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1. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 41

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — zog um das Lager herum mit Pauken, nur Eins beklagend, daß sich der Feind so verzagt ohn' allen Schwertschlag ergäbe. — So wohl schreitet dahin der Pfau und der gollernde Puter, wenn ein rotes Gewand die Gall' und den Kamm ihm geschwellet. Lächelnd sah es von ferne der König — dann rief er den Seinen, die noch im frohen Gespräch beim Mittagsmahle verweilten; — ftaunenb sieht der Franzos verschwinden die dampfenden Kessel, staunend ein feindliches Heer erstehen im Nu vor den Blicken. Wild erblitzt die Kanone vor Wut und mit Donnergekrache, und in den vordersten Reih'n schon wiehern die Rosse der Preußen. Panischer Schrecken burchflog das Heer — wer laufen kann, laufe! — Puderbeutel und Zöpfe entflogen, es rann die Pomabe schmelzend vom triefenben Haupt. Laut lacheub folgte der Preuße. 17. Was man sich damals in Deutschland erzählte. Der Kaiser von Deutschlaub wollte den Kurfürsten von Branbenburg in die Acht thun, und der deutsche Reichstag entbot im deutschen Reich durch eine feierliche Kundgebung eine „eilende Exekutionsarmee" >) gegen Friedrich. Ein schlimmer Druckfehler verwanbelte das „eilenbe" in „elenbe". Diese Reichsarmee erhielt balb vom Volk den Namen „Reißausarmee", und man sprach von dem großen Gefolge ihres Anführers, des Prinzen von Hilbbnrg-hausen: nicht weniger als 40 000 Läufer habe er bei sich. Als aber die Schlacht bei Roßbach geschlagen worben war, ba sagte man im Volke: Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, so läuft die ganze Reichsarmee, ___________Panduren und Franzosen. *) ein Heer, das das Urteil vollstrecken soll.

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 416

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
416 Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. Einwohnern Geld auf die abscheulichste Weise. Hin und wieder ergriff das Volk die Waffen, um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in Scharen, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Aber diese Zusammenrottungen nützten wenig, der Kurfürst selber mußte helfen. Anfang Juni 1675 eilte er plötzlich aus Franken herbei und erreichte Magdeburg. Am 18. Juni 1675 kam es bei Fehrbellin zur Schlacht, in welcher er den ruhmvollsten Sieg seines Lebens errang. In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Kurfürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feindesheer gegenüber stand, war sein Leben in höchster Gefahr. Kurz hinter einander hatten zwei Kugeln den Brustharnisch des Kurfürsten getroffen, da machte ihn sein Stallmeister Froben auf die Gefahr aufmerksam, der er durch sein weißes Schlachtroß ausgesetzt sei. Unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu, wußte er seinen Herrn zu bewegen, das Pferd mit dem feinigen zu vertauschen. Kaum aber hatte er das Roß des Kurfürsten bestiegen, so sank er, wie die Sage weiter berichtet, von einer feindlichen Kugel getroffen, tot aus dem Sattel. Der Kurfürst selbst kämpfte mit Heldenkühnheit. Als einige Schwadronen ihren Führer verloren hatten, stellte er sich selbst an ihre Spitze und rief ihnen zu: „Ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen, oder zugleich ritterlich mit euch sterben." Die unmittelbare Folge des Sieges von Fehrbellin war die Befreiung der brandenburgischen Lande von den Schweden. Als dieselben von Ludwig Xiv. angestachelt im Dezember 1678 mit einem Heere von Livland aus einen Einfall in das ganz unverteidigte Herzogtum Preußen machten, brach der Kurfürst mitten im Winter nach dem bedrohten Lande auf. Auf Schlitten wurde das Heer über das Eis des fest gefrorenen frischen Haffs gebracht, voran fuhr der Kurfürst mit seiner Gemahlin und dem Kurprinzen. Schon die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete unter den Feinden allgemeinen Schrecken. Die ganze schwedische Armee wurde, ohne ernstlichen Widerstand zu leisten, zersprengt und auf ihrem eiligen Rückzüge zum großen Teil vernichtet. Trotz dieser glänzenden Siege und wiewohl der große Kurfürst inzwischen den Schweden fast alle ihre deutschen Besitzungen entrissen, sah er sich doch genötigt, da ihn der Kaiser und die deutschen Fürsten aus Neid und Selbstsucht im Stich gelassen und mit Frankreich einen

