werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 49
schelkalkes. Wir wissen aber auch, daß über den Nodosenschichten kein Kalk-
stein mehr folgt usw. Das Beispiel ist absichtlich sinnfällig gewählt; in
den meisten Fällen handelt es sich um sehr viel genauere Eingliederung von
Schichten.
Bei der großen Bedeutung der Leitfossilien kann es nicht wundernehmen,
daß die Lehre von den Versteinerungen, die Paläontologie, sehr sorgfältig
ausgebaut worden ist. Sind doch von den Lebewesen der Vorzeit nur Hart-
teile vorhanden, also nur Schalen, Knochen usw. und diese sind noch dazu
oft zertrümmert oder verdrückt. Und nach diesen kümmerlichen Resten sollen
die Arten sicher unterschieden werden. Da muß natürlich jede Kleinigkeit,
die zur Feststellung der Art dienen könnte, mit größter Sorgfalt beachtet
werden. Und so sind denn die Versteinerungen bis ins kleinste genau be-
schrieben worden.
Hätte es Sinn, unsere Kinder mit solchem Wissen zu belasten?
Sicher nicht. Was sollten sie wohl damit? Also wollen wir lieber gar nicht
auf die Versteinerungen eingehen? Das wäre noch viel verfehlter; denn sie
sind es gerade, die das Interesse der Kinder am meisten heraus-
fordern und ihre Phantasie am stärksten anregen. Und überdies kann
man sie zumeist gar nicht außer acht lassen, weil sie sich der Beobachtung
darbieten. Im Muschelkalkbruche werden die Kinder wahrscheinlich reich-
lich Steinkerne von Muscheln oder Brachiopoden finden, im Buntsandstein-
bruche werden sie Estherien sehen, auf den Steinkohlenhalden drängen sich
ihnen die Abdrücke von Farnkräutern, Schachtelhalmen usw. zu Hunderten
auf. N)ir können die Versteinerungen also gar nicht einfach beiseite lassen.
Es handelt sich nur um die Frage, wie wir uns mit ihnen abfinden, ohne
wertlosen Gedächtnisballast im Geiste des Schülers zu häufen.
Bloße Beschreibung, subtile Unterscheidung der Arten lehnen wir für
unsere einfachen Verhältnisse natürlich von vornherein ab. Aber das Kapitel,
mit dem wir uns hier beschäftigen, weist uns ja den Weg zur Lösung
unserer Frage. Wir sprechen vom Werden der Gesteine, hierbei sind
uns die Versteinerungen willkommene Helfer. Die Entstehung der
Gesteine soll allerdings in erster Linie aus ihrer eignen Beschaffenheit ab-
geleitet werden. Aber diese Ableitung wird durch die Versteinerungen ganz
wesentlich erleichtert. Daß Muscheln, Fische usw. im Wasser leben, daß dem-
nach ein Gestein, das Reste von ihnen enthält, ein Wasserabsatz sein muß,
wird jeder selbstverständlich sinden. Das, was sich aus der Betrachtung des
Gesteines selbst schon ergab, wird durch die Betrachtung der Versteinerungen
bestätigt. In gleicher Weise leuchtet es auch dem schlichten Verstände ohne
weiteres ein, daß hochstämmige pflanzen auf trockenem Lande oder höchstens
in flachem Gewässer gewachsen sein müssen usw.
Aber es wird nicht nur die verstandesmäßige Ableitung des Werdevor-
ganges hierdurch erleichtert; das hantasiebild wird dadurch viel ab-
gerundeter. Das Bild erhält Leben in des Wortes wahrster Bedeutung.
Haase, Geologie. q.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
5
Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden,
ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen
oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt
werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein,
die uns der deutschen Volksfamilie zuweist.
Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß-
Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte.
Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben
aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind.
Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches
Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer-
keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen
müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen.
Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu
Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den
Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer"
die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So
finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen-
schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre
Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer
späteren Geschichte noch oft bewähren sollten.
Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere
Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war
unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines
Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die
Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen
in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben
zu werden.
Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank-
reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate
vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb
unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches.
Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die
deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch-
land war eben Kern und Herz des Reiches.
In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen
jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen
Geschichte handelte.
Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Chlodwigs
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Elsaß-Lothringer Nord Italien Deutschland Worms Mainz Lothringen Deutschlands
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
11
Nur wenige Ausschnitte aus der Geschichte unserer Heimat und unseres
Stammes konnten wir an uns vorüber ziehen lassen. Aber sie zeigen zur
Genüge: Wenn es stolz macht, ein Deutscher zu sein, so dürfen wir auch
unsern Stammesnamen mit Stolz und Befriedigung nennen. Wir stehen
am Ende einer Reihe von Geschlechtern, von denen jedes etwas hinzugetan
hat zum reichen Erbgut unseres Stammes. Viele und verschiedene Menschen
sind über unsere Heimaterde hinweggegangen. Aber wie sie alle gleichen
Blutes, gleicher Abstammung waren, so haben sie auch die gleichen Eigen-
schaften zu allen Zeiten bewiesen: Unerschrockenheit, Tapferkeit, Warmherzig-
keit, Treue gegen die, die ihnen das Schicksal oder ihre eigene Wahl zum
Herrn setzten, rastlosen Arbeitseifer und Beharrlichkeit. Es ist, als wäre
das ganze Volk der Elsaß-Lothringer von Anfang an nur eine Person.
Wenn wir Heimat und Stamm so verstehen, dann rühmen wir nicht
nur die Vergangenheit und fühlen unsere Herzen stolzer schlagen, dann wissen
wir, daß diese Vergangenheit uns auch Verpflichtungen auferlegt. Wir
dürfen die Hände nicht tatlos in den Schoß legen. Das Erbgut erhalten,
das heißt, es vermehren. Wir dürfen nicht kleiner werden, als unsere Väter
sich gezeigt haben. Wenn sie Großes vollbracht, so müssen wir Größeres
zu schaffen suchen. Deshalb bedarf es der ernsten Selbstprüfung: Sind wir,
die Jetzigen, der Väter wert und würdig? Könnten wir, wenn heute die
lange Reihe derer, die einst gewesen, wieder aufstünde, vor sie treten und
sagen: Das haben wir hinzugetan zu dem, was ihr als die Früchte eurer
Arbeit uns vererbt? Wenn wir uns so prüfen, werden wir allerdings nicht
an so hohe Dinge denken dürfen wie eben, da wir die Geschichte der Heimat
durchwanderten. Warum, das wird sich bald zeigen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
14
der heutigen Zeit am nächsten. Nur um eine kurze Spanne wollen wir
unsere heimische Volkswirtschaft zurückverfolgen, und zwar bis in die letzten
Zeiten jenes Geschichtsabschnittes hinein, den unser Land als Teil des
ftanzösischen Reiches durchlebt hat.
Die vor 40 Jahren erfolgte Trennung von Frankreich und die
Wiedervereinigung mit dem alten angestammten Mutterlande ist noch frisch
im Gedächtnis und leicht noch in aller Munde. Hat sie unser Wirtschafts-
leben gehemmt oder gefördert? Das soll die zweite Frage sein.
Drei Gebiete werden wir zunächst zu durchwandern haben, wenn wir
dieses Wirtschaftsleben kennen lernen wollen: Die Ebene und die frucht-
baren Täler mit ihrem Ackerbau, die Hügel mit ihrem Wein und die Berge
mit dem grünen Schmuck der Wälder.
B. Die elsaß-lothringische Landwirtschaft.
Lange schon ist es her, seit Ludwig Xiv., von der Höhe unserer
Berge ins weite Rheintal hinausblickend, in die Worte ausbrach: „Welch
schöner Garten!" Aber sie klingen uns Elsässern heute noch in den Ohren.
Wer möchte es auch nicht hören, das stolze Lied vom Preise seiner Heimat!
„Meineidi scheen" und „meineidi fruchtbar". So kennen und wissen wir's.
„Das Paradies Deutschlands" nennen es die gelehrten Bücher, und auch
das dünkt uns nur recht und billig. Getrost können wir daher einem Ver-
gleiche mit andern Ländern entgegensehen.
