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1. Leitfaden der Erdkunde - S. 94

1899 - Braunschweig : Appelhans
— 94 — A n h a n g. Das Herzogtum Braunschweig. 3700 qkm (67 Dm), über 430000 Einw. § 1. Geschichte des Landes. Die nördl. Abdachung des Harzes zwischen Weser und Elbe war zu den Zeiten der Römer von den freiheitliebenden Cheruskern bewohnt (Armin, der Befreier Deutschlands durch den Sieg im Teutoburgerwalde 9 n. Chr.). In der Zeit der großen Völker- Wanderung eroberten die kriegerischen Sachsen, aus N. kommend, das Land von der Elbe fast bis zum Rhein und von der Nordsee bis zum Harz * (w. die Franken, s. die Thüringer, ö. slawische Völkerschaften, wie die Wenden) *. In verschiedene Stämme geteilt, konnten sie den christlichen Franken nicht widerstehen (Karl d. Gr.), sondern mußten sich nach langwierigen Kämpfen (Witte- kind) unterwerfen und das Christentum annehmen. Ein Ver- wandter Wittekinds, Ludolf, ward durch Ludwig den Deutschen der erste Herzog von Sachsen. * Von Ludolfs Söhnen gründete Bruno angeblich die spätere Stadt Braunschweig (Brunswik), während Otto der Er- lauchte die Herzogswürde erhielt und sie auf seinen Sohn Heinrich I., den Vogelsteller, vererbte (König von Deutsch- land 919—936). Heinrichs Sohn und Nachfolger, Otto I., be- lehnte Hermann Billung, einen sächsischen Grafen mit dem Herzogtume, welches unter ihm und seinen Nachkommen immer mächtiger wurde (Freunde der sächsischen, Gegner der fränkischen Kaiser, besonders Heinrichs Iv.). Nach dem Aussterben der Billunger wurde der Graf Lothar von Süpp- lingenburg Herzog von Sachsen/ Dieser belehnte später als Kaiser von Deutschland seinen Schwiegersohn, den Weifen Heinrich den Stolzen, Herzog von Bayern, mit Sachsen, sodafs Heinrich der mächtigste deutsche Fürst wurde (Kampf Heinrichs mit Konrad Iii., dem Hohenstaufen, der Weifen mit den Ghibellinen). Die Weifen waren ein uraltes, im s. Schwaben reich begütertes Grafengeschlecht. Heinrichs des Stolzen Sohn, * Heinrich der Löwe (1139—1195), vermählt mit Mathilde, der Schwester von Richard Löwenherz von England, der mächtigste

2. Leitfaden der Erdkunde - S. 95

1899 - Braunschweig : Appelhans
— 95 — Fürst Deutschlands, besaß außer seinen Erbländern (Braunschweig, Hannover, Lüneburg u. a.) die Herzogtümer Bayern und Sachsen und erweiterte seine Herrschaft * (durch Kämpfe mit den Wenden) * bis zur Ostsee. Er ward aber später von Friedrich Barbarossa in die Acht erklärt (weshalb?) und seiner Herzogtümer entsetzt, sodaß er nur seine Erbländer behielt, welche sein Enkel Otto das Kind zum Herzogtums Braunschweig erhob; * nachdem nämlich Heinrichs Sohn, Otto Iv., als Gegen- kaiser gegen den Hohenstaufen Philipp von Schwaben gekämpft hatte, machte Otto das Kind seinen Frieden mit den Hohen- staufen (Friedrich Ii.), indem er dem Kaiser seine Allode übergab, um sie von ihm als Lehen zurückzuerhalten: so wurde Otto (1235) der erste Herzog yoii Braimscliweig. * Seine Söhne teilten das Land unter sich, und so entstanden zwei Linien, Brannschweig-Wolsenbüttel und Braunschweig-Lüne- bürg (das spätere Königreich Hannover, jetzt preußische Provinz). Brannschweig-Wolsenbüttel zerfiel bald durch Teilung in mehrere kleine Stücke, und da deren Herzöge außerdem sich durch Kriege unter einander schwächten, so machte sich die immer mehr empor- t strebende Stadt Braunschweig von den Herzögen fast ganz unab- hängig (Residenz in Wolfenbüttel). Zur Zeit der Reformation herrschte in Brauufchweig-Wolfenbüttel Heinrich der Jüngere, ein Feind Luthers; daher kam, während in der Stadt Braun- schweig schon 1528 die lutherische Lehre eingeführt wurde („Ach Gott vom Himmel sieh darein"), die Reformation im Lande erst zur Herrschaft durch Heinrichs Sohn, den gelehrten Herzog Julius (feit 1568), welcher überhaupt väterlich für das Wohl des Landes sorgte (Gründer der Hochschule zu Helmstedt). Von den durch den 30 jährigen Krieg geschlagenen Wunden konnte sich das Land lange nicht erholen; * der Herzog Karl (bis 1780) sorgte allerdings für bessere Unterrichtsanstalten (das Kolleg, jetzt polytechnische Hoch- schule in Braunschweig), aber teils seine Prachtliebe, teils seine Beteiligung am 7jährigen Kriege stürzte das Land in große Schulden (sein Bruder Ferdinand war ein berühmter General in Friedrichs Heere); * erst der sparsame und tapfere Karl Wilhelm Ferdinand * (1780—1806) * begründete bessere Verhältnisse, aber als preußischer Feldherr gegen das republikanische und kaiserliche Frankreich nn- glücklich (1792 und 1806), starb er infolge einer bei Auerftädt er- haltenen Wunde in Ottensen bei Altona. Braunschweig ward dem Königreiche Westfalen zugeteilt (Jerome in Kassel). Friedrich Wilhelm * (1806—1815) * kämpfte im Bunde mit deu Österreichern gegen Napoleon und schlug sich, nachdem diese Frieden geschlossen hatten, mit seiner tapfern „schwarzen Schar" von Böhmen aus durch Deutschland (Treffen bei Olper

3. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 49

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Alexander und die Griechen. 49 von Chronea in Botien auf. Hier wurden sie tion Philipp an- 338 gegriffen. Auf dem einen Flgel, den Athenern gegenber, fhrte der König selbst den Oberbefehl, den anderen, der gegen die Thebaner zu fechten hatte, vertraute er seinem Sohne Alexander an, der an diesem Tage seine Feldherrnprobe ablegen sollte. Philipp beharrte in ruhiger Abwehr, um die Gegner zu ermden. Mit jugendlichem Ungestm drang dagegen Alexander auf die Thebaner ein; ihre Reihen wurden durchbrochen, und die heilige Schar" fiel bis auf deu letzten Mann. Nun ging auch Philipp zum Angriff der, und die Nieder-lge der Griechen wurde allgemein. Philipp benutzte seinen Sieg mit groer Migung. Er berief die Vertreter aller hellenischen Staaten mit Ausnahme Spartas nach Korinth, wo er einen groen Bund des Friedens zwischen ihnen vermittelte, als dessen Haupt und unumschrnkter Oberfeldherr er anerkannt wurde. Nun gedachte er alle Krfte seines Herrscher-gebietes zu einem Kriegszuge gegen Persien aufzubieten. Da er-eilte ihn mitten in seinen Entwrfen der Tod. Er wurde von einem seiner Leibwchter ermordet. Sein Geist aber lebte fort in seinem groen Sohne. V. Alexander der Groe. 1. Alexander und die Griechen. Alexander zhlte bei dem Tode seines Vaters erst 20 Jahre. 336 Der hochbegabte Knabe wurde durch eine treffliche Erziehung auf das Groe und Edle hingelenkt. Durch Leibesbung und Abhrtung wurde sein Krper zu jener Festigkeit gesthlt, die ihn bei der Er-tragung von Mhen und Beschwerden spter so Groes leisten lie. Dann bernahm Aristoteles, der Weiseste seiner Zeit, die geistige Ausbildung des Knigssohnes. Vor allem flte er ihm Liebe zu den Werken griechischer Dichter ein; den Homer wute Alexander fast auswendig, und eine Abschrift desselben fhrte er stets bei sich. Achilleus war sein Vorbild, dem er in allen Dingen nachzueifern strebte. So wuchs Alexander zum Jngling heran, ausgezeichnet durch uere Wohlgestalt, hohen Sinn und Innigkeit des Gemts. Schon als Knabe tat er sich bei ritterlichen bungen vor allen Jugendgefhrten hervor. Er allein vermochte das wilde Pferd Bneephalns, das nachher sein Schlachtro wurde, zu bndigen, so Schmelzer, Leitfaden. 4

4. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 73

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Der zweite punische Stieg. Hannibal. 73 einem kurzen Mantel bedeckt bei den Wachtposten liegen sehen. Mit der grten Khnheit suchte er Gefahren auf, mit der grten Besonnenheit benahm er sich inmitten derselben. Als Vorderster ging er in das Treffen, als letzter verlie er es. Sein freundliches Be-nehmen und seine ruhige Entschlossenheit erwarben ihm die Liebe und das Vertrauen seiner Untergebenen. Neben einer warmen Liebe zu seinem Vaterlande, dessen Gre und Glck das Ziel aller seiner Unternehmungen war, erfllte ihn ein glhender Ha gegen die Rmer. Am Altare des hchsten Gottes hatte der Vater den neunjhrigen Knaben einst ewige Feindschaft dem rmischen Namen schwren lassen. Um den Fortschritten der Karthager in Spanien Einhalt zu tun, hatten die Rmer die Stadt Sagunt an der Ostkste der Halbinsel in ihre Bundesgemeinschaft aufgenommen. Aber Hanni-bat, der einen Krieg mit Rom herbeisehnte, rckte vor Sagunt und nahm es nach achtmonatlicher Belagerung ein. Die Rmer fhrten Beschwerde und forderten die Auslieferung des Feldherrn. Die kar-thagische Ratsversammlung hielt mit der Antwort unschlssig zurck. Da fate einer der rmischen Gesandten, Fabius, seine Toga (Ober-kleid) zusammen und sagte: Hier trage ich Krieg und Frieden: whlet!" Und als man ihm entgegnete, er mge geben, was er wolle, ffnete Fabins die Falten und sprach: So nehmet denn den Krieg!" Nachdem Hannibal zum Schutze der Vaterstadt einen Teil seiner Truppen nach Afrika geschickt und Spanien durch zurckgelassene Besatzungen gesichert hatte, brach er im nchsten Frhjahre 218 von Neu-Karthago auf, um die Rmer in ihrem eigenen Lande anzugreifen. Mit 50 000 Mann zu Fu, 9000 Reitern und 37 Elefanten zog er lngs der Kste durch Gallien und erreichte nach einem siebzehntgigen, hchst gefahrvollen Marsche der die Alpen, während dessen die Hlfte seiner Truppen einen elenden Tod fand, die Ebene Norditaliens. Nach zwei siegreichen Treffen am Tieinns und an der Trebia ging er mit seinem durch gallische Scharen verstrkten Heere der die Apennineu, und nahm seine Richtung auf Rom. Da eilte der Konsul Flaminius herbei, um ihm eine Schlacht anzubieten. In einem Engpa am Trasimenischen See, welcher auf beiden Seiten von steilen Hhenzgen begrenzt ist, 217 und au dessen schmalem Eingnge er die Reiterei und die Leichtbewaffneten in den Hinterhalt gelegt, erwartete Hannibal den Feind. Kaum war die Hauptmacht der Rmer in den Engpa vorgerckt, als er den im Hinterhalte befindlichen Truppen das Zeichen zum Angriff gab. Von allen Seiten brachen die Karthager auf die bestrzten Feinde los, und noch hatten diese nicht Zeit gehabt, sich zur Schlacht zu ordnen, als schon der Boden mit Leichen und

5. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 154

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
154 Iii. Die schsischen Kaiser. der Schultern und Brust hernieder, und aus dem gebrunten Gesicht blitzten helle, lebhafte Augen. Freigebig, gndig, leutselig und freundlich zog er wohl die Herzen an sich, doch war er mehr gefrchtet als geliebt. Er konnte streng sein bis zur Hrte, und selbst seine Shne bebten vor dem Groll des Lwen". Dabei bewies er eine selsenfeste Treue gegen Freunde, Gromut gegen gedemtigte Feinde, und nie gedachte er wieder eines Vergehens, wenn er es einmal verziehen hatte. Von seiner kniglichen Wrde hatte er die hchste Vorstellung, und sein Streben nach groen Taten fllte noch am Abend seines Lebens die Seele mit Jugendkraft. Den Groen des Reiches behagte das straffe Regiment des jungen Knigs wenig, und dieser hatte manchen schweren Kampf, selbst gegen die Angehrigen seines Hauses, zu bestehen. So der-banden sich gleich in den ersten Jahren seiner Regierung die Herzge Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen mit dem Bruder des Knigs, Heinrich, um den letzteren ans den Thron zu heben.- Doch das Glck war Otto gnstig. Die Verbndeten wurden in der Gegend von Andernach berfallen; Eberhard erlag im Kampfe, und Giselbert fand in den Wellen des Rheines den Tod. Heinrich bat spter reumtig um Verzeihung, die ihm auf Frsprache der Mutter auch gewhrt wurde; er war fortau der treueste Anhnger seines Bruders. Dieser Ausgang setzte Otto in die gnstige Lage, seinen Plan, alle groen Lehen fbie Reichslnder, mit denen der König die Fürsten belehnte) an sein Haus zu bringen, dem Ziele nher zu führen. Lothringen gab er seinem nachherigen Schwiegersohne, dem Grafen Konrad von Franken, mit Baiern belehnte er spter seinen Bruder Heinrich, mit Schwaben seinen Sohn Ludolf: Sachsen erhielt sein treuer Freund Hermann Billing, während der Herzogsstuhl von Franken unbesetzt blieb. Mit gleichem Erfolge war Otto bemht, die Grenzen des Reiches im Norden und Osten zu sichern. Mit der Verwaltung der Mark gegen die Wenden hatte er den Markgrafen Gero betraut, einen Mann von groer Khnheit und Klugheit, der durch seine Kriegs-taten der Schrecken der Feinde ward. Gegen den Dnenknig Harald Blauzahn, der in die Schleswigsche Mark eingefallen war, zog er, wie berichtet wird, selbst zu Felde, trieb ihn nach Jtland zurck und stellte die Grenze wieder her. Harald erkannte die Oberhoheit des deutschen Reiches an und bekehrte sich spter zum Christentnme. Die Bhmen, welche die deutsche Lehnspflicht abgeworfen hatten, wurden nach langen Kmpfen zur Unterwerfung gebracht. Otto begngte sich jedoch nicht mit den Erfolgen der Waffen. Seinen Heeren folgten Priester und Glaubensboten, welche die besiegten

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 157

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
2. Die Ottonen. 157 zog er weiter nach beut Sden, um die zum griechischen Reiche gehrigen Laubschaften Apnlien und Kalabrien, auf welche er im Namen seiner Gemahlin Theophano, einer griechischen Prinzessin, Ansprche erhob, an sein Hans zu bringen. Aber er erlitt eine Nieberlage, aus der er sich selbst nur mit Mhe durch eine gefahrvolle Flucht rettete. Unter neuen Rstungen starb er zu Rom im 28. Lebensjahre. Whrend der Unmndigkeit Otto Iii., der beim Tode [9831002 des Vaters erst drei Jahre alt war, fhrte seine Mntter Theophano in Gemeinschaft mit dem Erzbischof Willigis von Mainz die Regierung. Mndig geworden zog Otto der die Alpen und empfing in Rom die Kaiserkrone. Im Jahre 1000, wo viele den Unter-gang der Welt erwarteten, unternahm der schwrmerische Kaiser eiue Wallfahrt nach Gueseu zu beut Grabe des heiligen Ab albert, Bischofs von Prag, der brei Jahre zuvor als Glaubensbote bei den hetbttischeit Preußen den Mrtyrertob gefuubeu. Von ba begab er sich nach Aachen und stieg in die Gruft Karls des Groen hinab, um sich durch den Anblick des gewaltigen Kaisers zu hohen Taten zu begeistern. Dann kehrte er nach Rom zurck, wo er am liebsten weilte, und das er zur Hauptstabt seines Weltreiches zu machen gebachte. Aber mitten in seinen Hochfliegenben Plnen ereilte ihn schon im 22. Lebensjahre der Tod. Da die ltere schsische Linie mit Otto Iii. ausstarb, so stritten sich mehrere Bewerber um die Krone, die bald Hein- [10021024 riet) Ii. (beut Heiligen), dein Sohne Heinrichs des Znkers von Baiern und Urenkel Heinrichs I. zufiel. Seine Regierung war ein steter Kampf mit den immer mehr nach Selbstndigkeit strebenden Groen des Reiches und den nach^ Freiheit ringenden Italienern. Nachdem er in Deutschland die Ordnung hergestellt, zog er nach Italien und empfing mit seiner frommen Gemahlin Kunigunde die Kaiserkrnung, wobei ihm der Papst den goldenen, mit einem Kreuze gezierten Reichsapfel, das Sinnbild der Weltherrschaft, berreichte. Im Dome zu Bamberg, der ihm seine Entstehung verdankt, ruht der Letzte aus dein glorreichen Geschlechte der schsischen Herrscher.

