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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 136

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 136 — zusammenhielt, beschloß den für unser Gefühl so empörenden, im Geiste jener Zeit gottgefälligen Akt. Sehr häufig wurde auch die Wasserprobe angewandt, namentlich in Petershagen, wo zu vem Zwecke unmittelbar neben dem Schloß eine besondere Vorrichtung, die sogenannte Hexenwippe, angebracht war. Tieselbe bestand aus einer Art Schlagbaum, an deren oberes Ende die vermeintlichen Hexen befestigt und dann plötzlich in das Wasser hineingelassen wurden. Gingen sie unter, so waren sie unschuldig und wurden entlassen- schwammen sie dagegen auf dem Wasser, so waren sie schuldig und wurden als Hexen verbrannt. Ter dreißigjährige Krieg fand die Stadt nicht unvorbereitet. Sie hoffte sich nicht nur in gehörigen Verteidigungszustand gesetzt, sondern hoffte auch ihre Neutralität behaupten zu können, und warb zu dem Zweck aus eigenen Mitteln Trnppen an, doch bald erschien es, daß es vorteilhafter war, einen zuverlässigen Freund zu besitze», als von zwei Seiten zugleich ausgeplündert zu werden. Jetzt be- gegnen wir eigentümlicher Weise, daß nun, während der katholische Bischof und das noch katholischere Tom-Kapitel sich an den zur Zeit bei der Nienburg lagernden König von Dänemark um Unterstützung wandte, der protestantisch gesinnte Rat den Kaiserlichen unter General Graf Tilly seine Thore öffnete. Durch die Besetzung durch die kaiser- lichen Truppen, welcher die von Tilly anbefohlene Entlassung der städtischen Söldner aus dem Fuße folgte, wurde<die Selbständigkeit der nahezu reichsunmittelbaren Stadt ein für allemal zu Grabe getragen, und bald zeigte es sich, daß es sich im Gegensatz zu allen seinen Traditionen der katholischen Partei angeschlossen hatte. Neuu Jahre zwölf Wochen und zwei Tage mußte die Stadt die Besatzung nicht nur nähren, kleiden, sondern auch bezahlen, und wurde während des 16. Jahrhunderts der so überaus blühende Wohlstand der Stadt von Grund aus zerstört. Schlimmer noch als der politische und finanzielle Druck war die durch die Jesuiten ins Leben gerufene kirchliche Reaktion. Denn obwohl Tilly in seinem Kapitnlations-Revers vom 10. August 1626 zu Haus Himmelreich (eigentlich Hammelreck = Hammelreich) bei Minden den Bürgern ausdrücklich das Recht der freien Religionsübuug zugestanden.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 157

