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1. Die Geologie in der Schule - S. 74

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
74 Wie arbeitet sich der Lehrer in die Geologie ein? rale) aus einem größeren Gesteinsblocke oder aus einer Felswand unentbehr- lich. Zvill man eine Versteinerung erbeuten, die mit dem Kammer allein nicht herauszuschlagen ist, so meißelt man um sie herum eine Rinne ein, setzt dann den Meißel so in diese Rinne ein, daß seine Schneide schräg unter das zu lösende Stück gerichtet ist, und sprengt dieses ab, indem man mit dem Hammer einen kräftigen Schlag gegen den Meißel führt. Eine Lupe wird jeder Naturfreund selbstverständlich besitzen. Besondere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit dieses Instrumentes stellt die Geologie nicht. Man kommt im allgemeinen mit einer ganz einfachen Einschlag- lupe mit zwei Linsen aus, die jeder Optiker zum Preise von 2—3 Mark liefert. Eine sehr gute Taschenlupe ist die Einschlaglupe von Seibert, Zdetz- lar, die aus zwei Achromaten besteht und Mark kostet (Vergrößerung 6, 3 u. J3). Ganz vorzüglich sind die Steinheil-Lupen, die als Einschlaglupen etwa \2 Mark kosten (Leitz, Berlin); man wähle etwa zehnfache Vergrößerung. Sehr wichtig ist der Besitz eines Kompasses, hier ergibt sich sogleich eine Schwierigkeit. Der Bergkompaß mit einem Neigungsmesser, den der Geologe benutzt, ist für den schlichten Naturfreund zu teuer; kostet doch ein einfacher Handkompaß dieser Art gegen 25 Mark. Und doch kommt man bei geologischen Beobachtungen ohne Aompaß gar nicht aus. Es gilt also, einen geeigneten Ersatz zu schaffen. Man kauft sich zu diesem Zwecke einen gewöhnlichen kleinen Aompaß, wie er bei jedem Mechaniker für wenige Mark zu haben ist, und befestigt ihn mit Messingstistchen auf einem recht- eckigen Brettchen aus dünnem holze (Laubsägeholz), dessen Kanten recht glatt mit dem Hobel bestoßen sind. Zur bequemen Ablesung schreibt man die an der Windrose angebrachten Bezeichnungen der Himmelsrichtungen unter Vertauschung von O und W auf das Brettchen. Da dieser Aompaß keinen Neigungsmesser hat, so muß man sich einen solchen besonders herstellen. Es geschieht dies am einfachsten da- durch, daß man einen Papiertransporteur auf ein rechteckiges Brettchen auf- klebt und im Mittelpunkte ein kleines Lot, bestehend aus einem Faden und einem Bleiplättchen (Sakplombe) anbringt. Noch besser bedient man sich statt des Transporteurs eines Edlerschen Meßblattes (Reichardt, Halle. Preis 50 Pf.). Dieses enthält außer der Gradzahl der Winkel auch die wichtigsten trigonometrischen Funktionen und ist daher vielseitiger verwend- bar. Es ist auch mit einem Lot ausgerüstet und kann daher ohne weitere Zurichtung als Neigungsmesser verwandt werden. Zdozu wird der Aompaß gebraucht? Nicht etwa zum Zurechtfinden im Gelände, wozu mart ihn sonst verwendet. Dazu wären unsere Zurüftungen nicht nötig. Vielmehr dient er dazu, festzustellen, in welcher Richtung die Gesteinsschichten „streichen" und „einfallen". Diese Ausdrücke beziehen sich nur auf solche Schichten, die nicht vollkommen wagerecht lagern, sondern nach irgendeiner Seite geneigt sind. ^)hre Bedeutung wollen wir uns zu- nächst einmal an einer andern geneigten Fläche klarmachen. Denken wir

