Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— \6? —
und würde Mariä Geburt noch Korn geschnitten. Der Sommerbau mürbe 9ar nicht zeitig und bis Michaeli hat man noch gar keine weichen Beeren in den Weinbergen gefunben. Bis 2\. November ftanb noch viel Hafer-auf Bausen und nicht geschnittener in Menge auf den Fluren. Wicken und Erbsen stanben noch großenteils, weil selbe noch nicht zeitig waren, und waren bis 2). November ganz mit Schnee bebecft. Kein einziger wein* träubel ist zeitig geworben, wer gelesen hat, der mußte die Trauben mit ■dem Stoßmesser zusammenstoßen und niemanb wußte, was er bamit anfangen sollte. Diele Weinberge würden gar nicht gelesen. Die £tute fuhren das nasse (Setreibe nach Hause und börrten es mühsam in den Backöfen."
Schon im Juli *8*6 liefen aus allen Gegenben des Untermainkreises Notberichte ein, die sich häuften, als das nasse Wetter die (Setreibeernte weit verzögerte, wieberhoit wirb in den Aufzeichnungen betont, daß die (Ernte des Jahres ^5 schon eine geringe gewesen sei, die (Ernte des Jahres \8\6 erreichte nicht 4/7 einer Normalernte. Die preise stiegen rasch. Der Scheffel Korn ftanb (Ende Juli auf \8 fl., kostete im Oktober schon 32 fl. und erreichte im Februar *8*7 den hohen Satz von 40 fl., bei Weizen finb die entsprechend Beträge 24 fl., 52 fl. und 42% fl. vergleichsweise feien die (Erlöse bei Versteigerung einer Korngilt aus mehreren Jahren hier angeführt (Malterpreis):
\8\\: 8 fl., \8\2: u fl., \8\5: 9 fl. (Kriegsjahre!),
\8w 5 fl., \8\51 7 fl., 18\6: 2\fl. sfr. (Notjahr!),
8 fl. 1^0 kr., ^8^8: 6 fl. ^5 fr., ^8^9: 4 fl. 30 kr.
(Ein Wohlfahrtskomitee am Regierungssitze suchte Abwehrmaßregeln gegen die Teuerung und die brohenbe Hungersnot zu ergreifen. Schon im Oktober regte es die Derwcnbung der Früchte des Mehl- und des (Elz-beerbaumes zum Brotbacken an. (Eine Umfrage bei den Forstämtern ergab
jeboch die übereinstimmenben Melbungen, daß die Früchte biefer Bäume
gänzlich mißraten seien. Anbere Vorschläge zur Beimischung der verschiedenartigsten Stoffe zum Brotteig konnten ebenfalls nicht zur Ausführung gebracht werben.
Doch würde Brot aus einem Drittcil Mehl und zwei Dritteilen Kartoffeln hergestellt. Um den verbrauch etwas einzuschränken, empfahl man den Genuß nur trockenen Brotes, befonbers des Gerstenbrotes.
„Trocken Brot macht die Wangen rot,
Feuchtes Brot bringt frühen Tod."
Die Bierbrauer sollten den leiblich gut geratenen Hafer zur Bereitung von Bier benutzen um die Gerstenvorräte zu schonen.
Die (Setreibeausfuhr würde verboten, der wachbienst an den Grenzen bebeutenb verschärft. Im März i_8u,7 bewilligte König Max die Zehntbefreiung vom Anbau des (Setreibes und der Kartoffeln auf Brachflur. Die Aussaat von weißen Rüben zum raschen Nahrungsersatz würde bringenb «angeraten.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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— 69 —
b) Wie Schloß F rauenberg ober Würzburg gegen die Bauern gerüstet ward.
