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1. Unser Vogtland - S. 141

1899 - Leipzig : Dürr
— 141 — Von Polen her im Nebelgrauen rücken zehn Grenadiere in das Preußenland mit düst'rem Schweigen, gramnmwölkten Blicken; ein „Wer da?" schallt; sie stehen festgebannt, und eiuer spricht: „Vom Vaterland getrennt Die letzten Zehn vom vierten Regiment!" 8. A n d r e a s H o s e r. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war, in Mantua zum Tode führt ihn der Feinde Schar; es blutete der Brüder Herz, * ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz Mit ihm das Land Tyrol. Die Hände auf dem Rückeu, Andreas Hofer ging mit ruhig festen Schritten, ihm schien der Tod gering; der Tod, den er so manchesmal vom Jselberg geschickt ins Thal im heil'gen Land Tyrol. Doch als aus Kerkergitteru im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Händ' er strecken sah, da rief er aus: „Gott sei mit Euch, mit dem verratnen deutschen Reich und mit dem Land Tyrol!" Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Thor; — Andreas noch in Banden frei, dort stand er fest ans der Bastei, der Mann vom Land Tyrol. Dort soll er niederknien, er sprach: „Das thu' ich uit! Will sterben, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt, sowie ich steh auf dieser Schanz'; es leb' meiu guter Kaiser Franz, mit ihm sein Land Tyrol!"

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 318

1913 - Leipzig : Hahn
318 Wir schwören, daß kein Vater nach dem Sohne s«ll fragen und nach seinem Weib kein Gatte, kein Krieger fragen soll nach seinem Lohne, Noch heimgchn, eh' der Krieg, der Nimmersatte, ihn selbst entläßt mit einer blut'gen Krone, daß man ihn heile oder ihn bestatte. 137. Andreas Hofer. Zu Mantua in Banden der treue Hofer war; in Mantua zum Tode führt ihn der Feinde Schar. Es blutete der Brüder Herz; ganz Deutschland, ach! in Schmach und Schmerz, mit ihm das Land Tirol. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging mit ruhig festen Schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg geschickt ins Tal im heil'gen Land Tirol. Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Händ' er strecken sah, da rief er laut: „Gott sei mit euch, mit dem verratenen deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlegel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Tor; — Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol. Dort sollt' er niederknieen; er sprach: „Das tu' ich nit; will sterben, wie ich stehe, will sterben, wie ich stritt, so wie ich steh' auf dieser Schanz' I Es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm das Land Tirol!" Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal; Andreas Hofer betet allhier zum letztenmal; dann ruft er: „Nun, so trefft mich recht; gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Land Tirol I" I. Mosen. 138. Zwei Briefe Theodor Körners aus dem Jahre 1813. 1. An feine» Water. Wien, am 10. März 1813. Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vor- haben, das jetzt zur Reife gediehen ist. Deutschland steht auf; der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügel- schläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Frei- heit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — laß mich ihr würdiger Jünger sein! Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Nenn's nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen lassen; jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 276

