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kundschaften bemächtigten und die zusammen mit den arabischen Sklaven-
Händlern auch die größten Feinde der deutschen Ansiedler sind. Schon im
Mittelalter wurde das Gebiet von Arabern besiedelt, die an der Küste ein
Reich gründeten, dessen Mittelpunkt Sansibar war. Sie trieben einen
lebhaften Handel mit Sklaven und Elfenbein. Letzteres bildet auch heute
noch den wertvollsten Ausfuhrartikel. Dagegen hat sich Deutschland mit
aller Macht gegen den Sklavenhandel gewandt, und erst vor einigen Jahren
haben sich nach langen Kämpfen die arabischen Sklavenhändler im südlichen
Teil des Landes mit ihren eingebornen Bundesgenossen unterworfen, und
auch die Wahehe haben die Macht Deutschlands anerkannt, so daß nun-
mehr der Weg nach dem Njassasee frei ist. — Auch ist der Bau einer
Eisenbahn von Bagamopo zum Kilimandscharo in Angriff genommen.
Die Verwaltung in Ostafrika ist einem Statthalter anvertraut, der
in Dar-es-Salam (= Stätte des Friedens) seinen Sitz hat.
d) Togo und Aamerun.
An den Guinea-Küsten, welche schon im Mittelalter das Ziel der see-
fahrenden Völker Europas bildeten, hat Deutschland zwei Kolonien! Togo
und Kamerun.
Togo, an einem flachen und wenig zugänglichen Teile der Sklaven-
küste besteht aus einem schmalen von zahlreichen Strandseen durchsetzten,
feuchtheißen Küstenlande und einer nördlich von demselben allmählich auf-
steigenden Hochebene. Das Land hat eine tropische Fruchtbarkeit und
kann durch seine reichen Erzeugnisse, von denen namentlich Palmöl, Palm-
kerne und Kautschuk in den Handel kommen, wichtig werden. Die Neger-
bevölkerung ist bildungsfähig und friedlich.
Bedeutender als Togo ist Kamerun an der Biasrabai. Auch Kamerun
besteht aus emem schmalen, feuchtheißen Küstenstreifen, über dem sich
steil das afrikamsche Hochland erhebt. Von ihm stürzen in Wasserfällen
und Stromschnellen die Gewässer dem Tieflande zu, so daß sie als Ver-
kehrswege unbrauchbar sind. Tropischer Urwald bedeckt die der Küste nahe
gelegenen Teile des Hochlandes, das der Küste fernere innere Hochland ist
fruchtbares Grasland. Seines gesunderen und kühleren Klimas wegen ist
letzteres gut bevölkert und auch für europäische Anstellung geeignet. Nördlich
der zackigen Bucht von Kamerun erhebt sich das prachtvolle vulkanische
Kamerungebirge bis zu einer Höhe von 4000 m. An seinem Westhange
enthält es die bedeutendsten Pflanzungen von Kaffee, Kakao und Tabak.
Doch ist Kamerun bis jetzt vorzugsweise Handelskolonie. Die Hauptaus-
fuhrartikel sind Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Elfenbein. Der Handel
wurde bis jetzt hauptsächlich durch Dualaneger vermittelt, welche jene Pro-
dukte aus dem Innern des Landes bringen. — Der Hauptort des Landes
ist Kamerun an der für Seeschiffe zugängigen Kamerunbucht.
c) Deutsch-öüöwestafrika.
