z
Erzählungen.
Z"m Henker! lärmst du dort schon wieder,
Vermaledeiter Seifensieder?
Ach wäre doch, zu meinem Heil,
Der Schlaf hier, wie die Austern, feil!
Den Sänger, den er früh vernommen,
Laßt er an einem Morgen kommen,
Und spricht: Mein lustiger Johann,
Wie ^eht es euch? Wie fangt ihr's an?
Es rühmt ein jeder eure Waare:
Sagt, wie viel bringt sie euch im Jahre?
Im Jahre, Herr? mir fallt nicht bei,
Wie groß im Jahr mein Vortheil sey.
So rechn' ich nicht! Ein Tag bescheert.
Was der, so auf ihn kömmt, verzehrt.
Dieß folgt im Jahr ich weiß die Zahl,
Drei hundert fünf und sechzig mal.
Ganz recht! doch könnt ihr mir nicht sagen,
Was wohl ein Tag pflegt einzutragen?
Mein Herr, ihr forschet allzusehr:
Der eine wenig, mancher mehr;
So wie's dann fällt: Mich zwingt zur Klage
Nichts, als die vielen Feiertage
Und wer sie alle roth gefärbt,
Der hatte wohl, wie ihr, geerbt;
Dem war die Arbeit sehr zuwider;
Der war gewiß kein Seifensieder.
Dies scheint den Reichen zu erfreu'n.
Hans, spricht er, du sollst glücklich seyn!
Jetzt bist du nur ein schlechter Prahler.
Da hast du baare fünfzig Thaler:
Mn^unterlaß mir den Gesang!
Das Geld hat einen bessern Mang.
Er dankt und schleicht mit scheuem Blicke,
Mit mehr, als Diebesfurcht, zurücke,
Hält seinen Beutel dicht umfaßt,
Und herzt und wägt die schöne Last. *
Dann wird, sobald er heim gekommen,
Des Beutels Inhalt vorgenommen; .
A 2 Ge»
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Erzählungen. 19
Seit deut ist mir der Hund so lieb,
Mit seiner Treue schönem Trieb,
Stets fr-eut mich seine Treue
Auf's neue,
l6. Sneü.
Begleitet von zwei treuen Hunden
Ging Snell, ein Fleischer, über Land»
Schon waren ihm nach wenig Stunden
Die Thürme seiner Stadt verschwunden, -
Als in dem Wald, durch den sein Weg sich wand,
Ein Mann mit Knotenstvck, - im Blicke
. Mehr tiefen Gram, als Hcrzenstücke,
Bescheiden flehend vor ihm stand.
„Freund! Nür ein Kleines einem Armen!
,,Gott näher bringt dich das Erbürtnen!"
Snell wendet sich, und zieht hervor
Ein Silberstück, als über's Ohr
Der Unhold ihn mit einem Schlag
Zu Boden stürzt. Der Fleischer lag
'Betäubt, und auf dem Punkt, beraubt zu seyn.
Die Hunde stürzen drauf gleich auf den Mörder rin,
Zerfleischen schrecklich ihn, und zerren
Ihn endlich bis zum nahen Sumpf.
Dann fliegen sie zurück zu ihrem Herten,
Der, noch an allen Sinnen stumpf
Am Boden lag, beriechen und belecken,
Um ihn in's Lebenau erwecken,
Ihm freundlich Händ^ und Angesicht. —
Snell wachet auf sieht seinen Mörder nicht;
Doch findet er sein Geld, und seine Hunde ,
Fühlt keine Beule, keine Wunde,
Und wandert seines Weges fort.
Doch plötzlich dringt aus nahem Ort
Ein kläglich Wimmern ihm zu Ohren.
Er geht^ dem Läute nach, und sieht
Den Räuber blutend und verrohren,^
Wenn niemand rettet. — Hochentglüht
Von Menschlichkeit und Tugend, springet
B 2 Er
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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/
Lieder. ' 199
Wohl hatte sich die Rotte
Bon ihrem ew'gen Gotte
Wahnsinnig abgesagt;
Und an das Kreuz der Ehren,
Mit sündigem Begehren,
Die freche Hand gewagt.
