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1. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 139

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46). 139 gebildet, zuerst (seit 1506) Pfarrer in Glarus, als Feldprediger in Italien Zeuge des entsittlichenden Einflusses der Reisläuferei1 und des fremden Goldes, dann (seit 1516) Leutpriester in Einsiedeln (in Schwyz), seit 1519 Prediger am großen Münster in Zürich, war im wesentlichen durch humanistische Studien, insbesondere von Erasmus beeinflußt, zum Reformator geworden. Nach dem ersten Streit mit dem Ablaßprediger Samson begann die Reformation in Zürich (seit 1523) und fand, zum Teil nach erbitterten Kämpfen, Eingang in Basel (Ökolampadius), Bern, Schaffhausen, Appenzell, Glarus, Graubünden, während besonders die inneren Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug katholisch blieben. Als Theologe radikaler und nüchterner als Luther, was namentlich in der Abendmahlslehre hervortrat, hielt Zwingli, der Republikaner, an dem Grundsatz der Machtvollkommenheit der Gemeinde fest; auch trägt seine Reformation neben dem religiös- t kirchlichen einen staatlich-nationalen Charakter. Im Gegensatz zu dem unberechtigten Übergewicht der Urkantone in der Bundes- Jw* Verfassung wollte er, ein großartiger Geist, der Schweiz eine Verfassung geben, deren Verwirklichung erst das 19. Jahrhundert gesehen hat. Seine religiöse Auffassung hatte in zahlreichen süd-deutschen Städten Eingang gefunden. Da die Wittenberger sich ihr gegenüber ablehnend verhielten, versuchte Philipp von Hessen eine Einigung herbeizuführen; aber dieser Plan mißlangt u-bei dem Religionsgespräche zu Marburg^1529) vollständig;# W damit war auch der politische Einigungsversuch gescheitert. ö) Der Augsburger Reichstag von 1530. Befreit aus neuer § iw. ' 1 ^ Türkennot durch die tätige Hilfe der Protestanten — Suleiman war (1529) vor Wien erschienen, aber nach kurzer Belagerung wieder abgezogen, — kam Karl V. 1530 nach Augsburg, trotz scheinbarer Milde entschlossen gegen die Ketzerei energisch vorzugehen. Die protestantischen Fürsten traten ihm standhaft entgegen, wie der alte Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach. Am 25. Juni wurde ihm die von Melanchthon verfaßte — Luther befand sich währenddes in Koburg —, bis an die Grenze der 1) Reise — Kriegsfahrt; reislaufen = als Söldner Kriegsdienste tun.

2. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 102

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
102 Vierte Periode. Von 12(3—1517. deschi), Frankreich, Burgund; der niederdeutsche nach dem noch unentwickelten, an Rohstoffen reichen, kauffähigen Norden und Osten. Yerbindungen und Gildehallen des „gemeinen deutschen Kaufmanns“ gab es im 13. Jh. in Wisby, Nowgorod (der Peterhof), Brügge, Bergen, London (der Stahlhof1). Diese traten mit den norddeutschen Städten zum Bunde der Hansa ( = Gilde) zusammen, als dessen Haupt am Ende des 13. Jh.lübeck erscheint. Er gliederte sich in drei Drittel, das wendische, das westfälische und das gotisch-livische, im 16. Jh. in vier Quartiere mit den Yororten Lübeck, Köln, Braunschweig und Danzig. Ihre höchste Macht erreichte die Hansa in der zweiten Hälfte des 14. Jh. nach dem ruhmreichen Kriege gegen Waldemar Iy. von Dänemark. ß) Die Schweizer Eidgenossenschaft war zunächst eine rein bäuerliche Yereinigung; später schlossen sich auch städtische Gemeinden an. Die Yogtei in Uri, Schwyz und Unterwalden hatten die Grafen von Habsburg; sie waren bemüht die Reichsvogtei zur Landeshoheit umzubilden. Aber Uri und Schwyz erhielten von Friedrich Ii. die Zusicherung der Reichsunmittelbarkeit. 1291 schlossen die drei Urkantone den „ewigen Bundi; zu Schutz und Trutz. König Adolf bestätigte ihre Freiheitsbriefe. Unter Albrecht I. fügten sie sich geduldig in die nicht gewalttätige Herrschaft Österreichs. Heinrich Yii. gewährleistete ihnen die Reichsunmittelbarkeit von neuem. 1314 nahmen sie für Ludwig Partei und schlugen 1315 Herzog Leopold I. am Morgarten (§ 76e), worauf sie zu Brunnen den „ewigen Bund“ erneuerten. Der Bund vergrößerte sich bald durch den Beitritt von Luzern, Zürich, Glarus, Zug, Bern. Ihre wachsende Macht verwickelte die Eidgenossen in neue Kämpfe mit Österreich; 1386 erlag ihnen Leopold Iii. bei Sempach (nw. von Luzern) (Sage von Winkelried).2 Seitdem wuchs die Eidgenossenschaft weiter an Umfang. 1) Die eingeführten Tuchstoffe wurden dort „gestählt“, d. h. gestempelt, plombiert (vgl. Rembrandts Staalmeesters). 2) Die Sagenbildung über den Ursprung der Eidgenossenschaft beginnt im 15. Jh. Ihre endliche Gestalt hat die Sage bei Ägidius Tschudi (Chronicon helveticum) im 17. Jh. erhalten und ist in dieser Form durch Joh. v. Müller und Schiller verbreitet worden.

3. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 140

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
140 Fünfte Periode. Ton 1517 — 164s. — Erster Abschnitt. Von 1517 — 1555. Möglichkeit entgegenkommende Augsburgische Konfession vorge-legt. Obwohl Melanchthon bei den weiteren Verhandlungen in seiner Abneigung gegen die Zwinglianer sich bemühte mit der alten Kirche um jeden Preis zum Frieden zu gelangen und deshalb sogar bis zur Verleugnung der protestantischen Grundsätze ging, kam eine Verständigung nicht zustande. Im Reichstagsabschied blieb die Reformation verboten. 116. e) Der Schmalkaldische Bund und der Nürnberger Religionsfriede. Angesichts dieser Kriegserklärung gaben die Protestanten nun doch ihre Theorie vom leidenden Gehorsam auf; einer Abrede in Schmalkalden (am Südabhang des Thüringerwaldes) folgte (1531) der Abschluß des Schmalkaldischen Bundes, zu dessen Hauptleuten der Kurprinz von Sachsen Johann Friedrich und Philipp von Hessen bestellt wurden. Nach der Katastrophe in der Schweiz, wo die Unentschlossenheit der Reformierten ihre Niederlage bei Kappel (sw. von Zürich) durch die Urkantone und den Tod Zwinglis (11. Okt.) 1531 herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die oberdeutschen Städte dieser großen Vereinigung an. Da jetzt auch die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich der Kaiser 1532 zu dem Nürnberger Religionsfrieden gezwungen, in dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die Freiheit des Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in der Abwehr der Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen Heere, dem stattlichsten, das Deutschland je aufgebracht hatte (etwa 80 000 Mann), zog sich Suleiman zurück. 117. f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532—46). a) Karls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532—44 war Karl V. mit Kriegen gegen die Türken, einem Zuge gegen einen Korsarenfürsten nach Tunis und neuen Kriegen gegen Frankreich beschäftigt. Der dritte Krieg mit Franz I. (1536 bis 38) endete mit dem Waffenstillstände zu Nizza, der vierte (1542—44) mit dem Frieden zu Cr§py (nw. von Laon), der an dem Besitzstände der beiden Herrscher nichts änderte. In beiden Kriegen war Franz mit Suleiman Ii. verbündet gewesen. ß) Reformierung Württembergs. Nach gewalttätigem Regiment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg (1519) vom Schwäbischen Bunde vertrieben worden, und Karl V. hatte

4. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 141

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation (1522 — 46). 141 das Land an Ferdinand gegeben. Als Ulrichs tüchtiger Sohn Christoph sein Erbe zurückforderfe (1532), faßte Philipp von Hessen den Plan, das angestammte Fürstenhaus wiedereinzusetzen. Mit französischer Hilfe besiegte er Ferdinand und zwang ihn zum Verzicht auf Württemberg (1534). Nunmehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmalkaldischen Bunde bei. y) Überivältigung des religiösen und politischen Radikalismus § 118. in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534 und 1535 entstand von neuem die Gefahr einer Schädigung der Reformation durch die radikale Überspannung. Die Betonung der praktischen Nachfolge Christi im Gegensatz zu Luthers Rechtfertigungslehre, der behauptete Besitz besonderer göttlicher Erleuchtung, auch das mittelalterlich-mönchische Ideal der Weltflucht und Weltver-neinung sind die Quellen des Radikalismus im Reformationszeitalter, der weder 1522 noch 1525 völlig ausgerottet war. Als sein äußeres Kennzeichen kam in der Schweiz die Verwerfung der Kindertaufe, die Wiedertaufe, auf. Von den Niederlanden her fanden die täuferischen Bestrebungen Eingang in der Stadt Münster, deren Bürgerschaft unter der Führung des Predigers Bernhard Rottmann trotz dem Bischof die Reformation eingeführt hatte; nun wurde dieser durch Jan Mattys aus Haarlem, Jan Beuckelssen aus Leiden (Johann von Leiden) u. a. für die Wiedertäuferei gewonnen. 1534 stürzten sie das Stadtregiment und begründeten das kommunistische Gottesreich mit Vielweiberei, in dem zuletzt Johann von Leiden König wurde und sein despotisches Regiment durch blutige Taten aufrecht erhielt. Nach hartnäckiger Verteidigung durch die fanatisierte Menge wurde die Stadt 1535 endlich von den Truppen des von ändern Reichsständen unterstützten Bischofs erstürmt; Johann von Leiden, sein Statthalter Bernhard (Bernt) Knipperdollinck und sein Kanzler Krechtinck wurden mit glühenden Zangen zu Tode gezwickt und ihre Leiber in eisernen Käfigen am Turm der Lambertuskirche aufgehängt. Darauf wurde in Münster der Katholizismus wieder eingeführt. In Lübeck versuchte der Führer der lübischen Demokratie Jürgen Wullenwever, kirchlich wie politisch radikal, den Adel zu stürzen und, in die Thronkämpfe Dänemarks eingreifend,

5. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 149

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Die Restauration der katholischen Kirche und der Calvinismus. 149 lange verstanden diesem Verlangen auszuweichen. Endlich gab er nach und berief auf 1545 ein Konzil nach Trient, das aber keineswegs ökumenisch war und so sehr unter päpstlichem Einfluß stand, daß es sogar den Widerspruch des Kaisers erregte. Das Konzil hat in Trient (zeitweise in Bologna) mit großen Unterbrechungen bis 1563 getagt, wo die Verhandlungen mit einem „Anathema cunctis haereticis!“ (Fluch allen Ketzern) zum Abschluß kamen. Die Dogmen wurden in scharfem Gegensatz zur protestantischen Auffassung festgestellt, besonders diejenigen über das Verhältnis von Bibel und Tradition, die Rechtfertigung, die Erbsünde, die Sakramente. Ferner hat das Konzil das hierarchische Gebäude neubegründet und gefestigt; die Macht des Papstes ward über diejenige der Konzile gestellt, die Bischöfe wurden nur seine Beauftragten und Stellvertreter, erhielten aber volle Gewalt über den Klerus ihres Sprengels. Auch wurden Beschlüsse gefaßt, die sittliches Leben und wissenschaftliche Bildung der Geistlichen in ganz andrer Weise forderten und durchsetzten als je bisher. Das Tridentin um ist ein Werk des Jesuitismus; es hat die katholische Kirche restauriert und mit Kampfeseifer gegen den Protestantismus erfüllt. 2. Johann Calvin, a) Calvins Leben und Charakter. Johann Calvin (Jean Cau-vin), geb. 1509 zu Noyon nahe der Grenze der Picardie als der Sohn des bischöflichen Sekretärs, in Paris, Bourges und Orleans juristisch, humanistisch und theologisch gebildet, gab, mit Luthers Schriften bekannt geworden, das auf des Vaters Wunsch gewählte Rechtsstudium auf und wandte sich reformatorischen Bestrebungen zu, mußte daher aus Frankreich fliehen und ging nach Straß -bürg und Basel, wo 1536 seine „Christianae religionis institutio“ erschien, deren spätere französische Übersetzung ein Meisterwerk der französischen Prosa ist. Nach einem kurzen Aufenthalt in Italien wurde Calvin auf der Rückkehr von dort in Genf, wo man schon die Reformation versucht, aber nur Verwirrung angerichtet hatte, veranlaßt, hier das Reformationswerk durchzuführen (1536), erregte aber durch seine Anordnungen so heftigen Widerspruch, daß er (1538) die Stadt verlassen mußte; er ging nach Basel und Straßburg. Aber die nun entstehende Auflösung be- § 125,,

6. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 193

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Fünfte Periode. Von 1517 —1648. 193 1524—1525 Bauernkrieg. Die zwölf Artikel. Niederlage der thüringischen Bauern (Thomas Münzer) Lei Frankenhausen, der süddeutschen bei Königshofen. Luther in Verbindung mit den deutschen Fürsten. 1525 Einführung der Reformation in Preußen durch Her- zog Albrecht (Yertrag von Krakau). Erster Krieg Karls Y. mit Franz I. Schlacht bei Pavia (1525). Friede zu Madrid. 1526 Erster Reichstag zu Speier. Errichtung von Landes- kirchen. Philipp v. Hessen, Johann y. Sachsen. 1526 Niederlage und Tod Ludwigs Ii. bei Mohäcs gegen Suleiman Ii. Böhmen und ein kleiner Teil Ungarns an Ferdinand, Karls Y. Bruder. Zweiter Krieg Karls Y. mit Franz I. Plünderung Roms. „Damenfriede“ zu Cambrai (1529). 1529 Zweiter Reichstag zu Speier. Protestanten. Ergebnisloses Religionsgespräch Luthers mit Zwingli (geb. 1484 zu Wildhaus, Pfarrer in Glarus, später in Einsiedeln, 1519 in Zürich, *j* 1531 bei Kappel) zu Marburg. 1530 Reichstag zu Augsburg. Augsburgische Konfession. {(i, Istiftungdes Schmalkaldischen Bundes (Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen). 1532 Nürnberger Religionsfriede. Herzog Ulrich, in Württemberg wieder eingesetzt, führt die Reformation ein. 1534—1535 Die Wiedertäufer in Münster (Johann von Leiden). Münster wieder katholisch. Revolution des Jürgen Wullenwever in Lübeck. Dritter Krieg Karls Y. mit Franz I. Waffenstillstand zu Nizza. 1539 Einführung der Reformation im Herzogtum Sachsen (Heinrich) und in Brandenburg (Joachim Ii.). Brettschneider, Geschichtl. Hilfsbuch. Ii. 13