Deutsch-Südwestafrika, 1v? mal so groß wie Deutschland, erstreckt sich
die Küste des atlantischen Ozeans entlang vom Kunene bis zum Oranje-
fluß und reicht in einem schmalen nördlichen Streifen bis zum Sambesi.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Bagamopo
Extrahierte Ortsnamen: Sansibar Deutschland Deutschlands Ostafrika Dar-es-Salam Togo Europas Deutschland Kamerun Kamerun Kamerun Kamerun Kamerun Kamerun Deutsch-Südwestafrika Deutschland
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 167
möglich werden? (Da der Regen unregelmäßig fällt, so ist der Bodenbau
in den meisten Gegenden nur möglich mit Hilfe künstlicher Bewässerung;
es müssen also Stauwerke errichtet werden, durch die das Wasser auf-
gefangen und zur Berieselung der Felder verwertet werden kann.) Wozu
eignen sich die ausgedehnten Steppen? (Diese gestatten eine umfangreiche
Viehzucht, besonders die Rinder- und Schafzucht; aber auch die Straußen-
zucht kann in den Steppen Südwestafrikas betrieben werden.) — Was ist
aber zur weiteren Erschließung der Kolonie erforderlich? (Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse durch Bau von Straßen und Eisenbahnen.) — Und
welche Schätze hat unser Südwestafrika außerdem aufzuweisen? (Es fehlen
dem Lande auch nicht die Bodenschätze; im Otavigebiet hat man Kupferlager
gefunden; an verschiedenen Stellen findet sich Marmor, auch Gold- und
Silbererze und sogar Edelsteine sind im Schöße Südwestafrikas gefunden
worden. So läßt sich erwarten, daß auch ein blühender Bergbau sich hier
entfalten wird, wenn erst günstigere Verkehrsverhältnisse geschaffen worden
sind.) — Welchen Wert hat nun die Kolonie sür das Reich? (Südwest-
afrika bildet ein wertvolles Handelsgebiet; das Land kann allerlei Waren
ausführen, insbesondere Schlachtvieh, Ochsenhäute, Schaf- und Ziegenfelle,
Wolle und Hörner, Straußenfedern und Elfenbein. Die Ausfuhr hat sich
im Laufe der Jahre bedeutend gesteigert und bezifferte sich im Jahre 1903
auf 31/2 Mill. Mark. Auch ein wertvolles Absatzgebiet für die deutsche
Industrie bildet die Kolonie; der Wert der Einfuhr betrug vor dem Kriege
gegen 9 Mill. Mark, wovon allein 71/2 Mill. Mark auf Deutschland kamen.
— Die Kolonie eignet sich auch besonders für Siedelungszwecke. Deshalb
haben mehrere Gesellschaften sich gebildet, welche die Besiedelung Südwest-
afrikas betreiben.)
Zusammenfassung: Der wirtschaftliche Wert Deutsch-Südwestafrikas.
Rückblick und Zeichnung.
Deutsch-Süd westafrika.
Lage: An der Westküste Südafrikas zwischen Atlantischem Ozean und
Kalahari, vom Kunene bis zum Oranje.
Größe: l^mal so groß wie Deutschland.
Bodengestalt: Dünen- und Wüstengebiet an der Küste, Randgebirge,
Hochebene mit Bergen und Gebirgsgruppen.
Klima: Küste regenarm, im Innern Regen- und Trockenzeit wechselnd,
im Norden
Gewässer: Kunene, Oranje, Swakop, Kuifeb, großer Fifchfluß —
meist Regenflüsse.
Pflanzenwelt: Steppengras, Aloe, Dornbusch, Ebenholz, Akazien —
Kulturgewächse: Weizen, Mais, Kürbisse. Melonen, Tabak.
Tierwelt: Pavian, Elefant, Giraffe, Büffel, Antilope, Springbock,
Hartebeest, Strauß, Perl- und Steppenhuhn, Krokodil, Schildkröte, Schlangen,
Löwe, Leopard, Schakal, Hyäne.
Bodenschätze: Kupfer, Gold- und Silbererze, Diamanten, Marmor.
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Extrahierte Personennamen: Bodenschätze
Extrahierte Ortsnamen: Afrika afrika Deutschland Atlantischem_Ozean Kalahari Deutschland Swakop Dornbusch
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 173
sich die Berglandschaften von Usambara dazu. Hier sind deshalb bereits
ausgedehnte Kaffeeplantagen angelegt worden, die reiche Ernten liefern, so
daß der Usambarakaffee bereits ein begehrter Handelsartikel ist. Auch Tee
und Vanille, Baumwolle und Tabak werden vielfach auf den großen
Plantagen angebaut. Die Bergländer sind auch reich an verschiedenen
Bodenschätzen. So hat man im Berglande von Konde ausgedehnte Lager
von Steinkohlen gefunden, während im Bergland von Usagara das
Vorkommen von Eisenerzen, Gold, Granaten, Graphit und Salz festgestellt
worden ist.
sachliche Vertiefung: Wie kommts, daß den Ostrand des Hochlands
ein Randgebirge umsäumt? — Wie kommts, daß dieses Randgebirge so
vielfach gegliedert ist? — Woher rührt der Regenreichtum des Berglandes?
— Welchen Einfluß hat die Bodenform auf den Lauf der Gewässer aus-
geübt? — Woraus erklärt sich die große Fruchtbarkeit des Bodeus? —
Wie kommts, daß die Bergländer reich an Bodenschätzen sind? — Wie
kommts, daß die Mineralschätze des Landes solange unbekannt geblieben
sind? — Warum bauen die Eingeborenen die Erzlager nicht ab? —
Zusammenfassung: Die Landesnatur Deutsch-Ostafrikas. (Die Berg-
laudschaften.)