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 157 — Arm segnend und schützend erhoben ist. Tas unbedeckte Haupt des Herrschers ist mit einem Lorbeerreise geschmückt; die Spitze des ganzen Denkmals aber ziert die Kaiserkrone. Wandern wir den Kamm des Wiehengebirges weiter westlich, so stoßen wir auf einen Turm, der 1828 erbaut, auf seiner Höhe von vielen Treppenstufen uns einen gar schönen Ausblick nach Süden in das schöne Weserthal, nach Norden in die Ebene mit ihren gesegneten Fluren bis Minden und darüber hinaus, nach beiden Seiten auf den bewaldeten vielfach durchschnittenen Gebirgszug im Osten und Westen mit seinen Abhängen bietet. Von dort aus erreichen wir bald die Margarethenklns, so genannt von einem durch eine sromme Frau vom Wedigensteins, einem Gehöfte am südlichen Fuße des Berges, gegründeten und der im Weser- gebirge und in dem Teutoburger Walde besonders verehrten heiligen Margaretha geweihten Einsiedelei, wo die Stifterin mit Gleich- gesinnten nach der Regel des Benediktns lebte. Bischof Milo von Minden baute daraus ein Frauenkloster, das die Nonnen aber verließen, um das Fräuleinstift zu St. Marien in Minden zu gründen. Auf der Hochfläche des Berges erinnert nur noch eine kleine Kapelle an das Kloster. Diese trägt den Namen Wittekinds, wie auch der nahe Quell, den der Huf seines Rosses geschlagen haben soll und wohin man auch, ebenso fälschlich, seine Taufe verlegt. Immer nach Westen weiter wandernd, stoßen wir auf das kleine Bergkirchen, dessen alte Kirche, weithin sichtbar, an der Stelle liegt, wo die Einsattelung des Gebirges nach Süden und Norden abfällt. Die Kirche ist zwar nicht, wie die Überlieferung will, vom Papst Leo Iii. 809 eingeweiht, aber doch ein alter Bau, dessen Süd- seite die Jahreszahl 1346 trägt, während die Nordseite aus dem Jahre 1752 stammt. Am Fuße der Höhe entspringt eine Quelle, welche wie die auf der Margarethenklus mit Wittekind in Verbindung gebracht wird und mit größerer Wahrscheinlichkeit als bei der andern. An einem heißen Sommertage ritt der Herzog Wittekind, der auch. König Weking genannt wird, über die Anhöhe bei Lübbecke, auf der jetzt das Dorf Bergkirchen liegt. Es war nm die Zeit,

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 202

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 202 — Grafen Dietrich aus Wittekindschem Geschlecht, von der sie auch in Herford erzogen war, zur Gemahlin. Da nahm er sich der zerstörten Stiftung besonders an. Die Abtei wuchs nun schnell an Umfang, Macht und Ansehen. Konrad Iii. setzte das Eigentum des Stifts an Kirchen und Oberhöfen fest und stellte es 1147 unter unmittelbare kaiserliche, und Papst Hadrian 1155 unter nnmittel- bare päpstliche Hoheit. Die Äbtissin wurde also eine freie Landes- fürstin. Die Schirmvogtei übten die namentlich im Lippeschen reich begüterten Grafen von Sternberg aus. Die alte und im Hunnenansturm zerstörte Waltgerus-Kapelle wurde zwar unter der Äbtissin Swanhilde 950 wieder aufgebaut und 1356 umgebaut, sank aber zu einer Nebenkirche hinab, als die Abtei die große Münsterkirche 1002 unter der Äbtissin Godesta zu bauen begann und unter der Äbtissin Pinnosa 1278 vollendete. Unter vielen Feierlichkeiten wurden die Gebeine der heiligen Pu- sinna und die Überreste des Waltgerns in ihr beigesetzt. Sie soll auf einem früheren Hofe des Waltgerus „dat Hus tho den seiwen Sonnen" gebaut sein. Daher erklärt man, seien über der großen Kirchthür ün Süden sieben runde vergoldete Platten wie sieben Sonnen angebracht. Andere nehmen sie als Erinnerung an das sagenhafte Ereignis, daß zur Zeit der Erbauung einmal sieben Sonnen am Himmel gesehen seien. Unter der Äbtissin Godesta wurde auf einer Anhöhe östlich von der Abtei, dem jetzigen Stiftberg, ein adliges, freiweltliches Fränlein-Nonnenkloster mit der St. Maria-Kirche gegründet. Man feierte, so erzählt die Sage, im Jahre 1011 zu Herford den Tag des heil. Gervasius und Protasius, den 19. Juni. An diesem Feste pflegte man den Armen Almosen zu geben. Ein armer Schäfer aus der Umgegend durchschreitet früh morgens Gebüsch, Sumpf und Wald, um nach Herford zu gelangen, das Fest mitzufeiern und ein Almosen zu empfangen. Als er auf der nahe vor der wtadt liegenden Höhe und gerade unter einer Linde ist, siehe, da erscheint die Mutter Gottes in himmlisch schöner Gestalt und spricht zu ihm: „Ich bin die heilige Jungfrau Maria. Geh und sage der Äbtissin und den übrigen Gliedern der Abtei zu Herford, daß wenn sie

