Viii
Vorwort.
Dorenwell und Hummel, Charakterbilder aus deutschen Gaueu?e.
Maurer, Geographische Bilder.
Weigeldt, Aus allen Erdteilen. Heft 1.
Geisel, Landschasts-, Völker- und Städtebilder.
Ebenso oerdankt der Verfasser den methodischen Werken oon Schreyer,
Tischendorf, Prüll, Kerp, Harms und Hackmann mannigfache Anregung.
Möchte es dem vorliegenden „Methodischen Handbuche" beschieden
sein, einen, wenn auch bescheidenen Teil dazu beizutragen, daß der erd-
kundliche Unterricht mehr und mehr oon dem bloßen Gedächtniswerk be-
freit werde und die ihm iuuewohueude geistbildende Kraft entfalte?
Alten bürg, im Juli 1901.
Der Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
02
Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
nur für unsere Hauswirtschaft, auch für die Wissenschaft ist sie von
äufserster Wichtigkeit geworden, indem sie der Physik und Chemie,,
der Optik und Astronomie bedeutende Mittel an die Hand giebt, um
die Geheimnisse der Natur zu enträtseln und Licht in das Dunkel
des großen Weinbaues zu werfen.
Die Zuckerrübe und die Zuckerfabrikation.
Als den ältesten Süfsstoff hat man den von den Bienen stammen-
den Honig anzusehen. Aber auch das Zuckerrohr, dessen Heimat
die Nordküste des indischen Meerbusens ist und sich von hier zu-
nächst nach China, späterhin aber auch nach Persien, Ägypten,.
Sicilien und Spanien verbreitete, war schon im Altertum seines Saftes
wegen geschätzt. Am Ende des jo. Jahrhunderts kam der erste
Zucker nach Venedig und wurde von hier auch vielfach nach Deutsch-
land verfrachtet. Während im 16. Jahrhundert Lissabon und nach
dem 30jährigen Kriege Amsterdam die Einfuhr des Zuckers aus den
amerikanischen Kolonieen hauptsächlich vermittelten, ging die Einfuhr
im 18. Jahrhundert auf Hamburg über. Jedoch stand der Zucker
sehr hoch im Preise, weshalb man sich bemühte, für ihn einen billigen
und ausreichenden Ersatz zu finden. Viele Versuche führten endlich
dazu, den Süfsstoff aus den Runkelrüben zu gewinnen. Die ersten
derartigen Fabriken entstanden in Frankreich, fanden aber bald auch
in Deutschland und Österreich allgemeine Verbreitung.
Die Zuckerrübe stammt von der Runkelrübe ab, die als wild-
wachsende, 2jährige Pflanze in Süddeutschland heimisch ist. Sie
enthält 8—17% Zucker und zeichnet sich durch gleichförmigen,
spindeligen, unverästelten Wuchs, feine Seitenwurzeln und auch da-
durch aus, dafs der Kopf nicht aus der Erde hervorwächst, da die
Rübe dadurch zuckerärmer wird. Ihr Fleisch wird dann besonders
geschätzt, wenn es hart und dicht ist und wenig Eiweifs enthält.
Angebaut werden meist folgende Sorten:
1. die schlesische, welche die beliebteste ist; sie hat einen grünen
Kopf, breite Blätter und aufrechtstehende, blafsgrüne Blattstiele,
2. die Quedlinburger, mit rosafarbenem Kopf und rötlich ge-
ränderten Blattstielen, und
3. die Imperialrübe, die man an ihrem stumpfen Kopf und den
sehr krausen Blättern erkennt.
