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1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 135

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Heinrichs Kamps um die Krone. 135 schen Großen erreicht: Deutschland war ein förmliches Wahlreich, die regierende Familie besaß kein Anrecht mehr auf die Krone. Dagegen setzte sich nun Heinrich mit aller Macht, und diese war so gering nicht, als seine Gegner geglaubt hatten. Unter den Fürsten selbst hielten die Feinde seiner Feinde zu ihm und diese vertheidigten nun das Königörecht ungefähr in derselben Weise, in welcher die meisten ihrer Gegner das Recht der Kirche verfochten; jeder Theil schaute nämlich, wie er am meisten gewinnen könnte, daher machte es den Herren auch kein Ge- wissen, ihre Parteistellung zu ändern, von Rudolfen zu Heinrichen und von Heinrichen zu Rudolfen überzugehen. So hielten in Schwaben selbst, dem Herzogthume Rudolfs, zu Heinrichen: die Bischöfe von Konstanz, Augsburg, Straßburg, Basel, die Aebte von St. Gallen und von der Reichenau; von den Grafengeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. In ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer Rechte zu gewinnen; es war ja bereits die Politik von Heinrichs Groß- vater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Im alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaff- nete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen Bauern entmannen ließ. Die Bewaffnung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten sich die Bauern nicht hundert Jahre früher gegen die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwun- den worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Ge- meinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht voll- ständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristokratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur gelegenheitlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern ge- genüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten von Melrichsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben Jahres die an der Elster unweit'zeitz; doch alle diese Schlachten hin-

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 327

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Welthandel und die Kolonkeen. 327 nische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem andern Amerika, Asten und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dür- fen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt bleiben, es setzt darum die man- nigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht stch mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilen kamen die verschiedenen Gewürze massen- chaft nach Europa und fanden Eingang in die Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Krauter gesellten stch zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffe und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmälig, aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffe und Tabak bewirkten schon Unglaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. Am wenigsten zu vergessen ist, daß durch die Ausbreitung der Eu- ropäer über die neue Welt das Christenthum ein unermeßliches Ge- biet gewann; während es früher mit den Europäern kaum den Saum des nördlichen Afrikas und westlichen Asiens berührte, siedelt es sich jetzt an unendlich vielen Küstenpunkten an und behauptet sich durch die Ueber- legenheit der Europäer gegen gewaltsame Angriffe, in Amerika aber ge- winnt es einen ganzen Erdtheil, weil er von Europa aus die Haupt- masse seiner Bevölkerung erhalten hat und erhält. Wäre nur überall dem armseligen Heidenthume christlicher Bekehrungseifer begegnet! Spa- nische Mönche haben allerdings viel gethan, aber rauhe Eroberer und wilde Goldjäger haben wieder viel verdorben; die wunderbare Schöpfung der Jesuiten, den indianisch-christlichen Staat in Paraguay, zerstörte der fanatische Jesuitenhaß, und die Presidios in Mexiko, die christlichen Vor- posten am Rande heidnischer Wüste, wurden von den Revolutionen des ¡7^8 fbt nsßjtiiisctejjnjs a§07ß diw nrmo? naßaiftairm 7tjam tchvm nachfft i muz Qtsaruä 6uu ladnüplam muz I Wwh] tzuo »üwmj? chuo tstarw k v§47ud chnu noaag uri 7ajü Ean i rrfflzy-hsttjo ütfb chm t. Jalad k d Vftnfd? 776 rtvw ,na§o]ad gnrmp? t n ai nsifb Kv.ftf «ns' Wr am ösck tzvd ädrgno 19. Jahrhunderts vernichtet. yr k. t H jyj7e 7)6 taj nw* ,.v Ich 1)7jag nnaag rtad Ml"! rruc ,(i ta)I§ una<tt nacho ■v ,;Q? 0196 jfj) L16!

3. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 281

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der cimbrische Krieg. 281 durch seine kriegerische Tüchtigkeit hatte er vor Numantia die Aufmerk- samkeit des jüngern Scipio auf sich gezogen und wurde der Mann des gemeinen Volkes, welchem er durch seine Geburt angehörte. Es machte ihn nach den Zeiten des letzten Gracchus zum Volkstribun und in diesem Amte zeigte er furchtlosen Trotz und kaltblütige Ent- schlossenheit gegen alle Drohungen und Ränke der vornehmen Partei; er brachte sogar ein Gesetz durch, daß kein Bürger bei der Abstim- mung durch irgend jemand beaufsichtigt werden durfte; denn die Vor- nehmen hatten es so eingerichtet, daß sie genau wußten, ob ihre er- kauften Stimmen auch wirklich in ihrem Interesse abgegeben würden. Dieser Marius war nun der Hoffnungsanker des gemeinen Volkes und es hob ihn von einer Würde zur andern. Metellus schätzte den Ma- rius als Kriegsmann, behandelte ihn aber mit Stolz, und als er Urlaub begehrte, damit er sich zu Rom um das Konsulat bewerben könnte, versagte ihm Metellus denselben und meinte, daran solle der Plebejer aus Arpinum gar nicht denken. Nun stiftete aber Marius in dem Heere eine solche Unzufriedenheit und machte dem Metellus so viel Verdruß, daß er ihn endlich selbst gehen hieß. Marius wurde zum Konsul (107) gewählt und gegen alles Herkommen dem Metellus sein Oberbefehl nicht verlängert, sondern dem Marius übergeben. Me- tellus weinte vor Zorn, konnte aber den Volksbeschluß nicht ändern, und der Senat tröstete ihn durch den Beinamen Numidikus. Marius ließ zu Rom seinem Hasse gegen die Gegner vollen Lauf, durchwühlte die ganze Schande des L. Bestia und der vornehmen Herren, welche Iugurtha bestochen hatte; in sein Heer aber nahm er viele oapite een»! auf, was früher nur in Nothfällen geschehen war. Dem Kriege in Afrika machte er wirklich, wie er versprochen hatte, ein rasches Ende; er schlug den Iugurtha und trieb ihn zu seinem Schwiegervater, dem Könige Bochus von Mauritanien, der ihm denselben auf Zureden des L. Sulla, den Marius abgeschickt hatte, auslieferte (106). Marius führte den Iugurtha zu Rom im Triumphe auf; dann wurde der miß- handelte König in ein Kerkerloch geworfen, in welchem man ihn ver- schmachten ließ. Achtzehntes Kapitel. Der cimbrische Krieg (113-101). Während Marius in Afrika das Ansehen des römischen Namens wieder herstellte, wurde Rom durch den cimbrischen Schrecken heimgesucht.

4. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 34

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
34 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven. den die Meier zu vornehm um sich mit dem Landbau abzugeben, sie ließen sich zu Edelknechten machen und verwalteten die Gerichtsbarkeit in den Streitigkeiten, welche unter den Klosterleuten über Marken, Weiderechte, Wasserleitungen, Holzfällen u. s. w. entstanden. Wo selche vornehme Meier waren, wurden Keller (cellarius) angestellt, um den Einzug der Gefälle zu besorgen. Wie die Pfarrkirchen entstanden. Am Sonntage hören wir von allen Seiten her Glockengeläute, und wenn wir auf einer Höhe stehen, erkennen wir an den Kirchthürmen die Lage der Dörfer, welche durch Hügel oder Bäume verdeckt sind; aber im siebenten, achten und neunten Jahrhundert war es anders, da gab es nur wenige Dorfkirchen; denn von den Dörfern und Gemeinden, die wir heut zu Tage sehen, waren kaum die ersten Spuren vorhanden. Man sah nur kleine Weiler, welche einem Gutsherrn gehörten, einzelne Häuser und Höfe, gewöhnlich Lehen, immer seltener ganz freies Eigenthum; den größten Theil des Bodens bedeckte Waldung. Hie und da ging es nun einem Gutsherrn zu Gemüthe, daß so viele seiner Leute ohne Kenntniß des christlichen Glaubens und ohne Genuß der Heilsmittel auf- wachsen, heranleben und endlich dahinfahren sollten; das Verderben vieler Seelen mußte er sich selbst zuschreiben. Darum bauten immer mehr solche Gutsherren weltlichen Standes (die Stifte thaten es ohnehin) auf ihren Höfen Kirchen, kleine Häuser in Form eines Schuppen, hölzern, mit Stroh oder Schindeln bedeckt, lange Zeit ohne Glasfenster. Ein Sohn des Gutsbesitzers, oder ein Verwandter, oder auch ein Leib- eigener, der aber alsdann frei wurde, erlernte in irgend einem Stifte das Nothwendigste von der Theologie, wurde geweiht und diente nun der neuen Kirche als Priester. Er wohnte auf dem Hofe und bezog von demselben seinen Unterhalt; dieser wurde ihm entweder in Natu- ralien verabreicht oder es wurden ihm liegende Güter angewiesen. Letztere blieben aber so gut als die Kirche ein Eigenthum des Gutsherrn (Pa- tronus), daher heißt es auch in alten Urkunden: „ich übergebe den Hof mit der Kirche — oder die Kirche mit dem Hofe — oder den Weiler, darin die Kirche ist" u. s. w. Die Kirchenstifler waren auch die Kirchen- herren und verkauften, verpfändeten oder vergabten die Kirche mit dem Kirchengut, oft so, daß eine Kirche mehrere Kirchenherren erhielt, eine Uebung, die freilich gegen das kanonische Recht verstieß, aber vorerst geduldet werden mußte. Auch das Kirchengut war gleich dem der Klöster nicht immer sicher; vielmal nahmen die Kirchenherren das Einkommen der Kirche lieber für sich, als daß sie die Kirche im baulichen Zustande erhielten und einen Priester besoldeten. Es kommen Verbote von Bi-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 138

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
138 Das heilige römische Reich deutscher Nation. geradezu als Hilfe in der Noth angesehen werden, aber nichts berechtigte den Helfer, sich als Herrn zu betrachten. Uebrigens regierte Papst Leo Ix., welchen Namen Bruno als Papst führte, mit Kraft und Weis- heit und steuerte dem Unwesen, das besonders in Deutschland und Italien eingerissen hatte, mit großem Erfolge. Mit Kaiser Heinrich gerieth er jedoch aus mehreren Ursachen in eine bedenkliche Spannung, vorzüglich aber deßwegen, weil dieser in Mailand einen Erzbischof eingesetzt hatte, der nichts anderes als eine kaiserliche Kreatur war. Leo Ix. blieb zwar mit dem Kaiser im Frieden, fand aber doch gerne für den päpstlichen Stuhl einen Rückhalt in den unteritalischen Normannen, denen er zuvor feindlich gegenübergestanden hatte. Äie Normannen in Unteritalirn. Wilhelm, Graf von Apulien (1047). Schlacht bei Civitella (1053). Von den französischen Normannen gingen viele in auswärtige Dienste, weil die nachgeborenen Söhne adeliger Eltern keinen Antheil an dem untheilbaren Alode bekamen, also ihr Fortkommen anderswo suchen mußten. Ihre Fahrten in auswärtigen Kriegsdienst begannen sie in der Regel mit einer Wallfahrt nach dem Monte Gargano in Unter- italien, und hier lernten sie die longobardischen und griechischen Herren kennen, die sich noch gegen die Angriffe der Saracenen behauptet hatten. Die ritterlichen Normannen traten gerne in den Dienst dieser Herren (z. B. der Herzoge von Benevent, Neapel, Salerno, Amalfi), die ihnen Sold und Lehen zusagten, und sie schlugen sich dermaßen, daß sie der Schrecken der Saracenen wurden. Aber nun wurde ihnen nach griechi- scher Weise nicht Wort gehalten; darum riefen sie andere ihrer tapferen Brüder herbei und nahmen sich nicht bloß den vorenthaltenen Lohn, sondern eroberten auch für sich selbst Städte und Landschaften von den Longobarden, Griechen und Saracenen. Die deutschen Könige und römischen Kaiser begünstigten aus Feindschaft gegen die Byzantiner die erobernden Normannen und belehnten sie mit dem, was diese jenen ab- nahmen, so Konrad Ii. den Rainulf mit der Grafschaft Aversa, welche der Normanne von dem Herzog Sergius von Neapel für seine Dienste empfangen hatte. Im Jahre 1043 nannte sich Wilhelm Eisenarm, einer der zwölf Söhne des Tankred von Hauteville, bereits Graf von Apulien und erhielt 1047 die kaiserliche Belehnung; als aber Kaiser Heinrich Iii. den Herrn von Benevent, der seine Mutter bei ihrer Wallfahrt nach dem Monte Gargano beleidigt hatte, ächtete und der Papst ihn bannte, bemächtigte sich Wilhelms Bruder, Hunfried, Benevents, das der Kaiser dem Papste versprochen. Darüber gerieth nun Leo Ix. mit den Normannen in Krieg. Er

6. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
König Theodorich. Seine Macht und Staatsweisheit. 5 nahm er ein Drittheil der Ländereien in Anspruch, indem er eine förm- liche Theilung des Besitzes zwischen Römer und Gothen durchführte. Die Römer mußten dem Ackerbau, den Gewerben, dem Handel, der Kunst und Wissenschaft leben, während jene, auf Ackerbau und Vieh- zucht beschränkt, den Waffen treu bleiben und Italiens Heer und Land- wehr bilden sollten (also eine Kriegerkaste). Er selbst schätzte Kunst und Wissenschaft (er hatte als Geißel längere Zeit in Konstantinopel gelebt), unterstützte die Schulen in Rom und anderen Städten, verwandte große Summen auf die Erhaltung und Wiederherstellung der römischen Bau- werke, verschloß aber seinen Gothen den Zugang zu der höheren römi- schen Kultur, weil er glaubte, die Schulzucht und die Beschäftigung mit den Wissenschaften schwäche den kriegerischen Geist. Deßwegen waren seine Minister und Gesandten meistens Römer, so z. B. leitete Liberius die Vertheilung der für die Gothen bestimmten Grundstücke, Kassiodor, ein sehr reicher, gebildeter und strengkatholischer Geschäftsmann, war sein erster Minister und Reichskanzler. Die Civilgewalt in einer Provinz hatte der römische Praeses, die Militärgewalt ein Gothe (mit dem römischen Amtsnamen Dux oder dem vornehmeren Com68). Neben dem römischen Prae868 bestand eine eigene gothische Obrigkeit, welche in Streitigkeiten zwischen Gothen nach gothlschem Rechte richtete, in Streitigkeiten zwischen Gothen und Römern mit Zuziehung eines römischen Beamten nach eigens zu diesem Zwecke von Theodorich erlassenen Gesetzen entschied. Er unterwarf auch die Gothen der gleichen Besteuerung wie die Römer, so daß jenen einzig das Vorrecht des Kriegsdienstes blieb, um welches sie die unkriegerische römische Bevölkerung keineswegs beneidete. Obgleich Theodorich wie das ganze gothische Volk Arianer war (ohne Zweifel hatte dies der Einfluß arianischer oströmischer Kaiser, z. B. des Valens bewirkt), so kränkte er doch die kirchlichen Rechte der Katholiken nicht im mindesten, ehrte den Papst und nahm im Jahre 500 einen sechsmonatlichen, von Festen und Spenden verherrlichten Aufenthalt in Rom. Theodorichs Macht und Staatsweisheit. In seinen Beziehungen zu den anderen Herrschern bewies er eben so viele Klugheit als Festigkeit. Mit den königlichen Geschlechtern der Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken und Thüringer trat er in Blutsfreundschaft, den König der Heruler (diese hausten damals in Oberpannonien) nahm er in seinen Schutz auf und richtete sein Haupt- bestreben dahin, den Frieden zwischen den germanischen Reichen zu er- halten sowie Italien vor neuen Stürmen zu sichern. Die Vandalen traten ihm gutwillig Sicilien, Malta, Korsika und Sardinien ab, weil diese Inseln von der Natur zu Schutzwehren für die italienischen Küsten

7. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation. Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern. Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be- reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff- nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo- kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge- legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel- richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin- derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug- ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die Oberhand. Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche. An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten), daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst- lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits

8. Geschichte des Mittelalters - S. 75

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Karl als Regent. 75 Das Heerwesen beaufsichtigte in jedem Gaue der Graf. Karl stellte also den urdeutschen Heerbann wieder her, eine bedeutende Last für die Freien; doch ist der Vorwurf ein ganz unbegründeter, als habe er da- durch die minder begüterten Freien zu Grunde gerichtet. Denn vor wie nach Karl waren Kriege an der Tagesordnung, denen sich die Freien nicht entziehen konnten, wie diese auch später, nachdem sie zu Dienst- leuten geworden waren, in das Feld ziehen mußten, freilich nicht mehr für Kaiser und Reich, sondern in die unaufhörlichen Kriege und Fehden ihrer Herren. Doch wird schon nach Karl geklagt, daß die Grafen ein- zelne Freie zum Auszuge nöthigten, wenn sie die Reihe nicht getroffen hätte und andere übergingen, von denen sie Geschenke erhalten hatten. In Gränzbezirke (Marken), welche dem Feinde abgenommen waren, setzte er Markgrafen (marelliones, auch duces limitis genannt, weil ihr Gebiet mehrfach größer war, als das der andern Grafen), welche mit den Kolonisten die Gränzwache hielten. Gerechtigkeitspflege. Es war für Karl eine Hauptsorge, daß in seinem Reiche jedem sein Recht werde. Denn es geschah gar oft, daß der Stärkere den Schwä- cheren unterdrückte. Der reiche Herr z. B., der viele Knechte hatte, trieb sein Vieh auf die Weide des Nachbars, oder wehrte ihm, in dem Walde zu jagen, Holz zu fällen, die Schweine zur Eichelmast zu treiben u. s. w. Wie häufig solche Unbilden armen Freien mögen angethan worden sein, können wir daraus schließen, daß in den Urkunden der Klöster eine Menge dergleichen Beschwerden und Schiedssprüche Vorkom- men, und doch waren die Stifte in dem Genüsse ihrer Rechte durch den Glauben jener Zeit viel sicherer. Solche Klagen kamen auch zu Ohren des Kaisers, und er that, was er konnte, um das Recht zu schirmen; auf vielen Reichstagen ermahnte er ernst und drohend und erließ Ver- ordnungen gegen den Mißbrauch der Gewalt. Die Pfalzgrafen (Pfalzen, vom lateinischen palatium, hießen die kaiserlichen Burgen in den verschiedenen Gegenden des Reichs) verwal- teten nicht bloß das kaiserliche Einkommen aus dem zu einer Pfalz ge- hörigen Bezirke, sondern sie vertraten auch den Kaiser als obersten Richter und bildeten also eine Art höherer Instanz. Er erwählte auch Männer, denen er sein ganzes Vertrauen schenkte, und schickte sie in die verschie- denen Gaue, um die Gerichte zu beaufsichtigen, und den Gewaltthätig- keiten zu steuern; dieses waren die sogenannten Sendboten (misst do- minici). Sie hielten Gauversammlungen (placita), bei denen Bischöfe, Aebte, Grafen und alle Beamten zu erscheinen hatten und sich vertreten lassen mußten. Da wurden die Klagen des Volkes gehört, die Amts- führung der Magistrate untersucht, Ungerechtigkeiten bestraft, überhaupt

