60 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
Joas und Ieroboam Ii. (838 — 781) kehrte Israel auf einige Zeit zu
seinem Gotte zurück und fand die alte Kraft wieder, die ihm den Sieg
über seine Unterdrücker gab. Das Unwesen nahm unter einer neuen
Dynastie (771) abermals überhand und nun brach das Verhängniß unauf-
haltsam über Israel herein. Ein Krieg gegen Juda und Syrien führte
den Assyrer Phul herbei, der Israel zinsbar machte; sein Nachfolger
Tiglat Pilesar eilte, abermals auf Judas Hilferuf, herbei, nahm Ga-
liläa und alles Land jenserts des Jordans weg und machte den König
tributpflichtig, einen großen Theil des Volkes aber führte er nach Assyrien.
Israels letzter König, Hosea, warb heimlich um den Beistand Aegyptens;
dafür traf ihn die Rache des Assyrers Salmanassar. Nach dreijähriger
Belagerung fiel Samaria, der König wurde in Ketten nach Mesopota-
mien abgeführt und fast alles Volk mit ihm (722). Israel verschwand
unter den Völkern des inneren Asiens; in seiner verödeten Heimath
aber siedelte der Sultan die Chutäer aus dem Gebiete von Sivon an,
aus welchem das Mischvolk der Samariter erwuchs.
Reich Juda (975-588).
Es überlebte unter 20 Königen das abtrünnige Israel um 134
Jahre. Seine Könige waren ans dem Stamme Davids, die meistens
in ruhiger Erbfolge einander ablösten und als Davids Nachkommen bei
dem Volke Gehorsam fanden. Dieses hatte das Nationalheiligthum, den
Tempel zu Jerusalem, um welches es sich zur Feftfeier versammelte;
unter ihm wohnten die Leviten, die Wächter des Gesetzes (doch gab es
auch unter diesen Untreue!) und trat eine Reihe gottbegeisterter Pro-
pheten auf, daher konnte Juda nie so tief fallen wie Israel, und darum
wurde es mit der Strafe der Vernichtung verschont. Denn treu blieb
auch Juda nicht, welchem Salomo so böses Beispiel gegeben hatte. Unter
Roboam mußte es bereits die Zuchtruthe empfinden; der Aegypier Sisak
(israelitischer Bundesgenosse) eroberte und plünderte Jerusalem mit den
salomonischen Schätzen. Das Reich erholte sich wieder unter Abia und
dem frommen Afa (964 — 920), der die Aegypter blutig heimschickte,
und blühte unter Josaphat (920 — 895) neu auf. Aber seine Söhne
und Nachfolger, Joram (895—887) und Ahas (887—886), wurden
Götzendiener, verführten das Volk, verbanden sich mit Ahab, dem Manne
der Jesabel, und verschwägerten sich mit ihm. Die Edomiter fielen ab,
die unversöhnlichen Philister verschworen sich mit arabischen Horden und
verwüsteten Jerusalem und das ganze Land. Eben so unglücklich war
der Krieg, den Ahas mit Joram, Ahabs Nachfolger, gegen Syrien führte,
und mit diesem von Jehu ermordet wurde. Dies benutzte die Königs-
wittwe Athaljah, Ahabs und Jesabels Tochter, ermordete alle davidischen
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Extrahierte Ortsnamen: Israel Israel Juda Syrien Israel Assyrien Israels Hosea Samaria Mesopota- Asiens Juda Israel Davids Jerusalem Juda Israel Juda Jerusalem Jerusalem Ahabs Syrien Ahabs
66
Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
der dritte der großen asiatischen Herrscher sein, welche dem Kyrus unter-
lagen. Letzterer besiegte das babylonische Heer in einer Feldschlacht und
legte sich vor die große Stadt. Die Einwohner verließen sich auf ihre
Mauern, Thürme und ehernen Thore, und spotteten der Perser; denn
sie meinten, dieselben würden in der verheerten Umgegend bald keine
Lebensmittel mehr auftreiben und abziehen, nachdem sie die Mauern satt-
sam mit den Augen gemessen hätten. Allein Kyrus wußte Rath; er grub,
um den Euphrat abzuleiten, einen Kanal, ohne daß es die Babylonier
merkten. Als diese eines ihres üppigen Feste feierten und nachts
berauscht durch die Gassen schwärmten, ließ Kyrus den Kanal öffnen, in
welchen sich nun ein großer Theil des Flusses ergoß, und die persischen
Krieger drangen in dem Flußbette gehend in die Stadt. Die trunkenen
Babylonier wurden auf den Gassen niedergehauen oder in die Häuser
gejagt; die königliche Burg, welche gleich der Stadt mit Festtaumel erfüllt
war, wurde rasch überfallen und der König selbst getödtet. So voll-
streckte Kyrus das Gericht an Babylon, wie es die Propheten ver-
kündet hatten.
