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ich hoffentlich nicht mehr erleben werde, sich vieles, namentlich für die
verwundeten Krieger, günstiger gestalten werde."
5. Ihre ganz besondere Fürsorge widmete die Kaiserin dem auf
ihre Anregung gegründeten Augusta-Hospital in Berlin und dem mit
ihm verbundenen Asyl für Krankenpflegerinnen. Bei ihren häufigen
Besuchen des Hospitals ging sie zu den Kranken in die Zellen, bezeigte
ihnen ihre Teilnahme und sorgte für ihre Bedürfnisse. Sie ließ das
Krankenhaus mit freundlichen Anlagen umgeben, damit der Genesende,
der neue Lebenshoffnung schöpft, sich an dem Leben in der Natur, an
dem Anblick des frischen Grüns und der Blumen erfreue und labe.
Sie wohnte auch, so oft es ihr möglich war, dem sonntäglichen Gottes-
dienst in dem Augusta-Hospital bei und ließ dort eine Kapelle erbauen.
6. Aus der eigenen Anregung der Kaiserin ging das 1872 be-
gründete „Kaiserin-Augusta-Stift" in Charlottenburg hervor, in dem
Töchter der im Kriege gefallenen Offiziere bis zu ihrem siebzehnten
Lebensjahr eine gute, ihrem Stande angemessene Erziehung erhalten.
Das sehr einfache, einstöckige Haus, das die Kaiserin zu diesem Zweck
errichten ließ, ist durch das Rote Kreuz am weißen Giebelfelde be-
zeichnet. Über der Tür ist als Inschrift der Lieblingsspruch der
Kaiserin zu lesen: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal,
haltet an am Gebet!"
7. Daß aber die Kaiserin auch für die Geringsten und Ver-
kommensten des Volkes ein erbarmendes Herz hatte, beweist die für-
sorgende Teilnahme, die sie der Erziehung verwahrloster Kinder
widmete.
Ihre Samaritertätigkeit blieb stets die gleiche, so sehr sich auch
das äußere Leben der Kaiserin veränderte. Im Frühjahre 1888 stand
die trauernde kaiserliche Witwe am Sarge ihres Gemahls, dessen kernige
Gesundheit nach einem langen und gesegneten, tatenreichen Leben den
Beschwerden des Alters erlegen war, und im Sommer desselben Jahres
fielen die Tränen der Kaiserin-Mutter in die Gruft ihres einzigen
Sohnes, der, einst der Stolz und die Hoffnung Deutschlands, von
einer langsam an seinem Lebensmark zehrenden, schmerzvollen Krank-
heit dahingerafft wurde. Aber bis zum letzten Atemzuge hat Kaiserin
Augusta nicht aufgehört, ihre Kräfte im Dienste der barmherzigen
Nächstenliebe zu verwenden.
Am 7. Januar 1890 hat. sie ihr müdes Haupt zur Ruhe nieder-
gelegt. Wie Kaiser Wilhelm I., an dessen Seite sie im stillen Char-
lottenburger Mausoleum ruht, wird auch sie unvergessen bleiben. In
Berlin ist ihr ein Denkmal auf dem Platz am Opernhause errichtet
worden.
Wilhelm Heinze.
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Extrahierte Personennamen: Augusta Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Charlottenburg Deutschlands Berlin
437
knieten sie nieder, beteten und sangen die Psalmen, die zu diesem
Gottesdienst gehörten, warfen die Richtschnur, steckten die Pflöcke und
maßen den Grund der Kirche, dazu die Wohnungen der Brüder. Schnell
wurden vorläufige Hütten gebaut, und der Bischof ward geladen, die
Stätte zu weihen; an die Stelle, wo der Altar sich erheben sollte,
wurde die heilige Kreuzfahne gesteckt, von dort die geweihte Um-
friedung mit einem Namen begabt. An demselben Tage begann der
Bau, die Mönche arbeiteten mit den Landleuten um die Wette an
Balken und Steinen. Waren die nötigen Gebäude aufgerichtet, dann
siedelten die Brüder aus dem Mutterkloster über mit allem Hausrat,
Männer, Greise und Knaben, sie begingen unter dem Notdach die
erste Messe. Stand die Kirche vollendet, dann führte der Abt des
neuen Klosters eine größere Anzahl der Brüder herzu. Ihm und den
weltlichen Stiftern lag ob, die unentbehrliche Grundlage für das Ge-
deihen der neuen Stiftung, die Reliquien, zu finden, die in der Kirche
zur Verehrung aufgestellt wurden.