Dem Bergland ist im Osten eine Küstenebene vorgelagert, die im
Norden ziemlich schmal ist und sich nach Süden hin mehr und mehr ver-
breitert. Sie wird von sanften Hügeln und Höhen durchzogen, und zahl-
reiche Flüsse, die aus dem Bergland hervorbrechen, durchqueren das Tiesland
und bilden vielfach buschreiche und waldige Talgründe. Die bedeutsamsten
Flüsse sind Rovuma, Rusidji, Wami und Pangani. Obwohl sie alle ziemlich
wasserreich sind, so haben sie doch für die Schiffahrt nur geringe Bedeutung;
nur der Rusidji ist in feinem Unterlaufe schiffbar. Fast alle Flüsse bilden
an der Mündung verzweigte Delta. Die Küste selbst ist flach und sandig
und von starken Dünen überlagert, hinter denen sich Lagunen und schlämm-
reiche Weiher hinziehen. Ein seichtes Meer voll von Korallenriffen
begrenzt die Küste. Tiefeinschneidende Buchten fehlen; deshalb besitzt
Deutsch-Ostafrika auch nur wenig gute Häfen. Dennoch haben sich an
der Küste eine Reihe bedeutender Handelsplätze entwickelt. Es sind:
Tanga, der Hafen für Usambara, Pangani an der Mündung des gleich-
namigen Flusses, Saadaui an der Mündung des Wami, Bagamayo
unweit der Mündung des Kingani, Dar es Salam, der Hafenplatz für
Ufarama und Usagara. Lindi im südlichen Teil der Küste. Unter allen
Küstenvlätzen haben Tanga. Bagamayo und Dar es Salam die größte
Bedeutung erlangt. Der Küste sind eine Reihe von Inseln vorgelagert
(Pemba, Sansibar und Mafia), von denen jedoch nur Mafia mit den
benachbarten Koralleninseln zu unserer Kolonie gehört.
„Wo das flache Land in größerer Breite bis an die See reicht, zeigt
es sich von weitem als dunkle einförmige Waldmauer. Es ist dort dicht
mit Mangroven bedeckt, die die Flußmündungen erfüllen." „Unter dem
dichten Schatten ihres Laubes treiben Krabben und andere Seetiere am
Boden ihr Spiel, und im Geäste leben zahlreiche kleine Affen und licht-
scheue Lemuren." Der Boden der Küstenebene ist vorherrschend sandig,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
175
d) Der Boden Deutsch-Ostafrikas birgt auch reiche Mineralschätze:
Kohle, Kopal. Gold-, Kupfer- und Eisenerze, Granaten und Diamanten,
Graphit, Salz und wertvolle Bausteine. Damit sind die Grundlagen für
einen blühenden Bergbau gegeben.
e) Je mehr sich die Bodenkultur und Bodenausnützuug heben wird,
desto mehr wird auch der Handel sich steigern. Der Wert der Ausfuhr
betrug im Jahre 1904 bereits 7,5 Mill. Mark.
Wie kann nun die Kultur des Landes gehoben werden?
a) Nächste Aufgabe der Kolonialverwaltung muß es sein, die ein-
heimische Bevölkerung moralisch und wirtschaftlich zu heben und zur
friedlichen Arbeit zu erziehen. Wie ist dies möglich? Mission.
Schule. Verwaltung. Menschliche Behandlung.
d) Weiter muß die Volksdichte erhöht werden. Wie möglich? Unter-
drückung der Stammesfehden. Sanitäre Einrichtungen. Zuzug aus be-
nachbarten Landschaften.
c) Das Land muß erschlossen werden dnrch Eisenbahnen. Das Seen-
gebiet ist bereits durch die englische Ugandabahn mit der Küste verbunden
und seitdem hat sich Einfuhr und Ausfuhr stetig gehoben. In der Hafen-
stadt Bukoba am Viktoriasee hat sich die Ausfuhr von 330000 M im
Jahre 1904 auf 762 000 M im Jahre 1906 gesteigert, und die Einfuhr
ist von 390 000 M auf 755 000 M angewachsen. Von Tanga aus soll das
Gebiet von Usambara und des Kilimandscharo erschlossen werden; ebenso
soll von Tanga aus eine Eisenbahn über Tabora nach dem Tanganjikasee
geführt und dadurch die Erschließung der Mitte ermöglicht werden. —
Außer den Eisenbahnen müssen auch fahrbare Landstraßen angelegt
werden.
