132
Die Adligen herrschten als unumschrnkte Herren auf ihren lndlichen Familiensitzen: die Verwaltung ihrer Gter berlieen sievielfach Amtmnnern"; sie selber verbrachten den Winter in der nahen Residenz", wo sie ihre eigenen Hfe" hatten, den Sommer in vielbesuchten Luxusbdern. Viele Adlige drngten sich an die frstlichen Hfe oder bewarben sich um Offiziersstellen oder um die hheren mter in der Verwaltung. Die Vorstellungen menschenfreundlicher Fürsten, das Los der Bauern zu erleichtern, blieben meist erfolglos.
Die Städte und Brger. Die Mauern begannen zu zerbrckeln, die Trme und Tore waren entweder niedergerissen oder als Gefngnisse eingerichtet. Die ausgetrockneten Stadtgrben wurden in Grten oder Anlagen verwandelt oder dienten den Khen zur Weide und den Seilern und Tuchmachern zur Ausbung ihres Handwerkes: die Wlle waren in besseren Stdten mit-Bumen bepflanzt und in Spazierwege umgewandelt.
Die Stadttore wurden nachts geschlossen und tagsber scharf bewacht: denn von den eingefhrten Lebensmitteln wurde vor dem Verkaufe eine Steuer (Schlacht- und Mahlsteuer) erhoben. Wchter' mit Hellebarden und groen Hrnern hielten Nachtwache, sorgten sr Ruhe und Ordnung und kndigten durch langgezogene Tne ihres Hornes oder durch Singen die einzelnen Stunden an.
In der Kleidung war fr Männer und Frauen die Pariser-Mode magebend. An die Stelle der riesigen Percken traten Haar-beutet und Zopf, bis gegen Ende des Jahrhunderts die amerikanischen und franzsischen Freiheitsideen die Kleidung natrlicher gestalten halfen.
Im gesellschaftlichen Leben herrschte Zwang und Steifheit und geziertes Wesen: die Nachahmung der franzsischen Umgangsformen verleugnete die Natrlichkeit im Verkehr und Benehmen. Die Kreise der hheren und niederen Brgerschaft schieden sich strenge, und peinlich wurde daraus geachtet, da nach Rang und Stand jedem seine Ehre werde". Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts sagte man sich immer mehr und allgemeiner von diesem trichten Formenkram los.
Das wirtschaftliche Leben. Nach der Lnge des Weges, den eine Ware gebrauchte, um vom Hersteller (Produzenten) zum Verbraucher (Konsumenten) zu kommen, unterschied man mehrere S t u-fen des Gterumlaufs. Die Hauswirtschaft der ltesten Zeit stellte alles fr sich selbst her. Auf der Stufe der Stadtwirtschaft in
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Die Schweiz.
59
Zeit vorbildlich für die deutsche Alpenwirtschaft. Die Getreideerzeugung der
Schweiz deckt freilich den Bedarf nicht; Brotfrüchte bilden daher ihren Haupt-
einfnhrartikel. Das Schweizerische Alpenvorland gilt mit Recht als Musterland
der Rinderzucht und Milchwirtschaft, dann des Obstbaues.
Handels- und Gewerbetätigkeit. Schon seit alter Zeit zeichneten sich die
alemannischen Stämme durch rege Gewerbetätigkeit und kaufmännisches Wesen
aus. Neben den Augsburger und Ulmer Kaufleuten zogen im Mittelalter auch
die Züricher und Baseler durch einen großen Teil von Europa, und der rührige
Schweizer der Gegenwart hat mit Hilfe der reichen Wasserkräfte seines Landes
trotz der Entfernung vom Meere und des Mangels an eigenen Kohlenfeldern
eine hochentwickelte Industrie geschaffen. So blüht im Kanton Basel die
Seidenweberei, im Kanton Zürich die Seiden-, Baumwoll- und
Maschinenindustrie, in verschiedenen Kantonen die Schokolade-Jndnstrie.
Die Flachschweiz ist eine der Hauptwerkstätten der europäischen Großindustrie.
