2. Eroberung des Perserreichs. 53
Das macedonische Heer war an Zahl weit schwcher als das per-fische; darum machte auch Parmenio dem Könige den Vorschlag, die Feinde während der Nacht zu berfallen. Stolz erwiderte dieser: Es ziemt dem Alexander nicht, den Sieg zu stehlen." Wie bei Jffus erffnete der König den Kampf an der Spitze der macedonischen Ritterschaft, mit der er sich pltzlich auf das feindliche Mitteltreffen warf, die Massen in Verwirrung brachte und auflste. Darius wandte sich verzweiflungsvoll zur Flncht, seine Schtze, seinen Wagen, seine Feldgerte und seinen Schild zurcklassend. Mehr als 100 000 Feinde sollen in der Schlacht und auf dem Rckzge gettet worden sein.
Mit reicher Beute beladen hielt der Sieger seinen Einzug in Babylon. Nach einmonatlicher Rast ging der Zug weiter nach Susa, der Residenz der persischen Herrscher. Allein des Goldes und Silbers, das sich hier vorfand, waren 50 000 Talente, nicht zu gedeukeu der edeln Gesteine, der Purpurgewnder und des reichen Hausrats. Das nchste Ziel war Persepolis, die Hauptstadt des eigentlichen Persien mit dem Reichspalaste und den Felsengrbern der ersten Könige. 10000 Paar Maultiere und.3000 Kamele sollen ntig gewesen sein, um all das Gold und Silber, die Prachtgewebe und Kostbarkeiten fortzuschaffen, die man hier erbeutete. Dann wurde die Stadt den Flammen bergeben fr die Frevel, welche die Perser in Athen verbt.
Darius war nach Ekbatana in Medien und von da nach Baktrien geflohen. Aber auf der Flucht traf ihn Verrat und Verderben. Bessns, der Statthalter jener Lnder, fate den Plan, den Monarchen seiner Herrscherwrde zu berauben, und fhrte ihn als Gefangenen mit sich fort. Alexander fetzte in Eilmrschen den Flchtigen nach. der Berge, Steppen und Wsteneien ging der Weg; Pferde und Menschen sanken erschpft zusammen. Ein Soldat brachte dem drstenden Könige Wasser tu seinem Helme. Alexander aber go es aus mit den Worten: Wollte ich allein trinken, so wrden ja diese hier den Mut verlieren." Begeistert riefen seine Krieger: Wir sind nicht ermattet, wir sind auch nicht durstig, wir halten uns auch nicht fr sterblich, so lauge wir einen solchen König haben." Endlich nahten sie sich dem feindlichen Zuge. Da ermordete Bessns den gefangenen Darius: er selbst und seine Genossen sprengten nach allen Richtungen davon. Als die macedonischen Reiter bei dem kniglichen Wagen anlangten, fanden sie Darius in den letzten Zgen. Sterbend bat er sie um eilten Trunk Wasser. Ein Mace-dornet: brachte ihm etwas in seinem Helme. Erquickt sprach der Unglckliche: Freund, das ist das hchste meiner Leiden, da ich deine Wohltat nicht einmal vergelten kann. Aber Alexander wird
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Darius Darius Alexander Alexander Alexander Alexander Darius Darius Darius Darius Alexander Alexander
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die Häuser heran, um der vorüberfahrenden Artillerie Platz zu bieten.
Die Pferde mutzten ausgespannt werden, während wir auf den Leiterwagen
sitzen blieben. Inzwischen war es Mitternacht geworden; es wurde General-
marsch geschlagen,' Prinz Friedrich Karl rückte mit seinen in der Stadt
befindlichen Truppen aus — dann aber wurde es etwas freier auf den
Straßen, und wir konnten ans helfen denken. Das Seminar lag voll
von verwundeten, und Massen von Wagen mit Unglücklichen, die nicht
untergebracht werden konnten, standen noch auf den Straßen herum,
wir besannen uns nicht, brachen die Kirche auf, da man sie uns nicht
gutwillig öffnete, und suchten nun hier die Urmen unterzubringen. Zunächst
sahen wir uns nach Stroh und sonstigem Material um, worauf wir sie
betten konnten. In dem Seminar lagen mehr als tausend verwundete,
und eine ebenso große Unzahl mußte die Nacht noch untergebracht werden.