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 159

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Heinrich Iv. und Gregor Vii. 159 Bremen, der nun auf Grund jenes Beschlusses die Vormundschaft der Heinrich und die Regierung des Reiches bernahm. Adalbert war ein Mann von hohen Geistesgaben, aber eitel, ehrgeizig, Pracht-liebend und verschwenderisch. An dem Beispiele seines Vormundes konnte Heinrich lernen, schrankenlose Willkr zu den und selbst-schtige Zwecke durch schlechte Mittel zu erreichen; er wurde liederlich, leichtsinnig und hochfahrend. War Annos Absicht dahin gegangen , fr die Macht und Unabhngigkeit der Groen zu wirken, so wollte Adalbert denselben in dem jungen Könige eine Zuchtrute geben. Er brachte Heinrich die hchste Meinung von seiner knig-lichen Machtvollkommenheit bei und impfte ihm einen nnauslsch-liehen Ha gegen die Fürsten und insbesondere gegen die schsischen ein, von denen die Plne des ehrgeizigen Bischofs, der sich zum Primas des Nordens zu erheben gedacht, durchkreuzt worden waren. Als der junge König in seinem 16. Lebensjahre fr mndig erklrt wurde, behielt er auch jetzt noch den Erzbischof bei sich und lie sich ganz von ihm leiten. Er nahm dauernd seinen Hof in Sachsen, erbaute Burgen und Schlsser und drckte das Volk durch bermige Abgaben und harte Fronarbeit. Sein willkrliches monarchisches Regiment, und seine Verschwendung erbitterten die Sachsen und gaben aller Welt ein rgernis. Endlich kam der langverhaltene Groll zum Ausbruch. Ctto von Nordheim, des be-absichtigten Knigsmordes angeklagt, hatte sich geweigert, seine Un-schuld durch ein Gottesurteil (Zweikampf) zu beweisen. Nachdem ihm durch ein Frstengericht sein Herzogtum Baiern genommen worden, stellte er sich an die Spitze der Unzufriedenen und zog, als der König auf die vorgebrachten Klagen eine verchtliche Antwort gab, vor Goslar, wo derselbe Hof hielt. Heinrich floh nach der nahen Harzburg und von da nach Hessen, in der Hoffnung, bei den sddeutschen Fürsten Hilfe zu finden. Aber diese waren keineswegs geneigt, seine Willkrherrschaft zu untersttzen, und so sah er sich gentigt, mit den Sachsen Frieden zu machen und in die Schleifung der Burgen zu willigen. Als jedoch die erbitterten Gegner in ihrer Rachgier so weit gingen, auch die kniglichen Grber zu offnen und die Gebeine von Heinrichs Angehrigen herauszureien und zu be-schimpfen, da scharte sich ganz Deutschland um den König, und die Sachsen wurden auf dem Homburger Feld bei Langensalza vollstndig 1075 geschlagen. Jetzt glaubte Heinrich seine alten Plne zur Knechtung des verhaten Volkes wieder aufnehmen zu knnen. Die Hupter des Aufstandes wurden gefangen gehalten, die Burgen wieder her-gestellt, und die Willkrherrschaft begann von neuem. Da wandten sich die Sachsen an den Papst, der begierig die Gelegenheit ergriff, sich als oberster Richter der Welt zu zeigen.