Da man nicht wußte, was man sich von den Bauer?: und von den Bürgern der Hauptstadt zu versehen hatte, wurde Schloß Frauenberg nach bestem Können besetzt und mit Nahrung versehen. Vor allem ließ sich Herr Sebastian von Hotenhan, des Bischofs Hofmeister, die Rüstung des Schlosses angelegen sein. (Er ließ die Bäume im Lustgarten vor dem Frauenberg umhauen und die Mauern am äußeren Graben der (Erde gleich ziehen, damit sich fein Mann dahinter verbergen sonnte. Im Schloßgraben wurden starfe Zäune aufgerichtet. Um das ganze Schloß zog man einen hohen, lichten Zaun. Zwinger, Tore, Türme und Wehre wurden ausgebessert und viele Löcher in Türme und Mauern gebrochen, damit man die Büchsen hindurchstecken und gegen den Feind gebrauchen sonnte. Der Hofmeister ließ auch bei rechter Zeit Wasser, Wein, Holz, Kohlen, Mehl, Speck, (Eier, Butter, Dürrfleisch und anderes in großer Menge zuführen. (Er verlangte von der Stadt, von den Stiftern und Klöstern Leute zur Besatzung, Barbiere und Zimmerleute. (Er ließ eine Ziehmühle machen, damit der Besatzung das Mehl nicht ausginge, und eine Pulver-mühle um Pulver aus Kohlen, Schwefel und Salpeter zu mahlen. Die Pferde der Grafen, Herren, Ritter und Knechte wurden an fremden Orten untergebracht. Die Besatzungen zu Rotenfels, Karlburg, Hohem-burg und Werneck besamen den Befehl, sich auf den Frauenberg zu begeben und die dortige Mannschaft zu verstärfen.
Als Bischof Konrad das Schloß verlassen hatte, forderte der oberste Hauptmann, Dompropst Mars graf Friedrich von Brandenburg, alle Leute zusammen und gab ihnen zu verstehen, daß man das Schloß zutun und sich schicken und richten wolle, die Bauern aufzuhalten, wenn sie vor das Schloß zögen. Wer nicht Lust hätte, in der Besatzung zu bleiben, der möge abtreten. Aber fein Mann ging hinweg, sondern es erboten sich alle, bei ihrem Hauptmann das Beste zu tun, bei ihm zu sterben und zu genesen. Sodann ward ihnen der (Eid vorgelesen. Den schwuren sie alle.
Hernach wurde die Ordnung gemacht, die eingehalten werden mußte, die Wache gut bestellt und von jetzt an alle Vorsicht geübt.
c) Die Bauern im Odenwald.
Schon am 8. April fing man in Amorbach und Miltenberg an sich zu rüsten, Büchsensteine zu gießen und pulver zu machen. Um Lätare in der Fasten schlossen sich mehrere Bauern in Ballenberg an den Wirt (Seorg Metzler an. Sie bewaffneten sich und machten den Georg Metzler zu ihrem obersten Hauptmann. Drohend, alle jene, die sich an sie anzu-schließen weigern würden, mit bewaffneter Hand heimzusuchen, zogen sie nach Mergentheim, nahmen Lauda ein und verbrannten das Schloß.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Schloß_Frauenberg Sebastian_von_Hotenhan Bischofs_Hofmeister Konrad_das_Schloß Konrad Friedrich_von_Brandenburg Friedrich Georg_Metzler
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— ^87
Tot . .
Verwundet
8 Offiziere, 4 Unter off 3., 32 Mann
8 „ 27 „ 279 „
Vermißt........................—
Gestorben an Rrankbeiteri —
Vergeht der teuren Toten nicht!
18. Weihnachten vor Paris.
portt=2lmony, 25. Dezember. Gestern abend haben wir festlich und vergnügt Weihnachten gefeiert, wir kamen um 728 Uhr von Vorposten hierher; ich hatte schon feit einigen Tagen Blumen und Zieraten für den Christbaumschmuck gesammelt und einen Baum besorgen lassen, den wir dann nach der Heimkunft gemeinschaftlich herrichteten. B. hatte viel Zuckerzeug und Figuren geschickt bekommen, Apfel waren von den Marketendern gekauft, die Lichter lieferte mein Wachsstock und so gelang ■es uns, den Baum so reich und ftrahlenb auszustatten, als nur zu Hause einer aussehen mag. Leutnant F., ein Freunb unseres Hauptmanns, hatte Arak und Zucker nebst einem Schinken geliefert und so machten wir nach einem solennen Nachtmahl einen famosen Punsch aus Rotwein, Tee und Arak. Lin aus Bourg la reine mitgenommener roter Vorhang als Tischbecke, golbgeränberte Teller und feine Tassen zum Punsch gaben nebst sehr vielen Lichtern auf dem Tische ein äußerst feierliches Aussehen. Unsere erste Tasse würde im Strahl des Christbaumes auf unsere Familien und Freunbe in der Heimat geleert. Ls war vielleicht die merkwürdigste Weihnachten meines Lebens. Seit brei Tagen haben wir strenge Kälte und auch in unseren Wohnungen bavon zu leiben. Die Kantine erwärmen die Zimmer fast nicht und wir fitzen gegenwärtig alle vier in den Mänteln und die Mützen auf dem Kopf um den an den Kamin gerückten Tisch, so auf der einen Seite bratend, auf der anderen frierend. Gegenwärtig eine Nacht in den Laufgräben — brrr! Die Franzosen fahren fort, ihre unschädlichen Granaten zu werfen, auch nach Bourg la reine, und auch heute hört man von Zeit zu Zeit das dumpfe Dröhnen. Gestern schickten sie auch eine in den Garten des Hauses, in welchem mein Zug und ich lagen, wo sie einige unvorsichtig sich zeigende Soldaten bemerkt hatten, aber ohne (Erfolg. Das )ahr 70 geht zu Lnde und die darin errungenen Lorbeeren der deutschen Heere müssen, wie es scheint, noch durch neue Blutströme befestigt werden. Das neue )ahr aber steigt aus biefen ftrahlenb und groß für das Deutsche Reich empor, wir Soldaten freuen uns mit dem üatertanb über den herrlichen Umschwung der Dinge, würbig der großen Dpfer!