Heimkehr der Juden (334).
Die Worte der jüdischen Seher wurden dem Kyrus kund und
erfüllten ihn mit Ehrfurcht vor dem Gotte des jüdischen Volkes. Da
gab er den Verbannten die Erlaubniß, in ihr Vaterland heimzukehren,
und wies ihnen auch Unterstützung an. Viele zogen unter Anführung
Zorobabels in die verödete Heimath zurück und legten Hand an den Neu-
bau von Stadt und Tempel. Die Samariter aber beunruhigten sie in
diesem Werke und erwirkten durch Verleumdungen sogar einen Befehl
von dem Perserkönig, welcher Einstellung der Arbeiten gebot. Doch
unter Darius Hyftaspis, dem vierten Könige (515), wurde das Verbot
aufgehoben; Esra und Nehemia führten aus Babylonien neue Schaaren
gläubiger Israeliten herbei und vollendeten das angefangene National-
werk. Seitdem lebten die Juden in Frieden unter persischer Botmäßig-
keit, welche sie nicht drückte, da sie nur den bestimmten Tribut bezahlen
mußten und sonst ungestört den Geschäften des Friedens leben durften.
Geläutert durch schwere Leiden hielten sie treuer als vorher an dem Glau-
den ihrer Väter; damit die Kenntniß des Gesetzes allen zugänglich würde,
errichteten sie in den Gemeinden Synagogen, in welchen das Gesetz vor-
gelesen und erklärt, Gott mit Gesang und Gebet gedient wurde.
Des Kyrus Ende (529).
Die Bewohner von Persien, Medien und Baktra, die Arier oder
Jranier, lebten seit uralter Zeit in unaufhörlicher Feindschaft mit den
Hirtenvölkern der nördlichen Steppen und Gebirge; diese feindlichen
Länder am Kaukasus, dem kaspischen Meere, dem Orus und Jarartes
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Extrahierte Personennamen: Kyrus Kyrus Darius_Hyftaspis Darius
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Babylonien Persien Baktra Kaukasus
Konstantins Söhne.
373
Der kaiserliche Hof hatte alle nur möglichen Beamtungen, die aus
der Vereinigung morgenländischer und abendländischer Form entstehen
konnten, auch blieben alle Gewohnheiten und Vorschriften des Despo-
tismus, wie derselbe sich durch die Vergötterung der Cäsaren ausgebildet
hatte, namentlich die Heiligung des Kaisers und alles desjenigen, was
ihm gehörte. Auch wurden die Beamtuugen des Reichs ungemein zahl-
reich und genau gegliedert, so daß Konstantins Monarchie das voll-
kommenste Muster eines Beamtenstaats war, wie vielleicht noch keiner
mehr entstanden ist. Die Titulaturen waren größtentheils die bis auf
unsere Zeit gebrauchten; es gab illustres, speotubiles, elurissimi,
xerteotissimi, e^re^ii u. s. w.
Daß ein ungeheurer Steuerdruck auf der Bevölkerung des Reiches
lastete, ist schon mehrmals gesagt worden; der Hof, die Armeen, die
Beamtungen kosteten ungeheure Summen, während die Hilfsquellen mehr
und mehr versiegten. Zu den alten Steuern kamen immer neue, und
die Negierung eignete sich endlich noch das Monopol der Seiden- und
Linnenmauufaktur an. Zum Behufe der Grundsteuer wurde alle fünf-
zehn Zahre das Vermögen des Bürgers abgeschätzt und für diese ganze
Periode festgesetzt (indictio); die Gewerbsteuer wurde alle vier Zahre
revidiert. Durch den Steuerdruck und die Einfälle der Barbaren ver-
armten Städte und Landvolk; letzteres wurde größtentheils zu unfreien
Kolonen, weil es sein Eigenthum verkaufen mußte, das es fortan als
Zinsbauer des Gutsherrn bearbeitete. Die Steuererhebung erfüllte
jedesmal das Reich mit Wehklagen. Zn den Städten mußten die De-
kurionen mit ihrem Vermögen für den Steuerbetrug haften, dafür wurden
ihnen aber auch die gesummten Gemeindeämter eingehändigt, so daß unter
der Despotie eine allgemeine Gemeindearistokratie aufkam. Zede bürger-
liche Freiheit verschwand; nur die Kirche, dem Despotismus gegenüber
die einzige selbständige Macht, behauptete auf ihrem Gebiete die ihrige.