Der Anbau erfordert sehr viel Arbeit und Mühe, die jedoch
durch einen reichlichen Ertrag gut gelohnt wird. Die Rübe liebt
eine warme Lage und ist für Fröste ungemein empfindlich. In tief-
gründigem, humusreichem Lehm- und Mergelboden kommt sie gut
fort, während alle flachgründigen Bodenarten ungeeignet sind. Da sie
etwa 26—30 Wochen zur Entwicklung bedarf, mufs die Aussaat
gegen Ende April erfolgen. Nach der Ernte werden die fehlerfreien
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: China Persien Spanien Venedig Lissabon Amsterdam Hamburg Frankreich Deutschland
197
auf die Kornrade — im ersten Brachjahre. Das ganze Feld ist dann nicht
selten durch ein farbenprächtiges Blütenkleid ausgezeichnet, in dem sich das
flammende Rot des Mohnes besonders abhebt. Im zweiten Jahre räumen
Rittersporn, Klatschmohn und Kornblume den Heidepflanzen das Feld; nur
der scharlachrote Saatmohn H behauptet noch einige Zeit hindurch seine alten
Standorte.
Einige Glieder unserer Ackerflvra sind schon seit vielen Jahrhunderten
ans Deutschland bekannt. So beschreibt bereits Albertus Magnus (* 1193,
j 1280) unter dem Namen „nigella“ die Kornrade, und Konrad v. Megenberg
(* 1309, f 1374) kennt schon die blaue Chane der Getreidefelder. Aus
dem deutschen Mittelalter erfahren wir wenig von den Pflanzen, die fremden
Gebieten entstammen. Nur jene Arten werden in den Schriften dieser Epoche
ausgeführt, die kultiviert wurden, weil sie entweder als Nutz-, Zier- oder
Heilpflanzen galten. Und die letzteren stellen auch heute noch einen be-
merkenswerten Bestand unserer Adventivslora dar. Oft vom Volke vergessen,
fristen sie an Gartenzäunen, Wegrändern und an ähnlichen Orten ihr Dasein
oder haben sich, wie das Schöllkraut, auf Ruderalplätzen, aus Dorfangern
usw. ausgebreitet und gelten mitunter sogar dem Fachmann als einheimisch.
Schon von Walasridus Strabus, einem Zeitgenossen Karls des Großen,
erfahren wir, daß die Sachsen den heute an Dorfwegen in Fülle gedeihenden
Wermut als Arzneipflanze schätzten und kultivierten. Die hl. Hildegard
(* 1098, f 1179), Äbtissin und Verfasserin eines Werkes, das als die erste
Naturgeschichte Deutschlands gelten darf, berichtet uns, daß die heute in
Gebüschen in der Nähe von Siedelungen gedeihende Zaunrübe ^) medizinischer
Zwecke wegen gebaut wurde. Schöllkraut, Pestwurz, Eberraute ^), Andorn,
Eisenkrauts, Hauswurz u. a. werden von derselben Autorin ebenfalls als
Heilpflanzen erwähnt. — Eines hohen Ansehens erfreuen sich diese uralten
Arzneigewächse in unsern polnischen Gebieten. Hier ist der Glaube an ihre
wirklichen und geheimnisvollen Kräfte nicht verloren gegangen. Hier werden
sie nicht selten in den Bauerngärten gehegt und gepflegt.
Eine neue Aera in der Geschichte der fremden Bestandteile des heimischen
Pflanzenkleides begann nach der Entdeckung Amerikas. Während früher das
Hauptkontingent der neuen Einwanderer des nördlichen Europas den medi-
terranen Gebieten entstammte und nur gelegentlich Früchte durch den Golf-
strom von den warmen westindischen Gestaden an die kühlen europäischen
Westküsten transportiert wurden, hier aber naturgemäß nicht zur Ansiedelung
gelangen konnten, tibernahm jetzt der Mensch die Rolle eines wirksamen
Verbreitungsagens, — für Mitteleuropa dadurch besonders wirksam, weil
von hier aus der Verkehr mit Nordamerika angebahnt wurde, dessen klimatische
Verhältnisse sich bekanntlich den unsern nähern. Absichtlich und unabsichtlich
brachte man eine große Zahl nordamerikanischer Pflanzen in unser Gebiet —
oft nur vorübergehende Erscheinungen, oft aber auch Arten, die sich binnen
kurzer Zeit weite Areale eroberten. Zu den letzteren gehört die bekannte
Wasserpest, die 1836 nach Irland gelangte und erst im Jahre 1860 auf
dem Kontinent auftrat. Als Ausgangszentren ihrer Verbreitung viele
botanische Gärten benutzend, ist die berüchtigte Wucherpflanze der Gewässer
gegenwärtig im gemäßigten Europa südwärts bis Grenoble, ostwärts bis
p Papaver dubium. 0 Rr^oing, alba. 3) Artemisia abrotanum. 4) Verbena officinalis.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Albertus_Magnus Magnus Konrad_v Konrad Megenberg Walasridus_Strabus Karls Hildegard
(
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Dorfangern Karls Sachsen Deutschlands Gebüschen Amerikas Europas Mitteleuropa Nordamerika Irland Europa Grenoble
bei.
