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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Oberofsiziere des einheimischen Heeres sind Engländer, indem die Ein-
gebornen jeder Religion keinen höhern Rang als den eines Hauptmanns
erreichen können.
Ein eigentlicher Volksaufstand brach bis in die neueste Zeit gegen
die englische Herrschaft niemals aus, was jedenfalls beweist, daß die-
selbe nicht besonders drückend auf den Eingebornen lastete; auch sind
die unmittelbaren englischen Gebiete dichter bevölkert und wohlhabender
als die der einheimischen Fürsten (Radschas); die Steuern, welche die
britisch-indische Regierung erhebt, sind allerdings keine geringen, und
ohne Zweifel haben einzelne Engländer sich Handlungen zu Schulden
kommen lassen, durch welche die Hindu erbittert werden mußten; wenn
sich aber die Regierung eines Systems der Aussaugung und Bedrückung
bewußt gewesen wäre, so hätte sie gewiß nicht 240,000 Mann aus der
kräftigsten Bevölkerung in Sold genommen, sie bewaffnet, in der euro-
päischen Kriegskunst geschult und ihnen die wichtigsten Stationen, z. B.
Delhi, anvertrant. Auch wurde die Regierung von der 1857 ausge-
brochenen Rebellion vollständig überrascht; selbst als einzelne einheimische
Regimenter sich weigerten die Patronen anzunehmen, weil dieselben statt
mit Pflanzenöl mit Thierschmalz (die mohammedanischen Sipahis be-
haupteten mit Schweinschmalz, die braminischen mit Rindschmalz) gefettet
seien, wodurch man sie absichtlich verunreinigen wolle, glaubten die Eng-
länder noch an keine planmäßige Verschwörung, bis am 10. Mai 1857
die Meuterei auf der Station Mirut ihnen die Augen öffnete. Denn
auf diese folgten Schlag auf Schlag Mai und Zuni blutige Meutereien
auf den bengalischen Stationen von Barrakpur bei Kalkutta bis Pe-
schawer auf der Gränze Afghanistans; einzelne wurden glücklich unter-
drückt, meistentheils jedoch gelang es den Sipahis der einen Station,
sich mit den meuterischen Kameraden auf der benachbarten in Verbindung
zu setzen, so daß sie bald zu Heerhaufen anschwollen, welche ihre Rich-
tung nach Delhi nahmen, wo die einheimischen Truppen am 11. Mai
revoltiert und den Nachkommen des Großmoguls zum König von Indien
ausgerufen hatten, wodurch die Rebellion einen Mittelpunkt bekam. Und
dennoch wurde sie keine nationale, sondern blieb wesentlich eine militä-
rische; es vereinigten sich wohl einzelne Nadschas mit ihr, theils frei-
willig, theils von ihren Soldaten gezwungen (die vielen Radschas unter-
halten Schwärme von irregulären Truppen; man schätzt die Gesammt-
zahl derselben auf 400,000 Mann, die aber mehr zum Plündern als
zum Fechten taugen), aber die Hauptmasse des Volkes nahm wenig-
stens keinen Antheil an der Empörung; die Madras- und Bombay-
truppen zeigten zwar keine ganz zuverlässige Stimmung, versuchten jedoch
nur auf wenigen Stationen zu meutern, während die Sikhs und Gorkas
sich gegen die Sipahis fast mit der Wuth der Engländer schlugen. Diese
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
Generale Afghanistan und überließen es sich selbst. Dost Mohammed,
der in Kalkutta eine ehrenvolle Behandlung erfahren hatte, durfte heim-
kehren, wie andererseits Akbar Khan die gefangenen englischen Frauen
ehrenhaft behandelt und in Freiheit gesetzt hatte.
So endete der Afghanenkrieg für die Engländer; das russische
Kabinet hatte seinen Gesandten Simonitsch in Teheran, dem das eng-
lische den Zug gegen Herat zur Schuld legte, alsbald desavouiert und
ihn zurückgerufen, verlangte dagegen von den Engländern die Räumung
der Insel Karak im persischen Meerbusen, welche diese besetzt hatten.
Dies geschah jedoch nicht, die Engländer nahmen im Gegentheil die
größtentheils von Arabern bewohnte Handelsstadt Bender Abas an
der Straße von Ormus in Schutz, desgleichen die Insel Ormus und
die Bahareininseln, so daß sie den persischen Golf fortwährend beherrschen.
Sind erobert (1843).
