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1. Die Geologie in der Schule - S. 49

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. 49 schelkalkes. Wir wissen aber auch, daß über den Nodosenschichten kein Kalk- stein mehr folgt usw. Das Beispiel ist absichtlich sinnfällig gewählt; in den meisten Fällen handelt es sich um sehr viel genauere Eingliederung von Schichten. Bei der großen Bedeutung der Leitfossilien kann es nicht wundernehmen, daß die Lehre von den Versteinerungen, die Paläontologie, sehr sorgfältig ausgebaut worden ist. Sind doch von den Lebewesen der Vorzeit nur Hart- teile vorhanden, also nur Schalen, Knochen usw. und diese sind noch dazu oft zertrümmert oder verdrückt. Und nach diesen kümmerlichen Resten sollen die Arten sicher unterschieden werden. Da muß natürlich jede Kleinigkeit, die zur Feststellung der Art dienen könnte, mit größter Sorgfalt beachtet werden. Und so sind denn die Versteinerungen bis ins kleinste genau be- schrieben worden. Hätte es Sinn, unsere Kinder mit solchem Wissen zu belasten? Sicher nicht. Was sollten sie wohl damit? Also wollen wir lieber gar nicht auf die Versteinerungen eingehen? Das wäre noch viel verfehlter; denn sie sind es gerade, die das Interesse der Kinder am meisten heraus- fordern und ihre Phantasie am stärksten anregen. Und überdies kann man sie zumeist gar nicht außer acht lassen, weil sie sich der Beobachtung darbieten. Im Muschelkalkbruche werden die Kinder wahrscheinlich reich- lich Steinkerne von Muscheln oder Brachiopoden finden, im Buntsandstein- bruche werden sie Estherien sehen, auf den Steinkohlenhalden drängen sich ihnen die Abdrücke von Farnkräutern, Schachtelhalmen usw. zu Hunderten auf. N)ir können die Versteinerungen also gar nicht einfach beiseite lassen. Es handelt sich nur um die Frage, wie wir uns mit ihnen abfinden, ohne wertlosen Gedächtnisballast im Geiste des Schülers zu häufen. Bloße Beschreibung, subtile Unterscheidung der Arten lehnen wir für unsere einfachen Verhältnisse natürlich von vornherein ab. Aber das Kapitel, mit dem wir uns hier beschäftigen, weist uns ja den Weg zur Lösung unserer Frage. Wir sprechen vom Werden der Gesteine, hierbei sind uns die Versteinerungen willkommene Helfer. Die Entstehung der Gesteine soll allerdings in erster Linie aus ihrer eignen Beschaffenheit ab- geleitet werden. Aber diese Ableitung wird durch die Versteinerungen ganz wesentlich erleichtert. Daß Muscheln, Fische usw. im Wasser leben, daß dem- nach ein Gestein, das Reste von ihnen enthält, ein Wasserabsatz sein muß, wird jeder selbstverständlich sinden. Das, was sich aus der Betrachtung des Gesteines selbst schon ergab, wird durch die Betrachtung der Versteinerungen bestätigt. In gleicher Weise leuchtet es auch dem schlichten Verstände ohne weiteres ein, daß hochstämmige pflanzen auf trockenem Lande oder höchstens in flachem Gewässer gewachsen sein müssen usw. Aber es wird nicht nur die verstandesmäßige Ableitung des Werdevor- ganges hierdurch erleichtert; das hantasiebild wird dadurch viel ab- gerundeter. Das Bild erhält Leben in des Wortes wahrster Bedeutung. Haase, Geologie. q.

2. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 5

1912 - Straßburg : Bull
5 Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden, ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein, die uns der deutschen Volksfamilie zuweist. Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß- Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte. Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind. Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer- keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen. Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer" die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen- schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer späteren Geschichte noch oft bewähren sollten. Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben zu werden. Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank- reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches. Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch- land war eben Kern und Herz des Reiches. In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen Geschichte handelte. Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-

3. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 11

1912 - Straßburg : Bull
11 Nur wenige Ausschnitte aus der Geschichte unserer Heimat und unseres Stammes konnten wir an uns vorüber ziehen lassen. Aber sie zeigen zur Genüge: Wenn es stolz macht, ein Deutscher zu sein, so dürfen wir auch unsern Stammesnamen mit Stolz und Befriedigung nennen. Wir stehen am Ende einer Reihe von Geschlechtern, von denen jedes etwas hinzugetan hat zum reichen Erbgut unseres Stammes. Viele und verschiedene Menschen sind über unsere Heimaterde hinweggegangen. Aber wie sie alle gleichen Blutes, gleicher Abstammung waren, so haben sie auch die gleichen Eigen- schaften zu allen Zeiten bewiesen: Unerschrockenheit, Tapferkeit, Warmherzig- keit, Treue gegen die, die ihnen das Schicksal oder ihre eigene Wahl zum Herrn setzten, rastlosen Arbeitseifer und Beharrlichkeit. Es ist, als wäre das ganze Volk der Elsaß-Lothringer von Anfang an nur eine Person. Wenn wir Heimat und Stamm so verstehen, dann rühmen wir nicht nur die Vergangenheit und fühlen unsere Herzen stolzer schlagen, dann wissen wir, daß diese Vergangenheit uns auch Verpflichtungen auferlegt. Wir dürfen die Hände nicht tatlos in den Schoß legen. Das Erbgut erhalten, das heißt, es vermehren. Wir dürfen nicht kleiner werden, als unsere Väter sich gezeigt haben. Wenn sie Großes vollbracht, so müssen wir Größeres zu schaffen suchen. Deshalb bedarf es der ernsten Selbstprüfung: Sind wir, die Jetzigen, der Väter wert und würdig? Könnten wir, wenn heute die lange Reihe derer, die einst gewesen, wieder aufstünde, vor sie treten und sagen: Das haben wir hinzugetan zu dem, was ihr als die Früchte eurer Arbeit uns vererbt? Wenn wir uns so prüfen, werden wir allerdings nicht an so hohe Dinge denken dürfen wie eben, da wir die Geschichte der Heimat durchwanderten. Warum, das wird sich bald zeigen.

4. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 14

1912 - Straßburg : Bull
14 der heutigen Zeit am nächsten. Nur um eine kurze Spanne wollen wir unsere heimische Volkswirtschaft zurückverfolgen, und zwar bis in die letzten Zeiten jenes Geschichtsabschnittes hinein, den unser Land als Teil des ftanzösischen Reiches durchlebt hat. Die vor 40 Jahren erfolgte Trennung von Frankreich und die Wiedervereinigung mit dem alten angestammten Mutterlande ist noch frisch im Gedächtnis und leicht noch in aller Munde. Hat sie unser Wirtschafts- leben gehemmt oder gefördert? Das soll die zweite Frage sein. Drei Gebiete werden wir zunächst zu durchwandern haben, wenn wir dieses Wirtschaftsleben kennen lernen wollen: Die Ebene und die frucht- baren Täler mit ihrem Ackerbau, die Hügel mit ihrem Wein und die Berge mit dem grünen Schmuck der Wälder. B. Die elsaß-lothringische Landwirtschaft. Lange schon ist es her, seit Ludwig Xiv., von der Höhe unserer Berge ins weite Rheintal hinausblickend, in die Worte ausbrach: „Welch schöner Garten!" Aber sie klingen uns Elsässern heute noch in den Ohren. Wer möchte es auch nicht hören, das stolze Lied vom Preise seiner Heimat! „Meineidi scheen" und „meineidi fruchtbar". So kennen und wissen wir's. „Das Paradies Deutschlands" nennen es die gelehrten Bücher, und auch das dünkt uns nur recht und billig. Getrost können wir daher einem Ver- gleiche mit andern Ländern entgegensehen. Wie aber soll verglichen werden? Zusammentragen muß man ge- wissermaßen, was das ganze Land hervorbringt, so daß man es zählen und messen kann. Tote Zahlen muß man zu Hilfe rufen, um das fruchtbare Leben, das in unserem Boden quillt, und das eifrige Schaffen der Menschen auf ihm deutlich zu machen. Statt mit Kriegstaten und Kunstwerken haben wir es also jetzt mit Erntewerten zu tun. Doch auch die toten Zahlen reden eine gar deutliche Sprache. Zunächst etwas über die Entstehung der Zahlen. Die Ernteflächen der verschiedenen Länder und Landesteile müssen verglichen und der Ertrag daran gemessen werden. Unser Nachbarland Baden z. B., das nur wenig größer ist als Elsaß-Lothringen, weist eine verhältnismäßig geringere Erntefläche auf als dieses, weil Wald und Gebirge dort einen bedeutenderen Teil des Landes einnehmen als bei uns. Um aber nicht zuviel auf einmal überblicken zu müssen, empfiehlt es sich, nur die Hauptftuchtarten, die der Boden hervorbringt, miteinander zu vergleichen, und da handelt es sich vornehmlich um die Getreidearten und Kartoffeln.

5. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 42

1912 - Straßburg : Bull
42 Es gibt aber auch eine sehr große Zahl von Gegnern der Weinzölle. Ihre Gründe: Der Zoll verteuert ihr Getränk, nimmt ihnen also von ihrem Geld zugunsten anderer. Am meisten wehren sich Industrie und Handel gegen die Weinzölle und mit ihnen alle, die von Industrie und Handel abhängen. Die ausländischen Weine kommen nämlich großenteils aus Spanien, Portugal oder Italien. Diese Länder kaufen viele von unsern Jndustriewaren ab und würden diese mit einem hohen Eingangszoll belegen, wenn wir ihre Weine noch höher belasten wollten. Wenn also die Reichsregierung einen Handels- vertrag mit jenen Staaten schließt und den deutschen Jndustriewaren dort leichte Einfuhr zu sichern sucht, so jammern und klagen in ihrem Rücken die deutschen Winzer, weil jene Einfuhr nur mit niederen Zollsätzen für aus- ländischen Wein erkauft werden kann. Handel und Industrie wollen den Handelsvertrag für sich recht günstig haben, die Winzer aber möchten am liebsten den fremden Weinen den Ein- gang möglichst schwer machen. Was soll die Reichsregierung tun? Beiden recht zu machen, ist unmöglich. Jede Partei klagt, daß man sie schädigt, weil jede nur an sich denkt. Die Regierung aber hat das Wohl aller zu bedenken. So ist es nicht nur in der Weinzollfrage, sondern noch bei vielen andern Wünschen. Daran muß sich immer wieder jeder Stand und Beruf erinnern, wenn seine Wünsche nicht gehört werden können. Gewiß darf jede Partei den größten Gewinn für sich herauszuschlagen suchen. Sie muß sich aber auch bescheiden, wenn dieser Gewinn nicht so groß wird, als sie er- wartet hat, weil die Regierung einen Mittelweg suchen und ein- schlagen mußte. Unser Winzerstand wird also auch in der Zukunft mit seinen Forderungen an die Reichsregierung herantreten, besonders im Jahre 1914, wenn neue Handelsverträge zu schließen sind. Auch das Reichsweingesetz vom Jahre 1909 befriedigt noch nicht ganz. Unser Weinbau ist eben wie die ganze Wirtschaft unseres Stammes von der gesamten deutschen Volkswirtschaft abhängig. Die Handelsverträge des Reiches bestimmen auch sein Wohl und Wehe. Am Winzerstand der andern deutschen Länder muß sich der unsrige Stütze und Rückhalt suchen, wenn er neue Forderungen erheben will. Selbsthilfe aber muß vorangehen. Worin diese zu suchen ist, geht aus der kurzen Geschichte des Weinbaues im vorstehenden hervor. Unsere Weinberge bedürfen einer durchgreifenden Verjüngung. Neues, aber veredeltes Blut muß ihnen zugeführt werden. Die Einfuhr billiger ausländischer Weine kann nie entbehrt werden, weil der deutsche Weinbau nie den deutschen Be- darf an Wein decken wird. Auf lange Zeit hinaus werden diese fremden Weine die einheimischen unterbieten. Darum müssen die neuzupflanzenden