Verkehr. Der Verkehr in der Flachschweiz ist sowohl in der Längs- wie
in der Querrichtung recht lebhaft, und insbesondere in neuester Zeit hat sie ein
ziemlich dichtes Eisenbahnnetz erhalten.
Eine große Längsbahn läuft von Genf über Lausanne, Bern und Luzern
und Zürich zum Bodensee und zur Arlbergbahn. Die Querlinien sind folgende:
1. Die Bahn Vallorbe—lausanne; sie führt von Dijon in Burgund
durch den Jura ins obere Rhonetal und durch die Simplonbahn nach dem
Langensee. Sie verbindet dadurch Frankreich einerseits und die Westschweiz und
Oberitalien anderseits.
2. Die Linie (Basel—)Olten — Luzern. Hier schließt die Gotthard-
bahn an; sie verknüpft Italien mit dem rheinischen Westen Mitteleuropas.
3. Nicht mehr der Flachschweiz angehörig ist die dritte Querlinie; sie zieht
vom Bodensee im Rheintale aufwärts bis über Chur hinaus und führt als
Albnlabahn nach dem Engadin; ihre Fortsetzung nach Italien ist geplant.
Siedelungen. Lausanne am Genfer See, Fremdenstadt und Handelsplatz
in Wein und Käse. Nö. davon Fr ei bürg und Bern, dieses die Bundeshaupt-
stadt und Sitz namhafter Weberei, Strohflechterei, Holz- und Lederwarenbereitung,
80000 Einw. Basel am Rheinknie, zweitgrößte Stadt der Schweiz, 130000 Einru., mit
großem Reichtum und bedeutender Seidenweberei. Am Nordende des Züricher Sees
Zürich, größte Stadt der Schweiz, 200000 Einw., Mittelpunkt der Baumwollindustrie
der Nordostschweiz und Hauptplatz der schweizerischen Seidenfabrikation, auch geistiger
Mittelpunkt der Deutschen Schweiz. Nördlich davon Winterthur, eine Hauptstätte
des Maschinenbaues.
Die größeren Siedelungen liegen an den Stellen, wo wichtigere, aus den Alpen
kommende Straßen auf die große Längsstraße treffen.
3. Die Hochschrveiz.
Am Langensee (Lago Maggiore), dessen nördlichster Teil noch zur Schweiz
gehört, und am Luganer See herrscht Mittelmeerklima, reifen Weizen, Mais,
Trauben, Oliven, Zitronen, Mandeln und Pfirsiche.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Basel Genf Lausanne Bern Luzern Dijon Burgund Langensee Frankreich Oberitalien Italien Mitteleuropas Rheintale Chur Italien Lausanne Bern Basel Rheinknie Schweiz Schweiz Deutschen_Schweiz Langensee Luganer_See
Frankreich.
17
Roggen wie in Deutschland. Indessen vermag auch eine gute Ernte den
Bedarf nicht zu decken. — Trotz eines erheblichen Rückganges der Weinerzeugung
infolge des Auftretens der Reblaus ist Frankreich das erste Weinland
der Erde, und das Erträgnis seines Weinbaus wird im Durchschnitt aus
600—700 Millionen Mark im Jahre, in besonders gesegneten Jahrgängen sogar
auf 1 Milliarde bewertet. Als die besten Sorten gelten die der Champagne,
Burgunds und die Bordeauxweine. Auch im Obstbau und in der Erzeugung
von Obstwein ist Frankreich unübertroffen. Das mittelmeerische Gebiet bringt
neben Kastanien, Walnüssen, Mandeln und Feigen auch Südfrüchte (Orangen
und Zitronen) und Oliven in den Handel. Großes leistet die Gegend von
Nizza in der Blumenzucht. Bitter gerächt hat sich in manchen Landes-
teilen, besonders im Rhone- und Garonnegebiet, die Ausrottung der Wälder.
Vorbildlich erscheint Frankreich in der Geflügelzucht, wogegen die Viehzucht
dem Bedarfe des Landes nicht genügt.