2. Die Geologie in der Schule - S. 41

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 41 darf, daß anhaltender, starker Landregen ja auch erhöhte Leistungen des Baches hervorruft, die denen an eigemlichen Hochwassertagen nahekommen — so ergeben sich als Jahresleistung des Baches 20. 5^ t = \0368 t oder 20.207,H cbm = *U^8 cbm. Das entspricht der Ladung von J037 kleinen oder 5j8 großen offenen Güterwagen, also von \0 —U der längsten Güterzüge. Das ist gewiß eine Leistung, die nicht unterschätzt werden darf. Wenn nun aber der Bach jahraus, jahrein solche Erdmengen fortführt, muß dann nicht schließlich das Tal immer weiter und tiefer werden? — Das ist tatsächlich der Fall. Allerdings sind ^8 cbm Erde immerhin noch keine allzugroße Masse. Und die Fläche, auf der die Erde durch das Wasser abgebaut wird, ist so groß, daß man den Verlust nicht ohne weiteres bemerkt. Aber daß ein solcher vorhanden ist und daß er schließlich bemerk- bar werden muß, ist ganz zweifellos, Ja/ es ist auch ohne weiteres klar, daß der Bach sein Bett auf diese Weise gewühlt hat, indem er die Erd- massen, die vorher dort lagerten, fortgeschlämmt hat. Und mehr noch! Die Gelehrten behaupten, daß fast alle Täler durch die Arbeit des Wassers entstanden sind. Wer das zum ersten Male hört, dem klingt es kaum glaublich. Wir haben hier einmal Gelegenheit, die Wahr- scheinlichkeit dieser Behauptung zu untersuchen, indem wir die Frage auf- werfen: "Könnte unser Bächlein wohl das Tal hinter dem Dorfe allein ausgenagt haben? Das Tälchen ist 2 km lang, an seiner Sohle 2^0 m, oben \200 m breit und durchschnittlich 25 m tief. Sein Hohlraum hat also einen Kubikinhalt von 36000000 cbm. So viel Erdmassen müßte also der Bach schon fort- geführt haben. ^)n welcher Zeit wäre das möglich? Wir hatten oben die Jahresleistung des Baches aus ^^8 cbm berechnet, wobei wir allerdings nur die Hochwasserleistungen berücksichtigt hatten. Nehmen wir an, daß diese Leistung seit Jahrtausenden gleich geblieben wäre, so er- gibt sich, daß der Bach das Tälchen in 3 bis 9 Jahrtausenden ganz allein in den zuvor ebenen Boden eingewühlt haben kann. Aber diese Zeit wird wesentlich verkürzt, wenn wir folgendes in Rück- ficht ziehen: {. Das Wasser leistet, wenn es ganz normal fließt, ständig eine ge- ringfügige Transportarbeit. Man braucht nur einmal den Bach zu betrachten, wenn er ganz ruhig dahinfließt. Durch das klare Wasser kann man den sandigen Grund beobachten. Und da bemerkt man, wie alle Augenblicke das eine oder das andere Sandkörnchen von der Stelle rückt, oft nur einige Millimeter weit. Dieses Spiel geht unablässig fort, Tag und Nacht. Und wenn auch die Einzelwirkungen ganz geringfügig sind, so werden sie doch durch die Zeit zu einer beträchtlichen Gesamtleistung ver- vielfacht. Denken wir bloß einmal, daß in dem Abschnitte des Baches, der

3. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 22

1912 - Straßburg : Bull
22 der arbeitsstillen Zeit Schüler bei sich versammeln. 5000 Bauernsöhne sind schon durch solche Schulen hindurchgegangen. Endlich scheut die elsaß-loth- ringische Regierung keine Mühe, die einzelnen Gemeinden zur Gründung von Fortbildungsschulen anzuregen und sie zu unterstützen. Die hohen Beamten der Regierung selber werden nicht müde, die Gemeinden zu bereisen und den Gemeindevorständen die Vorteile einer besseren Bildung der jungen Bauern- söhne auseinanderzusetzen; und sind die Schulen einmal gegründet, so unter- stützt sie die elsaß-lothringische Regierung mit Rat und Tat. Zur Belehrung der selbständigen Landwirte aber läßt dieselbe Regierung andere Beamte das Land bereisen und aufklärende Vorträge halten. An den elsaß-lothringischen Landwirten ist es nun, alle die Gelegenheiten zu benutzen, um sich die geistige Ausrüstung für ihren Beruf zu verschaffen, zu ihrem eigenen Wohle und zum Wohle des elsaß-lothringischen Staates, wie des großen deutschen Vaterlandes. Zu Verbesserungen anregen muß und soll die Staatsregierung, und sie tut es in weitgehendem Maße. Wo sie nicht kraft eigener Mittel ein- greifen kann, da veranlaßt sie wenigstens die Landwirte, daß sie sich selber helfen. Das ist in einem Staate mit klein- und mittelbäuerlicher Wirtschaft besonders notwendig. Der Großgrundbesitzer ist der Regel zugleich Kaufmann. Er kümmert sich darum, wann und wo er seine Erzeugnisse am besten ver- kaufen oder Waren, die er braucht, (Dünge- und Futtermittel, Samen usw.) am besten einkaufen kann. Der Klein- und Mittelbauer hat wenig Gelegenheit dazu. Es ist ja nur wenig, was er verkaufen kann; er braucht das Geld und muß deswegen meist möglichst bald nach der Ernte verkaufen. An Dünge- und Futtermitteln, Sämereien braucht er nur geringere Mengen. Er kauft deshalb beim Kleinhändler in der Nähe und zahlt darum höhere Preise als der Großgrundbesitzer, der größere Mengen zumeist aus erster Hand bezieht. Nun, was der einzelne Klein- und Mittelbauer nicht vermag, ist der Vereinigung aller möglich. Woher aber soll die Anregung zu dieser Ver- einigung kommen? Der einzelne Landwirt kennt gewöhnlich nur seine Dorf- genossen, er hat auch keine Zeit, bei seinen Berufsgenoffen in andern Dörfern vorzusprechen, um zu versuchen, sie für einen Verein zu gewinnen. Da muß wieder der Staat eingreifen. Die Regierung unseres Landes hat in der Gründung landwirtschaftlicher Vereine seit 1870 schon ganz Bedeutendes geleistet. Vor 1870 waren nur geringe Anfänge zu solchen Vereinen vor- handen. Da griff im Jahre 1888 der Landesherr von Elsaß-Lothringen, der Kaiser, ein und ordnete die Bildung von Kreisvereinen an. Der Kaiser- liche Statthalter hat den Vorsitzenden eines solchen Kreisvereins zu ernennen. Rund 39 0o0 Landwirte waren im Jahre 1910 in solchen Kreisvereinen

4. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 23

1912 - Straßburg : Bull
23 zusammengeschlossen. Ihre Spitze haben die zahlreichen Kreisvereine im „Landesverband der landwirtschaftlichen Kreisvereine in Straßburg". Andere, ähnliche Vereine sind durch die aufopfernde und belehrende Tätigkeit einzelner Volks- und Bauernfteunde entstanden, so der „Verband ländlicher Genossen- schaften in Straßburg" (Raiffeisensche Organisation) und der „Revisions- verband landwirtschaftlicher Genossenschaften". Mit Hilfe dieser Vereine und Genossenschaften kann sich auch der be- scheidene Kleinbauer alle die Vorteile verschaffen, die sonst nur der Großgrund- besitzer genießt: Gemeinsam werden die Bedarfsgegenstände des Landwirts eingekauft und zu einem viel geringeren Preise an den Einzelnen abgegeben, als er sie vom Kleinhändler in der Nähe bekommen kann/ Was der Land- wirt zu verkaufen hat, nimmt ihm die Genossenschaft ab und sichert ihm einen höheren Preis, als er ihn beim Einzelverkauf erlangen könnte. Vor allem aber bewahrt sie ihn vor den schlimmen Händen des Wucherers, indem sie ihm für einen mäßigen Zins Geld vorstreckt, wenn er leihen muß. Die Mittel zu ihrer Tätigkeit erhalten die Kreisvereine aus den Beiträgen ihrer Mitglieder und aus Unterstützungen, die ihnen von den einzelnen Bezirks- regierungen und von der Landesregierung zufließen. So wird der Staat zum Förderer und Schirmer der Landwirtschaft, ohne daß er den einzelnen zwingt oder in seiner Tätigkeit einengt. Jeder kann seine Kraft und seinen Arbeitseifer frei walten lassen. Hindernisse soll endlich der Staat aus dem Wege räumen, Hindernisse, die der Einzelne nicht selber beseitigen kann. Alle Wildwasser, alle uneingedämmten Flüsse, alle Sümpfe und Ödlandschaften dürfen als Feinde des Landmanns angesehen werden. Aber ihm fehlt die wichtigste Waffe gegen diese Feinde, das Geld. Der Staat muß es für ihn ausgeben. Er dämmt die Flüsse ein, baut Abzugsgräben und kleinere Kanäle, um zur Zeit des Hochwassers die überflüssigen Wassermengen ableiten zu können. Er ordnet die Austrocknung von Sumpflandschaften und das Auffangen der Wildwasser an. So ist in den letzten Jahren das öde Hardtfeld durch Be- wässerungsanlagen in fruchtbares Wiesenland umgewandelt worden. 800 Hektar neue Wiesen wurden gewonnen. Ebenso dürfen wir die zahlreichen Stauweiher in unsern Vogesen als Denkmäler staatlicher Fürsorge ansehen. Etwa 1000 Hektar Wiesen können allein mit dem Wasser versorgt werden, das alljährlich im Ahlfeldweiher angesammelt wird. Durch die Berieselung kann der Ertrag von 1 Hektar Wiesen um 50 Mk. gesteigert werden. Mithin müßte der Land- wirtschaft ein jährlicher Gewinn von 50 000 Mk. dank der Anlegung dieses Weihers zufließen. —- Endlich sei noch der besonderen Regierungsbeamten (Meliorationsbauinspektoren, Wiesenbaumeister) gedacht, die landauf, landab

5. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 25

1912 - Straßburg : Bull
25 der Staatsregierung rufen, als sie sich nicht mehr zu helfen wußte, als sie sich dem Untergang nahe sah. Das war gegen Ende der 70 er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Da fing das Dampfschiff an, seinen Siegeszug durch die Welt zu halten. Mit seiner Hilfe konnten die entferntesten Länder mit- einander verbunden werden. Nun strömten die Waren herzu, vor allem auch Getreide aus Ländern von großer Fruchtbarkeit, deren Äcker noch keiner Düngung bedürfen, um reich zu tragen, in denen die Arbeitslöhne noch sehr niedrig sind, aus deren weiten, ebenen Flächen die Maschine an Stelle des Menschen tritt. Billiges Getreide in Massen kam herzu, es brauchte niemand zu sorgen, daß es käme. So unaufhaltsam kam es, daß die Getreidepreise unserer Landwirte reißend bergab gingen, daß der Landwirt kaum noch seine Kosten herauszuwirtschasten vermochte. Jetzt ries er nach der Staatsregierung. Aber nicht unsere elsaß-lothringische Regierung konnte helfen. Denn was zu tun war, konnte nur die Reichsregierung aus sich nehmen: Die Grenzen schließen, wenigstens Mauern, Zollmauern, errichten, daß sich der fremde Strom nicht gar so übermächtig herüberwälzen konnte. Nur die Reichsregierung besitzt die Machtmittel, Heer und Flotte, solche Anordnungen auch aufrecht zu erhalten, nur sie ist Herr und Gebieter an allen deutschen Grenzsäumen. Der Zoll erhöhte den Preis des fremden Getreides (durchschnittlich 5 Mk. Zoll aus 1 Doppelzentner), so daß auch das inländische Getreide wieder im Preise stieg; der Landwirt erfreute sich jetzt wieder eines höheren Gewinnes. Bis zum heutigen Tage ist dieser Zoll bestehen geblieben, — und bis zum heutigen Tage herrscht auch ein heftiger Streit darüber, ob dieser Zoll erhalten bleiben muß oder nicht. Dem Landwirt ist damit geholfen. Was sagt aber der Nichtlandwirt, der Handwerker, der Arbeiter dazu? Für ihn wird doch das Getreide und damit das Brot teurer durch den Zoll. Wenn für jeden Menschen Doppelzentner Brotgetreide im Jahre ge- rechnet werden muß, so bedeutet doch der Zoll schon eine ziemlich fühlbare Er- höhung des Brotpreises sür eine kinderreiche Familie. Wir wollen das Für und Wider nicht weiter erwägen; wenn der Streit schon so lange dauert ohne Entscheidung, so kann ihn der einfache Mann auch nicht entscheiden wollen. Nur muß er zu verstehen und einzusehen suchen, warum die Reichsregierung die Zölle geschaffen hat, obwohl sie wußte, daß damit eine kleine Verteuerung des Brotes eintreten mußte. Es ist die Ausgabe der Regierung, sür alle Stände und Berufe des Reiches zu sorgen. Wenn es aber allen gut gehen soll, darf keiner notleiden. Die Landwirtschaft z. B. will ja nicht nur verkaufen, sie muß auch kaufen, Kleider, Geräte, Maschinen usw. Wenn sie ohne Gewinn oder mit zu