2. Gab der heilige Patron dem Kloster Ansehen, so war der
Schutz der irdischen Gönner nicht weniger förderlich. Bedeutung und
Wohlstand eines Klosters hingen davon ab, daß eine große Herren-
familie ihre Interessen mit denen des geistlichen Stifts vereinigte. Die
weltlichen Gründer und Schützer: das Königsgeschlecht, ein Herzog
oder Graf, betrachteten das Kloster als einen wertvollen Helfer für
ihr irdisches und ewiges Heil, durch die Mönche ordneten sie ihre
Rechnung mit dem Himmel, der Klosterheilige war auch ihr Patron,
ihm wurden Gelübde abgelegt, ihm bei beschwertem Gewissen Ge-
schenke gemacht, ihm die Söhne und Töchter geweiht, welche nicht
der weltlichen Lust und Versuchung teilhaftig sein sollten, an seinem
Altar suchte man Frieden und Erhebung, bei seinen Reliquien die
letzte Ruhestätte. Fast jedes der großen Klöster Deutschlands, die vom
achten bis zum elften Jahrhundert Bedeutung gewannen, war in
solchen: Sinne Besitz eines mächtigen Hauses und Vertreter seiner
Interessen. Und es wurde in der Regel ein Verhältnis von großer
Innigkeit. In der Einsamkeit des Klosters fand der wilde Krieger,
der ränkevolle Politiker eine heilige Ruhe, die ihm sein Leben nicht
gönnte, in den Mönchen die treuesten Anhänger, die ihn als den
große:: Spender und Freund betrachteten, in den Weisen des Klosters
stille Ratgeber, Verfertiger von Schriftstücken — zuweilen auch von
unechten — und Verfasser der Annalen seines Hauset/^Die Äbte
wurden häufig aus seinem Geschlecht gewühlt, unter den Brüdern
oder Schwestern waren Kinder seiner Anhänger, er und die Seinen
hatten in: Kloster eine geweihte Heimat und, wenn ihr Glück aus
Erdeu gescheitert war^ die letzte Zufluckst
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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439
Brüder auch für die seltenen Tage eines Gastmahls und für den
Tisch ihres Abtes gute Dinge zu bereiten, Kochkunst und Pflege des
Weins wurden mit derselben kleinlichen Sorgfalt geübt, die alle Tätig-
keit der alten Klöster bezeichnet. Aber auch höherem Künstlertalent
bot die heilige Genossenschaft den sichersten Schutz, Maler und Bau-
künstler erlangten am leichtesten als Mönche Ruf, sie wurden zur
Ausübung ihrer Kunst auch aus dem Kloster versendet und arbeiteten
bei Bischöfen und in Fürstenhäusern zu Ehren ihres Heiligen.
5. Die segensreichste Tätigkeit der Benediktiner aber war die Ein-
richtung von Klosterschulen; überall waren die Angelsachsen als Lehrer
tätig gewesen. Die Schule war stets eine zwiefache, eine innere und
eine äußere. In der äußeren, der kanonischen, wurden die Söhne der
Edlen und Freien aus der Umgegend in einer Pension unter strenger
Zucht gehalten, die Schüler der inneren trugen die dunkle Mönchskutte
und lebten in der Klausur unter dem Zwang der Klosterregel. Der
weltliche Unterricht war Lesen, Schreiben und Rechnen, vor allem
Latein, ein tüchtiger Lehrer hielt darauf, daß nicht nur in den Lehr-
stunden, sondern auch sonst von den älteren Schülern nur Latein
gesprochen wurde. Außerdem wurde noch manches andere gelehrt, was
aus unseren Schulen geschwunden ist. Die Schüler lernten durch
schnelles Zusammenlegen und Beugen der Finger Buchstaben, Worte
und Zahlen in Zeichen ausdrücken. Als Verstandesübungen waren
Rechenaufgaben und Rätselfragen beliebt, die noch heut' unser Volk
unterhalten. Streng war die Schulzucht, viele Streiche wurden aus-
geteilt, bisweilen die Fehler aufsummiert und zusammen an schwerem
Streichtage auf die Rücken gemessen. In St. Gallen zündete im Jahre
937 an solchem Straftag ein Schüler, um den Schlägen zu entgehen,
die Schule an, die Flamme verbreitete sich und verzehrte einen Teil
der Klostergebäude.