9. Geschichte des Mittelalters - S. 360

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
360 Europa der dominierende Erdiheil. legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National- wohlstand zu ruinieren. Europa der dominierende Erdtheil. Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Europa ver- mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europäischer Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner asiatischen Macht mehr unterliegen können. Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern, daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen, wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 18l 3 an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an- dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30 Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei- den, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, der Luxus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilcn kamen die ver- schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa uild fanden Eingang in die Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den Gewürzen das physische Leben des Europäers wesentlich veränderten; die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig, aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un- glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande. -

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 88

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
88 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. stand sich daher in jener Zeit wohl von selbst, daß er sich am Klerus er- holte und deßwegen zum „Evangelium" griff; aber er that es mit äußer- ster Behutsamkeit, denn er mißtraute dem Adel, der die Königsmacht nicht gehoben sehen wollte, und den Bauern, welche dem alten Glauben treu waren. Zuerst ließ er das „Evangelium" nur da und dort verkün- den, sorgte für eine Bibelübersetzung in das Schwedische und erst 1526 ließ er in Upsala disputieren. Den Hauptschlag führte er auf dem Reichstage von Westeräs 1527. Er erklärte, daß er nicht mehr König sein wolle; er habe genug gethan für das Land und wolle sein Vermögen nicht vollends ruinieren, denn die Krone habe keine Einkünfte, aber Ausgaben genug; auch Thränen standen ihm zu Gebote, als die Bürger und Bauern ihn baten, er möchte die Last der Königswürde noch länger tragen. Er aber entgegnete, daß er Bürger und Bauern nicht höher besteuern dürfe (von Besteuerung des Adels war keine Rede) und daß der Krone nur zu helfen sei, wenn ihr von dem großen Gute der Geistlichkeit nachgebessert werde. Als Bauern und Bürger dergestalt lediglich die Wahl zwischen neuen Steuern oder der Abdankung des Königs vor sich sahen, auf welche unfehlbar die alte Adelswirthschaft mit Dänenherrschaft und Bürgerkriegen gefolgt wäre, opferten sie die geistlichen Herren, welche sich um so weniger ernstlich zu wehren getrau- ten, als sie Christian Ii. unterstützt hatten. Den Herren vom Adel, welchen eine Abdankung des Königs, wenn sie je daran glaubten, nicht halb so leid, als den Bürgern und Bauern gewesen wäre, hielt er einen Köder vor: sie sollten die Kirchengüter, welche ihre Ahnen einst gestiftet hätten, wieder an sich nehmen, sofern sie ihre Ansprüche Nachweisen könn- ten. Dies wirkte; die Herren griffen zu und nahmen so viel an sich, daß der König ihnen spater wieder das meiste entreißen mußte und den Termin der Vergabung auf 1453 setzte; was seit dieser Zeit an die Kirche gestiftet worden war, das allein blieb den Adeligen. Gustav ließ bei seiner Reformation eine Art von Bischöfen bestehen, gab ihnen jedoch Konsistorien bei und machte sie von der Krone abhängig, so daß ein solcher Bischof sich von einem deutschen Superintendenten außer dem alten Namen nur dadurch unterschied, daß er ein Neichsstand war und auf dem Reichstage neben dem Adel saß. Daß die katholische Religion aufs strengste, bei Landesausweisung, verboten wurde, versteht sich von selbst (erst 1857 schlug der König den Reichsständen die Abschaffung der Landesverweisung vor); einige unfügsame Geistliche wurden hinge- richtet. Den Lübeckern bezahlte Gustav seine Schulden mit Kirchen- glocken, und zum Danke für ihre Unterstützung entzog er den Hanseaten ihre Handelsvortheile in Schweden und legte ihnen Zölle auf, während er den schwedischen Handel entfesselte; ebenso schloß er zu Schwedens Vortheil, aber zum großen Schaden der Hanseaten, einen Handelsver-
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