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 206

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 206 — 1. Der Hochwürdigen Edlen und Wohlgeborenen Anna von Lymberch (Limburg) Abbatißä (Äbtissin) unserer gnädigen Domina (Herrin). „Hochwürdige, gnädige Domina! Wir haben unser Bedenken den würdigen Herren, denen Fratres zu Herford zugestellt, darin wir mit höchstem Fleiß geschrieben und geraten haben, daß die Stadt nicht in fremde Obrigkeiten greifen, oder Gewalt üben soll. Dazu haben wir geschrieben, daß die Fratres mögen eine eigene Pfarre haben und behalten, wie Euer Gnaden aus unsern Schriften vernehmen werden. Wir bitten aber hiermit Ener Gnaden wolle als die Obrigkeit, und die geneigt ist Gottes Lob und Ehre zu fördern auf beiden Seiten zufrieden heißen. Euer Gnaden zu dienen, sind wir allezeit willig. Wittenberg, Jubilate, 1532. Euer Gnaden williger Martinns Luther." — 2. An den Magistrat zu Herford. „Gnade und Frieden! Ehrsame, weise, liebe Herren! Ich habe oftmals und von vielen erfahren, wie durch etliche hitzige und eilende Menschen bei Euch angehalten werde, die Fratres und Süster bei Euch zu betrüben, als könnten sie des Standes darin sie sind, mit selig werden. So sie doch alle des Papstes Gräuel ab- gethau und in christlicher Freiheit, wiewol im alten Kleid und Gestalt sich halten und ein ordentlich züchtlich Leben führen nach der Apostel Lehre und mit ihren Händen arbeiten. Daß ich Wohl wünsche, daß solcher Leute, wie Gott die Gnade gebe, viel wären, denn sie ja nicht schädlich, sondern nützlich sind, weil sie dem Evangelio anhänging sind. Dazu höre, daß sie sollen beschwert werden mit der abendlichen Schulen, Amt und Sorge, dazu sie doch von niemand gestiftet, noch von niemand Zinse, dazu haben, wie die Gestifte und Klöster haben und solches billig thun sollten. Auch nicht recht is, daß sie sollen dienen von dem, das sie erworben und nicht gegeben ist, denn das diese arbeiten und davon Geld zu geben. Demnach ist mein trüwelich Vermahnen, Euer Weisheit wollten daran sein, daß die frommen Leute nicht so betrübet werden. Damit nicht, wie bereits anfahet, Eure Stadt das Geschrei bekomme, als suche sie fremde Arbeit und Gut. So

