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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 505

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
505 blick das Haupt beugte, als es vorwärts ging, als wäre er in der Kirche. Und was die Religion anbetrifft, wer war das, glaubt ihr wohl, der dort in den Kampf mit hineinstürzte im weißen Haar, mit fliegenden Rockschößen? Das war der Divisionsprediger, eine mächtige Flasche in der einen und ein Gebetbuch in der andern Hand. Der gute Mann, der da im Kugelregen dahineilte, war ganz außer Atem und über und über mit Schmutz bespritzt, denn, wie er mir keuchend erzählte, war sein Pferd ihm unter dem Leibe er- schossen worden. Als ich ihn wiedersah, da saß er hinter einer Mauer im Dorfe unter einer Gruppe hingestreckter Krieger und erhob unter dem Brüllen der Geschütze seine Stimme im Gebete zu Gott. Arcbibald Forbes. 283. König Wilhelm an die Königin Augusta über die Schlacht bei Sedan. 1. Depesche. Vor Sedan, 2. September x/2 2 Uhr nachmittags. Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegsgefangen, ist soeben mit dem General Wimpffen abgeschlossen, der an Stelle des verwundeten Mac Mahon das Kommando führt. Der Kaiser hat nur sich selbst mir ergeben, da er das Kommando nicht führt und alles der Regentschaft in Paris überläßt. Seinen Aufenthaltsort werde ich be- stimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe. Welch eine Wendung durch Gottes Führung! Wilhelm. 2. Brief. Vendresse, südlich Sedan, 3. September 1870. Du kennst nun durch meine Telegramme den ganzen Umfang des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen sehen. Wenn ich mir denke, daß nach einem großen, glücklichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten aus- ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzu- fassen, um in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen. ...........Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf, zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen,

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 512

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
512 Kriege und des gesamten zu ihrer Hilfe bestimmten Personals. Dieser Grundsatz wurde in einem völkerrechtlichen Vertrage, der Konvention von Genf, vom 22. August 1864 festgesetzt. Der Vertrag stellt unter den Schutz der Neutralität die Feldhospitäler, die Verbandplätze, die Spitaleinrichtungen, solange sie in Tätigkeit sind, die Personen, welche zum Sanitüts- und Spitaldienst gehören, die Einwohner des Landes, welche Hilfe leisten, vor allem die Verwundeten. Eine gemeinsame Fahne bezeichnet jene Stätten der Hilfe — eine gemeinsame Arm- binde die Personen —, es ist das rote Kreuz im weißen Felde. — Das sind die Anfänge eines der edelsten Werke der Neuzeit, eines Werkes, das sich in den großen Kriegen der Folgezeit so glänzend bewährt hat. Nach Or. Robert Bolz. 286. Eine Samariterin auf dem Thron. 1. Am 2. Januar 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv., und der Prinzregent und seine Gemahlin bestiegen den Thron als König Wilhelm und Königin Augusta. In feierlicher Krönung zu Königs- berg am 18. Oktober desselben Jahres nahmen sie die Krone vom Altar der Schloßkirche. Königin Augusta kannte keinen edleren Beruf, als den Armen und Unglücklichen beizustehen, ihr Elend zu mildern, die vom Schick- sal Gebeugten wieder aufzurichten und zu trösten. Sie wurde in der Tat, wie es an ihrem Sarge bezeugt worden ist, eine „Diakonissin im Purpur", eine Samariterin auf dem Thron. Allen gemeinnützigen Bestrebungen, Vereinen und Erziehungsanstalten wandte sie ihre Sorg- falt zu. Durch ihre Fürsorge entstanden in Berlin Volksküchen, in denen die Arbeiter für billiges Geld gute Nahrung erhalten, ferner das Augusta-Krankenhans und viele andere wohltätige Anstalten. Ganz besonders aber sorgte sie für die freiwillige Krankenpflege im Kriege. Das namenlose Elend des Krieges zu mildern, machte sie sich aus- drücklich zur Lebensaufgabe. 2. Während des Feldzuges gegen Dänemark im Jahre 1864, in dem die Truppen durch die Winterkälte zu leiden hatten, entsandte die Königin die berühmtesten Ärzte in die Lazarette von Schleswig-Hol- stein und rüstete unter persönlicher Fürsorge und Leitung viele Wagen aus, die mit Verbandstoffen und Lazarettbedürfnissen, Liebes- und Labe- gaben aller Art bepackt waren. Viele nach dem Innern des Landes wegen Krankheit und Verwundung zurückgebrachte Krieger empfing sie bei ihrem Eintritt in die Kriegslazarette, fragte jeden nach seinen Wünschen und trachtete danach, sie zu erfüllen. Das alles wiederholte

