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ist sie bis auf diesen Tag geblieben, wie auch Kaiser Wilhelm Ii. bezeugte,
als er am 31. Oktober 1900 in ihr das Denkmal seines erhabenen Groß-
vaters weihte. Als er da in dem Festsaale des Rathauses stand, wo
ringsum in farbenprächtiger Sprache die Geschichte Hildesheims kund wird,
da sagte er u. a. diese Worte: „Eine Stadt, die eine solche Geschichte hat,
tut recht daran, wenn sie ihre Traditionen hoch und heilig hält. Ich
beglückwünsche den Bürgersinn, der in dieser Stadt weilt, denn es schlägt
uns ans ihren alten Gebäuden und ehrwürdigen Kirchen, aus diesem
schönen Rathause nicht der vermoderte Geist vergangener Jahrhunderte
entgegen, sondern das Große und Schöne, was das Studium der Geschichte
der vergangenen Zeiten in uns, im heutigen Geschlecht erwecken kann, ist
von Ihnen gehegt und gepflegt worden und gibt der Stadt einen wunder-
baren Reiz, der sie so weit in aller Welt bekannt gemacht hat."
8. Die Hildesheimer Stadtverwaltung hat mit der Art und Weise,
wie sie die überkommenen Denkmäler erhalten und wie sie das Neue mit
dem Alten zu einem stimmungsvollen Bilde vereinigt hat, ein rühmliches
Beispiel gegeben, dem zahlreiche Städte, auch des Auslandes, nachgefolgt
sind. Die 1100 Jahre alte Stadt ist so zu einem Museum der Zeiten
geworden, dessen Reize den Fremden entzücken. Eine wnnderholde Jung-
frau, steht die alte Hildesia da, immer noch geschmückt mit den Rosen
vom sagenhaften Strauch. Alle Entwicklungsstufen der deutschen Geschichte
und Kunst weiß sie trefflich zu belegen; mit dem Licht, das aus ihren
Augen sprüht, mit dem Zauberglanz ihres Kleides leuchtet sie hinein in
die Jahrhunderte. Mit ihrem berühmten Silberfund, der im Jahre 1868
am alten Gallberge gemacht wurde, führt sie uns gar in die düstre Zeit
des Heidentums zurück und in das helle Ruhmesjahr 9 n. Chr., wo
Hermann das Joch der römischen Fremdherrschaft mutvoll abschüttelte.
Henry Cassel.
215. Die Jlseder Hütte und das Peiner Watzwerk.
1. Wenn wir einen Blick auf unsere Heimatskarte werfen, so be-
merken wir, daß südlich von Peine am linken Ufer der Fuse ein Stückchen
von dem Herzogtum Braunfchweig liegt. Es ist rings von dem Kreise
Peine, dem nördlichsten des Regierungsbezirks Hildesheim, eingeschlossen
und enthält nur ein Dorf, das den Namen Ölsburg führt. Diesem Orte
gegenüber, unmittelbar am rechten Ufer des Flusses, beffndet sich eine
bedeutende Eisenhütte, welche von dem benachbarten Dorfe Groß-Jlsede
die „Jlseder Hütte" heißt.
Es ist eine gesegnete Gegend, welche die Fuse hier durchfließt. Fette
Marschwiesen sinden wir an ihren Ufern zwar nicht; aber die Äcker
liefern reiche Erträge, und in dem Schoß der Erde ruht neben Kreide
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Hermann Henry_Cassel
58
36. Der Handschuh.
Vor seinem Löwengarten,
das Kampfspiel zu erwarten,
saß König Franz,
und um ihn die Großen der Krone,
und rings auf hohem Balköne
die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
auf tut sich der weite Zwinger,
und hinein mit bedächtigem Schritt
ein Löwe tritt,
und sieht sich stumm
ringsum
mit langem Gähnen
und schüttelt die Mähnen
und streckt die Glieder
und legt sich nieder!
Und der König winkt wieder;
da öffnet sich behend
ein zweites Tor,
daraus rennt
mit wildem Sprunge
ein Tiger hervor.
Wie der den Löwen erschaut,
brüllt er laut,
schlägt mit dem Schweif
einen furchtbaren Reif,
und recket die Zunge,
und im Kreise scheu
umgeht er den Leu,
grimmig schnurrend;
drauf streckt er sich murrend
zur Seite nieder.
Und der König winkt wieder;
da speit das doppelt geöffnete Hans
zwei Leoparden auf einmal aus.