Wie aber soll verglichen werden? Zusammentragen muß man ge-
wissermaßen, was das ganze Land hervorbringt, so daß man es zählen und
messen kann. Tote Zahlen muß man zu Hilfe rufen, um das fruchtbare
Leben, das in unserem Boden quillt, und das eifrige Schaffen der Menschen
auf ihm deutlich zu machen. Statt mit Kriegstaten und Kunstwerken haben
wir es also jetzt mit Erntewerten zu tun. Doch auch die toten Zahlen
reden eine gar deutliche Sprache.
Zunächst etwas über die Entstehung der Zahlen.
Die Ernteflächen der verschiedenen Länder und Landesteile müssen
verglichen und der Ertrag daran gemessen werden. Unser Nachbarland
Baden z. B., das nur wenig größer ist als Elsaß-Lothringen, weist eine
verhältnismäßig geringere Erntefläche auf als dieses, weil Wald und Gebirge
dort einen bedeutenderen Teil des Landes einnehmen als bei uns. Um aber
nicht zuviel auf einmal überblicken zu müssen, empfiehlt es sich, nur die
Hauptftuchtarten, die der Boden hervorbringt, miteinander zu vergleichen,
und da handelt es sich vornehmlich um die Getreidearten und Kartoffeln.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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42
Es gibt aber auch eine sehr große Zahl von Gegnern der Weinzölle. Ihre
Gründe: Der Zoll verteuert ihr Getränk, nimmt ihnen also von ihrem Geld
zugunsten anderer. Am meisten wehren sich Industrie und Handel gegen die
Weinzölle und mit ihnen alle, die von Industrie und Handel abhängen. Die
ausländischen Weine kommen nämlich großenteils aus Spanien, Portugal
oder Italien. Diese Länder kaufen viele von unsern Jndustriewaren ab und
würden diese mit einem hohen Eingangszoll belegen, wenn wir ihre Weine
noch höher belasten wollten. Wenn also die Reichsregierung einen Handels-
vertrag mit jenen Staaten schließt und den deutschen Jndustriewaren dort
leichte Einfuhr zu sichern sucht, so jammern und klagen in ihrem Rücken die
deutschen Winzer, weil jene Einfuhr nur mit niederen Zollsätzen für aus-
ländischen Wein erkauft werden kann.
Handel und Industrie wollen den Handelsvertrag für sich recht günstig
haben, die Winzer aber möchten am liebsten den fremden Weinen den Ein-
gang möglichst schwer machen. Was soll die Reichsregierung tun? Beiden
recht zu machen, ist unmöglich. Jede Partei klagt, daß man sie schädigt,
weil jede nur an sich denkt. Die Regierung aber hat das Wohl aller zu
bedenken. So ist es nicht nur in der Weinzollfrage, sondern noch bei vielen
andern Wünschen. Daran muß sich immer wieder jeder Stand und Beruf
erinnern, wenn seine Wünsche nicht gehört werden können. Gewiß darf jede
Partei den größten Gewinn für sich herauszuschlagen suchen. Sie muß sich
aber auch bescheiden, wenn dieser Gewinn nicht so groß wird, als sie er-
wartet hat, weil die Regierung einen Mittelweg suchen und ein-
schlagen mußte.
Unser Winzerstand wird also auch in der Zukunft mit seinen Forderungen
an die Reichsregierung herantreten, besonders im Jahre 1914, wenn neue
Handelsverträge zu schließen sind. Auch das Reichsweingesetz vom Jahre 1909
befriedigt noch nicht ganz. Unser Weinbau ist eben wie die ganze Wirtschaft
unseres Stammes von der gesamten deutschen Volkswirtschaft abhängig. Die
Handelsverträge des Reiches bestimmen auch sein Wohl und Wehe. Am
Winzerstand der andern deutschen Länder muß sich der unsrige Stütze und
Rückhalt suchen, wenn er neue Forderungen erheben will.