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 55

1912 - Straßburg : Bull
55 in Nordamerika. Hinter diesem steht der Roteisenstein, mit etwa 70°/o Eisen, nach seiner Farbe so genannt. Er ist besonders an der Lahn und im Siegerlande zu Hause. Den dritten Platz in der Reihe nimmt der Spateisenstein ein, mit 48% Eisen. Auch ihn liefert vor allem das Gebiet der Sieg. Dann kommt in vierter Linie die lothringische Minette mit nur 33°/0 Eisen. Lange erschien die Minette wegen ihres Phosphorgehaltes als geringwertig. Das aus der Minette gewonnene Eisen war „brüchig". Erst im Jahre 1879 gelang es dem Engländer Thomas, dem Eisen den Phosphor zu entziehen. Nun konnte man es auch in Stahl umwandeln. Zugleich lieferten die lothringischen Hochöfen ein vielbegehrtes Düngemittel, das Thomasmehl. Da stieg die Bedeutung der lothringischen Minette mit einem Schlage so hoch, daß der Wert aller andern deutschen Erzlager dagegen gering erschien. Auf einmal lag nun in dieser äußersten Ecke Lothringens das Geld auf der Straße. Nun richteten sich die Blicke von ganz Deutschland hierher. Geld strömte aus dem Reiche herzu. Rasch mehrte sich die Zahl der Gruben wie die der Hochöfen. Lothringen, das 1872 nur 684 000 t Eisenerze im Werte von 1,9 Millionen Mk. gewonnen hatte, förderte 1892 bereits 3,6 Millionen t (Wert 6,8 Millionen Mk.), 1910 aber 16,7 Millionen 1 im Werte von 45,8 Millionen Mk. So hat sich, beinahe über Nacht, der Wert des wiedergewonnenen Landes für Deutschland als viel größer erwiesen, als er ursprünglich zu sein schien. Es war doch kein kleines, daß das reichste Kohlen- land Europas, das Deutsche Reich, nun auch das reichste Erzgebiet Europas sein nannte. Man ist für die Bedeutung der Lothringer Erze in Altdeutschland nicht blind gewesen. Trotz der reichen Erzschätze im eigenen Boden kauft die deutsche Eisenindustrie fortgesetzt viel fremde Erze. Das scheint auf eine Erz-Armut des deutschen Bodens hinzuweisen, erklärt sich aber ganz einfach. Die Eisenindustrie sucht sich naturgemäß die höchstwertigsten Erze zu verschaffen. Die fremden, eben jene, die in der Rangordnung an der Spitze stehen, (siehe oben) enthalten aber mehr Eisen als besonders unsere lothringische Minette, und man kann sie sehr häufig „im Tagbau", d. h. ohne tiefe Gruben und Schächte, gewinnen. Ihre Verhüttung ist, trotz der Fracht, immer noch gewinnbringender als die unserer Erze. Lange schon hatte die deutsche Eisenindustrie schwere Sorgen, ob sie auch genug von diesem Erz bekommen werde. Wohl liefern ihr fremde Länder, Schweden, Spanien einen großen Teil des Eisenerzes, dessen sie bedarf. Aber auch andere Eisenindustrieländer suchen dort ihren Bedarf zu decken. Die Erz-