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 385

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Krieges und nach demselben. 385 kündeten, daß jetzt wieder Friede im Lande herrsche, schrieb ein Vaterlandsfreund: „Wir haben unser Blut, unsere Ehre und unseren Namen hingegeben und nichts damit ausgerichtet, als daß wir uns zu Dienstknechten fremder Völker berühmt, und die wir kaum den Namen nach kannten, zu Herren gemacht haben." Doch enthält für uns das Trauerspiel des dreißigjährigen Krieges ein Gedoppeltes: einmal den tröstlichen Beweis von der unverwüstlichen Kraft unseres Volkes, das in entsagungsvoller Arbeit aus solchem Wüste sich wieder bis zur stolzesten Stellung in Europa emporzuarbeiten vermocht hat, dann aber die ernste Mahnung, wohin der Deutschen schwächliche Zwietracht und der Nachbarn habgierige Eintracht schon einmal unser Vaterland gebracht haben. Merkstoffe. 1517. 31. Oktober. Martin Luther schlägt 95 gegen den Ablaßhandel gerichtete Sätze an die Schloßkirche zu Wittenberg an. 1521. Luther verweigert auf dem Reichstag zu Worms den Widerruf seiner Lehre und wird von Karl V. geächtet. Wormser Edikt. 1525. Bauernkrieg in Schwaben, Franken und Thüringen. 1529. Die evangelischen Reichsstände protestieren zu Speier gegen die Bestätigung des Wormser Ediktes. (Protestanten). 1530. Auf dem Reichstag zu Augsburg überreichen die Protestanten ihr von Philipp Melanchthon verfaßtes Glaubensbekenntnis. 1540. Der spanische Edelmann Ignatius von Loyola stiftet den Jesuitenorden. 1547. Schmalkaldifcher Krieg. Nach der Schlacht bei Mühlberg verliert der Kurfürst Johann Friedrich die Kurwürde an Moritz von Sachsen. 1555. Im Augsburger Religionssrieden werden den Lutheranern gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt. 1572. 24. August. Die Bartholomäusnacht oder Pariser Bluthochzeit. 1598. Heinrich Iv. gewährt durch das Edikt von Nantes den Reformierten gleiche Rechte mit den Katholiken. 1618. Beginn des dreißigjährigen Krieges. 1620. Tilly, der Feldherr der Liga, besiegt in der Schlacht am weißen Berge den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union. 1630. Gustav Adolf, König von Schweden, landet in Pommern. Wallenstein wird auf dem Fürstentag zu Regensburg abgesetzt. 1632. Gustav Adolf fällt in der Schlacht bei Lützen. 1634. Wallenstein wird in Eger ermordet. 1648. Westfälischer Friede. Roßbach, Hülssbuch rc. 25