In seinen Boden-
schätzen steht Frankreich
erheblich hinter Deutschland
und England zurück, ins-
besondere erweist sich die
getrennte Lage von Kohle
und Eisen als ein Hinder-
nis der industriellen Ent-
Wicklung des Landes. Oben-
an steht in dieser Hinsicht
die Seidenindustrie mit
den Hauptsitzen Lyon und
St. Etienne. Weltruf ge-
nießen die Mode- und
L u x u s w a r en Fran kreichs,
weitbekannt sind die feinen
französischen Liköre (Co-
gnac nördl. von Bordeaux)
und Käsesorten (Fromage
de Brie).
Die vorzügliche geo-
graphische Lage des Lan-
des, sein Produktenreich-
tum. der Fleiß seiner Be-
wohner und nicht zum
wenigsten die viel glücklichere politische Entwicklung des Staates gegenüber dem
so lange zersplitterten Deutschland haben Frankreicks Handel schon sehr frühe
recht günstig gestaltet. Die Einfuhr besteht vorwiegend in Rohstoffen, die Aus-
fuhr in Fabrikaten. Recht ansehnlich ist übrigens auch die Ein- und Ausfuhr
von Nahrungsmitteln. In den letzten Jahrzehnten wurde Frankreichs Handel
von Deutschland bedeutend überstügelt. Der deutsche Außenhandel beläuft sich
auf rund 17 Milliarden Mark, der französische nur aus 12 Milliarden Mark. Ein
Die Hauptweinbaugebiete Frankreichs.
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Extrahierte Personennamen: Etienne Fran Frankreicks
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Burgunds Frankreich Nizza Rhone- Frankreich Frankreich Deutschland England Lyon Deutschland Frankreichs Deutschland Frankreichs
64
Zusammenfassende Überschau von Europa.
wenigsten organische Staatengebilde ist Österreich-Ungarn. — Die meisten euro-
päischen Staaten ruhen auf nationaler Grundlage, so vor allem die skandi-
navischen Staaten, die Niederlande, Frankreich, Italien usw. Stärkere Bruchteile
fremder Volksstämme, jedoch bei entschiedenem Übergewichte einer Nationalität,
finden sich in Großbritannien (die Iren), in Deutschland (die Polen), in Rußland
(Polen, Litauer usw.).
Ein ungefähres Gleichgewicht mehrerer Nationalitäten besteht in Belgien
(Wallonen und Flamen), in den beiden Teilen der österreichisch-nngarischen Mon-
archie und in der europäischen Türkei. — Der größte der europäischen
Staaten ist Rußland; es ist aber vorerst nur dünn bevölkert und Wirtschaft-
lich wenig entwickelt. Als die 6 Großmächte des Erdteils gelten: Groß-
britannien, Rußland, das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Frankreich und
Italien. Die Zahl der Mittelstaateu beträgt 15, Zwergstaaten sind Luxem-
bürg, Liechtenstein, Monaco, Andorra und San Marino. — Der Verfassung
nach sind die meisten europäischen Staaten Einheits-, nur das Denlsche Reich
und die Schweiz Bundesstaaten. Die meisten haben die Form von konstitn-
tionellen Monarchien angenommen, auch Rußland und die Türkei; einzelne, so
Frankreich und die Schweiz, sind Republiken.
Die wirtschaftliche Entwicklung Europas in neuester Zeit. Sie
ist namentlich dadurch gekennzeichnet, daß neben der landwirtschaftlichen Roh-
Produktion auch Handel und Industrie immer größere Bedeutung gewonnen
haben. Europa erzeugt heute nicht mehr seinen Bedarf an Nahrungsmitteln und
Rohstoffen. Es bezieht diese vielsach aus anderen Erdteilen und deckt deren Ein-
fuhr hauptsächlich durch industrielle Mehrproduktion und gesteigerte Handelstätigkeit.
Erwerbszweige. 1. Die Landwirtschaft. Für ihren Betrieb ist vor
allem Klima und Boden maßgebend. Gebiete ohne oder nur mit geringem
Anbau sind die nördlicheren und die gebirgigen Gebiete Europas. Die eigentliche
gemüßigte Zone ist das Gebiet des überwiegenden Getreidebaues und umfang-
reicher Viehhaltung, jedoch mit Unterschieden in den verschiedenen Landstrichen.