Zusammenfassung: Die wirtschaftliche Erschließung Dentfch-Ostafrikas.
Rückblick und Zeichnung.
Deutsch-Ostasrika.
1. Lage und Ausdehnung: Zwischen den ostafrikanischen Seen und
dem Indischen Ozean, vom Kilimandscharo bis zum Rovuma.
2. Größe und Volksdichte: 2mal Deutsches Reich, 6 Einwohner
auf 1 qkm.
3. Bodengestalt: Küstenebene, Bergland, Hochebene.
4. Gewässer: Flüsse: Rovuma, Rusidji, Wami, Pangani.
Seen: Viktoria-, Tanganjika-, Nyassa- und Natronsee.
5. Klima: tropisch, für Europäer zum Teil ungesund; 2 Regenzeiten,
östliche Winde.
6. Erzeugnisse: Kopra, Banane, Batate, Erdnüsse, Hirse, Reis,
Kaffee, Tee, Tabak, Baumwolle, Kautschuk — Elsenbein, Tierfelle.
7. Bewohner: Bantnneger, Kaffern, Araber, Inder — Europäer.
8. Siedelungen: Tanga, Pangani, Saadani, Bagamojo, Dar es-
Salam, Lindi — Morogoro, Tabora, Bnkoba.
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180 Afrika.
Anteil genommen. Erst in der Neuzeit beginnt sich der Außenhandel zu heben;
doch steht Afrika im Handels- und Verkehrsleben unter den Erdteilen an
letzter Stelle. Während von dem gesamten Welthandel auf Europa mehr
als die Hälfte des Wertes (66 060 Mill. Mark) entfällt, beträgt die Ge-
samt-Einfuhr und -Ausfuhr Afrikas nur 4675 Mill. Mark, d. i. also kaum
der 22. Teil des gesamten Welthandels oder der 14. Teil des europäischen
Handelsverkehrs.
Unter den Erzeugnissen, die Afrika zur Ausfuhr bringt, stehen obenan
Straußenfedern, Elfenbein, Häute, Wolle, Baumwolle, Gummi, Kautschuk,
Wachs, Kopal, Ebenholz, Getreide, Kakao, Kaffee, Datteln, Mandeln. Olivenöl,
Kopra, Erdnüsse, Wein. Gewürznelken, Gold, Diamanten und Kupfer.
Mannigfaltiger entwickelt ist der Binnenhandel; fast jede Landschaft
hat einen oder mehrere Marktplätze, an denen der Austausch der Erzeugnisse
stattfindet. Meist ist der Handel nur einfacher Tauschhandel. Geld wird
zur Vermittelung des Warenaustausches meistens nur in den Mittelmeer-
ländern und im Kaplande gebraucht. In Nordostafrika ist der österreichische
Maria-Theresiataler die gangbarste Münze. Im Sudan benutzt man
Goldstaub als Wertmesser; in verschiedenen Gegenden, z. B. am Nil und
Kongo trifft man Eisen- und Kupfermünzen an, während in anderen
Landschaften Salzstangen, Kaurimuscheln, Glasperlen und Baum-
wollwaren als Tauschmittel benutzt werden. In den Kolonien der Europäer
werden gegenwärtig vielfach geprägte Münzen im Handelsverkehre gebraucht.
Der Warentransport ist mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden, da
es an Verkehrsstraßen fehlt. Eisenbahnen gibt es nur wenige und diese
wenigen stehn nicht untereinander in Verbindung; Landstraßen sind fast gar
nicht vorhanden, und an natürlichen und künstlichen Wasserstraßen herrscht
Mangel. Dazu kommt, daß sich dem Handelsverkehre ungeheure Hinder-
nisse in den Weg stellen. Die große Wüste trennt den nördlichen Kultursaum
vom tropischen Sudan und bildet eine gewaltige Verkehrsschranke; hier
hemmen die starren, steifen Gräser der Savannen den Verkehr, dort stellt
sich der dicht verschlungene Urwald hindernd in den Weg, während ander-
wärts reißende Ströme dem Vordringen Halt gebieten. Allüberall aber
gesellen sich zu diesen Naturhindernissen noch die Unsicherheit von Leben
und Eigentum dazu, die die Händler zwingen, ihre Waren durch bewaffnete
Mannschaft zu decken.
