Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. VII

1912 - Straßburg : Bull
Vii — würde, als Abschluß ihres Stoffgebietes, und nachdem sie mit den Schülern die Weiten der Erde durchgeschweist und die Jahrhunderte durchwandert hat, ein rundes Bild heimatlichen Schaffens und Wirkens mit ins Leben hinaus- zugeben. Es ist dem Verfasser ein Bedürfnis und eine angenehme Pflicht, allen denen auch an dieser Stelle aufrichtigsten Dank zu sagen, die die Ent- stehung und Gestaltung dieses Buches mit Rat und Tat gefördert haben: Dem Herrn Geheimen Regierungs- und Schulrat Dr. Stehle, dem Herrn Oberregierungsrat Dr. Negenborn in Liegnitz, Herrn Landwirtschafts-- inspektor Wann er für die Durchsicht des Abschnittes über den Weinbau und dem Herrn Verleger Ludolf Beust. Möge das Buch sich geeignet erweisen, im kommenden Geschlechte die Liebe zur Heimat zu vertiefen, die Freudigkeit des Strebens nach höheren Zielen im Dienste der Allgemeinheit zu entzünden. Straßburg im Elsaß, Sommer 1912. E. Hauptmann

2. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 1

1912 - Straßburg : Bull
1. Wo stehen wir? Mit stiller Ehrfurcht betrachten wir wohl den Hausrat, der vom Großvater oder von den Urgroßeltern herstammt. Wieviel Freude und Glück, wieviel Weh und Leid hat sich schon vor diesen alten Erbstücken abgespielt! Während unser Blick sinnend auf ihnen ruht, werden unsere Väter vor unserm Auge wieder lebendig und mit ihnen alte, längstvergangene Tage. Sie erinnern uns, daß viele, viele vor uns denselben Namen getragen wie wir. Gar gerne möchten wir Genaueres über ihr Leben wissen, weil wir fühlen, daß wir durch sie nicht allein stehen, daß wir nur ein Glied einer langen Reihe sind. Gerne hören wir von jenen Gewesenen, die wir nicht gekannt, berichten. Wir sind stolz auf sie und möchten es ihnen gerne gleichtun. Auch außerhalb unserer Häuser steigen da und dort gewesene Geschlechter vor uns auf. Dieses oder jenes graue, jahrhundertealte Gebäude, besonders aber die Kirchen in Dorf und Stadt erinnern uns an sie. Oft genug aber denken wir derer gar nicht, die uns diese Stätten gebaut haben. So manche Gemeinde zieht alljährlich aus ihrem Walde bedeutende Summen, und doch denkt das Geschlecht, das diese Summen verbraucht, selten der langen und heißen Kämpfe, die einst von den längst verstorbenen Bewohnern dieser Gemeinde ausgekämpft werden mußten, damit der Wald als Gemeindebesitz sicher stand und stehe. Von unsern Bergen herab schauen zahlreiche Burgruinen ins Tal auf ein Geschlecht neuer Menschen, das sich kaum nach ihnen umsieht und scheinbar vergessen hat, daß die einstigen Bewohner dieser Burgen dem Namen unseres Stammes einen hellen Klang gegeben. So lassen diese Zeugen der Vergangenheit unsern Blick weiter schweifen auf eine noch größere Gemeinschaft, der wir angehören, deren Glieder zwar nicht denselben Namen tragen wie wir, die aber mit uns zum gleichen Volksstamme gehören, die sich gleich uns Elsässer oder Lothringer nennen. Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Mundart machen aus uns allen eine große Familie. 1

3. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 3

1912 - Straßburg : Bull
3 Volksgenossen würdig zu sein. Wir fühlen uns gedrungen, unser Bestes zu leisten, um, soviel an uns liegt, dem Namen eines Deutschen seinen Klang zu erhalten. Jeder muß fühlen, daß er zu irgend einem Volke gehört. Kein Volk kann zwar von sich sagen: Ich bin das beste, vornehmste unter allen. Jedes hat seine besonderen Tugenden und seine Fehler. Sein Volk lieben, heißt darum noch nicht, ein anderes hassen. Wer seine Familienangehörigen liebt, haßt ja um deswillen auch nicht die, die nicht zu dieser Familie ge- hören. Daß Liebe zu seinem Volke nicht Haß gegen ein fremdes bedeutet, müssen wir Elsaß-Lothringer insbesondere uns immer vor Augen halten. Außer unserer heimischen Mundart klingen ja vereinzelt auch fremdsprachige Laute, französische, an unser Ohr. Sie erinnern uns an eine Zeit, da die Elsaß-Lothringer mit ihrer Liebe und ihrem Stolze nicht zum deutschen, sondern zum französischen Volke gehörten, trotz deutscher Mundart und Sitte, trotz ihrer größtenteils deutschen Geschichte. Aber wissen müssen wir, daß wir nicht eins und das andere, daß wir mit dem Herzen entweder nur Deutsche oder nur Franzosen sein können. Heute klingt der Name des Deutschen stolzer denn je durch die Welt. Den Beginn des neuen Ruhmes bildete jener Krieg, der uns Elsaß-Lothringer wieder zum deutschen Volke gebracht hat. Seither erscheinen die Farben des Deutschen Reiches in den entferntesten Winkeln der Erde, auch da, wo vorher selbst der Name des Deutschen ganz unbekannt war. Ob das so bleibt, liegt nur an den deutschen Stämmen, die das deutsche Volk ausmachen. Denn das deutsche Volk lebt unter Einrichtungen, die von denen der meisten andern verschieden sind. Jedes fremde Volk wohnt gewissermaßen in einer weiten Riesenhalle beisammen. Der Bau für das deutsche ist in Kammern eingeteilt, in selbständige Staaten, in denen die Söhne derselben Mutter zwar durch leichte Wände getrennt, aber doch so nahe beieinander wohnen, daß einer des andern Nähe fortwährend spürt. Jeder muß sich erst in seiner eigenen „Kammer" auskennen, ehe er in die fremden schaut. Wir Elsaß-Lothringer müssen unser Land und unsern Staat kennen, damit wir wissen, was er unter den anderen deutschen Staaten bedeutet, wo wir arbeiten müssen, um seine Einrichtungen noch besser zu gestalten. 2. Der Elsaß-Lothringer in der Geschichte. Ein ganz kurzer Blick in unsere Geschichte kann uns sagen, was die Elsaß-Lothringer in vergangenen Zeiten bedeutet haben, und ob auch der Klang unseres Stammesnamens uns zu Stolz berechtigt. 1*

4. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 5

1912 - Straßburg : Bull
5 Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden, ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein, die uns der deutschen Volksfamilie zuweist. Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß- Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte. Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind. Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer- keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen. Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer" die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen- schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer späteren Geschichte noch oft bewähren sollten. Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben zu werden. Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank- reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches. Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch- land war eben Kern und Herz des Reiches. In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen Geschichte handelte. Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-

5. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 35

1912 - Straßburg : Bull
35 seinen eigenen Vorteil, er arbeitet am allgemeinen Wohle mit. Und es ist doch auch ein stolzes Gefühl, zu wissen: Meine Arbeit nützt nicht nur mir selber, sie hat auch Wert für alle die vielen Millionen, die meine Sprache sprechen, die meines Volkes sind. Und nun kommen wir endlich zum berühmtesten Zweige unseres Ackerbaues; es ist v. Unser Weinbau. Wenn der elsässische Wanderer von den Hängen unserer wunder- schönen Berge niedersteigt, schlägt ihm das Herz noch einmal stolz und hoch, weil er aus dem Walde in die Rebgelände tritt. Schöne Berg- waldungen mag es wohl sonstwo noch geben in deutschen Landen. Selten aber wohl so schön beisammen: Wald, Burg und Wein. Und nicht nur in schönen Rahmen gefaßt liegen unsere Rebberge da. Sie haben auch die klimatisch glücklichste Lage, die man sich denken kann: Im Süden Deutschlands, an der Westumrandung der von der Natur so warm und gut geschützten Oberrheinischen Tiefebene, dem Osten, der Sonne, das Gesicht zuwendend. Mußte es das Reich nicht als ein Glück ansehen, daß ihm 1871 dieses frohe Land des edeln Traubenblutes zugefallen? Sollten nicht die deutschen Brüder drüben, unsere Weine trinkend, den Tag loben können, der diese Weine wieder zu deutschen gemacht hat, und hatten nicht die Elsaß-Lothringer Grund, mitzuloben, weil dieser Tag ihnen den Anfang neuen Wohlstandes bezeichnete? Denn für den Weinbau mußte doch die Wiedervereinigung unseres Landes mit Deutschland ein Glück sein. Zur französischen Zeit war es nur eines unter den vielen Weingebieten Frankreichs, und nicht einmal das vornehmste. Mit Frankreichs weltberühmten Weinen konnten sich die seinen nicht messen. Statt daß der Elsässer Wein ins Innere Frankreichs gegangen wäre, drangen französische in sein eigenes Gebiet ein. Seit es Eisenbahnen gab, die Südfrankreich besser mit dem Elsaß verbanden, kamen besonders die südfranzösischen Sorten ins Elsaß. Schon damals war der Ruhmesstern des Elsässer Weines am Erbleichen. Der alten berühmten Weine, der Edelmarken, waren im Laufe der Zeit immer weniger geworden. Einst, in den alten deutschen Tagen, hatte der Elsässer Edelwein einen volltönenden Namen gehabt. Schon im 9. Jahrhundert wußten ihn Friesländer, Engländer, Dänen und Schweden zu schätzen. Auf dem großen Handelswege des Rheins schwammen alljährlich gewaltige Schiffs- 3*

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 9

1912 - Straßburg : Bull
9 sein überlegener Geist. Dem ganzen großen Vaterlande widmete er seine Sorge, seine gewaltige Kraft. Zu neuer Einigkeit und Größe wollte er das Reich führen, das in seiner Uneinigkeit und Zerrissenheit dem Untergange zusteuerte. Kaiser und Fürsten verhandelten mit ihm wie mit ihresgleichen. Wie kommt es, so fragen wir, daß alle diese Söhne unseres kleinen Landes eine solche Bedeutung gewinnen konnten? Wohl nannten sie sich Söhne unseres Landes, aber ihr Sinnen und Fühlen gehörte doch ebenso sehr den großen Ereignissen des deutschen Vaterlandes. Wenn irgend etwas Wichtiges, Gewaltiges geschah oder geschehen sollte in deutschen Landen, waren sie mit ihrem warmen, schnellen Gefühle gleich dabei. Wohl wußten sie: die Gaben, die wir haben, der nüchterne, ruhige Verstand, die Freude am Kampf, sind die Gaben unseres Stammes. Aber sie nützten sie im Dienste der größeren Heimat und haben damit auch der kleineren am besten gedient. Nie hat der Ruhm der Elsässer und Lothringer heller gestrahlt als damals, da unsere Stammesgenossen über den Sorgen und Kämpfen für die Dinge im Reich ihre Heimat zu vergessen schienen. Leider sollte diese glanzvolle Verbindung zwischen unserer Heimat und dem großen deutschen Vaterlande bald abreißen. Hundert Jahre nach diesen stolzen Tagen hat der österreichische Herrscher, der auch deutscher Kaiser und Landgraf im Elsaß war, seine elsässischen Besitzungen, große Teile des Ober- elsaß, die Reichsstädte und Reichsdörfer im Unterelsaß an Frankreich abge- treten, um nach dem Dreißigjährigen Kriege den Frieden von den Franzosen zu erkaufen (1648). Lothringen hatte sich schon seit der Mitte des 16. Jahr- hunderts wenigstens halb vom deutschen Reiche gelöst. Zwar lagen noch Besitzungen deutscher Fürsten über das ganze Land verstreut. Aber die große Ader, die von drüben her in unser Land geführt hatte, war doch zerschnitten. Es folgten hundert Jahre stiller Geschichte, aus denen nichts Großes über unser Land zu berichten ist. Mit der französischen Revolution (1789) wurde der Rhein eine scharfe Grenzlinie zwischen Elsaß-Lothringen und den deutschen Landen. Straßburg war nicht mehr die stolze Reichsstadt, deren Bürgermeister in der großen Reichsversammlung wie ein gebietender Herr auftreten konnte. Eine französische Provinzstadt, ohne Bedeutung, lag es an der äußersten Grenze des französischen Reiches. Immer stiller wurde es im Lande. Jeder ging seiner Beschäftigung nach, unser Stamm verlernte es allmählich, sich um die Angelegenheiten eines großen Volkes zu kümmern. Doch der Fleiß brachte Frucht. Frankreich konnte ja den Elsaß-Lothringern etwas bieten, was das zuletzt kraftlos gewordene, uneinige deutsche Reich nicht hatte geben können: Schutz und Schirm dem Gewerbe des Landes. Das mächtige Königtum der Franzosen