Viele Mühe ward auf lateinische Verse verwandt; sie leicht und
schön, wie der Zeitgeschmack war, zu verfertigen, galt für die rühmlichste
weltliche Leistung des Gelehrten. Wie die letzten römischen Dichter
lateinische Lobgedichte auf ihre Gönner unter Franken und Goten
gemacht hatten, feierten jetzt auch fromme Mönche die Beschützer ihres
Klosters durch Gedichte in Hexametern oder Distichen. Die Verse
waren ein feines Mittel, sich Vornehmen zu empfehlen, von diesen
Geschenke und unter den Brüdern Ansehen zu erwerben.
6. Zu den Pflichten der Benediktiner gehörte das Abschreiben
alter Handschriften, und wir haben Ursache, mit innigem Dank auf
diese emsige Tätigkeit zu blicken, denn ihr verdanken wir fast unsere
gesamte Kunde des Altertums. In seiner Klosterzelle saß der Schön-
schreiber der Abtei, glättete und liniierte sein Pergament, schrieb un-
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58
36. Der Handschuh.
Vor seinem Löwengarten,
das Kampfspiel zu erwarten,
saß König Franz,
und um ihn die Großen der Krone,
und rings auf hohem Balköne
die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
auf tut sich der weite Zwinger,
und hinein mit bedächtigem Schritt
ein Löwe tritt,
und sieht sich stumm
ringsum
mit langem Gähnen
und schüttelt die Mähnen
und streckt die Glieder
und legt sich nieder!
Und der König winkt wieder;
da öffnet sich behend
ein zweites Tor,
daraus rennt
mit wildem Sprunge
ein Tiger hervor.
Wie der den Löwen erschaut,
brüllt er laut,
schlägt mit dem Schweif
einen furchtbaren Reif,
und recket die Zunge,
und im Kreise scheu
umgeht er den Leu,
grimmig schnurrend;
drauf streckt er sich murrend
zur Seite nieder.
Und der König winkt wieder;
da speit das doppelt geöffnete Hans
zwei Leoparden auf einmal aus.
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
auf das Tigertier.
Das packt sie mit seinen grimmigen
Tatzen,
und der Leu mit Gebrüll
richtet sich auf, da wird's still;
und herum im Kreis,
von Mordsucht heiß,
lagern sich die greulichen Katzen.
Da fällt von des Altans Rand
ein Handschuh von schöner Hand
zwischen den Tiger und den Leu'n
mitten hinein.
Und zu Ritter Delorges, spottender-
weis',
wendet sich Fräulein Kunigund':
„Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß,
wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund',
ei, so hebt mir den Handschuh auf!"
Und der Ritter in schnellem Laus
steigt hinab in den surchtbarn Zwinger
mit festem Schritte,
und aus der Ungeheuer Mitte
nimmt er den Handschuh mit keckem
Finger.
Und mit Erstaunen und mit Grauen
sehen's die Ritter und Edelfrauen,
und gelassen bringt er den Hand-
schuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem
Munde;
aber mit zärtlichem Liebesblick
— er verheißt ihm sein nahes Glück —
empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins
Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr' ich
nicht!"
Und verläßt sie zur selben Stunde.
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3. Ich zieh' mich in mein Innres still zurück,
der Schleier fällt,
da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
du meine Welt!
52. Die Kreuzschau.
1. Der Pilger, der die Höhen überstiegen,
sah jenseits schon das ansgespannte Tal
in Abendglut vor seinen Füßen liegen.
2. Auf duft'ges Gras im milden Sonnenstrahl
streckt er ermattet sich zur Ruhe nieder,
indem er seinem Schöpfer sich befahl.
3. Ihm fielen zu die matten Augenlider;
doch seinen wachen Geist enthob ein Traum
der ird'schen Hülle seiner trägen Glieder.
4. Der Schild der Sonne wird im Himmelsraum
zu Gottes Angesicht, das Firmament
zu seinem Kleid, das Land zu dessen Saum.
5. „Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt,
nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden,
wenn seine Schwächen er vor dir bekennt.
6. Daß, wen ein Weib gebar, sein Kreuz hienieden
auch duldend tragen muß, ich weiß es lange;
doch sind der Menschen Last und Leid verschieden.
7. Mein Kreuz ist allzuschwer; sieh, ich verlange
die Last nur angemessen meiner Kraft;
ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange."
8. Wie er so sprach zum Höchsten kinderhaft,
kam brausend her der Sturm, und es geschah,
daß aufwärts er sich fühlte hingerafft.
9. Und wie er Boden faßte, fand er da
sich einsam in der Mitte räum'ger Hallen,
wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah.
10. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen:
„Hier aufgespeichert ist das Leid; du hast
zu wählen unter diesen Kreuzen allen."
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75
Z. <£s schauen vom Wappenschilde
die Löwen so traulich mich an;
ich grüße die alten Bekannten
und eile den Burghof hinan.
Dort liegt die Sphinx am Brunnen,
dort grünt der Feigenbaum;
dort, hinter diesen Fenstern,
verträumt' ich den ersten Traum.
5. Zch tret' in die Burgkapelle
und suche des Ahnherrn Grab;
dort ist's, dort hängt vom Pfeiler
das alte Gewassen herab.
6. Noch lesen umflort die Augen
die Züge der Znschrift nicht,
wie hell durch die bunten Scheiben
das Licht darüber auch bricht.
7. So stehst du, o schloß meiner Väter,
mir treu und fest in dem Sinn
und bist von der Trde verschwunden,
der sdflug geht über dich hin.
8. Sei fruchtbar, o teurer Boden!
Ich segne dich mild und gerührt
und segne ihn zwiefach, wer immer
den j^flug nun über dich führt.
9. Ich aber will aus mich raffen,
mein Saitenfpiel in der Hand,
die Weiten der Trde durchschweifen
und singen von Land zu Land.
N!. Joseph von Lichendorff. L.
54. Ringlein.
1. In einem kühlen Grunde
da steht ein Mühlenrad,
mein' Liebste ist verschwunden,
die dort gewöhnet hat.
2. Sie hat mir Treu' versprochen,
gab nur ein'n Ring dabei,
sie hat die Treu' gebrochen,
mein Ringlein sprang entzwei.
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80
5. Laßt klingen, was nur klingen
kann,
die Trommeln und die Flöten!
Wir wollen heute Mann für Mann
mit Blut das Eisen röten,
mit Henkerblut, Franzosenblut. —
O süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache.
6. Laßt wehen, was nur wehen
kann,
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut' uns Mann für Mann
zum Heldentode mahnen:
Aus! Fliege, stolzes Siegspanier,
voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
den süßen Tod der Freien.
61. Die Leipziger Schlacht.
1. Wo kommst du her in dem roten Kleid
und färbst das Gras- auf dem grünen Plan?
„Ich komm' aus blut'gem Männerstreit,
ich komme rot von der Ehren bahn.
Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
drob müssen die Mütter und Bräute klagen,
da ward ich so rot."
2. Sag' an, Gesell, und verkünde nur,
wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?
„Bei Leipzig trauert das Mordrevier,
das manches Auge voll Tränen macht,
da flogen die Kugeln wie Winterflocken,
und Tausenden mußte der Atem stocken
bei Leipzig, der Stadt."
3. Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
und ließen fliegende Banner aus?
„Es kamen Völker aus aller Welt,
die zogen gegen Franzosen aus,
die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen,
und die nach dem glorreichen Östreich heißen,
die zogen all' aus."
4. Wem ward der Sieg iu dem harten Streit,
wem ward der Preis mit der Eisenhand?
„Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut,
die Welschen hat Gott verweht wie den Sand;
viel Tausende decken den grünen Rasen,
die übrig gebliebenen entflohen wie Hasen,
Napoleon mit."
ß
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darzubieten und zu diesem Zwecke bei den Glaubensgenossen Herzen und
Hände willig zu machen. Dies ist die hohe Aufgabe, welcher sich der im
Jahre 1841 gegründete Gustav-Adolf-Verein widmet. Wie nämlich,
einst der schwedische König Gustav Adolf den deutschen Protestanten Hilfe
und Rettung gebracht hat, so will auch der nach ihm genannte Verein
allen Evangelischen in der Zerstreuung zur Hilfe kommen. Hunderte von
evangelischen Kirchen und Schulen sind gebaut, zahlreiche Pfarr- und
Schulstellen gegründet oder aufgebessert worden durch das tatkräftige Ein-
greifen des Gustav-Adolf-Vereins. Seine Losung lautet: „Lasset uns
Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen."
Eben dieses Bibelwort will auch der lutherische Gotteskasten zur
Wahrheit machen, nur daß er die Glaubensgenossen im engern Sinne
nnterstützt, die bedrängten Lutheraner. Beide Vereine haben somit ein
jeder in seiner Weise segensreich gewirkt und die gefährdeten Glaubens-
genossen in zahlreichen Versuchungen zum Abfall bewahrt.
