Die unterrichtliche Behandlung des geologischen Aufbaues der Heimat. 55
gleichfalls der mittlere Buntsandstein ansteht. Etwa über l/2 km gehen wir
an dem Berge hin, da ändert sich das Bild: ein flaches, weich ausmodelliertes,
mit Feldern bedecktes Tal breitet sich vor uns aus, dem wiederum drüben ein
Taleinschnitt entspricht, lvir sind aus dem Gebiete der festen Sandsteinbänke
in das Gebiet der weichen Lettenschichten des oberen Buntsandsteins, des sog.
Roth, eingetreten, und sogleich bemerken wir, daß hier das Wasser dieses Gestein
viel kräftiger ausgewaschen hat. Und nun steigt die südliche Talseite ziem-
lich steil an und bildet oben einen schmalen Kamm: die Schmücke liegt vor
uns, und ihre Fortsetzung drüben ist die Hainleite mit der Ruine Sachsen-
bürg. Da, wo der steile Anstieg beginnt, ist auch die Vegetation viel
dürftiger geworden, so daß das Gestein durch die Pflanzendecke überall hin-
durchschaut. Es ist das harte Aalkgestein des unteren Muschelkalkes, das
hier der Zerstörungswut des Wassers Trotz geboten hat. Noch einmal
schneidet ein Tälchen ein; der mittlere Aluschelkalk ist poröser und weicher,
aber doch längst nicht so angreifbar wie die Röthletten. Darum ist hier
ein flaches, nur unbedeutend entwickeltes Tälchen entstanden. Die Fortsetzung
dieses Tälchens aus der andern Seite hat den Menschen Gelegenheit gegeben,
ihre Siedelung gegen den Berghang hin auszudehnen; eine Dorfstraße von
Sachsenburg führt in diesem Tälchen hinauf. Südlich von diesem Tälchen
erhebt sich abermals ein Bergkamm; es ist der obere Muschelkalk mit seinen
festeren Aalkbänk^n. Dann fällt das Gelände allmählich ab, es schließt
sich nun ein flachhügeliges Gebiet an, das durch die weichen Aeuperschichten
gebildet wird.
Es entspricht also an dieser Stelle jeder Änderung des Gesteins auch
eine eigenartige Geländeform: das Landschaftsbild ist nichts als der Aus-
druck des geologischen Aufbaues der Gegend.
So klar wie in diesem Beispiele liegen die Verhältnisse nicht überall,
schon aus dem sehr einfachen Grunde, weil nicht überall der Wechsel in den
Gesteinsschichten so klar ausgeprägt ist wie hier. Aber wer beobachten ge-
lernt hat, der wird überall ähnliche Beziehungen Heraussinden und seine
Schüler zum Verständnis anleiten können.
Auch diese Beziehungen müssen in der Heimat, auf Grund der sinn-
lichen Zvahrneh,nungen erfaßt werden wie alle Beziehungsvorstellungen,
die im Seelenleben des Schülers Bedeutung erlangen sollen.
Diese Anleitung hat demnach gelegentlich der Ausflüge zu geschehen,
und zwar niemals bloß durch Vortrag des Lehrers, sondern immer unter
Mitwirkung eigener Überlegung der Kinder. J>st in der Erfassung der
Schichtenlage der Gegend der geeignete Zeitpunkt gekommen, so stellt der
Lehrer eine Zvarumfrage an die Schüler, und diese haben nun selbst zu
suchen und festzustellen, in welcher Zveise das Landschaftsbild dem tektonischen
Aufbau entspricht. Warum ist gerade hier ein Tälchen entstanden? Warum
ist dort das Gelände hügelig? Warum hat es an jener Stelle den Tha-
rakter einer Hochebene? Solche und ähnliche Fragen sollen den Schüler
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
45
armen Ländern Europas. Die mitteleuropäischen Länder gehören zu den
waldreichen. West- und Süd-Europa aber hat seinen Waldbesitz in früheren
Zeiten, da man den Wert des Waldes noch nicht zu schätzen wußte wie
heute, allzu unvorsichtig gerodet und leidet jetzt unter den Fehlern der Ver-
gangenheit. Frankreich, das dem Deutschen Reiche an Flächeninhalt unge-
fähr gleichkommt, verfügt nur über 8,3 Millionen Hektar Waldland,
während Deutschland mit rund 14 Millionen Hektar sich auf die Seite der
waldreichen Länder stellen darf. Während in Frankreich nur 15,6»/y des
Bodens von Wald bedeckt sind, beträgt im Deutschen Reiche der Waldanteil
25,9o/o der gesamten Bodenfläche. Unser Heimatland aber übertrifft mit
30,30/o diesen Durchschnitt noch und reiht sich den besonders waldreichen
Staaten des Reiches an. (Baden 37,7; Bayern 32,5; Hessen 31,2;
Würtemberg 30,80/0.) So trägt es also auch in dieser Hinsicht deutsches
Gepräge, so verrät sich in seinem Walde der deutsche Ursprung unseres
Landes.