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 486

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
486 Friedrich der Große 1740—1786. trat Friedrich in engere Verbindung mit Frankreich, Bayern und Sachsen und setzte die Wahl des Kurfürsten Karl Albert von Bayern zum deutschen Kaiser als Karl Vii. glücklich durch. Die Verbündeten rückten in Böhmen ein, Prag wurde genommen. Inzwischen zogen die Österreicher auf München los. Der bedrängte Kaiser wandte sich an Friedrich, der es zu einer entscheidenden Schlacht kommen lassen mußte. Diese wurde bei Ch o tu sitz am 17. Mai 1742 zu Gunsten des Königs geschlagen. Jetzt ging Maria Theresia auf die Friedensbedingungen Friedrichs ein, und im Frieden zu Breslau (1742) wurde Schlesien mit Glatz an Preußen abgetreten, welches sich verpflichtete, die katholische Kirche in Schlesien nicht anzutasten, auch einen Teil der schlesischen Schulden zu übernehmen. Nach dem Friedensschluß mit Preußen wandte sich Österreich mit ganzer Macht gegen die anderen Feinde. Mittelst englischer Hülss^ truppen wurden die Franzosen über den Rhein getrieben. Nun blieben nur noch der Kurfürst von Sachsen und der Kaiser Karl Vii. Der erstere schloß sich Österreich an. Da kam Friedrich seinen Bundesgenossen wieder zu Hülse, indem er plötzlich in Böhmen einfiel und Prag schnell besetzte, das er aber bald wegen schlechter Verpflegung der Truppen wieder räumen mußte. Er zog sich nach Schesien zurück. Die Österreicher und Sachsen zogen ihm nach, nahmen ihm einige Festungen weg und brachten ihn in arge Bedrängnis. Aus dieser konnte er sich nur durch eine glückliche Schlacht retten. Diese fand bei Hohenfriedberg am 4. Juni 1745 statt. Darauf hin wurden die Feinde aus Schlesien nach Böhmen zurückgedrängt. Aber Friedrich selbst konnte in Böhmen keinen festen Fuß fassen und zog deshalb nach Schlesien zurück. Auf diesem Rückzüge kamen ihm die Österreicher mit 30000 Mann in der Nähe von Trautenau bei Soor zuvor, wo sich Friedrich mit 18000 Mann Preußen gelagert hatte. Er versuchte die Abwehr der Feinde und kam ungehindert nach Schlesien. Jetzt glaubten die verbündeten Österreicher und Sachsen ihn am besten zu treffen, wenn sie auf Berlin loszögen. Dieses Unternehmen ließ Friedrich durch den Fürsten Leopold von Dessau verhindern, welcher das verbündete Heer bei Kesselsdorf angriff und völlig schlug. Nun wurde zwischen Preußen, Österreich und Sachsen zu Dresden Friede geschlossen, in welchem der Breslauer Friede bestätigt wurde und der König von Preußen den Gemahl Maria Theresias als Kaiser anerkannte.

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 494

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
494 Friedrich der Große 1740—1786. Rock rettete ihm das Leben; er kam mit einer Quetschung davon, doch war er von der Erschütterung so angegriffen, daß er dem General Hülsen den Oberbefehl übertragen und sich außerhalb des Schlachtbereichs begeben mußte. 1761. In diesem Kriegsjahre war Friedrich zur Verteidigung gezwungen, sein Heer war nicht in dem Zustande, daß es sich jeden Tag schlagen konnte, es mußte für die wichtigsten und entscheidendsten Momente aufgespart werden. Friedrich war im September in einem verschanzten Lager bei Bunzelwitz, das die vereinigten Russen und Österreicher wegen Uneinigkeit der Feldherren nicht angriffen. Da die Lebensrnittel zu Ende gegangen waren, mußte Friedrich das Lager verlassen. Er zog auf Neiße zu, konnte aber nicht verhindern, daß Laudon Schweidnitz in einem nächtlichen Angriff einnahm (1. Oktober). Kolberg wurde von den Schweden und Russen erobert. In Sachsen behauptete sich Prinz Heinrich gegen die Österreicher und die Reichsarmee und in Westdeutschland Ferdinand von Braunschweig gegen zwei französische Heere. Die Lage Friedrichs wurde durch den Rücktritt der Engländer von der Bundesgenossenschaft verschlimmert, ja England unterhandelte sogar mit Rußland, Österreich und Frankreich. Aus dieser Not rettete ihn der Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland (Januar 1762), denn ihr Nachfolger Peter Iii., ein begeisterter Verehrer Friedrichs, schloß nicht allein mit ihm Frieden, sondern ließ auch ein russisches Hülsskorps zu den preußischen Truppen stoßen. 1762. Die Wage des Glücks schwankte auch in diesem Jahre hin und her, denn wenn auch Schweden vom Kriege zurücktrat und mit Preußen Frieden schloß, so war inzwischen Peter von seiner Gemahlin Katharina Ii. entthront worden, infolgedessen wurden die Russen zurückgerufen, doch wußte Friedrich den russischen General noch drei Tage aufzuhalten, bis er Daun am 21. Juli bei Burkersdorf in Schlesien besiegt hatte. Nachdem im Oktober Schweidnitz von den Preußen erobert war, beendete ein glänzender Sieg, den der Prinz Heinrich am 29. Oktober bei Freiberg über die durch kaiserliche Heeresteile verstärkte Reichsarmee erfocht, den Feldzug in Sachsen. Mit ausgezeichnetem Glück und Geschick hatte Herzog Ferdinand in Hessen den Krieg gegen die Franzosen zu Ende geführt.