Im Innern Afrikas wird der Handel meistenteils durch Karawanen
befördert, weil die politischen Verhältnisse und die Natur des Landes das
Reisen Einzelner unmöglich macht. Ausgangspunkte der großen Karawanen-
straßen Nordafrikas sind Alexandrien, Tripolis, Tunis, Algier, Fes und
Marokko. Diese Straßen führen südwärts nach den großen Handelsplätzen
des Sudans: nach Chartum, Wadai, Kano, Sokoto und Timbuktu. Als
Beförderungsmittel der Waren dient das Kamel, weil die Wüste nur
das Kamel zu durchqueren vermag. In den Mittelmeerländern benutzt man
für den Warentransport zumeist Esel und Maultiere. In den Savannen
und Urwaldgegenden Inner- und Ostasrikas wird der Handelsverkehr durch
Trägerkarawanen vermittelt, während in Südafrika die Ochsenwageu-
z üge als Transportmittel dienen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Europa Afrikas Afrika Nordostafrika Afrikas Nordafrikas Tripolis Tunis Algier Marokko Sudans Chartum Kano Sokoto Timbuktu Südafrika
4 Syrien,
203
Rückblick und Zeichnung.
Palästina.
1. Lage und Ausdehnung. 2. Aufbau und Gliederung des Landes.
3. Flüsse und Seen. 4. Landesnatur und Bodenkultur. 5. Erwerbsverhält-
nisse und Siedelungen.
4. Stück: Syrien.
Ziel: Heut betrachten wir den berühmtesten „Handelsmarkt" der
Alten Welt.
1. Welche Landschaft bildete einst den berühmtesten „Handels-
markt" der Alten Welt und inwiefern?
Den berühmtesten Handelsmarkt der Alten Welt bildete Syrien, das
den nördlichen Teil des syrischen Tafellandes umfaßt und zwischen dem
Mittelmeer und Mesopotamien, zwischen Kleinasien und Palästina ge-
legen ist.
Hier wohnten einstmals in dem schmalen Gestadeland zwischen Libanon
und Mittelmeer die Phönizier, die erste seefahrende Nation des Altertums.
Sie machten ihr Land zum Stapelplatz der Waren aller umliegenden Länder.
Überall hin drangen sie zu Wasser und zu Lande vor und errichteten in
den großen Handelsstädten des Westens und des Ostens phönizische Handels-
Häuser und kaufmännische Innungen. Von den Gestaden ihres Landes aus
segelten ihre Schiffe westwärts bis an die Küsten Spaniens; von Ägypten
und den Häsen des Roten Meeres aus führten sie ihre Handelswege sowohl
nach Nubien als auch nach Arabien und Indien, und auf dem Landwege
drangen sie ostwärts nach den Euphratländern und bis zum Persischen Golfe
vor. Nirgends gingen sie auf Eroberung aus, sondern legten nur an ge-
eigneten Orten Faktoreien an, vertrieben von da aus ihre Waren und
tauschten dagegen allerlei Rohprodukte ein. Aus Cypern schafften sie Kupfer
herbei, aus Spanien holten sie Silber, aus Indien und Afrika Gold, aus
Arabien Aroma und Spezereien. In seinem Klagelied über die Zerstörung
von Tyrus sagt Hesekiel: „Du hast deinen Handel auf dem Meere gehabt
und allerlei Ware, Silber, Eisen, Zinn und Blei auf deine Märkte gebracht.
Die von Thogarma haben dir Pferde und, Wagen und Maulesel auf deine
Märkte gebracht. Die von Dedan sind deine Kaufleute gewesen und du hast
allenthalben in den Inseln gehandelt; die haben dir Elfenbein und Ebenholz
verkauft. Die Syrer haben bei dir geholet deine Arbeit, was du gemacht
hast, und Rubin, Pnrpur, Tapet, Seide und Sammet und Kristallen auf
deine Märkte gebracht. Juda und das Land Israel haben auch mit dir
gehandelt und haben dir Weizen und Mimuth, Balsam und Honig, Öl
und Mastich auf deine Märkte gebracht. Dazu hat auch Damaskus bei
dir geholet deine Arbeit und allerlei Waren um starken Wein und köstliche
Wolle. . . . Arabien und alle Fürsten von Kedar haben mit dir gehandelt
mit Schafen, Widdern und Böcken. Die Kaufleute aus Saba und Raema
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
96
Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Mutterlande und den Kolonieen, dessen Regsamkeit sich mit der Zeit ins
Unglaubliche steigerte. Durch die Philosophie unterschied sich der Hel-
lene von den Barbaren so gut wie durch die Sprache; denn der rohe
Barbar dachte nicht in solcher Richtung, der Hindu und Aegppter aber
durfte nicht in dieser Richtung denken, weil ihm die Priesterkaste dies
als Frevel ausgelegt hätte.
