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1. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 115

1913 - Paderborn : Schöningh
Deutschland im Zeitalter der Hohenstaufen. 115 aufgaben des Ritters. Doch artete der Dienst der Herrin, den uns die Minnesnger in so anziehender Weise schildern, mit dem Verfall des Rittertums oft in rohe Sinnlichkeit aus. Auf die Bildung feiner Sitten in der ritterlichen Gesellschaft hatte das franzsische Ritterleben, das sich bereits vor dem deutschen entfaltet hatte, groen Einflu. Der zum Ritter bestimmte Knabe wurde an den Hof eines vornehmen Adligen gebracht. Hier wartete er als Edelknecht ober Page auf und wurde in der hfischen Zucht unterwiesen. Bald diente er seinem Herrn als Knappe, als Wappner und Schildtrger, und lernte den ritterlichen Kriegsdienst. Mit dem 21. Jahre wurde ihm unter feierlichen Zeremonien der Ritterschlag erteilt. In der Zeit der Kreuzzge entstanden zuerst die adligen Geschlechts-namen und die Wappen und vermehrte sich gewaltig die Zahl der Ritter-brgen, deren Bau im 11. Jahrhundert in sprlicher Zahl und meist mit geringem Umfang begonnen hatte. Auch die glnzenden Ritterspiele, Turniere, wurden erst in dieser Zeit eine Lieblingsbelustigung des Adels' Der Kampf geschah mit stumpfer Lanze, und die Hauptkunst bestand darin, den Gegner durch einen Lanzensto geschickt aus dem Sattel zu heben'. Der Buhurt war ein ungefhrliches Ritterschauspiel, das Turnier ein Massenkampf, die Tjoste ein Zweikampf. Den Preis, in kostbaren Waffen, Halsketten und dergleichen Schmuck bestehend, erhielt der Sieger aus der Hand vornehmer Frauen. Spter schritt die Kirche gegen die Turniere ein, weil dabei oft tdliche Verwundungen vorkamen, und als König Heinrich Ii. von Frankreich an einer im Lanzenstechen erhaltenen Wunde starb (1559), wurden sie gnzlich verboten. b) Die Stadtbevlkerung. Das Stdtewesen entwickelte sich in Deutschland erst seit etwa dem Beginn des 10. Jahrhunderts, als Handel und Geroerbe einen langsamen, aber stetigen Aufschwung nahmen. Anfangs war der lange Zeit unbedeutende Handel noch meistens in den Hnden der Juden und im Sden der Lombarden, im Norden der Friesen. Die Gewerbe kamen zunchst an den Hfen der Groen, tvo der gesteigerte Wohlstand auf eine verfeinerte -Lebenshaltung hindrngte, nach und nach in ihrer vielfachen Gliederung in Aufnahme. Die Städte in Deutschland wuchsen teils aus jenen alten Rmerstdten im Rhein- und Donaugebiet (Cln, Mainz), die wegen ihrer gnstigen Handelslage wieder aus der Asche der Zerstrung oder dem Verfalle entstanden, teils aus Ortschaften empor, in denen bischfliche Kirchen, Pfalzen oder Burgen er-richtet waren, oder welche um solche entstanden waren. Die dort stattfindenden Mrkte (Messen) lockten den Hndler und den 8*