Selbsthilfe aber muß vorangehen. Worin diese zu suchen ist, geht
aus der kurzen Geschichte des Weinbaues im vorstehenden hervor. Unsere
Weinberge bedürfen einer durchgreifenden Verjüngung. Neues, aber veredeltes
Blut muß ihnen zugeführt werden. Die Einfuhr billiger ausländischer Weine
kann nie entbehrt werden, weil der deutsche Weinbau nie den deutschen Be-
darf an Wein decken wird. Auf lange Zeit hinaus werden diese fremden
Weine die einheimischen unterbieten. Darum müssen die neuzupflanzenden
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
25
der Staatsregierung rufen, als sie sich nicht mehr zu helfen wußte, als sie
sich dem Untergang nahe sah. Das war gegen Ende der 70 er Jahre des
vorigen Jahrhunderts. Da fing das Dampfschiff an, seinen Siegeszug durch
die Welt zu halten. Mit seiner Hilfe konnten die entferntesten Länder mit-
einander verbunden werden. Nun strömten die Waren herzu, vor allem auch
Getreide aus Ländern von großer Fruchtbarkeit, deren Äcker noch keiner
Düngung bedürfen, um reich zu tragen, in denen die Arbeitslöhne noch sehr
niedrig sind, aus deren weiten, ebenen Flächen die Maschine an Stelle des
Menschen tritt. Billiges Getreide in Massen kam herzu, es brauchte niemand
zu sorgen, daß es käme. So unaufhaltsam kam es, daß die Getreidepreise
unserer Landwirte reißend bergab gingen, daß der Landwirt kaum noch seine
Kosten herauszuwirtschasten vermochte. Jetzt ries er nach der Staatsregierung.
Aber nicht unsere elsaß-lothringische Regierung konnte helfen. Denn was zu
tun war, konnte nur die Reichsregierung aus sich nehmen: Die Grenzen
schließen, wenigstens Mauern, Zollmauern, errichten, daß sich der fremde
Strom nicht gar so übermächtig herüberwälzen konnte.
Nur die Reichsregierung besitzt die Machtmittel, Heer und Flotte,
solche Anordnungen auch aufrecht zu erhalten, nur sie ist Herr und Gebieter
an allen deutschen Grenzsäumen.
Der Zoll erhöhte den Preis des fremden Getreides (durchschnittlich
5 Mk. Zoll aus 1 Doppelzentner), so daß auch das inländische Getreide wieder
im Preise stieg; der Landwirt erfreute sich jetzt wieder eines höheren Gewinnes.
Bis zum heutigen Tage ist dieser Zoll bestehen geblieben, — und
bis zum heutigen Tage herrscht auch ein heftiger Streit darüber, ob dieser
Zoll erhalten bleiben muß oder nicht. Dem Landwirt ist damit geholfen.
Was sagt aber der Nichtlandwirt, der Handwerker, der Arbeiter dazu? Für
ihn wird doch das Getreide und damit das Brot teurer durch den Zoll.
Wenn für jeden Menschen Doppelzentner Brotgetreide im Jahre ge-
rechnet werden muß, so bedeutet doch der Zoll schon eine ziemlich fühlbare Er-
höhung des Brotpreises sür eine kinderreiche Familie. Wir wollen das Für
und Wider nicht weiter erwägen; wenn der Streit schon so lange dauert ohne
Entscheidung, so kann ihn der einfache Mann auch nicht entscheiden wollen.
Nur muß er zu verstehen und einzusehen suchen, warum die Reichsregierung
die Zölle geschaffen hat, obwohl sie wußte, daß damit eine kleine Verteuerung
des Brotes eintreten mußte.
Es ist die Ausgabe der Regierung, sür alle Stände und Berufe des
Reiches zu sorgen. Wenn es aber allen gut gehen soll, darf keiner notleiden.
Die Landwirtschaft z. B. will ja nicht nur verkaufen, sie muß auch kaufen,
Kleider, Geräte, Maschinen usw. Wenn sie ohne Gewinn oder mit zu
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
21
„in Natur" auszuzahlen; es kaun in Geld geschehen. So bleibt das ganze
Gut beisammen.
Das mag als Härte erscheinen. Es bewahrt aber die norddeutschen
Bauerngüter jedenfalls vor der Zersplitterung, wie wir sie haben.
Wo diese Zersplitterung trotzdem eingetreten ist, hat man ein Mittel
gefunden, wieder zusammenhängende Güter zu schaffen. Die einzelnen Land-
wirte tauschen ihre verstreut liegenden Stückchen gegeneinander aus, so daß
jeder ein zusammenhängendes Besitztum erhält. („Flurbereinigung".) Daß
auch dieser Austausch oft auf starken Widerstand stößt, läßt sich denken. Es
ist dies in den meisten Fällen zu beklagen, denn der Vorteil durch die Flur-
bereinigung liegt auf der Hand. In unserm Lande gibt es verhältnismäßig
wenig Gemeinden, in denen die Flurbereinigung in Angriff genommen ist.