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 612

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
612 Preußens Kampf und Fall. Der König nahm das Anerbieten Napoleons nicht an, er hielt an seinem Bundesgenossen fest, der ihm im November 1805 am Grabe Friedrichs des Großen ewige Freundschaft gelobt hatte. Kaiser Alexander schrieb darauf am 6. März 1807: „Ich will mich eher der Gefahr aussetzen, meine Krone zu verlieren, als dulden, daß der König nur eines Sandkornes seiner Staaten beraubt würde." Und dieses Versprechen des gegenseitigen Festhaltens am Bündnisse bekräftigte Alexander am 1. April mit den Worten: „Nicht wahr, keiner von uns beiden fällt allein?" In dem Vertrag zu Bartenstein (26. April) verbanden sich Rußland und Preußen noch enger: „Rußland und Preußen machen sich verbindlich, die Waffen nur gemeinschaftlich niederzulegen." Die nächste Folge war die Fortsetzung des Kampfes. Bei. Fried land kam es am 14. Juni zur zweiten großen Schlacht, in welcher die Russen vollständig geschlagen und die Preußen mit in die Flucht gezogen wurden. Die Lust am Kriege war nun in den Reihen der russischen Offiziere gewichen, und Kaiser Alexander ließ sich bestimmen, entgegen sein dem König von Preußen gegebenes Wort, mit Napoleon zur Abschließung eines Waffenstillstandes zu verhandeln. Am 21. Juni ward zwischen Rußland und Frankreich, am 25. zwischen Frankreich und Preußen Waffenstillstand geschlossen. Preußens Lage. Von seinem Bundesgenossen verlassen, vom Feinde geschlagen, lag Preußen hoffnungslos dem Sieger zu Füßen. Denn auch die Festungen Neiße, Kofel und Danzig waren inzwischen gefallen. Unbezwungen nur blieben Glatz, Graudenz, Silberberg. Ruhm aber über alle hat das kleine Kolb erg errungen, wo es die Bürgerschaft war, welche sich unter Nettelb eck den Kapitulationsgelüsten des kleinmütigen Kommandanten Oberst von Loucadou mit erfolgreichem Nachdruck widersetzte, bis Major von Gneisen au*) *) August Neidhard von Gneisenau war der Sohn des Artillerieleutn.flnts der Reichsarmee von Neidhard, der später nach einem früheren Familiengute in Österreich den Beinamen von Gneisenau seinem Namen hinzufügte. Der Sohn war 1760 in Schilda bei Torgau geboren. Als nach den: frühen Tode der Mutter der Vater sich wieder verheiratete und in dürftige Umstände geriet, nahmen die begüterten Großeltern den Knaben zu sich. Doch auch sie starben nach wenigen Jahren. Gneisenau, damals siebzehnjähriger Student in Erfurt, verbrauchte aber schnell das ihm zufallende mütterliche Erbe und trat dann 1778 in ein österreichisches Husarenregiment ein. Jedoch schon im nächsten Jahre vertauschte er den kaiserlichen Dienst mit dem mark-gräflich-ansbachischen in der Hoffnung, dadurch an dem Kriege in Amerika, für welchen der Markgraf seine Truppen an England vermietete, teilzunehmen. Nach seiner Rück-