Man kann an unserem Walde, an der Art, wie er unter die ver-
schiedenen Besitzer verteilt ist, gewissermaßen die Geschichte des Landes
ablesen.
Sehen wir uns die Besitzer des elsaß-lothringischen Waldes an.
Da ist nun als wichtigste Tatsache anzusehen, daß der größte Teil der
gesamten Waldfläche, 44,85»/0, in den Händen der Gemeinden sich
befindet.
Scharf unterscheidet sich unsere Heimat darin von den allermeisten
deutschen Bundesstaaten, vielleicht mit der einzigen Ausnahme unseres Nach-
barlandes Baden. Es gibt bei uns überhaupt nicht allzuviel Gemeinden,
die nicht irgend einen größeren oder kleineren Waldbesitz aufzuweisen haben.
(Etwa 60°/o besitzen eigenen Wald.) Für viele von ihnen ist er eine
Quelle des Wohlstandes. Ohne ihren Wald könnten sie ihre Aufgabe
heutiges Tages gar nicht erfüllen. Der Unterhalt der Schulen, die Sorge
für gute Wege, für die Gesundheit der Gemeindebewohner verlangt heute
große Geldopfer. Längst dahingegangene Geschlechter haben in den Wäldern
das Kapital angesammelt, dessen Zinsen den Jetztlebenden alle die vielen
und notwendigen Ausgaben möglich machen. Unsere Aufgabe ist es, zeitig
zu sorgen, damit die Nachkommenden dieses Kapital vermehrt vorsinden.
Bis in die ältesten Zeiten unserer Geschichte müssen wir zurückgehen,
wenn wir den Ursprung dieses wichtigsten Teiles des Gemeindevermögens
verstehen wollen. Mit den Waffen in der Hand haben sich unsere ala-
mannischen und fränkischen Vorväter, in Hundertschaften abgeteilt, jede
Hundertschaft etwa 120 Familien umfassend, das Land erobert, das wir
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Süd-Europa Frankreich Deutschland Frankreich Baden Hessen Würtemberg Baden
58
36. Der Handschuh.
Vor seinem Löwengarten,
das Kampfspiel zu erwarten,
saß König Franz,
und um ihn die Großen der Krone,
und rings auf hohem Balköne
die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
auf tut sich der weite Zwinger,
und hinein mit bedächtigem Schritt
ein Löwe tritt,
und sieht sich stumm
ringsum
mit langem Gähnen
und schüttelt die Mähnen
und streckt die Glieder
und legt sich nieder!
Und der König winkt wieder;
da öffnet sich behend
ein zweites Tor,
daraus rennt
mit wildem Sprunge
ein Tiger hervor.
Wie der den Löwen erschaut,
brüllt er laut,
schlägt mit dem Schweif
einen furchtbaren Reif,
und recket die Zunge,
und im Kreise scheu
umgeht er den Leu,
grimmig schnurrend;
drauf streckt er sich murrend
zur Seite nieder.
Und der König winkt wieder;
da speit das doppelt geöffnete Hans
zwei Leoparden auf einmal aus.
