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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 256

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
256 hinaus über des Vaterlandes Grenzen. Hereinströmen sollte, was Deutschland von den Erzeugnissen fremder Länder nötig hatte; aus- geführt werden, was es von den Erzeugnissen aus Landwirtschaft, Bergbau und Industrie an andere Völker verkaufen konnte. Das war der Handel, Handel zu Lande und zu Wasser, nicht nur mit den Nachbarstaaten, sondern mit den Ländern der ganzem Erde, Einfuhr- und Ausfuhrhandel. Der Handel zur See aber war Für unser Land der bei weitem bedeutendste und wichtigste; das hat das junge, er- starkende Deutschland unserer Tage, das hat vor allem auch unser Kaiser erkannt, als er sagte: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser." 3. Nach alledem können wir uns freuen, daß unser Vaterland an zwei Meere grenzt, von denen das eine, die Nordsee, unmittelbar zu der Hauptstraße des heutigen Weltverkehrs, zum Atlantischen Ozean, hinführt. Ein leistungsfähiger Kanal, der Kaiser-Wilhelm-Kanal, ver- bindet beide Meere. Große schiffbare Flüsse öffnen ihnen den Zu- gang Hum Herzen Deutschlands. An ihren Flußmündungen und Busen hat eine große Zahl von zum Teil bedeutenden Häfen angelegt wer- den können, in die hinein Lotsen, Leuchttürme und Leuchtschiffe und Zeichen verschiedener Art den sicheren Weg weisen. In diesen .Häfen, allen voran in denjenigen von Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Stettin, laufen alljährlich Zehntausende von Schiffen, deutschen und fremden, kleinen und großen Segelschiffen und Dampfern, ein und aus, um Waren oder Personen oder beides zu landen oder aufzunehmen, ein buntes Bild aus aller Herren Ländern. In fast allen diesen Hafenstädten werden ferner auf Werften unaufhörlich neue Schiffe gebaut, um den Anforderungen an den Seeverkehr zu genügen, und schon gehört Deutschlands Handelsflotte zu den größten der Welt. Nur die englische Flotte übertrifft die unsrige noch um ein Bedeuten- des; aber die größten und leistungsfähigsten Schiffe und Schiffahrts- gesellschaften hat gleichwohl schon Deutschland. Es sind der Nord- deutsche Lloyd in Bremen und die Hamburg-Amerika-Linie in Ham- burg. Ihre Riesendampfer fahren in fünf bis sechs Tagen nach Amerika hinüber, und sie sind so vorzüglich eingerichtet, daß die vornehmen und reichen Reisenden aller Länder am liebsten mit diesen unseren deutschen Dampfern fahren. Ja, unsere Handelsflotte ist bereits leistungsfähig genug, nicht nur unseren eigenen überseeischen Handel fast ganz zu besorgen, sondern daneben noch einen großen Teil des Welthandels überhaupt zu erledigen. 4. Die kleineren Schiffe unserer Handelsflotte vermitteln den Hafen- und Küstenverkehr, sowie den Handel zwischen den Nord- und Ostseeländern; die großen Segler und Dampfer aber durchfurchen die Ozeane und besorgen den Waren-, Post- und Personenverkehr mit