Konstantin rüstete sich zu einem großen Feldzuge gegen die Perser,
als ihn den 22. Mai 337 der Tod in Rikomedien überraschte; er war
im 56sten Jahre seines Alters und hatte sich kurz vor seinem Ende noch
taufen lassen.
Konstantins Söhne (337—361).
Deren waren drei: Konstantin, Konstans und Konstantiuö, unter
welche der Vater das Reich getheilt hatte; der erste erhielt die Prä-
fektur Gallien, der andere die von Italien und Jllyrikum, Konstantius
den Orient. Bald geriethen die Brüder in Streit; Konstantin wollte
dem Konstans Italien entreißen und verlor in der Schlacht von Aqui-
leja das Leben (340). Zu gleicher Zeit fielen die Franken ein, welchen
Konstans Holland, Belgien und das nördliche Gallien überließ. Im
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Extrahierte Personennamen: Konstantins_Söhne Konstantin Konstantin
Heinrichs Kamps um die Krone.
135
schen Großen erreicht: Deutschland war ein förmliches Wahlreich, die
regierende Familie besaß kein Anrecht mehr auf die Krone. Dagegen
setzte sich nun Heinrich mit aller Macht, und diese war so gering nicht,
als seine Gegner geglaubt hatten. Unter den Fürsten selbst hielten die
Feinde seiner Feinde zu ihm und diese vertheidigten nun das Königörecht
ungefähr in derselben Weise, in welcher die meisten ihrer Gegner das
Recht der Kirche verfochten; jeder Theil schaute nämlich, wie er am
meisten gewinnen könnte, daher machte es den Herren auch kein Ge-
wissen, ihre Parteistellung zu ändern, von Rudolfen zu Heinrichen und
von Heinrichen zu Rudolfen überzugehen. So hielten in Schwaben selbst,
dem Herzogthume Rudolfs, zu Heinrichen: die Bischöfe von Konstanz,
Augsburg, Straßburg, Basel, die Aebte von St. Gallen und von der
Reichenau; von den Grafengeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz-
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. In ganz Deutschland
erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg
ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer
Rechte zu gewinnen; es war ja bereits die Politik von Heinrichs Groß-
vater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu
bedienen. Im alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaff-
nete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde,
was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen
Bauern entmannen ließ. Die Bewaffnung der Bauern war allerdings
ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach
der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel
enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten
sich die Bauern nicht hundert Jahre früher gegen die geistlichen und
weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwun-
den worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Ge-
meinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht voll-
ständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die
er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war
er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten
auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristokratie war
Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der
niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur gelegenheitlich gegen
den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht
behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern ge-
genüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau
und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen.
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten von
Melrichsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben
Jahres die an der Elster unweit'zeitz; doch alle diese Schlachten hin-
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_Kamps Heinrichs Heinrich Heinrich Rudolfs Buchhorn Heinrichs Heinrichs Konrad Konrad Heinrich Heinrich Berthold_von_Zähringen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwaben Konstanz Augsburg Basel Reichenau Nellenburg Deutschland Sachsen Flarchheim
Der Welthandel und die Kolonkeen.
327
nische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser
gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem andern Amerika, Asten und Afrika
nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dür-
fen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben
jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch
viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt bleiben, es setzt darum die man-
nigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht stch mit
neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben.
Aus den fremden Erdtheilen kamen die verschiedenen Gewürze massen-
chaft nach Europa und fanden Eingang in die Küche des Bürgers und
Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Krauter
gesellten stch zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffe
und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben
des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen
war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder
Bauers. Diese Veränderung trat allmälig, aber merkbar genug ein;
Zucker, Kaffe und Tabak bewirkten schon Unglaubliches, eine vollständige
Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln
und der Baumwolle zu Stande.