Die Kaiserswerther Diakonissen waren bereits im Seminar in Tätigkeit'
meine Ulbertinerinnen aber übernahmen in Gemeinschaft mit den
Wiesbadener Diakonen die pflege der verwundeten in der Kirche,' es war
hier kein Plätzchen leer, alle Gänge waren belegt. Wir suchten ein Faß
Wein zu bekommen, und das war das einzige, was wir, mit Wasser
vermischt, den armen, erschöpften Menschen geben konnten. T§ war eine
schreckliche Nacht,' in dieser einen Nacht habe ich mehr als fünfzig Jahre
gelebt und gelitten,' ich hatte nur eine Bitte zu Gott: um Kraft zum
Ausdauern; mir ahnte, es käme noch Schlimmeres.
Meine armen Pflegerinnen waren sehr erschöpft,' ich konnte ihnen
nicht einmal etwas bieten, um ihre Kräfte aufzufrischen,' denn der letzte
Nest von den Mundvorräten, die ich für unsern eigenen Bedarf mit-
genommen hatte, war in der Nacht aus den Straßen verteilt worden. Ohne
irgend etwas genossen zu haben, mußten sie mit mir vom verbinden fort
und auf unseren mit Kisten bepackten Leiterwagen weiter nach Metz vor.
Wir fuhren gegen zwölf Uhr mittags ab. Die Hitze war grenzenlos.
Die Kolonnen wirbelten einen Staub auf, daß wir kaum die Augen
öffnen konnten. Alle Ortschaften, durch die wir kamen, waren in größter
Aufregung; wir hörten Kanonendonner und sahen Feuerschein, der von
brennenden Dörfern herrührte. Um acht Uhr abends erreichten wir eine
Unhöhe, wo wir in gerader Linie kaum eine Stunde vom Schlachtfelde
entfernt waren, wir vernahmen ganz deutlich das Kleingewehrfeuer
und sahen das Uufblitzen der einzelnen Schüsse,' der Himmel war rot
vom Feuerschein. Unsere wagen wurden auf ein Feld gefahren, und
wir mußten dort eine feuchte, kalte Nacht zubringen. Unser aller hatte
sich eine große Verzweiflung bemächtigt, daß wir hier still liegen bleiben
mußten, anstatt Hilfe bringen zu können,' auch war es sehr beängstigend,
nichts über den Uusgang der Schlacht zu wissen. Einzelne Soldaten,
die sich im Getümmel der Schlacht von ihren Truppenteilen getrennt
hatten, gesellten sich zu uns, viele darunter leicht verwundet' — sie brachten
keine guten Nachrichten. Da endlich hörten wir Hurra rufen, und nun
wußten wir, daß der Sieg für uns entschieden war.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl
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42. Der Bauer und die Spatzen, von Viktor Biüthgen.
Im Kinderparadiese. Gotha 1905. S. 25.
7. „Dieb, Dieb —- ich will euch dort!
Macht euch aus den Kirschen fort!
Wo es was zu naschen gibt,
sitzt das Bettelvolk und piept:
auf dem Felde, wenn gesät wird,
wenn es reift, und wenn gemäht wird,
in dem Garten, vor der Scheune,
auf dem Kirschbaum wie beim Weine.“ —
2. Spricht das Spätzlein: ,, Lieber Mann,
seht uns nicht so grimmig an!
Was Ihr erntet, was Ihr pflückt,
hat der liebe Gott geschickt,
hat für uns zu Lust und Leben
noch ein bißchen zugegeben.
Spatz wie Bauer, keines minder,
sind des Herrgotts Bettelkinder.“
43. Meister Spatz. Nach Karl Pilz.
Die kleinen Tierfreunde. 8., Verb. Auflage. Leipzig 1903. S. 26.
Kaum sind die Kirschen reif, so finden sich auch schon un-
gebetene Gäste ein, das sind die Spatzen. Ohne weiteres ver-
zehren sie die schönsten Kirschen des Baumes und machen dabei
ein heilloses Geschrei wie die wildesten Gassenbuben. Gar mancher
von ihnen ist sogar so keck, daß er sich oben auf den Lumpen-
mann setzt, den man als Vogelscheuche auf den Baum gestellt hat.
Vertragen können sich die spatzigen Raufbolde selten. Sie
zanken vom frühen Morgen bis zum späten Abend, und vor dem
Schlafengehen gibt es immer noch einen großen Lärm. Dabei
sind es echte Leckermäuler und Näscher. Von einem Kirschbaume
fliegen sie zum andern, überall wird gekostet. Verjagt man sie,
so schimpfen sie und lassen ihr „Schelm! Schelm!“ noch lange
hören.