In den unter dem Einfluß des Ozeans und der Nordsee stehenden und
daher regenreichen Landschaften, also in Irland, Schottland, Westengland, Holland,
Dänemark, Norwegen, herrscht großenteils Gras Wirtschaft und die darauf
gegründete Viehzucht, hauptsächlich zum Zwecke der Milchwirtschaft.
Fast ganz Mitteleuropa und auch das mittlere Rußland pflegt den
Roggenbau, da für den Weizen der Winter zu kalt ist. In Frankreich da-
gegen, im sw. Deutschland, in Ungarn und im Donautieflande ist Weizen das
wichtigste Brotgetreide.in Landschaften mit hoher Wärme und großer Feuchtig-
feit, wie in Öberitalien, Serbien, Rumänien, übertrifft der Maisban den
Weizenbau. Manche Teile Mitteleuropas liefern auch gutes Obst und treffliche
Weine. (Nenne sie!)
Die Kulturlandschaft Südeuropas zeigt vielfach ein anderes Gesicht
als die der Mitte und des Nordens. Außer Weizen und Gerste baut man auch
Mais und Reis. Wichtig sind ferner der Weinban und die Baumkulturen; ins-
besondere werden Oliven und die sog. Agrumen (Zitronen und Orangen) und
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlande Frankreich Italien Deutschland Polen Polen Belgien Deutsche_Reich Frankreich Italien Liechtenstein Monaco Andorra San_Marino Frankreich Europas Europa Europas Nordsee Irland Schottland Westengland Holland Dänemark Norwegen Mitteleuropa Frankreich Deutschland Ungarn Donautieflande Serbien Südeuropas
Die Germanen. I 13—i.
7
wände waren mit farbigem Lehm bestrichen, die Stirnseite mit Geweihen und Pferdeköpfen geschmückt.
*Mit der Zeit erweiterten sich die Höfe zu Dörfern; diese wurden etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Gründer (mit der Endung mg, ingen, ungen) oder mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, büren, beuem (— Bauer, Häuser) oder nach den Bächen und Bergen (Fritzlar: Ort eines Frido, Goslar: Ort an der Gose) benannt.
Der Einödhof faßte, wie es heute noch im Schwarzwald üblich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfählen ein.d
In der Halle bewirtete der vornehme Hausherr Freunde und Fremde, die immer willkommen waren. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte waren rechtlos, wurden aber weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied im Freien auf. Für Reinlichkeit und Abhärtung sorgten tägliche Flußbäder, auch im Winter; das Schwimmen wurde mit demselben Eifer geübt wie das Reiten.
6. Der freie Jüngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Verwandten oder Fürsten die Waffen: Schwert und Speer. Fortan nahm er teil an der Volksversammlung und dem Opferschmaus, an Fehden und Kriegszügen; er jagte zu Roß, mit Rüden und Falken den Wolf und den Scheich, den Luchs und den Biber; stolz brachte er die Bärenfelle heim und die Hörner des Urochsen, die dann, mit Gold beschlagen, bei den Trinkgelagen kreisten.
7. Des freien Germanen höchste Lust war der Krieg. Zunächst konnten nur die Reichen Schwert oder Speer mit Eisenspitze beschlagen : die Schmiedekunst ehrte man als das älteste Handwerk. Der Speer (Ger, Frame), war das Merkmal des freien Mannes; erst später kam die längere Lanze auf. Andere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuder, Beil und Wurfaxt (aus Stein oder Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehärtet und mit Nägeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk überzogen und in einer Hülle von Tierfell getragen, hatte bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Farben. Im Lederkvller, einzelne auch im geflochtenen Kettenhemd, meist aber nackt und barhäuptig oder mit einer Tierhaut, deren Kopf samt Hörnern als Helm dienen mußte, mit hölzernem Schild: so zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland
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Extrahierte Personennamen: Frido Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Hofen Fritzlar Goslar Schwarzwald Griechenland Rom
Christentum und Kaiserreich.