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
auf das Tigertier.
Das packt sie mit seinen grimmigen
Tatzen,
und der Leu mit Gebrüll
richtet sich auf, da wird's still;
und herum im Kreis,
von Mordsucht heiß,
lagern sich die greulichen Katzen.
Da fällt von des Altans Rand
ein Handschuh von schöner Hand
zwischen den Tiger und den Leu'n
mitten hinein.
Und zu Ritter Delorges, spottender-
weis',
wendet sich Fräulein Kunigund':
„Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß,
wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund',
ei, so hebt mir den Handschuh auf!"
Und der Ritter in schnellem Laus
steigt hinab in den surchtbarn Zwinger
mit festem Schritte,
und aus der Ungeheuer Mitte
nimmt er den Handschuh mit keckem
Finger.
Und mit Erstaunen und mit Grauen
sehen's die Ritter und Edelfrauen,
und gelassen bringt er den Hand-
schuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem
Munde;
aber mit zärtlichem Liebesblick
— er verheißt ihm sein nahes Glück —
empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins
Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr' ich
nicht!"
Und verläßt sie zur selben Stunde.
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73
3. Ich zieh' mich in mein Innres still zurück,
der Schleier fällt,
da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
du meine Welt!
52. Die Kreuzschau.
1. Der Pilger, der die Höhen überstiegen,
sah jenseits schon das ansgespannte Tal
in Abendglut vor seinen Füßen liegen.
2. Auf duft'ges Gras im milden Sonnenstrahl
streckt er ermattet sich zur Ruhe nieder,
indem er seinem Schöpfer sich befahl.
3. Ihm fielen zu die matten Augenlider;
doch seinen wachen Geist enthob ein Traum
der ird'schen Hülle seiner trägen Glieder.
4. Der Schild der Sonne wird im Himmelsraum
zu Gottes Angesicht, das Firmament
zu seinem Kleid, das Land zu dessen Saum.
5. „Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt,
nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden,
wenn seine Schwächen er vor dir bekennt.
6. Daß, wen ein Weib gebar, sein Kreuz hienieden
auch duldend tragen muß, ich weiß es lange;
doch sind der Menschen Last und Leid verschieden.
7. Mein Kreuz ist allzuschwer; sieh, ich verlange
die Last nur angemessen meiner Kraft;
ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange."
8. Wie er so sprach zum Höchsten kinderhaft,
kam brausend her der Sturm, und es geschah,
daß aufwärts er sich fühlte hingerafft.
9. Und wie er Boden faßte, fand er da
sich einsam in der Mitte räum'ger Hallen,
wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah.
10. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen:
„Hier aufgespeichert ist das Leid; du hast
zu wählen unter diesen Kreuzen allen."
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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75
Z. <£s schauen vom Wappenschilde
die Löwen so traulich mich an;
ich grüße die alten Bekannten
und eile den Burghof hinan.
Dort liegt die Sphinx am Brunnen,
dort grünt der Feigenbaum;
dort, hinter diesen Fenstern,
verträumt' ich den ersten Traum.
5. Zch tret' in die Burgkapelle
und suche des Ahnherrn Grab;
dort ist's, dort hängt vom Pfeiler
das alte Gewassen herab.
6. Noch lesen umflort die Augen
die Züge der Znschrift nicht,
wie hell durch die bunten Scheiben
das Licht darüber auch bricht.
7. So stehst du, o schloß meiner Väter,
mir treu und fest in dem Sinn
und bist von der Trde verschwunden,
der sdflug geht über dich hin.
8. Sei fruchtbar, o teurer Boden!
Ich segne dich mild und gerührt
und segne ihn zwiefach, wer immer
den j^flug nun über dich führt.
9. Ich aber will aus mich raffen,
mein Saitenfpiel in der Hand,
die Weiten der Trde durchschweifen
und singen von Land zu Land.
N!. Joseph von Lichendorff. L.
54. Ringlein.
1. In einem kühlen Grunde
da steht ein Mühlenrad,
mein' Liebste ist verschwunden,
die dort gewöhnet hat.