Das Kreuz verdroß die Bösen;
Den alten Schwur zu lösen
Verband die Hölle sich.
Mit großen Heereswogen
Kam sie heran gerogen,
Und dräute fürchterlich.
Doch unterm Kreuzesstamme,
Im Herzen Gottes Flamme,
Stand unsre Heeresmacht;
Das Bild der ew'gen Gnade
Schien hell auf dunkle Pfade:
Ein Licht in finstrer Schlacht.
Drum haben sie gerungen,
Bis sie den Feind bezwungen
Uno seine starke Wehr
Die Hölle flieht mit Zittern,
Sie schlug in Ungewjtlcrn
Da- Kreuz durch unser Heer.
D Kreuz, so hell erhoben!
Wer mag dich würdig loben .
Zu deinem Siehesfest?
So stehe nun und hule
Des Volkes fromm Gemüthe,
Daß es dich nie perläßt!
Bi.
18. Sieb in des Z-chr-S letzter Stunde.
Bei der letzten Stunde Feier
Sei auch dir ein Lied geweiht,
Heldin
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Dramatische Darstellung. 163
Jld. Dank es diesem vortrefflichen Manne,
basi ich es noch bin. Mutt: Er sah sie einmal nur,
im Kreis seiner Legalen Md Centurionen. Die
übrigen'drei Tage hak sie Me?Meiner Obacht ge-
lebt. — A. (wieder Scipivs Rechte fassend)
Scipio! Scipio! giebt es kein Meer, das ich für
dich durchschwimmen, kein Ungeheuer , das ich dir
bändigen, keinen Tod, den ich für dich erbeuktn
soll? Befiehlbefiehl ! und laß nur den" klein sien
Th'ech meiner Schuld durch eine solche Thätlich dir
bezahlen. — S. (ihn ümärmend) Edler', ;|ungéfe
Mann, schon deine Freudr bezahlt mich mit einem
Wucher, , der mir fasi mchillig scheint.—Mutt.
Und darf ich dieser Freude des Allucins noch einige
Worte, erhabner Imperator, hinzufügen. Fs. Sprich
ohne Ümfchweif!.—. Müft. Ehe'mein Gemahl ütth
seine, Blutsfreunde vefirell Ehelmllkh noch erfuhren,
als' sie. nur wußten,,d.aß,I1dcacrde noch lebe, da
hatten sie scholl., um ihren Liebling zu lösen, fünf-
zig Talente zusammengebracht, und als sie gestern
von mir deine sanfte Behandlung erfuhren, haben
sie mit Freuden diese Summe verdoppelt, legen-sie
hier (Sklaven treten mit den Geldsäcken auf ein gex
gebnes Zeichen herein) zu deinen Füßen nieder, und
beschwören' dich durch meinen Mund,: Verschmähe
nicht, was.nur.ein schwaches Kennzeichen unsers
Danks, und'nicht M Lsfegèjd. zu nennen- fisi. ì
S. Mit Nichten', edle Frau! Meine und meiner
Ahnen Sitte war es nie, von Freunden Geschenke
zu nehmen! sie ihnen zu geben, dünkte- uns ein
größres Glück. — Mutt.' Imperator, 'ich stehe
nicht ans, bevor du mir diese Bitte gewahrest^
sknieel nledek) Jld.-'(,d es gleichen) Ich mnß deine
Gefangene, selbst Wider),deinen Willen, bleiben,
rvenn du Meiner Freunde Z'oll allzugroßmüthig aus-
schlägst. . Für mich sind diese, hundert Talente zwar
nicht.zuviel, doch für dich diel zu wenig. A. (ein
gleiches thuend) Nur vor Altären beugte ich zeither
Meine Kniee; Feldherr, der du mir mehr als ein
Halbgott scheinest, laß es nrich jetzì vor dir nicht
k 2
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Historische Darstellung. 235
Schiffe stimmte sogleich mit ein; und, mit ergrei-
fendem Einklänge, schallte der rauhe, kräftige Ge-
sang zu den Wolken empor. — Eine nie gefühlte
Rührung ergriff auch die wildesten Gemüther. Auf
dem Admiralfchiffe stürzten Offiziere und Mannschaft
zu Colombo's Füßen nieder, erflehten seine Verzei-
hung für ihren Unglauben und ihr aufrührerisches
Betragen, und bezeigten ihm ihre Huldigung und
Verehrung, als einem übermenschlichen Wesen. Alle
begrüßten ihn: Admiral und Vicekönig, und er-
kannten eine Autorität an, die ihm nur unmittelbar
dem Könige subordinirte. Sobald die Sonne auf-
gegangen war, traf man Anstalten zur Landung.
