Anstoes, um den lngst vollzogenen inneren Bruch mit der Kirche zu einem ueren Abfall zu machen. Diesen ersten Ansto gab Luther. Da er groen Erfolg haben wrde, lieen die geschilderten Zeitumstnde voraussehen. Obgleich er die alte Kirche nicht reformierte im Sinne der Forderungen des 15. Jahrhunderts, behielt man doch fr die Kirchentrennung den zum Schlagwort ge-wordenen Namen der Reformation bei. Martin Luther mar als Sohn eines Bauern und Bergmanns im Jahre 1483 zu Eisleben geboren. Nach Vollendung der notwendigen Studien bezog er die Universitt zu Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studieren. Mit der Zeit bemchtigte sich seiner eine ernste Stimmung, die bisweilen in Trbsinn und Schwermut berging. Er fhlte sich von Gewissensngsten beschwert und trug sich mit dem Gedanken, Mnch zu werden; im Jahre 1505 trat er in den Augustinerorden ein. Aber das Klosterleben pate nicht fr ihn; obgleich er die klsterlichen Vorschriften gemissenhaft erfllte, fhlte er sich nicht zufrieden. Er studierte fleiig die hl. Schrift und kam namentlich beim Lesen der Briefe des hl. Paulus an die Rmer und die (Salater zu Ansichten, die mit der Lehre der Kirche nicht bereinstimmten; als er im Jahre 1508 Professor in Wittenberg wurde, trug er sie auch seinen Zuhrern im Hrsaal und in der Kirche vor. Da er behaup-

8. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 14

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
14 Luther verlie heimlich die Stadt und sandte ein Entschuldigungs-schreiben an den Kardinal und ein zweites Schreiben an den besser zu unterrichtenden Papst". Noch einmal versuchte der Papst, die Wirren durch Milde beizulegen. Der ppstliche Gesandte Karl von Miltitz, ein geborener Sachse, hatte mit Luther zu Alten-brg eine Unterredung, bei der letzterer das Versprechen abgab, oon der Sache zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Schweigen auferlegt wrde. b) Der Streit zu Leipzig und seine Folgen. Das beiderseitige Schweigen war nicht von langer Dauer. Auf Wunsch des Bischofs von Eichsttt versuchte Dr. Eck, Professor der Hochschule zu Jngol-stadt, die von der katholischen Lehre abweichenden Ansichten Luthers zu widerlegen. Zwischen ihm und dem Amtsgenossen Luthers An-dreas Karl stadt kam es 1519 in Leipzig zu einer Disputa-tion, die 19 Tage dauerte. Als Karlstadt von dem gelehrten und redegewandten Eck in die Enge getrieben wurde, eilte auch Luther hin, um seine Sache zu verteidigen. Statt eine Vershnung herbei-zufhren, erzeugte dieser Streit eine noch viel grere Erbitterung und erweiterte den vorhandenen Ri zur unberbrckbaren Kluft. Luther leugnete die Unfehlbarkeit der Konzilien, verwarf die Sieben-zahl der Sakramente, griff die Lehre vom Fegfeuer und die geist-liehe Oberherrschaft des Papstes an. In Rom wurden jetzt Luthers Schriften einer sorgfltigen Prfung unterzogen und 41 Stze als irrig bezeichnet. Eine ppst-liche Bulle forderte Luther auf, binnen 60 Tagen zu widerrufen, widrigenfalls er aus der Kirche ausgeschlossen wrde. Luther kam dieser Aufforderung des Papstes nicht nach, sondern verbrannte am 10. Dezember 1520 in Gegenwart einer groen Volksmenge vor dem Elstertore zu Wittenberg das ppstliche Schreiben zugleich mit einem Kodex des Kirchenrechtes und sagte sich somit von der Kirche los. c) Der Reichstag zu Worms. Im Jahre 1521 schrieb der Kaiser einen Reichstag nach Worms aus, auf dem auch der die religisen Neuerungen und das Auftreten Luthers entschieden werben sollte. Luther erschien, nachdem er unter Zusicherung eines kaiserlichen Geleitsbriefes vorgeladen worden war. Als er zum Widerruf der von ihm aufgestellten Lehren aufgefordert wurde, erklrte er nach kurzer Bedenkzeit, da er nur dann widerrufen

9. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 16

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
16 plndernd und verwstend, durch das Land. Bei Franken-Hausen (1525) wurden die Bauern von dem Herzog Georg von Sachsen und dem Landgrasen Philipp von Hessen geschlagen und auseinandergesprengt. Thomas Mnzer war ge-flchtet und hatte sich versteckt; er wurde aber ergriffen und starb reuig unter dem Henkersbeil. Die Wiedertufer in Mnster. 15331535. Von Holland her, wohin sich die Wiedertufer geflchtet hatten, kamen sie nach Mnster i. W., wo eine lutherisch gesinnte Partei ihnen Vor-schub leistete, so da sie bald den Bischof vertreiben und sich selbst die Herrschaft aneignen konnten. Sie plnderten Kirchen und Klster, zerschlugen kunstvolle Bilder und Statuen und verbrannten wertvolle Bchereien. Die Trme der Kirchen wurden abgetragen, die Viel-weiberei wurde erlaubt und eine allgemeine Gtergemeinschaft ein-gefhrt. Johann Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, machte sich zum König und nannte sich König von ton"; mit ihm verbanden sich der Bcker M a t h i e s e n aus Hartem, der Tuchhndler Knipperdlling aus Mnster und Krechting. Zn die Umgegend von Mnster sandten sie 28 Apostel, damit sich das Reich Gottes berallhin verbreite. Der Bischof von Mnster hatte whrenddessen die Stadt be-lagert; als die Not in ihr aufs hchste gestiegen war, ffneten zwei Brger die Stadttore. Die Belagerer drangen ein und warfen die Wiedertufer nach blutiger Gegenwehr nieder. Ihre Hauptanfhrer Johann von Leyden, Knipperdlling und Krechting wurden hingerichtet und die Leichen zum abschreckenden Beispiel in eisernen Kfigen am Turme der Lambertikirche aufgehngt. 4. Die Reformation als wirtschaftliche Bewegung. Die Reformation wurde die Veranlassung dazu, da auf wirt-fchaftlichem Gebiete Bestrebungen zu Tage traten, die durch weiter zurckliegende Ursachen schon vorbereitet waren. Der Ausstand der Reichsritter 152223. Die Reichsritter hatten nach dem Aufkommen der Sldnerheere ihre militrische Be-deutung verloren. Ihr Grundbesitz war im 15. Jahrhundert durch die Geldwirtschaft immer mehr entwertet worden, und die wieder-holten Erbteilungen verringerten das Vermgen noch mehr. Dazu fhrten viele ein Leben, das ihren Verhltnissen nicht entsprach, oder sie bereicherten sich durch Straenraub. Jetzt richteten sie ihr Augen-merk aus die Besitznahme der durch die Reformation ja ohnehin be-drohten geistlichen Frstentmer. So hofften sie ebensowohl ihre

10. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 17

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
17 wirtschaftliche Lage zu oerbessern, als auch ihren politischen Einflu zu heben. Unter Anfhrung des Ritters Franz von Sickingen und seines Freundes Ulrich von Hutten, der die Feder gerade so gut wie das Schwert zu führen verstand, schlssen viele sdwest-deutsche Ritter einen Bund und belagerten zunchst das erzbischf-liehe Trier in der Hoffnung, auch im Innern der Stadt an lutherisch gesinnten Brgern Hilfe zu finden. Da diese Hoffnung tuschte und der Erzbischf von anderen Fürsten Untersttzung erhielt, wurde der Angriff zurckgeschlagen. Unter frchterlichen Verwstungen zog sich Sickingen auf seine pflzische Burg Landstuhl zurck, die schnell erobert wurde. Sickingen war tdlich verwundet, während Hutten aus eilte Insel des Zricher Sees flchtete, wo er in der Blte des Lebens an den Folgen seiner Ausschweifungen bald darauf starb. Der Bauernkrieg. 15241525. Kaum war der Aufstand der Raubritter gedmpft, da erhoben sich in verschiedenen Gegenden die unteren Volksklassen gegen dtie oberen, besonders die hart-bedrngten Bauern, deren Lage durch Miernte und Teuerung noch trauriger geworden war. Die religisen Wirren benutzten auch sie, um ihre wirtschaftliche und soziale Lage zu bessern. Die Lehre Luthers von der evangelischen Freiheit bertrugen sie auf die brgerliche Freiheit. In den aufgestellten 12 Artikeln, die sie Luther vor-gelegt hatten, forderten die Bauern in Schwaben und Franken Aufhebung der Leibeigenschaft, Milderung der Fronen und Ab-gaben, nderung des Gerichtswesens, Freiheit der Holznutzung, der Jagd und des Fischens und manches andere. In Scharen zu-sammengerottet, zogen sie durch das Land, plnderten die reichen Abteien und die Burgen der Adligen, zerschlugen Bilder und Kruzifixe und mihandelten die Priester am Altare. Zahlreiche Kunstgegenstnde sind von diesen wilden Haufen zertrmmert, wert-volle Handschriften in die Flammen geworfen und unzhlige Zins-briefe vernichtet worden. Am schlimmsten war das Treiben dieser frchterlichen Horden in Schwaben, Franken und am Rhein. Auch manche herabgekommene Mitglieder des Adels, beson-ders solche, welche infolge des Aufstandes der Reichsritter gechtet waren, hatten sich den Bauern angeschlossen, unter ihnen gezwungenermaen Gtz von Berlichingen, der Ritter mit der eisernen Faust". Vr. it. K., Leitfaden der Geschichte Iii. 9
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