2. Sie hat mir Treu' versprochen,
gab nur ein'n Ring dabei,
sie hat die Treu' gebrochen,
mein Ringlein sprang entzwei.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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80
5. Laßt klingen, was nur klingen
kann,
die Trommeln und die Flöten!
Wir wollen heute Mann für Mann
mit Blut das Eisen röten,
mit Henkerblut, Franzosenblut. —
O süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache.
6. Laßt wehen, was nur wehen
kann,
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut' uns Mann für Mann
zum Heldentode mahnen:
Aus! Fliege, stolzes Siegspanier,
voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
den süßen Tod der Freien.
61. Die Leipziger Schlacht.
1. Wo kommst du her in dem roten Kleid
und färbst das Gras- auf dem grünen Plan?
„Ich komm' aus blut'gem Männerstreit,
ich komme rot von der Ehren bahn.
Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
drob müssen die Mütter und Bräute klagen,
da ward ich so rot."
2. Sag' an, Gesell, und verkünde nur,
wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?
„Bei Leipzig trauert das Mordrevier,
das manches Auge voll Tränen macht,
da flogen die Kugeln wie Winterflocken,
und Tausenden mußte der Atem stocken
bei Leipzig, der Stadt."
3. Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
und ließen fliegende Banner aus?
„Es kamen Völker aus aller Welt,
die zogen gegen Franzosen aus,
die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen,
und die nach dem glorreichen Östreich heißen,
die zogen all' aus."
4. Wem ward der Sieg iu dem harten Streit,
wem ward der Preis mit der Eisenhand?
„Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut,
die Welschen hat Gott verweht wie den Sand;
viel Tausende decken den grünen Rasen,
die übrig gebliebenen entflohen wie Hasen,
Napoleon mit."
ß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
314
die Hillebille weithin durch den Wald und ruft die Kohlknechte und die
Jungen zur Mahlzeit.
Ernster wird der Wald; Eiche und Buche verschwinden fast ganz; je
höher hinauf, desto mehr herrscht die Fichte; die Waldstraße ist von Birken
eingefaßt: wir sind auf der Höhe des Sollings, auf bruchiger, schwammiger
Blöße, die nur durch die Kunst des Forstmanns einzelne Fichten-
Parzellen trägt. Hier oben ist das Revier des Wildschweins und des
Hirsches. Mählich biegt sich der Weg über den flachen Rücken des Moos-
berges. Er trügt feinen Namen nicht umsonst. Auf moorigem Unter-
gründe gedeihen Moose und Flechten, weiches Wollgras und ragendes
Ried, Kronsbeeren und Heidekraut; zwischen Erlen leuchten die weißen
Stämmchen verkrüppelter Birken. Das ist das Torfmoor des Sollings.
Wahrlich! sähen wir nicht in blauer Ferne Berge ragen, wir würden
glauben, in einer Moor- und Heidelandschaft der Tiefebene zu sein!
Hier lebt die Sage vom wilden Jäger, und treten wir ein in den
dämmerigen Fichtenwald, der hier den Moosberg krönt, so wird Frau
Sage uns alsbald umspinnen mit allen ihren Geheimnissen. Soll doch
in den Fichten des Moosberges das Grab des unholden Wodan-
Nachfolgers liegen. Allherbstlich steigt er daraus hervor, um mit tollen
Weidgesellen und kläffender Meute, mit Hussa und Horrido seiner
wilden Jagdlust zu frönen.
Der Moosberg und seine Umgebung bilden eine zusammenhängende
Hochfläche und den Kernpunkt des Sollings, von dem aus feine Berge
und Täler strahlenförmig nach allen Seiten verlaufen und die Wasser
zur Weser und Leine hinabrinnen. Wo am Rande des Gebirges die
Täler sich öffnen, da nur konnten sich auf Grundlage eines mäßigen
Ackerbaus die größeren Sollingsorte entwickeln, unter denen die Städte
Uslar, Hardegsen, Dassel und das etwas größere Holzminden die ältesten
und bedeutendsten sind.