Am wenigsten zu vergessen ist, daß durch die Ausbreitung der Eu-
ropäer über die neue Welt das Christenthum ein unermeßliches Ge-
biet gewann; während es früher mit den Europäern kaum den Saum
des nördlichen Afrikas und westlichen Asiens berührte, siedelt es sich jetzt
an unendlich vielen Küstenpunkten an und behauptet sich durch die Ueber-
legenheit der Europäer gegen gewaltsame Angriffe, in Amerika aber ge-
winnt es einen ganzen Erdtheil, weil er von Europa aus die Haupt-
masse seiner Bevölkerung erhalten hat und erhält. Wäre nur überall
dem armseligen Heidenthume christlicher Bekehrungseifer begegnet! Spa-
nische Mönche haben allerdings viel gethan, aber rauhe Eroberer und
wilde Goldjäger haben wieder viel verdorben; die wunderbare Schöpfung
der Jesuiten, den indianisch-christlichen Staat in Paraguay, zerstörte der
fanatische Jesuitenhaß, und die Presidios in Mexiko, die christlichen Vor-
posten am Rande heidnischer Wüste, wurden von den Revolutionen des
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Extrahierte Personennamen: Karls
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Afrika Europa Europa Afrikas Asiens Amerika Europa Paraguay Mexiko
Babylonien- Assyrien. Medien.
23
stadt Jerusalem erlag 588 v. Ehr.; Stadt und Tempel wurden zu Schutt-
haufen und viele tausend Juden mußten dem fremden Heere an den
Euphrat und Tigris folgen. Doch dauerte auch der Glanz der baby-
lonischen Herrschaft nicht lange, nur 70 Jahre (von 608—538), dann
war seine Frist abgelaufen, und der persische Held Kyrus strafte den
Uebermuth, welchen Babylon gegen andere Völker ausgeübt hatte.
Das assyrisch - babylonische Volk gehört zu den merkwürdigsten
Völkern der alten Welt; es beschränkte sich nicht wie der Hindu und
Chinese auf das Land, welches ihm die Natur als Gränze angewiesen
hatte, auf das Gebiet des Euphrat und Tigris, sondern drang erobernd
nach allen Richtungen vor; seine Sultane hatten es aber nicht auf
Zerstörung und Plünderung entfernter Länder abgesehen, wie Attila
und die mongolischen Weltstürmer, sondern sie wollten in ihrem verfei-
nerten Despotismus deren Hilfsquellen ausbeuten und damit ihre Macht
um so fester gründen. So ist ihr Streben unverkennbar, den ganzen
Welthandel in ihre Gewalt zu bringen und von jedem Zweige desselben
goldene Früchte für ihre Schatzkammern zu pflücken. Babylon war in
jener Zeit ein Brennpunkt des Weltverkehrs und durch seine Lage vor-
züglich dazu geeignet. Auf dem Euphrat kamen die Erzeugnisse aus
den Gcbirgsländern herunter, als: Felle, Eisen und andere Metalle, in
Fahrzeugen, die aus Fellen und Weidengeflechten zusammengemacht und
bei aller Unbehilflichkeit gegen das Umschlagen gesichert waren und eine
ziemliche Ladung trugen. Den Euphrat herauf kamen die Maaren
Indiens, Arabiens und der nächsten afrikanischen Küsten: Gold und
Silber, Edelsteine, Perlen, Elfenbein, Gewürze, Räucherwerk, Gewebe,
auch verschiedene Thiere. Daden (wahrscheinlich die Bahareinsmseln)
hieß der Stapelplatz, wo die Maaren in Schiffe umgeladen wurden, die
für den Euphrat und den großen Königskanal geeignet waren. Am
oberen Euphrat waren wohl Thapsakus und Charchemisch (Circesium)
die letzten Stapelplätze für die Flußschifffahrt. Die Schiffsladungen
wurden nun an die Kamele der Karawanenführer abgegeben, welche
sie über Tadmor (Palmyra) nach Damaskus, Baalbek (Heliopolis) und
von da in die Städte der Phönicier und Syrer, in die Häfen des
mittelländischen Meeres, lieferten. Diese große Handelsstraße suchten
die babylonisch-assyrischen Sultane bis an ihre Ausmündung am mittel-
ländischen Meere in ihre Gewalt zu bringen. Daher wurden von ihnen
so viele Feldzüge gegen Phönicien und Syrien unternommen, selbst dann
noch, als ihre Macht bereits durch den Anfall der Meder geschwächt
war. Von Phönicien und Palästina aus richteten sie ihre Angriffe gegen
Aegypten, welches durch das rothe Meer und die Häfen der arabischen
und abyssinischen Küste an dem Handel mit dem fernen Morgenlande
Theil nahm, so wie es über Meroö und die Oase des Ammonium mit
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Reich Juda.