7. Länderkunde Europas - S. 172

1913 - Breslau : Hirt
172 Länderkunde. — Europa. Siedlungen. Zürich (200) schwang sich durch Gunst der Lage (in der Fortsetzung der Linie Genf—bern und an den Straßen zum Rhein, zum Splügeu und nach Vorarlberg), durch gute Bahnverbindungen, Großgewerbe (Baumwoll- und Seiden- Weberei) und Handel zur volkreichsten Stadt der Schweiz empor. Durch ihre Lehr- anstalten wurde die Stadt eine wichtige Pflegstätte des deutsch-schweizerischen Geistes- lebens. Schaffhausen (20), in der Nähe des Rheinfalls1 (Bild 102), wird von deutschem Gebiet umschlungen und genießt deshalb manche Begünstigungen im Grenz- verkehr. Den Mittelpunkt der Spitzen- und Stickereiherstellung bildet St. Gallen (65), eine ans einem altberühmten Benediktinerkloster hervorgegangene Siedlung. Sein Bodenseehasen ist Rorsch ach (15). Jenseits des Jura, an der „Rheinpforte", wurde Basel das „goldene Tor" der Schweiz für Personenverkehr, Ein- und Aus- fuhr und der erste Handelsplatz des Landes (135). Seidenbandweberei, chemische Industrie, Wohltätigkeits- und Missionsanstalten haben die Stadt weithin bekannt gemacht. Am Ausfluß des Rhone aus dem Genfer See entwickelte sich Genf (125) zum Mittelpunkt des französisch-schweizerischen Geisteslebens und eines emsigen Gewerbebetriebs (Uhren, Schmuck). Es leitet auch den Handel durch die „Rhone- Pforte" nach dem Mittelmeer. Lausanne (65) ist Bahngabelung am nördlichen Ufer des durch mildes Klima bevorzugten Genfer Sees. Die bekanntesten Winter- kurorte am Nordufer des Sees find Montreux (20) und Vevey (15). Sitz der Bundesregierung und Universitätsstadt ist Bern (90), die Hauptstadt des gleich- namigen, volkreichsten Kantons der Schweiz. In Freiburg (20), dem Sitze einer katholischen Universität, läuft die Sprachgrenze mitten durch die Stadt (Unterstadt deutsch, Oberstadt französisch). Den Horizont der Schweizer Hochfläche säumt als langgestrecktes und fast gleichmäßig hohes Band das typische Faltengebirge des Jura (Bild 103), eine Abzweigung der Westalpen. Er fällt steil nach der Schweiz, in fanften Wellen nach der französischen Seite ab. Lange, schmale, parallel streichende Ketten, die durch Längstäler getrennt sind, setzen ihn zusammen. Daher sind die Übergänge schwierig. Die Flüsse machen oft weite, gewundene Umwege, ehe sie aus dem Gebirge austreten, fo der Doubs. So bildet der Jura eine wirksame Grenz- scheide gegen Frankreich. Das Gebirge zeigt alle charakteristischen Erschei- nungen eines Kalkgebirges: Reichtum an Höhlen, Armut an Erzen, infolge der Durchlässigkeit des Bodens eine dürre, dem Anbau feindliche Oberfläche. Den hohen Rücken, dessen Gipfel überall weit unter der Schneegrenze bleiben, überziehen nur dürftige Hochweiden. Daher nötigte die Natur zur Gewerb- tätigkeit, die in und um La Ehaux de Fonds (40) fowie in Neuen- bürg (25) besonders Uhrenfabrikation betreibt. Y. Wirtschaftsleben. Trotz sorgsamster Pflege des Bodenbaus und der Viehzucht bringt die Schweiz nicht genug Nahrungsmittel für die dichte Bevölkerung hervor, und große Mengen von Getreide und Mehl müssen eingeführt werden. Diese bezahlt der Schweizer mit den Einkünften aus einer vielseitigen, gewerblichen Tätigkeit. Namentlich werden solche In- dustriezweige gepflegt, für deren Rohstoffe die Frachtverteuerung nicht allzu- sehr ins Gewicht fällt, weil sie bei geringem Gewichte einen hohen Wert 1 Unmittelbar am Rheinfall liegt Neuhausen. C. Der Schweizer Iura.