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 25

1912 - Straßburg : Bull
25 der Staatsregierung rufen, als sie sich nicht mehr zu helfen wußte, als sie sich dem Untergang nahe sah. Das war gegen Ende der 70 er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Da fing das Dampfschiff an, seinen Siegeszug durch die Welt zu halten. Mit seiner Hilfe konnten die entferntesten Länder mit- einander verbunden werden. Nun strömten die Waren herzu, vor allem auch Getreide aus Ländern von großer Fruchtbarkeit, deren Äcker noch keiner Düngung bedürfen, um reich zu tragen, in denen die Arbeitslöhne noch sehr niedrig sind, aus deren weiten, ebenen Flächen die Maschine an Stelle des Menschen tritt. Billiges Getreide in Massen kam herzu, es brauchte niemand zu sorgen, daß es käme. So unaufhaltsam kam es, daß die Getreidepreise unserer Landwirte reißend bergab gingen, daß der Landwirt kaum noch seine Kosten herauszuwirtschasten vermochte. Jetzt ries er nach der Staatsregierung. Aber nicht unsere elsaß-lothringische Regierung konnte helfen. Denn was zu tun war, konnte nur die Reichsregierung aus sich nehmen: Die Grenzen schließen, wenigstens Mauern, Zollmauern, errichten, daß sich der fremde Strom nicht gar so übermächtig herüberwälzen konnte. Nur die Reichsregierung besitzt die Machtmittel, Heer und Flotte, solche Anordnungen auch aufrecht zu erhalten, nur sie ist Herr und Gebieter an allen deutschen Grenzsäumen. Der Zoll erhöhte den Preis des fremden Getreides (durchschnittlich 5 Mk. Zoll aus 1 Doppelzentner), so daß auch das inländische Getreide wieder im Preise stieg; der Landwirt erfreute sich jetzt wieder eines höheren Gewinnes. Bis zum heutigen Tage ist dieser Zoll bestehen geblieben, — und bis zum heutigen Tage herrscht auch ein heftiger Streit darüber, ob dieser Zoll erhalten bleiben muß oder nicht. Dem Landwirt ist damit geholfen. Was sagt aber der Nichtlandwirt, der Handwerker, der Arbeiter dazu? Für ihn wird doch das Getreide und damit das Brot teurer durch den Zoll. Wenn für jeden Menschen Doppelzentner Brotgetreide im Jahre ge- rechnet werden muß, so bedeutet doch der Zoll schon eine ziemlich fühlbare Er- höhung des Brotpreises sür eine kinderreiche Familie. Wir wollen das Für und Wider nicht weiter erwägen; wenn der Streit schon so lange dauert ohne Entscheidung, so kann ihn der einfache Mann auch nicht entscheiden wollen. Nur muß er zu verstehen und einzusehen suchen, warum die Reichsregierung die Zölle geschaffen hat, obwohl sie wußte, daß damit eine kleine Verteuerung des Brotes eintreten mußte. Es ist die Ausgabe der Regierung, sür alle Stände und Berufe des Reiches zu sorgen. Wenn es aber allen gut gehen soll, darf keiner notleiden. Die Landwirtschaft z. B. will ja nicht nur verkaufen, sie muß auch kaufen, Kleider, Geräte, Maschinen usw. Wenn sie ohne Gewinn oder mit zu