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 32

1912 - Straßburg : Bull
32 ist die Rindviehhaltung geringer als im Elsaß. Hier muß sehr oft des schweren Bodens wegen das Pferd als Zugtier benutzt werden, weshalb weit über die Hälfte aller Pferde in Elsaß-Lothringen auch auf Lothringen kommen. Für eine bedeutende Schafhaltung ist bei uns niemals viel Raum gewesen. Das ist ein Lob für unsern Boden. Schafe zieht man jetzt in Europa nur noch auf jenen wertlosen Strichen, die nichts anderes als Weide aufzubringen vermögen. An solchen Gegenden haben wir zum Glück sehr starken Mangel. Wenn früher viel mehr Schafe gezählt wurden als heute, so ist das hauptsächlich der Anwesenheit fremder Schafherden in unserm Lande zuzuschreiben. Alljährlich wanderten große Herden aus der Schweiz oder aus Württemberg durch elsässisches Gebiet nach Frankreich, ernährten sich auf Kosten unseres Landes, bis sie fett nach Frankreich kamen, um dort ge- schlachtet zu werden. Seitdem die Franzosen einen hohen Eingangszoll auf Schafe gesetzt haben, seitdem in Württemberg die Schafzucht bedeutend Zurück- gegangen ist, ist diese Wanderung nicht mehr so stark. Daher erklärt es sich wenigstens zum Teil, daß neuerdings weniger Schafe gezählt werden. Eine besondere Beachtung verlangt dann noch unsere Geflügelzucht. Sie ist fo gut ausgebildet, daß wir in der Hühnerzucht an erster, in der Entenzucht an zweiter Stelle stehen unter den deutschen Staaten. Das ist diesmal das Verdienst der zahlreichen kleinen Bauern. Sie müssen aus der Aufzucht von Geflügel, aus dem Verkauf von Federvieh und Eiern einen Gewinn zu ziehen suchen, um die Einnahmen zu mehren, da ja der Acker wenig Waren zum Verkauf liefert. Die Aufzucht von Geflügel erfordert ferner viel Zeit und Sorgfalt. Deshalb widmen sich ihr gerade die kleinen Bauerngüter mit Vorteil. Die Feldarbeit beschäftigt dort nicht alle Familien- glieder, und es ist namentlich der Hausfrau vorbehalten, auf dem Gebiete der Geflügelzucht die Einnahmen des Haushaltes zu vergrößern. Einen be- sonders guten Namen verleiht dann unserer Geflügelzucht noch die Herstellung der weltberühmten Gänseleberpasteten. Auf elsässischem Boden ist dieses feine und teure, nur dem Geld- beutel der Vornehmen zugängliche Gericht erfunden worden, vom Küchenmeister des Marschalls Contades. Jener Küchenmeister hat eine große Schar von ähnlichen Kochkünstlern als Nachfolger gehabt, die selbständige große Herren wurden und sind, und die ihr Geheimnis, die Bearbeitung der Gänseleber, sorgfältig wahren. Darum steht die Fabrikation der Straßburger Gänseleber- pasteten unerreicht da in der Welt. Welchen Umfang sie einnimmt, können nur ein paar Zahlen deutlich machen: 500—1200 Pfund Gänseleber ver- arbeitet eine einzige Fabrik täglich in der Leberzeit. (Winter bis Frühjahr.) Nach Millionen berechnet sich natürlich der Wert der fertigen Ware einer