In freudigem Gedränge bestieg man die Böte, und
ruderte mit fliegenden Fahnen und kriegerischer
Musik der Küste zu. Die nie gehörten Töne- und
der neue sonderbare Anblick, lockte die Eingebohr-
uen in zahlreichen Schaaren an das Ufer, und machte
sie zu staunenden Zeugen des merkwürdigsten und für
sie höchst imponirenden Schauspiels. — In präch-
tiger Kleidung, mit den Insignien seiner Würden
geziert, dem Schwerdte in der einen und der köni-
glichen Standarte in der andern Hand, setzte der
Admiral in dieser neuen Welt zuerst den Fuß ans
Land. Ihm folgten die Führer der beiden andern
Schiffe; dann die übrige Mannschaft. Alle knieeten
nieder, um dies so lang ersehnte Land mit einem
Kusse zu begrüßen, und der Gottheit für ihre Ret-
tung zu danken. Darm erhoben sie sich, und Co-
lombo nahm, mit den damals gewöhnlichen Feier-
lichkeiten, im Namen der Königin von Castilien,
Besitz vyn diesem Lande; als Urkunde dessen das
Casiilische Wappen, an einem am Ufer errichteten
Kreuze, aufgehangen wurde. Colombo gab diesem
Lande — welches man nun bestimmt für eine Insel
erkannte — und das von den Indianern Guanahari
genannt wurde, den Namen San-Salvador. —
Da es hier nicht der Zweck ist, eine Geschichte der
Entdeckungen zu geben, so wird billig alles über-
gangen, was dahin gerechnet werden muß. Wir
bemerken daher nur, daß -er Admiral, nachdem er
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H6 Zweiter Abschnitt.
am Esel; einer sprach, et hatte feine, lange Ohren-;
der andere sagte, er hatte auch eine gute Stimme,
die wob! taugte, zu reden vor dem Volk und zu sin-
gen. Da war nichts am ganzen Esel, das nicht kö-
niglicher und pabstlicher Ehren werth wäre. Aber
vor andern Tugenden leuchtete das Kreuz auf dem
Rücken. Also ward der Esel zum Könige erwählet.
Der arme junge Löwe ging elende und betrübt
als ein verstoßener Waise aus seinem erblichen Reich,
bis daß sich etliche alte, treue, fromme Rathe, de-
nen solcher Handel leid war, sein erbarmten, und
besprachen sich, wie es eine lästerliche Untugend wä-
re, daß man den jungen König so schändlich sollte
lassen verstoßen seyn, sein Vater hätte solches nicht
um sie verdienet. Es müßte auch nicht gehen im
Reich, wie der Fuchs und seine Gesellen wollten,
die ihren Muthwillen und nicht des Reichs Ehre
suchten. Sie ermahneten sich, und baten die Reichs-
stände zusammen, sie hätten etwas Nöthiges vorzu-
bringen. Da trat der Aelteste auf, das war ein alter
Hund, ein treuer Rath des alten Löwen, und er-
zählte mit schöner ^Rede, wie solche Wahl des Esels
wäre zu jach und übereilet, und dem Löwen großes
Unrecht geschehen, es müßte nicht alles Gold seyn,
was da gleißet.