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 164

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
164 Iv. Die Franken und die Stanfer und ihr Kampf mit dem Papsttum. Schwaben, den Erben des frnkischen Hauses, sondern auf den 11251137] der Kirche freundlich gesinnten Lothar von Sachsen. Um sich gegen den mchtigen Staufer halten zu knnen, vermhlte Lothar seine Tochter mit Heinrich dem Stolzen von Baiern und gab ihm zuletzt zu seinem eigenen Herzogtum auch noch Sachsen. Dadurch legte er den Grund zu der groen Macht des Hauses der 1134] Welsen. Die Norbmark wrbe dem tapferen Grafen von Ballenstbt, Albrecht dem Bren aus dem Hause Askanien (Aschersleben), verliehen, der durch glckliche Kmpfe mit den Wenden seine Herrschaft nach Osten ausbreitete und Christentum und deutsches Wesen in dem Lande stlich der Elbe wieder heimisch machte. Da Lothar keine mnnlichen Nachkommen hatte, so suchte die schsisch-bairische Partei den Herzog Heinrich den Stolzen auf den Thron zu heben. Doch aus Furcht vor der Macht des wel-fischen Hauses whlten die meisten Fürsten, von der Geistlichkeit 11381152] untersttzt, den Staufer Konrad Iii., den Bruder des oben genannten Friedrich von Schwaben. Als dieser von Heinrich dem Stolzen die Herausgabe des Herzogtums Sachsen verlangte, ba es unstatthaft sei, ba ein Fürst zwei groe Lehen zugleich be-sitze, entbrannte zwischen betben Parteien ein Kamps, der lnger als ein Jahrhundert Deutschland mtb Italien in Verwirrung setzte. Spter begriff man unter den Welsen (ital. Guelsen) alle Au-Hnger der ppstlichen und kirchlichen Macht, unter den Waiblingern (ital. Ghibellinen), so genannt nach dem staufischen Schlosse Waib-lingen, alle Anhnger der kaiserlichen mtb weltlichen Macht. Da bei der Belagerung des Stbtchens Weinsberg zuerst das Feldgeschrei: Hie Wels!" hie Waibling!" gehrt worben sei, wie auch die Erzhlung von der Weinsberger Weibertreu stttb sptere Sage. Nach mehrjhrigen Kmpfen kam es zu einem Ausgleiche, U42 durch welchen Heinrichs des Stolzen Sohn Heinrich der Lwe in dem Besitze Sachsens besttigt wrbe, jeboch nach Abtrennung der Norbmark (von jetzt ab Brandenburg genannt), welche Albrecht der Br als selbstndiges Frstentum erhielt. Von einem Kreuz-zuge (dem zweiten) nach dem Heiligen Lande zurckgekehrt, gedachte Kottrab auch die italienischen Angelegenheiten zu ordnen, als ihn zu Bamberg der Tod ereilte. Nach dem Vorschlage Konrads Iii. wurde sein Neffe, der Schwabenherzog Friedrich I. Barbarossa Rotbart), einhellig zum 1152- 1190] Könige gewhlt mtb zu Aachen mit groer Pracht gekrnt. Er stand batttals in der Blte seiner Jahre; er hatte eine edle, krftige Gestalt, blaue Augen, eine hohe Stirn, blondes Haar und einen rtlichen Bart. Er war ein Freund der Gerechtigkeit, khn und unerschrocken, voll kriegerischen Mutes, freigebig, voll

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 168

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
168 Iv. Die Franken und die Staufer und ihr Kampf mit dem Papsttum. hatte seine Herrschaft auch der Mecklenburg und Pommern ausgedehnt und die neuen Erwerbungen durch zweckmige Anord-nungen gesichert. Dadurch erregte er den Neid und die Besorgnis der benachbarten Fürsten. Sie verbndeten sich wider ihn, wurden aber von Heinrich besiegt. Da kehrte der Kaiser aus Italien zurck, gebot Frieden und ntigte die Streitenden, alles Gewonnene wieder herauszugeben. Heinrich fgte sich, hegte aber von dieser Zeit an einen Groll gegen Friedrich, und um sich der Heeresfolge nach Italien zu entziehen, unternahm er eine Pilgerfahrt nach dem Heiligen Lande. Doch mochte er nach seiner Rckkunft seinen Beistand nicht lnger versagen und schlo sich mit einer nicht unbedeutenden Truppenmacht dem Kaiser auf dessen fnftem Zuge der die Alpen an. Papst und Lombarden hatten während der Zeit die grte Ttigkeit entwickelt. Allerorten waren die kaiserlichen Vgte ver-trieben worden, Mailand hatte sich aus den Trmmern erhoben, und an den Ufern des Tanaro war eine neue feste Stadt erstanden, die dem Papste zu Ehren den Namen Alessandria erhalten hatte. Mit der Belagerung der letzteren erffnete der Kaiser den Krieg. Aber trotz aller Tapferkeit vermochte er sie nicht einzunehmen, und schon rckte ein zahlreiches Heer zum Entsatz heran. Doch kam es vorlufig zu keiner Schlacht, da die Lombarden die Hand zum Frieden boten. Die Verhandlungen zerschlugen sich indessen, und Friedrich rief die Fürsten, die während des Waffenstillstandes nach Deutschland zurckgekehrt waren, zur Hilfe herbei. Alle kamen, nur Heinrich der Lwe nicht, der seit 1161 berhaupt nicht in Italien war. Vergeblich bat, beschwor ihn der Kaiser (bei einer Zusammenkunft in Chiavenna oder Partenkirchen), ihn nur jetzt nicht im Stiche zu lassen; der trotzige Lwe blieb bei seiner Weigerung. 1176] So stand denn ^ Friedrich an dem blutigen Tage von Legnano einer gewaltigen bermacht gegenber. Mit gewohnter Tapferkeit kmpfte das kleine deutsche Heer, der Kaiser selbst strzte sich in das dichteste Schlachtgewhl. Schon hatte er sich an der Spitze eines Haufens auf das Carroccio (den Fahnenwagen mit dem mailndischen Stadtbanner) gestrzt, als die Schar des Todes", 900 edle mailndische Jnglinge, welche geschworen hatten, das Heiligtum mit ihrem Leben zu schtzen, herbeieilte und den Sieg der Deutschen in eine Niederlage verwandelte. Nur wie durch eilt Wunder rettete sich Friedrich aus dem Getmmel. Nach einem so harten Schlage blieb dem Kaiser nichts brig als Frieden zu schlieen. Nach langen und schwierigen Verhandlungen begab er sich im folgenden Jahre mit einem zahlreichen und gln- 1177] zenden Gefolge nach Venedig. Alexander emartetete ihn im