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 616

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
616 Preußens Kampf und Fall. Heer ausgeübte Zerstörung hervorgerufen hatte, und das in Gegenden, wohin kein Franzose gekommen war. Schauder inußte jeden erfüllen, der das unglückliche Land durchwanderte. Wie mußten die armen Einwohner diese treuen Bundesgenossen verwunschen welche ihren Boden als Freunde und Beschützer betreten hatten und nun nfutel?er ^Wüstung hinterließen, wie sie der ganze Kriegsschauplatz bis an die Oder, Elbe und Saale hin nicht aufwies." ^Preußens Zustand nach dem Frieden von Tilsit bezeichnet treffend ein Transparent bei der von den Franzosen befohlenen Erleuchtung Berlins. Ein Tischlermeister in der Friedrichsstraße hatte einen Sarg illuminiert mit der Aufschrift: „Hier ist der wahre Friede." Das zerfleischte Land hatte eine Kriegssteuer von 120 Millionen Franken zu zahlen, die Besatzung der als Pfänder überlassenen Festungen Stettin, Küstrin und Glogau bestens zu versorgen, neben der großen Militärstraße zwischen dem Königreich Sachsen und dem neuen Herzogtum Warschau vierzehn Handels- und Verpflegungsstraßen zu unterhalten, und bis die erste Teilsumme der Kriegssteuer gezahlt war, 200 000 Franzosen zu beköstigen; alle Kassen befanden sich bis dahin in der Hand des Feindes, der sie zu leeren verstand. Die Verpflegung, die hohen Tafelgelder an die Marschälle, Generäle und Offiziere, schamlose tausendfache Erpressungen sogen den letzten Saft aus allen Fasern und Wurzeln. Die Festlandssperre vernichtete den Handel; die Werkstätten feierten, der Grund und Boden verlor seinen Wert. In Berlin wurde nicht nur der Wohlstand vernichtet, sondern fast die Existenzmöglichkeit. Die meisten Handwerker waren ohne Beschäftigung und darum ohne Verdienst; den Beamten wurden die Gehälter nicht mehr bezahlt; das tiefe Sinken der Staatspapiere verschlang die kleinen Vermögen; die Häuser wurden wertlos, da keine Mieten mehr gezahlt wurden; Geld war nur durch schwerste Opfer aufzutreiben. Auf allen Straßen und Plätzen sah man zerlumpte Kinder und Bettler; im Lustgarten lagerten sie in ganzen Hausen und sammelten sich scharenweise in den Vorhallen und an den Eingängen der Kirchen. Viele Kaufleute, Handwerker, Landwirte gingen mit dem Bettelstäbe davon. Die Verwüstungen des Krieges dauerten im Frieden fort; Pferde, Rindvieh, Korn, Lebensmittel, Geld, alles, was nicht niet- und nagel, fest war, wurde geraubt. Die Franzosen ordneten Feste um Feste-Bälle um Bälle an, zu denen die darbenden Einwohner die kostbarsten Speisen durch Geldanleihen liefern mußten.

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 25

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und Staatenbildung. 25 ihm in seinem Palaste zu Konstantinopel, und die Völker raunten sich zu, daß er das Schwert des Kriegsgottes führe. Lange war es verloren gewesen, so ging die Sage durch die Lande, da fand es ein Hirt, der brachte es Attila, und nun konnte ihm niemand widerstehen. Alle die Schrecken der Verwüstungen, welche die Völkerwanderung gebracht, verkörperten sich in seiner Person, die man „Gottesgeißel" nannte. Aber Attila war mehr als ein roher Wüterich, er war ein Mann von weitschauendem Blick. Es entging ihm nicht, was bei den Persern am Euphrat vorging; was er wünschte, geschah nicht nur am Hofe zu Konstantinopel, sondern auch in Rom; seine Gesandten waren auch bei dem Vandalenkönig in Nordafrika. Seine Residenz hatte er im heutigen Ungarn aufgeschlagen; unermeßliche Schätze, die Beute der eroberten Länder, waren hier zusammengehäuft. An seinem Hofe hörte man alle Sprachen der Welt. Lud der König seine Edlen oder fremde Gesandte zu sich, dann tafelte er mit ihnen in weiter Halle, er selbst auf einem Ruhebett, von dem ein paar Stufen zu seinem mit Leinentüchern und bunten Spitzen geschmückten Lager hinaufführten, rechts und links an einzelnen Tafeln die Gäste. In silberne und goldene Becher füllten ihnen die Mundschenken den Wein, auf silbernen Schüsseln wurde ihnen ein üppiges Mahl gereicht, dem Attila selbst dagegen auf hölzerner Platte nur Fleischgerichte, wie er denn auch nur aus hölzernem Becher trank und sich in allem sehr einfach und mäßig hielt. Nach germanischer Sitte trank er den einzelnen Gästen zu, und endlos pflegte sich das ^Gelage hinzuziehen; dazwischen traten Sänger auf, die Lieder zu des Königs Preis vortrugen, oder ein Gaukler, der närrisches Zeug auftischte. Ruhig und scheinbar teilnamlos blickte dann Attila über feine lachenden und lärmenden Gäste. Fremdartig, ein echter Mongole, stand er unter den hochgewachsenen, -blonden Fürsten der Germanen, „von kleiner Gestalt, breiter Brust, großem Haupte, kleinen Augen, spärlichem, schon ergrautem Barte, stumpfer Nase, fahler Hautfarbe." Aber würdevoll und gemessen war die Haltung, und scharf spähten die dunklen Augen. Er hielt alle, die sich ihm nahten, in unbedingter Unterwürfigkeit, doch gerecht fand er als Richter den Spruch, mild zeigte er sich den Bittenden, gnädig den Unterworfenen. Von Geiserich, dem Vandalenkönig, gegen die Westgoten und von einem fränkischen Fürsten gegen den Römer Aetius zu Hülfe gerufen, brach Attila 451 mit einer halben Million Streiter von Ungarn auf. Die Donau aufwärts ziehend hatten die Hunnen wohl