1913 - Leipzig : Hahn
276 Ii. Von jeher war Treue gegen seine Fürsten des sächsischen Volkes schönster Schmuck. Auch Herzog Moritz hat sie erfahren. Im Jahre 1542 zog er mit den Truppen Kaiser Karls V. gegen die Türken, die damals das Deutsche Reich bedrohten. Auf diesem Kriegs- zuge wurde die Stadt Pest belagert. Um die Belagerer zu vertreiben, machten die Türken einen Ausfall. Herzog Moritz, der zu heftig angriff, geriet unter einen Türkenhaufen. Unglücklicherweise riß der Sattelgun seines Rosses, und der Herzog stürzte zur Erde. Nun schwebte er in höchster Gefahr; denn alsbald fielen die Türken über ihn her. Da opferte sein treuer Diener Sebastian von Reibisch, der ihm allein gefolgt war, für ihn sein Leben. Er erstach einen Türken und wehrte alle Hiebe von seinem Herrn ab, bis Hilfe herbeikam, die den Herzog aus seiner gefährlichen Lage befreite. Aus zahlreichen Wunden blutend, gab der treue Diener seinen Geist auf Sein Name aber ist bis auf den heutigen Tag unvergessen geblieben. Lesebuch für Realschulen. 124. Wie in Sachsen ein Gesetz entsteht. Das Jahr 1873 war für das sächsische Schulwesen von ganz be- sonderer Bedeutung. Am 26. April dieses Jahres erschien ein Gesetz, das nicht nur für die Volksschulen des ganzen Landes grundlegende neue Be- stimmungen brachte, sondern auch die Einrichtung von Fortbildungsschulen für die männliche Jugend in Stadt und Land forderte. Auf Grund dieses Gesetzes ist jeder junge Mann verpflichtet, nach seinem Austritte aus der Volksschule noch drei Jahre lang in eine Fort- bildungsschule zu gehen, wenn nicht durch den Besuch einer Handels- oder Gewerbeschule, einer Realschule, eines Seminars oder eines Gymnasiums für seine Weiterbildung gesorgt wird. Wie ist dieses Gesetz zustande gekommen? Schon in früheren Jahren hatten sich hie und da Stimmen im Lande erhoben, eine achtjährige Schulzeit genüge nicht, um den Knaben aus- reichend für das Erwerbsleben vorzubilden. Wie rasch sei das meiste des in der Schule Gelernten wieder vergessen! Wie sehr tue es dem Jüng- linge not, daß er sich geistig noch weiter vervollkommne, damit er seine Stellung im Leben — er sei, was er sei — ganz auszufüllen vermöge! Und noch auf andere Umstände wurde hingewiesen, die es dringend wünschenswert erscheinen ließen, daß der Vierzehnjährige der Schulzuchi noch unterstellt bleibe. Mit dem Dahinschwinden der „guten alten Zeit" und dem Überhandnehmen der Großbetriebe war das frühere, ge- mütlich - patriarchalische Verhältnis zwischen Meister und Lehrling mehr und mehr geschwunden. Der Meister konnte die wachsende Zahl seiner Ar- beitskräfte oft kaum übersehen, wieviel weniger beherbergen, beköstigen und für das Wohl jedes einzelnen Sorge tragen. So verlor er auch bald die Lehrlinge ganz aus dem Auge, und wie mancher von ihnen mochte nach einem ermunternden Worte lechzen, wie manchem hätte eine ernste Mahnung, ein wohlgemeinter Rat zur rechten Zeit üble Erfahrungen erspart!

4. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 170

1892 - Leipzig : Voigtländer
170 Königreich Preußen. Provinz Hessen-Nassau. [4 Ii. Sie (Faurenburg-Massauischen Grafen bis 1255. Um 970 wird urkundlich ein Gras Drutwin von Lauren-burg genannt, den wir wohl als den Ahnherrn der Laurenburg-Nassauischen Grasen anzusehen haben. Ihm gehörte auch die Herrschaft Lipporn. Seine Nachkommen sind die Brüder Dudo (Udo) und Drutwin 1093—1124. Sie erbauten 1100 die Burg Nassau an der Lahn. (Der Name curtis Nassowa — Hofgut Nassau findet sich schon 915 in einer Schenkungsurkunde König Konrads). Da aber der Bischof von Worms Eigentümer des Bodens zu sein behauptete, auf welchem die Burg erbaut war, so erhob sich zwischen ihm und den Laurenburger Grafen ein Streit, der 1159 in der Weise beigelegt wurde, daß sich der Trierer Erzbischof Hillin von Worms Nassau abtreten ließ und damit die Laurenburger Grafen belehnte, welche sich hinfort Grafen von Nassau nannten. Drutwins Söhne waren Ruprecht I. (t 1152) und Arnold I. (f 1148). Ruprecht wurde der Stammvater aller späteren nassauischen Fürsten. — Auf Ruprecht I. folgte sein Sohn Walram I. (regierte 1191—1198; unter ihm kam 1195 Weil-burg an Nassau) und auf diesen Heinrich Ii. der Reiche, der, nachdem sein Bruder Ruprecht 1230 in den deutschen Orden getreten war, bis 1247 allein regierte. Von da regierten Heinrichs des Reichen Söhne Walram Ii. und Otto I. gemeinsam, bis sie 1255 ihren Besitz teilten. 1. Heinrich I., Ruprecht Ii. der Streitbare und Walram I. — Das Ansehen des Hauses Nassau wird im 12. Jahrhundert wesentlich erhöht durch Heinrich I., Ruprecht Ii. den Streitbaren und Walram I. — Die beiden ersten begleiten Friedrich Barbarossa auf seinen italienischen Zügen. — Als Friedrich Barbarossa feinen Kreuzzug antrat, vereinbarte er mit dem griechischen Kaiser Isaak Angelus, daß dieser das Kreuzheer unbehelligt durch fein Reich ziehen und ihm den Lebensbedarf liefern solle. Abgesandte des deutschen Kaisers sollten mit ihrem Leben für das Wohlverhalten des Kreuzheeres haften. Von den fünf Gesandten waren drei die Grafen Ruprecht, Walram und Heinrich von Diez. Aber sie wurden von dem wortbrüchigen Isaak Angelus in Konstantinopel gefangen genommen und im Gefängnis dem Hunger preisgegeben. — Indes kam Friedrich Barbarossa bis nach Philippopel und schüchterte Isaak derart ein, daß er die Gesandten freiließ. Das Heer kam, nachdem der deutsche Kaiser im Calycadnus sein Leben eingebüßt hatte, vor Akkon an, welches von den Deutschen, Engländern und Franzosen erobert wurde. Im deutschen Lager vor Akkon wurde

5. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 292

1892 - Leipzig : Voigtländer
292 Königreich Württemberg. [8 er trotz seiner Fehler noch viele Anhänger, besonders unter dem Landvolke. Die österreichische Herrschaft dagegen war verhaßt und wurde noch verhaßter, als der Kaiser den Versuch machte, das Land ganz an sein Haus zu bringen, während Ulrich doch einen Sohn hatte. Ulrich fand Hülfe bei dem thatkräftigen Landgrafen Philipp von Hessen, der mit einem Heer von 20 000 Mann herbeizog. Bei Lauffen kam es zur Schlacht mit den Österreichern; sie wurden geschlagen, und zwei Tage später zog Ulrich wieder in Stuttgart ein (1534). Durch die in der Verbannung gemachten Erfahrungen war er ein anderer geworden; auch das Volk war erfreut, nach der verhaßten österreichischen Regierung seinen angestammten Fürsten wieder zu haben. Der Kaiser aber und sein Bruder Ferdinand fügten sich in das Geschehene. Das erste, was Ulrich in seinem wiedergewonnenen Lande that, war, daß er durch Erhard Schnepf und Ambrosius Blarer die Reformation einführen ließ. Klöster und andere geistliche Stiftungen wurden aufgehoben, der Ertrag der Güter vom Herzog zum Teil zu nichtkirchlichen Zwecken verwendet. Als dann im Jahre 1546 der schmalkaldifche Krieg ausbrach, mußte Ulrich nochmals für kurze Zeit das Land verlassen; er floh aus die neuerworbene Festung Hohentwiel, konnte aber bald wieder zurückkehren und beschloß 1550 sein vielbewegtes, stürmisches Leben zu Tübingen. Auf Ulrich folgte sein Sohn 2. Christoph (1550—1568), neben Eberhard im Bart einer der trefflichsten Regenten unseres Landes, ausgestattet mit den besten Eigenschaften des Geistes und des Herzens. In seiner Jugend wurde er vom Schicksal in eine harte Schule genommen, in welcher der Grund zu seiner späteren Tüchtigkeit gelegt wurde. Kaum ein halbes Jahr alt, floh feine Mutter, ihn mit einer Schwester zurücklassend ; irt feinem vierten Jahre wurde fein Vater vertrieben, — und er geriet in die Hände von dessen Feinden. So kam er unter die Vormundschaft des Kaisers, der ihn seinem Bruder Ferdinand übergab. An dessen Hos erhielt er zu Innsbruck eine sorgfältige, gelehrte Erziehung. Besonders segensreich für seine innere Entwicklung war sein treuer Lehrer Michael Tiffernus, dem er zeitlebens dankbar ergeben blieb. Später durfte er den Kaiser aus seinen weiten Reisen begleiten und lernte Land und Leute kennen. Als er aber erfuhr, daß man ihn, dessen Ansprüche auf Württemberg man fürchtete, in Spanien zum Geistlichen machen wolle, floh er mit Hülse seines treuen Erziehers. Er forderte nun den Kaiser öffentlich auf, das Land feinem Vater zurückzugeben. Trotzdem wurde er von feinem Vater, als dieser wieder irt den Besitz Württembergs gelangt war, mit Abneigung und Mißtrauen behandelt. Er mußte in französische Kriegsdienste treten, und erst nach acht Jahren durfte er zurückkehren. Er vermählte sich nun auf

6. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 448

1892 - Leipzig : Voigtländer
448 Reichsland Elsaß-Lothringen. j^ß 7. Das Elsaß und die Hohenstaufen (1138—1254). Die ruhmvollste und glücklichste Zeit des Elsasses war die der Hohenstaufen. Schon als dieses Geschlecht nur die Herzogswürde von Schwaben inne hatte, war es ein Wohlthäter des Landes. So hatte der Vater Friedrich des Rotbarts die Stadt Hagenau und in deren Nähe die Abtei Walburg in dem jetzt so berühmten Hagenauer Forste gegründet. An den beiden Rhein-usern lagen zahlreiche Burgen der Hohenstaufen; da saßen jene heldenmütigen Ritter, mit denen die Kaiser ihre Schlachten in Italien, Sizilien und im Oriente gewannen. Ferner ging die Haupthandelsstraße aus Italien durch die oberrheinische Tiefebene. Daher blühten hier die Städte rasch aus, und diese Lande galten allgemein als der Kern und die Stärke des ganzen Reiches. Zehn*) freie Reichsstädte lagen später aus dem verhältnismäßig so kleinen Gebiete. Schon Friedrich der Rotbart hatte Hagenau die Reichsunmittelbarkeit gewährt (1164). Es wurde fein Lieblingsaufenthalt; hier erbaute er seinen prächtigen Kaiserpalast mit drei übereinanderliegenden, sehr feften Kapellen zur Aufbewahrung der Reich sin fignien, der bis zu feiner Zerstörung durch die Franzosen (1677) der Ruhm der Stadt war. Die bedeutendste Wohlthat erwies aber König Philipp, Friedrichs Sohn, dem Lande, indem er Straßburg die Reichsunmittelbarkeit gewährte und feine Bürger auf ihren Reifen unter feinen Schutz nahm. In dieser glücklichen Zeit, in welcher das Elsaß sich so recht in dem Glanze des Reiches sonnte, herrschte daselbst auch ein reges geistiges Leben. Schon im neunten Jahrhundert (um 870) hatte Dtsried, ein Mönch aus Weißenburg, das Leben des Heilandes in althochdeutscher Sprache besungen. Und jetzt, in der dichterreichen und lieberfrohen Hohenstaufenzeit, stehen Elsässer in den ersten Reihen der Dichter. Mit Friedrich dem Rotbart zog der Ritter Friedrich von Hausen, ein frischer Liederdichter, aus feiner elfäffifchen Heimat nach dem gelobten Lande. Dort ist er zur Trauer des ganzen Heeres gefallen. Aus Hagenau stammte Reimar der Alte, die „Hagenauer Nachtigall", der am Hofe der österreichischen Herzöge als Dichter in hohen Ehren stand. Heinrich der Glichesäre fang zuerst in deutscher Sprache feinen elfäffifchen Landsleuten die Ge- *) Diese Städte find: Mülhausen (seit 1500 zur Schweiz gehörig), Colmar, Münster, Türkheim, Kaisersberg, Schlettstadt, Obereheheim, Rosheim, Hagenau, Weißenburg, Landau. Dieselben standen unter einem kaiserlichen Landvogte, der in Hagenau seinen Sitz hatte. Straßburg, das mächtiger war als alle anderen zusammen, stand nicht unter diesem Landvogte.

7. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 196

1892 - Leipzig : Voigtländer
196 Königreich Preußen. [14 fürsten hatten am, Tage zuvor, am 19. Oktober, den Herzog Friedrich von Österreich gewählt. In dem Bürgerkriege, welcher nun entstand, hielt Balduin zum Könige Ludwig. Endlich entschied am 28. September 1322 die Schlacht bei Mühldorf (am Inn) für den Baiern. Obwohl Balduin in diesen acht Jahren besonders mit der Lage des Reiches beschäftigt schien, war er doch zugleich unaufhörlich thätig gewesen, die weltliche Macht seines Stifts zu vermehren. Er hatte Lehensmannen gewonnen, für bessere Verkehrswege gesorgt, die Landstraßen um Trier herstellen lassen und Brücken gebaut. In den folgenden Jahren hatte seine deutsche Gesinnung schwere Proben zu bestehen. Der Papst, welcher die Absicht hatte, Ludwig abzusetzen und Karl Iv. von Frankreich zum deutschen Kaiser zu erheben, exkommunizierte im Jahre 1324 Ludwig. Aber obwohl seine Verwandten sich auf die Seite des Papstes schlugen, blieb Balduin doch fest. Er gewann seinen Neffen Johann von Böhmen und arbeitete den Gegnern so geschickt entgegen, daß aus ihrem Plane nichts wurde. Den päpstlichen Bannfluch.verkündigte er in seinem Stifte gar nicht. — Ein enges Bündnis schloß Balduin im Jahre 1327 mit dem Erzbischof von Mainz, Matthias von Buche k. Er half dem Mainzer persönlich Gießen erobern, und dieser unterstützte ihn bei der Eroberung Boppards, das am 29. September 1327 nach einem heftigen Straßenkampfe genommen wurde. — Bald nachher geriet Balduin in Streit mit der Gräfin Lorette von Starkenburg, Witwe des Grafen Heinrich von Sponheim und Starkenburg. Dieselbe hielt durch einen Burgbau Balduins bei Birkenfeld ihre Interessen für geschädigt und nahm einen von seinen Mannen gefangen. Mit bewaffneter Hand zog der Erzbischof gegen Birkenfeld. Nun bot die Gräfin Waffenstillstand an; aber obwohl dieser bewilligt und abgeschlossen wurde, ließ sie, als Balduin die Mosel hinab nach Koblenz fuhr, Ende Mai 1328 mittelst einer Kette sein Schiff abfangen und ihn selbst aus die Starkenburg bringen. Trotz des Aufsehens, das die verräterische Handlungsweise der Gräfin machte, und trotz der Unterhandlungen, die von bedeutenden Personen geführt wurden, ließ sich die Gräfin nicht zu mildert Bedingungen herbei. Balduin mußte eine hohe Lösesumme zahlen. Im September 1329 starb der Erzbischos von Mainz. Wiederum wählte, wie schon 1320, das Domkapitel Balduin zu seinem Nachfolger und übergab ihm das Erzstist. Wiederum erhob der Papst Einspruch. Aber Balduin kehrte sich nicht daran. Er behauptete sein Recht, trotzdem der Papst Heinrich von Birnen-

8. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 366

1892 - Leipzig : Voigtländer
366 Thüringen. [2 halten. Als zu Pfingsten 1184 auf dem großen Reichsfeste zu Mainz, wo Friedrichs Söhne die Schwertleite empfingen, die deutschen Fürsten in der Entfaltung des höchsten Glanzes wetteiferten , erschien Ludwig Iii. daselbst mit einem Gefolge von mehr als 1000 Rittern. Später entschloß er sich gleichzeitig mit dem Kaiser zu einer Kreuzfahrt, begleitete ihn aber nicht auf dem Landwege, sondern fuhr zu Schiffe von Brindisi aus nach dem heiligen Lande. Er beteiligte sich an der Belagerung von Akkon und verrichtete dort so tapfere Thaten, daß noch 1305 ein schlesischer Dichter dieselben in einem Epos verherrlichte. Krankheit zwang ihn zur Heimkehr, aber er sollte Thüringen nicht wiedersehen. Er starb während der Seefahrt am 16. Oktober 1190. — Weit geringeres Lob verdient sein Bruder und Nachfolger Hermann (1190—1217), den man mit Recht als einen der unzuverlässigsten Fürsten seiner Zeit bezeichnen kann. Den Kaisern Philipp von Schwaben, Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobte und brach er die Treue und brachte dadurch schwere Kriegesnot über seine Lande. Und dennoch wird sein Name oft und mit Ehren genannt; denn er war ein Freund und freigebiger Gönner der Dichter und Sänger ritterlichen Standes. Von ihm, den er „der Düringe Blume" nennt, rühmt Walther von der Vogelweide, daß, wenn ein Fuder Wein auch taufend Pfund gelte, doch niemals eines Ritters Becher leer stehen würde. Auf Hermanns Antrieb vollendete Heinrich von Veldecke ferne Eneit, an feinem Hofe dichtete Wolfram von Efchenbach den Parzival. Um 1270 preist ihn das Gedicht vom Sängerkrieg auf der Wartburg, nur schade, daß der Verfasser die roheren Sitten und Anschauungen seiner verwilderten Zeit auf die Tage der Blüte unserer mittelalterlichen Dichtung übertragt. Nicht mit teeren Schmeicheleien war der Sieg in einem Sängerwettstreit zu erringen, und dem Überwundenen drohte nicht das Richtschwert oder der Strick des Henkers. — Ihm folgte fein jugendlicher Sohn Ludwig Iv., welcher der Heilige genannt wird, obgleich er nie von einem Papste heilig gesprochen worden ist. Der hielt wieder fest und treu zu den Hohenstaufen und nahm auf Friedrichs U. Veranlassung, von diesem reich dafür belohnt, das Kreuz. Am Johannistage 1227 verließ er in Schmalkalden feine treue, fromme Gemahlin Elisabeth, schiffte sich mit dem Kaiser am 8. September in Brindisi ein, aber beide erkrankten an der Seuche, welche damals im ganzen Heere wütete; sie mußten in Otranto landen, wo Ludwig schon am 11. September verschied. Seine Gebeine ruhen im Kloster Reinhardsbrunn. Eine schwere Zeit brach nach feinem Tode über feine Witwe und feine unmündigen

9. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 369

1892 - Leipzig : Voigtländer
5] Thüringen. 369 die Blüte der Ritterschaft. Das Polenheer wälzte sich gegen die Marienburg heran; grauenvolle Verwüstungen bezeichneten seinen Weg. Mit voller Siegeszuversicht hoffte Wladislaus Jagiello, der Polenkönig, sich in der Stadt festsetzen und von da aus die Burg leicht erobern zu können. Aber noch vor ihm war Heinrich in Marienburg erschienen; die letzten Streitkräfte des Ordens und die überlebenden Ritter, soweit sie nicht außer Landes geflohen waren, hatten sich ihm angeschlossen. Sofort ließ er die Stadt niederbrennen, die Burg in Verteidigungszustand setzen. Aber obgleich mehrere Stürme,, glücklich abgeschlagen wurden begannen angesichts der gewaltigen Übermacht der Feinde die Belagerten, zaghaft zu werden; Heinrich begab sich in das Lager Jagiellos und bat um Frieden. Er wurde mit schnödem Hohne zurückgewiesen. Da erwachte in ihm die ganze Größe seines Heldentums. Er rief aus: „Gott und die heilige Jungfrau werden uns retten! Der Plauen aber wird nimmermehr aus der Marienburg weichen!" Das Glück war ihm hold. Ein Ausfall verbreitete Schrecken im feindlichen Heere, Krankheiten wüteten darin, es kam die Nachricht von einem Einfall der Ungarn in Polen, da hob König Wladislaus die Belagerung auf. Heinrich nahm seinen Vorteil wahr und entriß den Feinden alle festen Plätze und Burgen, die sie eingenommen hatten. Darauf im November 1410 wurde er, der Retter des Ordens, einstimmig zum Hochmeister erwählt. Wohl schloß er 1411 den günstigen Frieden zu Thorn mit Polen, aber die schwerere Aufgabe stand ihm noch bevor. Es galt, die Wunden des Krieges zu heilen und namentlich neue Geldmittel zu schaffen. Zu diesem Zwecke mußte er zahlreichen Übelständen, die während der Blütezeit des Ordens eingerissen waren, mit eiserner Hand abzuhelfen suchen. Dies brachte ihn in Gegensatz zu der Mehrzahl der Ordensritter, die von ihren Vorrechten nicht lassen wollten. Der Ordensmarschall Michael Küch-metster von Sternberg setzte es durch, daß Heinrich der Hochmeister abgesetzt und zu schwerer Haft nach dem festen Schloß Brandenburg am Frischen Haff abgeführt wurde. Erst 1422 befreite ihn der neue Ordensmeister Paul von Rußdorf aus dem Kerker. Heinrich starb 1429 in Lochstädt. Unter den Kriegshelden aus dem Hause Plauen in späteren Jahrhunderten errang den höchsten Ruhm Heinrich Vi. von Obergreiz (1649—1697). Wir finden ihn in Diensten des Großen Kurfürsten von Brandenburg, des Bischofs von Münster, des Königs von Spanien. des Kaisers und endlich als Generalfeldmarschall der kursächsischen Armee. In den Feldzügen am Rhein und in den Niederlanden wurde er mehrfach schwer verwundet, aber immer wieder zog er ins Feld, wenn Deutschland von Feinden bedroht war. Die glänzendsten Thaten vollbrachte er gegen die Türken, 1683 beim Entsätze Wiens und 1697 in der Entscheidungsschlacht bei Zenta an der Theiß. Seine Tapferkeit half hier den schweren Sieg erringen, aber er zahlte ihn mit dem Leben. Sechs Wochen nach der Schlacht erlag er den zahlreichen Wunden, die er in ihr erhalten hatte. Auch Helden des Friedens fehlen dem Hause Plauen nicht. Der berühmteste unter diesen ist Heinrich der Jüngere Postumus von Gera. Im Jahre 1572 starb mit dem letzten Burggrafen von Meißen, Heinrich Vi., die ältere Linie des Hauses Plauen aus; mit dem Tode Heinrichs von Gera drohte auch dessen Stamm zu erlöschen, als ihm noch ein Sohn geboren ward. Dieser erhielt, während treffliche Vormünder Landes- u. Provinzialgeschichte, Gesamtausgabe. 24

