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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 21

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Der Islam. 21 5. Insbesondere entstanden nunmehr die romanischen Nationen und Sprachen; und so war der Untergang der begabtesten Germanen Völker, der Goten und Yandalen, zwar ein schwerer Verlust für die späteren Deutschen, ihr geschichtliches Leben aber doch ein Gewinn für die allgemeine Kultur. 6. Endlich bildet die ostgermanische Wanderung die Grundlegung für die Geschichte des deutschen Volkes. Ii. Der Islam. 1. Muhammed. § Die Beschaffenheit und Lage der arabischen Halbinsel hatte es bewirkt, daß hier der Gegensatz zwischen einer nomadischen, die patriarchalische Sitte bewahrenden Bevölkerung (Beduinen, Wüstensöhne) und einer Stadtbevölkerung mit einer durch den Verkehr geförderten Weltbildung entstand. Der natürliche Vermittelungspunkt dieses Gegensatzes ist Mekka. Hier befand sich die Kaaba mit dem schwarzen Stein, den die arabischen Stämme trotz der Verschiedenartigkeit ihrer auf der Anbetung der Sterne und heiliger Steine beruhenden polytheistischen Religionen als nationales Heiligtum ansahen. Hier wurde Abdullahs Sohn Muhammed (d. h. der Vielgepriesene) geboren. Des früh Verwaisten und Verarmten nahmen sich Verwandte an und sandten ihn auf Handelsreisen aus. Durch die Heirat mit der reichen Kaufmannswitwe Chadidscba gewann er viele Mittel und Muße. Betrübt über die zerfahrenen Zustände in Mekka sowohl wie unter allen ändern arabischen Stämmen, die in gegenseitiger Befehdung ihre Kräfte aufrieben, angeregt durch das, was er auf seinen Reisen von höher entwickelten Religionen gesehen, — dem Judentum, das er aber in talmudi-scher, und dem Christentum, das er nur in apokrypher Form und durch Bilderdienst entstellt kennen gelernt hatte, — eine grüblerische Natur und doch von nervöser Erregbarkeit, die sich bis zu krankhaften Zuständen steigerte, beschloß Muhammed, von seiner göttlichen Berufung überzeugt, seinem Volke nicht nur eine neue Religion, einen reinen Monotheismus, zu schaffen („Gott ist Aliah“), sondern auch dieses unter seiner Herrschaft

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 23

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche. 23 einziges Religionsbuch anerkannten, und die Sunniten, die Anhänger der Umaijaden, die auch die nach Abschluß des Korans sich bildende Tradition (Sunna) annahmen. Unter den Umaijaden erweiterte sich die Herrschaft des Islam im Osten bis zum Indus und über Turan — daher der Gegensatz der schiitischen Perser und der sunnitischen Türken —, im Westen über Nordafrika und Spanien. Seinem weiteren Vordringen setzte hier erst der Sieg Karl Martells bei Poitiers 732 ein Ziel (§ 25). Im J. 750 erhob sich gegen die Umaijaden Ab ul Abbas, der Begründer der Dynastie der Abbassiden. Alle Umaijaden wurden ermordet außer Abdurrahman, der nach Spanien entkam und das Chalifat von Cordoba gründete. Hauptstadt der Abbassiden wurde Bagdad. Der größte Herrscher aus diesem Ge-schlechte ist Karls d. Gr. Zeitgenosse Harun al Raschid. Im 9. Jh. eroberten die Araber (Sarazenen) Sizilien, wo Palermo ihre Hauptstadt wurde, und Sardinien, setzten sich darauf auch in Unteritalien und Corsica fest. Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche; 1. Die Entwickelung der Hierarchie. In der apostolischen Zeit war die Verfassung der christlichen Gemeinden rein demokratisch; es bestand das allgemeine Prie-. stertum. Aber es ist natürlich, daß die Älteren (presb^teroi, daher Priester) ein gewisses größeres Ansehen besaßen und oft als Ehrentitel den Titel Episkopos (Aufseher, davon Bischof) erhielten. Im 2. Jh. entstand aus dem Bedürfnis nach größerer Ordnung der rechtliche Grundsatz, daß nur der von der Gemeinde Erwählte das Lehramt zu verwalten und die Handlungen der Kirche zu vollziehen habe, also „Bischof“ sei; die übrigen Presbyter der Gemeinde waren nun diesem einen Bischof unterstellt und galten als seine Gehilfen und Stellvertreter. Damit begann die Scheidung zwischen Klerus („die Auserwählten“) und Laien (laos = Volk). An die Stelle des allgemeinen Priestertums trat der Grundsatz: nur wo der Bischof ist, ist die Kirche. Als durch Konstantin d. Gr. das Christentum erlaubte Religion geworden und durch Theodosius die orthodoxe Staatskirche