44
feiner Person.. Er umgab sich mit einer Leibwache (Prätorianer) und nannte sich
Cäsar Octavianus; der Senat legte ihm den Ehrentitel Augustus (der Erhabene)
Durch eine weise und milde Staatsverwaltung förderte er das Wohl des Staates
und bewahrte
sich die Gunst
des Volkes.
Von tüchtigen
Ratgebern un-
terstützt, na-
mentlich von
seinemfreunde
Mäcenas,
sorgte er für
Kunst und
Wissenschaft.
(Blütezeit der
römischen Lite-
ratur. Dichter
Horätius,Ver-
gilins,Ovidius
u. andere; Ge-
schichtsschrei-
der Livius.)
Während sich
das ^römische
Reich im In-
nern zu einem
blühenden Zu-
stande erhob,
erweiterte es
sich auch nach
außen durch
glücklich ge-
führte Kriege.
Ganz Spanien
und das von
germanischen
Völkerschaften
bewohnteland
im Süden der
Donau wurde
erobert. Dru-
sus,Augustus'
Stiefsohn,
Abb. 23. Hermannsdenkmal. drang in 4
Feldzügen über den Rhein bis über die Weser vor; auch sein Bruder Tiberius
machte Eroberungen auf dem rechten Rheinufer. Zur Abwerfung des römischen
Joches vereinigten sich mehrere deutsche Völkerschaften unter dem Cheruskerfürsten
Armin (auch Hermann genannt, Gemahl der Thusnelda, einer Tochter des Segest)
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar_Octavianus Cäsar Augustus Horätius Tiberius Armin_( Hermann
bildet den eigentlichen Urstoff der Seide. Zwei schlanchartige Säcke, welche
an der unteren Seite des Körpers liegen, nehmen jenen Schleim auf, um
ihn in die beiden obenerwähnten Spinnwarzen überzuführen, aus denen
dann der Faden sich entwickelt.
Es leuchtet ein, daß die Seidenzucht überall gedeihen mußte, wo
der Maulbeerbaum gedieh. Dennoch verbreitete sie sich nur langsam.
Die ältesten europäischen Webereien wurden erst im sechsten Jahrhundert
unserer Zeitrechnung unter Justinian angelegt, während der chinesische
Seidenbau bis in das dritte Jahrtausend vor Christus zurückweist. Als
die eigentliche Erfinderin desselben wird Si-ling-schi, die Gemahlin des
Kaisers Hoang-ti (um 2640) genannt, die eben deshalb den Namen
„Mutter der Seide" führt, und es scheint, daß auch die Gemahlinnen
der nachfolgenden Herrscher jene echt weibliche Beschäftigung begünstigten
und durch ihr eigenes Beispiel adelten. Ja, die Herrscher selber blieben
in ihrem Eifer nicht zurück. Wie sie Jahr um Jahr dem Ackerbau
in einer uralten Feierlichkeit huldigten und mit eigener Hand den Pflug
ergriffen, um die ersten Furchen zu ziehen, so begaben sie sich auch zu
gewissen Tagen des Jahres im einfachen Gewände, eine Lederkappe
auf dem Haupt, in den Maulbeergarten, um dort mit ihren Gattinnen
die Eier der Schmetterlinge zu sammeln und zu waschen, Blätter zu
pflücken und die Würmer zu füttern. Nach Europa ist die Seide erst
durch die Siegeszüge Alexanders des Großen verpflanzt worden. Er
selber vertauschte im Orient den mazedonischen Kriegsmantel gegen den
medischen Kaftan, der nach gewöhnlicher Annahme eben aus Seide
bestand, und sein Admiral Nearchos beschrieb die Gewinnung des neuen
Webstvffes. Freilich erzählte dieser, die „schimmernde Wolle werde von
der Rinde gewisser Bäume abgelöst", was Spätere gar in ein Herab-
kümmen von den Blättern der Bäume verwandelten, so daß hier vielleicht
an eine Verwechselung mit der gleichzeitig bekannt geüwrdenen Baumwolle
zu denken sein wird.