61
Prinzen und bemächtigte sich des Thrones. Nur Joas wurde von den
Priestern gerettet und sechs Jahre lang in dem Tempel verborgen; dann
wurde Athaljah getödtet und Joas (870—840) auf den Thron gesetzt.
Aber auch dieser wandte sich wieder von Gott ab und sein Sohn Amasia
that dasselbe; beider Ausgang war unglücklich, indem sie durch Mörder-
hand starben. Usia hingegen (811 — 759) und dessen Sohn Jotham
(759—743} regierten besser und unter ihnen hatte Juda eine glückliche
Zeit. Aber unter Ahas (743—727) wurde es abermals von allem Unheil
heimgesucht. Sein Sohn Hiskia (727—698), sonst ein guter Fürst,
beging den großen Fehler, sich mit Aegypten gegen Assyrien zu verbünden
und wurde nur durch ein Wunder von Senaharibs Heere befreit. Sein
götzendienerischer Sohn Manasse (698—643), welcher den eignen Sohn
dem Moloch opferte, fiel in assyrische Gefangenschaft, aus der er je-
doch bekehrt nach Jerusalem zurückkam, als ihn der Assyrer wieder zu
Gnaden annahm. Unter seinem Sohne Josias (641 — 609) brach der
eroberungslustige Pharao Necho ein und besiegte ihn bei Megiddo (609);
Josias starb an der Wunde, die er in der Schlacht erhalten hatte.
Necho erhob Jojakim auf den Thron, aber nach der Schlacht bei
Charchemisch (606) kam der siegreiche Nebukadnezar nach Jerusalem;
Jojakim wurde sein Vasall, den Tempelschatz raubte der Eroberer und
schleppte mehr als 18,000 Juden nach Babylon; mit dieser Zeit (604)
beginnt die 70jährige babylonische Gefangenschaft. Nur vier Jahre nach
Nebukadnezars Einfälle hielt sich Jojakim wieder zu Aegypten, wurde
aber durch die Bundesgenossen Nebukadnezars, Ammoniter, Moabiter
und arabische Stämme gestürzt. Sein Nachfolger Jojachim fiel gleichfalls
ab und brachte eine schwere Strafe über sich und sein Volk; er und alle
Vornehmen und die meisten Kriegsleute wurden nach Babylon abgeführt
(599). Nichts desto weniger schloß sich Zedekia nochmals an die Aegypter
an; nun kam Nebukadnezar abermals mit Heeresmacht, schloß Jerusa-
lem ein und bezwang es nach anderthalbjähriger Belagerung durch
Hunger (588). Zedekia hatte zu entfliehen versucht, er wurde aber
eingeholt und mußte Zusehen, wie seine Kinder hingerichtet wurden;
dann stach man ihm die Augen aus und schickte den Geblendeten mit
Ketten beladen nach Babylon. Auch das Volk mußte seiner Mehrzahl
nach in die Ebenen Mesopotamiens wandern, nachdem Jerusalem und
der Tempel zerstört und ausgeraubt waren. Dies Schicksal hatte Juda,
weil es nicht treu geblieben war, sondern vielfach seinen Hort verlassen
hatte. Es fiel gewarnt wie Israel; denn in Juda erstanden Prophe-
ten und verkündeten dem König und dem Volke Gottes Strafgerichte für
seine Abtrünnigkeit, so Jesaias und Jeremias, welch letzterer den Unter-
gang der Stadt und des Tempels mit ansehen mußte. Umsonst mahnten
die Propheten die Könige von ihrer heidnischen Politik ab, welche durch
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Der cimbrische Krieg.
281
durch seine kriegerische Tüchtigkeit hatte er vor Numantia die Aufmerk-
samkeit des jüngern Scipio auf sich gezogen und wurde der Mann
des gemeinen Volkes, welchem er durch seine Geburt angehörte. Es
machte ihn nach den Zeiten des letzten Gracchus zum Volkstribun und
in diesem Amte zeigte er furchtlosen Trotz und kaltblütige Ent-
schlossenheit gegen alle Drohungen und Ränke der vornehmen Partei;
er brachte sogar ein Gesetz durch, daß kein Bürger bei der Abstim-
mung durch irgend jemand beaufsichtigt werden durfte; denn die Vor-
nehmen hatten es so eingerichtet, daß sie genau wußten, ob ihre er-
kauften Stimmen auch wirklich in ihrem Interesse abgegeben würden.