5. Auch in den oberen Tälern des Sollings liegen einzelne Ort-
schaften, aber nur spärlich verstreut, verhältnismäßig jung und aus den
Bedingungen hervorgewachsen, die der Solling mit seinem Holzreichtum,
seinen ausgedehnten Weideflächen und seinen Lagern von Sand und
Sandstein bot. Da zu unsern Füßen an der Lehne des Moosberges
breitet sich Silberborn aus, die jüngste und hochgelegenste Siedelung des
Sollings. Und doch sieht es mit seinen graugrünen Sandsteindüchern,
dem rauhen Mauerwerk seiner meist einstöckigen Häuser so altersgrau
aus, als seien Jahrhunderte darüber hinweggezogen. Weizen gedeiht hier
nicht mehr, Roggen nur spärlich, und der kniehohe dünne Hafer wird
meistens nur notreif. Freundlicher schaut das weiter unten gelegene
Neuhaus aus. Auf grünem Plane liegen die sauberen Häuser verstreut,
überragt von der Oberförsterei, dem ehemaligen hannoverschen Jagdschloß,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Neuhaus
Extrahierte Ortsnamen: Ried Moosberg Moosberg Holzminden Solling
346
2. „Aber," warf mein Begleiter nun fast ungeduldig ein, „Göttingen
ist^doch nicht bloß die Stadt der Weisheit und der ernsten Geistestätig-
keit, es ist auch die Stadt frischer, ungebundener Jugendlust. Auch in dieser
Hinsicht ist es Universitätsstadt. Mich dünkt, wer von Göttingen spricht
und vergißt dabei das fröhliche, studentische Leben und Treiben, die
Ausflüge nach den Burgruinen Plesse, Hardenberg, Gleichen und Hanstein,
nach den benachbarten Städten Münden und Witzenhausen, besonders aber
nach dem lustigen Mariaspring mit seinem Tanz in romantischer Wald-
schlucht unter schattigen Eichen und Buchen, der erzählt von der Univer-
sitätsstadt Göttingen nur die Hälfte." Eine Schar fröhlicher Musensöhne
zog singend und scherzend an uns vorüber, und mein Begleiter sagte:
„Siehst du, daß ich recht habe mit meiner Behauptung?"
3. Bei einer Wendung des Weges standen wir auf einmal vor dem
Bismarckturm, dem monumentalen Bauwerk, das den Hainberg an seiner
höchsten Stelle krönt und weithin die Gegend beherrscht. Welch prächtiges
Bild bietet er von seiner obersten Plattform! Welche Fülle landschaftlicher
Schönheit, reichgesegneter Fluren, schmucker Ortschaften, waldgeschmückter
Berge und burgengekrönter Gipfel breitet sich da vor unsern Blicken aus!
Am Hange des Berges hinab huscht das Auge zur Stadt, hüpft hinüber
zu den Höhen jenseits der Leine, gleitet am Horizont entlang über Höhen-
züge, Bergkegel, Bergrücken hinweg und haftet schließlich auf den Wald-
gebirgen, die im Norden und Süden das wechselvolle Landschaftsbild
wirkungsvoll umrahmen. Vom Brocken und Bruchberg im Harz schweift
der Blick nach dem Meißner, dem Kaufsunger und dem Reinhardswald
jenseit der Werra-Weser, und vom Solling und Elsas reicht er bis zum
Obereichsfeld, dem Vorlande Thüringens. Und wie behaglich sich drunten
im breiten Tale die Stadt an den Fuß des Berges schmiegt! Kirchtürme
ragen empor über die roten Ziegeldächer der Innenstadt. Die Wipfel der
Linden auf dem stadtumgürtenden Walle sind wie ein frischer, grüner Kranz
um ihr Haupt, und das äußere Stadtgebiet mit seinen wohlgepflegten
Anlagen, schmucken Gürten, villenartigen Landhäusern umschließt sie wie
ein buntfarbiges Gewand, das grünende Wiesen und wogende Saaten
umsäumen. Wir standen lange und schauten und waren still und
nachdenklich.