Nach der Erzählung des Geschichtschreibers Procopius erschienen im
Jahre 530 zwei Mönche von dem Orden des Basilius vor dem griechischen
Kaiser Justinian und legten ihm die Samen eines Baumes vor, auf dem
sie in China der: Seidenwurm gefunden. Sie mochten meinen, daß das
Insekt sich auf und aus der Maulbeere erzeuge. Als aber nach Verlauf
von Jahren ihr Irrtum klar ward, bewog Justinian die kühnen Missionare
zu einer zweiten Reise in das Vaterland des Seidenwurms, um nun
diesen selbst zu holen. Das Wagnis gelang, obgleich Todesstrafe auf die
Ausführung des Insektes gesetzt war. In ihren ausgehöhlten Wander-
stäben hatten die beiden Mönche die Eier verborgen und ihre Beute
glücklich über Meere und durch Wüsten getragen, bis sie im Jahre 552
in Konstantinopel anlangten und dem Kaiser die wunderbaren Tier-
samen überreichen konnten. So hatte der Orden des Basilius dem
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
192
der verbreitetste Fastensisch war der Hering, der bereits im 13. Iahr-
hundert eingesalzen wurde und einen bedeutenden Handelsartikel aus-
machte; besondere Feinschmecker brieten ihn über Kohlenglut.
Sowohl Fleisch wie Fische wurden gern in gewürzten Brühen, die
mit Pfeffer oder auch mit Safran angemacht waren, bereitet. Neben
dem Salz waren Pfeffer und Safran die beliebtesten und fast unent-
behrlichen Gewürze des Mittelalters; außerdem verwendete man noch
Ingwer, Zimmet, Muskat, Ealgant, Nägelein, Kardamom u. a. Die
süddeutschen Städte bezogen diese Gewürze von den italienischen See-
städten oder aus Lyon und trieben damit einen ausgedehnten Handel
nach dem Norden.
Noch mancher Speisezettel von festlichen Schmausereien hat sich
erhalten; in älteren Zeiten waren Gerichte aufgezählt, die uns wenig
schmackhaft erscheinen. Dagegen war schon im 15. Jahrhundert die Koch-
kunst sehr verfeinert; 1415 wurden in Köln bei einem Mahle aufgetragen:
Rindbruststücke, junger Hammelbraten, Fische mit Reis, Schinken, Wild-
bret in Pfefferbrühe, für je zwei Gäste ein Kapaun oder eine wilde Ente.
Zum Nachtisch ward außer Brot und Käse gewöhnlich Obst gegeben.
In Frankreich war es im 12. und 13. Jahrhundert Brauch, Kirschen,
Pflaumen, Pfirsiche, Erdbeeren als Vortisch zu reichen; Äpfel dagegen
und Birnen, Kastanien und Nüsse bildeten den Nachtisch. Gerade das
Obst wurde in den edelsten Sorten gezogen; auch diese Kultur hatte Karl
der Große in seinen Musterwirtschaften mit Vorliebe gepflegt; die besten
Obstsorten hatte er aus Italien bringen lassen.