2tntony, \2. Januar. Am 6. nachmittags machten wir, mit dem Tubus bewaffnet, einen Spaziergang; auf jedem Aussicht gewährenden Punkte standen Massen von Soldaten und freuten sich der Beschießung. Am 7. zogen wir in ziemlichem Schmutz auf äußerste Vorposten in unsere so sehr beliebten Gärten; ich kam mit meinem Zug über Nacht hinunter in den Laufgraben an der Bievre. Die Mannschaft ist dabei die ganze Nacht im Freien. )mmer drei bis vier Mann stehen beisammen, von der nächsten Gruppe \o— 5 Schritte entfernt; davor steht eine Mache,
19, Vor Paris (1871).
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Paris Arak Bourg Christbaumes Bourg Paris
35
25. Von den Genußmitteln. 26. Vom Kochen.
zu nennen: Essig, Senf, die verschiedenen Suppengewürze, Kümmel,
Fenchel, Zitrone. Die übrigen sind ziemlich entbehrlich.
Eine gute Nahrung kann und muß in der verschiedensten Weise zu-
sammengesetzt werden. Ein und dasselbe Gericht längere Zeit ausschließlich
genossen, wird schließlich zum Ekel. Auch können von gewissen Nahrungs-
stoffen nur beschränkte Mengen verdaut werden, z. B. von Stärke höchstens
500 g. Dies gilt daher auch von den stürkereichen pflanzlichen Nahrungs-
mitteln, die sonst wohl eine genügende Nahrung bieten könnten, z. B.
von Hülsenfrüchten, vom Getreide. Um die nötige Abwechslung zu
schaffen, sollen tierische Nahrungsmittel mit benützt werden.
25. Won den Henußmitlekn.
Der Mensch nimmt außer der eigentlichen Nahrung noch Stoffe zu
sich, deren Nährstoffgehalt im Verhältnis zum Preise nicht inbetracht
kommt: Kaffee, Thee, Wein, Bier. Man bezeichnet diese Stoffe als
Genuß mittel. Sie können dem Körper nicht wie die Nährstoffe
Spannkraft liefern; aber sie erleichtern, in mäßiger Menge genossen,
die Überführung der Spannkräfte in Arbeit. Wenn wir den Menschen
mit einer Maschine vergleichen, so entsprechen die Nährstoffe dem Brenn-
material, welches die Spannkraft des Dampfes und dadurch die Be-
wegung erzeugt, die Genußmittel dem Öl, welches die Beweglichkeit der
Maschinenteile vermehrt, gleich dem Öl nicht zu entbehren, aber nicht
imstande, die Nährstoffe zu ersetzen.
Das Bier enthält allerdings eine nicht unbeträchtliche Menge
Kohlehydrate, P21 soviel wie eine Semmel. Aber es ist zu teuer, als
daß das Bier in die Reihe der Nahrungsmittel gezählt werden könnte.
Ein übermäßiger Biergenuß beeinträchtigt die Ernährung in hohem Grade,
weil er die Geldmittel zur Beschaffung von Nahrungsmitteln verkürzt.