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 170

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
170 Iv. Die Franken und die Staufer und ihr Kampf mit dem Papsttum. hatte sich seit dem Tode Alexanders Iii. getrbt. Darum richtete er seine Blicke auf Unteritalien, durch dessen Besitz er die ppstliche Macht besser in Schranken zu halten hoffte. Es gelang ihm auch, eine Verbindung seines Sohnes Heinrich mit der normannischen Prinzessin Konstanze, der Erbin von Neapel und Sizilien, zu-stnde zu bringen. Auf Bitten der Mailnder wurde die Ver-mhluug in ihrer Stadt mit einem Glnze vollzogen, der dem des Mainzer Festes gleichkam. 1189] Noch im hohen Alter unternahm Friedrich einen Kreuzzug (deit dritten) nach dem Heiligen Lande. Unter Beschwerden und Ent-behruugeu aller Art, unter fortwhrenden Kmpfen, in denen der Kaiser immer in deu vordersten Reihen stritt, langte man am Flusse Saleph skalikaduus) bei der Stadt Seleucia an. Hier war dem deutschen Helden sein Ziel gesteckt. Der Flu war vou Regengssen hoch angeschwollen. Voll jugendlichen Eisers mochte der greise Kaiser nicht warten, bis die Brcke geschlagen war; ungeduldig strzte sich Friedrich mit seinem Rosse in die Wellen, aber die Flut ri ihn mit fort, und nur seine Leiche brachte man ans User. Gro war 1190] die Bestrzung des Heeres, das seinen bewhrten Fhrer verloren hatte, groß war die Trauer des ganzen deutschen Volkes, das ihn wie einen Vater beweinte. Seine Regierungszeit ist ein glnzender Abschnitt in der Geschichte unseres Vaterlandes. Das Ansehen des Reiches war unter ihm zu einer Hhe gelangt, aus der es seit der Zeit der schsischen Kaiser nicht gestanden hatte. Trotz der vielfachen Kriege in Italien hatte Deutschland selbst mit wenigen Unterbrechungen Frieden, und der Wohlstand des Volkes erhob sich zu einer nie geahnten Blte. In Sagen und Liedern lebt Barba-rossa noch immer fort. 3. Friedrich Ii. 11901197] Auf Friedrich 1. Barbarossa folgte sein Sohn Heinrich Vi., der schon frher zum König gekrnt war. Bald nach seiner Thron-Besteigung zog er nach Unteritalien, um das Erbe seiner Gemahlin Konstanze einzunehmen, in dessen Besitz er sich durch Mutige Strenge zu befestigen wute. Jetzt, wo seine Herrschaft von der Nordsee bis Sizilien reichte, erachtete Heinrich den Zeitpunkt fr gekommen, die groartigen Plne auszufhren, welche seine Seele erfllten. Die Herrlichkeit und Macht der alten Csaren, als deren Erbe und Nachfolger er sich betrachtete, sollte erneuert werden, alle Könige sollten in das Verhltnis kaiserlicher Vasallen zurckkehren, die Kaiser-krne selbst aber in dem staufischen Hause erblich werden. Da raffte ihn ein frher Tod hinweg.
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