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 31

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums. 31 Grafen geleitet wurde; 2. das Hofgericht unter dein Vorsitz des Königs oder seines Stellvertreters. War auch die alte Auffassung des Strafprozesses (§ oe) noch nicht geschwunden, so machte sich doch auch die neue Vorstellung geltend, daß der Staat die Pflicht habe aus eigenem Antriebe Verbrechen zu verfolgen. 3. Auflösung des fränkischen Reiches und seine Rettung durch die Pippiniden. a) Niedergang des Reiches. Seit der Mitte des 6. Jh. begann § 24. sich im fränkischen Reiche ein Niedergang und seit dem Tode Dagoberts I. (*j* 639), des letzten kräftigen Merowingers, die völlige Auflösung bemerkbar zu machen. Die Gründe dafür lagen in folgenden Umständen: 1. Viele Könige waren untüchtig. 2. Eine furchtbare Entsittlichung trat ein. Im merowin-gischen Königshause wurde der Mord Gewohnheit. Besonders greuelvoll war der Kampf der austrasischen Königin Brunhilde und der neustrischen Fredegunde. 3. Infolge der fortwährenden Reichsteilungen machten sich die Unterschiede der Nationalität mehr bemerkbar. Das Reich begann sich aufzulösen in die Teilreiche Austrasien (Rhein- [und Maasgebiet, germanisch), Neustrien (Seine- und Loiregebiet, romanisch) und Burgund (Rhonegebiet, romanisch). Bayern, Alamannien, Thüringen, Aquitanien lösten sich unter besonderen Herzögen vom Reiche fast ganz los. Die völlige Zerbröckelung des Reiches verhinderte nur der beständige Verwandtenmord. So kam es, daß zuweilen das ganze Reich auf kurze Zeit in der Hand eines Königs vereinigt war. 4. Die Macht des grundbesitzenden Adels stieg bedeutend. b) Die Rettung des Reiches war eine Tat des deutschen §25. Geschlechts der Pippiniden. a) Unter Dagobert gelangte Pippin der Ältere, Majordomus in Austrasien, als Führer des Adels zu größter Macht. In den nach Dagoberts Tode folgenden Wirren errang Pippins Enkel Pippin der Mittlere (fälschlich von Heristal genannt) durch seinen großen Besitz und seine hervorragenden Eigenschaften die Führung des austrasischen Adels. An seiner Spitze schlug er 687

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 61

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Befreiung des Papsttums von der Herrschaft des Kaisertums. 61 sterbe ich in der Verbannung.“ Zwar nicht der Schöpfer der großen Gedanken, die sein Zeitalter bewegten, als Staatsmann ohne Bedenken in der Wahl seijier Mittel, ist Gregor Vii., einer der feinsten Diplomaten des Mittelalters, doch einer , der gewaltigsten Päpste: er hat den Gedanken päpstlicher Weltherrschaft zu verwirklichen begonnen Und seinen Nachfolgern die Wege gewiesen. In Deutschland, wo man einen neuen Gegenkönig gewählt hatte, dauerte unterdessen der Bürgerkrieg unter physischen und moralischen Verwüstungen fort; der Kampf zwischen Kaiser und Papst war zum Kampfe zwischen Reich und Kirche geworden. Im ganzen war das Papsttum im entschiedenen Fortschritt: die deutsche Kirche geriet mehr und mehr unter päpstliche Herrschaft, es gelang die Welfen in das kirchliche Interesse zu ziehen, ja des Kaisers ältesten Sohn Konrad zur Empörung zu reizen (1093), ein Vorgang, der auf den Vater den schmerzlichsten Eindruck machte. Italien ging ihm ganz verloren. Urbans Ii. großartige Unternehmung gegen den Islam (§ 51) steigerte die Macht und das Ansehen des Papsttums gewaltig. Aber in Deutschland gewann Heinrich die verlorene königliche Macht wieder. Als Schützer der unteren Stände und des städtischen Bürgertums befriedigte er das Friedensbedürfnis dieser Volksschichten und sorgte mit Erfolg für die Durchführung von Gottes- und Landfrieden. Da gelang es der päpstlichen Partei, des Kaisers zweiten Sohn Heinrich zur Empörung aufzustacheln. Durch tückischen Verrat brachte er den Vater in seine Gewalt und setzte ihn gefangen. Die ihm zugefügte Schmach erwarb dem Kaiser in weiten Kreisen Wohlwollen; da starb er angesichts des Ausbruches eines neuen Bürgerkrieges 1106. Eine der begabtesten, großartigsten Persönlichkeiten der deutschen Kaisergeschichte,' ist Heinrich Iv. zugleich die am meisten tragische. 3. Das Ende des Investiturstreits im Wormser Konkordat 1122. § 50. Groß geworden im Schatten der Kirche, war Heinrich V., nun zur Regierung gelangt, nicht gewillt von ihr abhängig zu sein. Er zog nach Italien mit starkem Heere, vor dem jeder Widerstand erlahmte; Papst Paschälis Ii., idealistisch und gut-