Solche Verbesserungen und Veränderungen zum Wohle der Landwirt-
schaft kann auch der einzelne Bauer nicht herbeiführen. Dazu bedarf es
einer stärkeren Macht, die über allen steht, des Staates, unseres elsaß-
lothringischen Staates. Wer dieser „Staat" ist, wissen wir jetzt noch nicht.
Das werden wir erst später erfahren. Denken wir zunächst an die höchste
Regierung unseres Landes, die in Straßburg sitzt.
Wie aber soll und kann der Staat helfen? Zwingen, gegen
ihren Willen zu irgend einer Verbesserung zwingen, darf der Staat die Land-
wirte nicht. Das würde Unzufriedenheit geben. Er hat es ja auch mit selb-
ständigen Menschen zu tun. Aus ihnen selber muß das Verlangen nach
Verbesserung kommen. Schaffensfreudige, eifrige Menschen braucht der Staat,
Menschen, die mit ganzer Kraft an der Verbesserung ihrer Lage arbeiten.
Dann ist ihm am besten geholfen. Er selbst kann nur belehren, anregen,
die Hindernisse aus dem Wege räumen, die der Einzelne nicht
beseitigen kann.
Belehrung tut dem Landwirte heute vor allem not. Der Gelehrte ist
dem Landwirte längst schon zu Hilfe gekommen. Er lehrt ihn die Zusammen-
setzung seines Bodens verstehen, zeigt ihm, welche Stoffe die Pflanzen dem
Boden entnehmen, wie diese Stoffe wieder ersetzt werden müssen und noch
vieles andere. Schulen sind notwendig, in denen der junge Landwirt seinen
Beruf verstehen lernt. Der deutschen Verwaltung eröffnete sich ein weites,
dankbares Feld, als sie Elsaß-Lothringen übernahm. Für die Söhne wohl-
habender Landwirte wurde eine landwirtschaftliche Schule in Rufach gegründet,
die ihren Schülern nicht nur weitgehende mündliche Belehrung, sondern auch
praktische Unterweisung auf einem mit der Schule verbundenen großen Gute
zuteil werden läßt. Hunderte von Schülern haben hier schon ihre Bildung
empfangen. Daneben gibt es landwirtschaftliche Winterschulen, die nur in
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
28
wie drüben nur Rinder. Es kämen also in Frankreich auf 100 Einwohner
45,83 Stück Rindvieh, in Elsaß-Lothringen 37,84.
Wir stehen demnach tatsächlich im Viehreichtum Frankreich bedeutend nach.
Doch die Sache will noch von einer andern Seite betrachtet sein. Wir
haben ja bisher die Größe beider Länder noch nicht berücksichtigt. Nun
wohnen in Frankreich auf 1 qkm ungefähr 73 Menschen, in Elsaß-Loth-
ringen aber etwa 125. 100 Menschen verteilen sich also in Frankreich auf
etwas mehr als 11/3 qkm, während bei uns die Bewohner viel mehr zu-
sammengedrängt find. Mithin muß der Viehstand in Elsaß-Lothringen auf
1 qkm reicher sein als in Frankreich. Rechnet man wieder Schweine, Schafe
und Ziegen in Rinder um, so zählt Frankreich auf 536464 qkm rund
18 Millionen Rinder, Elsaß-Lothringen auf 14517 qkm aber 682 379.
Auf 1 qkm kommen demnach in Frankreich 33,55, in Elsaß-Lothringen
aber 47 Stück. Vergleichen wir also Bodenfläche und Viehbestand in beiden
Ländern, so ist Elsaß-Lothringen als bedeutend viehreicher zu bezeichnen.
Ist das nun immer so gewesen?
Die Viehzucht hat unsern Landwirten geholfen, die große Gefahr, die
ihr in den 7oer Jahren erstand, zu überstehen und gesund zu bleiben.