Auch die Poesie entfaltete sich in den Kolonieen rascher und leb-
hafter als im Mutterlande; denn der Himmel Ioniens war noch reiner
als der Griechenlands, die Luft noch milder, der Boden Siciliens und
Unteritaliens noch fruchtbarer, der Verkehr noch reger — also das Le-
den heiterer und reicher, der Geist lebendiger. Doch blieb das eigent-
liche Hellas nicht zurück; mußte es auch den Ionern den Homer als
ihren Sohn lassen (sieben Städte stritten um die Ehre sein Heimathsort
zu sein: Smyrna, Rhodos, Kolophon, Salamis, Chios, Argos, Athen),
so kannte es doch frühe seine Lieder und hatte Sänger in Fülle, welche
die Namen der Helden aus dem Gedächtnisse des Volkes nicht ver-
schwinden ließen. Hesiod aus Aekrä in Böotien schloß sich an die alten
religiösen Dichter an, welche in ihren Liedern den Preis der Götter sangen,
indem er in seiner „Theogonie" den Ursprung und die Folge der Göt-
ter erzählt, und welcher Götter und Halbgötter Thaten die Erde als
Schauplatz diente, ehe der Mensch auf sie gestellt wurde. In seinem
andern Gedichte „Werke und Tage" erscheint das Landleben alter Zei-
ten vorgeführt mit seinen Arbeiten und Freuden, und der Dichter er-
mangelt nicht Lehren der Tugend und Klugheit einzustreuen. Von den
lebenslustigen Griechen Kleinasiens tönten auch zuerst die Lieder der
Freude und Lust herüber und fanden ihren Widerhall in Griechenland
und Italien, wie die Philosophie den gleichen Gang eingeschlagen hatte.
So tauschten die Griechen ihre geistigen Erzeugnisse aus, so entwickelte
sich ihre herrliche Kraft immer mehr und mehr und verlieh ihnen ein
stolzes Bewußtsein der Ueberlegenheit über alle anderen Völker. Dieses
steigerte sich später auf den höchsten Grad, als Griechenland seine Kraft
mit dem Beherrscher Asiens gemessen hatte; es reihte sich an die alten
Dichter und Philosophen eine neue glänzende Schaar an und an diese
auch die Geschichtschreiber und Redner. Diese großen Geister, ihre
herrlichen Werke in der Sprache der Nation, flochten ein unsichtbares
Band, welches < die vielfach getheilten Stämme immer wieder zu natio-
nalem Selbstgefühl vereinigte und sie in trüben Zeiten noch einigemal
aufrichtete.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Griechenlands Smyrna Rhodos Salamis Chios Argos Athen Kleinasiens Griechenland Italien Griechenland
Perikles.
137
Allerdings fiel der Glanz der öffentlichen Werke auch auf jeden einzelnen
Bürger zurück, und der Gemeingeist, der sich in ihnen offenbarte, mußte
den Ruhm des athenischen Volkes über ganz Griechenland verbreiten;
aber dies allein hätte doch wohl nicht hingereicht, den gemeinen Athener
vergessen zu machen, daß diese ungeheuren Summen in seine Hände
kamen, wenn er nur ernsthaft wollte, es ist nur erklärlich aus dem Kunst-
sinne, welcher das ganze Volk durchdrang und von Perikles genährt
wurde. So war Perikles zwar nicht der Schöpfer, aber doch der
hauptsächlichste Beförderer der griechischen Kunst, daher diese unter ihm
ihr goldenes Zeitalter hatte. Athen wurde durch ihn eine wahre Pflanz-
schule der Kunst, die sich in rascher Entfaltung über andere griechische
Städte verbreitete; athenische Künstler wurden in andere Städte berufen,
so war z. B. die Statue des Zeus im Tempel zu Olympia, welche im
Alterthume als das erhabenste Werk der Bildhauerei galt, ein Werk des
Phidias, und fremde Künstler wunderten nach Athen, um sich an den
dortigen Meisterstücken und in den dortigen Werkstätten auszubilden.