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 125

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 125 11. Nach dem Kampfe. War der Kampf beendet, so lagerte sich das Heer auf dem behaupteten Felde drei Zage lang, um sich des Sieges rühmen zu können. Von den Heerführern berufen, sammelten sich die Krieger; die Helme und Schilde der Anwesenden wurden gezählt, auf dem Schlachtfelde die Freunde gesucht und die Verwundeten den Ärzten gebracht; bei den Toten hielt man die Totenwache. Dann gaben alle sich der Siegesfreude in einem Maße hin, daß sie ihnen bei einem erneuerten Angriff der Feinde oft verderblich ward; bis tief in die Nacht wurde bei Kerzenlicht getafelt, und die Musiker mußten lustige Weisen aufspielen. 12. Das Los der Gefangenen. Beklagenswert war das Los der Gefangenen, die nach altem Brauch dem Kriegsherrn zufielen, während ihre Rüstung dem gehörte, der sie bezwungen hatte, über die Maßen grausam war oft ihre Behandlung. So ließ Friedrich Barbarossa 1161 sechs gefangenen Mailändern je ein Auge ausreißen, sechs andern die Nase bis zur Stirn abschneiden und ein Auge ausstechen, noch sechs andere auf beiden Augen blenden. Oft wurde den Gefangenen nicht bloß die Rüstung ausgezogen, man nahm ihnen auch die besten Unterkleider, daß sie fast nackt waren; die Hände wurden ihnen auf dem Rücken zusammengebunden, die Beine unter dem Bauche des Pferdes gefesselt, manchmal ihnen die Augen verbunden, ein Knebel in den Mund gesteckt, um sie wie eingefangene Räuber hinwegzuführen und in den dunkeln Burgverließen zu bergen. Wichtige Gefangene legte man selbst in Ketten, fesselte sie mit Handschellen und ließ die Ketten der Sicherheit wegen wohl gar an die Wand des Kerkers schmieden. Gemeine Soldaten gefangen zu halten, war oft zu umständlich; ließ man sie nicht womöglich nackt lausen, so pflegte man sie paarweise zusammenzuschließen und merkwürdigerweise auch zum Sicherheitsdienste in den Burgen zu verwenden. Nur selten wurden vornehme Herren besser behandelt und ihnen gegen das eidliche Versprechen, nicht zu entfliehen, die Bande gelöst und volle Freiheit gestattet. 13. Die Auswechselung der Gefangenen. Wenn die Heerführer sich über die Auswechselung einigen konnten, ward auch ein Teil der Gefangenen ausgelöst, ein Fürst oder vornehmer Herr gegen eine entsprechende Zahl minder bedeutender Krieger ausgetauscht; andere Gefangene boten Lösegeld. Der Sieger setzte die Summe fest und schätzte seinen Gefangenen; derselbe hatte dann Geiseln zu stellen, welche die Auszahlung verbürgten. Es waren oft ganz beträchtliche Summen, die gezahlt wer-den mußten, so kaufte sich der Ritter Kuno aus der Stadt Wartberg an der Diemel gegen 1500 Mark (— 60000 Mark nach unserem Gelde) von den siegreichen Hessen los. 14. Die Beute und die Schlachtfeldräuber. Hatten die Herren durch die Lösegelder der Gefangenen und die Kriegsbeute einen merklichen Vorteil von der gewonnenen Schlacht, so sanden die Soldaten und Knechte auf dem Walplatz vielfach Gelegenheit, sich zu bereichern. ^Waffen und Wehr nahm wohl der Kriegsherr in Anspruch, alles übrige war den Soldaten überlassen, die oft die Toten ausplünderten und sich selbst deren Rüstung aneigneten, was für einen Ritter nicht anständig galt. Fiel nun gar das Lager oder der Troß in ihre Hände, dann konnte manch armer Teufel zum wohlhabenden Mann werden; so erbeutete im Jahre 1253 der König Wilhelm den Silberschatz der Gräfin von Flandern, von dem allein die Becher und 'Schüssel auf 30000 Mark (— 1200 000 Reichs-Mark) geschätzt wurden. Was die Soldaten übrig ließen, das eigneten sich die Landesbewohner an, die in der Nahe der Walstatt wohnte». So kamen nach der Schlacht auf dem Marchfelde (1278)