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 514

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
514 ich hoffentlich nicht mehr erleben werde, sich vieles, namentlich für die verwundeten Krieger, günstiger gestalten werde." 5. Ihre ganz besondere Fürsorge widmete die Kaiserin dem auf ihre Anregung gegründeten Augusta-Hospital in Berlin und dem mit ihm verbundenen Asyl für Krankenpflegerinnen. Bei ihren häufigen Besuchen des Hospitals ging sie zu den Kranken in die Zellen, bezeigte ihnen ihre Teilnahme und sorgte für ihre Bedürfnisse. Sie ließ das Krankenhaus mit freundlichen Anlagen umgeben, damit der Genesende, der neue Lebenshoffnung schöpft, sich an dem Leben in der Natur, an dem Anblick des frischen Grüns und der Blumen erfreue und labe. Sie wohnte auch, so oft es ihr möglich war, dem sonntäglichen Gottes- dienst in dem Augusta-Hospital bei und ließ dort eine Kapelle erbauen. 6. Aus der eigenen Anregung der Kaiserin ging das 1872 be- gründete „Kaiserin-Augusta-Stift" in Charlottenburg hervor, in dem Töchter der im Kriege gefallenen Offiziere bis zu ihrem siebzehnten Lebensjahr eine gute, ihrem Stande angemessene Erziehung erhalten. Das sehr einfache, einstöckige Haus, das die Kaiserin zu diesem Zweck errichten ließ, ist durch das Rote Kreuz am weißen Giebelfelde be- zeichnet. Über der Tür ist als Inschrift der Lieblingsspruch der Kaiserin zu lesen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!" 7. Daß aber die Kaiserin auch für die Geringsten und Ver- kommensten des Volkes ein erbarmendes Herz hatte, beweist die für- sorgende Teilnahme, die sie der Erziehung verwahrloster Kinder widmete. Ihre Samaritertätigkeit blieb stets die gleiche, so sehr sich auch das äußere Leben der Kaiserin veränderte. Im Frühjahre 1888 stand die trauernde kaiserliche Witwe am Sarge ihres Gemahls, dessen kernige Gesundheit nach einem langen und gesegneten, tatenreichen Leben den Beschwerden des Alters erlegen war, und im Sommer desselben Jahres fielen die Tränen der Kaiserin-Mutter in die Gruft ihres einzigen Sohnes, der, einst der Stolz und die Hoffnung Deutschlands, von einer langsam an seinem Lebensmark zehrenden, schmerzvollen Krank- heit dahingerafft wurde. Aber bis zum letzten Atemzuge hat Kaiserin Augusta nicht aufgehört, ihre Kräfte im Dienste der barmherzigen Nächstenliebe zu verwenden. Am 7. Januar 1890 hat. sie ihr müdes Haupt zur Ruhe nieder- gelegt. Wie Kaiser Wilhelm I., an dessen Seite sie im stillen Char- lottenburger Mausoleum ruht, wird auch sie unvergessen bleiben. In Berlin ist ihr ein Denkmal auf dem Platz am Opernhause errichtet worden. Wilhelm Heinze.