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 21

1912 - Straßburg : Bull
21 „in Natur" auszuzahlen; es kaun in Geld geschehen. So bleibt das ganze Gut beisammen. Das mag als Härte erscheinen. Es bewahrt aber die norddeutschen Bauerngüter jedenfalls vor der Zersplitterung, wie wir sie haben. Wo diese Zersplitterung trotzdem eingetreten ist, hat man ein Mittel gefunden, wieder zusammenhängende Güter zu schaffen. Die einzelnen Land- wirte tauschen ihre verstreut liegenden Stückchen gegeneinander aus, so daß jeder ein zusammenhängendes Besitztum erhält. („Flurbereinigung".) Daß auch dieser Austausch oft auf starken Widerstand stößt, läßt sich denken. Es ist dies in den meisten Fällen zu beklagen, denn der Vorteil durch die Flur- bereinigung liegt auf der Hand. In unserm Lande gibt es verhältnismäßig wenig Gemeinden, in denen die Flurbereinigung in Angriff genommen ist. Solche Verbesserungen und Veränderungen zum Wohle der Landwirt- schaft kann auch der einzelne Bauer nicht herbeiführen. Dazu bedarf es einer stärkeren Macht, die über allen steht, des Staates, unseres elsaß- lothringischen Staates. Wer dieser „Staat" ist, wissen wir jetzt noch nicht. Das werden wir erst später erfahren. Denken wir zunächst an die höchste Regierung unseres Landes, die in Straßburg sitzt. Wie aber soll und kann der Staat helfen? Zwingen, gegen ihren Willen zu irgend einer Verbesserung zwingen, darf der Staat die Land- wirte nicht. Das würde Unzufriedenheit geben. Er hat es ja auch mit selb- ständigen Menschen zu tun. Aus ihnen selber muß das Verlangen nach Verbesserung kommen. Schaffensfreudige, eifrige Menschen braucht der Staat, Menschen, die mit ganzer Kraft an der Verbesserung ihrer Lage arbeiten. Dann ist ihm am besten geholfen. Er selbst kann nur belehren, anregen, die Hindernisse aus dem Wege räumen, die der Einzelne nicht beseitigen kann. Belehrung tut dem Landwirte heute vor allem not. Der Gelehrte ist dem Landwirte längst schon zu Hilfe gekommen. Er lehrt ihn die Zusammen- setzung seines Bodens verstehen, zeigt ihm, welche Stoffe die Pflanzen dem Boden entnehmen, wie diese Stoffe wieder ersetzt werden müssen und noch vieles andere. Schulen sind notwendig, in denen der junge Landwirt seinen Beruf verstehen lernt. Der deutschen Verwaltung eröffnete sich ein weites, dankbares Feld, als sie Elsaß-Lothringen übernahm. Für die Söhne wohl- habender Landwirte wurde eine landwirtschaftliche Schule in Rufach gegründet, die ihren Schülern nicht nur weitgehende mündliche Belehrung, sondern auch praktische Unterweisung auf einem mit der Schule verbundenen großen Gute zuteil werden läßt. Hunderte von Schülern haben hier schon ihre Bildung empfangen. Daneben gibt es landwirtschaftliche Winterschulen, die nur in