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
auf das Tigertier.
Das packt sie mit seinen grimmigen
Tatzen,
und der Leu mit Gebrüll
richtet sich auf, da wird's still;
und herum im Kreis,
von Mordsucht heiß,
lagern sich die greulichen Katzen.
Da fällt von des Altans Rand
ein Handschuh von schöner Hand
zwischen den Tiger und den Leu'n
mitten hinein.
Und zu Ritter Delorges, spottender-
weis',
wendet sich Fräulein Kunigund':
„Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß,
wie Ihr mir's schwört zu jeder Stund',
ei, so hebt mir den Handschuh auf!"
Und der Ritter in schnellem Laus
steigt hinab in den surchtbarn Zwinger
mit festem Schritte,
und aus der Ungeheuer Mitte
nimmt er den Handschuh mit keckem
Finger.
Und mit Erstaunen und mit Grauen
sehen's die Ritter und Edelfrauen,
und gelassen bringt er den Hand-
schuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem
Munde;
aber mit zärtlichem Liebesblick
— er verheißt ihm sein nahes Glück —
empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins
Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr' ich
nicht!"
Und verläßt sie zur selben Stunde.
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73
3. Ich zieh' mich in mein Innres still zurück,
der Schleier fällt,
da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
du meine Welt!
52. Die Kreuzschau.
1. Der Pilger, der die Höhen überstiegen,
sah jenseits schon das ansgespannte Tal
in Abendglut vor seinen Füßen liegen.
2. Auf duft'ges Gras im milden Sonnenstrahl
streckt er ermattet sich zur Ruhe nieder,
indem er seinem Schöpfer sich befahl.
3. Ihm fielen zu die matten Augenlider;
doch seinen wachen Geist enthob ein Traum
der ird'schen Hülle seiner trägen Glieder.
4. Der Schild der Sonne wird im Himmelsraum
zu Gottes Angesicht, das Firmament
zu seinem Kleid, das Land zu dessen Saum.
5. „Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt,
nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden,
wenn seine Schwächen er vor dir bekennt.
6. Daß, wen ein Weib gebar, sein Kreuz hienieden
auch duldend tragen muß, ich weiß es lange;
doch sind der Menschen Last und Leid verschieden.
7. Mein Kreuz ist allzuschwer; sieh, ich verlange
die Last nur angemessen meiner Kraft;
ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange."
8. Wie er so sprach zum Höchsten kinderhaft,
kam brausend her der Sturm, und es geschah,
daß aufwärts er sich fühlte hingerafft.
9. Und wie er Boden faßte, fand er da
sich einsam in der Mitte räum'ger Hallen,
wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah.
10. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen:
„Hier aufgespeichert ist das Leid; du hast
zu wählen unter diesen Kreuzen allen."
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75
Z. <£s schauen vom Wappenschilde
die Löwen so traulich mich an;
ich grüße die alten Bekannten
und eile den Burghof hinan.
Dort liegt die Sphinx am Brunnen,
dort grünt der Feigenbaum;
dort, hinter diesen Fenstern,
verträumt' ich den ersten Traum.
5. Zch tret' in die Burgkapelle
und suche des Ahnherrn Grab;
dort ist's, dort hängt vom Pfeiler
das alte Gewassen herab.
6. Noch lesen umflort die Augen
die Züge der Znschrift nicht,
wie hell durch die bunten Scheiben
das Licht darüber auch bricht.
7. So stehst du, o schloß meiner Väter,
mir treu und fest in dem Sinn
und bist von der Trde verschwunden,
der sdflug geht über dich hin.
8. Sei fruchtbar, o teurer Boden!
Ich segne dich mild und gerührt
und segne ihn zwiefach, wer immer
den j^flug nun über dich führt.
9. Ich aber will aus mich raffen,
mein Saitenfpiel in der Hand,
die Weiten der Trde durchschweifen
und singen von Land zu Land.
N!. Joseph von Lichendorff. L.
54. Ringlein.
1. In einem kühlen Grunde
da steht ein Mühlenrad,
mein' Liebste ist verschwunden,
die dort gewöhnet hat.
2. Sie hat mir Treu' versprochen,
gab nur ein'n Ring dabei,
sie hat die Treu' gebrochen,
mein Ringlein sprang entzwei.
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80
5. Laßt klingen, was nur klingen
kann,
die Trommeln und die Flöten!