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 516

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
516 in demselben Schlosse zu Versailles, von dem durch Ludwig Xiv. so viele Pläne zur Schwächung und Verkleinerung Deutschlands ausgegangen waren. 2. Versetzen wir uns im Geiste an jene denkwürdige Stätte! Unter all der prahlerischen Eitelkeit der französischen Könige ist in dem großen, überaus prächtigen Spiegelsaale des Versailler Schlosses ein bescheidener Altar errichtet, mit rotem Sammet bedeckt und mit zwei goldenen Armleuchtern geschmückt. Davor steht ein preußischer Geistlicher in seinem einfachen, schwarzen Ornate. Ihm gegenüber haben der König, der Kronprinz und viele fürstliche Gäste Platz genommen. Unter Posaunenbegleitung singt nun ein Soldatensängerchor „Jauchzet dem Herrn alle Welt!“ Damit ist die kirchliche Feier eingeleitet. Es folgt ein kriegerisches „Helm ab zum Gebet!“ und die Predigt beginnt. Mächtig dringen die Worte des ehr- würdigen Hofpredigers Kogge aus Potsdam in alle Herzen. Es sind Worte über den gerade auf diese Feier so passenden 21. Psalm, in dem es heißt: „Herr, der König freuet sich in deiner Kraft, und wie fröhlich ist er über deine Hilfe! Du überschüttest ihn mit gutem Segen, du setzest ihm eine goldene Krone auf sein Haupt. Du setzest ihn zum Segen ewiglich; denn der König hofft auf den Herrn und wird durch die Güte des Höchsten fest bleiben. Sie gedachten dir Übels zu tun und machten Anschläge, die sie nicht ausführen konnten.“ Mit dem Segen und einem brausenden „Nun danket alle Gott!“ schließt die kirchliche Feier. 3. Jetzt erhebt sich der König und schreitet, in seinem Gefolge alle Fürsten und Prinzen und Graf Bismarck, mitten durch die Galerie auf eine Erhöhung zu, wo alle Fahnenträger stehen. Von diesem erhöhten Platze aus, zu seiner Fechten den Kronprinzen, zur Linken den Bundeskanzler, hinter sich die Fürsten, verkündigt der fast 74 jährige König mit bewegter, aber lauter Stimme, daß er die ihm von den Fürsten und dem Volke angebotene deutsche Kaiser- würde annehme, und daß er in diesem Sinne heute eine Bekannt- machung an das deutsche Volk erlasse, die der Bundeskanzler jetzt verlesen werde. Graf Bismarck erfaßt das inhaltsvolle Schriftstück und liest lebendig und ausdrucksvoll bei lautloser Stille, wie folgt: An das deutsche Volk! Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, verkünden hiermit: Nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den ein- mütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 518

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
518 die jungen Prinzen durch Handkuß darbringen. Die ganze übrige Versammlung huldigt dem Kaiser durch Vortreten und tiefe Ver- beugung, die der Monarch durch freundliches Kopfneigen erwidert. Als Kaiser Wilhelm das französische Königsschloß verläßt, sinkt die Hohenzollernfahne nieder, und die neue deutsche Kaiserfahne rauscht in die Höhe. — Während der ganzen Kaiserfeier aber donnerten die deutschen Kanonen gegen Frankreichs Hauptstadt, Robert König. 289. Kaiser Wilhelms I. Lebensabend. 1. Auch von eines Königs Leben gilt das alte Wort des Psalmisten: „Wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen." Aber bei aller Arbeit und Mühe, in allen Kämpfen und schmerzlichen Erfahrungen ist doch gerade das Alter Wilhelms I. an besonderen Gnaden- erweisungen und freudigen Ereignissen so reich gewesen, daß wir wohl ein Recht haben, von einem „goldenen Lebensabend" des Kaisers zu reden. Bis über das vollendete neunte Jahrzehnt hinaus hat er sich einer fast wunderbaren Rüstigkeit erfreuen dürfen. Was uns von Moses berichtet wird: „Seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen", das hat sich auch 'an ihm erfüllt. Fast unberührt von den Beschwerden und Gebrechen des Alters und, was mehr sagen will, frei von jeder, dem Alter oftmals eigenen Wunderlichkeit und ohne jene mißmutige und mürrische Verdrossenheit, die auf der einsamen Höhe des Thrones sich so leicht einstellt, hat er bis zuletzt mit ungeschwächter Kraft die schweren und ernsten Pflichten seines hohen Berufs erfüllen können. An den heilkräftigen Quellen von Wiesbaden, Ems und Gastein, zu denen er alljährlich mit großer Regelmäßigkeit wiederkehrte, fand er immer neue Erholung von den Anstrengungen der Wintermonate. Eine besondere Erholung, die sich der Kaiser bis in die letzten Jahre gegönnt hat, und die ihm immer eine besondere Freude bereitete, waren die Jagdausflüge, die er, von einer auserwählten Weidmannsschar umgeben, unternahm, um in freier Bewegung frische Waldluft zu atmen. 2. Auch in seiner Familie hat Gottes Gnade den Kaiser gerade in den letzten Jahren seines Lebens viel Glück und Freude erleben lassen. Mit besonderer Teilnahme verfolgte der Kaiser bis an sein Ende die zu großen Hoffnungen berechtigende Entwicklung der Kinder des kronprinz- lichen Paares. In dem Feuereifer, mit welchem der junge Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, seinen militärischen Pflichten oblag, erkannte der greise Held das Bild seiner Jugend wieder. Darum gereichte ihm auch die Vermählung dieses seinem Herzen besonders nahestehenden Enkels mit der jugendlichen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein zur