Aber immerhin vermag ein ermüdeter Arbeiter durch ein Glas Bier seine
Leistungsfähigkeit vorübergehend wieder herzustellen.
(Nach Dr. Böhm u. Dr. Ranke.)
26. Wom Kochen.
Unter den verschiedenen Lebensgenüssen, welche sich der Scharfsinn
des Menschen zu bereiten weiß, steht eine gute Mahlzeit gewöhnlich
obenan. Schon das Zartgefühl muß die Versorgerin der Küche antreiben,
daraus bedacht zu sein, daß es dem lieben Vater, dem thätigen Bruder
oder Gatten, wenn sie sich zu Tische setzen, „recht schmecken" möge; es
kommt dies auch der ganzen Hauswirtschaft zugute, indem die Männer,
einer gediegenen häuslichen Küche gewiß, nicht verleitet werden, sich in
Gasthäusern zu verschaffen, was sie zuhause entbehren müssen.
3«
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
32
23. Nahrungsmittel aus dem Tierreiche
Die Ernährungslehre ist besonders wichtig für Kranke und Arme.
Der Wohlhabende, welcher mit gesunden Verdauungswerkzeugen ausge-
rüstet ist, vermag aus den verschiedenen, ihm nach Belieben zur Ver-
fügung stehenden Nahrungsmitteln das Notwendige und Zuträgliche auf-
zunehmen, zumal ein geringer Überschuß an dem einen oder anderen
Nährstoffe nichts schadet. Der Arme, welcher nur billige Nahrungsmittel
beschaffen kann, und der Kranke, welcher seinen Verdaunngsorganen nur
geringe Anforderungen stellen darf, müssen in der Lage sein, das Not-
wendige und Nützliche von dem Wertlosen zu unterscheiden. Diese
Unterscheidung richtig zu treffen, ist eine der Hauptpflichten einer ge-
wissenhaften Hausfrau, welcher das Wohl der Ihrigen, sowie der gedeih-
liche Bestand ihres Haushaltes am Herzen liegt. *)
23. Waijrungsmittet aus dem Tierreiche.
Eines der wertvollsten Nahrungsmittel ist das Fleisch. Der Wert
desselben besteht in seinem Gehalt an leicht verdaulichem Eiweiß. Be-
züglich der Verdaulichkeit verhalten sich die verschiedenen Fleischsorten für
den vollkommen gesunden Menschen gleich. Die Größe des Eiweiß-
gehaltes ist verschieden. Das Fleisch gemästeter Tiere enthält etwas weniger
Eiweiß, wie das magerer Tiere, ersteres außerdem viel Fett und wenig
Wasser, letzteres wenig Fett und viel Wasser. Mastochsenfleisch wird
wegen seiner beträchtlichen Menge an Fett mit Recht teurer bezahlt, als
mageres Rindfleisch.
Ferner ist das Fleisch junger Tiere (Kälber, Lämmer, Kitzen u. s. w.)
wasserreicher, daher eiweißürmer und weniger wert, wie das von Tieren
mittleren Alters.
Das Fleisch der verschiedenen Tierarten ist ziemlich gleichartig. Nur
das Fleisch der Fische zeichnet sich durch einen größeren Wassergehalt aus.
Für die Zubereitung des Fleisches ist es wichtig, zu wissen,
daß dessen Eiweiß im kalten Wasser zum Teil löslich ist, in heißem
Wasser aber gerinnt und unlöslich wird. Von den übrigen Bestand-
teilen des Fleisches sind die leimgebenden Stoffe in kochendem Wasser
löslich, die Fleischsalze zum Teil auch in kaltem Wasser. Das Fett
schmilzt im heißen Wasser zum Teil.
Beim Braten des Fleisches wird dessen Eiweiß zum Gerinnen ge-
bracht: die sehnigen Stoffe werden in Leim abgeführt, ohne daß eine
wesentliche Abgabe von Stoffen an Wasser stattsindet. An der Ober-
*) Wertvolle Anhaltspunkte für die Zusammensetzung der täglichen Nahrung
bietet das Werk: „Wie nährt man sich gut und billig?" Preis 1 Mk.
23. Nahrungsmittel aus dem Tierreiche. Zz
fläche des Fleisches entstehen Zersetzungsprodukte von angenehmem Geruch
und Geschmack.