(Vergl. S. 25.) Dankt sie das sich selber, oder haben auch hier die Ver-
hältnisse im ganzen Reiche mitgewirkt und mitgeholfen? Zunächst wollen
die besonderen Verhältnisse bei der Vieheinfuhr beachtet sein.
Die Viehzucht konnte nur deswegen die Rettung unsrer Landwirte
werden, weil sie die fremde Einfuhr nicht in so starkem Maße zu fürchten
hat wie der Getreidebau. Lebendes Vieh läßt sich aus überseeischen Ländern
schwer zu uns bringen. Die Kosten der Beförderung sind sehr hoch. Während
der langen Fahrt gehen die Tiere auch sehr leicht ein oder werden doch krank.
Während Getreide aus den fernsten Ländern zu uns kommen kann und auch
wirklich kommt, kann Vieh nur aus den Nachbarländern eingeführt werden,
Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark, Rußland, Österreich-Ungarn. Doch
wird auch die Einfuhr aus diesen Ländern erschwert durch die Viehzölle.
So können also unsere Viehzüchter ihr Vieh in Ruhe verkaufen und können
Preise erlangen, die die Viehzucht recht lohnend machen.
Doch es kommt noch ein wichtiger Umstand hinzu. Je mehr Leute
im Lande wohnen, vor allem je mehr Nichtlandwirte, Arbeiter, Kaufleute usw.
ein Land zählt, desto besser sind die Aussichten eines Viehzüchters. Alle
diese Leute wollen ja Fleisch essen. Je mehr also die Industrie des Landes
wächst und blüht, desto besseren Absatz findet der Landwirt für sein Vieh.
Wo läßt sich aber eine so rasch wachsende Industrie, eine so schnell sich
mehrende Bevölkerung finden, als im Deutschen Reiche? Jedenfalls kann
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Elsaß-Lothringen Frankreich Frankreich Elsaß-Loth- Frankreich Elsaß-Lothringen Frankreich Frankreich Elsaß-Lothringen Frankreich Elsaß-Lothringen Elsaß-Lothringen Frankreich Holland Belgien Dänemark
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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ist die Beratung des Staatshaushaltes, des Budgets. „Regieren aber heißt
im wesentlichen ein Budget verwalten", so hat man einmal gesagt. An der
Mitregierung der Volksvertretung in diesem Punkte fehlt nichts.
Die Selbstverwaltung.
Volksrecht und Fürstenrecht, Volksvertreter und Regierungsvertreter
haben wir zuletzt gegenübergestellt. Sieht man genauer zu, so erscheinen die
Rechte des einzelnen Staatsbürgers eigentlich etwas gering. Nur alle fünf
Jahre einmal kommt die Wahl zum Landtag. Alle fünf Jahre einmal darf
der einfache Mann seiner Mitwirkung bei den Angelegenheiten des Staates
froh werden. In der Zwischenzeit kann er wohl in seiner Zeitung nachlesen,
was im Staate geschieht, selber tun darf er aber nichts. Das ist zu be-
klagen aus zweifachem Grunde, jedes Staatsbürgers wegen und um des
Staates felber willen. Wenn der Staatsbürger so lange Zeit hindurch nichts
mehr tun darf im Staate, wenn er andere alles tun lassen muß, verliert
er zuletzt die Lust dazu, sich mit den Dingen des Staates noch weiter ab-
zugeben. Er geht seinem Berufe nach, denkt nur an sein eigenes Wohl und
vergißt, daß er nicht nur Familienvater und Berufsmensch, sondern auch
Staatsbürger ist. Das ist ein Schaden für ihn selber.