5. Nach Ludwigs Tod verfiel die kaum erblühte Gesittung in den Wirren der Zeit. An der Ostgrenze, in dem Ödland, das die Goten aufgegeben hatten, breiteten sich die Slawen aus und fielen immer wieder verheerend in Deutschland ein. In Italien und Burgund entstanden unabhängige Reiche. Die heidnischen Normannen (Nordmänner) oder Wikinger schleppten aus den Küstenstrichen von der Elbe bis zur Earonne unschätzbare Beute in die norwegische Heimat. Bis nach Nowgorod und „Rumaburg" (Byzanz) gingen ihre Raubfahrten. Ja sie fuhren auf ihren flinken Drachenschiffen die Ströme hinauf; Hamburg, Lüttich und Trier sanken in Asche.
* * Graf Bruno fiel an der Spitze der Sachsen im Kampfe gegen
die Räuber; als eine Raubschar in Friesland hauste, rief Erzbischof Rimbert von Bremen das Volk zur Gegenwehr auf: auf einem Hügel stehend, erhob er, allen sichtbar, im Gebet die Hände, bis die Feinde geschlagen waren. Kaiser Karl Iii., der Dicke, der noch einmal das Reich Karls des Großen vereinigte, mußte vor Paris von ihnen den Frieden erkaufen.
König Karl der Einfältige von Frankreich nahm einige ihrer Scharen, damit sie sein Reich schützen sollten, in das schöne Land an der untern Seine auf, das noch heute die Normandie heißt. Andere hatte schon vorher der deutsche König Arnulf bei Löwen an der Dyle geschlagen; seine Krieger erstiegen die Erdwälle und Holzmauern ihres Lagers. Nun richteten sie ihre Züge vorwiegend nach dem soeben geeinten England. Dort machte König Alfred, der Gesetzgeber und Lehrer seines Volkes, nach wechseln ollen Kämpfen aus ihnen Christen und friedliche Bürger.
Dem Christengott ausweichend, fanden manche Normänner ohne Kompaß und Seekarte den Weg nach Island und von dort nach Amerika (das Weißmänner- und Winland); aber wohl gleichzeitig mit ihnen und ihren alten Götterliedern landeten auch schon irische Elaubensboten und Einsiedler; bis in die Tage Karls Iv. gab es einen Bischof von Grönland.
6. Die Küsten des Südmeers aber suchten die Araber (Sarazenen) heim: auf Sizilien hatten sie sich festgesetzt und dehnten ihre
□ Raubzüge auch zu Land aus bis tief ins Innere des Reiches. □
Von der Donau her kam das Nomadenvolk der Magyaren oder Ungarn. Die Leute nannten sie Hunnen. Denn auch sie kamen aus Asien; auch sie trieben sich lange an der mittleren Donau und an der
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Tod Ludwigs Bruno Rimbert Karl_Iii Karl Karls Karl Karl König_Alfred Karls
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Burgund Byzanz Hamburg Sachsen Friesland Bremen Paris Frankreich England Island Amerika Karls Sizilien Donau Ungarn Asien Donau
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Sachsen- und Franken-Kaiser.
Schüler, Wirtschaftsgebäude, dazwischen Höfe und Gärten. Das Ganze war mit Mauer und Wall umschlossen.
Was der einzelne bei seinem Eintritt besaß oder erwarb, fiel dem Kloster zu; Schenkungen, für die man im Ienseits Vergeltung erwartete, erweiterten den Besitz. Die Brüder waren Lehrer und Vorbilder der Christenpflicht, die Arbeit zu ehren. Sie rodeten den Wald zu Acker- und Weinbau. Wie bereits die Mönche der Merowingerzeit, entwickelten auch später die Klöster in wirtschaftlicher Tätigkeit vorbildlichen Land- und Gartenbau; ihre Wirtschaftsräumlichkeiten enthielten in immer wachsendem Umfang Gesindewohnungen, Stallungen, Speicher und Retter, Keltereien, Brauereien, Mühlen und Bäckereien sowie Werkstätten für allerlei Handwerker. Die Mönche legten Wasserleitungen an, die dem Mühlenbetrieb und der Fischzucht, aber auch der Bewässerung der Felder und Wiesen dienten. In den Klostergärten reiften die ersten Pfirsiche und Aprikosen, blühten die ersten Edelrosen und Lilien in deutschen Landen. Auch im Hausbau und Gewerbeleben waren die Mönche Lehrmeister sowie im Fischfang, der durch die Fasttage in größere Aufnahme kam.