Dieser Marius war nun der Hoffnungsanker des gemeinen Volkes und
es hob ihn von einer Würde zur andern. Metellus schätzte den Ma-
rius als Kriegsmann, behandelte ihn aber mit Stolz, und als er
Urlaub begehrte, damit er sich zu Rom um das Konsulat bewerben
könnte, versagte ihm Metellus denselben und meinte, daran solle der
Plebejer aus Arpinum gar nicht denken. Nun stiftete aber Marius in
dem Heere eine solche Unzufriedenheit und machte dem Metellus so viel
Verdruß, daß er ihn endlich selbst gehen hieß. Marius wurde zum
Konsul (107) gewählt und gegen alles Herkommen dem Metellus sein
Oberbefehl nicht verlängert, sondern dem Marius übergeben. Me-
tellus weinte vor Zorn, konnte aber den Volksbeschluß nicht ändern,
und der Senat tröstete ihn durch den Beinamen Numidikus. Marius
ließ zu Rom seinem Hasse gegen die Gegner vollen Lauf, durchwühlte
die ganze Schande des L. Bestia und der vornehmen Herren, welche
Iugurtha bestochen hatte; in sein Heer aber nahm er viele oapite
een»! auf, was früher nur in Nothfällen geschehen war. Dem Kriege
in Afrika machte er wirklich, wie er versprochen hatte, ein rasches
Ende; er schlug den Iugurtha und trieb ihn zu seinem Schwiegervater,
dem Könige Bochus von Mauritanien, der ihm denselben auf Zureden
des L. Sulla, den Marius abgeschickt hatte, auslieferte (106). Marius
führte den Iugurtha zu Rom im Triumphe auf; dann wurde der miß-
handelte König in ein Kerkerloch geworfen, in welchem man ihn ver-
schmachten ließ.
Achtzehntes Kapitel.
Der cimbrische Krieg (113-101).
Während Marius in Afrika das Ansehen des römischen Namens
wieder herstellte, wurde Rom durch den cimbrischen Schrecken heimgesucht.
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Kaiser Mar I. Des Kaisers Wirken in Deutschland.
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men, denn Sklavenhandel und Sklaverei ist seit undenklichen Zeiten in
Afrika einheimisch, erhielt aber durch den Sklavenhandel nach Amerika,
der sich nun eröffnete, eine ungleich größere Ausdehnung. Doch müßen
wir es zum Ruhme der Spanier sagen, daß sie zuerst unter den euro-
päischen Nationen, die sich in Amerika ansiedelten, gegen die Ureinwoh-
ner ein christlicheres Verfahren einschlugen, und dazu bewog sie die
Kirche nicht ohne viele Mühe, denn die rohen Soldaten und abenteuern-
den Auswanderer wollten sich nur schwer überzeugen, daß die ungläubi-
gen kupferbraunen Wilden auch Menschen wären wie die Europäer.
Der schlagendste Beweis zu Gunsten der Spanier und der Kirche ist
dieser: in den ehemals spanischen Ländern Amerikas sind die Ureinwohner
noch nach Millionen vorhanden, alle frei und fast alle christlich, während
die Engländer und englischen Nordamerikaner die Indianer durch Kugeln
und Branntwein aufgerieben haben. Was jetzt von diesen zwei Völkern
für die Missionen geschieht, ist eine zu nichts schwindende Kleinigkeit
gegen das, was die katholische Kirche nur durch die Spanier vor Zeiten
gethan hat.
Dreizehntes Kapitel.
Kaiser Max I. (1493-1519).
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Mit diesem Kaiser schließt sich für Deutschland das Mittelalter;
er ist die Abendröthe desselben. Wie sein großer Ahnherr Rudolf war
er ein Vater des Reiches und so viel er vermochte dessen Wiederher-
steller. Mar besaß jedoch nicht den gediegenen Geist Rudolfens; er
war ein Mann voll großer Entwürfe, aber es fehlten ihm zwei Stücke,
die zum Gelingen nothwendig sind. Einmal Geld, der Nerv des Krie-
ges; er besaß kein großes Einkommen, und gewöhnlich ging ihm das
Geld aus, wenn er es am nothwendigsten brauchte, und hatte er einmal
eine volle Kasse, so vertheilte er mit kaiserlicher Freigebigkeit. Sodann
mangelte es ihm an Ausdauer und Beharrlichkeit; ein persönlich muthi-
ger, ja verwegener Mann eilte er gerade auf das Ziel los und ver-
fehlte es darum vielfach, während die Könige von Frankreich und Spa-
nien durch Arglist den Preis davon trugen. ^3; machwnä) mack jotf
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Des Kaisers Wirken in Deutschland. .