8. Länderkunde Europas - S. 173

1913 - Breslau : Hirt
A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 2. Die Schweiz. 173 haben. Hervorragendes leistet die Baumwollindustrie (Stickerei und Spitzenweberei) von St. Gallen und Appenzell, die Seidenindustrie von Basel, Zürich, Aargau und Bern, die Uhrenindustrie des Jura und von Genf, die Juwelierarbeit in Genf, der Maschinenbau in Zürich, Basel, St. Gallen, die Herstellung von Schokolade im Waadtlande am Genfer See. Daneben treten bodenständige Gewerbe, wie Holzschnitzerei im Berner Oberlande. Infolge des fast völligen Mangels an Steinkohlen wird die Ausnutzung der Wasserkräfte von Jahr zu Jahr gesteigert. So ist die Schweiz ein hervorragender Industriestaat geworden: 44% der Bevölkerung leben vom Gewerbe, 33% von der Landwirtschaft. Den Handel begüusti- geu die Lage an den Verkehrsadern zwischen hochentwickelten Großstaaten, die Menge der erzeugten eigenartigen Industriewaren, der Umstand, daß die kleine Eidgenossenschaft keinem Staate politisch gefährlich werden kann, und endlich der außerordentlich hohe Grad der Volksbildung, die Emsigkeit und Geschick- lichkeit der Schweizer. Als Binnenland kann die Schweiz keinen selbstän- digen Seehandel treiben1. Ihren Hauptverkehr unterhält sie mit Deutsch- laud, nach dem hin die Schweiz am besten erschlossen ist. Auf unser Reich entfällt ein Drittel des gesamten schweizerischen Außenhandels. Im Ausfuhr- Handel des Deutschen Reiches stand das Land trotz seiner geringen Volks- zahl 1910 an siebenter Stelle, in der Einfuhr nach Deutschland an dreizehn- ter Stelle. Wir führen nach der Schweiz Erzeugnisse unserer Web- und Eisenindustrie sowie Steinkohlen und Mehl aus. Dafür liefert sie uns vor allem Seidenwaren und Uhren. Ein Erwerbszweig ist auf der ganzen Erde nicht in gleicher Weise aus- gebildet wie in der Schweiz: das Land ist wegen seiner Natnrschönheiten das erste Reiseland der Erde geworden. Zurzeit reisen im Jahresdurch- schnitt reichlich 1 Million Fremde in die Schweiz. Die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr beziffern sich ans mehr als 100 Mill. Mark jährlich. Darum sind auch die Verkehrsgelegeuheiteu vorzüglich geordnet. Die Eisenbahn oder die Fahrpost führt die Reisenden in alle Gebirgstäler, kühne Bergbahnen ersteigen viele beträchtliche Höhen, und die Dampfschiffahrt ist aus allen wichtigeren Seen sehr lebhaft. Die Dichte des schweizerischen Eisenbahnnetzes (11 km auf 100 qkm) erreicht trotz der Gebirgsnatur des Landes die des Deutschen Reiches. Die Hauptverkehrslinie ist die Gotthardbahn, die mehr als 70% des gesamten Durchgangsverkehrs bewältigt. Auch die Fortsetzung der Arlbergbahn Paris—zürich) schneidet die Schweiz, und zwar deren nördliches Alpen- Vorland. Der Verkehr aus Süddeutschland nach Lyon und Marseille nimmt seinen Weg durch das Schweizer Mittelland über Genf. ^ I. Bevölkerung. Dem Zwischen- und Durchgangslande ist die Mischung der Bevölkerung eigentümlich. Die keltischen Helvetier wurden durch die deutschen Schwaben vom Bodensee her, durch die romanisierten Burgunder vom Genfer See her ersetzt. Ein kleiner Rest, die Rätoromanen, blieb in den Tälern des obern * Die Einfuhr überseeischer Rohstoffe ist durch hohe Bahnfrachten und die Zollpolitik der Nachbarstaaten erschwert.