3. Seine Beschäftigung wählte jeder selbst. Einer beaufsichtigte die Handwerksleute, die Knechte und die Laienbrüder, die oft vornehmen Häusern entstammten; andere zogen mit Spieß und Keule auf die Jagd oder den Räuberfang, und kam ein Feind ins Land, so trug auch der Pater unter der gegürteten Kutte den Panzer und führte Schwert und Speer; ein dritter schrieb für die Klosterbücherei oder auf Bestellung reicher Leute lateinische oder griechische Werke mit kunstvoll gemalten Anfangsbuchstaben (Initialen) ab; ein vierter verlegte sich auf Malerei oder schnitzte in Holz oder Elfenbein; ein fünfter spielte Harfe und Orgel und leitete den damals aufkommenden mehrstimmigen Gesang.
Armen- und Krankenpflege war eine der höchsten Pflichten des Mönchslebens. Ihren wachsenden Reichtum benutzten die Klöster zu weitherziger Mildtätigkeit und zu einer Gastfreundschaft, die „um Gottes willen" fast dasselbe bot wie heute die Gasthöfe.
4. Fromme Elternpaare widmeten oft ein Kind schon bei der Geburt dem Kloster; kein Königskind erschien zu gut, um Mönch oder Nonne zu werden. Sehr häufig nahmen Geistliche jeden Ranges, aber auch Weltleute in alten Tagen das Mönchsgewand, um eine Schuld zu büßen oder sich auf den Tod vorzubereiten.
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o4 Staufer und Kreuzzüge.
Flotten von 150 Segeln aussenden und mit 20000 Kriegern, darunter 5000 Geharnischten, bemannen.
Mit ihren Einkünften gedachte Friedrich die Kosten seiner Regierung zu bestreiten. Darum nötigte er sie, alle seine Rechte und Be-
D züge anzuerkennen.^
Mailand aber, damals die reichste Stadt der Welt, begann die kleinern Nachbarstädte zu unterjochen; mit den grötzern schloß es einen Bund gegen die deutsche Herrschaft. Auf seiner zweiten Fahrt nach Italien ächtete Friedrich die widerspenstige Stadt, verbrannte ihre Saaten und sperrte die Straßen; als Hungersnot ausbrach, erzwang das Volk die Übergabe. Ratsherren und Bürger, jene mit Schwertern, diese mit Stricken um den Hals, erschienen vor dem „Rotbart"; der Carroccio, der Wagen, den einst Gregor Vii. ihnen geschenkt hatte, senkte zum Zeichen der Unterwerfung den Flaggenmast mit dem Bilde des heiligen Ambrosius. Das Schicksal der überwundenen Stadt ließ Kaiser Friedrich durch ihre Rebenbuhlerinnen, die lombardischen Städte bestimmen: die Lombarden zerstörten die öffentlichen Gebäude Mailands und manche Häuser. Die Bürger mußten ihre Heimat verlassen und sich in vier bäuerlichen Gemeinden ansiedeln. Die Stadtmauern wurden geschleift.
* *Die Gebeine der heiligen drei Könige, die kostbarste Reliquie, die Mailand besessen hatte, schenkte Friedrich seinem Kanzler, dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel.