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 188

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 188 — Die zweite Schwester des verstorbenen Herzogs Johann Wil- Helm, Anna, war die Gemahlin des Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg, der aus einer Seitenlinie des pfälzischen Kurhauses stammte. Sie hatte einen Sohn, Wolfgang Wilhelm; und nun behauptete ihr Gemahl, dieser Sohn der zweiten noch lebenden Schwester des verstorbenen Herzogs sei unbedingt eher zur Nach- folge berufen, als die Tochter der ältesten schon verstorbenen Schwester. Bei diesen widerstreitenden Meinungen nahm gleich nach dem Todesfalle jeder, was er nehmen konnte. Doch schlössen Kurfürst und Pfalzgras schon am 31. Mai 1609 zu Dortmund einen Vertrag, nach welchem sie die Erbländer vorläufig gemeinschaftlich ver- walten wollten, bis sie sich völlig geeinigt haben würden. Die Hoffnung, daß der ganze Erbschaftsstreit friedlich beigelegt würde, schien sich noch zu vermehren, als der Plan auftauchte, den jungen Pfalzgrafen und die brandenburgische Prinzessin Sophie mit ein- ander zu verheiraten. Die beiden Fürsten kamen in Düsseldorf zusammen. Bei einem festlichen Mahle wurde die Mitgift be- sprechen. Der Wein hatte die Köpfe erhitzt, und die Reden fuhren unbedacht aus dem Munde. Der Pfalzgraf verlangte das ganze Jülicher Land, sonst wolle er die Tochter Johann Sigismunds nicht. Dieser erklärte, nicht ein Dorf bewillige er, es sei schon eine große Ehre, wenn ein so kleiner Pfalzgraf eines Kurfürsten Tochter erhielte. Bei dem heftigen Wortwechsel sprang er zuletzt zornig auf und gab dem Pfalzgrafen eine Ohrfeige. Da war es aus mit Verlöbnis und Vertrag. Der Bräutigam trat zur katho- lischen Kirche über und zwar, wie behauptet wurde, um den Kaiser und die katholischen Fürsten auf seine Seite zu bringen. Um dieselbe Zeit, am Weihnachtsfeste 1613, verließ auch der Kurfürst Johann Sigismund sein bisheriges lutherisches Bekenntnis und nahm das reformierte an, dem mehrere befreundete Fürstenhäuser augehör- ten. Er hatte diesen Schritt schon lange beabsichtigt; die Lutherischen aber warfen ihm vor, er habe ihn nur der clevefchen Erbschaft wegen gethan, um sich die reformierten Holländer zu Freunden zu machen. Bedenkliche Unruhen brachen aus, welche sich noch

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 226

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 226 — ring, eine Verschanzung auf einer Anhöhe neben der Ebenöde bei Vlotho, und die Sage im Volke, daß in uralten Zeiten hier schreck- liche Kriegsvölker gewesen, die nur ein Auge hatten und lange Zeit raubten und plünderten, bis ein König kam, der sie besiegte und für immer vertrieb. Das war König Heinrich der Finkler und sein Sohn, Kaiser Otto I., der Große. Drei Jahrhunderte diente die Burg als Wehre, sie litt jedoch sehr durch Überschwemmungen; deswegen überließ Graf Heinrich 1258 dem Rehmer Kloster die alte Burg zu Vlotho zu seinem Eigentum und nannte sie nun „Kloster Segenthal" (vallis bene- dictionis). Er schenkte die Kirche zu Valdorpe (Valdorf), die nahe beim Kloster liegende Mühle, die freie Fischerei in der Werre und den Zehnten in Uffeln. Das Kloster stand unter der Aufsicht des Klosters Lucka (Loccum). Aber das Nonnenstift geriet nachher in Unordnung und Armut; man hob es auf und machte ein Mönchs- kloster daraus. Auch jetzt war kein Degen zu spüren. Die Refor- mation änderte die Sache. Man zog die Güter ein und verwendete einen Teil derselben zur Gründung der lutherischen Pfarre und Küsterei. Die übrigen Einkünfte und Besitzungen fielen den Staats- einnahmen anheim, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen verband sie mit den Domänen. Nur die Spuren eines Kreuzganges neben der lutherischen Kirche sind die einzigen Überreste des Klosters Segenthal, welches in der Gegend stand, wo jetzt die evangelische Stadtschule sich befindet. Auf einem Bergvorfprnnge der Einöde lag in alten Zeiten eine Feste, genannt „die neue Burg" oder „dat Hus tho Vlan- thouwe". Jetzt sieht man nur noch einige Trümmer des Gemäuers und der Umfassungsmauern, und diese sind dicht mit Ephen- und anderen Rankenpflanzen bewachsen. An dem äußersten Südostrande stand die im Jahre 1286 erbaute Schloßkapelle. Die Sage geht, hier liege ein Ritter in einem silbernen Grabe begraben. Man hat den Boden tief durchwühlt, aber von Schätzen und einem silbernen Sarge nichts angetroffen, dagegen eine bedeutende Zahl großer an siebzig bis neunzig Pfund schwerer Steinkugeln in dem Schutte gefunden, von welchen viele an der einen Seite etwas abgeplattet,