Abgesehen von dem geringen Verlust an Eiweiß, welchen das Fleisch
durch das Abschäumen erleidet, wenn es zuerst in kaltes Wasser gebracht
wird, ist es ziemlich gleich, ob wir dasselbe gekocht oder gebraten genießen,
vorausgesetzt, daß wir auch die Suppe erhalten, welche unserer Fleisch-
portion entspricht. Das Sieden des Fleisches bietet mehrere Vorteile.
Zum Braten eignen sich nur bessere Fleischsorten; geringere werden da-
durch nicht weich genug. Dann erfordert das Kochen weniger Arbeit
und Sorgfalt. Weiter läßt sich die Suppe sehr gut verwerten, um
andere Nahrungsmittel: Brot, Teig, Gries, Reis, Gerste u. dgl. als
wohlschmeckendes Gericht dem Körper zuzuführen. Die Fleischsnppe er-
leichtert durch ihren Salzgehalt wesentlich die Verdauung.
Die Veränderung, welche das Fleisch beim Einpökeln und
Räuchern erleidet, besteht hauptsächlich in einer Verminderung des
Wassergehalts.
Eine Reihe von anderen tierischen Nahrungsmitteln verhält sich
ebenso wie das Fleisch, so die Leber, das sogen. Bries, die Lunge. Die
Eiweißstoffe des Gehirns sind schwer verdaulich.
Die Hühnereier sind ebenso leicht verdaulich wie das Fleisch,
und es besitzt ein Hühnerei im Durchschnitt denselben Wert wie 40 g
fettes Ochseufleisch, welche ca. 7—8 Pf. kosten, den Preis von fast zwei
Eiern. Die Eier sind also ein gutes und verhältnismäßig billiges
Nahrungsmittel, und es ist nicht klug, wenn Hausfrauen sich jedes an
einem Gericht ersparte Ei als Verdienst anrechnen.
Das wertvollste Nahrungsmittel ist vielleicht die Milch. Für das
erste Kindesalter ist sie die zuträglichste Nahrung und ihrer Zusammen-
setzung nach hiezu vollkommen geeignet, weil das Kind zun: Wachstum
mehr Eiweiß braucht, als der Erwachsene. Für die Erwachsenen ist die
Milch allein keine Nahrung, weil sie im Verhältnis zu ihrem Eiweiß-
gehalt zu wenig Kohlehydrate enthält. Es ist daher sehr zweckmäßig,
die Milch mit Mehl zu verschiedenen Speisen zu verarbeiten oder mit Brot
als Milchsuppe zu genießen.
Die entrahmte Milch ist ein eiweißreiches und äußerst billiges
Nahrungsmittel, welches viel zu wenig benützt wird. Dasselbe gilt von
der daraus bereiteten Käse. Der Rahm liefert die Butter und die
Buttermilch. Letztere gleicht in ihrem Nährwert der Magermilch. Die
Butter stellt das leichtverdaulichste, wohlschmeckendste, aber auch teuerste
unserer gewöhnlichen Nahrungsfette dar.
Lesebuch für weibliche Fortbildungsschulen.
3
90
58. Die Baumwolle.
58. Die Baumwolle.
Die Baumwollenpflanze gehört zu den Malvengewächsen.
Sie findet sich bald als Kraut, bald als Strauch, in Arabien und
Ägypten sogar als Baum. Sie hat drei- bis fünflappige Blätter
und ziemlich grosse, gewöhnlich gelbe, fünfblätterige Blumen,
welche einzeln in den Blattwinkein stehen. Die Frucht ist drei-
bis fünffächerig, einem grossen Mohnkopfe ähnlich, springt bei
der Reife in mehrere Klappen auf und enthält mehrere Samen-
körner, die in eine lange, dichte, weifse, nach dem Aufplatzen
hervorquellende Wolle gehüllt sind. Die Baumwolle wird in der
Türkei, in Griechenland, in Süditalien, Spanien, Ägypten, Indien
und China, ganz besonders aber im unteren Mississippithale ge-
wonnen. Hier ist der rechte Boden für die Pflanze, die ein
lockeres, leichtes, mit Sand gemischtes, schon angebautes Land
verlangt; hier ist auch das passende Klima, welches nicht zu
trocken sein darf, weil bei Mangel an Regen die Wolle kurz
bleibt. Die Kapseln müssen jeden Morgen, sobald sie aufzu-
springen beginnen, abgepflückt werden. Die aus den Kapseln
gewonnene Wolle wird entweder durch die Hand oder gewöhn-
lich durch eine Maschine von den Samen und Hülsen gereinigt
und hierauf in grosse Säcke verpackt, welche in einer Presse zu
gewaltigen, viereckigen Ballen zusammengedrückt und versandt
werden.