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 298

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
298 die entzückten Augen die Schneeflüchen der Riesen des Berner Oberlandes. Bald sind wir über Luzern, und nun liegt der See der vier Waldstätten zu unsern Füßen. Die Fahrt geht mitten auf der Seefläche den Pilatus entlang, bald sind wir über dem sogenannten Kreuz; unter uns durch- furchen die weißen Dampfer den See, bedeckt mit jubelnden und schreien- den Menschen. Die Straßen, der Promenadenkai vor dem Schweizerhof*), alles ist schwarz wie von wimmelnden Ameisen. 5. Wir wenden jetzt scharf nach links auf Küßnacht zu, hier wollen wir über die Paßhöhe zum Zuger See. Während bisher die Fahrt mit oder wenigstens nicht gegen die allgemeine Windrichtung gegangen war, beginnt von jetzt an das Manövrieren gegen die Windrichtung, was wir sofort bemerken, als wir die Paßhöhe von Küßnacht, auch für uns eine enge Gasse, überschreiten. Bald sind wir über dem Zuger See, dessen hellblaue Wasserfarbe im Vergleich zu den dunklen Wassermassen des Vierwaldstätter Sees besonders auffällt. Wir wenden uns südwärts zur Enge von Rothenbach, wo der breite See sich auf weniger als ein Kilo- meter verengt. Hier - können wir schon beobachten, wie wechselnd die Windstärken im Gebirge sind. In dem engen Felsenpaß drängen sich die Stromfäden des Windes zusammen, daß wir kaum mit einem Meter Geschwindigkeit vorwärts kommen. (Wir müssen also mindestens gegen 14 in Wind in der Sekunde ankämpfen.) Doch das Felsentor besitzt nur geringe Länge, bald sind wir im breiten, südlichen Teil des Sees, in flotter Fahrt geht es auf Zug zu. Wir wollen zum Züricher See hinüber. Das ist nur möglich, wenn wir den hohen Feksrücken von Horgen, durch den die Gotthardbahn im langen Tunnel nach Zürich bricht, überfliegen können. Wir müssen zu diesem Zwecke auf etwa 830 Meter Höhe ansteigen und noch dazu gegen einen ziemlich lebhaften Nordostwind, der, wie uns später übermittelte Messungen zeigten, auf dem See mit etwa sechs Meter strömte, über den Paß aber, wie uns die eigene Erfahrung lehren sollte, viel stärker dahinbrauste. 6. Im Vertrauen auf unser wackeres Schiff wurden die Höhensteuer emporgerichtet, und sofort flogen wir in schräger Fahrtrichtung nach oben, der Paßhöhe zu. Der Paß von Horgen wird für die Luftschiffahrt durch einen hohen, tafelförmigen Berg erschwert, an dessen linker Seite ein enges Tal herabsteigt, durch das wir hindurch mußten. Hier zeigte sich die Navigation besonders interessant. In dem engen Tal drängten sich die Luftmassen zu einem neuen, stärkeren Strom zusammen, der noch dazu abwärts floß und das Aufsteigen des Luftschiffs zu hemmen suchte. Hier zeigten die Höhen- und Seitensteuer ganz ihre hervorragenden Eigen- schaften. Trotz des absteigenden Luststromes drückten wir das in allen *) Ein großes Hotel am Seeufer.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 415