9. Länderkunde Europas - S. 174

1913 - Breslau : Hirt
174 Länderkunde. — Europa. Rheingebietes und im Engadin (Graubünden) erhalten. Im Kanton Tessin wohnen Italiener, fast 7°/o der Gesamtbevölkerung, im westlichen Rhone- und im westlichen Juragebiet Franzosen^, 22%,. Die Hauptmasse bilden schwäbische Deutsche, 70 o/o, dereu Einwirkung auf die Kultur der Gesamtheit ausschlaggebend ist. Aber auch die Reichsdeutschen sind ans den Gebieten der Literatur und der Erziehung von den Schweizern beeinflußt worden. Stark ist die Zuwanderung von Ausländern, die bisher leicht vom Schweizer Volkstum aufgesogen und so ein befruchtendes, zum Fortschritt drängendes Kulturelement wurden. — Der kirchlichen Zuge- Hörigkeit nach sind die Schweizer zu fast drei Fünfteln protestantisch, reichlich ein Drittel ist katholisch. Der Rest gehört audern Religionsgemeinschaften an. Trotz dieser Unterschiede ist die Bevölkerung politisch ein einheit- liches Volk, das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts dem Auslande gegenüber fest zusammenhält. Seit 1648 vom Deutschen Reiche losgelöst, bildet es eine „Eid- genossenschaft", eine aus 25 Kantonen zusammengesetzte Republik. Jeder Kanton ist in der Verwaltung seiner inneren Angelegenheiten fast selbständig. Die Kantone sind meist nach den Hauptorteu benannt. §111. Übersicht über die Städte in Tausenden (1910). 1. Französische Schweiz........ Genf. . . 125. Lausanne . 65. La Chaux de Fonds 40. Neuenburg 25. Montreux . 20. 2. Deutsche Schweizer Hochfläche . . Zürich . . 200. Bern ... 90. Luzern 40. Freiburg . 20. Schaffhausen 20. 3. Oberrheinische Tiefebene..........Basel . . 135. 4. Deutsches Nordostalpenland . . . St. Gallen 65. Ehnr ... 15. 5. Italienisches Südalpenland . . . Lugano. . 10. 3. Österreich-Ungarn. 675 000 qkm, fast 52 Mill. E., 76 E. auf 1 qkm. •|ntal so groß wie das D. R., | seiner Einwohnerzahl, so dicht bevölkert. §112. I. Lage und Grenzen. Österreich-Ungarn ist nach Rußland der größte und nach Rußland und Deutschland der volkreichste Staat Europas. Seine nordsüdliche Erstreckung im Gradnetz stimmt mit der Frankreichs überein (42" bis 51" N), seine West- und Ostgrenze sind 17 Längengrade (9°30' bis 26"30') voneinander ent- fernt. Der längste Tag des Jahres im südlichsten Teile der Monarchie ist gegen den im nördlichsten um -f Stunde kürzer; der Unterschied in der Ortszeit zwischen dem W und 0 beträgt 68 Minuten. Österreich-Ungarn ist der Binnenstaat unter den Großmächten Europas;^denn kein anderer europäischer Großstaat besitzt eine verhältnismäßig so kurze Meeresküste (1500 km) wie die Donaumonarchien Zudem liegt die Adria, welche die Halbinsel Jstrien und das Küstenland Dalmatien bespült, nicht nur abseits der großen ozeanischen Verkehrsstraßen, sondern ihre Küsten sind auch von den ertragreichen Ländern des Innern durch Gebirge von sehr geringer Wegsamkeit abgesperrt.-^Endlich münden die schissbaren Flüsse des Reiches in fremden Ländern, so auch der größte Strom des Landes, die Donau. Durch diese Verhältnisse 1 Französisch wird gesprochen westlich von der Linie Mt.terrible—bieler See Siders.

10. Länderkunde Europas - S. 171

1913 - Breslau : Hirt
A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 2. Die Schweiz. 171 102. Der Rheinfall bei Neuhausen. Der Rhein durchbricht bei Neuhausen den Tafeljura, wobei er über eine Schwelle von Jurakalk hinab- stürzt. (Höhe des Falles 24 m, Breite 175 m.) Durch einen Felsen in der Mitte des Stromes entstehen zwei Hauptfälle. Die Wasserkraft des Falles wird industriell ausgebeutet (Aluminiumwerke von Neuhausen). 103. Moutier (Münster) im Schweizer Iura. Der Sirsfluß hat eine Spalte in dem von O nach W streichenden Längskamm des Jura von der Talmulde tm 8 aus tief eingesägt und in enger Schlucht das Gebirge durchbrochen. Durch die breite Schicht weißen Jurakalkes tritt die sehr regelmäßige Eewölbebiegung der Falte im O der Talschlucht deutlich zutage. (Phot. Prof. Ed. Brückner, Suhen.)
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