Weil der Spatz zu träge ist, selbst ein Nest zu bauen, zieht er
in die Nester anderer Vögel und setzt sich darin fest, als ob sie
ihm gehörten. Da gibt es dann Zank und Krieg, daß die Federn
nur so fliegen. — Aber wir wollen dem kecken Burschen doch
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sengtem Gefieder zurück. Rasch legt sie es zu dem zuerst ge-
retteten und bahnt sich zum drittenmal den Weg durch Rauch und
Feuer, um auch die übrige Brut zu retten. — Vergebens erwartet
man sie zurück. Sie hatte neben den beiden letzten ihrer Jungen
den Tod gefunden.
Ein mitleidiger Bauer nahm sich der beiden geretteten
Störchlein an und fütterte sie auf. Noch lange nachher sah man
die beiden gezähmten Sumpfvögel auf dem Hofe des Landmannes
zwischen dem Federvieh klappernd einherschreiten.
61. Sine I^übnerwirticbaft. Von Robert Reinick.
Deutscher Jugendkalender für t852. Leipzig. 8. 28.
1.
uf einem Gehöfte lebte ein alter Hahn, der hieß Henning, und seine
Frau, die alte Henne, hieß Kratzefuß. Von den vielen Kindern,
welche die beiden gehabt hatten, waren fast alle von ihrer Herrschaft
aufgegessen, nur zwei Hähnchen waren noch übrig; Gokelmann hieß der
ältere und Hähnel der jüngere. Beides waren muntere Burschen, keck,
eitel und streitsüchtig, wie man es von jungen
Hähnen nur verlangen kann; aber der Gokel-
mann hatte eben nicht
das Pulver erfunden,
während sein Bruder
Hähnel schon gescheiter
war. Beißen mußten sie
sich täglich ein paarmal;
denn bei Hühnern gehört
das zur guten Lebensart. Nun wohnte auch noch auf demselben Hofe
ein rothaariger Hund, Phplax mit Namen; der war ein so gutmütiges
Tier, daß er den Hühnern nie etwas zuleide tat. Oft ließ er ihnen
sogar manchen guten Bissen von seinem Fressen übrig; daher hatten sie
ihn denn auch alle gern.
2.
Eines Morgens spazierte einmal der Gokelmann ganz gemütlich für
sich allein in dem großen Garten hinter dem Hause. Da wußte er ganz
hinten am Ende des hölzernen Zaunes einen prächtigen, hohen Mist-
haufen, auf den er für sein Leben gern hinausflog. Wie stolz und
majestätisch kam er sich da oben vor, wie krähte es sich da so hübsch
über die weiten Felder hin! Auch heute war sein erster Gang zu dem
4*
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und erschien selbst täglich an den Lagerstätten der verwundeten
Soldaten, die im Barackenlazarett auf dem Tempelhofer Felde
Aufnahme gefunden hatten. Die Liebe, die sie sich dadurch beim
Volke erwarb, zeigte sich am schönsten am 2. September 1870,
dem Tage von Sedan.
Die Begeisterung, welche an diesem Tage in Berlin herrschte,
ist unbeschreiblich. Als der Polizeipräsident die Depesche hatte
drucken und an die Säulen heften lassen, stürmten Tausende und
abermals Tausende Unter die Linden zum königlichen Palais und
jubelten der Königin zu, welche wiederholt auf den Balkon trat
und die Versammelten freudig erregt begrüßte.