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 10

1912 - Straßburg : Bull
10 sorgte besonders für die Industrie, damit Geld ins Land käme. Daher flog das Herz der reichen Fabrikherren in Elsaß und Lothringen zuerst den Fran- zosen zu. Die berühmte Fabrikstadt Mülhausen, die noch lange im Bunde mit den schweizerischen Städten gestanden hatte, unterwarf sich halb freiwillig der französischen Republik, weil ihre Fabrikwaren schon lange nach Frank- reich gingen. Dann kamen die Zeiten Napoleons I. Nun konnten alamannische und fränkische Tapferkeit wieder glänzen. Als Soldaten der Napoleonischen Heere wurden unsere Stammesgenosfen aus jener Zeit, die sich bis dahin die Er- innerung ans deutsche Vaterland erhalten hatten, Franzosen. Im Donner der Schlachten, im Kriegsjubel auf allen Schlachtfeldern Europas lernten sie, daß es stolz macht, Franzose zu sein. Noch blieben sie in Sprache und Sitte deutsche Bauern und Bürger, wie sie es von jeher gewesen. Gar schwer- fällig und ungelenk ging das Französisch über ihre deutsche Zunge. Aber ihr Herz, ihre Liebe wandte sich Frankreich zu. Von nun ab haben die Söhne unseres Landes als die Tapfersten untern den Tapfern die fran- zösischen Schlachten geschlagen, obwohl sich ihre deutsche Abkunft nicht ver- leugnen ließ. Wohl ein Dutzend der Generale Napoleons I. sind Elsässer und Lothringer gewesen. Doch nur kriegerischen Ruhm haben sie erworben. Von großen Staats- männern wie Sturm, von berühmten Gelehrten und Künstlern aus unserm Blute weiß diese Zeit weuiger zu melden. Ganz gehörte der Elsässer und der Lothringer nicht zu Frankreich. Während die Vornehmen, die reichen Kaufleute, Ärzte, Notare u. a. sich bemühten, Franzosen zu werden, bewahrten sich Bauern und Handwerkerstand mit der ganzen Zähigkeit, die unserm Stamme eigen ist, ihre deutsche Sprache und ihre deutsche Denkweise und Sitte und retteten diese kostbaren Güter in die Zeit hinüber, die unsere Heimat dem angestammten deutschen Mutterlande wieder zuführen sollte. Solange Elsaß und Lothringen französisch waren, litt der größte Teil seiner Bewohner unter einem Zwiespalte. Sie sollten Franzosen sein und strebten teilweise auch darnach, es zu werden, und ihrem innersten Wesen nach gehörten sie doch zu jenen über dem Rhein. Heute könnte dieser Zwie- spalt glücklich überwunden sein. Die Bahn ist wieder frei. Elsässer und Lothringer brauchen nur ihrem deutschen Wesen zu folgen, brauchen nur wieder wie einst in den alten glanzvollen deutschen Tagen ihre Kräfte in den Dienst deutscher Angelegenheiten zu stellen, um wieder wie dereinst unsern Stammesnamen mit stolzem Klange durch die deutschen Lande tönen zu lassen. Deutsche Gedanken müssen wieder elsaß-lothringische, deutsche Sorgen die unsern werden. Dann können die alten Zeiten wiederkehren.