Es ist schon gesagt worden, daß Perikles Odeen und Theater baute,
Anstalten, welche für den Hellenen, namentlich den Athener, eine viel
größere Bedeutung hatten, als ihnen bei uns zukommt. Sie ergötzten
und unterhielten nicht allein das Volk, sie bildeten dasselbe auch in vielfacher
Beziehung. Die Gesänge waren von den ersten Dichtern, die miteinander
wetteiferten, geschaffen und von den besten Tonkünftlern mit Melodieen
versehen; das Gemeine und Mittelmäßige wurde da nicht geduldet oder
wagte sich gar nicht hervor. Der Gesang feierte die Götter, den Ruhm
der Stadt, die Thaten der Vorfahren aus der ältesten Zeit wie derer,
welche der Persermacht entgegengetreten waren; er erfreute nicht allein
durch kunstvolle Harmonie in Wort und Ton, sondern mahnte zugleich an
die waltenden höheren Mächte, erinnerte an die Väter, deren Erbe nun
die Enkel beglückte, und spornte sie zu edler Nacheiferung. In Athen er-
standen auch die größten Meister der tragischen Kunst: Aeschylus, Sophokles
und Euripides. Aeschylus focht tapfer in der salaminischen Schlacht, So-
phokles führte als einer der schönsten Jünglinge den Siegesreigen an und
Euripides erblickte das Licht der Welt an jenem großen Tage. Diese Tra-
giker waren für die Griechen in mancher Hinsicht die Nachfolger des Homer,
indem sie ihre Stoffe aus diesem und der alten Heldensage schöpften und
gleich den homerischen Gesängen die Furcht vor der waltenden Macht der
Götter lehrten, vor Uebermuth warnten, der dann zu Falle kommt, wenn
er am sichersten zu stehen wähnt. Frömmigkeit, edle Sitte, ehrfurchts-
volles und dankbares Andenken an die Vorfahren, geheiligte Liebe zu
der Vaterstadt — fanden in diesen Tragikern, besonders in dem weisen
und erhabenen Sophokles, nicht minder ausgezeichnete Herolde, als der
alten Heldentugend in Homer zu Theil geworden war. In dem athenischen
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Extrahierte Personennamen: Aeschylus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Olympia Athen Athen
138
Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Theater trat die Geschichte der alten Zeit vor die Augen des Volkes nicht
in Erzählung, sondern in lebendiger Erscheinung; die Bühne war die
Kanzel, von welcher Religion und Sitte gepredigt wurde, wo die Lehren
derselben sich in Thaten und Leiden, in Segen und Fluch umgestalteten
und als lebendige Beispiele auf den Zuschauer einwirkten. Zu diesem
Zwecke bot das Theater den höchsten Schwung der Poesie in der edel-
sten Sprache auf, und mit der Kunst des Dichters vereinigten sich har-
monisch zusammenwirkend Plastik, Gesang und Musik, so daß das athe-
nische Theater zu der vollkommensten Bildungsstätte wurde, die das
Hellenenthum, und nur dieses, errichten konnte. Perikles öffnete sie dem
gesammten Bürgervolke Athens; der Staat gab beträchtliche Zuschüsse
zu der vollkommensten Aufführung dramatischer Meisterwerke und der
arme Bürger erhielt das Eintrittsgeld aus der Staatskasse auf Vor-
zeigung eines Täfelchens. Wer dem Perikles dies zum Vorwurfe macht,
mißkennt die Bedeutung des athenischen Theaters und verwechselt das-
selbe mit den Schaubühnen unserer Zeit, oder der Tadler muß den Stab
auch darüber brechen, daß unsere Staaten so große Summen für
Schulen aufwenden und es jedem Staatsbürger möglich machen, sich
die heutige Bildung (die freilich eine andere ist als die hellenische)
anzueignen. Allerdings wurde das spätere Athen durch seine Theater-
wuth berüchtigt, die so weit ging, daß man die Gelder, die zu einem
Feldzuge oder zur Ausrüstung einer Flotte bestimmt und nothwendig
waren, auf Schauspiele verwandte; aber wer will den Perikles dafür
verantwortlich machen, daß sein Volk ausartete und Männern folgte,
welche es zur Genußsucht verleiteten und gegen seine höchsten In-
teressen verblendeten? Geschah doch Aehnliches mit den feierlichen
Prozessionen, welche Perikles durch Staatsgelder und das Aufgebot
aller Künste verherrlichte; auch diese verloren später ihre religiöse Weihe
und arteten zu einem Schauspiele aus, das die Staatsgelder verschlang
und reiche Bürger zu übermäßigem Aufwande nöthigte, welche dem Miß-
fallen des herrschenden Volkes und den Gefahren der Volksungunst
ausweichen wollten.