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 59

1912 - Straßburg : Bull
59 land-Westfalen 3,3 Millionen Tonnen, auf Südwest-Deutschland aber 3,4 Millionen Tonnen. In raschem Anlaufe schien der Südwesten Sieger werden zu wollen, schien das größte Erzgebiet in Deutschland auch die bedeutendste Eisenindustrie im Reiche zu entwickeln. Allein bald nach 1902 kam es bei uns zum Stocken. Die zunächstliegenden Erzlager hatte man zuerst ausge- beutet, es waren zugleich die zugänglichsten gewesen. Diese günstigen Lager waren bald erschöpft. Jetzt mußte man an die entfernteren gehen, mußte auch tiefer in die Erde steigen, um Erz zu bekommen. Gleichzeitig stiegen, zufälligerweise, die Kohlenpreise. Jetzt bekam man es zu fühlen, daß die lothringischen Erzlager so weit vom Ruhrgebiet entfernt lagen. (Saarkohlen kann man nicht gut zu Koks umarbeiten. Koks ist aber zum Schmelzen des Erzes nötig.) 1907 lieferte der Nordwesten 5,5 Millionen Tonnen Roheisen, der Südwesten nur noch 4,9 Millionen. (Davon entfielen etwa 2 Millionen Tonnen auf Lothringen.) Schon vorher hatte man die Kanali- sation von Mosel und Saar verlangt. Nun begann man dringlicher zu rufen, lauter zu fordern. Die Süddeutschen verglichen ihre Arbeit mit der der Norddeutschen und fanden, daß jene es viel leichter hätten als sie. Eine Tonne Roheisen erfordert bei uns viel mehr Herstellungskosten als im Norden, so sagten und sagen heute noch die Süddeutschen. Auch diesen Dingen müssen wir nachgehen, wenn wir den Streit ganz verstehen wollen. Die Herstellungskosten umfassen nicht nur die Arbeitslöhne, sondern auch die Kosten für Kohlen und Erz, besonders aber für die Kohlenfracht. Zu einer Tonne Roheisen sind eine Tonne Ruhrkoks und 31 /3 Tonne Minette nötig. Ihren Ruhrkoks kann bis jetzt die südwestdeutsche Gruppe nur durch die Eisenbahn beziehen. Wie jeder weiß, sind aber die Frachten auf der Eisenbahn ziemlich hoch und werden es immer sein. Solange also kein anderer Weg für die Kohlenbeförderung gebaut ist, kann unsere lothringische Eisenindustrie ihr Roheisen nur unter hohen Kosten herstellen. Dagegen ist die Fracht auf dem Schiffe bekanntlich viel, viel billiger als die auf den Eisenbahnen. Die Bahnfracht für eine Tonne Ruhrkoks von Ruhrort nach Algringen beträgt heute 7,70 Mk., die Wasserfracht würde sich nur auf 5,09 Mk. stellen. Folglich bedeutete die Kanalisierung von Mosel und Saar für die lothringische Eisenindustrie für jede Tonne Kohlen eine Verringerung der Selbstkosten von 2,61 Mk. Bei den rund 2,3 Millionen Tonnen, die allein in Lothringen jährlich verbraucht werden, würde das einen Gewinn von rund 6 Millionen Mark im Jahre bedeuten. Auch nach der vorsichtigsten Rechnung würden Lothringen und Luxem- burg, wenn die Mosel kanalisiert wäre, allein 5,5 Millionen Mark jährlich an Koksfrachten sparen. Dazu kommt, daß die erzeugte Ware, das Roheisen,

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 34

1912 - Straßburg : Bull
34 weiß ja nie, ob die Grenze auch frei ist, und welche Grenze. Ein Volk, das man aushungern kann, muß die Waffen strecken, auch wenn es nicht besiegt ist. Darum muß vorgesorgt werden, damit die Viehzucht den Bedarf aller Reichsbürger schon im Frieden zu decken vermag. Und des- wegen darf sie sich des Schutzes und der Förderung durch das Reich erfreuen. Ein Reichsgesetz schreibt vor, was bei ausbrechenden Viehseuchen zu geschehen hat. Unserer elsaß-lothringischen Landesregierung aber bleibt es vorbehalten, den Viehstand unseres Landes zu überwachen, zu sorgen, daß sich die Seuchen nicht weiter verbreiten. Darum sind an vielen Orten des Landes Tierärzte angestellt. Besonders scharf aber überwacht die Reichsregierung die Reichsgrenzen, damit nicht Seuchen aus fremden Ländern eingeschleppt werden. Sie kann sogar die Einfuhr fremden Viehes ganz verbieten. Das ist notwendig und nützlich. Nach Milliarden wird der Wert des deutschen Viehstandes berechnet. Eine einzige Seuche könnte in kurzer Zeit Hunderte von Millionen an Viehwerten vernichten. Allerdings kann das Viehseuchengesetz auch eine Wirkung hervorrufen, die das Gesetz nicht will. Wenn wegen Seuchen in den Nachbarländern die Grenzen gesperrt werden müssen und zugleich das Vieh im eigenen Lande knapp ist, dann gehen die Viehpreise in die Höhe, das Fleisch wird teuer. Das ist ein Übelstand. Aber er muß getragen werden. Oder soll wegen vorübergehend höheren Fleischpreisen der ganze deutsche Viehstand in Gefahr gebracht werden? Eine ähnliche Wirkung haben ja auch die Viehzölle. Damit der Viehzüchter angeeifert werde, möglichst viel Vieh zu ziehen, verteuert das Reich das fremde Vieh, das der Überstuß des Auslandes uns sendet, durch den Zoll. Gewiß wäre es besser, wenn diese Verteuerung gespart werden könnte. Das Reich muß aber nicht nur den Augenblick, es muß die Zu- kunft bedenken. Es bewahrt uns dadurch vor großer Not in jenem seltenen Fall, im Kriege. Und wenn dieser Fall nie eintritt? Nun dann hat die Sorge der Reichsregierung in anderer Weise Früchte gebracht. Indem sich der Vieh- stand mehrt, vergrößert sich das Volksvermögen. Wohlhabende Bauern werden keine darbenden Arbeiter, Handwerker, Kaufleute neben sich sehen. Wenn es einem großen Berufszweige eines Volkes gut geht, hat auch der andere zu tun. Darum mag der elsaß-lothringische Viehzüchter unter dem Schutze des Reiches getrost seinen Viehstand pflegen. Er fördert damit nicht nur