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 11

1912 - Straßburg : Bull
11 Nur wenige Ausschnitte aus der Geschichte unserer Heimat und unseres Stammes konnten wir an uns vorüber ziehen lassen. Aber sie zeigen zur Genüge: Wenn es stolz macht, ein Deutscher zu sein, so dürfen wir auch unsern Stammesnamen mit Stolz und Befriedigung nennen. Wir stehen am Ende einer Reihe von Geschlechtern, von denen jedes etwas hinzugetan hat zum reichen Erbgut unseres Stammes. Viele und verschiedene Menschen sind über unsere Heimaterde hinweggegangen. Aber wie sie alle gleichen Blutes, gleicher Abstammung waren, so haben sie auch die gleichen Eigen- schaften zu allen Zeiten bewiesen: Unerschrockenheit, Tapferkeit, Warmherzig- keit, Treue gegen die, die ihnen das Schicksal oder ihre eigene Wahl zum Herrn setzten, rastlosen Arbeitseifer und Beharrlichkeit. Es ist, als wäre das ganze Volk der Elsaß-Lothringer von Anfang an nur eine Person. Wenn wir Heimat und Stamm so verstehen, dann rühmen wir nicht nur die Vergangenheit und fühlen unsere Herzen stolzer schlagen, dann wissen wir, daß diese Vergangenheit uns auch Verpflichtungen auferlegt. Wir dürfen die Hände nicht tatlos in den Schoß legen. Das Erbgut erhalten, das heißt, es vermehren. Wir dürfen nicht kleiner werden, als unsere Väter sich gezeigt haben. Wenn sie Großes vollbracht, so müssen wir Größeres zu schaffen suchen. Deshalb bedarf es der ernsten Selbstprüfung: Sind wir, die Jetzigen, der Väter wert und würdig? Könnten wir, wenn heute die lange Reihe derer, die einst gewesen, wieder aufstünde, vor sie treten und sagen: Das haben wir hinzugetan zu dem, was ihr als die Früchte eurer Arbeit uns vererbt? Wenn wir uns so prüfen, werden wir allerdings nicht an so hohe Dinge denken dürfen wie eben, da wir die Geschichte der Heimat durchwanderten. Warum, das wird sich bald zeigen.

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 14

1912 - Straßburg : Bull
14 der heutigen Zeit am nächsten. Nur um eine kurze Spanne wollen wir unsere heimische Volkswirtschaft zurückverfolgen, und zwar bis in die letzten Zeiten jenes Geschichtsabschnittes hinein, den unser Land als Teil des ftanzösischen Reiches durchlebt hat. Die vor 40 Jahren erfolgte Trennung von Frankreich und die Wiedervereinigung mit dem alten angestammten Mutterlande ist noch frisch im Gedächtnis und leicht noch in aller Munde. Hat sie unser Wirtschafts- leben gehemmt oder gefördert? Das soll die zweite Frage sein. Drei Gebiete werden wir zunächst zu durchwandern haben, wenn wir dieses Wirtschaftsleben kennen lernen wollen: Die Ebene und die frucht- baren Täler mit ihrem Ackerbau, die Hügel mit ihrem Wein und die Berge mit dem grünen Schmuck der Wälder. B. Die elsaß-lothringische Landwirtschaft. Lange schon ist es her, seit Ludwig Xiv., von der Höhe unserer Berge ins weite Rheintal hinausblickend, in die Worte ausbrach: „Welch schöner Garten!" Aber sie klingen uns Elsässern heute noch in den Ohren. Wer möchte es auch nicht hören, das stolze Lied vom Preise seiner Heimat! „Meineidi scheen" und „meineidi fruchtbar". So kennen und wissen wir's. „Das Paradies Deutschlands" nennen es die gelehrten Bücher, und auch das dünkt uns nur recht und billig. Getrost können wir daher einem Ver- gleiche mit andern Ländern entgegensehen. Wie aber soll verglichen werden? Zusammentragen muß man ge- wissermaßen, was das ganze Land hervorbringt, so daß man es zählen und messen kann. Tote Zahlen muß man zu Hilfe rufen, um das fruchtbare Leben, das in unserem Boden quillt, und das eifrige Schaffen der Menschen auf ihm deutlich zu machen. Statt mit Kriegstaten und Kunstwerken haben wir es also jetzt mit Erntewerten zu tun. Doch auch die toten Zahlen reden eine gar deutliche Sprache. Zunächst etwas über die Entstehung der Zahlen. Die Ernteflächen der verschiedenen Länder und Landesteile müssen verglichen und der Ertrag daran gemessen werden. Unser Nachbarland Baden z. B., das nur wenig größer ist als Elsaß-Lothringen, weist eine verhältnismäßig geringere Erntefläche auf als dieses, weil Wald und Gebirge dort einen bedeutenderen Teil des Landes einnehmen als bei uns. Um aber nicht zuviel auf einmal überblicken zu müssen, empfiehlt es sich, nur die Hauptftuchtarten, die der Boden hervorbringt, miteinander zu vergleichen, und da handelt es sich vornehmlich um die Getreidearten und Kartoffeln.