Der Esel , ob er schon das Kreuz auf dem Rük-
ken trüge, könnte wohl ein Schein, und nichts da-
hinter seyn, wie alle Welt durchs Gleißen und gu-
ten Schein betrogen wird. Der Löwe hätte seiner
Tugend viel mit der That bewiesen, der Esel aber
hätte keine That niemals gethan, darum sollten sie
wohl zusehen, daß sie nicht einen König erwahleten,
der nicht mehr denn ein geschnitzt Bild wäre, wel-
ches auch wohl ein Kreuz tragen könnte. Und wo
ein Krieg sich erhübe, wüßten sie nicht, was sie das
eitele Kreuz helfen könnte, wo nicht mehr dahinter
wäre.
Solche ernste, tapfere Rede des Hundes be-
wegte Alle. Dem Fuchs und den untreuen Räthen
ward bange, gaben für, was im Reich beschlossen
wäre, sollte bleiben; aber es bewegte gleichwohl
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68
Zweiter Abschnitt.
so es der Löwe und andere Thiere wohl ohne Kreuz
thun; sondern er sahe im Sprunge ein Fischlein im
Dache, da sprang er nach, und daß seines Kreuzes
Wunder desto größer wäre, wollte ers nicht mit
dem Maul oder Pfoten, sondern mit den Ohren
sahen: solches laßt den Löwen auch thun, und sey
darnach König. Aber ich halte, er sollte mit Maul
und allen vier Klauen nicht einen Fisch sahen, wenn
er gleich darnach ginge, schweige denn, wenn er
sprünge. Der Fuchs machet mit solchem Geschwätz
abermal ein Getümmel, und das Kreuz wollte
schlecht gewinnen. Den Hund verdroß das Glück
übel, aber vielmehr, daß der Fuchs mit seinem
Fuchsschwänzen den Haufen also nárrete, fing an
zu bellen, es wäre schlumps also gerathen, und
kein Wunder.
Damit aber nicht ein Aufruhr würde, durch das
Gebciße des Fuchses und Hundes, wards für gut
angesehen, daß der Löwe und Esel alleine an einen
Ort gingen, und daselbst kämpfeten.
Sie zogen hin zu einem Holz ins Reichs Geleit
und Friede. Es gilt, sprach der Löwe, welcher das
behendeste Thier sähet. Und er lief zum Holze hin-
ein, und jagte, bis er einen Haasen sahet. Der
faule Esel dachte, es will mich das Reich zu viel
Mühe kosten, sollte wohl keinen Frieden haben mit
der Weise, legt sich auf dem Platz nieder in der
Sonnen, und lechzet mit der Zungen heraus für
großer Hitze: so kömmt ein Rabe, und meinet, es
sey ein Aas, setzt sich auf seine Lippen, und will
essen, da schnappet der Esel zu, und sähet den Ra-
den. Da nun der Löwe kömmt fröhlich gelaufen
mit seinem Haasen, findet er den Raben ins Esels
Maul, und erschrickt; kurz er war verloren, und
beginnet ihm nun selbst zu grauen für dem Kreuz
des Esels, doch verließ er das Reich nicht gerne,
und sprach: Lieber Esel, es gilt noch Eines um
guter Gesellen willen, aller guten Dinge sollen drei
seyn; der Esel thäts wohl die Hälfte aus Furcht,
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Erzählungen. 95
Gewächsen und Fruchten, und das Völkchen war
glücklich in Einfalt. Aber es verlangte sie sehr, den
Unbekannten zu schauen; und sie sprachen zu dem
weisen Mann: mache uns ein Bildniß, wobei wir
seiner gedenken mögen. Denn er kommt doch nicht
hernieder! Da lächelte Maho, und schnitzte ein
Bildniß voy menschlicher Gestalt, und sie stellten
es in ein Gezelt, und nannten das Gezelt Haus
Gottes. — Run fragten sie nicht mehr, wer, und
wo Gott sey, sondern sie hielten bald das Bild für
Gott selbst, und legten ihm köstliche Speisen vor,
und aßen und tranken. Also erniedrigten sie das
Höchste, und dadurch auch sich selbst.