Perikles rühmte den Athenern ihre Stadt als die Bildnerin des
gesammten Griechenvolkes, und stellte neben ihren Kriegsruhm ihre
allseitige Bildung als ebenbürtige Genossin. Athen gab den Perser-
kriegen die nationale Richtung, welche durch Kimon zum vollständi-
gen Siege, zur Befreiung der asiatischen Griechen und zu dem großen
Aufschwünge der ganzen Nation führte. Was wären die olympischen
Feste gewesen ohne den Triumph über Asien? Da wurden die Helle-
nen sich bewußt, daß sie das erste Volk der Erde seien; denn sie
hatten das Größte vollbracht, was je durch eine Nation geschehen. Da-
rum rauscht ein Strom hellenischen Volkslebens in den Festgesängen
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Athens Athen Asien
164 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
hole und symbolischen Darstellungen zur Göttergeschichte. Die griechi-
schen Denker erkannten es, daß die Religionen der Aegypter, Baby-
lonier u. s. w. die Bilder waren, in welchen sich die Gedanken der
Völker über die Entstehung der Welt und deren Erhaltung, über die Be-
stimmung des Menschen und sein Verhältniß zu den höheren Mächten
aussprachen. Diese Bilder erhielten ihre vollendete Fassung und Ordnung
durch die Priester, welche bei den alten Völkern einen abgeschlossenen
Stand ausmachten; deßwegen konnten diese Priesterschaften eine Ge-
heimlehre sür sich haben, eine andere öffentliche aber verkünden, ohne
daß beide einander widersprochen hätten; die öffentliche stellte eben den
religiösen Begriff sinnlich dar in einer Mythe, einem Symbole, die
Geheimlehre aber deutete das Bild. Dem Griechen zog keine Priester-
schaft Schranken, ihm waren die Lehren derselben keine heiligen Ueber-
lieferungen, sondern eine Reihe uralter Vorstellungen darüber, wie
die Welt entstanden ist, besteht und vergeht; er nahm sich deßwegen
die Freiheit, über diese Räthsel selbst nachzudenken und den Versuch
ihrer Lösung ohne Rücksicht auf fremde und hellenische Religionssysteme
anzustellen. Einige dieser Denker fanden ihre Ergebnisse im Einklänge
mit den religiösen Mythen oder deuteten diese so, daß sie mit ihren
Meinungen oder Lehren harmonierten, andere hingegen mußten die Re-
ligion ganz bei Seite lassen, wenn sie nicht mit ihr in Widerspruch ge-
rathen wollten. Die Wirkung aber blieb dieselbe: die griechische Phi-
losophie ruinirte die griechische Volksreligion, den alten Glauben.
Die älteste Philosophenschule war die jonische und ihr Begründer,
Thaleö ans Milet, ein älterer Zeitgenosse des Solon; nach ihm ist das
Wasser der Urstoff aller Dinge, die sich aus demselben durch Verdichtung
oder Verdünnung gebildet haben und noch bilden. Sein Landsmann
Anarimenes überwies dieselbe Rolle der Luft, Pherekydes dem Aether
und der Erde, Heraklit dem Feuer. Anarimander und Demokrit (aus
Abdera) nahmen einen leeren Raum an und in diesem einfache Urkörper,
Atome, deren Bewegung und Vereinigung nach unwandelbaren Ge-
setzen geschehe, und nach welchen auch wieder ihre Auflösung und
Trennung erfolge. Nach solcher Lehre hat also nichts in der Welt
Bestand, nichts einen andern Werth als einen augenblicklichen; sie
mußte sehr gefährlich werden, wenn sie irgendwo Eingang fand, denn
daß die Götter neben den Atomen keinen Platz haben, mußte jedem
einigermaßen denkenden Kopfe bald klar werden. Anaragoras aus
Klazomenä vervollkommnete diese Lehre, indem er die Atome mit be-
stimmten Eigenschaften begabte, sie aber von einer höchsten Vernunft
bewegen läßt, welche alles weiß und kann. Anaragoras hielt sich
größtentheilö in Athen auf und war ein Freund des Perikles. Das
Volk hörte aber, daß der Philosoph die Sonne eine feurige Masse
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