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 61

1912 - Straßburg : Bull
61 und Schweden) aber bleiben sich gleich. Wohl aber werden durch den Kanal die Herstellungskosten der südwestdeutschen Eisenindustrie so gering, daß sie niedriger stehen als in Rheinland-Westfalen. Lothringisch-luxem- burgisches Eisen würde infolgedessen in Menge auf den Markt kommen, würde das rheinisch-westfälische (gerade wegen der geringeren Herstellungskosten in Lothringen-Luxemburg) im Preise unterbieten. Zuletzt wird der norddeutschen Eisenindustrie, so sagt sie, nichts übrig bleiben, als ihre jetzigen Hochöfen auszublasen und neue in Lothringen oder Luxemburg zu bauen. Das könnte uns nur angenehm sein. Nicht so aber der preußischen Regierung. Wenn die Hochöfen in Rheinland-Westfalen nicht mehr brennen, steht eine Millionenbevölkerung in Preußen brotlos da. Sie kann ja auswandern nach Lothringen und Luxemburg, wird man entgegnen. Eine solche Auswanderung aber wird jede Regierung zu verhindern suchen. Denn das kostbarste Kapital eines Staates sind seine Bürger. Sie arbeiten, mehren den allgemeinen Wohlstand, auch den des Staates, denn sie zahlen ihm Steuern. Je volkreicher ein Staat, desto mächtiger, sicherer steht er da. Preußen kann also unmöglich zusehen, wie Millionen seiner Bürger den Wanderstab ergreifen und seinen Boden verlassen. Aus- wanderung der Industrie heißt auch Auswanderung des Kapitals. Preußen will nicht selber den Anlaß geben, daß auch das Kapital seine Länder ver- läßt, besonders ein solches Riesenkapital, wie es in seiner Eisenindustrie steckt. Ein drittes kommt hinzu. Preußen fürchtet noch einen andern Ver- lust. Die preußischen Eisenbahnen sind Staatseigentum. Was sie an Frachten einnehmen, fließt in die preußische Staatskasse. Wenn also künftighin der Ruhrkoks nicht mehr auf der Bahn, sondern auf Rhein-Mosel befördert wird, muß die preußische Staatskasse mit einem hohen Verluste rechnen. Der oberste Beamte der preußischen Eisenbahnen hat diesen Verlust mit 24 Millionen Mark im Jahre berechnet. Die 24 Millionen müßten wieder auf andere Weise eingebracht werden, z. B. durch Steuern. An diesen aber hätten alle Preußen zu zahlen, auch die große Mehrheit derer, die keinen Vorteil vom Kanal hätten. (Ein Vorteil wäre allenfalls, außer für die Eisenindustrie, für die Anwohner der Mosel vorhanden.) So erklärt der preußische Staat: Ich kann die Mosel nicht kanalisieren. An diesem Widerstande scheitert vorläufig der ganze Kanalplan. Zwingen kann man Preußen nicht, wie kein Staat im Reiche den andern zu etwas zwingen kann. Aber Preußen mag von seinem Standpunkte aus noch so sehr recht haben, bedauerlich bleibt für unser Lothringen immerhin, daß an diesem Widerstande ein Plan scheitern muß, der unserm Lande nur Segen bringen könnte.
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