Wir sind in Manchester. Dieses Manchester, welches so viele
Wunder der industriellen Thätigkeit in sich schliefst, ist selbst
das grösste Wunder. Vor 150 Jahren noch ein kleiner, unan-
sehnlicher Ort, hat es sich jetzt zur ersten Fabrikstadt der Welt
aufgeschwungen und zählt gegen 400 000 Einwohner, mit den
ringsherum aufgeblühten Fabrikstädten, 20 an der Zahl, nahezu
1 Million. Den ersten Rang unter allen Industriezweigen Man-
chesters, wie Englands überhaupt, nimmt die Baumwollen-Industrie
ein. Noch vor 100 Jahren hatte die Welt keine Ahnung davon,
dass ein so unscheinbarer Gegenstand wie die Baumwolle zu einer
solchen Bedeutung erwachsen würde. Das Kapital, welches durch
die Baumwolle jährlich in Umlauf gesetzt wird, berechnet sich
auf 1000 Millionen Mark. Manchester allein verarbeitet täglich
über Iv2 Millionen Pfund, und mehr als 1000 Schiffe dienen
der Herbeischaffung des Rohmaterials aus Indien, China, Ägypten
und besonders aus Amerika. In England sind über 1 V2 Millionen
Menschen allein mit Verarbeitung der Baumwolle beschäftigt,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Blattwinkein Türkei Griechenland Süditalien Spanien Indien China Englands Indien China Amerika England
37. Ole und Harze.
57
Einigung durch vier Kessel ; dabei wird er fortwährend abge-
schäumt, welches Geschäft jahrelange Übung erfordern soll. Durch
nine eben so einfache als sinnreiche Vorrichtung hiesst aller Ab-
schaum in einen fünften Kessel, von dem aus er dann zu dem
übrigen Sirup geschüttet wird. Der gereinigte Zuckersaft aber
wird in thönerne Formen von der Gestalt der Zuckerhüte gefüllt,
wo er sich verdichtet; ist dies geschehen, so wird die obere Fläche
mit feuchtem Lehm bedeckt, und die nach unten gerichtete Spitze
•des Hutes gepffnet, so dass die Feuchtigkeit durchsickert und die
letzten unreinen Stoffe mitnimmt. Der Sirup hiesst nun durch
Rinnen von Palmrinde in ein grosses Gefäfs, ein wahres Meer
von Süfsigkeit, und wird etwa alle halbe Jahre an die Brannt-
weinbrennereien verkauft. In den Vereinigten Staaten dient diese
süsse, und, wie man sagt, gar nicht üble Speise zur Kost der
Sklaven und Gefangenen. Die Zuckerhüte werden aus der Form
herausgeschlagen, der Lehm abgelöst, die bessere obere Hälfte von
der unteren gelben, noch siruphaltigen getrennt und an der Sonne
getrocknet, worauf der Zucker in Kisten geschlagen und versandt
wird. Man nennt diesen durch Thon gereinigten, der vom andern
Rohrzucker durch seine hellere Farbe sich unterscheidet, Sucre
terre j (Thonzuckeij. (Karl Graf v. Görz, Geogr. Charakterb. v. Grube.)
37. Hke und Karze.
Aus den Samen oder den Früchten mancher Pflanzen gewinnen wir eine
fette Flüssigkeit, nämlich O l. Die wichtigsten einheimischen Ölpflanzen sind
Reps und Lein. Der Same des ersteren gibt das Repsöl; aus dem gelblich-
braunen Samen des Leines, welch letzterer allerdings vorzugsweise als Ge-
spinstpflanze angebaut wird, preßt man das Leinöl. Außerdem gewinnen
wir noch Ol aus den Mohn-, Rüb-, Hanfsamen re. Das reinste und süßeste
unter den Ölen aber ist das aus der Frucht des Olivenbaumes gepreßte Olivenöl,
welches wir hauptsächlich Baumöl nennen, obgleich es auch andere Baumöle
(Nuß-, Mandel-, Buchöle) gibt. Alle diese Öle sind sogenannte fette Öle;
sie fühlen sich schlüpfrig an, sind gewöhnlich gelb, bräunlich oder grünlich,
seltener ganz farblos, mehr oder weniger dickflüssig, besitzen einen schwachen
Geruch und Geschmack und sind spezifisch leichter als das Wasser. Die Folge
der letzteren Eigenschaft ist, daß sie ans dem Wasser schwimmen.