10. Kurzgefaßte Geschichtsbilder für einfache Schulverhältnisse - S. 15

1879 - Leipzig : Siegismund & Volkening
Der erste Kreuzzug. Friedrich Barbarossa. 15 ihre Zahl wuchs bis auf 600,000 Kpfe an. Sie setzten bei Konstantinopel nach Kleinasien der und eroberten Nica. Auf dem Weitermarsche durch das wste Land der Feinde muten sie aber viel Noth und Beschwerden ertragen, und Tausende raffte der Tod hinweg. Man eroberte die Stadt Antiochien und nherte sich unter tausend Mhseligkeiten und Gefahren allmhlich der heiligen Stadt. Im Juni des Jahres 1099 erblickte man endlich von einer Anhhe bei Emmaus im Golde der Abendsonne die Kuppeln Jerusalems. Jerusalem, Je-rusalem!" erscholl der Freudenruf. Alle Mhsale und Entbehrungen waren ver-gssen; die Kreuzfahrer fielen auf die Knie und dankten Gott mit Freudenthr-nen fr seine Gnade. . Eroberung von Jerusalem. Aber Jerusalem hatte eine zahlreiche Be-satzung und war stark befestigt. Das Heer der Kreuzfahrer war bis auf 20,000 Mann zusammengeschmolzen. Der erste Sturm wurde abgeschlagen. Mit Mhe und Roth brachte man in der holzarmen Gegend ,so viel Holz zusammen, um die erforderlichen Belagerungswerkzeuge anzufertigen. Nach vier Wochen waren zwei Thrme fertig. Nun wurde der Sturm erneuert; am zweiten Tage gelang es dem tapfern Gottfried von Bouillon, von einem Thurme aus die Mauer zu be-steigen und in die Stadt einzudringen; ihm nach strmte die gesammte Besatzung des Thurmes; man erffnete sogleich ein Thor, und mit dem Rufe: Gott will es! Gott hilft uns!" drangen die rachedursrigen Schaaren in die Stadt ein. Es entstand ein grauenvolles Gemetzel, am blutigsten an Omars Moschee, wo einst der Tempel gestanden hatte ; 70,000 Trken fielen. Gottfried von Bouillon war in Begleitung weniger Gefhrten nach dem heiligen Grabe gegangen und hatte dort im wollenen Berhemde, barfu und ohne Waffen, Gott fr den errungenen Sieg gedankt. Nun galt es, das eroberte Jerusalem auch zu behaupten. Als man Gottfried zum Könige whlte, sagte er: Da, wo mein Erlser eine Dornenkrone trug, will ich keine goldene Krone tragen," und nannte sich nur Beschtzer des heiligen Grabes". In Folge der vielen Beschwerden er-krankte er im folgenden Jahre und starb. Sein Bruder Balduin nahm den Titel König von Jerusalem" an. 11. Ariedrich Wararossa. 1. (Seine Vorgnger. Auf Heinrich V. folgte Lothar von Sachsen, aus dessen im Ganzen ruhmloser Regierung wir uns nur merken, da er im Jahre 1134 die Nordmark (den Artfang des brandenburgisch-preuischen Staats) an Albrecht den Bren von Ballenstedt gab. Dann wurde Konrad Iii. von Hohenstaufen gewhlt, welcher von dem Schlosse Hohenstaufen in Schwaben stammte. Konrad war ein Mann von Treu und Glauben. Das zeigte sich vor Weinsberg, wo Konrad sagte: Ein Kaiserwrt mu heilig sein!" Die Weiber von Weinsberg" von Chamisso. Bei der Belagerung von Weinsberg hrte man zum ersten-male das Feldgeschrei der streitenden Parteien (Ppstliche und Kaiserliche): Hie Weif! Hie Waibling!" Unter Konrad Iii. wurde auch ein Kreuzzug unternommen, welcher indessen ganz fruchtlos war. Konrads Nachfolger war 2. Friedrich, von den Italienern wegen feines rthlichen Bartes Barbaroffa genannt. Er war ein stattlicher Held von 31 Jahren, mittelgro, stark und ge-wandt, in allen ritterlichen Knsten von Jugend aus gebt; seine Augen blau Schlo Hohenstaufen. I
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TM Hauptwörter (200)200

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