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
415 wohner. Die Häuser sind meist in kleinen Gruppen eng zusammen- gebaut, und jedes Gehöft ist durch eine lebende Hecke oder einen Latten- zaun abgeschlossen. Nur schmale, winkelige Gäßchen trennen die ein- zelnen Höfe voneinander. Fast in jeder Gruppe überragt ein Haus die übrigen; es ist das des Hausherrn, rings umgeben von den kleineren Häuschen der Frauen und Kinder. Zwischen und hinter den Häusern finden sich Gärtchen mit Bananen, Weinpalmen und Tabak. Die Häuser sind fast quadratisch angelegt und meist recht klein. Die Wände bestehen aus einem Geflecht von Palmblattrippen, das sauber mit rötlichem Lehm beworfen ist. Das spitze, steile Dach ist mit Gras bedeckt. Ins Innere eines Hauses führt nur eine einzige kleine Öffnung, die mit einer Schiebetür verschlossen wird. Es gehört Gewandtheit dazu, durch dieses Loch in das Haus zu schlüpfen. Eine sorgfältig aus Palmblatt- rippen gefertigte Decke schließt den inneren Raum nach oben ab; so verlangen es die kühlen Nächte. Von Möbeln findet sich fast nur eine niedere Pritsche. Dagegen herrscht anerkennenswerte Reinlichkeit. Man sieht in Bali beinahe lauter große, kräftige Gestalten. Auch unter den Frauen gibt es wahre Hünengestalten. Als Kleid tragen die Männer einen Lendenschurz und darüber eine Art Hemd ohne Ärmel. Nie fehlt der Ledergürtel mit einem oder mehreren messerühnlichen Dolchen, ebenso wenig die Tasche aus Bast oder Fell, die an der Seite getragen wird. Der Bali ist stolz. Die Stämme an der Küste nennt er nur die Buschleute. Furcht scheint er nicht zu kennen, auch nicht, wenn er allein nach der Küste wandert und in den Wäldern übernachtet. Seine Kunstfertigkeit ist nicht zu verachten. Sowohl die Schmiedekunst als auch die Korbflechterei sind in Bali daheim. Die Baumwolle, die tm Lande wächst, wird mit der Spindel gesponnen und weiß oder gefärbt als Strickgarn verwendet. Im Sticken ihrer schönen Gewänder wird mitunter Erstaunliches geleistet. Der Feldbau bleibt meist den Frauen überlassen. Von der Wein-Palme gewinnt man einen erfrischenden Palmwein und gutes Bauholz. Für den sehr starken Hausgebrauch pflanzt jedermann seinen Rauchtabak. — Die Hauptstärke der Bewohner von Bali ist der Handel. Seit die deutsche Regierung für sichere Straßen gesorgt hat, ziehen sie einzeln und truppweise nach der Küste mit Elfenbein, Speeren, Dolchen, Pfeifen, Taschen, in neuester Zeit auch mit Ziegen und Schafen. Der Erlös wird in Perlen, Stoffe, Busch- messer usw. umgesetzt. Aber was ist das alles gegen den Sklavenhandel, wie er einst dort geblüht hat! Daß die deutsche Regierung den Sklaven- handel verboten hat, das haben die Bali noch nicht verwunden. Seit Jahren liefert nun ihr Land Hunderte von Arbeitern für die großen Pflanzungen am Kamerungebirge. - Aus dem Kollekienblan.

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 297

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
297 Schlottenberg, den der Rhein auf der Nordseite umfließt, im Süden um- fahren wollten. Hier machten wir bereits die ersten Erfahrungen von hebenden vertikalen Luftströmen, die das Luftschiff mit Gewalt empor- führen wollten und unbedingt die Fahrt verkürzen müssen, wenn dieser Hebewirkung nicht widerstanden werden kann. Mit Hilfe unserer dynamischen Höhensteuer gelang es uns spielend, trotz dieser störenden Kräfte das Schiff in der richtigen Höhe zu halten. Weiter geht unser Flug. Kurz vor Schaffhausen erreichen wir wieder den Rhein, und bald liegt die alte Schweizerstadt mit ihren engen Gaffen und hochgiebligen Häusern zu unseren Füßen. Wir sehen, wie die Menschen bei unserem Herannahen zu laufen, sich zu sammeln beginnen, die Dächer der Häuser werden schwarz von gestikulierenden, Tücher und Fahnen schwingenden Leuten, Hurrarufen dringt durch das Knattern der Motoren zu unseren Ohren. Wir sehen, auch unter uns fühlt die Menschheit mit uns die Bedeutung dieser denk- würdigen Fahrt. Aber schon erfüllt ein neues Bild unser Auge, ver- schlingt ein neues Getöse den Lärm der Stadt; wir ziehen gerade über den tosenden Wasserfall von Schaffhausen dahin, der uns dumpf donnernd seine Grüße hinaufsendet. Etwa Loo m über den fallenden Wasser- massen können wir aus dieser verhältnismäßig geringen Höhe die groß- artige Erhabenheit dieses Schauspiels bewundern. Doch noch andere Ge- danken steigen in mir auf: der Rheinfall, ein festes und dauerndes Hindernis der Flußschiffahrt, wird von unserem neuen Schiff glatt über- flogen; die vielen Unbequemlichkeiten der festen Erdoberfläche für den Verkehr haben für uns zu existieren aufgehört. 4. Wir folgen dem Rheinlauf mit seinen vielen Windungen noch .weiter bis zur Einmündung der Thur, dann aber schwenken wir in das gebirgige Gebiet der Schweiz. Überall fliegen wir über jubelnde Ort- schaften, allenthalben sendet uns die Schweiz einen neidlosen Festgruß. Doch das schlängelnde Fliegen in den engen Tälern wird zu langdauernd, wir sehen, wie vor uns die Eisenbahn stracks in einem Tunnel den Berg durchbricht. Was dieser Ecdenwurm kann, vermögen wir auch, wenn auch in anderer Weise. Die Höhensteuer werden nach oben gerichtet, langsam und majestätisch klimmt unser Fahrzeug den Berg hinan, wohlgemerkt ohne jeden Ballastwurf. Parallel dem Tunnel überfliegen wir das Bergplateau in etwa 650 Meter Höhe, um uns hernach wieder auf die Höhe des Tunnelausganges mit dem Höhensteuer herabzudrücken. Nun geht es stracks auf Baden zu, das wir gegen 1/212 Uhr erreichen. Durch ein kleines Seitental backbord steuernd, gelangen wir nunmehr in das Tal der Reuß, das in langer Fluchtlinie sich südwärts erstreckt, und das mit 55 Stundenkilometer schnell durchflogen wird. Kurz nach Mittag erscheinen vor uns die blauen Flächen des Zuger und Vierwaldstätter Sees, erheben sich vor uns die Bergklötze des Pilatus und des Rigi, dahinter erblicken