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 42

1912 - Straßburg : Bull
42 Es gibt aber auch eine sehr große Zahl von Gegnern der Weinzölle. Ihre Gründe: Der Zoll verteuert ihr Getränk, nimmt ihnen also von ihrem Geld zugunsten anderer. Am meisten wehren sich Industrie und Handel gegen die Weinzölle und mit ihnen alle, die von Industrie und Handel abhängen. Die ausländischen Weine kommen nämlich großenteils aus Spanien, Portugal oder Italien. Diese Länder kaufen viele von unsern Jndustriewaren ab und würden diese mit einem hohen Eingangszoll belegen, wenn wir ihre Weine noch höher belasten wollten. Wenn also die Reichsregierung einen Handels- vertrag mit jenen Staaten schließt und den deutschen Jndustriewaren dort leichte Einfuhr zu sichern sucht, so jammern und klagen in ihrem Rücken die deutschen Winzer, weil jene Einfuhr nur mit niederen Zollsätzen für aus- ländischen Wein erkauft werden kann. Handel und Industrie wollen den Handelsvertrag für sich recht günstig haben, die Winzer aber möchten am liebsten den fremden Weinen den Ein- gang möglichst schwer machen. Was soll die Reichsregierung tun? Beiden recht zu machen, ist unmöglich. Jede Partei klagt, daß man sie schädigt, weil jede nur an sich denkt. Die Regierung aber hat das Wohl aller zu bedenken. So ist es nicht nur in der Weinzollfrage, sondern noch bei vielen andern Wünschen. Daran muß sich immer wieder jeder Stand und Beruf erinnern, wenn seine Wünsche nicht gehört werden können. Gewiß darf jede Partei den größten Gewinn für sich herauszuschlagen suchen. Sie muß sich aber auch bescheiden, wenn dieser Gewinn nicht so groß wird, als sie er- wartet hat, weil die Regierung einen Mittelweg suchen und ein- schlagen mußte. Unser Winzerstand wird also auch in der Zukunft mit seinen Forderungen an die Reichsregierung herantreten, besonders im Jahre 1914, wenn neue Handelsverträge zu schließen sind. Auch das Reichsweingesetz vom Jahre 1909 befriedigt noch nicht ganz. Unser Weinbau ist eben wie die ganze Wirtschaft unseres Stammes von der gesamten deutschen Volkswirtschaft abhängig. Die Handelsverträge des Reiches bestimmen auch sein Wohl und Wehe. Am Winzerstand der andern deutschen Länder muß sich der unsrige Stütze und Rückhalt suchen, wenn er neue Forderungen erheben will. Selbsthilfe aber muß vorangehen. Worin diese zu suchen ist, geht aus der kurzen Geschichte des Weinbaues im vorstehenden hervor. Unsere Weinberge bedürfen einer durchgreifenden Verjüngung. Neues, aber veredeltes Blut muß ihnen zugeführt werden. Die Einfuhr billiger ausländischer Weine kann nie entbehrt werden, weil der deutsche Weinbau nie den deutschen Be- darf an Wein decken wird. Auf lange Zeit hinaus werden diese fremden Weine die einheimischen unterbieten. Darum müssen die neuzupflanzenden