Dieses verdroß den weisen Fremdling, und er
trat hervor und sprach: wohlan! sehet, ob dieses
der mächtige Unbekannte sey! Nun warf er Feuer
auf das Gezelt-ihres Gottes, und es verbrannte zu
Asche sammt dem Bildniß. — Da rief das Volk:
das Bildniß ist es nicht! — und sie sprachen von
neuem: wo finden wir ihn? Da sagte der Fremd-
ling: sehet, die Bäume und Pflanzen wachsen und
blühen in stiller Schönheit, und die Erde gebierst
allerlei. Denn es umwehet und erquicket sie ein
unsichtbarer Odem bei Tag und Nacht. Kennet ihr
doch nicht die Gestalt und das Wesen des Odems,
der Berg und Thal und Menschen und Thiere er-
füllet. --------Da rief das Völkchen: nun wis-
sen wir es, sein Nam' ist Odem ! er umschwebet die
Erde und wohnet auch in der Brust der Menschen
und Thiere! — Aber der weise Mann anwortete:
grübelt nicht um Namen und Gestalt, sondern seyd
wohlthätig unter einander, wie der Hauch, der alles
Durchströmt. Dann wird der Unsichtbare sich selbst
euch nähern!
Darauf erhob sich unter dem Völkchen ein Mann
von stolzer und neidischer Gemüthsart gegen den
Fremdling. Denn er haßte diesen, weil das Volk
seine Weisheit verehrte, und sie nannten ihn Zalmi,
das heißt: der Düsiere. Denn er entfernte sich von
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2o4 Sechster Abschnitt.
stießet ihr Thränen! fließet die Wangen herunter!
Wenn ich zurück sehe, dann ist's, als hätt' ich nur
einen langen Frühling gelebt; und meine trüben
Stunden waren kurze Gewitter, sie erfrischen die
Felder^und beleben die Pflanzen. Nie haben schäd-
liche Seuchen unsre Heerde gemindert; nie hat ein
Unfall unsere Baume verderbt, und bei dieser Hütte
Hut nie ein langwierig Unglück geruhet. Entzückt
sah ich in die Zukunft hinaus, wenn meine Kinder
lächelnd auf meinem Arm' spielten, oder wenn mei-
ne Hand des plappernden Kindes wankenden Fuß-
tritt leitete. Mit Freudenthranen sah ich in die
Zukunft hinaus, wenn ich diese jungen Sprossen
aufkeimen sah; ich will sie vor Unfall schützen; ich
will ihres Wachsthums warten, sprach ich, die
Götter werden die Bemühungen segnen; sie werden
empor wachsen und herrliche Früchte tragen, und
Baume werden, die mein schwaches Alter in er-
quickenden Schatten nehmen. So sprach ich, und
drückte sie an meine Brust; und jetzt sind sie voll
Segen empor gewachsen, und nehmen mein graues
Alter in erquickenden Schatten. So wuchsen die
Aepfelbaume und die Birnenbaume, und die hohen
Nußbaume, die ich als Jüngling um die Hütte her
gepflanzet habe, hoch empor; sie tragen die alten
Aeste weit umher, und nehmen die kleine Wohnung
in erquickenden Schatten. Dieß, dieß war mein
heftigster Gram, o Mirta! da du an meiner beben-
den Brust in meinen Armen starbest. Zwölfmal hat
jetzt schon der Frühling dein Grab mit Blumen ge-
schmückt; aber der Lag nahet, em froher Lag ! da
meine Gebeine zu den deinen werden hingelegt
werden; vielleicht führt ihn die kommende Nacht
herbei! O! ich seh' es mit Lust, wie mein grauer
Bart schneeweiß über meine Brust herunter wallet.