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 299

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
299 Fugen zitternde Luftschiff in die Höhe, uns allmählich aber sicher der Paßhöhe> nähernd. Das Vorwärtskommen war an einzelnen Punkten, wo die Talbildung sich stark verengte, besonders schwierig. Mitunter wurden wir tatsächlich zurückgetrieben, ein Beweis, daß wir zeitweise gegen einen Wind von mehr als 15 Metersekunden anfuhren. Dann mußten wir andere Teile des Paßüberganges durch unsere Seitensteuernng suchen, wo wir einen gewissen Windschatten vermuten konnten. Bei diesen Drehungen und Abtriften war das Tal mitunter so eng, daß wir fürchteten, das Heck unsers Schiffes berühre bei der Drehung die Talwand, beziehungsweise die Berglehne. Aber alles gelang vortrefflich, dank der wunderbaren Organe unseres Schiffes. — Um 1 Uhr 50 Minuten befanden wir uns . über der Paßhöhe in 840 Meter Seehöhe. Mit einem Schlage tat sich ein anderes herrliches Bild auf. Vor uns lag in seiner ganzen Längenausdehnung der Züricher See. Im hellen Sonnenschein lagen die blühenden Gestade zu unseren Füßen, schwarz und dunkel traten aus der blinkenden See- fläche die Inseln heraus. — Ebenso mühsam wie der Aufstieg war der Abstieg. Noch immer strömte die Luft mit 13 bis 14 in gegen uns, und zwar von jetzt ab als aufsteigender Strom. Die niedergedrückten Höhensteuer zwangen unser treffliches Schiff jedoch allmählich wieder herab, und um 2*/4 Uhr schwebten wir in ruhiger Fahrt, nur etwas über 400 Meter hoch, die Seeachse entlang, Zürich entgegen. Eine volle Stunde hatten wir zur Überwindung des Passes gebraucht, und doch ist Horgen von Zug nur durch eine Entfernung von 15 km getrennt. 7. In wundervollem Aufbau an den Berglehnen, überragt von dem dunkeln Rücken des Uetliberges, lag die bedeutendste Stadt der Schweiz bald zu unseren Füßen. Uns möglichst niedrig haltend, flogen wir über das Häusermeer, das wie überall von jubelnden Menschen bedeckt war, dahin. Sofort stockte der Verkehr, in dunklen Haufen standen auf allen Straßen die Menschen mit emporgereckten Köpfen und emporgestreckten Händen. Wir erwiderten nach Möglichkeit den hellstimmigen Gruß der Stadt durch Tücherschwenken und Abwerfen von Postkarten. Doch bald mußten wir weiter. Noch einen Blick warf ich rückwärts, und siehe eine Erinnerung tauchte plötzlich in mir aus. Von dieser Stelle aus hatte ich Zürich aus dem Luftmeer erblickt, fünf Jahre vorher hatte mich eine Ballonfahrt von Straßburg nach Zürich geführt. Der gleiche Blick, und doch wie anders heute! Damals steuerlos ffahintreibend, durchfurchten wir heute stolz, als souveräne Herrscher, die Lust. 8. Die eigentlich beabsichtigte Fahrt nach dem Walensee und in das Rheintal mußten mir leider aufgeben, denn dort standen dunkle, mächtige Gewitterwolken, die aufzusuchen nicht ratsam schien. Wir wandten uns deshalb nordostwürts Winterthur zu, über die reizenden Waldgebirge des Thurgaus in mannigfachen Wendungen dahinfahrend, beständig gegen

6. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 323

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
823 den Wäldern reißt dieser Sturm auf beiden Seiten des Schneestromes oft 1000 bis 2000 der stärksten, ältesten Bäume nieder, hebt Menschen und Tiere aus und schleudert sie in die Tiefe, zerbricht im Tale noch weit vom Lagerplatze der Lawine die gewaltigsten Nuß- und Apfelbäume und Ahorne, legt schwere Frachtwagen auf die Seite und reißt ganze Ställe zusammen. Doch ist diese Luftstreichung ziemlich enge abgegrenzt, und außerhalb ihrer scharf gezogenen Linie schwankt kein Blatt. Wunder- bare Schicksale zeichnen solche Lawinen in das einförmige Leben der Berg- bewohner. Bald verhüllen sie ganze Weiler in nächtlicher Stunde, und die Leute sind in haushohen Schneemassen begraben und erstickt, ehe sie recht erwachen. Manchmal reißen sie die Häuschen wie Kartenblätter wirbelnd in die Höhe, und die Bergbewohner werden mit heiler Haut abseits in den Schnee geschleudert. Heuschuppen sind 500 Schritt weit durch die Luft über Bäche getragen und unversehrt mit dem ganzen Heustock auf der anderen Talseite abgesetzt worden. Von Verschüttungen und wunder- baren Rettungen der Menschen finden sich in allen höheren Tälern ältere und jüngere Überlieferungen. Doch der Mensch setzt den Naturgewalten unablässig seinen zähen Widerstand entgegen; er baut seine Hütte keck und trotzig an die Donnerbahneu der furchtbaren Schneeströme, und wenn diese sie wie Ameisenhäufchen wegfegen, setzt er in wunderlichem Eigen- sinn die neuen wieder an die Stelle der alten. Friedrich v. Tschudi. 216. Ei ne Fahrt aus dem Königsee. 1. Wir besteigen in München den Dampfvvagen. Er trägt uns erst nach Süden, dann nach Osten. An Städten und Dörfern vorbei braust der Zug, zuletzt auch durch rauschende, grüne Wälder, hinter denen blaue Bergspitzen aufsteigen. Wir sitzen nicht allein im Wagen. Mit uns fahren einige Bauern mit scharlachroten Westen, an denen Silbermünzen blitzen an Stelle der Knöpfe. Der eine raucht aus einer kurzen Tabakspfeife. Der andre zieht von Zeit zu Zeit ein fingerlanges Glasfiäschchen aus der rechten Westentasche, nimmt den hölzernen Stöpsel ab und klopft aus dem Fläschchen ein Häufchen Schnupftabak auf den Rücken seiner Hand. Der dritte sieht wohlgefällig auf seine Füße. Er scheint sich ein Paar neue Schuhe gekauft zu haben. Sie sind mit doppelten Sohlen ausgerüstet, in denen Eisennägel sitzen von der stärksten Sorte, damit der Fuß nicht schwankt, wenn der Weg über das lockere Geröll des Ge- birges führt. — Bis an die Landesgrenze führt uns der Zug immer nach Osten dann geht es wieder nach Süden zum Städtchen Berchtesgaden. Hier steigen wir aus und begeben uns auf den Weg zum Königsee, den wir in etwa 11/2 Stunden erreichen. 21 *

7. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 450

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
450 führenden Pässe von seinen Gegnern sorglich gehütet wurden, nahm er zunächst seinen Weg nach Hochburgund zu dem Oheim seiner Mutter, dem Grafen Wilhelm. Schon der Gefahr entronnen, feierte er in Besanyon das Weihnachtsfest. Nur einen Tag verweilte der König hier und setzte dann mit einem bereits ziemlich zahlreichen Gefolge die Reise fort. Bei Genf über die Rhone setzend, erreichte er bald das Gebiet seiner Schwieger- mutter, der Markgräfin Adelheid von Susa. Auf alle Weise unterstützte sie die Reise ihres Schwiegersohnes, ihrer Tochter und ihres kleinen Enkels, eine Reise, deren Beschwerden sich nun mit jedem Tage steigerten. 3. Der König wählte den Weg über den Mont Cenis, und die ohne- hin mühevolle Straße bot gerade damals fast unübersteigliche Schwierig- keiten dar. Schon sehr früh war der Winter mit unerhörter Strenge eingetreten, und die Kälte dauerte in ganz ungewöhnlicher Weise an. Große Schneemassen bedeckten bereits im November das obere Deutsch- land und die Alpengegenden; Rhein und Po waren so fest gefroren, daß sie monatelang Rosse und Wagen trugen. Gewiß war es ein Wagnis für den König, mit einer zarten Frau und -einem dreijährigen Knaben unter solchen Umständen den Weg über das Hochgebirge anzutreten; aber jedes Zögern war gefährlich, wenn er seine Krone erhalten wollte. 4. Große Not standen der König und seine Begleiter aus, bis sie die Paßhöhe erstiegen. Die Straßen waren völlig verschneit und mußten mühsam durch Landleute, die man aufbot, gangbar gemacht werden. Aber die Mühen fingen doch erst recht an, als man den Gipfel erreicht hatte und das Hinabsteigen begann. Unmöglich war es, auf dem abschüssigen spiegelglatt gefrorenen Boden sich zu halten, und mehr als einmal ver- zweifelte man, je das Tal zu erreichen. Kriechend auf Händen und Füßen oder die Schultern der Führer umklammernd, bald strauchelnd, bald weite Strecken hinabrollend, kamen die Männer endlich hinunter. Die Königin mit ihren Dienerinnen wurde auf Nindshüute gesetzt und so hinabgezogen. Die meisten Schwierigkeiten machte das Wegschaffen der Pferde. Man ließ sie teils mit Winden herab, teils schleppte man sie mit gebundenen Füßen fort; aber die meisten verendeten doch oder wurden mindestens unbrauchbar. Endlich kam man aus den Bergen heraus, und welche Schrecken man auch überstanden hatte, kein Menschenleben war verloren gegangen. Der König vergaß die bestandenen Leiden um so leichter, als er überall, wohin er kam, gute Aufnahme fand. 5. Von allen Seiten strömten die Bischöfe und Grafen herbei. Ein gewaltiges Gefolge sammelte sich um den König, und es hätte nur bei ihm gestanden, dem Papste mit gewaffneter Hand entgegenzutreten. Sie alle, die sich um den König scharten, dachten nicht anders, als daß er gekommen sei, um die kaiserlichen Rechte wahrzunehmen und den ver- wegenen Mönch zu züchtigen, der ihm seine Krone bestritten hatte. Nur

8. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 315

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
315 daneben, ladjt und spielt mit den bunten Steinen und begreift nichts von dem Kummer der Mutter. 6. Noch weit hinauf führt uns der Pfad über die kahlen Abhänge. Hoch oben zwischen den Eifelbergen liegt ein See, dunkel, tief, kreis- rund, unheimlich wie ein Kraterschlund. Einst tobten unterirdische Gewalten da unten, Feuer und Lavamassen wurden emporgeschleudert; jetzt füllt eine glatte Flut das Becken wie Tränen eine Schale. Es geht hinunter in bodenlose Tiefe. Keine Bäume, keine Blumen. Nackte, vulkanische Höhen, gleich riesigen Maulwurfshügeln, stehen im Kranz, zu nichts gut als zu armseliger Viehweide. Mageres Sandgras weht, blasses Heidekorn duckt sich unter Brombeergestrüpp. Kein Vogel singt, kein Schmetter- ling gaukelt. Einsam ist's, zum Sterben öde. Das ist das Weinselder Maar, das Totenmaar, wie es die Leute heißen. Es hat keinen Abfluß, keinen Zufluß anders als die Tränen, die der Himmel drein weint. Es liegt und träumt und ist todes- traurig wie alles ringsumher. Klara Viebig. 209. Mein Vaterland. ch Von des Rheines Strand, wo die Rebe blüht, bis zur Weichsel, die gen Norden zieht, von der Alpe Rand, wo der Aar noch streift, bis zur Rüste, wo die Rlöwe schweift, liegt ein schönes Land, 's ist mein Heimatland, 's ist mein liebes deutsches Vaterland. 2. A)o die Siche kühn auf gen Himmel strebt und die Treue tief im Herzen lebt; wo der Buche Grün um uns Tempel baut und die Lieb' aus jeder Hütte schaut: ach, dies schöne Land, 's ist mein Heimatland, 's ist mein liebes deutsches Vaterland. 3. Auf, du deutsches Land! wahre deutschen Blut, deutsche Treu' und deutscher Liebe Glut; wehre welschem Tand, Trug und Heuchelschein; laß sie fern von deinen Hütten sein; fern von dir, o Land, du mein Heimatland, du mein liebes deutsches Vaterland! Karl Theodor Schneider.

9. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 325

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
325 sie zerreißen. Da hob das Mütterlein noch einmal seine blutende Hand gen Himmel und flehte um Strafe für den Wüterich. Und Gott erhörte sie. Der König und seine Gemahlin, die kalt zugesehen hatten, wurden in riesige Felsen verwandelt zum warnenden Beispiel für herzlose und grausame Menschen. 5. Früher standen Obersee und Königsee in Verbindung. Erst durch die herabstürzenden Blöcke ist der breite Damm entstanden, der jetzt die beiden Seen trennt. Freilich hat es Jahrhunderte ge- dauert, ehe dieser Damm so breit und fest wurde, wie er jetzt ist. Allerdings macht der Königsee nicht immer das freundliche Ge- sicht, das er uns zeigte. Während eines Gewitters schaut er anders aus. Der Sturm braust hin über den See und peitscht das Wasser zu Schaum.. Furchtbar hallt der Donner wider von den steilen Wänden und Felsen. Wehe dann denen, die im kleinen Kahne sich auf dem See befinden. Die Wellen stürzen den Nachen um und begraben die Insassen in der Flut. Gewiß! Es liegt manch Menschen- kind tief drunten im See begraben, das froh und wohlgemut vom Ufer abstieß! Julius Tischendorf. 217. Die Martmswand. 1. Willkommen, Tiroler Herzen, die ihr so bieder schlagt! Willkommen, Tiroler Gletscher, die ihr den Himmel tragt! Ihr Wohnungen der Treue, ihr Täler voller Duft, willkommen, Quellen und Triften, Freiheit und Bergesluft! — 2. Wer ist der kecke Schütze im grünen Jagdgewand, den Gemsbart auf dem Hüllein, die Armbrust in der Hand, des Aug' so flammend glühet wie hoher Königsblick, des Herz so still sich freuet au kühnem Jägerglück? 3. Das ist der Max von Habsburg auf lust'ger Gemsenjagd; seht ihn auf Felsen schweben, wo's kaum die Gemse wagt! Der schwingt sich auf und klettert in pfeilbeschwingtem Lauf, hei, wie das geht so lustig durch Kluft und Wand hinauf! 4. Jetzt über Steuigerölle, setzt über tiefe Gruft, setzt kriechend hart am Boden, jetzt fliegend durch die Luft! Und jetzt? — Halt ein, nicht weiter! Jetzt ist er festgebannt, Kluft vor ihm, Kluft zur Seite und oben jähe Wand! 5. Der Aar, der sich zur Sonne schwingt, hält hier die erste Rast; des Fittichs Kraft ist gebrochen, und Schwindel hat ihn erfaßt; wollt' einer von hier zum Tale hinab ein Stieglein baun, müßt', traun, ganz Tirol und Steier die Steine dazu behaun.
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