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 111

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 111 Akkon, wo sie erfolglos mit den Türken kämpften. Ein sehr strenger Winter brachte ansteckende Krankheiten, und ihnen erlag mit Tausenden seiner Landsleute auch Herzog Friedrich im Januar 1191. Den letzten deutschen Zuzug führte Leopold von Österreich im Frühjahre 1191 nach Akkon, und dieser eroberte mit den Königen von Frankreich und England die starke Festung, mußte sich aber gefallen lassen, daß der hochfahrende englische König Richard Löwenherz sein Banner von dem besetzten Mauerturme wieder herabreißen ließ. Der König Philipp von Frankreich wie Leopold kehrten heim, Richard aber kam später auf seiner Heimreise in Leopolds Gewalt und wurde von ihm und vom Kaiser dreizehn Monate lang ge- fangen gehalten (zuletzt auf Burg Trifels in der Rheinpfalz), bis er auf Verlangen der deutschen Fürsten gegen ein Lösegeld freigegeben wurde. h) Rückblick auf Friedrich Rotbart*). Er war völlig ein Herr, wie das Volk ihn begehrte, und zugleich ein Kaiser, der deutsche Fürsten zu bändigen wußte. Gewaltig in Erscheinung, Wort und Willen, ein Kriegsheld, der mit auserwählter Schar in das dichteste Schlachtgetümmel ritt, der noch als Greis auf gepanzertem Roß vor seinem Heere in den Fluß tauchte; ein reicher Gabenspender für seine tapferen Getreuen, für den kunstvollen Sänger und bauverständigen Werkmeister; ein Urteilsprecher von eherner Kraft, dabei ein weitschauender Staatsmann, der mit den alten Fürsten Europas und des Morgenlandes verhandelte und die Fäden fest in der Hand hielt, durch welche er ihren Eigennutz bändigte. Er war geneigt zu Gewaltmitteln; wo er Widerstand fand, war er hart und ohne Erbarmen und dabei von einer zähen Festigkeit, welche durch kein Mißlingen beirrt wurde. In vielen fürwahr ist er Karl dem Großen ähnlich. Eine hünenhafte Gestalt war den Germanen aufgestiegen, um das römische Reich deutscher Nation aus dem Chaos der Völkerwanderung vorzubereiten; eine zweite erschien, kurz bevor die alte Kaiseridee des Mittelalters verging. Aber Friedrich war nicht nur der stolzeste Nachfahre des großen Karl, er war zugleich sein dunkleres Gegenbild. Sein Leben begann unter dem Zwange derselben Ideen, in denen das Leben Karls geendet Hatte. Auch er forderte sich die Herrschaft über Italien, die Oberherrlichkeit über das Abendland. Aber unvergleichlich stärker waren die widerstrebenden Mächte, mit denen Friedrich rang; die lombardischen Krieger waren *) Nach Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit.

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 416

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
416 Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. Einwohnern Geld auf die abscheulichste Weise. Hin und wieder ergriff das Volk die Waffen, um sich seiner Dränger zu erwehren. Die Bauern ordneten sich in Scharen, deren Fahnen die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Aber diese Zusammenrottungen nützten wenig, der Kurfürst selber mußte helfen. Anfang Juni 1675 eilte er plötzlich aus Franken herbei und erreichte Magdeburg. Am 18. Juni 1675 kam es bei Fehrbellin zur Schlacht, in welcher er den ruhmvollsten Sieg seines Lebens errang. In dieser denkwürdigen Schlacht, wo der Kurfürst mit 6000 Mann einem doppelt so zahlreichen Feindesheer gegenüber stand, war sein Leben in höchster Gefahr. Kurz hinter einander hatten zwei Kugeln den Brustharnisch des Kurfürsten getroffen, da machte ihn sein Stallmeister Froben auf die Gefahr aufmerksam, der er durch sein weißes Schlachtroß ausgesetzt sei. Unter dem Vorgeben, der Schimmel sei scheu, wußte er seinen Herrn zu bewegen, das Pferd mit dem feinigen zu vertauschen. Kaum aber hatte er das Roß des Kurfürsten bestiegen, so sank er, wie die Sage weiter berichtet, von einer feindlichen Kugel getroffen, tot aus dem Sattel. Der Kurfürst selbst kämpfte mit Heldenkühnheit. Als einige Schwadronen ihren Führer verloren hatten, stellte er sich selbst an ihre Spitze und rief ihnen zu: „Ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen, oder zugleich ritterlich mit euch sterben." Die unmittelbare Folge des Sieges von Fehrbellin war die Befreiung der brandenburgischen Lande von den Schweden. Als dieselben von Ludwig Xiv. angestachelt im Dezember 1678 mit einem Heere von Livland aus einen Einfall in das ganz unverteidigte Herzogtum Preußen machten, brach der Kurfürst mitten im Winter nach dem bedrohten Lande auf. Auf Schlitten wurde das Heer über das Eis des fest gefrorenen frischen Haffs gebracht, voran fuhr der Kurfürst mit seiner Gemahlin und dem Kurprinzen. Schon die Nachricht von seiner Ankunft verbreitete unter den Feinden allgemeinen Schrecken. Die ganze schwedische Armee wurde, ohne ernstlichen Widerstand zu leisten, zersprengt und auf ihrem eiligen Rückzüge zum großen Teil vernichtet. Trotz dieser glänzenden Siege und wiewohl der große Kurfürst inzwischen den Schweden fast alle ihre deutschen Besitzungen entrissen, sah er sich doch genötigt, da ihn der Kaiser und die deutschen Fürsten aus Neid und Selbstsucht im Stich gelassen und mit Frankreich einen