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 520

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
520 dem Feste brachte die gesamte Studentenschaft Deutschlands ihrem ge- liebten Herrscher einen aus 3000 Fackeln bestehenden Fackelzug dar. Zahllose Geschenke und nicht weniger äls 1648 Telegramme liesen aus allen Weltteilen ein. Aber gerade in den schönen Tagen dieses Festes zogen dunkle Wetterwolken am Himmel aus. Bei dem Kronprinzen zeigten sich die ersten besorgniserregenden Anzeichen des tückischen Halsleideiw, an dem der königliche Dulder später den Tod fand. Schwer litt der greise Kaiser, als die Krankheit seines einzigen Sohnes sich immer ver- schlimmerte. Noch aber zeigte er sich jeden Tag am Eckfenster seines Schlosses, vor dem sich stets Tausende von Menschen versammelten, um den greisen Heldenkaiser zu sehen. Als er am 4. Mürz 1888 und an den folgenden Tagen nicht erschien, ging die bange Frage durchs Volk, ob der Kaiser krank sei. Die amtlichen Berichte sprachen von einer Erkältung. Die Krankheit wurde bald schlimmer, die Entkräftung nahm zu, und am 9. März hauchte der Kaiser uuter den Gebeten des Geistlichen sein Leben aus. Er war eingegangen zu der Ruhe, die dem Volke Gottes bereitet ist. Das ganze Volk stand trauernd an seiner Bahre. Wenige Stunden nach dem Hinscheiden erschien Fürst Bismarck im Reichstage, um die schmerzliche Kunde von dem Abscheiden des ersten Deutschen Kaisers zu überbringeu. Seine Rede klang aus mit den Worten: „Die treue, arbeit- same Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterland, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welche der aus unsrer Mitte dahingeschiedene Kaiser uns hinterläßt. Das hoffe ich zu Gott, daß dieses Erbteil von allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes mitzuwirken haben, in Krieg und Frieden, lu Heldenmut, Hingebung Arbeitsamkeit und Pflichttreue treu bewahrt werde." Gesegnet bleibe fein Andenken für alle Zeiten! Nach Bernhard Rogge. 290. Brief Bismarcks an seine Gemahlin nach der Schlacht bei Sedan. Vendresfe, 3. September 1870. Mein liebes Herz! Vorgestern vor Tagesgranen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehrte heute zurück und ^^be in der Zwischenzeit die große Schlacht von Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten, in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 524