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 218

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 218 — in der That bei seinen Lebzeiten hatte. Die Füße sind mit Schuhen bedeckt, welche vorn spitz zulaufen, oben bis an die Knöchel gehen und fast bis auf die Zehen aufgeschnitten sind. Das Denkmal hat mehrere Inschriften in lateinischer Sprache. Die eine lautet deutsch: „Er (Wittekind) gründete und befestigte dieses Capitel des hei- ligen Dionysius zur Ehre des allerhöchsten Gottes und beschenkte dasselbe mit Gerechtsamen und Einkünften. Er starb im Jahre Christi 807 und hinterließ einen Sohn und Erben seines Reiches, den Wiegbertus." — Zur Linken steht: „Denkmal Wittekinds, des Sohnes Warnechin's, des zwölften Königs der Angerer, des tapfer- sten Herzogs der sassischen Großen." Auf dem breiten Rande des oberen Tecksteines liest man zu deutsch: „Eines starken Mannes und Helden Gebein an diesem Ort begraben sein. Wer diesen König ehrt zur Stund', macht Gott denselben rein und gesund." Diese Worte waren in alter Mönchsschrift in den Stein gehauen. Ter Pastor Hermann Heinrich Wacker, welcher von 1679 bis 1715 an der Kirche stand, vertauschte die alte, echte Mönchsschrift mit gewöhnlichen lateinischen Buchstaben. Um das Andenken an König Weking wach zu erhalten, wurde augeordnet, daß jährlich am Sterbelager des Helden, am 6. Januar, eine Begräbnisfeier und ein Trauergottesdienst solle gehalten werden. Drei Tage vorher läutete man mittags eine Stunde; am Sterbetage klangen die Glocken um neun Uhr. Dann versammelten sich die Schüler von Enger mit ihren Lehrern, die Gemeindeglieder und besonders die Armen. Nun hielt man den Gedächtnisgottesdienst. Am Schlüsse läutete der Küster zur Senkung, und dann verteilte man die Wekings-Spenden. Die Armen erhielten Brot und Wurst und die Schüler Semmeln, welche von ihrer Form „Timpenstuten" hießen. Ein einfaches Mahl der Angesehenen des Orts machte den Schluß. Manche dieser Gebräuche haben längst aufgehört, nur die Kinder erhalten noch die Semmeln, und damit alle Schüler des Kirchspiels Enger daran Teil nehmen können, bewilligte die preu- ßische Regierung einen jährlichen Zuschuß von vierzig Thalern. So lebt durch diese Spende das Andenken an den Sassenhelden in den Kinderherzen fort.

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 279

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 279 — Von dem Sporkhofe unweit der Stadt stammt einer der berühm- testen Heerführer im dreißigjährigen Kriege auf kaiserlicher Seite, der General Spork. Zu Anfang des Krieges überredeten baierische Werber den kräftigen 18jährigen Burschen, Kriegsdienste zu nehmen und nicht weiter das Vieh zu hüten. Gleich darauf kämpfte er schon mit in der Schlacht am weißen Berge; nach dreizehn Jahren hatte er sich durch Mut und Tapferkeit zum Rittmeister emporge- schwungen und stieg nun von Stufe zu Stufe. Nachdem er zum Obersten eines Regiments ernannt worden war, wetteiferte er mit seinem Freunde Johann von Werth in tollkühnen Reiterstücklein. Gegen Ende des Krieges verließen beide den baierischen Dienst und traten in das Heer Kaiser Ferdinands Iii. über, der den ehemaligen Hirten aus Westfalen sogleich zum General ernannte. Seine größte Heldenthat war der Sieg, welchen er am 1. August 1664 bei dem Kloster St. Gotthard an der Raab in Ungarn über die Türken er- kämpfte. Mit Ungestüm war der türkische Großvezier auf das kleine christliche Heer eingedrungen; da sprang Spork im Angesichte seines Heeres aus dem Sattel, kniete entblößten Hauptes nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dort oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht helfen, so hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen fertig werden!" Und nach drei Stunden war ein glorreicher Sieg er- rnngen. Zum Danke erhob ihn Kaiser Leopold I. in den Grafen- stand des heiligen römischen Reiches; auch schenkte er ihm große Güter in Böhmen und gab ihm einen Türkenkopf ins Wappen. Auf seinem Säbel aber, der noch jetzt in der Spork'schen Familie aufbewahrt wird, ließ man die Inschrift anbringen: Hinweg, du Römerschwert aus der Pharsaler Schlacht! Hier ist ein' deutsche Kling' von größrer Stärk' und Macht; Tie führt' der tapfre Spork in seiner Heldenfaust, Als er bei Gotthard schlug der Türken und Tartarn Haut! Trum hat ihm Dankbarkeit den Lobspruch hergesetzt Und eines Künstlers Hand der Nachwelt eingeätzt. Jetzt erst lernte er seinen Namen schreiben. Er unterzeichnete von nun an: Spork Graf. Man sagte ihm, er müsse Graf Spork