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 25

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und Staatenbildung. 25 ihm in seinem Palaste zu Konstantinopel, und die Völker raunten sich zu, daß er das Schwert des Kriegsgottes führe. Lange war es verloren gewesen, so ging die Sage durch die Lande, da fand es ein Hirt, der brachte es Attila, und nun konnte ihm niemand widerstehen. Alle die Schrecken der Verwüstungen, welche die Völkerwanderung gebracht, verkörperten sich in seiner Person, die man „Gottesgeißel" nannte. Aber Attila war mehr als ein roher Wüterich, er war ein Mann von weitschauendem Blick. Es entging ihm nicht, was bei den Persern am Euphrat vorging; was er wünschte, geschah nicht nur am Hofe zu Konstantinopel, sondern auch in Rom; seine Gesandten waren auch bei dem Vandalenkönig in Nordafrika. Seine Residenz hatte er im heutigen Ungarn aufgeschlagen; unermeßliche Schätze, die Beute der eroberten Länder, waren hier zusammengehäuft. An seinem Hofe hörte man alle Sprachen der Welt. Lud der König seine Edlen oder fremde Gesandte zu sich, dann tafelte er mit ihnen in weiter Halle, er selbst auf einem Ruhebett, von dem ein paar Stufen zu seinem mit Leinentüchern und bunten Spitzen geschmückten Lager hinaufführten, rechts und links an einzelnen Tafeln die Gäste. In silberne und goldene Becher füllten ihnen die Mundschenken den Wein, auf silbernen Schüsseln wurde ihnen ein üppiges Mahl gereicht, dem Attila selbst dagegen auf hölzerner Platte nur Fleischgerichte, wie er denn auch nur aus hölzernem Becher trank und sich in allem sehr einfach und mäßig hielt. Nach germanischer Sitte trank er den einzelnen Gästen zu, und endlos pflegte sich das ^Gelage hinzuziehen; dazwischen traten Sänger auf, die Lieder zu des Königs Preis vortrugen, oder ein Gaukler, der närrisches Zeug auftischte. Ruhig und scheinbar teilnamlos blickte dann Attila über feine lachenden und lärmenden Gäste. Fremdartig, ein echter Mongole, stand er unter den hochgewachsenen, -blonden Fürsten der Germanen, „von kleiner Gestalt, breiter Brust, großem Haupte, kleinen Augen, spärlichem, schon ergrautem Barte, stumpfer Nase, fahler Hautfarbe." Aber würdevoll und gemessen war die Haltung, und scharf spähten die dunklen Augen. Er hielt alle, die sich ihm nahten, in unbedingter Unterwürfigkeit, doch gerecht fand er als Richter den Spruch, mild zeigte er sich den Bittenden, gnädig den Unterworfenen. Von Geiserich, dem Vandalenkönig, gegen die Westgoten und von einem fränkischen Fürsten gegen den Römer Aetius zu Hülfe gerufen, brach Attila 451 mit einer halben Million Streiter von Ungarn auf. Die Donau aufwärts ziehend hatten die Hunnen wohl