Für manche Gemüse war Deutschland schon seit alter Zeit ein
berühmter Boden. Schon Tiberius hatte für seinen Tisch Mohrrüben
aus Germanien bezogen; Bohnen gediehen gut, und Rettiche erreichten
die Größe eines Kinderkopfes. In den Gärten Karls des Großen wurden
aber auch Gurken, Kürbisse, Erbsen, Kümmel, Salat, Gartensenf,
Brunnenkresse, Petersilie, Rüben, Karotten, Kohlrabi, Schnittlauch,
Zwiebeln, Schalotten, Lauch, Kerbel u. a. gepflanzt; Zierblumen,
Arznei- und Küchenpflanzen wuchsen daselbst in fast unabsehbarer Menge.
In zäher Treue hat der deutsche Bauerngarten dieses bunte Gemisch
fortgepflanzt. Wie sich die Frauen zu dieser Gemüse- und Blumenzucht
verhielten, beantwortet sich von selbst. Für die Küche und den Schmuck
war hier gleich viel zu gewinnen, und die deutschen Hausfrauen standen
von jeher den Römerinnen nicht nach, deren Obliegenheit besonders
die Besorgung des Gartens war.
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Personennamen: Karl
der_Große Karl Tiberius Karls
Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreich Italien Deutschland Germanien Karls Gartensenf
bildet den eigentlichen Urstoff der Seide. Zwei schlanchartige Säcke, welche
an der unteren Seite des Körpers liegen, nehmen jenen Schleim auf, um
ihn in die beiden obenerwähnten Spinnwarzen überzuführen, ans denen
dann der Faden sich entwickelt.
Es leuchtet ein, daß die Seidenzucht überall gedeihen mußte, wo
der Maulbeerbaum gedieh. Dennoch verbreitete sie sich nur langsam.
Die ältesten europäischen Webereien wurden erst im sechsten Jahrhundert
unserer Zeitrechnung unter Justinian angelegt, während der chinesische
Seidenbau bis in das dritte Jahrtausend vor Christus zurückweist. Als
die eigentliche Erfinderin desselben wird Si-ling-schi, die Gemahlin des
Kaisers Hoang-ti (um 2640) genannt, die ebendeshalb den Namen
„Mutter der Seide" führt, und es scheint, daß auch die Gemahlinnen
der nachfolgenden Herrscher jene echt weibliche Beschäftigung begünstigten
und durch ihr eigenes Beispiel adelten. Ja, die Herrscher selber blieben
in ihrem Eifer nicht zurück. Wie sie Jahr um Jahr dem Ackerbau
in einer uralten Feierlichkeit huldigten und mit eigener Hand den Pflug
ergriffen, um die ersten Furchen zu ziehen, so begaben sie sich auch zu
gewissen Tagen des Jahres im einfachen Gewände, eine Lederkappe
auf dem Haupt, in den Maulbeergarten, um dort mit ihren Gattinnen
die Eier der Schmetterlinge zu sammeln und zu waschen, Blätter zu
psiücken und die Würmer zu füttern. Nach Europa ist die Seide erst
durch die Siegeszüge Alexanders des Großen verpflanzt worden. Er
selber vertauschte im Orient den mazedonischen Kriegsmantel gegen den
medischen Kaftan, der nach gewöhnlicher Annahme eben aus Seide
bestand, und sein Admiral Nearchos beschrieb die Gewinnung des
neuen Webstoffes. Freilich erzählte dieser, die „schimmernde Wolle
werde von der Rinde gewisser Bäume abgelöst", was Spätere gar in ein
Herabkämmen von den Blättern der Bäume verwandelten, so daß hier
vielleicht an eine Verwechselung mit der gleichzeitig bekannt gewordenen
Baumwolle zu denken sein wird.
Nach der Erzählung des Geschichtschreibers Procopius erschienen im
Jahre 530 zwei Mönche von dem Orden des Basilius vor dem griechischen
Kaiser Justinian und legten ihm die Samen eines Baumes vor, auf dem
sie in China den Seidenwnrm gefunden. Sie mochten meinen, daß das
Insekt sich ans und ans der Maulbeere erzeuge. Als aber nach Verlauf
von Jahren ihr Irrtum klar ward, bewog Justinian die kühnen Missionare
zu einer zweiten Reise in das Vaterland des Seidenwurms, um nun
diesen selbst zu holen. Das Wagnis gelang, obgleich Todesstrafe auf die
Ausführung des Insektes gesetzt war. In ihren ausgehöhlten Wander-
stüben hatten die beiden Mönche die Eier verborgen und ihre Beute
glücklich über Meere und durch Wüsten getragen, bis sie im Jahre 552
in Konstantinopel anlangten und dem Kaiser die wunderbaren Tier-
samen überreichen konnten. So hatte der Orden des Basilius dem
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514
land und Dänemark unterliegt die Birke selber im Kampfe mit der Buche.