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 136

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
136 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. meiste, der ihnen alle die Waffenkünste beibrachte; wer nicht in der Lage war, ihnen diese Fertigkeiten im Hause lehren zu lassen, vertraute sie einem erfahrenen Ritter an, unter dessen Leitung sie das Waffenhandwerk erlernten. Die Hauptsache war, daß die Knaben Schild und Lanze wohl zu gebrauchen verstanden, den Gegner geschickt zu treffen und aus dem Sattel zu heben lernten. Auch wurde der Knabe, sobald er des Waffenhandwerks kundig war, angehalten, mit einer Schar gewappneter Lanzenreiter gemeinsam zu kämpfen; man nannte diese Übung „Buhurt." Den ersten Gebrauch der Waffen lernten die Knaben auf der Jagd. War der Jüngling zwölf Jahre und älter geworden, dann wurde er, wenn er nicht selbst ein Land zu ererben hatte, an einen Fürstenhof geschickt, um dort sich weiter auszubilden, die Gunst des Herrn zu gewinnen, und so sein Glück zu machen. Am Hofe beginnt nun die Zeit des ernsten Lernens. Gewöhnlich wurde er der Obhut eines älteren erprobten Ritters anvertraut, der feine weitere Ausbildung überwachte. Die Waffenübungen wurden fortgesetzt; mit deu zahlreichen Kameraden, die sich am Hofe zusammen-fanben, wurden Waffenspiele veranstaltet und so die Leibeskraft und Gewandtheit gemehrt und vervollkommnet. Gewöhnlich wurden diese jungen Leute auch benutzt, Briefe zu bestellen und Botschaften auszurichten. Die Briese wurden mit Tinte aus Pergament geschrieben, gefaltet, beschnitten und verschlossen; wenn die Adresse aufgefetzt war, siegelte der Absender des Briefes mit feinem eigenen Siegel das Schreiben zu. Die Briefe wurden, sobald sie fertig waren, zusammengepackt und in Büchsen oder Fäßchen gethan, welche die Boten am Halse oder am Gürtel trugen. Die Knappen waren, wenn sie eine solche Reife antraten, mit besonderen Wahrzeichen versehen, an denen Fremde den Absender erkannten. Mit etwas Lebensmitteln, Brot, Käse und Wein ausgerüstet, machte sich der Bote nun auf den Weg. Gewöhnlich ging er zu Fuß, nur vornehme Botschafter machten ihre Reise zu Pferde ab, dem Knappen wurde das erlaubt, wenn eine Gefahr drohte. Auf der Reife sprach der Bote wohl hie und da in befreundeten Häusern vor und fand da freundliche Aufnahme, ja erhielt beim Abschied noch Geschenke. Waren sie endlich an ihrem Bestimmungsorte angelangt, so wurden sie zum Sitzen genötigt und mit einem Becher Wein erst erquickt, ehe man sie aufforderte, ihre Botschaft vorzubringen. Stehend richteten sie nun ihre Aufträge aus. Wie beleidigend für den
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