Wir wollen heute Mann für Mann
mit Blut das Eisen röten,
mit Henkerblut, Franzosenblut. —
O süßer Tag der Rache!
Das klinget allen Deutschen gut,
das ist die große Sache.
6. Laßt wehen, was nur wehen
kann,
Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut' uns Mann für Mann
zum Heldentode mahnen:
Aus! Fliege, stolzes Siegspanier,
voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
den süßen Tod der Freien.
61. Die Leipziger Schlacht.
1. Wo kommst du her in dem roten Kleid
und färbst das Gras- auf dem grünen Plan?
„Ich komm' aus blut'gem Männerstreit,
ich komme rot von der Ehren bahn.
Wir haben die blutige Schlacht geschlagen,
drob müssen die Mütter und Bräute klagen,
da ward ich so rot."
2. Sag' an, Gesell, und verkünde nur,
wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?
„Bei Leipzig trauert das Mordrevier,
das manches Auge voll Tränen macht,
da flogen die Kugeln wie Winterflocken,
und Tausenden mußte der Atem stocken
bei Leipzig, der Stadt."
3. Wie heißen, die zogen ins Todesfeld
und ließen fliegende Banner aus?
„Es kamen Völker aus aller Welt,
die zogen gegen Franzosen aus,
die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen,
und die nach dem glorreichen Östreich heißen,
die zogen all' aus."
4. Wem ward der Sieg iu dem harten Streit,
wem ward der Preis mit der Eisenhand?
„Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut,
die Welschen hat Gott verweht wie den Sand;
viel Tausende decken den grünen Rasen,
die übrig gebliebenen entflohen wie Hasen,
Napoleon mit."
ß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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342
Erze ab und schuf sie dadurch zu „Erzgäugeu" um, und wo der Hohl-
raum nicht ganz gefüllt ward, bildeten sich Quarz- und Erzdrusen mit
ihren oft prachtvollen Kristallen. Schon viele Jahrhunderte ist man bemüht,
die unterirdischen Schätze zu heben, und wenn die Gänge bei zunehmender
Teufe auch weniger edel werden, so beschert doch Gott, „der Bergwerks-
schöpfer", immer wieder neue Anbrüche.
2. Ein Besuch der Grube wird uns über vielerlei belehren.
Wir schlagen einen der wohlgepflegten, sauber mit Gräupchen (Pochkies)
bestreuten Anfahrwege ein, welche von allen Seiten Klausthals den Gruben
zuführen, und schließen uns einer Schar schwarzer Gestalten an, die unter
den von den Kirchtürmen leise herüberdringenden Klängen der Anfahr-
glocke, das Grubenlicht in der Hand, im Vusenraum des Kittels ein
tüchtiges Stück Brot und ein „Einsteck-Würstchen", dem Schachte zueilen.
Doch eh' der schwarze Kittelmann
in seine Tiefe führt,
stimmt er ein frommes Lied erst an,
das seinen Herrgott ehrt;
Bergmannsblut hat frommen Mut.
Der Vorbeter, ein alter, würdiger Bergmann, leitet im Betsaale des
Zechenhauses die Andacht am Eingänge der Arbeitswoche.
Nun wird das Grubenlicht entzündet, das uralte, offen brennende
Licht, denn dem Harzer Bergmann drohen keine „schlagenden Wetter",
und von den Zurückbleibenden mit dem Wunsche: „Es geh' euch wohl!"
begrüßt, tritt einer nach dem andern auf die Fahrkunst, die — jetzt mit
Dampfkraft getrieben — den Bergmann ruckweise binnen kurzem in die
Tiefe führt. Wie Sterne, die nach und nach erblassen, leuchten die Gruben-
lichter eine Zeitlang herauf, dann erfüllt rabenschwarze Nacht den Fahr-
schacht bergetief.
Nicht mehr wie vor alters mit „Schlegel und Eisen", wie er es zum
Kreuze zusammengefügt als Schmuck und Standesabzeichen führt, arbeitet
vor Ort der Bergmann mühsam am Gestein; nein, mit Bohrer und Fäustel
treibt er seine Bohrlöcher wuchtig in den Felsen und sprengt diesen mit
Pulver und Dynamit. Und elektrische Bahnen schaffen an Stelle der
vor kurzem noch so berühmten unterirdischen Schiffahrt die Erze nach den
Aufbereitungsanstalten, Sortierhäusern, Wäschen und Pochwerken, die das
zerkleinerte Stufferz der Hütte zuführen.