3. Durch seine Vermählung mit der schönen und feinsinnigen burgunbischen Gräfin Beatrix gewann Friedrich auch Burgund zurück; er betrachtete es als sein persönliches Eigentum. Sein Hausgut dehnte sich mit Hunderten von Burgen vom Lech bis über Wasgau und Hardt. Drei Reichen legte er seine Gesetze auf. Die „Stutzen und Leuchten seiner Gewalt" waren die Bischöfe: seine Berater, aber auch so gut wie die Laienfürsten seine Krieger und Heerführer. Erzbischof Christian von Mainz, der sieben Sprachen beherrschte, schlug an einem Tage mit dem Streitkolben neun Lombarden nieder, und als er Rainald Hilfe brachte, den römische Ritter in der kaisertreuen Stadt Tuskulum bebrängten, fiel dieser mit der Fahne in der
□ Faust den Feinben in den Rücken. □
4. Die Beamten des Kaisers hatten die lombarbischen Städte durch Willkür und Erpressungen gereizt, und Friedrich stellte die Übelstänbe nicht ab. Da traten die Lombarben, um die brücfenbe
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gregor_Vii Gregor Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Reinald_von_Dassel Beatrix Friedrich Friedrich Christian_von_Mainz Rainald_Hilfe Friedrich Friedrich
108
Fürsten und Städte.
festen; bei Fronleichnams-Prozessionen kann man sie noch heute mit Zunftfahne und Zunftlade aufziehen sehen. Nicht minder waren die Meister dabei, wenn es galt, die Stadt in Verteidigungszustand zu setzen: Mauern mit Wehrgängen aus der Innenseite und Gräben mit Zugbrücken umgaben sie; über den festen Toren ragten stattliche Türme empor; davor erhoben sich Vorstädte und weiter draußen zur Abwehr des ersten feindlichen Ansturms Umwallungen („Landwehren") mit Wachttürmen. Im Notfall zogen die „Spießbürger" auch ins Feld, jedoch immer nur auf einen Tag: bei scheinender Sonne erfolgte Aus- und Einzug; die Führung hatte ein Ritter. An Waffenübung und Waffenfreudigkeit wetteiferten die Bürger mit dem Adel; erst später warben auch die Städte Söldner an. Jede Stadt hatte ihr Arsenal, ihr Wichaus (von wie — Kampf, vgl. Hedwig).
4. Für all diese Leistungen hatte der Bürger sein Bürgerrecht oder „Weichbild": Schutz des Eigentums und der Person durch das Stadtgericht, das ein eigener Graf oder der Schultheiß mit zwei Schöffen ausübte. Die städtischen Ämter waren unbesoldete Ehrenämter; aber die Ratsherren genossen allerhand Annehmlichkeiten, wie das Hirschessen in Frankfurt a. M., an das der Hirschgraben erinnert.
Wer Bürger werden wollte, mußte Grundbesitz im Weichbilde der Stadt, später ein gewisses Einkommen nachweisen und ein Bürgergeld zahlen. Dafür erlangte er das Recht zum Betrieb eines Gewerbes, zur unentgeltlichen Benützung der Stadtwage und der Allmend, die als Weide diente: jeden Morgen trieben Stadthirten die verschiedenen Arten der Haustiere aus: das Eänsetor in Ulm, die Obere und die Untere Schweinstiege in Frankfurt a. M. deuten es noch an; noch im 14. Jahrhundert trieben sich die Haustiere auf den Gassen herum.
Auf den Wochen- und Jahrmärkten der Städte setzten Bauern wie Handwerker ihre Erzeugnisse 'gegen bares Geld ab. Was nicht am Orte selbst Verwendung fand, vertrieb der Kaufmann. Die Kaufleute von Wien, Ulm, Augsburg und Nürnberg führten in gemeinsamen Kauffahrten Eisen, Kupfer, Blei und Zinn, Pelzwerk und Leder, Holz und Getreide, Leinen und Tuche, auch Pferde nach Venedig aus und brachten dafür Safran, Pfeffer und Zucker, Öle und Weine, Gewürze und Südfrüchte, venezianisches Glas, italienische Seidenstoffe, Samt, Goldbrokat, Atlas, Damast, Musselin, Hämische von Konstantinopel über Brenner, Septimer, Splügen an die heimischen Handelsplätze. Den süddeutschen Kaufherren stellte die Stadt
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