Ja, spiele mit dem weißen Haar' auf meiner Brust,
du kleiner Zephyr! der du Mich umhüpftst; es ist
es so werth, als das goldene Haar des frohen
Jünglings, und die braunen Locken am Nacken des
aufblühenden Mädchens. D dieser Tag soll mir ein
Tag der Fraude seyn! Ich will meine Kinder um
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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118
Stadt obet eines eingeschlossenen Heeres; oder für solche, die zuerst
das feindliche Lager, Mauer oder Schiff erstiegen hatten, daher eoronae
civicae, obsidionales, castrenses, vallares, murales, navales, trium-
phales; die letztem waren immer von Loorbeern. Andere Ehrenzeichen
waren goldene oder silberne Halsbänder, Armbänder, Pferdeschmuck,
Befreiung von Dienstleistungen im Lager und bei der Wache, doppelte
Portionen und Bekleidung. Die höchste Belohnung aber war der
Triumph, wozu nur Oberbefehlshaber gelangen konnten, die große
Schlachten gewonnen oder das römische Gebiet durch Eroberungen er-
weitert hatten. Gewöhnlich bewilligte der Senat diese Ehre, der sich
dazu im Tempel der Bellona vor der Stadt versammelte, denn vor
dem Tage seines Siegsgepränges durfte der Feldherr nicht in die
Stadt kommen; bisweilen gaben auch die Volkstribunen die Bewilli-
gung. Die bei einem solchen Inge üblichen Gebräuche waren nach
dem Berichte Applaus folgende: »Alles ist mit Siegeskränzen ge-
schmückt. Dm Zug eröffnen Trompeter und Wagen mit Beute.
Demnächst werden Mauerthürme getragen, als Abbilder von den er-
oberten Städten, und Gemälde und Darstellungen von den erfolgten
Ereignissen. Hernach kommt Gold und Silber, ungeprägtes und ge-
prägtes, und was dergleichen mehr ist; hierauf die Kränze, momit die
Städte, oder die Bundesgenossen oder das eigene Heer den Feldherrn
schmückte. Dann folgen weiße Stiere, auch die gefangenen Elephanten
und sämmtliche gefangene Anführer und Soldaten. Vor dem Feld-
herrn selbst gehen Lictoren in purpurrothen Kleidern einher und ein
Chor von Citherspielern und Schalmeibläsern, aufgeschürzt und mit
goldenen Kränzen das Haupt geschmückt. Sie ziehen unter Gesang
und Tanz in Reihen einher. Unter ihnen ist Einer, mit einem langen
Purpurkleide angethan und mit goldenen Armbändern und Halsketten
geschmückt, der allerlei lächerliche Geberden macht, gleichsam um die
Feinde damit zu verhöhnen. Nun folgen eine Menge Rauchfässer und
hinter diesen kommt der Feldherr auf einem vielfach bemalten Wagen,
bekränzt mit einer goldenen, mit kostbaren Steinen besetzten Krone,
angethan mit einem Purpurkleide, worin goldene Sterne eingewebt sind.
(Auf das Unterkleid waren Palmenzweige gestickt, daher toga picta
et tunica palmata. Diesen Schmuck erhielten die Triumphatoren mrs
der Tempelgarderobe des Juppiter auf dem Capitol, indem sie selbst
diesen Gott repräsentirten.) In der rechten Hand hat er einen Lorbeer-
zweig, in der linken einen Scepter von Elfenbein. Bei ihm auf
seinem Wagen sitzen Knaben und Mädchen, und zu beiden Seiten auf
den Handpferden Jünglinge, die mit ihm verwandt sind. (Der Wagen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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