   bis 10 von 695 weiter»  »»
695 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 695 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 73
1 18
2 4
3 36
4 57
5 487
6 3
7 335
8 1
9 23
10 94
11 0
12 9
13 8
14 6
15 20
16 131
17 0
18 17
19 53
20 3
21 3
22 3
23 5
24 73
25 35
26 33
27 16
28 45
29 57
30 84
31 1
32 6
33 95
34 5
35 6
36 46
37 695
38 89
39 133
40 1
41 0
42 4
43 95
44 3
45 107
46 6
47 9
48 11
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 233
2 1
3 4
4 21
5 3
6 10
7 0
8 2
9 23
10 0
11 9
12 12
13 9
14 4
15 5
16 63
17 446
18 0
19 69
20 0
21 68
22 24
23 30
24 19
25 1
26 13
27 0
28 70
29 3
30 3
31 2
32 6
33 0
34 2
35 4
36 20
37 6
38 31
39 134
40 13
41 14
42 28
43 14
44 3
45 58
46 1
47 0
48 0
49 5
50 1
51 8
52 16
53 4
54 37
55 3
56 3
57 5
58 6
59 14
60 19
61 10
62 0
63 2
64 2
65 4
66 8
67 3
68 10
69 13
70 13
71 15
72 27
73 4
74 0
75 40
76 33
77 470
78 2
79 6
80 7
81 8
82 117
83 21
84 21
85 4
86 3
87 80
88 4
89 0
90 8
91 39
92 156
93 2
94 203
95 3
96 1
97 0
98 27
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 12
1 6
2 26
3 15
4 0
5 8
6 26
7 19
8 2
9 0
10 8
11 2
12 43
13 34
14 2
15 2
16 0
17 6
18 2
19 10
20 1
21 0
22 1
23 3
24 2
25 13
26 12
27 0
28 13
29 7
30 2
31 0
32 12
33 127
34 26
35 10
36 4
37 0
38 3
39 11
40 3
41 22
42 39
43 45
44 2
45 0
46 7
47 1
48 2
49 3
50 77
51 257
52 29
53 0
54 6
55 0
56 3
57 0
58 2
59 117
60 2
61 12
62 5
63 0
64 2
65 32
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 16
72 10
73 1
74 1
75 7
76 2
77 4
78 10
79 1
80 3
81 461
82 5
83 2
84 10
85 2
86 0
87 1
88 1
89 12
90 0
91 7
92 1
93 4
94 3
95 4
96 0
97 10
98 1
99 3
100 192
101 0
102 173
103 3
104 0
105 2
106 13
107 7
108 0
109 2
110 10
111 47
112 32
113 2
114 15
115 1
116 65
117 2
118 2
119 0
120 7
121 37
122 1
123 29
124 12
125 28
126 0
127 10
128 0
129 22
130 0
131 48
132 1
133 4
134 0
135 0
136 39
137 5
138 0
139 4
140 7
141 5
142 18
143 31
144 1
145 3
146 3
147 1
148 1
149 0
150 0
151 34
152 73
153 0
154 11
155 17
156 17
157 8
158 0
159 0
160 0
161 8
162 1
163 0
164 1
165 1
166 7
167 10
168 12
169 22
170 2
171 1
172 2
173 9
174 2
175 71
176 1
177 16
178 0
179 24
180 1
181 2
182 11
183 57
184 0
185 4
186 1
187 4
188 15
189 2
190 14
191 1
192 2
193 0
194 1
195 6
196 110
197 0
198 4
199 3