Der Landschaftsmaler bewundert vielleicht eine hübsche Baumgruppe, wo
das lichte Birkenlaub mit der dunkleren Buchenkrone einen Gegensatz
bildet; der Beobachter der Natur verfolgt hier mit Interesse einen
erbitterten Ringkampf; er erkennt, wie die Birke, von ihrer kräftigeren
Nachbarin beängstigt, an der Berührungsstelle ihre Zweige verliert und
den Wipfel nach der entgegengesetzten Seite hinüberbengt, weil sie nur da
sich entwickeln kann, wo sie Licht und Luft findet; bald aber auch auf der
andern Seite von einer Gegnerin angegriffen, sucht sie sich über diese
zu erheben; aber ihre Anstrengungen sind nutzlos, und die Zeit läßt sich
berechnen, wo die zäheren Buchen ihr Opfer erstickt haben werden. Selbst
an die Eichen wagt sich die Buche, und meist mit Glück; zwar sind
diese langlebiger und kräftiger und verachten den hartnäckigen Gegner,
der sich zwischen ihnen einnistet, aber bald vermag der junge Eichen-
nachwuchs nicht mehr unter dem finsteren Schatten der Buchenwipfel
aufzukommen; die alten Stämme, denen sie nichts anhaben können,
werden auf den Aussterbeetat gesetzt, und schließlich behauptet doch die
Buche allein das Feld.
Von diesen mörderischen Waldkriegen, deren Dauer nicht nach sieben,
nicht nach dreißig Jahren, sondern nach hundert und tausend Jahren
mißt, würden wir keine Kunde haben, wenn die Natur, die keine
Geschichtsbücher schreibt, nicht wenigstens Altertnmssammlungen, Museen
von Altertümern anlegte. Von den zahllosen Einzelwesen jeglicher Art
entrückt sie von Zeit zu Zeit wenigstens einige dem allgemeinen Los
der Vernichtung und bewahrt sie in sorgfältiger Erhaltung, gleichsam
als Urkunden für die Forschungen späterer Zeiten. In früheren Zeit-
altern erhielt die Natur die vergänglichen Formen der Tiere und
Pflanzen durch Verwandlung in Stein, oder sie schloß sie ein in weichen
Schlamm, der, allmählich zu Schieferton, Mergel oder Gips erhärtend,
in seinen Schichten wie in den Blättern eines Albuins die Abdrücke oft
mit den feinsten Einzelheiten in lithographischem Naturselbstdrnck auf-
bewahrt. Heutzutage bedient sich die Natur zu diesem Zwecke gewöhn-
lich des Torfes. Tiere und Pflanzen, die zufällig in den weichen
Boden des Torfmoores geraten, werden in kurzer Zeit von der über-
quellenden Moosdecke eingeschlossen und dadurch vor Verwesung behütet,
so daß noch nach Jahrtausenden ihre wohlerhaltenen Körper sich wieder
auffinden lassen. Manches Waldtal schließt in seinen: Grunde ein Torf-
moor ein, das gewissermaßen das Archiv des Waldes seit undenklichen
Zeiten darstellt; denn in seinen verschiedenen Tiefen sind die Proben aller
Holzarten aufgehoben, die in den aufeinander folgenden Jahrhunderten auf
den benachbarten Abhängen gewachsen waren. Dann zeigt sich, daß ein
fortwährender Dynastienwechsel im Walde stattfindet, wenn er dem freien
Kampfe der Banmgeschlechter überlassen ist und der Mensch sich von jeder
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]