Nach der Räumung von Afghanistan forderten die Engländer die
Amirs von Sind, die verbündeten Fürsten, welche den untern Lauf des
Indus und das große Delta dieses Stroms beherrschten, diktatorisch
auf, sich in die Reihe der britischen Schutzstaaten zu stellen. Gleichzeitig
rückte General Charles Na Pier (nicht mit dem gleichnamigen Ad-
miral zu verwechseln) an der Spitze von 10,000 Mann in Sind ein,
sprengte ein Fort in die Luft und bewog dadurch die Amirs mit der
ostindischeu Kompagnie einen Vertrag zu Hyderabad am 13. Fe-
bruar abzuschließen. Die im Dienste der Amirs stehenden kriegerischen
Bcludschen jedoch erneuerten die Feindseligkeiten; es wurde aber Napier
nicht schwer, die mit Lanzen und Bogen, im besten Falle mit Lunten-
flinten bewaffneten Haufen am 17. Februar zu schlagen, am 20. die
Hauptstadt Hyderabad einzunehmen und am 24. März bei Mirpur
die Aufständischen zu vernichten. In Hyderabad erbeutete Napier den
Schatz der Amirs, der nach indobritischem Kriegsgebrauche unter das
Heer vertheilt wurde, das eine Aernte hielt, wie dieselbe seit der Schlacht
von Granson (3. März 1470) europäischen Soldaten nicht mehr zu
Theil wurde, denn der Antheil des gemeinen Soldaten betrug einige
hundert Thaler, der des Obergenerals einige hunderttausend. Die Amirs
wurden gefangen nach Bombay geschickt, Sind den englischen Besitzungen
einverleibt, Napier dessen Generalgouverneur.
Entwaffnung der Mahratten (1843). Krieg gegen die Sikhs (1845— 1846);
Eroberung des pcndschab.
Im Herbste 1843 unternahm Lord Ellenborough, der General-
siatthalter von Britischindien, in Person einen Feldzug gegen die Mah-
ratten, schlug sie am 28. und 29. Dezember bei Puniah und Gwalior,
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Bender Charles_Na_Pier Napier Napier Napier
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Die Zeit von 1815 bis 1857.
wehrten sich wie verwundete Löwen, die Hauptleute der Sipahis aber
waren nicht im Stande, ihre Truppen wie englische Obersten und Ge-
nerale zu befehligen und zu leiten. Schon im Juni stand ein kleines
englisches Korps vor Delhi und behauptete seine Stellung trotz der
verzweifelten Angriffe der wenigstens fünfmal stärkeren Sipahis; aus
dem Pendschab führte General Nicholson Verstärkungen herbei, vom
mittleren Ganges, wo der alte Held H avelo ck Kawnpur wieder erobert
hatte, General Neil, und vom 16.—20. September nahmen 7000 Eng-
länder, Sikhs und Gorkas unter General Wilson Delhi mit Sturm.
Seitdem koncentrierten sich die Streitkräfte der Insurgenten in Audh
und in dessen Hauptstadt Lakhno (Lucknow), das der englische Ober-
befehlshaber Kolin Kamp bell am 17. November nach ötägigen wüthen-
den Kämpfen erstürmte. Obwohl sich die Mehrzahl der Sipahis aus der
Stadt rettete, und in einer andern sich festsetzte, obwohl nach dem letzten
Schlage, der den rebellischen Heerhaufen traf, ein Bandenkrieg entstand,
so war doch die englische Herrschaft in Indien bereits wieder hergestellt.
Die Hauptsache war eigentlich schon entschieden, als es den Insurgenten
nicht gelang, die englischen Truppen vor dem Eintreffen der Verstär-
kungen vom Kap, von St. Mauritius und von England selbst in die
Küstenplätze zu vertreiben und Havelock statt des Forts William in Kal-
kutta die Citadelle von Lakhno vertheidigte.
Was wäre aber aus der englischen Herrschaft in Indien geworden,
wenn der Timuride in Delhi auch nur 5000 Franzosen oder Russen ge-
gen die Engländer hätte führen können? Doch die Franzosen müßten den
langen Seeweg nach Indien einschlagen und dieser ist verlegt, so lange
die englischen Schiffe das Meer beherrschen; die Russen aber haben keinen
andern Zugang als durch Afghanistan, und vorerst ist noch nicht einmal
Persien russisch, vielweniger Afghanistan, der Vorhof zu den Thoren,
die durch den Hindukusch an den Indus führen. Als 1820 die spani-
schen Kolonieen in Amerika in vollem Aufstande gegen das Mutterland
begriffen waren und die königliche Regierung zu Kadiz eine beträchtliche
Streitmacht versammelte, welche Spaniens Stellung auf der andern He-
misphäre, seinen Platz unter den Großmächten, zu retten bestimmt war,
so wußten die Häupter der spanischen Liberalen nichts Besseres zu thun,
als die Truppen gegen die Ueberfahrt nach Amerika aufzuwiegeln, durch
sic die Konstitution und damit den Bürgerkrieg ausrufen zu lassen; in
England aber verstummte bei der Gefahr Britischindiens alles Partei-
geschrei, selbst der darbende arbeitslose Fabrikproletarier hielt an sich, die
Regimenter drängten sich zur Einschiffung, obwohl sie wußten, daß kaum
der fünfte Mann aus Indien zurückkommt; die Nation wie die Regie-
rung beharrte in ruhigem, unerschütterlichem, würdigem Selbstvertrauen.
Welch ein Volk, das im Zeitalter der Revolutionen nicht revolutioniert
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