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
524 ganz Deutschland an der Bahre seines größten Sohnes. Der Kaiser und der Arbeitsmann haben ihm mit Wehmut, aber dankbaren Her- zens, ihr Lebewohl zugerufen. Viele kostbare Kränze lagen um seinen Sarg. Auch solche von einfachem Eichenlaub waren darunter, und der Prinzregent von Bayern schickte ein Edelweißsträußchen hoch aus den Bergen. Aber wo ist sein Grab? Das hat er selber sich ausgesucht. Seinem Schloß gegenüber am Waldesrand liegt eine Höhe. Eine alte kleine Holzbank steht dort in der Ecke, von Eichenästen breit über- dacht. Darauf hat er oftmals gesessen. Weit schaut der Blick hinaus auf die wogenden Wipfel des Sachsenwaldes, und man hört ihr nie ermüdendes, wunderseltsames Lied. Dort hat er seinem Leibe die letzte Stätte gewünscht. Der Wald, der deutsche Wald hatte es ihm angetan. Dem wollte er auch im Tode nicht fern sein. Und wenn hinfort vom deutschen Volke einer durch den Wald geht, sei’s an der Weichsel oder am Rhein, sei es am Alpenrand oder am Ostsee- strand, und es rauscht und weht im Geäst mit geheimnisvollem Klang, dann horcht er hoch auf und spricht bei sich: „Deutschlands Schutz- geist — der Alte im Walde.“ H. Petrich. 292. Wo Bismarck liegen soll. \. Nicht in Dom oder Fürsten- Sruft, er ruh' in Gottes freier Luft draußen auf Berg und Halde, noch besser tief, tief im Walde; Widukind lädt ihn zu sich ein: „Ein wachse war er, drum ist er mein, im^achsenwald soll erbegraben sein." 2. Der Leib zerfällt, der 5tein zerfällt, aber der L>achsenwald, der hält, und kommen nach dreitausend Jahren Fremde hier des Weges gefahren und sehen, geborgen vorm Licht der Tonnen, den Waldgrund in Efeu dicht ein- gesponnen und staunen der Schönheit und jauchzen froh, so gebietet einer: „Lärmt nicht so! — Hier unten liegt Bismarck irgendwo." Friedrich Fontane. 293. Aus einem Briefe Moltkes an seinen Bruder. Versailles, den 22. Dezember 1870. Lieber Adolf! Gestern haben die Franzosen wieder mit großem Aufwand von Mitteln einen vergeblichen Versuch gemacht auszubrechen. Ihre Absicht dazu zeigten die Pariser durch ein wütendes Kanonenfeuer