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 28

1912 - Straßburg : Bull
28 wie drüben nur Rinder. Es kämen also in Frankreich auf 100 Einwohner 45,83 Stück Rindvieh, in Elsaß-Lothringen 37,84. Wir stehen demnach tatsächlich im Viehreichtum Frankreich bedeutend nach. Doch die Sache will noch von einer andern Seite betrachtet sein. Wir haben ja bisher die Größe beider Länder noch nicht berücksichtigt. Nun wohnen in Frankreich auf 1 qkm ungefähr 73 Menschen, in Elsaß-Loth- ringen aber etwa 125. 100 Menschen verteilen sich also in Frankreich auf etwas mehr als 11/3 qkm, während bei uns die Bewohner viel mehr zu- sammengedrängt find. Mithin muß der Viehstand in Elsaß-Lothringen auf 1 qkm reicher sein als in Frankreich. Rechnet man wieder Schweine, Schafe und Ziegen in Rinder um, so zählt Frankreich auf 536464 qkm rund 18 Millionen Rinder, Elsaß-Lothringen auf 14517 qkm aber 682 379. Auf 1 qkm kommen demnach in Frankreich 33,55, in Elsaß-Lothringen aber 47 Stück. Vergleichen wir also Bodenfläche und Viehbestand in beiden Ländern, so ist Elsaß-Lothringen als bedeutend viehreicher zu bezeichnen. Ist das nun immer so gewesen? Die Viehzucht hat unsern Landwirten geholfen, die große Gefahr, die ihr in den 7oer Jahren erstand, zu überstehen und gesund zu bleiben. (Vergl. S. 25.) Dankt sie das sich selber, oder haben auch hier die Ver- hältnisse im ganzen Reiche mitgewirkt und mitgeholfen? Zunächst wollen die besonderen Verhältnisse bei der Vieheinfuhr beachtet sein. Die Viehzucht konnte nur deswegen die Rettung unsrer Landwirte werden, weil sie die fremde Einfuhr nicht in so starkem Maße zu fürchten hat wie der Getreidebau. Lebendes Vieh läßt sich aus überseeischen Ländern schwer zu uns bringen. Die Kosten der Beförderung sind sehr hoch. Während der langen Fahrt gehen die Tiere auch sehr leicht ein oder werden doch krank. Während Getreide aus den fernsten Ländern zu uns kommen kann und auch wirklich kommt, kann Vieh nur aus den Nachbarländern eingeführt werden, Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark, Rußland, Österreich-Ungarn. Doch wird auch die Einfuhr aus diesen Ländern erschwert durch die Viehzölle. So können also unsere Viehzüchter ihr Vieh in Ruhe verkaufen und können Preise erlangen, die die Viehzucht recht lohnend machen. Doch es kommt noch ein wichtiger Umstand hinzu. Je mehr Leute im Lande wohnen, vor allem je mehr Nichtlandwirte, Arbeiter, Kaufleute usw. ein Land zählt, desto besser sind die Aussichten eines Viehzüchters. Alle diese Leute wollen ja Fleisch essen. Je mehr also die Industrie des Landes wächst und blüht, desto besseren Absatz findet der Landwirt für sein Vieh. Wo läßt sich aber eine so rasch wachsende Industrie, eine so schnell sich mehrende Bevölkerung finden, als im Deutschen Reiche? Jedenfalls kann

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 117

1912 - Straßburg : Bull
117 ist die Beratung des Staatshaushaltes, des Budgets. „Regieren aber heißt im wesentlichen ein Budget verwalten", so hat man einmal gesagt. An der Mitregierung der Volksvertretung in diesem Punkte fehlt nichts. Die Selbstverwaltung. Volksrecht und Fürstenrecht, Volksvertreter und Regierungsvertreter haben wir zuletzt gegenübergestellt. Sieht man genauer zu, so erscheinen die Rechte des einzelnen Staatsbürgers eigentlich etwas gering. Nur alle fünf Jahre einmal kommt die Wahl zum Landtag. Alle fünf Jahre einmal darf der einfache Mann seiner Mitwirkung bei den Angelegenheiten des Staates froh werden. In der Zwischenzeit kann er wohl in seiner Zeitung nachlesen, was im Staate geschieht, selber tun darf er aber nichts. Das ist zu be- klagen aus zweifachem Grunde, jedes Staatsbürgers wegen und um des Staates felber willen. Wenn der Staatsbürger so lange Zeit hindurch nichts mehr tun darf im Staate, wenn er andere alles tun lassen muß, verliert er zuletzt die Lust dazu, sich mit den Dingen des Staates noch weiter ab- zugeben. Er geht seinem Berufe nach, denkt nur an sein eigenes Wohl und vergißt, daß er nicht nur Familienvater und Berufsmensch, sondern auch Staatsbürger ist. Das ist ein Schaden für ihn selber. Wer für die Angelegenheiten des Staates ein warmes Ge- fühl, ein offenes Herz hat, der macht sich selber reicher. Er gibt seinem Leben ein höheres Ziel. Die Einrichtungen des Staates sind ja nicht von heute auf morgen geworden. Wir mußten immer rückwärts schauen in die Vergangenheit, um alles recht zu verstehen. Wer also mit staatlichen Dingen sich beschäftigt, merkt bald, daß er am Ende einer langen Reihe von Geschlechtern steht. Jedes hat etwas dazu tun müssen, daß alles so wurde, wie es heute ist, und sei es auch noch so wenig. Was tust du? Diese Frage muß darum in jedem entstehen. So lernt jeder seine größere Auf- gabe verstehen, nicht nur für sich und die Seinen zu sorgen, sondern auch etwas zu tun im Dienste seines Volkes. Erhalten soll werden, was von den Vätern überkommen und wert ist, daß es erhalten werde. Jedes Ge- schlecht soll etwas Neues hinzufügen, was es Kindern und Kindeskindern ver- erben kann. Wer sich nicht um die Angelegenheiten des Staates bekümmert, der vergißt diese Aufgabe leicht. Sein Sinn wird eng und klein. Noch mehr aber verliert der Staat, wenn seine Bürger kalt an seinen Angelegenheiten vorübergehen. Wir haben wohl einmal bei Besprechung der Landtagswahl (S. 107) gesagt, jeder Wähler dürfe bei der Abgabe seines