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 241

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 241 — Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur- fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran, und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben und viele Eimer nebst Ketten fand. Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder- ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen, schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu- bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein- willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen- berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen- berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine Schulze, Heimatskünde. lg

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 286

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 286 — Stadt und der Abtei Streit über gegenseitige Rechte, welche durch die Reformation, der Höxter, 1533 durch den evangelischen Predi- ger Johann Winnigstedt angeregt, eisrig beitrat, neuen Zündstoff dem eifrig katholischen Stifte gegenüber erhielt. Der lang verhal- tene Haß brach im Jahre 1600 in blutige Tätlichkeiten aus, und die Abtei wurde sogar von den Bürgern belagert und beschossen. Wie die Lage Höxters an einer Haupthandelsstraße und seine Brücke über die Weser die Stadt blühend gemacht hatte, so diente derselbe Umstand später dazu, nicht endende Kriegsdrangsale über sie zu bringen. Früher wiederholt Werbeplatz für deutsche Lands- knechte, die mau dem Dienste der Ligue iu den französischen Reli- gionskriegen und Karl Ix. gewinnen wollte, ward sie im dreißig- jährigen Kriege nach einander von allen streitenden Parteien und Völkern genommen und gebrandschatzt; der tolle Christian von Braunschweig kam zuerst mit seinem Heerhausen von 10 000 Mann, den er angeworben hatte ohne mehr als zehn Thaler in seiner Tasche, dann zweimal Tilly, und nach einander Dänen, Schweden, Hessen; 'endlich stürmten am 13. April 1634 die Kaiserlichen den Ort und hausten so, daß nur dreißig Bürger aus dem „Blutbad von Höxter" das Leben gerettet haben sollen; 1673 war Höxter Turennes Hauptquartier. Von den Bauwerken Höxters sind nur die Kilianskirche mit zwei schlanken romanischen Türmen aus dem 12. Jahrhundert, die kleine, jetzt unbenutzte srühgotische Minoritenkirche, das Tillyhaus mit reichem Schnitzwerk und das hübsche alte Corvey-Thor zu er- wähnen. Eine schnurgerade Kastanien-Allee sührt zu der 1/2 Stunde entfernten uns schon bekannten Abtei Corvey. Dort be- sehen wir uns den großen Saal der Abtei mit seinen Fresken ans der biblischen Geschichte und den Kaiserbildern, die fünfzehn Bib- liothekssäle, die zwar nicht mit der alten Klosterbücherei gefüllt sind, die ins Provinzialarchiv und nach Berlin überführt wurden, wohl aber mit Mahagoni-Schränken, die viele 1000 Bände enthalten, die aus den letzten 2 Jahrhunderten stammen und vom Landgrafen Hessen-Rotenburg gestiftet sind. Verwalter dieser Bibliothek war
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