„Wir müssen den alten Fritz bekränzen!“ ertönte es aus der
Menge. Sofort wurden Kränze herbeigeschafft, und echte Berliner
jungen kletterten am Denkmal Friedrichs des Großen empor. Ais
Schutzleute dieses Beginnen verhindern wollten, erhielten sie von
der Königin einen Wink, sie gewähren zu lassen. Nun dauerte es
nicht lange, so war das Haupt des Heldenkönigs mit Lorbeeren
bekränzt, eine Girlande um sein Pferd geschlungen, die deutsche
Fahne in seine Hand gedrückt und rings herum Fahnen auf-
gestellt. Ein Junge setzte sich auf das Pferd Friedrichs des Großen
und spielte auf einer Ziehharmonika, die man ihm hinaufreichte,
die Wacht am Rhein, in welche die Volksmenge vor dem Palais
einstimmte und dann voll Begeisterung sang: „Was ist des Deut-
schen Vaterland?“
Königin Augusta ließ den Knaben, welcher den Lorbeerkranz
auf das Königshaupt gesetzt hatte, ins Palais kommen. Er folgte
dem Rufe eiligst, doch kehrte er auf halbem Wege um und besann
sich: „Nee, ick will ihr wat mitbringen!“ Dabei ließ er sich einen
Kranz vom Denkmal herabreichen. So trat er seinen Weg zur
Königin an, die ihn mit zwei Goldstücken und einer Tasse
beschenkte, auf der das Bild des Königs war. Ais ihn die Königin
unter anderm fragte, ob er nicht befürchtet habe, von dem Denk-
mal (14 m hoch) herabzustürzen, antwortete er keck: „Nanu, und
wenn der olle Fritze noch dreimal so hoch wäre, seinen Kranz
hätte er doch gekriegt.“
Als ihm die Königin beim Abschied huldvoll die Hand reichen
wollte, zögerte er: „Dat geht nicht, Königliche Majestät,“ sagte er
verlegen, „der olle Fritze war zu staubicht, er hatte sich lange
nicht gewaschen,“ und dabei zeigte er seine beschmutzten Hände.
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hier still liegen bleiben mußten, anstatt Hilfe bringen zu können;
auch war es sehr beängstigend, nichts über den Ausgang der Schlacht
zu wissen. Einzelne Soldaten, welche sich im Getümmel der Schlacht
von ihren Truppenteilen getrennt hatten, gesellten sich zu uns, viele
darunter leicht verwundet; sie brachten keine guten Nachrichten. Da
endlich hörten wir Hurra rufen, und nun wußten wir, daß der
Sieg für uns entschieden war.
Als der Tag zu grauen begann, brachen wir nach dem Schlacht-
feld auf, konnten aber erst um Mittag St. Privat erreichen. Es
stand noch in hellen Flammen; fast alles, auch die Kirche, war aus-
gebrannt, nur wenige Häuser waren verschont geblieben. Nach
langem Hin- und Herirren fand ich eine große Scheune und mehrere
daran stoßende Gebäude, in welchen man die Verwundeten unter-
bringen konnte. Die Scheunen waren voll Geröll; ich hielt jeden
Soldaten, der noch gesunde Glieder hatte, an, beim Ausräumen mit
behilflich zu sein, und ich habe keinen vergebens um Beistand ge-
beten. Auch das gegenüberliegende Pfarrhaus richteten wir zum
Lazarett ein. Zuin Abladen und Aufladen unserer Kisten war kein
Plätzchen frei, und wir mußten sie auf den Wagen öffnen. Wir
hatten nicht wenig mitgebracht, und doch war es so gut wie nichts
dem gegenüber, was wir brauchten. Außer Verbandzeug, Arznei-
mitteln und den nötigsten Erquickungen enthielten mehrere Kisten
zum Glück Olivenöl, Laternen und kleine Lichtchen; hätten wir diese
nicht gehabt, so hätten wir mit Tausenden von Verwundeten die
Nacht im Finstern zubringen müssen; denn die Ortschaften waren
verlassen, und es war Mangel am Nötigsten. Wir hatten kein
Wasser und kein Brot; um nur etwas Fleischextrakt oder Tee zu-
bereiten zu können, mußten wir jedes Tröpfchen Wasser benutzen,
das sich in den Zisternen zusammengezogen hatte; stundenweit im
Umkreis war kein Wasser zu finden. Die Zahl der Verwundeten
war unübersehbar. Eine grausenhafte Nacht! Brennende Häuser,
tote Menschen und Pferde, wo man ging und stand; fortwährendes
Ab- und Durchmarschieren der Truppen; dazu das Jammern der
Verwundeten. Die Stunden der Nacht brachten die Bilder des
Tages mit doppelt grellen Farben wieder vor die Seele. Welchen
Jammer werden manche Nachrichten in viele Familien: bringen!
Wie mancher brave Soldat wurde heute der Erde übergeben! Wie
freudig schlug sonst meine Brust bei unserer Volkshymne; heute
haben mir ihre Klänge fast das Herz zerrissen, als sie über die
Gräber der Gefallenen hin erschallten und die Fahnen sich darüber
neigten. Ich dankte Gott, als die Nacht vorüber war.
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