Die tiefsten Schächte, voran Kaiser Wilhelm Ii., dringen an 900 ui
in die Erde ein; der 157 ui hohe Kölner Dom ließe sich darin sechsmal
aufeinander stellen. Welch winzige Zwerge sind dagegen die nur 22 m
tiefen Schächte des „Alten Mannes" (d. i. der ersten, um 1350 der Pest
erlegenen Bevölkerung), der die Wasser nicht zu bewältigen verstand. Aber
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bergmann Harzer_Bergmann Bergmann Bergmann Wilhelm
343
völlig gelungen ist dies auch erst den riesenhaften Arbeiten der Neuzeit,
dem 1799 fertiggestellten Georgstollen, der unterhalb der Bergstadt Grund
mündet, und dem 1864 eingeweihten Ernst August-Stollen, der sein mit
Türmen und Zinnen geschmücktes Mundloch bei Gittelde hat und mit
seiner Länge von 26 km mehr wie die Hälfte länger ist als der große
Gotthardtunnel.
3. Und großartig wie die Abführung der Wasser der Tiefe ist auch
die Zuführung der Tagewässer, deren Grube, Pochwerk und Hütte trotz
der in Dienst genommenen mächtigen Dampfmaschinen nicht entrateu
können. Wo man auch nur wandert im Oberharze, überall trifft man
Sammelgräben und meist „im Festen" stehende Wasserläufe, als dürfe
kein Tropfen des kostbaren Wassers verloren gehen. Die größte dieser
Pulsadern des Bergbaues, der 1732 angelegte und später mehrfach er-
weiterte Dammgraben, zwingt selbst die Moorwasser des fernen Brocken-
feldes zur Bergarbeit. Nachdem er die Abbe, ein Nebenflüßchen des Ecker,
abgefangen hat, durchschneidet er das Quellgebiet der Bode, Oker und Söse,
überschreitet auf dem 1 km langen und 16 m hohen Sperberhaier'damme
die Wasserscheide zwischen Oker und Söse und läuft, mit seinen Zufuhr-
gräben 63 km lang, durch die terrassenförmig untereinander liegenden
Teiche bei Klausthal, von denen der Hirschler bei einer Bodenfläche von
fast 66 ha mehr als 600 000 cbm Wasser saßt. — Die Hauptpulsader
des Andreasberger Bergbaues ist der in den Granitfels gesprengte 7 km
lange Rehberger Graben, der die Quellwasser der Oder aus dem 22 ha
deckenden Oderteiche, in dem sie durch einen granitenen Riesendamm auf-
gestaut werden, den dortigen Werken zuführt. Friedrich Günther.
220. Im
Im Harzgebirg' entspringet
am Blocksberg aus dem ^uell,
rauscht durch den Wald und singet
die Bode klar und hell.
War Wode sonst geheißen,
muß treiben manch Nlühlenrad,
Holz sägen und Eisen schweißen
mit Wassersturz und Bad.
Bevor von ihren Bergen
sie fröhlich herunterklimmt
und von den Nixen und Zwergen
den letzten Abschied nimmt,
Bodetal.
muß sie sich krümmen und winden
durch ein wildgrausig Tal,
verschlungene Wege finden
in Bogen ohne Zahl.
Die Felsen stolzer und kühner
findet ihr nicht so bald,
und krauser ist und grüner
nirgends der deutsche Wald.
Da ragt mit Zinnen und Ecken
manch Bollwerk und finstres Tor,
und Pfeiler und Säulen recken
sich trotzig zum Lichte empor.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ecker Hirschler Rehberger Friedrich_Günther Friedrich Günther
55
10. „Und würfst du die Krone selber hinein
und sprächst: Wer mir bringet die Krön',
er soll sie tragen und König sein! —
mich gelüstete nicht nach dem teuren Lohn.
Was die heulende Tiefe da unten verhehle,
das erzählt keine lebende, glückliche Seele.
11. Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefaßt,
schoß jäh in die Tiefe hinab;
doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und Mast
hervor aus dem alles verschlingenden Grab. —
Und Heller und Heller, wie Sturmes Sausen,
hört man's näher und immer näher brausen.
12. Und es wallet nud siedet und brauset und zischt,
wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt;
bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
und Well' auf Well' sich ohn' Ende drängt.