4. „Pfleget die Elenden!",— so lautet das letzte Losungswort
der Inneren Mission. Zu den Elenden gehören vor allen Dingen die
lieben Armen und Kranken. Christliche Frauenvereine, wie der im
Friederikenstifte zu Hannover, sorgen für warme Kost oder für Kohlen
und Kleidung oder für sonstige Hilfe. Städtische Krankenhäuser gewähren
nach Kräften Heilung und Pflege. Vor allem aber hat unser Henrietten-
stift, sowie auch das Clementinenstift zu Hannover ein kleines Heer
von weiblichen barmherzigen Samaritern ausgebildet und zur bessern Pflege
der Armen und Kranken in die Gemeinden unseres Landes gesandt: das
sind die Diakonissen. So gibt es denn fast in allen Flecken und Städten
eine Station für Gemeindekrankenpslege, und es läßt sich nicht aussprechen,
welch ein stiller aber reicher Segen^ aus der hingebenden Arbeit unserer
Schwestern in den Krankenstuben ausgegangen ist.
„Pfleget die Elenden!" Zu den Elenden gehören auch all' jene
unglücklichen Mitmenschen, welche nicht sehen, nicht hören, nicht begreifen
können, oder welche an Umnachtung des Geistes oder endlich an der Fall-
sucht leiden. Früher wurden sie von ihren Angehörigen vielfach eingesperrt,
ja an Ketten gelegt, damit sie nicht, sich selbst überlassen, Unheil anrichten
könnten. Wie leicht konnte sonst ein fallsüchtiges Kind ins offene Herd-
feuer fallen, ein taubstummes Kind das Haus anstecken! Es ist ein
Triumph der christlichen Liebe, daß auch Staat, Provinz und Gemeinde
für alle diese Leidenden gesegnete Anstalten errichtet haben, wo sie christ-
lich erzogen, dazu ausgebildet und gepflegt werden. Wer jemals die große
Blindenanstalt zu Hannover besucht hat, oder eine der Taubstummen-
anstalten zu Hildesheim, Osnabrück, Stade und Emden, oder die
Heil- und Pflegeanstalt für Geistesschwache zu Langenhagen, oder
wer jemals einen Einblick gewonnen hat in unsere Irrenanstalten oder
15*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf
342
Erze ab und schuf sie dadurch zu „Erzgäugeu" um, und wo der Hohl-
raum nicht ganz gefüllt ward, bildeten sich Quarz- und Erzdrusen mit
ihren oft prachtvollen Kristallen. Schon viele Jahrhunderte ist man bemüht,
die unterirdischen Schätze zu heben, und wenn die Gänge bei zunehmender
Teufe auch weniger edel werden, so beschert doch Gott, „der Bergwerks-
schöpfer", immer wieder neue Anbrüche.
2. Ein Besuch der Grube wird uns über vielerlei belehren.
Wir schlagen einen der wohlgepflegten, sauber mit Gräupchen (Pochkies)
bestreuten Anfahrwege ein, welche von allen Seiten Klausthals den Gruben
zuführen, und schließen uns einer Schar schwarzer Gestalten an, die unter
den von den Kirchtürmen leise herüberdringenden Klängen der Anfahr-
glocke, das Grubenlicht in der Hand, im Vusenraum des Kittels ein
tüchtiges Stück Brot und ein „Einsteck-Würstchen", dem Schachte zueilen.
Doch eh' der schwarze Kittelmann
in seine Tiefe führt,
stimmt er ein frommes Lied erst an,
das seinen Herrgott ehrt;
Bergmannsblut hat frommen Mut.
Der Vorbeter, ein alter, würdiger Bergmann, leitet im Betsaale des
Zechenhauses die Andacht am Eingänge der Arbeitswoche.
Nun wird das Grubenlicht entzündet, das uralte, offen brennende
Licht, denn dem Harzer Bergmann drohen keine „schlagenden Wetter",
und von den Zurückbleibenden mit dem Wunsche: „Es geh' euch wohl!"
begrüßt, tritt einer nach dem andern auf die Fahrkunst, die — jetzt mit
Dampfkraft getrieben — den Bergmann ruckweise binnen kurzem in die
Tiefe führt. Wie Sterne, die nach und nach erblassen, leuchten die Gruben-
lichter eine Zeitlang herauf, dann erfüllt rabenschwarze Nacht den Fahr-
schacht bergetief.