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 527

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
527 Lebensgefährtin gewesen ist. Acht Kinder umgaben im Laufe der Jahre das erlauchte Elternpaar, welches den Winter im Palais Unter den Linden in Berlin, den Sommer im Neuen Palais bei Potsdam zu verleben pflegte. Zwei Knaben sind in jugendlichem Alter dem Vater in den Tod vorangegangen, zwei Söhne und vier Töchter haben ihn überlebt. 4. Mit dem Jahre 1861, als König Wilhelm seinem Bruder nach- folgte, wurde Prinz Friedrich Wilhelm Kronprinz von Preußen, und bald riefen ihn die von seinem Vater geführten Kriege mehr als bisher vor die Augen der Welt. Schon in dem Feldzuge gegen Dänemark 1864 nahm er, ohne den Oberbefehl zu führen, an allen kriegerischen Ereignissen teil. Im Kriege gegen Österreich 1866 führte er die Ii., die schlesische Armee. Wie der geringste Wehrmann harrte er im Felde aus, während ihm und der tiefgebeugten Mutter daheim in eben diesen Tagen das jüngste Söhnlein entrissen wurde. Das tatkräftige Eingreifen seiner Armöe nach schwerem, langem Marsche entschied die Schlacht von Königgrätz. Im französischen Kriege 1870 stand er an der Spitze der Iii. Armee, zu welcher auch die süddeutschen Truppen, Bayern, Württemberger und Badener, gehörten. Er führte sie zu den Siegen von Weißenburg und Wörth und half wesentlich mit zum Gelingen der großen Umzingelung des französischen Heeres bei Sedan. Zugleich aber gewann er durch seine leutselige Herablassung und durch sein freundliches, gemütvolles Wesen die Herzen der Süddeutschen. Begeistert hingen sie dem norddeutschen Königssohne an, und bald hieß er bei ihnen wie in Preußen „unser Fritz". Auf diese Weise hat er wesentlich dazu beigetragen, daß über der Waffen- brüderschaft von Nord und Süd das deutsche Kaisertum in Versailles konnte aufgerichtet werden. Als Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen und als Generalfeldmarschall kehrte er aus dem Kriege zurück. Die Inspektion über die süddeutschen Truppen behielt er dauernd. So hatte er an seinem Teile das Reich erbauen helfen, das er künftig beherrschen sollte. Eine mannigfaltige Tätigkeit erfüllte auch die folgenden ruhigeren Jahre des Friedens: regelmäßige Besichtigungen der Truppen, zahlreiche Reisen an befreundete Höfe im Aufträge des greisen, kaiserlichen Vaters, das Protektorat über die Königlichen Museen, wie über eine große Zahl von Vereinen, Anstalten, Ausstellungen usw. 5. Schon erblühten ihm aus der Ehe seines Sohnes Wilhelm mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein vier Enkel. In vier gleichzeitig lebenden Geschlechtern sah man den Hohenzollernthron gesichert wie kaum je einen Thron der Erde. Der Kronprinz selbst, fast zu dem Alter gereift, in welchem vormals sein Vater den Thron bestieg, schien wie wenig andere vor ihm für das Herrscheramt vorbereitet. Aber Gott hatte es anders beschlossen.

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 460

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
460 ringerung des Wohlstandes ihres Dorfes hatten sie am meisten zu leiden. Die Mehrzahl von ihnen verdient das Zeugnis, daß sie alle diese Gefahren als echte Streiter Christi ertrugen. Die meisten hielten bei ihren Ge- meinden aus bis zum letzten Mann. Ihre Kirche wurde verwüstet und ausgebrannt, Kelch und Kruzifix wurden gestohlen, die Glocken vom Turm geworfen und weggeführt. Da hielten sie den Gottesdienst in einer Scheuer, auf freiem Felde, im grünen Waldversteck. Häufig waren sie die ersten, welche von der Verwilderung der Dorfbewohner zu leiden hatten; Diebstahl und frecher Mutwille wurden am liebsten gegen solche geübt, deren zürnender Blick und feierliche Klage früher den meisten Ein- druck gemacht hatten. Ihre Schicksale sind daher vorzugsweise kenn- zeichnend für jene eifernen Jahre, und gerade von ihnen besitzen wir die meisten Aufzeichnungen aus jener eisernen Zeil, oft in Kirchenbüchern, denen sie ihr Leid klagten, während kein Mensch sie hören wollte. Gustav Freytag. 259. Der Grotze Kurfürst und der französische Gesandte. 1. Eines Morgens hatte Friedrich Wilhelm auf der Jagd im Grune- walde durch einen Eilboten die Nachricht erhalten, daß ein großer Zug französischer Hugenotten in Berlin eingetroffen sei, um des Kurfürsten Schutz anzuflehen, und daß der französische Gesandte gegen das Verbleiben der Flüchtlinge Einspruch erhoben habe. Eiligst kehrte der Kurfürst nach Berlin zurück. Kaum hatte er sich umgekleidet, so erschien der Gesandte, Herr von Rebenac, und bat dringend um eine Unterredung. Der Kurfürst erklärte sich bereit, ihn sofort zu empfangen. Bei seinem Eintritt in den Empfangssaal grüßte ihn der Gesandte mit zierlicher Verbeugung. 2. „Sie kommen zu außergewöhnlicher Stunde, Herr Marquis," redete er den Gesandten an; „ich muß daher wohl annehmen, daß ein besonderer Auftrag Ihres Königs Sie hierherführt." „Die Weisheit Euer Durchlaucht hat, wie immer, das Richtige ge- troffen," entgegnete Rebenac. „Seine Majestät König Ludwig Xiv. haben mir Befehl erteilt, eine Unterredung bei Euer Duchlaucht nachzusuchen." „Sie ist Ihnen bewilligt." „Durchlaucht," nahm Rebenac das Wort, „mein Herr hat es für- notwendig gehalten, jene Verordnung aufzuheben, die sein Vorfahr dereinst zu Nantes zum Besten der Hugenotten erließ. Von dem Tage an suchten diese Schutz in Deutschland, Holland und vor allem bei Euer Durchlaucht. Massenhafte Auswanderungen fanden statt. Dieses Aufgeben des Vater- landes ist wider meines Herrn Willen. Böte sich den aufrührerischen Untertanen keine neue Heimat dar, sie würden sich geduldig dem neuen Gesetze fügen. Aber die Aussicht auf den Schutz Euer Durchlaucht macht die Leute kühn, und so wagen sie es, teils offen, teils heimlich Frankreich