Eine vorzügliche Sorte Olivenöl ist das Proveneeröl aus der Provence
im südlichen Frankreich. Dieses Öl verwenden wir meistens zur Bereitung
von Salaten. Doch wird es nicht selten mit süßem, einheimischem Öle, be-
sonders mit Mohn- und Rüböl, vermischt. Ein solches verfälschtes Öl gibt
beim Schütteln viele Luftblasen und gerinnt erst bei 10 bis 15° R, während *)
*) spr. sück’r terré.
58
37. Öle und Harze.
das echte schon bei 4° unter dem Gefrierpunkt gerinnt. Die übrigen fetten
Ole dienen hauptsächlich zum Brennen in Lampen, zum Seifenfieden, zum
Einschmieren Pieler Maschinen, zum Geschmeidigmachen der Wolle, zum Malen,
zur Bereitung mancher Firnisse, als Hilfsmittel beim Schleifen und Polieren
und zu manch anderen Zwecken. Ist das Öl immer dem Einflüsse der Luft
ausgesetzt, so zersetzt es sich nicht selten; es wird dann übelriechend, bitterlich-
scharf (ranzig). Daher empfiehlt es sich, das Ol unter Verschluß aufzubewahren.
Das ranzige Öl wird durch Zusatz von Obstsast oder Weingeist, oft auch von
geriebenem Zucker wieder verbessert. Doch bewähren sich diese Mittel nicht
immer. In neuerer Zeit ist es gelungen, das Öl von dem Schleime, der
eigentlich das Ranzigwerden verursacht, zu befreien und so zu läutern, daß
es selbst in offenen Gefäßen aufbewahrt werden kann, ohne zu verderben.
Eine andere Art Öle sind die flüchtigen oder ätherischen Öle. Sie
kommen hauptsächlich im Pflanzenreiche vor und erteilen meist den Blüten,
Früchten und anderen Pflanzenteilen ihren Geruch und Geschmack. Manche
Pflanzen enthalten in allen Teilen ein und dasselbe, flüchtige Ol; bei anderen
finden sich in verschiedenen Teilen verschiedene Öle; bei den meisten ist jedoch
die Blüte der Sitz des flüchtigen Öles. Gewöhnlich ist es in Zellen ein-
geschlossen, wodurch es vor raschem Verdunsten geschützt wird und weshalb
auch getrocknete Blumen ihren Wohlgeruch beibehalten.
Diese Ole zeichnen sich durch einen durchdringenden, teils höchst angenehmen,
teils widrigen Geruch, durch gewürzhaften, brennenden Geschmack und durch
Flüchtigkeit aus. Die bekanntesten derselben sind : Terpentinöl, Nelken-, Rosen-,
Rosmarin- und Pseffermünzöl, die durch Destillation der betreffenden Pflanzen-
teile mit Wasser gewonnen werden. Einige derselben, wie das Zitronenöl,
gewinnt man durch Auspressen der Schalen der Früchte. Verwendet werden
diese Ole vorzugsweise zu Parfümerien.
Das bekannteste und verbreitetste aller Öle ist das Petro leum, oft auch
Erd- oder Steinöl genannt. Als Beleuchtungsmittel hat es fast alle anderen
Öle verdrängt; ja selbst mit dem Gase versucht es den Wettkamps. Es ist
ein flüssiges, leicht entzündliches Öl von durchdringendem, jedoch nicht un-
angenehmem Gerüche, das an vielen Orten aus dem Erdboden hervorquillt.
Am häufigsten wurde es früher in Asien gefunden, wo man Brunnen grub,
in denen sich nach und nach das Öl sammelte, das man dann ausschöpfte.
Die ergiebigsten Erdölquellen aber fließen im Staate Pennsylvanien in Nord-
amerika. Von dort aus wird ganz Europa mit diesem nützlichen Lencht-
material versorgt. Dort hat man durch angestellte Bohrversuche nebst vielen
anderen auch eine fließende Quelle gefunden, die täglich etwa 1000 Faß Öl gab.