Nicht mehr wie vor alters mit „Schlegel und Eisen", wie er es zum
Kreuze zusammengefügt als Schmuck und Standesabzeichen führt, arbeitet
vor Ort der Bergmann mühsam am Gestein; nein, mit Bohrer und Fäustel
treibt er seine Bohrlöcher wuchtig in den Felsen und sprengt diesen mit
Pulver und Dynamit. Und elektrische Bahnen schaffen an Stelle der
vor kurzem noch so berühmten unterirdischen Schiffahrt die Erze nach den
Aufbereitungsanstalten, Sortierhäusern, Wäschen und Pochwerken, die das
zerkleinerte Stufferz der Hütte zuführen.
Die tiefsten Schächte, voran Kaiser Wilhelm Ii., dringen an 900 ui
in die Erde ein; der 157 ui hohe Kölner Dom ließe sich darin sechsmal
aufeinander stellen. Welch winzige Zwerge sind dagegen die nur 22 m
tiefen Schächte des „Alten Mannes" (d. i. der ersten, um 1350 der Pest
erlegenen Bevölkerung), der die Wasser nicht zu bewältigen verstand. Aber
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Bergmann Harzer_Bergmann Bergmann Bergmann Wilhelm
354
daß er sich einen reichen Schatz von Kenntnissen erwarb und
als ein wissenschaftlich hervorragend durchgebildeter Mann in
das Leben trat. Aber sein Herz war leer geblieben! Bis einst
beim Lesen des Johannisevangeliums, sonderlich des 17. Kapitels,
die Wahrheit des göttlichen Evangeliums ihn überwältigte und das
göttliche Licht in seine nach Wahrheit und Frieden dürstende Seele
drang. Das war die Stunde seiner Bekehrung und neuen Geburt.
Und was er tat, tat er ganz; er haßte alles laue und halbe Wesen:
es war alles bei ihm aus einem Guß. So gab er sich mit ganzer
Seele und mit allen seinen Kräften dem Herrn hin; Großes und
Kleines — alles wurde bei ihm Zeugnis und Bekenntnis, alles war
von der Liebe Christi durchglüht. Das zeigte sich bereits in seiner
Kandidatenzeit, die er in Lauenburg und Lüneburg als Hauslehrer
verlebte. Treu und hingebend in seinem häuslichen Beruf, ging seine.
Wirksamkeit doch weit über denselben hinaus. Schon in jenen Orten
bewies er sein Glaubensleben in einer großartigen Liebestätigkeit,
die sich auch bereits auf die Heidenmission erstreckte. Ganz be-
sonders aber war das in Hermannsburg der Fall, wo er 1844 ein
pietätvoller Hilfsprediger seines alten Vaters, 1849 aber nach dem
Tode desselben sein Nachfolger wurde.
Ein Mann voll Geistes und Glaubens, war er auch ein volkstüm-
licher Prediger, wie die lutherische Kirche seit den Tagen Luthers
keinen zweiten gehabt hat, und sein Handeln und Wandeln war in
jeder Beziehung eine Bestätigung seiner Predigt. So ging ein geistes-
mächtiger Einfluß von ihm aus, und in Hermannsburg entstand eine
lebendige Bewegung, die rasch wie ein Feuer die Lüneburger Heide
durchlief und sich bald weithin über Deutschland verbreitete. All-
jährlich wanderten viele nach dem stillen abgelegenen Heidedorfe, saßen
unter seiner Kanzel in der einfachen gotischen Dorfkirche oder unter
einer knorrigen schattigen Eiche auf einem der friedlichen Heidhöfe
und holten sich Nahrung und Erquickung für ihre Seele. Bald mußten-
seine Predigten auch gedruckt werden, das Verlangen danach war
zu groß, und noch jetzt gehören seine Evangelien- und Epistel-
predigten zu denen, die am weitesten verbreitet sind und am liebsten
gelesen werden, so daß er auch noch nach seinem Tode einen segens-
vollen Einfluß auf unser deutsches Christenvolk ausübt.
Er hat nicht lange gelebt. In hingebender selbstloser Liebe
hat er seine Kräfte ohne Schonung bald verzehrt. Schon 1865 am
14. November rief der Herr seinen treuen Diener heim. Er starb
nach schwerem Leiden, heilsgewiß und hoffnungsfreudig.
3. Im Herbst 1849 hatte er in Hermannsburg die Missions-
anstalt gegründet. Kurz vorher hatte er auf dem Missionsfeste der
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Extrahierte Ortsnamen: Johannisevangeliums Christi Lauenburg Lüneburg Hermannsburg Hermannsburg Deutschland Hermannsburg