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 152

1912 - Straßburg : Bull
152 der Erde verbreiten. Darum unterstützt das Reich im Auslande zahlreiche deutsche Schulen, darum bringen deutsche Vereine alljährlich Hunderttausende zur Förderung von deutschen Auslandsschulen auf. (Engländer, Franzosen, Amerikaner und Italiener gehen uns ja in diesem Stück mit gutem Bei- spiele voran.) Mit unserer Sprache bringen wir den fremden Völkern das Mittel, damit sie verstehen können, was große Männer in dieser Sprache Hohes und Edles geschaffen haben. Deutsche Frömmigkeit, deutsche Gelehr- samkeit, deutsche Kunst werden dadurch nach und nach auch in den Ländern verstanden und geschätzt, die sonst nicht mit uns in Berührung kommen. Römische Kaufleute haben einst in unserer Heimat den Samen des Christen- tums ausstreuen helfen. So ist heute unser Welthandel der „Pionier unserer Kultur". So arbeiten wir an der „Kultivierung der Menschheit". Gewiß ist diese Arbeit nicht unser erster und oberster Zweck. Wir suchen zunächst unsern Vorteil, wir wollen verkaufen, was wir verkaufen müssen, um leben zu können. Aber daß wir dadurch zugleich Kultur bringen, gibt uns das höhere Recht, unsern Vorteil zu suchen. Selbst der Kampf ums Brot also muß am letzten Ende der Förderung der Kultur, muß der Menschheit dienen. Zahlreiche Kulturaufgaben hat ferner das Reich zu lösen, die nicht hinausgreifen in die Weiten der Welt, gewissermaßen bei sich selber daheim. Krankheit, Unfall, Armut, Not, schlechte Wohnungen, so und mit manchem andern Namen nennen wir die Feinde, die Millionen unseres Volkes bedrohen. Eine Reihe großartiger Gesetze sind im Reiche geschaffen worden, um jene Feinde aus dem Felde zu schlagen; man nennt sie gewöhnlich mit gemein- samem Namen die „soziale Gesetzgebung". Sie ist ein Vorbild für die ganze Welt und bis jetzt noch unerreicht. Weitere Aufgaben harren unser noch. Warum haben Reich, Arbeitgeber, Arbeiter und Angestellte selber sich zusammengetan, um den Armen vor der Not der Krankheitstage und des Alters zu schützen? Nicht damit diese die Sorge für sich selber ver- lernen; auch nicht dazu, damit sie nun weniger arbeiten müssen, mehr „genießen" können, sondern damit sie Zeit haben, auch an höhere Dinge als an Essen, Trinken, Wohnen und Vergnügen zu denken. Damit sie „Menschen" sein dürfen und können, nämlich Menschen, die einsehen, daß sie noch eine höhere Aufgabe haben als die Sorge für ihren Lebensunterhalt. So muß die Gesamtheit, das ganze Volk, mittragen an den Lasten für die Ärmeren und Bedürftigeren, so haben besonders die Arbeitgeber eine gewichtige Last zu tragen. Das ist auch Kulturarbeit des Staates. Die höchste Kulturarbeit muß noch weiter hinaus gesucht werden. Kultur offenbart sich in der Tiefe und Innigkeit des religiösen Glaubens,
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