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 82

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
82 Dritte Periode. Von 1056—1273. Wilhelm von Holland kaum, zu behaupten. In Italien aber war Friedrich zunächst siegreich. Seit 1248 trafen ihn jedoch mehrere Schläge. Die Guelfen bemächtigten sich der Stadt Parma; der Kaiser belagerte sie und erbaute in der Nähe eine hölzerne Stadt „Vittoria“. In seiner Abwesenheit überfielen und verbrannten die Parmesen die Festung und schlugen sein Heer. Einem Yergiftungsversuche entging der Kaiser.1 Aber die Bolognesen überfielen (1249) Enzio bei Fossalta und nahmen ihn gefangen; er starb (1272) in bolognesischem Kerker. Unter Vorbereitungen zu einem neuen großen Angriff starb Friedrich 1250, Friedrich Ii. ist der geistig bedeutendste Kaiser. Er verstand deutsch, lateinisch, italienisch, griechisch, arabisch, hatte hohes Interesse für die Dichtkunst und für naturwissenschaftliche Studien. Sein Umgang mit arabischen Gelehrten erzeugte in ihm eine für jene Zeit ungewöhnliche Unbefangenheit in religiösen Dingen; bezeichnend ist, daß man ihm das Buch „De tribus impostoribus“ („Die drei Betrüger“, die Stifter der drei monotheistischen Religionen) zuschrieb. In ihm lebte klar bewußt wie bei keinem Zeitgenossen der Gedanke des Widerspruchs gegen den geistlichen Staat überhaupt. Seinem ganzen Wesen nach war er mehr Italiener als Deutscher. Und doch bezieht sich unsre Kaisersage in ihrer ursprünglichen Gestalt auf ihn, nicht auf Friedrich L 73. 6. Untergang- des staufischen Hauses. a) Deutschland. Konrad Iv. vermochte sich gegen Wilhelm von Holland nicht zu halten; er ging nach Italien zu seinem Halbbruder Manfred2 und ist dort (1254) gestorben. Wilhelm starb (1256), ohne zu Macht gelangt zu sein. Die Zeit von 1256—1273 ist ein Interregnum eigentlich insofern nicht gewesen, als sogar infolge einer Doppel wähl zwei Könige vorhanden 1) In die Angelegenheit wurde auch Petrus de Vinea verstrickt; er tötete sich im Gefängnisse, man weiß nicht, ob im Gefühle der Schuld. 2) Friedrich ist dreimal vermählt gewesen, mit Konstanze von Aragon (ihr Sohn Heinrich), mit Isabella, der Tochter des Titularkönigs von Jerusalem Johann von Brienne (ihr Sohn Konrad), und mit Isabella, der Schwester Heinrichs Iii. von England. Aus ändern Veibindungen stammen Enzio, dessen Mutter eine vornehme Deutsche war, und Manfred, ein Sohn der Bianca Lancia.