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 463

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
463 den Stock erinnert, mit welchem er seinen Anordnungen Nachdruck zu geben wußte. Des Königs: „cito, cito!“ auf den Verfügungen brachte Minister, Räte, Kanzlisten und Kanzleiboten zum Zittern. Bis zu den Tor- schreibern und Briefträgern herab wirkten die Donnerworte des Königs. Unermüdete Tätigkeit und Pflichttreue, unausgesetzte Bewachung der Unterbeamten, die größte Sorge für Ersparungen, für Erhöhung der Einkünfte, die peinlichste Ordnung in den Geschäften und in der Regelung der einzelnen Geschäftszweige waren es vor allem, was der König forderte, und wer es daran fehlen ließ, mußte der härtesten Strafen gewärtig sein. Keiner war vor seinem plötzlichen Erscheinen sicher. Als der König erfuhr, daß der Torschreiber in Potsdam die Bauern, die zum Markte wollten, früh vor dem Tore warten ließ, ohne zu öffnen, ging er selbst hin, fand dann auch natürlich den säumigen Beamten noch im Bette. Aber wehe ihm! Mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Torschreiber, guten Morgen!“ prügelte Friedrich Wilhelm den Langschläfer höchst eigenhändig aus dem Bette. Ein andres Mal ging der König eines Morgens seiner Gewohnheit gemäß in Pots- dam spazieren. Auf der Straße fand er da Reisende, die mit der Nachtpost von Hamburg angekommen waren und nun schon lange Zeit vergeblich dem schlafenden Postmeister klopften. Des Königs Rohrstock brachte ihn aber bald aus den Federn, und seines Dienstes war der Saumselige entlassen. Bei den Reisenden aber bat der König um Entschuldigung, das preußische Beamte so pflichtvergessen seien. 2. Bei aller Strenge und Härte, mit der Friedrich Wilhelm sein Regiment leitete, sah er es doch als seine besondere Aufgabe an, sich der bedrängten und unterdrückten Stände seiner Untertanen anzunehmen. So verordnete er, daß fortan kein Pächter oder Schreiber sich unterstehen solle, die Leute im Hofdienst mit Peitschen und Stockschlägen übel zu traktieren oder zur Arbeit anzutreiben. Wenn solches dennoch geschehe, so sollten dergleichen Schreiber, auch wenn sie es auf Befehl des Pächters getan hatten, das erste Mal in einer Festung sechs Wochen karren, das zweite Mal aber am Leben gestraft und aufgehangen werden. Ebenso trat der König dem Mißbrauch entgegen, den manche Beamte mit dem Vorspann- dienst der Bauern trieben. „Ich will nicht,“ schrieb er an die Behörden, „daß die Herren Räte in den Provinzen mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren.“ Auch an die Regimenter erging ein ähnlicher Erlaß. Kein Offizier sollte sich unterstehen, einen Bauern, der Vorspann leisten muß, zu zwingen, daß er schneller als anderthalb Meilen in zwei Stunden führe. Wer den Bauern zu
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