Wer für die Angelegenheiten des Staates ein warmes Ge-
fühl, ein offenes Herz hat, der macht sich selber reicher. Er gibt
seinem Leben ein höheres Ziel. Die Einrichtungen des Staates sind ja nicht
von heute auf morgen geworden. Wir mußten immer rückwärts schauen in
die Vergangenheit, um alles recht zu verstehen. Wer also mit staatlichen
Dingen sich beschäftigt, merkt bald, daß er am Ende einer langen Reihe von
Geschlechtern steht. Jedes hat etwas dazu tun müssen, daß alles so wurde,
wie es heute ist, und sei es auch noch so wenig. Was tust du? Diese
Frage muß darum in jedem entstehen. So lernt jeder seine größere Auf-
gabe verstehen, nicht nur für sich und die Seinen zu sorgen, sondern auch
etwas zu tun im Dienste seines Volkes. Erhalten soll werden, was von
den Vätern überkommen und wert ist, daß es erhalten werde. Jedes Ge-
schlecht soll etwas Neues hinzufügen, was es Kindern und Kindeskindern ver-
erben kann. Wer sich nicht um die Angelegenheiten des Staates bekümmert,
der vergißt diese Aufgabe leicht. Sein Sinn wird eng und klein.
Noch mehr aber verliert der Staat, wenn seine Bürger kalt an seinen
Angelegenheiten vorübergehen. Wir haben wohl einmal bei Besprechung der
Landtagswahl (S. 107) gesagt, jeder Wähler dürfe bei der Abgabe seines
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Erde verbreiten. Darum unterstützt das Reich im Auslande zahlreiche
deutsche Schulen, darum bringen deutsche Vereine alljährlich Hunderttausende
zur Förderung von deutschen Auslandsschulen auf. (Engländer, Franzosen,
Amerikaner und Italiener gehen uns ja in diesem Stück mit gutem Bei-
spiele voran.) Mit unserer Sprache bringen wir den fremden Völkern das
Mittel, damit sie verstehen können, was große Männer in dieser Sprache
Hohes und Edles geschaffen haben. Deutsche Frömmigkeit, deutsche Gelehr-
samkeit, deutsche Kunst werden dadurch nach und nach auch in den Ländern
verstanden und geschätzt, die sonst nicht mit uns in Berührung kommen.
Römische Kaufleute haben einst in unserer Heimat den Samen des Christen-
tums ausstreuen helfen. So ist heute unser Welthandel der „Pionier unserer
Kultur". So arbeiten wir an der „Kultivierung der Menschheit". Gewiß
ist diese Arbeit nicht unser erster und oberster Zweck. Wir suchen zunächst
unsern Vorteil, wir wollen verkaufen, was wir verkaufen müssen, um leben
zu können. Aber daß wir dadurch zugleich Kultur bringen, gibt uns das
höhere Recht, unsern Vorteil zu suchen. Selbst der Kampf ums Brot
also muß am letzten Ende der Förderung der Kultur, muß der Menschheit
dienen.
Zahlreiche Kulturaufgaben hat ferner das Reich zu lösen, die nicht
hinausgreifen in die Weiten der Welt, gewissermaßen bei sich selber daheim.
Krankheit, Unfall, Armut, Not, schlechte Wohnungen, so und mit manchem
andern Namen nennen wir die Feinde, die Millionen unseres Volkes bedrohen.
Eine Reihe großartiger Gesetze sind im Reiche geschaffen worden, um jene
Feinde aus dem Felde zu schlagen; man nennt sie gewöhnlich mit gemein-
samem Namen die „soziale Gesetzgebung". Sie ist ein Vorbild für die
ganze Welt und bis jetzt noch unerreicht. Weitere Aufgaben harren unser
noch. Warum haben Reich, Arbeitgeber, Arbeiter und Angestellte selber
sich zusammengetan, um den Armen vor der Not der Krankheitstage und
des Alters zu schützen? Nicht damit diese die Sorge für sich selber ver-
lernen; auch nicht dazu, damit sie nun weniger arbeiten müssen, mehr
„genießen" können, sondern damit sie Zeit haben, auch an höhere Dinge
als an Essen, Trinken, Wohnen und Vergnügen zu denken. Damit sie
„Menschen" sein dürfen und können, nämlich Menschen, die einsehen, daß
sie noch eine höhere Aufgabe haben als die Sorge für ihren Lebensunterhalt.
So muß die Gesamtheit, das ganze Volk, mittragen an den Lasten für
die Ärmeren und Bedürftigeren, so haben besonders die Arbeitgeber eine
gewichtige Last zu tragen. Das ist auch Kulturarbeit des Staates.
Die höchste Kulturarbeit muß noch weiter hinaus gesucht werden.
Kultur offenbart sich in der Tiefe und Innigkeit des religiösen Glaubens,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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