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 125

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 125 11. Nach dem Kampfe. War der Kampf beendet, so lagerte sich das Heer auf dem behaupteten Felde drei Zage lang, um sich des Sieges rühmen zu können. Von den Heerführern berufen, sammelten sich die Krieger; die Helme und Schilde der Anwesenden wurden gezählt, auf dem Schlachtfelde die Freunde gesucht und die Verwundeten den Ärzten gebracht; bei den Toten hielt man die Totenwache. Dann gaben alle sich der Siegesfreude in einem Maße hin, daß sie ihnen bei einem erneuerten Angriff der Feinde oft verderblich ward; bis tief in die Nacht wurde bei Kerzenlicht getafelt, und die Musiker mußten lustige Weisen aufspielen. 12. Das Los der Gefangenen. Beklagenswert war das Los der Gefangenen, die nach altem Brauch dem Kriegsherrn zufielen, während ihre Rüstung dem gehörte, der sie bezwungen hatte, über die Maßen grausam war oft ihre Behandlung. So ließ Friedrich Barbarossa 1161 sechs gefangenen Mailändern je ein Auge ausreißen, sechs andern die Nase bis zur Stirn abschneiden und ein Auge ausstechen, noch sechs andere auf beiden Augen blenden. Oft wurde den Gefangenen nicht bloß die Rüstung ausgezogen, man nahm ihnen auch die besten Unterkleider, daß sie fast nackt waren; die Hände wurden ihnen auf dem Rücken zusammengebunden, die Beine unter dem Bauche des Pferdes gefesselt, manchmal ihnen die Augen verbunden, ein Knebel in den Mund gesteckt, um sie wie eingefangene Räuber hinwegzuführen und in den dunkeln Burgverließen zu bergen. Wichtige Gefangene legte man selbst in Ketten, fesselte sie mit Handschellen und ließ die Ketten der Sicherheit wegen wohl gar an die Wand des Kerkers schmieden. Gemeine Soldaten gefangen zu halten, war oft zu umständlich; ließ man sie nicht womöglich nackt lausen, so pflegte man sie paarweise zusammenzuschließen und merkwürdigerweise auch zum Sicherheitsdienste in den Burgen zu verwenden. Nur selten wurden vornehme Herren besser behandelt und ihnen gegen das eidliche Versprechen, nicht zu entfliehen, die Bande gelöst und volle Freiheit gestattet. 13. Die Auswechselung der Gefangenen. Wenn die Heerführer sich über die Auswechselung einigen konnten, ward auch ein Teil der Gefangenen ausgelöst, ein Fürst oder vornehmer Herr gegen eine entsprechende Zahl minder bedeutender Krieger ausgetauscht; andere Gefangene boten Lösegeld. Der Sieger setzte die Summe fest und schätzte seinen Gefangenen; derselbe hatte dann Geiseln zu stellen, welche die Auszahlung verbürgten. Es waren oft ganz beträchtliche Summen, die gezahlt wer-den mußten, so kaufte sich der Ritter Kuno aus der Stadt Wartberg an der Diemel gegen 1500 Mark (— 60000 Mark nach unserem Gelde) von den siegreichen Hessen los. 14. Die Beute und die Schlachtfeldräuber. Hatten die Herren durch die Lösegelder der Gefangenen und die Kriegsbeute einen merklichen Vorteil von der gewonnenen Schlacht, so sanden die Soldaten und Knechte auf dem Walplatz vielfach Gelegenheit, sich zu bereichern. ^Waffen und Wehr nahm wohl der Kriegsherr in Anspruch, alles übrige war den Soldaten überlassen, die oft die Toten ausplünderten und sich selbst deren Rüstung aneigneten, was für einen Ritter nicht anständig galt. Fiel nun gar das Lager oder der Troß in ihre Hände, dann konnte manch armer Teufel zum wohlhabenden Mann werden; so erbeutete im Jahre 1253 der König Wilhelm den Silberschatz der Gräfin von Flandern, von dem allein die Becher und 'Schüssel auf 30000 Mark (— 1200 000 Reichs-Mark) geschätzt wurden. Was die Soldaten übrig ließen, das eigneten sich die Landesbewohner an, die in der Nahe der Walstatt wohnte». So kamen nach der Schlacht auf dem Marchfelde (1278)