4. „Das ist Göttingen von heute!" unterbrach mein Freund das
Schweigen, „wahrlich, ein erfreuendes Bild einer kraftvoll und gesund sich
entwickelnden Stadt der neuen Zeit! Ist es nicht auch reich an geschicht-
lichen Erinnerungen?" „Gewiß", antwortete ich freudig, „sehr reich sogar,
und es würde zuviel sein, dir an dieser Stelle alles zu erzählen. Nur
auf eins will ich dich aufmerksam machen. Wir befinden uns hier in der
südlichen Grenzmark des alten Sachsenlandes. Manches Stück deutscher
Geschichte hat sich in diesen Gauen abgespielt: von den gegenüberliegenden
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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55
10. „Und würfst du die Krone selber hinein
und sprächst: Wer mir bringet die Krön',
er soll sie tragen und König sein! —
mich gelüstete nicht nach dem teuren Lohn.
Was die heulende Tiefe da unten verhehle,
das erzählt keine lebende, glückliche Seele.
11. Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefaßt,
schoß jäh in die Tiefe hinab;
doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und Mast
hervor aus dem alles verschlingenden Grab. —
Und Heller und Heller, wie Sturmes Sausen,
hört man's näher und immer näher brausen.
12. Und es wallet nud siedet und brauset und zischt,
wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt;
bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
und Well' auf Well' sich ohn' Ende drängt.
Und wie mit des fernen Donners Getose,
entstürzt es brüllend dem finstern Schoße.
13. Und sieh! aus dem finster flutenden Schoß,
da hebet sich's schwanenweiß,
und ein Arm und ein glänzender Nacken wird bloß,
und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß,
und er ist's! und hoch in seiner Linken
schwingt er den Becher mit freudigem Winken. —
14. Und atmete lang und atmete tief
und begrüßte das himmlische Licht.
Mit Frohlocken es einer dem andern ries:
„Er lebt! er ist da! es behielt ihn nicht!
Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle
hat der Brave gerettet die lebende Seele!"
15. Und er kommt, es umringt ihn die jubelnde Schar;
zu des Königs Füßen er sinkt,
den Becher reicht er ihm knieend dar,
und der König der lieblichen Tochter winkt;
die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande;
und der Jüngling sich also zum König wandte:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
11. Versuchend ging er da, unschlüssig fast,
von einem Kreuz zum anderen umher,
sich auszuprüsen die bequemre Last.
12. Dies Kreuz war ihm zu groß und das zu schwer;
so schwer und groß war jenes andre nicht,
doch scharf von Kanten drückt' es desto mehr.
13. Das dort, das warf wie Gold ein gleißend Licht,
das lockt ihn, unversucht es nicht zu lassen;
dem goldnen Glanz entsprach auch das Gewicht.
14. Er mochte dieses heben, jenes fassen,
zu keinem neigte noch sich seine Wahl,
es wollte keines, keines für ihn passen.
15. Durchmustert-Hatt' er schon die ganze Zahl;
verlorne Müh', vergebens war's geschehen!
Durchmustern mußt' er sie zum andern Mal.
16. Und nun gewahrt' er, früher übersehen,
ein Kreuz, das leidlicher ihm schien zu sein,
und bei dem einen blieb er endlich stehen.
17. Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein
ihm Paßlich und gerecht nach Kraft und Maß.
„Herr," rief er, „so du willst, dies Kreuz sei mein
18. Und wie er's prüfend mit den Augen maß,
es war dasselbe, das er sonst getragen,
wogegen er zu murren sich vermaß.
Er lud es auf und trug's nun sonder Klagen.
53. Das Schlosz Boncourt.
\. Ich träum' als Aind mich zurücke
und schüttle mein greises Haupt:
wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
die lang' ich vergessen geglaubt?
2. Hoch ragt aus fchatt'gen Gehegen
ein schimmerndes schloß hervor;
ich kenne die Türme, die Zinnen,
die steinerne Brücke, das Tor.
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