Und wie mit des fernen Donners Getose,
entstürzt es brüllend dem finstern Schoße.
13. Und sieh! aus dem finster flutenden Schoß,
da hebet sich's schwanenweiß,
und ein Arm und ein glänzender Nacken wird bloß,
und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß,
und er ist's! und hoch in seiner Linken
schwingt er den Becher mit freudigem Winken. —
14. Und atmete lang und atmete tief
und begrüßte das himmlische Licht.
Mit Frohlocken es einer dem andern ries:
„Er lebt! er ist da! es behielt ihn nicht!
Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle
hat der Brave gerettet die lebende Seele!"
15. Und er kommt, es umringt ihn die jubelnde Schar;
zu des Königs Füßen er sinkt,
den Becher reicht er ihm knieend dar,
und der König der lieblichen Tochter winkt;
die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande;
und der Jüngling sich also zum König wandte:
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11. Versuchend ging er da, unschlüssig fast,
von einem Kreuz zum anderen umher,
sich auszuprüsen die bequemre Last.
12. Dies Kreuz war ihm zu groß und das zu schwer;
so schwer und groß war jenes andre nicht,
doch scharf von Kanten drückt' es desto mehr.
13. Das dort, das warf wie Gold ein gleißend Licht,
das lockt ihn, unversucht es nicht zu lassen;
dem goldnen Glanz entsprach auch das Gewicht.
14. Er mochte dieses heben, jenes fassen,
zu keinem neigte noch sich seine Wahl,
es wollte keines, keines für ihn passen.
15. Durchmustert-Hatt' er schon die ganze Zahl;
verlorne Müh', vergebens war's geschehen!
Durchmustern mußt' er sie zum andern Mal.
16. Und nun gewahrt' er, früher übersehen,
ein Kreuz, das leidlicher ihm schien zu sein,
und bei dem einen blieb er endlich stehen.
17. Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein
ihm Paßlich und gerecht nach Kraft und Maß.
„Herr," rief er, „so du willst, dies Kreuz sei mein
18. Und wie er's prüfend mit den Augen maß,
es war dasselbe, das er sonst getragen,
wogegen er zu murren sich vermaß.
Er lud es auf und trug's nun sonder Klagen.
53. Das Schlosz Boncourt.
\. Ich träum' als Aind mich zurücke
und schüttle mein greises Haupt:
wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
die lang' ich vergessen geglaubt?
2. Hoch ragt aus fchatt'gen Gehegen
ein schimmerndes schloß hervor;
ich kenne die Türme, die Zinnen,
die steinerne Brücke, das Tor.
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Sprach's und faßte dem Manne die Hand; die führende Mutter
Öffnete leise die Tür und ließ die Kinder hineingehn,
aber die juuge Frau, voll Lieb' im lächelnden Antlitz,
hüpfte voraus und küßte den Greis. Mit verwunderten Augen
sah er empor und hing in der trautesten Kinder Umarmung.
^ Gottfried August Bürger. 2^
8. Der wilde Jäger.
1. Der Wild- und Rheingraf stieß ins Horn:
„Hallo, hallo zu Fuß und Roß!"
Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn;
lautrasselnd stürzt' ihm nach der Troß;
laut klifft' und klafft' es, frei vom Koppel,
durch Korn und Dorn, durch Heid' und Stoppel.
2. Vom Strahl der Sonntagsfrühe war
des hohen Domes Kuppel blank.
Zum Hochamt rüste dumpf und klar
der Glocken ernster Feierklang.
Fern tönten lieblich die Gesänge
der andachtsvollen Christenmenge.
3. Rischrasch quer übern Kreuzweg giug's
mit Horrido und Hussasa!
Sieh da! Sieh da, kam rechts und links
ein Reiter hier, ein Reiter da!
Des Rechten Roß war Silberblinken,
ein Feuerfarbner truz den Linken.
4. Wer waren Reiter links und rechts?
Ich ahn' es wohl, doch weiß ich's nicht.
Lichthehr erschien der Reiter rechts
mit mildem Frühlingsangesicht.
Graß, dunkelgelb der linke Ritter-
schoß Blitz' vom Aug' wie Ungewitter.
5. „Willkommen hier zu rechter Frist,
willkommen zu der edeln Jagd!
Auf Erden und im Himmel ist
kein Spiel, das lieblicher behagt." —
Er rief's, schlug laut sich an die Hüfte
und schwang den Hut hoch in die Lüfte.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]