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 136

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
136 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. meiste, der ihnen alle die Waffenkünste beibrachte; wer nicht in der Lage war, ihnen diese Fertigkeiten im Hause lehren zu lassen, vertraute sie einem erfahrenen Ritter an, unter dessen Leitung sie das Waffenhandwerk erlernten. Die Hauptsache war, daß die Knaben Schild und Lanze wohl zu gebrauchen verstanden, den Gegner geschickt zu treffen und aus dem Sattel zu heben lernten. Auch wurde der Knabe, sobald er des Waffenhandwerks kundig war, angehalten, mit einer Schar gewappneter Lanzenreiter gemeinsam zu kämpfen; man nannte diese Übung „Buhurt." Den ersten Gebrauch der Waffen lernten die Knaben auf der Jagd. War der Jüngling zwölf Jahre und älter geworden, dann wurde er, wenn er nicht selbst ein Land zu ererben hatte, an einen Fürstenhof geschickt, um dort sich weiter auszubilden, die Gunst des Herrn zu gewinnen, und so sein Glück zu machen. Am Hofe beginnt nun die Zeit des ernsten Lernens. Gewöhnlich wurde er der Obhut eines älteren erprobten Ritters anvertraut, der feine weitere Ausbildung überwachte. Die Waffenübungen wurden fortgesetzt; mit deu zahlreichen Kameraden, die sich am Hofe zusammen-fanben, wurden Waffenspiele veranstaltet und so die Leibeskraft und Gewandtheit gemehrt und vervollkommnet. Gewöhnlich wurden diese jungen Leute auch benutzt, Briefe zu bestellen und Botschaften auszurichten. Die Briese wurden mit Tinte aus Pergament geschrieben, gefaltet, beschnitten und verschlossen; wenn die Adresse aufgefetzt war, siegelte der Absender des Briefes mit feinem eigenen Siegel das Schreiben zu. Die Briefe wurden, sobald sie fertig waren, zusammengepackt und in Büchsen oder Fäßchen gethan, welche die Boten am Halse oder am Gürtel trugen. Die Knappen waren, wenn sie eine solche Reife antraten, mit besonderen Wahrzeichen versehen, an denen Fremde den Absender erkannten. Mit etwas Lebensmitteln, Brot, Käse und Wein ausgerüstet, machte sich der Bote nun auf den Weg. Gewöhnlich ging er zu Fuß, nur vornehme Botschafter machten ihre Reise zu Pferde ab, dem Knappen wurde das erlaubt, wenn eine Gefahr drohte. Auf der Reife sprach der Bote wohl hie und da in befreundeten Häusern vor und fand da freundliche Aufnahme, ja erhielt beim Abschied noch Geschenke. Waren sie endlich an ihrem Bestimmungsorte angelangt, so wurden sie zum Sitzen genötigt und mit einem Becher Wein erst erquickt, ehe man sie aufforderte, ihre Botschaft vorzubringen. Stehend richteten sie nun ihre Aufträge aus. Wie beleidigend für den

7. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 25

1897 - Breslau : Handel
1. Die Gründung Roms. 25 Erbauung der Stadt Rom. Der dankbare Numitor erlaubte seinen 75$ Enkeln, am Ufer des Tibers, wo sie ausgesetzt und ausgewachsen waren, eine Stadt zu gründen. Die beiden Brüder legten nun auf dem Palatinischen Hügel den Grund zu dem nachmals weltbeherrschenden Rom. Mittels eines mit weißen Rindern bespannten Pfluges wurde um den zur Gründung der Stadt bestimmten Platz eine Furche gezogen; wo ein Thor hinkommen sollte, wurde der Pflug aufgehoben. An Stelle der Furche traten später Graben und Wall. Innerhalb des mit der Furche umzogenen Platzes bauten sich die neuen Bürger ihre anfangs recht einfachen Wohnungen. Kaum war die Anlage der Stadt vollendet, so gerieten die Brüder in Streit, wer von ihnen derselben den Namen geben und sie als König beherrschen sollte. Sie überließen die Entscheidung den Göttern. Romulus schaute auf dem Palatinus, Remus auf dem Aventinus nach günstigen Götterzeichen aus. Dem Remus erschienen zuerst 6 Geier, dem Romulus bald darauf aber 12. Die Götter hatten also für Remus entschieden; aber Romulus pochte auf die doppelte Zahl der ihm erschienenen Vögel. Es kam zum Streit, und im Handgemenge erschlug Romulus seinen Bruder. Nach einer andern Darstellung sprang Remus über die niedrige Stadtmauer, um den Bruder zu verspotten. Da erschlug ihn dieser, um anzudeuten, daß diese Mauer niemand übersteigen werde, außer sich selbst zum Verderben. Romulus war nun Herr der Stadt und nannte sie nach seinem Namen Roma. Romulus als König, a) Raub der Sabinerinnen. Die neue Stadt füllte sich bald mit Männern, denn Romulus hatte ein Asyl (eine Freistätte) errichtet für alle, welche ans irgend einer Ursache ihr Vaterland meiden mußten. Daß sich daher unter den neuen Bürgern viele Verbrecher und allerhand Gesindel befanden, ist leicht erklärlich. Aber es fehlte an Frauen. Vergebens schickte Romulus Gesandte an die benachbarten Städte; alle Heiratsanträge wurden mit Spott und Hohn zurückgewiesen. Da beschlossen die Römer, mit List und Gewalt zum Ziele zu kommen. Sie veranstalteten ein großes Fest zur Einweihung der Stadt. Voller Neugierde kamen die Nachbarn mit Frauen und Töchtern zahlreich nach Rom. Wahrend der Festspiele bemächtigten sich plötzlich die römischen Jünglinge der fremden Jungfrauen und trugen sie in ihre Hütten. Dieser Raub verwickelte Rom in Krieg mit den Nachbarstädten. Da diese aber einzeln und ohne gehörige Vorbereitung angriffen, wurden sie leicht besiegt, mit Ausnahme der Sabiner. Diese eroberten durch Verrat die Burg auf dem Kapitolinus, und am Fuße des Hügels kam es zu einem erbitterten Kampfe. Während desselben stürzten sich die geraubten Sabinerinnen zwischen die Kämpfenden und stifteten Frieden. Es wurde beschlossen, daß Römer und Sabiner sich zu einem Volke vereinigen sollten. Die Sabiner zogen nach Rom, und es wurde noch ein dritter Hügel, der Quiriualis, zur Stadt gezogen. Auf diese Weise wurde Roms Macht ansehnlich vermehrt. b) Die Verfassung des neuen Staates. Das Königtum war nicht erblich, sondern der König wurde auf Lebenszeit gewählt. Derselbe war der oberste Priester, Feldherr und Richter und hatte die ganze vollziehende Gewalt. Wenn er öffentlich erschien, begleiteten ihn zwölf Gerichtsdiener (Liktoren); diese trugen Rutenbündel mit Beilen, zum

8. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 2

1897 - Breslau : Handel
2 A. Aus der griechischen Geschichte. Jthaka. Der tapferste der Helden war Achilles, der Sohn des Peleus und der Thetis. Derselbe war unverwundbar. Seine Mutter hatte ihn gleich nach der Geburt in die Fluten des Styx*) getaucht; nur die Ferse, an der sie ihn gehalten hatte, war verwundbar geblieben. So viele Helden vermochten die Trojaner den Griechen nicht entgegenzustellen. Ihr gefürchtetster Kriegsmann war Hektor, der älteste Sohn des Priamus. Auch Äneas, der Sohn des Anchises, galt als tapferer Held. Paris dagegen, welcher den Krieg auf so schmachvolle Art veranlaßt hatte, war ein Feigling. Die Kämpfe vor Troja. Auf 1200 Schiffen setzten die Griechen nach der asiatischen Küste über und landeten glücklich vor Troja. Diese Stadt war durch starke Mauern und Thürme befestigt und wurde von dem zahlreichen Heere der Trojaner und ihrer Bundesgenossen tapfer verteidigt. Da ein Götterspruch den Griechen verkündete, daß sie Troja erst im zehnten Jahre der Belagerung erobern würden, zogen sie ihre Schiffe aufs Land und errichteten zwischen dem Strande und der Stadt ein befestigtes Lager. Ein Teil des griechischen Heeres zerstreute sich in der Umgegend, eroberte und plünderte die benachbarten Städte und brachte oft reiche Beute ins Lager zurück. Auf der weiten Ebene zwischen der Stadt und dem Lager stellten sich die beiderseitigen Heere fast täglich kampfbereit auf; es kam aber selten zu einem allgemeinen Kampfe, sondern meist nur zu Zweikämpfen zwischen hervorragenden Helden. Der Tod Hektors. Im zehnten Jahre der Belagerung entstand zwischen Agamemnon und Achilles ein Zerwürfnis. Infolgedessen zog sich Achilles mit den Seinen vom Kampfe zurück. Nun wandte sich das Glück auf die Seite der. Trojaner. Die Griechen wurden geschlagen, zu ihren Schiffen zurückgetrieben und dachten schon an schimpflichen Rückzug. Da wurde in einem der Kämpfe Patroklus, der Freund des Achilles, von Hektor getötet. Voll Wut erhob sich Achilles und stürzte sich ins Kampfgewühl. Wie Spreu vor dem Winde, so stoben die Trojaner vor Achilles auseinander. Aber einen Feind nach dem andern durchbohrte er; Hunderte trieb er in den Fluß Skamander, so daß dessen Fluten durch die Leichen sich stauten. Aber der Tod von Tausenden konnte den Rachedurst des Achilles nicht stillen; er suchte Hektor, der seinen Freund getötet hatte. Hektor hatte sich auf Bitten seiner Gemahlin Andromache während des Tages vom Kampfe fern gehalten und erschien erst gegen Abend auf dem Schlachtfelde. Kaum erblickte ihn Achilles, so trieb er frohlockend die Rosse seines Streitwagens gegen den gehaßten Feind. Vor dem fürchterlichen Freudengeschrei des Achilles erbebte dem sonst so tapfern *) Der Styx war nach Ansicht der Griechen ein Fluß,^der die Unterwelt umfloß. Die Seelen der Gestorbenen, die man sich als wesenlose Schatten dachte, wurden über diesen Fluß durch einen Fährmann, Charon, gesetzt, dem als Fährgeld ein Obolus (etwa 0,13 M) entrichtet werden mußte. Jenseit des Styx lag der Eingang in die Unterwelt, der von dem dreiköpfigen Höllenhunde Cerberus bewacht wurde.

9. Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte - S. 34

1907 - Leipzig : Dürr
34 Die griechische Geschichte. Der Fremde war an sich im griechischen Gemeinwesen rechtlos. Doch stand er unter dem Schutze der Gastfreundschaft, deren Hüter der Göttervater Zeus selbst war. *) Dem Gaste wurde bei seiner Ankunft ein Bad bereitet, darauf wurde er zum lecker hergerichteten Mahle geführt. Erst nach beendetem Schmause pflegte man nach dem Namen, Herkunft und Reisezweck zu fragen. Zur Heimreise stellte man dem Fremdling einen Wagen oder ein Schiff zur Verfügung. (Odysseus bei den Phäaken.) 3. Tie politischen Verhältnisse. An der Spitze des griechischen Gemeinwesens dieser Zeit steht der König, der seinen Stammbaum stets auf einen Sohn des Zeus zurückführt. Schon aus diesem Grunde bringt man ihm Achtung und Gehorsam entgegen. In seiner Königsburg, dem ummauerten Herrensitz, versammelt er die Edlen zu fröhlichem Mahle oder zu ernster Beratung. Denn wenn dem Könige auch die Rechte des obersten Heerführers, Richters und Priesters zustehen, so herrscht er doch nicht unumschränkt. Die adligen Großgrundbesitzer, die Edlen, die Geronten oder Ältesten, auch selbst zuweilen Könige genannt, stehen ihm beratend zur Seite; der König ist eigentlich nur der Erste unter Gleichen. Außer den Einkünften aus einem besonderen Krongut erhielt der Herrscher Gaben vom ganzen Volke zur Bestreitung seines königlichen Haushalts, wofür er wieder die Geronten bewirten und fremde Gäste bei sich aufnehmen und mit Gastgeschenken ehren mußte. Die Volks-gemeiude wurde selten berufen und hatte nur die Befehle des Königs oder die Beschlüsse der Ältesten entgegenzunehmen, ohne mitbeschließen zu dürfen. Je mehr der Reichtum der adligen Großgrundbesitzer stieg, um so größer wurde ihr Einfluß, um fo mehr sank die Macht und das Ansehen des Königs. Am Ende dieses Zeitraumes trat infolgedessen in den meisten griechischen Gemeinwesen an die Stelle des Königtums die Herrschaft der adligen Geschlechter, die aus ihrer Mitte die nötigen Beamten, die Feldherrn, Richter und Priester wählten. Unter der Regierung der Geschlechter wurde meist von einer Berufung der Volksgemeinde völlig abgesehen. § 13. Die religiösen Vorstellungen des griechischen Holkes. 1. Der Ursprung und die Entwicklung der griechischen Religion. Auch von einer einheitlichen Volksreligion kann erst in der Zeit nach den großen Wanderungen gesprochen werden. 2) Schiller, Die Kraniche des Jbykus: „Sei uns der Gastliche gewogen, der von dem Fremdling wehrt die Schmach."

10. Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte - S. 110

1907 - Leipzig : Dürr
110 Die römische Geschichte. Kelten nahmen die fruchtbare Potiefebene in Besitz und schreckten von dort aus die übrigen Völker Italiens durch ihre räuberischen Einfälle (§ 34, 1), bis sie von den Römern unterworfen wurden (§ 37, 2, b). I. Periode. Roms allmähliches Erstarken bis zur? Uorcherrschaft in Italien. I. Das Werden des römischen Stadtstaates. § 30. Die älteste Zeit nach der Lage. 1. Tie Gründung Roms, a) Tie Niederlassung der geflohenen Trojaner in Latium. Als Troja von den Griechen erobert worden war (S. 21), gelang es dem tapferen Äneas mit seinem unmündigen Sohne A s k a n i n s i) und einer kleinen Schar rüstiger Krieger sich durch eilige Flucht zu retten. Nach vielen Irrfahrten kamen die ermatteten Helden an die Küste von Latium, wo sie von dem Könige der Latine/ gast-srenndlich aufgenommen wurden. Dieser gab dem edlen Fremdling, den er lieb gewonnen hatte, sogar seine Tochter zur Gattin. Nach dem Tode des Königs beherrschte Äneas kräftig und weise die vereinigten Latiner und Trojaner. Askanius gründete, nachdem sein Vater in einer Schlacht tapfer kämpfend gefallen war, am Albanergebirge eine neue Stadt Alba Longa, die an Bracht und Ansehen bald alle anderen latinischen Städte übertraf und daher zum Haupte eines Bundes von 30 Städten wurde. b) Die neue Stadt auf dem Palatinischen Hügel. Ungefähr 400 ^ahre nach dem Tode des Askanius verdrängte einer feiner Nachkommen, der herrschsüchtige Amulius, seinen älteren Bruder Numitor vom .thione, ließ bessert Sohn töten und machte dessen Tochter zur Priesterin der Göttin Vesta, woburch sie gezwungen würde, ehelos zu bleiben. Dennoch gebar die Priesterin vom Kriegsgotte Mars Zwillingssöhne, die aus Befehl des Amulius im Tiber ausgesetzt werben sollten, währenb die unglückliche Mutter lebeubig eingemauert würde. Die beibett *) Auch Julus genannt.
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