Der Wormser Reichstag (1495)."^™ 2lck cknu aairt
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Der zammerltche Zustand Deutschlands, das zum Tummelplätze ein-
heimischer Fehden und Kriege geworden und von seinen Ostgränzen bis
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Extrahierte Personennamen: Max_I. Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Afrika Amerika Amerika Amerikas Deutschland Frankreich Deutschland Deutschlands
König Theodorich. Seine Macht und Staatsweisheit. 5
nahm er ein Drittheil der Ländereien in Anspruch, indem er eine förm-
liche Theilung des Besitzes zwischen Römer und Gothen durchführte.
Die Römer mußten dem Ackerbau, den Gewerben, dem Handel, der
Kunst und Wissenschaft leben, während jene, auf Ackerbau und Vieh-
zucht beschränkt, den Waffen treu bleiben und Italiens Heer und Land-
wehr bilden sollten (also eine Kriegerkaste). Er selbst schätzte Kunst und
Wissenschaft (er hatte als Geißel längere Zeit in Konstantinopel gelebt),
unterstützte die Schulen in Rom und anderen Städten, verwandte große
Summen auf die Erhaltung und Wiederherstellung der römischen Bau-
werke, verschloß aber seinen Gothen den Zugang zu der höheren römi-
schen Kultur, weil er glaubte, die Schulzucht und die Beschäftigung mit
den Wissenschaften schwäche den kriegerischen Geist. Deßwegen waren
seine Minister und Gesandten meistens Römer, so z. B. leitete Liberius
die Vertheilung der für die Gothen bestimmten Grundstücke, Kassiodor,
ein sehr reicher, gebildeter und strengkatholischer Geschäftsmann, war
sein erster Minister und Reichskanzler.
Die Civilgewalt in einer Provinz hatte der römische Praeses, die
Militärgewalt ein Gothe (mit dem römischen Amtsnamen Dux oder
dem vornehmeren Com68). Neben dem römischen Prae868 bestand eine
eigene gothische Obrigkeit, welche in Streitigkeiten zwischen Gothen nach
gothlschem Rechte richtete, in Streitigkeiten zwischen Gothen und Römern
mit Zuziehung eines römischen Beamten nach eigens zu diesem Zwecke
von Theodorich erlassenen Gesetzen entschied. Er unterwarf auch die
Gothen der gleichen Besteuerung wie die Römer, so daß jenen einzig
das Vorrecht des Kriegsdienstes blieb, um welches sie die unkriegerische
römische Bevölkerung keineswegs beneidete. Obgleich Theodorich wie
das ganze gothische Volk Arianer war (ohne Zweifel hatte dies der Einfluß
arianischer oströmischer Kaiser, z. B. des Valens bewirkt), so kränkte
er doch die kirchlichen Rechte der Katholiken nicht im mindesten, ehrte
den Papst und nahm im Jahre 500 einen sechsmonatlichen, von Festen
und Spenden verherrlichten Aufenthalt in Rom.
Theodorichs Macht und Staatsweisheit.
In seinen Beziehungen zu den anderen Herrschern bewies er eben
so viele Klugheit als Festigkeit. Mit den königlichen Geschlechtern der
Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken und Thüringer trat er in
Blutsfreundschaft, den König der Heruler (diese hausten damals in
Oberpannonien) nahm er in seinen Schutz auf und richtete sein Haupt-
bestreben dahin, den Frieden zwischen den germanischen Reichen zu er-
halten sowie Italien vor neuen Stürmen zu sichern. Die Vandalen
traten ihm gutwillig Sicilien, Malta, Korsika und Sardinien ab, weil
diese Inseln von der Natur zu Schutzwehren für die italienischen Küsten
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Extrahierte Personennamen: Dux Theodorichs
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Konstantinopel Rom Rom Oberpannonien Italien Sicilien Malta Korsika Sardinien