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 69

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die Krenzzüge. 69 Selbstsucht der Kreuzfahrer, wegen der Feindseligkeit der Griechen, wegen, des Neides und der Streitigkeiten der Ritterorden untereinander, wegen der Feindschaft der syrischen Christen gegen die neuen Ankömmlinge, wegen der Verkehrtheit, mit der man die Lehnsverfassung des Abendlandes auf den Orient übertrug. 3. Entwickelung: der abendländischen Kultur im Zeitalter der Kreuzzüge. a) Die materielle Kultur. Der Handel zwischen Europa und § 68. dem Orient nahm einen bedeutenden Aufschwung. Seine Hauptträger waren die Seestädte Italiens. Das Schwarze Meer, das bis 1261 die Yenetianer, seitdem die Genuesen beherrschten, und Alexandria, wo die Yenetianer zu alleinigem Einfluß kamen, wurden die Hauptmittelpunkte des Welthandels. Damit trat eine gewaltige Umwälzung auf wirtschaftlichem Gebiet ein: neben dem Grundbesitz begann der bewegliche Besitz, das Geld, Bedeutung zu erlangen; es entstand die Geldwirtschaft. Zugleich gewann infolge des erleichterten Absatzes und des durch die Steigerung der allgemeinen Lebenshaltung hervorgerufenen Bedürfnisses das Gewerbe eine mächtige Entfaltung. Wie die Kaufleute zu Gilden, so taten sich die Handwerker zu Zünften zusammen. Es herrschte nicht Freiheit der Arbeit, sondern genossenschaftliche Gebundenheit. Im Zusammenhange mit der Umwälzung auf wirtschaftlichem Gebiete veränderte sich auch der politische, soziale und geistige Zustand Europas. b) Die politisch-sozialen Verhältnisse. §6». a) Das Königtum in Frankreich und England gewann an Macht, da die Kraft des kriegerischen Adels sich nach außen entlud, der allgemeine Kulturfortschritt ein erhöhtes Bedürfnis nach Frieden schuf und die durch die Kreuzzüge emporgekommenen Städte seine festeste Stütze wurden. In Deutschland kam diese Entwickelung nicht dem Königtum, sondern dem Fürstentum zugute (s. § 83). ß) Das Rittertum erhielt in dem Kampfe für ideale Ziele eine edlere Richtung; es bekam eine durch Erziehung, Lebensgewohnheiten und Bräuche (Geschlechtsnamen, Wappen, Turniere) festgeschlossene Form und gestaltete sich zu einer großen, alle Yölker

7. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 71

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Die Kreuzzüge. 71 stiftet, zu denen später noch die Karmeliter und die Augustiner kamen. Unmittelbar unter die Aufsicht des Papstes gestellt, wurden die Bettelorden, die Eranziskaner durch ihre Wirkung auf die Yolksmassen, die Dominikaner als Prediger und Inquisitoren („Domini canes“), die eigentliche „Miliz des Papsttums“. Ihren Höhepunkt erreichte die päpstliche Macht unter Inno-cenz Iii. 1198—1216. Er ist, gestützt auf das von ihm geweckte italienische Nationalgefühl, der eigentliche Schöpfer des Kirchenstaats geworden, der von der Pomündung über Ravenna, Rimim, Ancona, Perugia, Spoleto, das südl. Toscana und die Campagna reichte. Er hat den Satz, daß die Macht des Papstes über aller weltlichen stehe, in dem Grade praktisch verwirklicht, daß man ihn den Beherrscher eines christlichen Weltreiches nennen kann; als solcher erschien er auf der Lateransynode von 1215. Anderseits war auch schon gegen die zunehmende geistliche Gewalt der Widerspruch laut geworden; es waren Sekten (lat secare = abschneiden) entstanden, welche die Yerweltlichung der Kirche bekämpften, wie die Katharer (griech. katharös = rein; davon „Ketzer“), die von Petrus Waldus aus Lyon um 1170 gestiftete Sekte der Waldenser u. a. In Südfrankreich, wo sie Albigenser hießen, in Nordspanien und Oberitalien fanden sie großen Anhang. Zur Ausrottung der Ketzer wurde auf der Lateransynode von 1215 die Inquisition eingesetzt. d) Die geistige Kultur. § a) Wissenschaft. Zwar war eine wirkliche Wissenschaft in jenem Zeitalter fast unmöglich, da die Kirche alles Denken beherrschte und alles Forschen großenteils nur den Zweck hatte die kirchlichen Dogmen als mit der Vernunft übereinstimmend nachzuweisen. Diese im Dienste der Kirchenlehre stehende Philosophie ist die Scholastik. Ihre Grundlage ist Aristoteles, den man durch die Yermittelung arabischer Gelehrter (Averroes aus Cordoba) kennen lernte; auch die Forschungen spanischer Juden (Maimonides) waren von Einfluß. Die namhaftesten Yertreter der Scholastik sind Anselm von Canterbury („Credo, ut intellegam ), Abälard, Petrus Lombardus, Thomas von Aquino und sein Gegner Johannes Duns Scotus. Immerhin wuchs das Bedürfnis zu forschen; und in dem Deutschen Albertus Magnus und seinem

8. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 92

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Grafen Heinrich von Lützelburg, der nach seiner Erziehung mehr Franzose als Deutscher war. Das Glück warf ihm eine Hausmacht in den Schoß: in Böhmen übertrug eine mächtige Partei seinem jungen Sohne Johann, der die letzte Prschemyslidin heiratete, die Krone. Seit der Zeit beherrscht der Gegensatz zwischen Habsburg und Luxemburg länger denn ein Jahrhundert die deutsche Geschichte, deren Schwerpunkt nun nach So. gerückt ist. Ein idealer Gedankenflug trieb Heinrich Yil in die längst verlassene Bahn der staufischen Kaiserpolitik. Dem Rufe Dantes1 und der Ghibellinen folgend, ging er (1310) über die Alpen. Seit dem Falle der Staufer waren die Zustände Italiens trostlos geworden. Weder die Anjous noch das — seit 1309 in Avignon sitzende — Papsttum hatten Italien den Frieden zu geben vermocht; die Macht jener war durch die Losreißung Siziliens, die „sizilische Yesper“, wodurch Sizilien an Aragonien kam, schwer erschüttert worden (1282). In allen Städten Ober- und Mittelitaliens wüteten Kämpfe der Parteien, deren Namen ihre alte Bedeutung längst verloren hatten. Heinrich erzwang sich wohl in Mailand und Rom die Krönung, vermochte aber nichts Bleibendes zu schaffen; er starb 1313 in Toscana. Sein Unternehmen war ein idealistischer Irrtum. e) Ludwig der Bayer 1314—47 und Friedrich der Schöne 1314—30. Nun kam es zu einer Doppelwahl. Da die luxemburgische Partei keine Aussicht hatte den jungen König Johann durchzubringen, wählte sie 1314 Herzog Ludwig von Oberbayern, clie habsburgische Albrechts I. Sohn Friedrich den Schönen, Wieder wurde Deutschland durch einen Bürgerkrieg verwüstet. Ein Schlag für Österreich war die Niederlage, die die Schwyzer Friedrichs Bruder Leopold 1315 beim Morgarten am Egerisee beibrachten. 1322 siegte Ludwig bei Mühldorf am Inn und nahm Friedrich gefangen; er wurde nach Burg Trausnitz (Oberpfalz) gebracht. Da aber Ludwig durch seine Hausmachtpolitik — nach 1) Selbst ein Opfer der Parteikämpfe in Florenz (Bianchi und Neri), lernte Dante in der Verbannung den trostlosen Zustand Italiens kennen; Bettung sah er nur im Kaisertum. In der Schrift „De Monarchia Iibri Iii“ wie in der Divina Commedia betont er im Gegensatz zu der kirchlichen Auffassung das Recht des weltlichen Staates.

9. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 130

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
130 Fünfte Periode. Von 1517 — 1g48. — Erster Abschnitt. Von 1517 — 1555, Von beiden Parteien, der altkirchlichen wie der Reformpartei, wurde Karl jubelnd begrüßt. Aber er konnte nur ein Gegner der Reformation sein nach Geburt und Erziehung, nach seinem Charakter und seiner politischen Stellung. 1. In Gent (1500) geboren, in den Niederlanden erzogen und den Grundsätzen der spanischen Reformkirche nahestehend, besaß er für das Verlangen der deutschen Nation, deren Sprache er nicht sprach, gar kein Verständnis. 2. Wohl war der Augenblick günstig für einen deutschen König sich an die Spitze der in ihren Grundtiefen aufgeregten Nation zu stellen und nicht bloß eine nationale Kirche, sondern auch einen nationalen Staat zu gründen. Aber Karl war trotz bedeutender diplomatischer Befähigung nicht der Heros, solches zu vollbringen. Er war ein kühler Rechner, zäh und ausdauernd, aber greisenhaft schon als Jüngling, in dessen Seele nur das eine Ideal lebte, die Weltmacht des Kaisertums zu erneuern. 3. Dies schien ihm, der die habsburgischen Erblande in Deutschland, Burgund, große Teile Italiens, Spanien mit seinen Kolonien besaß, wohl möglich, hatte jedoch die Glaubenseinheit der Untertanen zur Voraussetzung. Seine gegnerische Stellung zu Franz I. im Herzogtum Burgund (§ 78) und in Italien (§ 99b) machten zudem Kämpfe wahrscheinlich, für die ihm die Bundesgenossenschaft des Papstes wünschenswert sein mußte; er erlangte sie endlich im Mai 1521. 105. b) Der Wormser Reichstag 1521, der im Januar eröffnet wurde, hatte sich mit der Frage der Reichsreform und der kirchlichen Angelegenheit zu beschäftigen. In der ersten Beziehung mußte Karl in die Einsetzung eines Reichsregiments für den Fall seiner Abwesenheit unter dem Vorsitz seines Bruders Ferdinand willigen, dem alle deutschen Gebiete Habsburgs übertragen wurden; das Reichskammergericht und die Kreiseinteilung (§ 99 a) wurden wieder ins Leben gerufen, die Kosten dafür von den Ständen übernommen und dem Kaiser für die beabsichtigte Romfahrt ein Heer zur Verfügung gestellt. Was die kirchliche Frage angeht, so versuchte der päpstliche Nuntius (Gesandte) Aleander vergeblich den Kaiser zu einem vernichtenden Schritt gegen Luther zu bestimmen. Großen

10. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 137

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 48'!. 137 In der Umgestaltung des Gottesdienstes ging Luther, der durch seine Verheiratung mit der „ausgelaufenen“ Nonne Katharina von Bora (1525) mit seiner mönchischen Vergangenheit gebrochen hatte und in seiner Häuslichkeit das Vorbild des protestantischen Pfarrhauses gab, sowie seine Mitarbeiter Melanchthon, Justus Jonas, Amsdorf, Bugenhagen, Spalatin, Kaspar Cruciger äußerst behutsam vor. In diesen Jahren entfaltete Luther eine gewaltige Tätigkeit als Seelsorger, Universitätslehrer, Kirchenliederdichter (neben ihm Paul Speratus), als Kirchenorganisator auf Visitationen, vor allem aber auch als Erzieher seines Volkes. Er war überzeugt von der Notwendigkeit des Schulunterrichts für die gesamte Jugend aller Stände; darum schrieb er 1524 „An die Bürgermeister und Ratsherren aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen.“ Die Erziehung sollte einen sittlich, religiösen und echt nationalen Charakter tragen, auch die Bedürfnisse des praktischen Lebens im Auge behalten. Sie sollte human, aber ohne Weichlichkeit sein. An die Stelle des mechanischen Lehrverfahrens sollte Anschauung und Erziehung zum Denken treten. Als Grundlage für den Religionsunterricht schrieb er 1529 den Großen und Kleinen Katechismus. Ist Luther der Vater der deutschen Volksschule, so ist Melanchthon der Reorganisator des höheren Schulwesens („Prae-ceptor Germaniae“). Sein „sächsischer Schulplan“, das Ergebnis Ton Erfahrungen einer Visitationsreise (1527), wurde die Grundlage vieler Schulordnungen; seine Lehrbücher wurden bis ins 18. Jh. gebraucht. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörten Valentin Trotzendorf, Rektor der Lateinschule in Goldberg (w. von Liegnitz), und Michael Neander, Rektor der Klosterschule zu Ilfeld. Ein bedeutender Schulmann im 16. Jh. war auch Johannes Sturm, Rektor der Gelehrtenschule zu Straßburg. c) Die Gründung der österreichisch-ungarischen Monarchie. § na. Nach der Eroberung von Rhodos (§ 53b Anm.) wandte sich Suleiman Ii. (1520 — 66), im Einverständnis mit Franz I., gegen Ungarn, stürmte Belgrad und siegte 1526 bei Mohäcs (spr. Möhätsch) (an der Donau n. vom Einfluß der Drau), wo König Ludwig ü. (§ 78) den Tod fand. Damit fiel Böhmen und
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