Durch die Unvorsichtigkeit eines Arbeiters, der die leichte Entzündlichkeit des
Öles nicht kannte, geriet der Brunnen und dessen nächste Umgebung plötzlich in
Brand, wobei viele Arbeiter ihr Leben einbüßten. Der Brunnen aber wurde
zum feurigen Strome, der erst, nachdem der Ölvorrat erschöpft war, zu
brennen aufhörte.
Das gereinigte (raffinierte) Petroleum, das wir in unseren Lampen brennen,
ist etwas weniger feuergefährlich. Doch ist große Vorsicht beim Anbrennen
59
---—- '
37. Cie und Harze.
und Auslöschen der Petroleumlampen anzuraten; insbesondere darf das Füllen
der Lampen niemals bei brennendem Lichte geschehen. Die Petroleumquellen
sind in der Regel in der Nähe der Steinkohlenlager, und es unterliegt wohl
keinem Zweifel, daß dieses Öl ans den Steinkohlen, aus denen durch Hitze
die öligen Bestandteile ansgetrieben wurden, entstanden ist.
Wenn die ätherischen Öle, die meist in Zellen eingeschlossen sind, diese
durchdringen oder durch eine andere Veranlassung hervorzutreten gezwungen
werden, so verbinden sie sich mit dem Sauerstoffe der Luft und verhärten.
Die dadurch entstandene Masse ist das Harz. Es fließt aus den meisten
Bäumen und findet sich auch in Zwischenräumen des Holzes. Viele dieser
Harze haben einen scharfen, würzigen Geruch, doch sind einige auch geruchlos;
in der Wärme sind sie schmelzbar, im Wasser unauflöslich; in ätherischen Ölen
jedoch lösen sie sich und geben die sogenannten Balsame, die als Heilmittel
oft sehr geschätzt sind. Das bekannteste der Harze ist das Fichtenharz, das
teils selbst aus den Fichten fließt, teils auch durch Einschnitte gewonnen wird.
Freilich leiden die Bäume dadurch vielfach Schaden und gehen nicht selten
zugrunde. Dieses Harz wird gereinigt und eingekocht und gibt daun das Pech,
welches in der Kälte spröde, bei einiger Erwärmung weich itub klebend ist.
Die Benützung desselben ist mannigfaltig; vorzüglich wird es zum Auspichen
der Fässer verwendet. Die übrigen Harze dienen zur Herstellung von Harz-
seisen, Firnissen und Kitten; auch finden sie in der Medizin Anwendung.
Der Bernstein ist auch ein Harz und stammt von vorweltlichen Nadelholz-
bäumen. Er findet sich besonders im norddeutschen Flachlande und wird teils
aus der Erde gegraben, teils durch das Meer aus Land geschwemmt. Ver-
wendet wird er hauptsächlich zu Schmucksachen, Perlen, Pfeifeuspitzen.
Der Gummi ist ein weit verbreiteter Pslanzenstoss, der sich vorzugs-
weise in der Rinde baumartiger Gewächse findet. Er ist durchsichtig oder
durchscheinend oder auch undurchsichtig, färb- und geschmacklos und löst sich
im Wasser. Mit Harz und ätherischen Ölen gemischt, tritt er in den Gummi-
harzen auf.
Am bekanntesten ist der arabische Gummi, der von Akazienarten herrührt
und aus Arabien, Ägypten, Nubien, Abessynien und anderen Gegenden
Afrikas bezogen wird. Er löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in Wasser
und gibt eine klebrige Flüssigkeit. Er wird als Bindemittel und zu Firnissen re.
verwendet.
Der Kautschuk (Federharz, Gummi elasticum) findet sich in den Milch-
säften tropischer Pflanzen, besonders des Federharzbaumes in Südamerika,
aus dem er durch Einschnitte gewonnen wird. Man benutzt denselben zu
Kämmen, Schirmgriffen, Stockknöpfeu, Blasinstrumenten, Möbelbekleidungen,
zu wasserdichten Gefäßen, zu Flaschen für Aufbewahrung des Äthers, zu
Buchdruckerwalzen, Gasleitungsröhren, Spritzenschläuchen, Puffern an Eisen-
bahnwägen rc.
Die Guttapercha oder der plastische Gummi kommt vom Guttapercha-
baum, der hauptsächlich auf den Inseln und Halbinseln des indischen Archipels
vorkommt. Sie dient als Ersatz für Leder, Pappe, Papiermache, Holz,